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Identitätspolitik - Allgemeiner Thementhread

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Begonnen von RPGNo1, 25. Januar 2023, 13:52:20

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Juliette

Zitat von: HAL9000 am 19. Februar 2023, 16:24:03Roald Dahl kann sich ja leider nicht mehr wehren, aber vielleicht seine Nachfahren/Erben/Rechteinhaber.
Ich würde mir diese Unverschämheit verbitten.

Ich weiß nichts über die Erben, aber eine Neuauflage, noch dazu, wenn sie so schön kontrovers diskutiert wird, spült wieder richtig Kohle aufs Konto. Da lässt man sich schon mal von irgendwelchem passenden Schwachsinn überzeugen.

sailor

Es gibt ne geschlechterneutrale Bibel... aber Spoileralarm: Der Teufel ist weiterhin durchgehend männlich!... ein/e/s Schelm/in/es, wer Böses dabei denkt!

HAL9000

Zitat von: Juliette am 19. Februar 2023, 16:58:41... eine Neuauflage, noch dazu, wenn sie so schön kontrovers diskutiert wird, spült wieder richtig Kohle aufs Konto. Da lässt man sich schon mal von irgendwelchem passenden Schwachsinn überzeugen.
Ja, schon. Aber wenn ich von dieser Diskussion so getriggert bin, dass ich das lesen will,
dann doch das Original und keinen woke-gespülten Ja-nicht-anecken-Zombie.

Juliette

Zitat von: sailor am 19. Februar 2023, 19:40:56Es gibt ne geschlechterneutrale Bibel... aber Spoileralarm: Der Teufel ist weiterhin durchgehend männlich!... ein/e/s Schelm/in/es, wer Böses dabei denkt!

Und Gott müsste dann allgeschlechtlich sein. :teufel

Zitat von: HAL9000 am 19. Februar 2023, 20:18:04Aber wenn ich von dieser Diskussion so getriggert bin, dass ich das lesen will,
dann doch das Original und keinen woke-gespülten Ja-nicht-anecken-Zombie.

Aber der recht bekannte britische Kinderbuchverlag "Puffin Books" scheint sich jedenfalls etwas davon zu versprechen.  ::)

Gefährliche Bohnen

Zitat von: RPGNo1 am 18. Februar 2023, 21:48:20
ZitatRoald Dahl war einer der Star-Autoren des 20. Jahrhunderts, zu seinen Werken gehören Klassiker wie "Charlie und die Schokoladenfabrik", "Die Zwicks stehen Kopf" und sogar ein Drehbuch für einen "James Bond"-Film. Einige dieser Bücher sollen in ihrer englischsprachigen Version bald allerdings in geänderter Form auf den Markt kommen – denn der Verlag hat in den Werken "offensive Sprache" ausgemacht und möchte diese nun entfernen.
https://www.stern.de/kultur/buecher/roald-dahl--verlag-streicht--fett--und--haesslich--aus-literatur-klassikern-33210232.html
 :crazy

Ich will doch schwer hoffen, dass James dann auch eine Non-Binary-Person ist, Fräulein Honig eine Affäre mit Fräulein Knüppelkuh und gleichzeitig mit Herrn Wurmwald beginnt und Willy Wonka Nachhilfe in Sachen Konsumkritik bekommt. Andernfalls kann ich dem Verlag einen gewissen Herrn Sebastian Schuller als Sensitivity-Reader für die nächste Runde empfehlen.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Peiresc

ZitatAuthor Salman Rushdie weighed in this weekend on the decision to edit the popular children's books by Roald Dahl to make them more inclusive, calling the move "absurd censorship."
https://www.axios.com/2023/02/19/roald-dahl-childrens-books

Axios hat noch ein paar Einzelheiten.
ZitatAmong the changes, according to the Telegraph, are the removal of the word "fat," such as when it was used to describe the character of Augustus Gloop from "Charlie and the Chocolate Factory." The word "ugly" was also removed.

Gender-neutral language was also added to describe certain characters, such as in reference to "mothers and fathers," which is now "parents."
In some cases, language was also added, such as in "The Witches," in a paragraph about the witches being bald under their wigs.
"There are plenty of other reasons why women might wear wigs and there is certainly nothing wrong with that," a new line reads, per the Telegraph.

Ich hoffe, die Schraube ist nun endlich überdreht. Man muss schon weit zurück in die Kulturgeschichte, um vergleichbare Vorgänge zu finden. Die Gegenreformation machte Schluss mit dem Lotterleben der Renaissance. Man wählte ein paar Fanatiker zu Päpsten, und die Nuditäten von Michelangelo wurden übermalt. Der sensitivity painter war der Michelangelo-Schüler Daniele da Volterra, der in die Geschichte als Il Braghettone, der Höschenmaler, eingegangen ist.

RPGNo1

Jetzt ist auch der Spiegel auf den Trichter gekommen.

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/fett-verrueckt-und-rudyard-kipling-aus-roald-dahl-romanen-gestrichen-a-3e14264e-b77f-45c8-a1ca-bf2cdedcb624

Was mir neu war: Puffin Books gehört Penguin Random House und die wiederum zu Bertelsmann, siehe Kommentar #83 über die "sensible Lektüre" eines Couchsurfing-Buches.

Max P

Antiquare müssten jetzt gute Geschäfte machen...

Ist der Struwwelpeter eigentlich noch erlaubt? Übelst rassistischer Antirassismus: :police:

ZitatDie Geschichte von den schwarzen Buben.

Es ging spazieren vor dem Tor
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Die Sonne schien ihm aufs Gehirn,
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Da kam der Ludwig hergerannt
Und trug sein Fähnchen in der Hand.
Der Kaspar kam mit schnellem Schritt
Und brachte seine Bretzel mit;
Und auch der Wilhelm war nicht steif
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrie'n und lachten alle drei,
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei!

Da kam der große Nikolas
Mit seinem großen Tintenfaß.
Der sprach: ,,Ihr Kinder, hört mir zu
Und laßt den Mohren hübsch in Ruh'!
Was kann denn dieser Mohr dafür,
Daß er so weiß nicht ist, wie ihr?"
Die Buben aber folgten nicht
Und lachten ihm ins Angesicht
Und lachten ärger als zuvor
Über den armen schwarzen Mohr.

Der Niklas wurde bös und wild,
Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West',
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch, der wehrte sich.
Er tunkt sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar: Feuer! rief.
Bis übern Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.

Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
Viel schwärzer als das Mohrenkind!
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hinterdrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt' Niklas sie nicht schwarz gemacht.

Immerhin, ein frühes Plädoyer für Tierrechte und gegen häusliche Gewalt:

ZitatDie Geschichte vom bösen Friederich.

Der Friederich, der Friederich,
Das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl' und Vögel tot,
Die Katzen litten große Not.
Und höre nur, wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar!

Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch' herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich. —
Jedoch nach Hause lief der Hund
Und trug die Peitsche in dem Mund.

Ins Bett muß Friedrich nun hinein,
Litt vielen Schmerz an seinem Bein;
Und der Herr Doktor sitzt dabei
Und gibt ihm bitt're Arzenei.

Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in acht.

Peiresc

Zitat von: Salman Rushdie»kriecherische Befindlichkeitspolizei«

RPGNo1

Die Journalistin Francesca Polistina schreibt in der taz, dass man in deutschen Fernsehen und Radio keine fremdsprachigen Akzente finden würde, in den lokalen und regionalen Sendern deutsche Dialekte und Mundarten jedoch ziemlich häufig anzutreffen seien. Daraus kommt dann die Aufforderung, "dass die Redaktionen sich den Menschen öffnen, die nicht komplett akzentfrei sind. ,,Medienhäuser, insbesondere die Öffentlich-Rechtlichen, haben den Auftrag, die Welt da draußen abzubilden", sagt [Ella Schindler, Co-Vorsitzende des Vereins Neue Deutsche Medienmacher*innen]. Und zur Welt da draußen gehören Menschen dazu, die ursprünglich nicht aus Deutschland kommen. Auch sie sind Medienkonsumenten und wollen sich in Fernsehen und Radio wiederfinden."

https://taz.de/Mangelnde-Diversitaet-in-deutschen-Medien/!5913880/

Eine meines Erachtens sehr kluger Kommentar widerspricht dieser Einschätzung:
ZitatWas hier gefordert wird, stellt keine Förderung, sondern eine Benachteiligung von Menschen aus Migrantenfamilien dar.

Medien bieten eine Referenz dessen, was in einer Gesellschaft als korrekte und gute Sprache gilt, weniger in phonetischer Hinsicht, als vielmehr im Hinblick auf Grammatik und Ausdrucksweise. Entsprechend sind redaktionell betreute Texte und Sendungen ein sinnvolles Mittel, sich mit alltags- und geschäftstauglichen Sprachformen eines Landes vertraut zu machen.

Dies ist nicht nur für Menschen praktisch, die Deutsch als Fremdsprache erlernen, sondern auch für solche, die in ihrem Elternhaus kein korrektes Deutsch zu hören bekommen. Gerade Menschen aus Migrantenfamilien, aber auch viele Deutsche aus bildungsfernen Haushalten sollten die Möglichkeit haben, sich auf die sprachliche Kompetenz von Journalisten verlassen zu können.

Ich war bei Freunden aus Migrantenfamilien immer wieder überrascht, welche Schwierigkeiten sie damit haben, einen sprachlich einwandfreien Bewerbungsbrief zu verfassen. Das betrifft selbst Menschen mit Hochschulabschluss, die auf den ersten Blick fließend und akzentfrei sprechen.

Gegen ausländische Akzente ist an sich nichts einzuwenden, nur sind diese häufig mit falscher Grammatik verbunden. Migranten, die ein in Grammatik und Ausdrucksweise einwandfreies Deutsch sprechen, haben ausländische Akzente meist schon abgelegt und sprechen teilweise in deutschen Akzenten. Es gibt viele Journalisten mit Migrationshintergrund, die ein ausgezeichnetes Deutsch sprechen. Warum sollte man diesen nun den Stereotyp des Migranten vor die Nase setzen, der Schwierigkeiten mit deutschem Satzbau hat?

Die Verlässlichkeit deutscher Medien, einen zuverlässigen sprachlichen Referenzrahmen zu bieten, ist im übrigen nur noch begrenzt gegeben. Denn Redaktionen nehmen zugunsten eines Flickenteppichs aus unbeholfenen Versuchen, geschlechtergerecht zu schreiben, zunehmend Missverständlichkeiten, Uneinheitlichkeit, Alltagsferne und grobe Fehler in Kauf.

PS: Kennt jemand von euch Yared Dibaba? Als Flüchtling von Äthiopen nach Deutschland gekommen, spricht er nicht nur astreines Deutsch, sondern kann auch auf Plattdeutsch schnacken. Auf NDR 90.3 stellt letztere Sprachfähigkeit in einer Radiosendung regelmäßig unter Beweis. Ich denke daher, dass Francesca Polistina und Ella Schindler eher Yared Dibaba als Vorbild präsentieren sollten. So wird die sprachliche Integration vorangetrieben.


RPGNo1

Ich verweise mal auf Cornelius' neuesten Artikel, er passt gut zu den Dingen, die wir hier in den letzen Wochen/Monaten immer wieder diskutiert haben.

https://scienceblogs.de/bloodnacid/2023/02/22/ich-wage-mal-eine-politische-prognose/?all=1

eLender

Zitat von: RPGNo1 am 22. Februar 2023, 21:05:23Ich verweise mal auf Cornelius' neuesten Artikel, er passt gut zu den Dingen, die wir hier in den letzen Wochen/Monaten immer wieder diskutiert haben.
Ziemlich klare Sprache und ich stimme weitgehend zu. Mit Prognosen ist es schwierig (insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen), aber das scheint mir nicht zu weit hergeholt. Dass der Trumpismus drüben so erfolgreich sein konnte, hat sicher auch mit dem "Justice War" zu tun. Ist halt eine traurige Tatsache: extreme Auswüchse fördern immer extreme Gegenreaktionen. Das ist die Sache mit dem Monster, das die Gerechtigkeitskrieger immer schön weiter füttern und groß ziehen, obwohl sie es ja bekämpfen wollen.

Man ist geneigt, dort mal mitzukommentieren...

Aber die Debatte wird zum Glück nicht nur von rechts bestimmt (was man gerne hätte und was auch lange so war):
ZitatP.S.: während ich schon dabei war, diesen Beitrag zu schreiben, hatte Sinan drüben auf seinem Kanal ein thematisch sehr ähnliches Video hochgeladen, das ich sehr empfehle!
(man kommt ja kaum noch nach...)

Wollte ich nur mal gesagt haben!

Juliette

Zitat von: eLender am 22. Februar 2023, 22:00:02Ist halt eine traurige Tatsache: extreme Auswüchse fördern immer extreme Gegenreaktionen.

Und manchmal werden extreme Gegenreaktionen verwendet, weil sie zum politischen Weltbild passen:

Zitat von: RPGNo1 am 18. Februar 2023, 15:17:17oder auch die Führungsebene der Amadeu Antonio Stiftung (die mit dem Denunziationsportal Meldestelle Antifeminismus)

Sie als Pranger und Denunziationsportal darzustellen, klingt halt so kuschelig warm und gleitet so gut wie ein Einlauf mit Olivenöl.

ZitatIn den letzten Tagen erschienen Meinungsbeiträge in einzelnen Medien, die irreführende Behauptungen über die Meldestelle Antifeminismus in die Welt setzen. Wir reagieren auf die gängigsten Anschuldigungen, mögliche Unklarheiten, Behauptungen und Fragen:

1. Die Meldestelle ist kein Pranger, sondern Anlaufstelle für Betroffene.

Die Meldestelle Antifeminismus ist eine Anlaufstelle für Betroffene. Es geht darum, ihre Erfahrungen und Perspektiven sichtbar zu machen. Außerdem werden Betroffenen Unterstützungsangebote vermittelt. Die gemeldeten Fälle werden anonymisiert und in einer Chronik dokumentiert, um Antifeminismus in all seinen Erscheinungsformen abzubilden und das Dunkelfeld zu erhellen. Die Kriterien zur Bewertung der Fälle basieren auf etablierten fachlichen und wissenschaftlichen Standards.

2. Die Meldestelle sammelt keine Daten von Dritten.

Die Meldestelle speichert keinerlei Namen oder personenbezogene Daten von Dritten. Dies gilt auch für Personen von öffentlichem Interesse, Vereine, Medien oder Parteien. Lediglich die Mailadresse von meldenden Personen, die Beratung wünschen, wird für diesen Zweck gespeichert. Sollten der Meldestelle mit einer Meldung personenbezogene Daten Dritter übermittelt werden, werden diese anonymisiert und ohne personenbezogene Daten gespeichert. Es wird darauf hingewiesen, dass keine Klarnamen oder persönliche Daten anderer Personen mitgeteilt werden dürfen.

Hier gehts weiter: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/antworten-auf-vorwuerfe-gegen-meldestelle-antifeminismus-95701/

Eine andere Frau, die dieses Thema aufgreift - genauso wie das Thema Dahl und Puffin Books, hat als Fazit in ihrer interessanten Kolumne geschrieben:

ZitatMan fühlt sich bisweilen zermürbt zwischen den Rechten, die denken, dass Migranten die einzigen Männer sind, die je auf die Idee kämen, eine Frau zu vergewaltigen (Erinnerung: Die größte Gefahr für Frauen ist immer noch der eigene Partner) und identitätspolitischen Überlinken, bei denen Sprache schon Gewalt ist (was auch nur Menschen denken, die noch nie auf die Fresse bekommen haben) und bei denen jeder kleinste Skeptizismus an unterkomplexen Slogans literally marginalisierte Menschen tötet.

Das Problem ist folgendes: Nur weil alle verrückt geworden sind, heißt das nicht, dass man selbst noch bei Trost ist - zu den Menschen, die das Gefühl haben, von Wahnsinnigen umgeben zu sein, gehören mitunter die Insassen geschlossener Abteilungen. Wer denkt, dass alle immer übertreiben, übertreibt mitunter selbst ein wenig. Manchmal ist eine Meldestelle Antifeminismus einfach nur ein Ort, wo Menschen, die bedroht werden, sagen können, dass sie bedroht werden. Und ja, Puffin Books hat wirklich merkwürdige Editionspraxen - allerdings haben sie die wohl schon länger. So ist es in der Puffin-Version von Louisa May Alcotts "Little Women" nicht wie sonst so, dass die Figur Elizabeth March in Marmees Armen stirbt, bei Puffin plappert Beth noch auf der letzten Seite zufrieden vor sich hin. Will heißen: Vielleicht sind die Neuausgaben der Dahl-Bücher gar kein Beleg dafür, dass die Zeit völlig aus den Fugen gerät, sondern nur dafür, dass Puffin kein sehr guter Verlag ist.

Und ja, vielleicht ist sanfter pädagogischer Druck doch keine schlechte Idee. Vielleicht würde es uns allen guttun, wenn die Diskurs-Nanny mal vorbeikäme, um uns in die kulturkämpferische Time-Out-Zone zu setzen. Nur ganz kurz. Um uns daran zu erinnern, dass man Quellen überprüfen muss, dass es sich lohnt, andere Menschen verstehen zu wollen und nicht gleich für völlig bescheuert zu erklären, und dass es immer eine gute Idee ist, sich zu fragen, ob Gegenwartsphänomene wirklich neu sind oder einfach bislang unbemerkt. Vielleicht brauchen wir alle eine kleine Erinnerung daran, dass "die anderen" nicht unbedingt kollektiv wahnsinnig sind, sondern auch nur, wie wir, gerade ein bisschen drüber.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/feminismus-meldestelle-antifeminismus-1.5756072

Wenn ich Dahls Verlag wäre, würde ich Bücher eines autoproklamierten Antisemiten eh nicht mehr in einer Neuauflage veröffentlichen (es gibt ja mehr als genug antiquarische Bücher). Da ich das nicht bin, sollen sie doch machen, was sie wollen. Ich würde dann aber ggf auch nicht darin herumpfuschen - aber da ich nicht der Verlag bin, können sie auch das machen, wie sie wollen - noch dazu, wo die Erben anscheinend einverstanden sind. Und da der Verlag zu solchen "korrigierten" Neuauflagen tendiert, würde ich von dem Verlag zumindest keine neu aufgelegten Bücher mehr kaufen.

Ist natürlich schon wieder schrecklich gutmenschlich. Bitte nicht vermengen mit Transleuten in Frauenumkleiden, medizinische Trans-Behandlung von Kindern etc, davon habe ich nichts gesagt. Um es deutlich zu machen: In meinem Beitrag geht es um die Meldestelle und Puffin Books.



Peiresc

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 09:17:08Wenn ich Dahls Verlag wäre, würde ich Bücher eines autoproklamierten Antisemiten eh nicht mehr in einer Neuauflage veröffentlichen (es gibt ja mehr als genug antiquarische Bücher).

Ich weiß nicht. Seine Kinderbücher sind großartig, was von der Kritik an seinem Antisemitismus nicht abhalten sollte – das Genie zeichnet sich nicht durch die Abwesenheit von Fehlern, sondern durch die Größe seiner Vorzüge aus. Wo will man die Grenze ziehen? Es gibt so gut wie keine Geistesgröße, der man nicht die eine oder andere rassistische Äußerung nachgewiesen hat. Voltaire, Kant, Washington, Lincoln, Einstein, Haeckel sowieso, und bei Marx findet man auch was. Es können einfach alle ins Kreuzfeuer geraten. Im Regelfall wird das ausgegraben, wenn man diesen Leuten aus anderen Gründen am Zeug flicken will – nämlich wenn man ihre progressiven Ideen diskreditieren will.

RPGNo1

ZitatDer Staat jedoch fördert – mit meinem Steuergeld! – nicht Nachdenklichkeit und Dialog, sondern die Denunziation Andersdenkender, Zensur, Opferdenken und damit letztlich die Aufteilung der Gesellschaft in die Guten und die Bösen. Feminismus funktioniert aber nur als Protestbewegung. Wenn er im Namen des Fortschritts in den Rang einer Staatsdoktrin erhoben wird, bin ich raus. Dann solidarisiere ich mich lieber mit denen, die nicht wissen, was sie denken oder fühlen sollen. Zum Beispiel anti-antifeministisch indoktrinierte Jungen.
https://www.freitag.de/autoren/katharina-koerting/feminismus-als-staatsdoktrin-ohne-mich