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Begonnen von Groucho, 09. Mai 2016, 22:28:44

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LaDeesse

Parkplatz einer typischen Kita in der Innenstadt Münchens:



ZitatIst das die Zukunft der Mobilität? Immer öfter entscheiden sich Autofahrer nicht mehr für einen der bislang so beliebten SUVs. Stattdessen setzen sie auf Panzer, die noch großzügigere Maße sowie mehr Sicherheit bieten.
Gerade in Großstädten wie Berlin, München oder Köln sieht man die gepanzerten Kettenfahrzeuge immer häufiger im Straßenverkehr. Dabei beeindrucken die Gefährte nicht nur durch ihre schiere Größe.
"Panzerfahren ist einfach ein Lebensgefühl und stellt für mich auch die logische Weiterentwicklung des SUVs dar", erklärt Karl-Heinz Drehner (47) aus Berlin-Mitte, der täglich mit einem Leopard 2 zu seinem dreieinhalb Kilometer entfernten Arbeitsplatz pendelt. "Mit 62 Tonnen Gewicht und 1500 PS Leistung steck ich jeden Audi Quattro locker in die Tasche. Und geländegängiger ist mein Panzer auch allemal."

https://www.der-postillon.com/2019/01/suv-panzer.html

71hAhmed

Fahrbericht für den geneigten Interessenten deutscher Produkte. :teufel

LaDeesse


Scipio

Hallo Leute,

Ich habe gestern folgenden Artikel zur "Europa Pass Aktion" gelesen:

https://ze.tt/europa22-warum-es-problematisch-ist-dass-alle-ploetzlich-einen-eu-pass-posten/

Derzeit ist es wohl gerade in Mode sich mit einem europäischen Pass im Internet zu zeigen. Ich Frage mich, ob dass nicht eine Art von europäischem Nationalismus ist, mit allen unschönen Folgen die Nationalismus mit sich bringt?

celsus

Von den Nationalisten wird das offenbar als Antinationalismus aufgefasst, wenn ich so das Geschrei auf Twitter sehe.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Belbo

Zitat von: Scipio am 23. Februar 2019, 21:48:48
Hallo Leute,

Ich habe gestern folgenden Artikel zur "Europa Pass Aktion" gelesen:

https://ze.tt/europa22-warum-es-problematisch-ist-dass-alle-ploetzlich-einen-eu-pass-posten/

Derzeit ist es wohl gerade in Mode sich mit einem europäischen Pass im Internet zu zeigen. Ich Frage mich, ob dass nicht eine Art von europäischem Nationalismus ist, mit allen unschönen Folgen die Nationalismus mit sich bringt?

Eher das Gegenteil, es soll ja innerhalb Europas dem neuen Nationalismus entgegenwirken und nicht dazu dienen Nichteuropäer auszugrenzen. Die Kampagne wird mit dieser Rethorik von Nationalisten oder von krampfhaft "ein Haar in der Suppe findenden" Linken bekämpft.

Typee

Zitat von: Belbo am 24. Februar 2019, 09:12:01

Eher das Gegenteil, es soll ja innerhalb Europas dem neuen Nationalismus entgegenwirken und nicht dazu dienen Nichteuropäer auszugrenzen. Die Kampagne wird mit dieser Rethorik von Nationalisten oder von krampfhaft "ein Haar in der Suppe findenden" Linken bekämpft.

So sehe ich das auch. Eine "europäische Nation" hat es nie gegeben und wird es im herkömmlichen Sinne nie geben, der Europagedanke beruht darauf, die Staatlichkeit von Begriffen wie Volk oder Nation gerade abzukoppeln und nur noch territorial zu definieren. Das hat, abgesehen von der beherrschenden ökonomischen Ausformung, nun wirklich gute Gründe. Wer's bezweifelt, schaue sich einmal an, wozu die gegenläufige Idee der von einem "Selbstbestimmungsrecht der Völker" geformten Nationalstaaten und-stäätchen auf dem Balkan geführt hat. Dort überlegt man gerade im Ernst, ein Land, das knapp halb so groß ist wie Rheinland-Pfalz, in zwei ethnisch bereinigte Nationalstaaten aufzuteilen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Scipio

Dem könnte man jetzt entgegen halten, das Vielvölkerstaaten auch wieder zerfallen sind. Ich denke da nur an Östereich-ungarn und Jugoslavien.

sailor

Die Vielvölkerstaaten sind zerfallen, weil es an Mechanismen zur Repräsentation fehlte. Ö-U zB hatte als einen großen Konflikt den zwischen "Deutschen" und Magyaren, nach der Klärung dessen kamen die Tschechen, Slowaken, Italiener, u.a. mit ihren Nationalismen um die Ecke, was wiederrum Verlustängste bei den "Deutschen" auslöste. Das bedeutete aber nicht, dass dieser Vielvölkerstaat nicht erfolgreich war, vor dem 1. Weltkrieg wies Ö-U sehr stabile Wachstumszahlen auf und das nicht nur in den Kernlanden. Das Selbstbewusstsein der Nationalitäten wuchs mit dem wirtschaftlichen Erfolg.

Ein weiterer zerfallener Vielvölkerstaat war die UdSSR/das russische Zarenreich. Vor allem die UdSSR konnte ihre Versprechen nie halten, einen gleichmäßigen Fortschritt für alle Völkerschaften zu garantieren. Dazu kam russischer Kolonialismus (die gezielte Umsiedlung russischer Bevölkerungsteile in "nichtrussische" Volksrepubliken wie die Ostukraine, Kasachstan und Sibirien). Was der Zerfall der UdSSR und Jugoslawiens gemeinsam haben: In beiden Fällen kamen die regionalen Wahlen vor den Wahlen für die Union, was nationalistischen Wahlkampf begünstigte (die lokale Mehrheit wurde zuerst "geködert", anstatt ethnienübergreifenden Wahlkampf für das gesamte Land zu ermutigen). Eine lesenswerte Analyse dazu gibts bei Samuel Huntington (Clash of civilisations). Man muss nicht mit ihm übereinstimmen, aber er hat entsprechende Mechanismen gut theoretisiert und unterlegt.

Belbo

Zitat von: Scipio am 24. Februar 2019, 20:42:56
Dem könnte man jetzt entgegen halten, das Vielvölkerstaaten auch wieder zerfallen sind. Ich denke da nur an Östereich-ungarn und Jugoslavien.

Könnte man, die Frage bleibt halt ob sie aus eigenem Antrieb (EU, USA) oder auf Grund von Kolonialismus entstanden sind...

Schwuppdiwupp

Das ist der springende Punkt.

(Obwohl ein Erbsenzähler wahrscheinlich anmerken würde, dass es eher der Imperialismus war. Ich weiß es aber auch nicht genau.)
Ach, was weiß denn ich ...

Typee

Zitat von: Belbo am 25. Februar 2019, 14:34:10
Zitat von: Scipio am 24. Februar 2019, 20:42:56
Dem könnte man jetzt entgegen halten, das Vielvölkerstaaten auch wieder zerfallen sind. Ich denke da nur an Östereich-ungarn und Jugoslavien.

Könnte man, die Frage bleibt halt ob sie aus eigenem Antrieb (EU, USA) oder auf Grund von Kolonialismus entstanden sind...

Na ja, mir ging es eigentlich auch nur darum, dass die Ausübung von Hoheitsrechten vernünftiger territorial als ethnisch oder religiös definiert und abgegrenzt wird. So lange grundlegende Bürgerrechte garantiert werden, wäre es mir auch ziemlich gleichgültig, als was man mich ethnisch zu bezeichnen hätte. Aber leben wir in vernünftigen Zeiten? Die spanische Verfassung zum Beispiel garantiert alles, was Küche und Keller da zu bieten haben, von der MRK bis zur vollständigen inhaltlichen Verweisung auf die Magna Charta, und trotzdem faseln Separatisten etwas von Befreiung und machen praktische Nutzanwendungen daraus. Die europäische Idee büßt von ihrer Vernünftigkeit dadurch nichts ein.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Belbo

Wahrscheinlich ist genau desswegen Bayern ein Freistaat mit eigener Verfassung.


Typee

Zitat von: Belbo am 26. Februar 2019, 07:20:09
Wahrscheinlich ist genau desswegen Bayern ein Freistaat mit eigener Verfassung.

Ja, das ist Verbalfolklore. Das Grundgesetz kennt nur Bundesländer. Wenn einige davon (genau zwei - Sachsen nennt sich auch so) auf ihrem eigenen Wording bestehen, soll man sie halt lassen, das stört niemanden und frisst kein Brot. Es gibt übrigens auch eine ganze Reihe von Staatsgebilden, die sich Republik nennen, aber alles andere als eine res publica sind.
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