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Verzweiflung und Niedergeschlagenheit wegen Unmengen Irrer und Vollidioten?

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Begonnen von Dolph, 31. Oktober 2012, 23:07:14

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The Doctrix

Ich habe das bisher nicht ganz mitbekommen - welchen Avatar hatte Dolph denn vorher?
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

P.Stibbons

Der erste Versuch war Jürgen Fliege  ::)

Ich denke, das ist alles nicht so wirklich Ernst gemeint... :kaffee

The Doctrix

@ Dolph:

Auch von mir ein verspätetes Willkommen!

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst, mir geht es manchmal auch so. Aber dann sage ich mir immer wieder, dass es nicht meine Aufgabe ist, alle Menschen zu retten. Jeder hat nun einmal das Recht, Unfug mit sich selber anzustellen. Was man tun kann, ist Aufklärung zu betreiben. Aber man sollte sich hüten, die Menschen in Richtung der Ratio zu drängen - diesen Weg müssen sie schon alleine gehen. Weil sie sich sonst wieder genau so abhängig machen, wie von den Eso-Spinnern.

Was sich sonst noch so an Aggressionen anstaut, lasse ich in manchen Blogs oder Foren unter diversen Nicks raus. Bin zwar schon des öfteren deswegen abgemahnt worden, aber es hilft ungemein. Und man kann dann im Alltag, wenn es wirklich darauf ankommt, ruhiger und strukturierter an die Menschen herangehen - nicht zuletzt, weil man bestimmte argumentative Situationen schon des öfteren durchgespielt und daher die passenden Argumente parat hat.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

The Doctrix

Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Dolph

Verstehe ich auch nicht. Jürgen Fliege ist mein großes Vorbild in Sachen Abgebrühtheit.

P.Stibbons

Zitat von: The Doctor am 02. November 2012, 11:36:02
Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 11:24:26
Ich denke, das ist alles nicht so wirklich Ernst gemeint... :kaffee

Wie kommst Du darauf?
Ich meinte die Nicks - ich war beim Entstehungsprozess "live dabei", daher denke ich, dass es ein interaktiver Jux war.
Das Inhaltliche ist klar ernst gemeint - davon geh ich jedenfalls aus.
ZitatJürgen Fliege ist mein großes Vorbild in Sachen Abgebrühtheit.
Wenn du ihn als schmückend und zierend empfindest, Dolph... :grins
Wer war nochmal der zweite? - Frankenstein oder Mr.Hide oder einer, auf den ich grad nicht komme...

Dolph

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 11:40:05
Wenn du ihn als schmückend und zierend empfindest, Dolph... :grins

Manchmal stehe ich sogar nachts auf und stelle mich vor den Spiegel, um dieses schmierig diabolische Lächeln zu üben.

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 11:40:05
Wer war nochmal der zweite? - Frankenstein oder Mr.Hide oder einer, auf den ich grad nicht komme...

Mein alter Freund und Lieblingswissenschaftler, Dr. Mabuse.

P.Stibbons

Zitat
ZitatZitat von: P.Stibbons am Heute um 14:40:05
Wer war nochmal der zweite? - Frankenstein oder Mr.Hide oder einer, auf den ich grad nicht komme...
Mein alter Freund und Lieblingswissenschaftler, Dr. Mabuse.

Siehste, mein ich doch.
So'n durchgeknallter Psychodoc/ Mediziner eben.
Was uns wieder zu Moniz und den frühen psychiatrischen/neurochirurgischen Scheußlichkeiten bringt...

Implizites Thema bleibt also die albtraumartige Furcht vor den möglichen Grenzüberschreitungen der Neurowissenschaften, analysiere ich messerscharf fern (was ich nicht darf)  8)


Dolph

Eigentlich nicht wirklich.  :laugh:

Wobei man, wenn man sich in die aktuelle Psychopharmakologie der letzen ~40 Jahre reinkniet, auch zuweilen ein wenig ins Grübeln kommen kann. Immerhin ist dieses teils doch sehr erratische "Herumrühren" in Neurotransmittern aber zumindest in der Regel weitgehend reversibel, eben im Gegensatz zum "Herumrühren" mit Chirurgenstahl...

P.Stibbons

ZitatWobei man, wenn man sich in die aktuelle Psychopharmakologie der letzen ~40 Jahre reinkniet, auch zuweilen ein wenig ins Grübeln kommen kann.

Die frühen Neuroleptika waren Keulen. Man konnte die Patienten in der Fußgängerzone an Gang, Mimik und Körperhaltung erkennen. Aber immerhin ermöglichte diese Medikation die Anfänge der ambulanten Psychiatrie.
ZitatImmerhin ist dieses teils doch sehr erratische "Herumrühren" in Neurotransmittern aber zumindest in der Regel weitgehend reversibel

Erratisch ist das u.a. manchmal deshalb, weil in der Praxis oft die zeitnahe Rückmeldung zum Finden einer individuell passenden Dosierung fehlt.
Dies gilt besonders für das MPH - und hier wiederum halte ich persönlich für eine schlechte Entwicklung, dass für Erwachsene nach wie vor keine kurz wirksamen Präparate zugelassen sind. Für Schichtarbeiter eine Katastrophe.

Zentrale (und deutlich persönlichkeitsmodulierende!) Wirkungen haben übrigens auch Beta-Blocker - und natürlich Nikotin.
Da kräht aber kein Hahn deswegen.
Wie so oft geht es bei all diesen Medikamenten um ein Abwägen von Nutzen und Schaden.
Mein Hauptkritikpunkt an der Versorgung von psychisch Kranken (es kann jeden erwischen..) ist, dass es viel zu wenig unterstützende Maßnahmen zur Wiedereingliederung und Teilhabe gibt und nach wie vor viel gesellschaftliche Stigmatisierung bzw Unwissen. Daran hat die undifferenziert pharmakritische  Medienberichterstattung leider auch ihren Anteil.  :(

P.Stibbons

Damit wir nicht allzu sehr ins OT abdriften, hole ich diesen Kommentar von dir mal wieder vor:
Zitat von: Dolph am 01. November 2012, 12:13:18
Zitat von: P.Stibbons am 01. November 2012, 11:51:12
Die Ratio hat für dich offenbar einen maximal hohen Stellenwert:

Was würde es für dein Selbstverständnis bedeuten, wenn deine kognitiven Fähigkeiten z.B. plötzlich durch eine Depression eingeschränkt würden, wie sie jeden Menschen im Laufe des Lebens befallen kann?

Da ich seit über 10 Jahren permanent und ziemlich therapieresistent dysthym lebe kann ich dir durchaus versichern, dass man deswegen nicht plötzlich anfängt an Erdgeister oder Chemtrails zu glauben. Kognitive Defizite im Sinne von sich nicht vernünftig konzentrieren zu können oder z.B. Lernschwierigkeiten zu entwickeln ist etwas anderes, als der Verlust des Kontakts zur Realität.

Um bei deiner Pathologie-Analogie zu bleiben, ich fände den Vergleich mit einer schizophrenen Psychose passender. Während eines Praktikums auf einer geschlossenen Abteilung hat mich mal ein Patient davon zu überzeugen versucht, dass "irgendwas mit dem Sonnenuntergang nicht stimme", bzw. dass "da doch irgendwas dran gedreht wurde". Da drängten sich mir dann gewisse Parallelen zu anderen Phänomenen doch sehr auf.
Um deine Frage zu beantworten, ich würde mich in einem SOLCHEN Zustand, quasi abstrakt aus der Distanz betrachtet, nicht mehr als mich selbst definieren. Während man allerdings in einem solchen Fall die Verkennung der Umwelt durch Neuroleptika ziemlich zuverlässig wieder ins rechte Lot rücken kann, möchte man den vermeintlich "gesunden" Zeitgenossen mit entsprechenden Problemen einfach nur auf die Brust trommeln und sie anflehen, doch bitte endlich mal die Augen zu öffnen.

Über die Parallelen von Wahn und dem esoterischen Bemühen, natürliche Phänomene übernatürlich zu deuten bzw einen verborgenen Sinn hinein zu interpretieren, haben wir hier im Forum schon mehrfach sinniert.
Ein entkoppeltes bzw Amok laufendes Bedürfnis nach Mustererkennung?
Andererseits ist das freie Assoziieren (also ein Loslassen der strengen analytischen Kontrolle) Bedingung für kreatives Denken und Schaffen.

Dolph

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 13:07:23
Daran hat die undifferenziert pharmakritische  Medienberichterstattung leider auch ihren Anteil.  :(

Ja und nein. Der sehr... nun ja, sagen wir mal "selektive" Umgang mit Forschungsergebnissen seitens der Industrie ist daran mindestens genauso beteiligt. Das dadurch nicht ganz unbegründete Misstrauen gegen vermeintliche Innovationen wird so schnell nicht aus der Welt zu schaffen sein, und das ist vielleicht nicht mal so ganz schlecht.

Nicht falsch verstehen bitte, ich bin absolut nicht pharmakophob, eher im Gegenteil, aber da liegt auch bei wohlwollender Betrachtung so einiges im Argen.
Ein schönes Beispiel an dem man die entsprechenden Prozesse sehr gut nachvollziehen kann sind die COX2-Hemmer, deren desaströses Risikoprofil den Herstellern schon in frühen Phasen der Entwicklung voll bewusst war. Ich glaube das arznei-telegramm hatte diese ganze Affäre mal sehr gut aufgearbeitet, bin mir aber jetzt gerade nicht ganz sicher und finde den Link nicht. Die vorliegenden Unterlagen lassen jedenfalls keinerlei Zweifel aufkommen. Meiner Ansicht nach stimmt hier einfach etwas bei der Zuordnung von Verantwortung nicht, wenn so ein Mist dann trotzdem zu Markte gelassen werden kann.

Oder um beim Beispiel Psychopharmaka zu bleiben, wie konnte noch im Jahr 1998 so ein GAU wie Reboxetin auf den Markt kommen? Wohlgemerkt, Pfizer wusste ebenfalls sehr genau, dass das Zeug keinen Deut besser wirkt als Placebo. Was ist das, wenn man suizidgefährdete Patienten wissentlich ein Placebo schlucken lässt? Fahrlässige Tötung? Oder angesichts des stolzen Preises dieses Placebos dann vielleicht doch schon Mord? Ich meine, bei Homöopathen würden wir mir mit dieser Schlussfolgerung doch auch nicht lange fackeln, oder?

EDIT/ Merke gerade, dass das nicht unbedingt eine Entgegnung auf deine Aussage hinsichtlich (Re-)Integration etc. war. Du hast natürlich Recht.  ;)

P.Stibbons

ZitatOder um beim Beispiel Psychopharmaka zu bleiben, wie konnte noch im Jahr 1998 so ein GAU wie Reboxetin auf den Markt kommen? Wohlgemerkt, Pfizer wusste ebenfalls sehr genau, dass das Zeug keinen Deut besser wirkt als Placebo. Was ist das, wenn man suizidgefährdete Patienten wissentlich ein Placebo schlucken lässt? Fahrlässige Tötung? Oder angesichts des stolzen Preises dieses Placebos dann vielleicht doch schon Mord? Ich meine, bei Homöopathen würden wir mir mit dieser Schlussfolgerung doch auch nicht lange fackeln, oder?

Da gebe ich dir Recht. Im Bereich Antidepressiva ist es allerdings ohnehin schwierig, einen wirklichen Nutzen vom Placebo-Effekt zu unterscheiden, da die Wirkung häufig erst nach ca 3 Wochen erkennbar ist und depressive Episoden auch von allein bis dahin abklingen können. (Begleitende spezifische Psychotherapie sollte die Regel und nicht die Ausnahme sein.)
Gefahr von Suizidalität besteht vor allem dann, wenn das Medikament die Antriebsstörung verbessert, nicht jedoch die trostlose Stimmung.  :o

Glücklicher Weise haben wir aber mehr und mehr funktionierende Kontrollinstanzen; im Fall Reboxetin sei an das IQWiG erinnert:
https://www.iqwig.de/pfizer-haelt-studien-unter-verschluss.868.html?random=97bc25

Zitathttp://de.wikipedia.org/wiki/Reboxetin
Reboxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI), der in Deutschland zur Behandlung von Depressionen zugelassen ist. Außer diesem zugelassenen Anwendungsgebiet wird es auch im so genannten Off-Label-Gebrauch bei Panikstörungen und bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung eingesetzt.

Reboxetin wurde von Farmitalia patentiert. Generika sind auf dem deutschen Markt bislang nicht erhältlich.

In den USA ist es aufgrund negativer Studien zur Wirksamkeit nicht zugelassen. In Deutschland verweigerte der Hersteller Pfizer die Herausgabe von Studiendaten zur Bewertung an das IQWiG.[3] Im November 2009 kam das IQWIG nach einer Auswertung von Studien zu der Einschätzung, dass ein Nutzen des Medikaments nicht nachgewiesen werden kann.[4] Reboxetin wird daher in Deutschland seit dem 1. April 2011 nicht mehr von der GKV erstattet.[5]

Dolph

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 13:43:03
Im Bereich Antidepressiva ist es allerdings ohnehin schwierig, einen wirklichen Nutzen vom Placebo-Effekt zu unterscheiden, da die Wirkung häufig erst nach ca 3 Wochen erkennbar ist und depressive Episoden auch von allein bis dahin abklingen können.

Das gilt natürlich im individuellen Einzelfall, ist im Rahmen einer randomisierten Studie von hinreichender Größe aber eine Trivialität. Nichts desto trotz ist die Wirksamkeit gerade neuerer ADs im Vergleich zu Placebo sowohl in Studien als auch klinisch ziemlich ernüchternd. Nach meiner Beobachtung sind in schweren Fällen und bei stationärer Behandlung nach wie vor Imipramin und insbesondere Doxepin King of the Hill.

P.Stibbons

ZitatNichts desto trotz ist die Wirksamkeit gerade neuerer ADs im Vergleich zu Placebo sowohl in Studien als auch klinisch ziemlich ernüchternd. Nach meiner Beobachtung sind in schweren Fällen und bei stationärer Behandlung nach wie vor Imipramin und insbesondere Doxepin King of the Hill.

Ich frage mich seit längerem, ob die gesamte psychiatrische Krankheitslehre nicht überarbeitet gehört...

Seit wir mehr über ADHS wissen, ist davon auszugehen, dass gerade bei Frauen eine schwer behandelbare Depression auch mal durch eine unerkannte ADS (also Träumer-Typ oder Mischtyp mit hohem Träumer-Anteil) dauer-befeuert wird.

Mit einem Antidepressivum wird ein solcher Mensch u.U. noch weiter "in den Keller" gefahren.

Aber das alles sprengt jetzt den Thread, der noch dazu im Smalltalk-Board angesiedelt ist.