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Ist die Giordano-Bruno-Stiftung auch für Schwachsinn offen?

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Begonnen von Maxi, 15. April 2012, 11:29:48

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Künstler

Da habe ich gerade das hier gefunden (Buchbesprechung: Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind - von Ulrich Leinhos-Heinke):

Zitat[...]

Die Parallelen aller dieser Ausdrucksweisen und Inhalte zu den Darstellungen Schmidt-Salomons sind augenfällig. Ich möchte nach diesen Ausführungen doch gerne von einer erheblichen Tendenz bei Schmidt-Salomon zu esoterisch-irrationalen Ansätzen sprechen, die in gravierendem Widerspruch zu dessen eigenem Anspruch (und dem der Giordano Bruno Stiftung) auf Rationalität und Wissenschaftlichkeit stehen.

[...]
11 Abschließende Empfehlung
Alle die zuvor genannten Kritikpunkte betrachtet, kann ich insgesamt nicht zur Lektüre raten: Die Darstellung wissenschaftlicher Grundlagen ist entschieden zu dünn und zu einseitig, um der Nichtfachfrau bzw. dem Nichtfachmann zuverlässige Hintergrundinformationen zu liefern; die Auseinandersetzung mit dem Gut-Böse-Paradigma geht von stark trivialisierenden Annahmen aus; die Religionskritik und die Argumentation zugunsten eines wissenschaftlich fundierten Atheismus ist viel zu undifferenziert, und die von Schmidt-Salomon vorgeschlagenen Folgerungen für Individuum, Kultur und Gesellschaft stützen sich auf eher esoterische Fundamente, gehen nicht über das Niveau der auf dem Buchmarkt allgegenwärtigen ,,Lebensratgeber" und ,,Glückversprecher" hinaus und sind damit für die mit den Herausforderungen der Praxis konfrontierten Psychologen, Mediziner, Pädagogen oder Juristen unergiebig – zusammen genommen: eine eher verzichtbare Veröffentlichung.


Quelle

Dr. Ici Wenn

Gerade gelesen. Eine sehr gute Kritik. MSS scheint sich einfach öfters mal an Themen zu wagen, die eine Nummer zu groß für ihn sind.

Adromir

http://hpd.de/node/13405
Das weiterfühende Interwiev find ich echt lesenswert

ZitatEs gibt aber ganze Bewegungen, vor allem in den USA, die sich an dieser "paläolithischen Kost" orientieren.

Eine Verherrlichung der Steinzeit ist Unsinn. Gut war das Essen der Menschen damals nur, wenn sie in moderatem Klima gelebt haben. Wenn alles da war und sie sich Pflanzen, Nüsse, Wild zusammensuchen konnten. Aber es gab Jäger und Sammler, die am Rande der Wüste gelebt haben. Oder im Permafrost, wo der Boden nie auftaute. Da gab es Fisch. Sonst nichts. Keine Blätter, keine Knollen. Die Idee, die Leute hätten früher gesünder gelebt, ist deshalb aus meiner Sicht verkehrt. Sie sind früher gestorben, haben Infektionen bekommen, haben sich mit verrotteter Nahrung vergiftet.

ULH

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 28. Mai 2012, 11:55:12Gerade gelesen. Eine sehr gute Kritik.

Danke für das Lob!

Tatsächlich teile ich die in den vorausgegangenen Posts geäußerten erheblichen Bedenken bezüglich der fachlichen Seriosität der GBS; und gerade der (Werbe-) Verweis auf eine Veranstaltung zur "evolutionären Ernährung" hat auch mich in meinem Misstrauen bestärkt.

Die Termini "Evolution" und "evolutionär" scheinen im Umfeld der GBS zunehmend für eine Art atheistischen Religionsersatzes herhalten zu müssen. Sehr bedenklich - und sehr kontraproduktiv.

Für weiterführende Fragen, Erwiderungen und Diskussionen stehe ich gerne zur Verfügung!

P.Stibbons


Dr. Ici Wenn

Hallo ULH,
willkommen!

Zitat von: ULH am 03. Juni 2012, 10:46:17
Tatsächlich teile ich die in den vorausgegangenen Posts geäußerten erheblichen Bedenken bezüglich der fachlichen Seriosität der GBS; und gerade der (Werbe-) Verweis auf eine Veranstaltung zur "evolutionären Ernährung" hat auch mich in meinem Misstrauen bestärkt.

Ist Dir diese Diskussion bekannt?

http://blog.psiram.com/?p=7446

Zitat
Die Termini "Evolution" und "evolutionär" scheinen im Umfeld der GBS zunehmend für eine Art atheistischen Religionsersatzes herhalten zu müssen. Sehr bedenklich - und sehr kontraproduktiv.

Ja. Und in Ponders verlinktem Text steht genau dieses Problem:

Zitat... welche Risiken durch den unkritischen metaphorischen Gebrauch anthropomorpher Bezeichnungen und Begriffe entstehen und inwieweit dadurch versteckte teleologische Sichtweisen gefördert werden, die die Illusion gemeinsamer Begriffe und Termini von Humanwissenschaften einerseits und Biologie andererseits nähren und im Widerspruch zu naturwissenschaftlichem Denken stehen.

Ich frage mich, ob dieses Konzept des evolutionären Humanismus nicht generell an ziemlichen Geburtsfehlern leidet. Die Nähe zu so seltsamen Konstruktionen wie dem Transhumanismus (wir hatten hier eine endlose Diskussion) ist ziemlich deutlich.

celsus

The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Binky

Zitat
Zitat
Die Termini "Evolution" und "evolutionär" scheinen im Umfeld der GBS zunehmend für eine Art atheistischen Religionsersatzes herhalten zu müssen. Sehr bedenklich - und sehr kontraproduktiv.

Ja. Und in Ponders verlinktem Text steht genau dieses Problem:

Zitat... welche Risiken durch den unkritischen metaphorischen Gebrauch anthropomorpher Bezeichnungen und Begriffe entstehen und inwieweit dadurch versteckte teleologische Sichtweisen gefördert werden, die die Illusion gemeinsamer Begriffe und Termini von Humanwissenschaften einerseits und Biologie andererseits nähren und im Widerspruch zu naturwissenschaftlichem Denken stehen.

Ich frage mich, ob dieses Konzept des evolutionären Humanismus nicht generell an ziemlichen Geburtsfehlern leidet. Die Nähe zu so seltsamen Konstruktionen wie dem Transhumanismus (wir hatten hier eine endlose Diskussion) ist ziemlich deutlich.

Ich würde da nicht generell ein Problem sehen. Man muss differenzieren, inwieweit es gemeinsame übergeordnete Kategorien gibt, die so etwas rechtfertigen, bspw. aus der Systemtheorie. Allerdings ist es verführerisch, solche Begriffe generell auf alles überzustülpen.

ULH

Danke für die nette Begrüßung!

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 03. Juni 2012, 11:42:05
Ist Dir diese Diskussion bekannt? http://blog.psiram.com/?p=7446
Ja, danke, habe ich mir angesehen. Bestätigt meine Skepsis.
Ich hatte das im GBS-Letter gesehen und sofort registriert - aber ich hatte weder Zeit noch Lust, mich damit en detail auseinanderzusetzen.

Mein grundsätzlicheres Problem ist tatsächlich, dass die GBS eine Reihe bekannter Persönlichkeiten hinter sich weiß - von denen ich einige kenne und von denen ich desto überraschter bin, dass sie ihren Namen für solchen Unsinn weiter hergeben.

Das ist m. E. vertanes Potential für den dringend notwendigen fachlichen und gesellschaftlichen Diskurs über die angeschnittenen Themen.


ULH

Zitat von: Binky am 03. Juni 2012, 12:30:18
Ich würde da nicht generell ein Problem sehen. Man muss differenzieren, inwieweit es gemeinsame übergeordnete Kategorien gibt, die so etwas rechtfertigen, bspw. aus der Systemtheorie. Allerdings ist es verführerisch, solche Begriffe generell auf alles überzustülpen.
Ja, natürlich. Aber das ist dann ein Abstraktionsniveau, auf dem die Gleichsetzungen weniger nutzen als zu fehlerhaften Schlussfolgerungen führen. Und "die Systemtheorie" wird schnell zum inhaltsleeren Platzhalter. Für die sehr konkrete philosophische und v.a. gesellschaftlich-kulturelle Aufarbeitung der Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie und -genetik und einen wissenschaftlich fundierten Humanismus-Begriff bringt das m. E. nichts.

Binky

Zitat von: ULH am 03. Juni 2012, 16:34:50
Zitat von: Binky am 03. Juni 2012, 12:30:18
Ich würde da nicht generell ein Problem sehen. Man muss differenzieren, inwieweit es gemeinsame übergeordnete Kategorien gibt, die so etwas rechtfertigen, bspw. aus der Systemtheorie. Allerdings ist es verführerisch, solche Begriffe generell auf alles überzustülpen.

Ja, natürlich. Aber das ist dann ein Abstraktionsniveau, auf dem die Gleichsetzungen weniger nutzen als zu fehlerhaften Schlussfolgerungen führen. Und "die Systemtheorie" wird schnell zum inhaltsleeren Platzhalter. Für die sehr konkrete philosophische und v.a. gesellschaftlich-kulturelle Aufarbeitung der Erkenntnisse aus der Evolutionsbiologie und -genetik und einen wissenschaftlich fundierten Humanismus-Begriff bringt das m. E. nichts.

Sollte "die Systemtheorie" ein Platzhalter sein, findet eben keine konkrete Aufarbeitung solcher Erkenntnisse statt.

Ich hatte mein persönliches Erlebnis, als ich mit meinen Kenntnissen in der (wissenschaftlichen) Ökologie für eine Prüfung in Volkswirtschaftslehre lernte, und lediglich die Begriffe der Ökologie in die der VWL übersetzte, weil sehr viele Prozesse und Objekte ganz ähnlichen Gesetzmäßigkeiten zu folgen scheinen. Es ging auch auf, mit diesem Minimalaufwand hatte ich eine 2.....

Ok, ich war damals einfach nur faul und nicht irgendwie philosophisch interessiert.

Antitainment

@ULH
Vielen Dank für die Analyse von "Jenseits von Gut und Böse". Ich war bei der Lektüre des Buches stellenweise mit den Thesen unzufrieden, bzw. fühlte mich nicht ausreichend informiert, konnte aber aufgrund mangelnder Fachkenntnisse dies nicht einordnen und in Relation setzen.
Gerade darin liegt eine gewisse Brisanz, da Schmidt-Salomon kein Dummkopf ist und für einen Laien mit einer gewissen Seriosität auftritt. Sein neues Buch "Keine Macht den Doofen" führt diese Übersimplifizierung aus meiner Sicht konsequent weiter.
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: ULH am 03. Juni 2012, 16:25:48
Mein grundsätzlicheres Problem ist tatsächlich, dass die GBS eine Reihe bekannter Persönlichkeiten hinter sich weiß - von denen ich einige kenne und von denen ich desto überraschter bin, dass sie ihren Namen für solchen Unsinn weiter hergeben.

Ich habe genau das gleiche Problem. Es sind wirklich hochkarätige Leute dabei, aber irgendwie scheint da keinerlei notwendige Diskussion zu Stande zu kommen - ok, vielleicht intern, aber das reicht nicht.

Zitat
Das ist m. E. vertanes Potential für den dringend notwendigen fachlichen und gesellschaftlichen Diskurs über die angeschnittenen Themen.

Ja!

ULH

@Antitainment

Das freut mich.

Eigentlich hatte ich nur einen Beitrag für die Internationale Zeitschrift für Philosophie und Psychosomatik (www.izpp.de) zum damaligen Leitthema der Erstausgabe, "Gut und Böse", schreiben wollen. Beim Recherchieren und Bibliografieren stieß ich dann auf das Buch von Schmidt-Salomon und dachte, das könne eine nützliche Anregung sein.

Während des Lesens stellte sich bei mir jedoch erst Enttäuschung und dann zunehmend Entsetzen ein. Auf meine Anfrage antwortete die Redaktion, dass sie sehr an einer Rezension interessiert sein. Erst daraufhin machte ich mich an die Buchkritik. Inzwischen ist die (außerwissenschaftliche) Resonanz darauf (leider) größer als die auf meinen Zeitschriftenartikel - den ich viel wichtiger fand ...

@Dr. Ici Wenn

Ich denke, dass es schlichtweg keine interne Diskussion in der GBS (mehr?) gibt, in die die bekannteren Persönlichkeiten noch einbezogen wären - das ist diesen einfach nicht wichtig genug. Es gibt ja viele Motive, seinen Namen für einen Verband wie die GBS zur Verfügung zu stellen, z.B. akademische Netzwerkbildung. Das heißt nicht, dass man/frau wirklich aktives Mitglied ist.

Eins der bekannten Mitglieder hat sich meine Rezension senden lassen - aber mir gegenüber dann nicht mehr darauf reagiert. Argumente ausgegangen oder peinlich berührt? - Ein anderes ebenfalls sehr bekanntes ließ nach meiner Nachfrage zur Qualität von Schmidt-Salomons Buch sinngemäß verlauten, ach, man sei dieser GBS halt irgendwann mal beigetreten, aber das habe doch weiter nichts zu bedeuten und hieße schon gar nicht, dass man inhaltlich hinter dem Buch oder gar dem Autor stünde.

Man sollte das realistisch sehen: Auch hinter einem bekannteren Verband wie der GBS wird nur von einigen sehr Wenigen aus sehr "diesseitigen" Gründen und auch nur mit Wasser gekocht. Der Rest ist einerseits halbwegs gelungene Öffentlichkeitsarbeit und Selbstdarstellung und andererseits professionelles Verlagsmarketing ...

Wer den seriösen wissenschaftlichen Diskurs sucht, wird andere Plattformen dafür finden - und vorziehen!

Hängebauchschwein

ZitatMan sollte das realistisch sehen: Auch hinter einem bekannteren Verband wie der GBS wird nur von einigen sehr Wenigen aus sehr "diesseitigen" Gründen und auch nur mit Wasser gekocht. Der Rest ist einerseits halbwegs gelungene Öffentlichkeitsarbeit und Selbstdarstellung und andererseits professionelles Verlagsmarketing ...

So scheint es zu sein und die Leute, die MSS wie einen Guru anhimmeln, bedienen  damit ihre eigenen Vorurteile. Die sogenannte "Humanistisch-säkulare Szene"  ist gespickt von Ideologen, die von Islamophobie über Ökologismus und Veganismus alles bedienen, was bisher nicht konkret eingeordnet wurde. Mit Wissenschaft hat das nichts mehr zu tun, diese wird dafür aber vergewaltigt.






















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