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Identitätspolitik - Allgemeiner Thementhread

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Begonnen von RPGNo1, 25. Januar 2023, 13:52:20

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RPGNo1

Ich habe diesen Thread für allgemeine Diskussionen neu eröffnet, weil nicht alle interessanten Artikel zu den großen miteinander verbundenen Themenfeldern wie Identitätspolitik, SJW oder Wokeness in die enger begrenzten Themenbereiche "Genderdebatte" oder "kulturelle Aneignung" reinpassen.

ZitatMumien kennt jeder aus der Schulzeit, von Museumsbesuchen oder zumindest aus Filmen: Leichen werden aufwendig einbalsamiert und eingewickelt, um sie vor der Verwesung zu schützen und für lange Zeit zu konservieren – teilweise sogar für Jahrtausende. Bekannt ist dieses Phänomen vor allem aus dem alten Ägypten.

Doch die Welt wird sich möglicherweise an einen anderen Begriff dafür gewöhnen müssen. Unter einigen Fachleuten wird das Wort "Mumie" nämlich mittlerweile kritisch gesehen und nur noch ungern benutzt, berichtet der Sender CNN. Mehrere Museen in Großbritannien verwenden demnach lieber die Begrifflichkeit "mumifizierte Person". Damit wollen sie Respekt ausdrücken.

Schon der Ursprung des Wortes sei problematisch, erläuterte Jo Anderson vom Great North Museum: Hancock im englischen Newcastle in einem Blogbeitrag. Es leite sich von dem persischen Wort "mumia" ab, was so viel wie "Erdpech" bedeutet. Diese Abstammung ist darauf zurückzuführen, dass die britischen Kolonialherren im 18. und 19. Jahrhundert viele mumifizierte Überreste öffneten, um an die darin enthaltenen Chemikalien zu kommen. Diese wurden dann zur Herstellung von Medizin oder Farbe verwendet.

https://www.stern.de/panorama/wissen/mensch/statt--mumie---museen-wollen-nun--mumifizierte-person--sagen-33129962.html

Hier haben wir gleich das Problem, dass aus identitätspolitischen Gründen (oder um dem Zeitgeist zu frönen) ein Begriff einfach mal umdefiniert wird.

ZitatDie Bezeichnung ,,Mumie" leitet sich über lateinisch Mumia wie italienisch mummia und arabisch mūmijā, ,,einbalsamierter Leichnam",[1] vom persischen Wort mumia ab (neupers. موم / mūm), was ,,Bitumen, Erdpech" bedeutet.[2] Im Alten Ägypten wurde der Begriff Mumia namensgebend, da bei den altägyptischen Mumien zumeist die schwärzlich-harzigen Substanzen verwendet wurden; Bitumen fand erst in griechisch-römischer Zeit Anwendung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mumie

HAL9000

"mumifizierte Person" diskriminiert aber voll krass die Katzen- und Skarabäen-Mumien.

zimtspinne

ohje, noch ein Thread zum Thema?
hoffentlich kriegt da die woke-Polizei keinen Herzkasper. 

Zum Thema Mumien nicht direkt, aber querverbunden hab ich auch was aus dem identitätspolitischen Kasperletheater.

https://allnewspress.com/deutsch/woke-gelehrte-fordern-anthropologen-auf-die-klassifizierung-menschlicher-uberreste-nach-geschlecht-und-rasse-einzustellen/

Und wer nun denkt: da schwätzt eine weitere Twittertrulla Unsinn daher, nein, die Aktivisten der Transbrigaden meinen das ernst und haben sogar eigens eine Taskforce gegründet, die in Transgender Activism, Health, and Rights Anker geworfen hat.

ZitatTrans Doe Task Force and Postmortem Harm Reduction: Caring for Unidentified Transgender, Nonbinary and Intersex Decedents
:rofl2

https://transdoetaskforce.org/trans-doe-task-force-presenting-at-tpath-conference-converging-crises-in-transgender-activism-health-and-rights-in-2021/

Reality is transphobic.


eLender

Zitat von: RPGNo1 am 25. Januar 2023, 13:52:20Ich habe diesen Thread für allgemeine Diskussionen neu eröffnet, weil nicht alle interessanten Artikel zu den großen miteinander verbundenen Themenfeldern wie Identitätspolitik, SJW oder Wokeness in die enger begrenzten Themenbereiche "Genderdebatte" oder "kulturelle Aneignung" reinpassen.
Gut, sowas wollte ich auch schon machen. Ich hätte es allerdings "Postmoderner BS" genannt, da passen dann alle Themen rein, die auf der Ideologie basieren (ein Umbrella Term, sozusagen). Identitätspolitik ist schon spezieller, der Mumienfirlefanz streift das auch nur am Rande. Es geht hier eher um so etwas wie Postkolonialismus: der Begriff "Mumie" wurde durch weiße Kolonisatoren aufgrund wirtschaftlicher Ausbeutungsinteressen der Forschung nur untergeschoben (das muss man im Konjunktiv lesen! ::) ). Das soll mal wieder zeigen, dass es keine objektiven Aussagen in der (weißen, westlichen) Wissenschaft gibt, sondern dass sie stets auf Unterdrückungsmechanismen beruht :skeptisch:

Ich bin bei solchen Begrifflichkeiten etwas streng, aber man verliert sonst zu schnell den Überblick bzw. wirft zu viel in einen Topf. Oder man macht ein Unterforum auf, das dann alle Facetten des BS enthält. Wäre aber schon beinahe zuviel des Schlechten Guten.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

@eLender

Ich hatte auch überlegt, den Thread "Zynische Theorien" (nach Pluckrose und Lindsay) zu benennen. Aber das wäre dann vielleicht zu insidermäßig geworden.

eLender

Zitat von: RPGNo1 am 25. Januar 2023, 21:18:08Ich hatte auch überlegt, den Thread "Zynische Theorien" (nach Pluckrose und Lindsay) zu benennen. Aber das wäre dann vielleicht zu insidermäßig geworden.
Hehe, zwei Dumme, ein Gedanke. Das war mir auch kurz geistig aufgeblitzt, aber da würde man tatsächlich eher an eine Buchbesprechung denken. Wir können ja ein Umfrage starten, wie man das Thema am besten nennt. Mein Vorschlag ist in der Runde...
Wollte ich nur mal gesagt haben!

zimtspinne

seid froh, dass ich nicht die Titelwahl treffe, dann wäre es kurz und bündig "bullshit unterm Regenbogen" geworden.
 (ok, den Regen hab ich eben von eLender geklaut, klingt immerhin etwas zivilisierter als "bullshit" ??? )

Reality is transphobic.

eLender

Ich presse hier ml einen passenden Artikel, den Typee heute bei den Morons gepostet hat, rein. Passt wie Auge auf Eimer:

ZitatEs geht um ein Wort, genauer: ein ausgetauschtes Wort, das Schlagersänger Florian Silbereisen ein Ermittlungsverfahren eingebracht hat. Bei der Mitte Januar im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender MDR ausgestrahlten Abschiedsshow für Sänger Jürgen Drews mit dem Titel ,,Zum allerletzten Mal: Der große Schlagerabschied" hat Silbereisen den Song ,,1000 und 1 Nacht (Zoom!)" mit der Zeile gesungen: ,,Erinnerst du dich, wir haben zusammen gespielt" – statt ,,Erinnerst du dich, wir haben Indianer gespielt", wie es im Originaltext des Songs heißt.
...
Dieter Dehm geht davon aus, dass es politische Gründe hatte, dass das Wort ,,Indianer" gestrichen wurde. Wichtiger als die Begrifflichkeit sei, ,,für die Menschen etwas zu tun, damit es ihnen besser" gehe. In der Streichung des Begriffes sieht Dehm einen paternalistischen Versuch, die Sprache zu ,,verhunzen".
https://www.fr.de/panorama/florian-silbereisen-tausendmal-zitiert-92046849.html

Wusste gar nicht, dass das von einem Linken-Politiker stammt. Der FR nach geht es ihm bei der Sache - wie man es von einem Linken erwarten würde - nur um die Kohle.

Zitat von: zimtspinne am 25. Januar 2023, 21:36:24"bullshit unterm Regenbogen"
Naja, das war dann wohl dein Vorschlag :P  Am Ende steht das dann alles zur Wahl, es gibt hier ja auch Umfragen (die sonst niemand nutzt).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Ich sehe die Anzeige von Dieter Dehm als PR-Gag. Damit kommt er wieder in die Schlagzeilen.

ZitatHintergrund des veränderten Textes ist die Debatte um den diskriminierenden Begriff ,,Indianer" als Sammelbezeichnung für indigene Völker Amerikas, der zum Zeitpunkt der ersten Veröffentlichung des Songs 1984 durch die Klaus-Lage-Band noch nicht umstritten war.

Dass die FR andererseits schlicht vom diskriminierenden Begriff ,,Indianer" schreibt (obwohl die Sachlage nicht so eindeutig ist, wie sie gerne hätten), passt zu einer Zeitung, die seit einiger Zeit auf der Theorie-Welle reitet, gerne immer wieder Pro-Kommentare diesbezüglich postet und entsprechenden Aktivisten eine Bühne bietet.

ZitatDie durch den Kolonialismus etablierte Fremdbezeichnung wird im Rahmen der Rassismusdebatten seit den späten 2010er-Jahren zum Teil kontrovers diskutiert.[1] Auch die so bezeichneten Menschen bewerten den Ausdruck unterschiedlich: Im spanischsprachigen Sprachraum[2] wird ,,Indio" zumeist abwertend oder sogar als Schimpfwort aufgefasst.[3][2] Im angloamerikanischen Raum bezeichnen hingegen sich manche Angehörige indigener Gruppen im Rahmen einer neuen panindianischen Identitätsfindung selbst als ,,(American) Indian".
https://de.wikipedia.org/wiki/Indianer

Typee

Zitat von: eLender am 25. Januar 2023, 23:39:48Wusste gar nicht, dass das von einem Linken-Politiker stammt.

Dehm hat eine ganze Reihe von Titeln für deutsche Liederkäuer (stammt von Hanns-Dieter Hüsch, macht mir bis heute Spaß) getextet und unter dem - peinlichen - Künstlernamen "Lerryn" auch das eine oder andere eingespielt.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

zimtspinne

Zitat von: eLender am 25. Januar 2023, 23:39:48Naja, das war dann wohl dein Vorschlag :P  Am Ende steht das dann alles zur Wahl, es gibt hier ja auch Umfragen (die sonst niemand nutzt).
Nänä, war ja nur Geflachse, einen sachlichen und informellen Anstrich sollte der Titel schon haben. BS darf trotzdem mit rein als Sonderkennzeichnung (wie das Giftsymbol auf diversen Mitteln).

Ich denke, postmoderne Theorie ist schon richtig als Überbegriff und Umbrella-Term.
Man müsste mal eine Klassifizierung erstellen - k.A. obs sowas schon gibt.

Vielleicht als Stammbaum im Präsentationsstil, sonst wird man bekloppt.
Hatte mich kürzlich reingelesen in die Identitätspolitik und früher schon mal in andere verwandte Themen wie Behaviorismus.
Dorthin war ich nicht direkt, sondern über Umwege gelangt. Der Behaviorismus geriet sozusagen zwischen die Fronten in einem Zoff zwischen Chomsky und Skinner zum Thema Spracherwerb. Muss ich mal wieder lesen, fand ich total spannend. Chomsky vertrat die Theorie der Universalgrammatik, die allerdings auch umstritten ist.

Jedenfalls, mich graust es vor den Verschachtelungen dieses Stammbaumes, bis in die letzten Verästelungen.
Nach Lektüre solcher Sachen brauche ich immer mehrere Tage Regeneration. Nach einer Runde Gender-Studies, in der Hoffnung, doch noch etwas brauchbares zu finden, fühlte ich mich wie nach einem Angriff der Rasenmäher. Überdosis mindfuck.


Re Urheberrechtsverletzungen..

Frage mich ja schon, warum diese Künstler und Musikantenstaadl-Ansager vor ihren fernsehgewaltigen Auftritten keine Rücksprache mit der Rechtsabteilung des ÖRR halten. Das sollte vielleicht zur Pflicht werden.
Reality is transphobic.

zimtspinne

Hm, die Sprachexperimente der Postmoderne gehen zumindest mit Gendersprech und Euphemismus-Tretmühle schnurstracks den Bach runter.
Küchentisch-untauglich sind immerhin beide.

"Ich bin 2fellos größer als du",
sprach zum Einer der Zweier.
"3ster Kerl, prahle nicht so!"
knurrte der größere Dreier.
"Und ich!" rief der Einer, "bin zwar der kl1te,
aber dafür bestimmt auch der f1te."
"Nein, mir gibt man sogar noch den Sch0ller",
piepste der Nuller.

ZitatSprachexperimente

Die Autorinnen und Autoren postmoderner Literatur legten viel Wert auf die sprachliche Gestaltung ihrer Werke. Die Schönheit und Ästhetik einer effektvollen Sprache waren ihnen sehr wichtig und so experimentierten sie viel mit rhetorischen Mitteln.

Wie solche sprachlichen Experimente aussehen können, zeigt zum Beispiel "Zahlenre4e" von Hans Manz:

https://abi.unicum.de/abitur/abitur-lernen/postmoderne-literatur
Reality is transphobic.

Typee

Zitat von: Typee am 26. Januar 2023, 12:00:32
Zitat von: eLender am 25. Januar 2023, 23:39:48Wusste gar nicht, dass das von einem Linken-Politiker stammt.

Dehm hat eine ganze Reihe von Titeln für deutsche Liederkäuer (stammt von Hanns-Dieter Hüsch, macht mir bis heute Spaß) getextet und unter dem - peinlichen - Künstlernamen "Lerryn" auch das eine oder andere eingespielt.

Ergänzung aus Dehms Wikipedia-Artikel:

ZitatZeitweise verwendete Dehm den Künstlernamen Lerryn, über dessen Ursprung es verschiedene Versionen gibt. Laut Darstellung von taz (2012) und Spiegel (2010) ist ,,Lerryn" ein Portmanteauwort aus zwei Spitznamen Dehms, nämlich ,,Lenin" und ,,Larry".[2][3] Dehm selbst hingegen behauptete 2014 gegenüber dem Online-Musikmagazin Deutsche Mugge, er habe den Namen nach dem ,,schottischen Ort" Lerryn ausgewählt, indem er blindlings auf eine Landkarte tippte.[4] Tatsächlich liegt der einzige britische Ort dieses Namens am Südwestzipfel Englands, rund 600 km südlich von Schottland.

Ein Irrlicht.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

eLender

Zitat von: RPGNo1 am 26. Januar 2023, 08:17:05Ich sehe die Anzeige von Dieter Dehm als PR-Gag. Damit kommt er wieder in die Schlagzeilen.
Das ist ja ein echter Querfrontler, der würde sogar in unser Wiki passen. Den hatte ich gar nicht in der Form wahrgenommen. Gut, ich habe den eh kaum wahrgenommen.

Zitat von: Typee am 26. Januar 2023, 21:17:27Ein Irrlicht.
In der Tat!

Zitat von: zimtspinne am 26. Januar 2023, 18:06:26Man müsste mal eine Klassifizierung erstellen - k.A. obs sowas schon gibt.

Vielleicht als Stammbaum im Präsentationsstil, sonst wird man bekloppt.
Das wäre mal eine schöne Fleißarbeit (vll. haben das Pluckrose und Lindsay ja in ihrem Buch gemacht und RPG könnte das mal illustrieren ;)  ). Ideengeschichtlich geht das wohl zurück bis mindestens Marx, aber es wird schon Anleihen bei den alten Griechen haben.

Der Chomsky hat auch eine Tendenz zum Schwurbeln, er dürfte dem Konstruktivismus nicht ganz abgeneigt sein. Mit dem Thema Sprache/-Erwerb habe ich mich noch nicht allzu viel beschäftigt, aber das dürfte ein Schlachtfeld zwischen den Welten sein. Manches muss man sich ja auch nicht antun. Mut zur Bildungslücke ::)
Wollte ich nur mal gesagt haben!