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Gesellschaftsfeindlich

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Begonnen von Kinderarzt, 15. Februar 2009, 23:36:51

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rincewind

Zitat von: mandelkern am 22. Februar 2009, 10:45:21
Ich verstehe nicht, warum Ihr hier eine Lanze brechen müsst für das bestehende Gesundheitssystem.

Ich glaube nicht, dass es hier viele Fans von Ulla Schmidt gibt, wenn überhaupt einen.
Leider wird halt oft Methode (EBM) und das System, in welcher diese stattfindet, in einen Topf geworfen und pauschal draufgekloppt, was regelmäßig zu völlig sinnlosen Diskussionen führt.

Zitat
Wäre alles o.k., würde nicht schon jahrelang daran herumreformiert und keine Ärzte und Pfleger mittlerweile streiken und demonstrieren.

Behauptet doch niemand.

Zitat
Wie wäre es mit einer teilweise oder völlig steuerfinanzierten Lösung (Niederlande,Dänemark)? Dann tragen ALLE dazu bei, nicht nur Arbeitnehmer und Unternehmer.

Nur am Rande: Woher kommen Steuern, wenn nicht von Unternehmen und Arbeitnehmern?

Zitat
Ich vermute (ohne es beweisen zu können), Eure Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem sind bislang eher theoretisch.

Die Vermutung ist völlig falsch.

Zitat
Das ist ein Privileg der Jugend, freut Euch, wenn Ihr das System nicht beanspruchen müsst.

Daraus folgend auch diese Aussage.

Zitat
Vielleicht verteidigt Ihr aber auch den Status quo nur deshalb, weil Ihr sonst einräumen müsstet, dass es gute (s.o.) Gründe hat,
warum sich so viele Menschen alternativen Heilmethoden zuwenden!

Klar gibt es dafür Gründe. Die sind bekannt. Aber mit Sicherheit gehören bessere Heilerfolge nicht dazu. Und nur darum kann es letztlich gehen.

Zitat
Aber über Volksverblödung und Aberglauben zu wettern macht einfach viel mehr Spass.

Wo ist da der Unterschied?








[/quote]

mandelkern

ZitatNur am Rande: Woher kommen Steuern, wenn nicht von Unternehmen und Arbeitnehmern?

Von Selbständigen und Freiberuflern, von Beziehern von Kapitaleinkünften, von Mehrwertsteuereinnahmen usw usw
Die Erwerbsquote in D liegt bei ca. 52,5 %, daraus muss derzeit die Versorgung aller anderen (Selbstzahler ausgenommen) finanziert werden.

Nein, die Probleme des Systems rechtfertigen nicht die Einnahme dubioser Mittelchen.

Diese lassen sich nur deshalb verkaufen, weil Kranke, die keine Hilfe bekommen, zu jedem Mittel greifen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Denn woher soll ein Patient wissen, ob er bloss an schlechte Ärzte geraten ist oder ob ihm die etablierte Medizin tatsächlich nicht helfen kann?

Derrick

EINE steuerfinanzierte KK statt der vielen ist vielleicht keine schlechte Idee. Die KK´s müßten dann nicht mit dubiosen Mehrleistungen um Kunden buhlen (übrigens, die "Verwandlung" vom Patienten hin zum Kunden ist ein Hauptproblem, mE) und ALLE wären Teil der Solidargemeinschaft. Man könnte vermutlich auch irrsinnig viel Geld durch die Abschaffung von überflüssiger Bürokratie einsparen...[/utopie]

rincewind

Zitat von: mandelkern am 22. Februar 2009, 12:16:13
ZitatNur am Rande: Woher kommen Steuern, wenn nicht von Unternehmen und Arbeitnehmern?

Von Selbständigen und Freiberuflern, von Beziehern von Kapitaleinkünften, von Mehrwertsteuereinnahmen usw usw
Die Erwerbsquote in D liegt bei ca. 52,5 %, daraus muss derzeit die Versorgung aller anderen (Selbstzahler ausgenommen) finanziert werden.

Freiberufler sind für mich auch Unternehmer. Aber egal, müßig.

Zitat
Nein, die Probleme des Systems rechtfertigen nicht die Einnahme dubioser Mittelchen.

Diese lassen sich nur deshalb verkaufen, weil Kranke, die keine Hilfe bekommen, zu jedem Mittel greifen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Denn woher soll ein Patient wissen, ob er bloss an schlechte Ärzte geraten ist oder ob ihm die etablierte Medizin tatsächlich nicht helfen kann?

Das ist eine fast "systemfreie" Frage. Mit der Angst zu sterben kann man immer Geschäfte machen, egal in welchem System. Man darf aber bitte nicht übersehen, dass die Fälle, in denen ein Patient als "austherapiert" gilt und dann beim Alternativling Hilfe findet, extrem selten sind. Die Leute begeben sich üblicherweise im Vorfeld zum HP, und weil der Anteil an Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen, die auch ohne Behandlung verschwinden (Normalfall) finden sie halt die Alternativlinge gut, weil die können ja nach Zeit abrechnen und über Gott und die Welt plaudern. Dabei werden dann gerne ernsthafte Erkrankungen übersehen und am Ende steht dann eine Klinik, die das ausbaden darf und der böse Bube ist, wenn der Patient dort stirbt wegen zu später Behandlung.

Zudem, das Gesundheitssystem befindet sich in einer immer größeren Zwickmühle des Pareto-Prinzips. Krankheiten, an denen man früher einfach schlicht gestorben ist, oder mangels Diagnosemöglichkeiten gar nicht erkannt hat - darüber gab es nichts zu diskutieren, es war so. Heute kommen wir halt in einen Bereich, der immer mehr ermöglicht und dadurch immer teurer wird. D.h. irgendwann - ob man das nun zynisch findet oder nicht - werden Kosten-Nutzen Rechnungen einfach gemacht werden müssen. Das ist dann einfach eine gesellschaftliche Diskussion, was uns Gesundheit wert ist.



rincewind

Zitat von: Schlonz am 22. Februar 2009, 12:26:34
EINE steuerfinanzierte KK statt der vielen ist vielleicht keine schlechte Idee.

Die Zahl der Kassen in D. ist absurd hoch. Eine gesetzliche für alle, und private für Zusatzleistungen. Fertig.

Zitat
Man könnte vermutlich auch irrsinnig viel Geld durch die Abschaffung von überflüssiger Bürokratie einsparen...[/utopie]

Allerdings. Niedergelassene Ärzte handeln ca. 80% aller Fälle ab, bekommen aber aus dem Topf nur ähnlich viel, wie das, was die Kassen für ihre Verwaltung verbraten.

mandelkern

Die Sache mit den "Befindlichkeitsstörungen", die normalerweise von selbst vergehen, sehe ich komplexer:
Sie können nämlich die Leistungsfähigkeit unmittelbar beeinflussen.
Wer hat heute noch den Freiraum, zu warten, bis es von selbst weggeht?
Nein, da muss gehandelt werden um schnellstmöglich wieder 100% einsatzfähig zu sein.
Wenn dann der Arzt nichts nachweisbares diagnostiziert, es also auch keine Therapie gibt, geht mancher zum HP: vielleicht fällt dem was hilfreiches ein.

Das zweite:
Nicht alle Befindlichkeitsstörungen sind banal. Manchmal sind sie auch die ersten Anzeichen einer ernsthafteren Erkrankung. Dann gibt es auch noch keine Diagnose und Therapie,(Werte sind noch im ziemlich breiten Normbereich) sondern erst, wenn die Krankheit fortgeschritten ist.
Zu diesem Zeitpunkt könnte noch prophylaktisch, mit Minimalinterventionen, der Ausbruch der Erkrankung verhindert werden, zum Nutzen des Patienten und des Gesundheitssystems.
Vielleicht leisten HPs gerade diese Minimalintervention, statt den Patienten zu beschämen (Hypochondrieverdacht!) mit der Diagnose "Ihnen fehlt nichts!"

Die pragmatischste Lösung ist deshalb wohl für viele, beides zu kombinieren.
Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankung auszuschliessen (in der Hoffnung, er übersieht nichts),
vom HP minimales und suggestives nutzen.
Entscheidend ist jedenfalls das Gefühl, aktiv etwas zu tun.
Weil die soziale Akzeptanz von Krankheit und Schwäche gegen Null tendiert.


Schau-ma-amoi

Zitat von: mandelkern am 23. Februar 2009, 09:00:14
Die Sache mit den "Befindlichkeitsstörungen", die normalerweise von selbst vergehen, sehe ich komplexer:
Sie können nämlich die Leistungsfähigkeit unmittelbar beeinflussen.
Wer hat heute noch den Freiraum, zu warten, bis es von selbst weggeht?
Nein, da muss gehandelt werden um schnellstmöglich wieder 100% einsatzfähig zu sein.
Wenn dann der Arzt nichts nachweisbares diagnostiziert, es also auch keine Therapie gibt, geht mancher zum HP: vielleicht fällt dem was hilfreiches ein

Gut, in D. Aber was machen etwa die Österreicher?  ;)

ZitatDie pragmatischste Lösung ist deshalb wohl für viele, beides zu kombinieren.
Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankung auszuschliessen (in der Hoffnung, er übersieht nichts),
vom HP minimales und suggestives nutzen.
Was ist minimal, was ist suggestiv?

ZitatEntscheidend ist jedenfalls das Gefühl, aktiv etwas zu tun.
Verständlich, aber nicht immer richtig.


mandelkern

ZitatGut, in D. Aber was machen etwa die Österreicher?   ;)
Die trinken Wurzelschnaps!  ;)

Was ist minimal?
Pflanzliche Präparate! Die wirken durchaus, verzehr mal ein Shit-Plätzchen...
Was ist suggestiv?
Alles, wovon ein Kranker glaubt, es könne ihm helfen.

Derrick

Shit-Plätzchen fallen unter das BTMG und dürfen von einem HP nicht verordnet werden.

cohen

Wozu sollte man mit Erkrankungen zum offensichtlichen Scharlatan gehen?
Das Geld kann man beim Frisör oder Fußpfleger sinnvoller anlegen und die hören einem auch zu.
Die Gesundheitstipps von denen dürften sogar noch besser sein, da sie ihr Geld nicht mit dem Verkauf von Voodoo verdienen.

mandelkern

Zitat von: Schlonz am 23. Februar 2009, 09:30:36
Shit-Plätzchen fallen unter das BTMG und dürfen von einem HP nicht verordnet werden.

Jaja.
Es ging mir darum: Viele Pflanzen sind Drogen und haben eine Wirkung auf den Körper.

Schau-ma-amoi

Zitat von: mandelkern am 23. Februar 2009, 09:27:51
ZitatGut, in D. Aber was machen etwa die Österreicher?   ;)
Die trinken Wurzelschnaps!  ;)
Da sauf ich lieber ein Stamperl.

ZitatAlles, wovon ein Kranker glaubt, es könne ihm helfen.

Das kann ins Auge gehen.

Du hast oben geschrieben, deine Schwiegermutter leide an MS.

Lies mal die Überschrift:
http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20070402104501AAQq6Ry

mandelkern

Zitat
ZitatAlles, wovon ein Kranker glaubt, es könne ihm helfen.

Das kann ins Auge gehen.

Du hast oben geschrieben, deine Schwiegermutter leide an MS.

Lies mal die Überschrift:
http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20070402104501AAQq6Ry


Meine Schwiegermutter hat sich damit abfinden müssen.
Gegen MS hilft derzeit nichts, man kann den Verlauf bestenfalls hinauszögern.
Da macht sich keiner Illusionen in unserer Familie.

Die Suggestion funktioniert nur, wenn sie nicht mit der überprüfbaren Wirklichkeit kollidiert.

Sie ist aber nicht wirkungslos, daran forscht jetzt die Psychoneuroimmunologie.

cohen

Zitat von: mandelkern am 23. Februar 2009, 09:58:06
Sie ist aber nicht wirkungslos, daran forscht jetzt die Psychoneuroimmunologie.

Und diese interessanten Forschungsansätze kannst Du uns sicher durch das Setzen von informativen Links aufzeigen.
Nur zu!

Hier finde ich übrigens nichts:
Immunmodulatorische Stufentherapie
der Multiplen Sklerose 
Aktuelle Therapieempfehlungen (September 2006)

mandelkern

Zitat von: cohen am 23. Februar 2009, 10:05:54
Zitat von: mandelkern am 23. Februar 2009, 09:58:06
Sie ist aber nicht wirkungslos, daran forscht jetzt die Psychoneuroimmunologie.

Und diese interessanten Forschungsansätze kannst Du uns sicher durch das Setzen von informativen Links aufzeigen.
Nur zu!

google kann helfen.
Aber als besonderen Service für dich der link zu Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychoneuroimmunologie

Nachtrag zur Klarstellung:
Ich behaupte keineswegs, dass Suggestionen MS heilen können, unterstelle mir nichts.
Wäre das so, hätten wir es genutzt. MS ist furchtbar.