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Krise in der Ukraine

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Begonnen von RPGNo1, 18. Februar 2022, 18:04:53

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sailor

Die deutsche Intelligenzia hat sich seit 68 in eine bequeme Position begeben, von der aus die Auseinandersetzung mit "Realpolitik" durch Verweise auf die Vergangenheit abgewürgt werden kann. Darüber hinaus wurde aus dem Mittel "Gewaltfreiheit" zur Durchsetzung von Positionen ein eigener Wert gemacht, Gewaltlosigkeit ist in deutschen Reihen ein Selbstzweck... weil es der Vermeidung von Diskussionen hilft. Man kann jede Diskussion zu "gewaltbehafteten" Themen damit problemlos aushebeln: "Aber wir dürfen nicht, weil 3. Reich und seitdem gewaltlos...." Es ist ein pseudoreligiöses Wohlfühl-Mantra geworden, weil man dadurch auch nicht auf die Konsequenzen von Handeln und Nichthandeln schauen muss; im Zweifelsfall hat "Gewaltlosigkeit" moralisch immer die Oberhand, auch wenn sie real verliert. Letzteres wird natürlich ignoriert, der moralische Gewinner ist der Gesamtgewinner, auch wenn er/sie/es tot, im KZ oder im Arbeitslager ist.

Peiresc

ZitatMeanwhile, Budanov stated that Russia doesn't plan to "limit itself to Donbas" and wants complete destruction of Ukraine.
[Budanov: Chief of the Defence Intelligence of Ukraine Major-General Kyrylo Budanov]

Wäre das überraschend, außer für Habermas und die Friedenspfeifen?

sailor

Ist ja nix Neues, RIA hatte die Jubelmeldung ja schon fertig, wo man diesen Ethnozid rechtfertigen wollte... nach der schnellen Besetzung von Kiew.

Derzeit ist das Ziel der Donbas, weil man mehr nicht kann. Die Diskrepanz zwischen putins Ziel und putins Möglichkeiten ist schon sehr erstaunlich, dagegen war das Vorgehen Hitlers geradezu von Rationalität in der Analyse der eigenen Möglichkeiten geprägt^^. Selbstüberschätzung ist da übrigens ne sowjetisch/russische Spezialität: Stalin wollte vor dem Winterkrieg auch nicht auf seine Generäle hören, die ihm sagten, dass dies hart werden würde. Er hat einfach auf den gehört, der es am billigsten versprochen hat....

Scipio 2.0

Tja und jetzt hat die deutsche Intelligenz UA ein offen aggressiv (eher imperialistisch) agierendes Russland vor der Nase, das von einer faschistoiden Ideologie durchzogen ist.

Darauf sind sie offensichtlich nicht vorbereitet bzw. wissen nicht wie man damit umgehen soll....

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Mal ganz abgesehen davon, ich habe den Eindruck, dass das ganze Gerade davon dass sich Russland bedroht und eingekreist fühlt nur dazu diente einer möglichen Rückgewinnung von Territorium den Weg zu ebnen bzw. diese Option offen zu halten. Daher dahinter steckte von Anfang an ein revisionistischer bzw. imperialistischer Gedanke.

Kann man das so sagen oder sehe ich hier Zusammenhänge wo keine sind?

Bachblüte

Zitat von: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html12:30 Uhr
Patriarch Kyrill verteidigt Kreml-Kurs

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. wirft ausländischen Kritikern Russlands Eifersucht und Neid vor. "Die Andersartigkeit Russlands erregt Eifersucht, Neid und Empörung, aber wir können uns nicht ändern", sagte das orthodoxe Kirchenoberhaupt. "Natürlich wollten uns viele Leute, wie man jetzt sagt, reformieren; aber es hat nicht funktioniert, obwohl so viel Mühe und Geld in die Reformierung Russlands investiert wurde."

Der Patriarch besuchte am Wochenende die russische Exklave Kaliningrad. Dabei sagte er: "In Anbetracht der Tatsache, dass die westlichen Länder aus verschiedenen, größtenteils rational nicht erklärbaren Gründen eine äußerst unfreundliche Haltung gegenüber Russland an den Tag legen, spielt das Kaliningrader Gebiet heute eine sehr wichtige Rolle." Er meine das nicht politisch oder militärisch. Kaliningrad sei vielmehr ein "Außenposten im spirituellen Sinne". Hier gebe es im Gegensatz zu Westeuropa ein reges religiöses Leben.

10:38 Uhr
Papst will nach Moskau und Kiew reisen

Papst Franziskus zieht eine Reise nach Moskau in Betracht. Es habe Kontakte zwischen dem vatikanischen Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin und dem russischen Außenminister Sergej Lawrow über einen Besuch gegeben, sagte Franziskus. Der Vatikan habe bereits vor einigen Monaten nach einer Reise nach Moskau gefragt. Damals sei die russische Antwort gewesen, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt sei. Aber Franziskus deutete nun an, dass sich in letzter Zeit etwas geändert haben könnte.

"Ich würde gerne (in die Ukraine) reisen, und ich wollte zuerst nach Moskau", sagte er. "Wir haben darüber Nachrichten ausgetauscht, denn ich dachte, wenn der russische Präsident mir ein kleines Zeitfenster gibt, um der Sache des Friedens zu dienen ..." Nach seiner Rückkehr aus Kanada, wo er vom 24. bis 30. Juli erwartet wird, sei ein Besuch in der Ukraine denkbar. "Zuerst möchte ich nach Russland reisen, um zu versuchen, etwas zu helfen", sagte Franziskus. "Aber ich würde gerne in beide Hauptstädte reisen."

Komisch, ich hätte schwören können, der Papst sei nicht gereist, weil er selbst meinte, es sei nicht der richtige Zeitpunkt. Nun sollen das aber die Russen gesagt haben?

Kyrill: "Rational nicht erklärbare Gründe".  :stirn

Unser "Jemand" könnte eigentlich mal zum Kyrill gehen und ihm die Anbetung des Satans vorwerfen. Ich meine, dort wäre er an der richtigen Adresse.

Max P

Jacob Augstein hält einen militärischen Sieg der Ukraine für reine Phantasie und alle Militärexperten stimmten ihm da zu. "Wir müssten auf Russland zugehen":

https://www.deutschlandfunkkultur.de/sehnsucht-nach-frieden-aber-wie-offener-brief-fordert-waffenstillstand-dlf-kultur-f877fd43-100.html

Scipio 2.0

Lass mich Mal raten die Experten sind Vad und co.?

Max P

Zitat von: Scipio 2.0 am 04. Juli 2022, 12:08:05Mal ganz abgesehen davon, ich habe den Eindruck, dass das ganze Gerade davon dass sich Russland bedroht und eingekreist fühlt nur dazu diente einer möglichen Rückgewinnung von Territorium den Weg zu ebnen bzw. diese Option offen zu halten. Daher dahinter steckte von Anfang an ein revisionistischer bzw. imperialistischer Gedanke.

Kann man das so sagen oder sehe ich hier Zusammenhänge wo keine sind?

Lässt sich kaum sicher sagen, aber ich halte deine Vermutung mittlerweile nicht für abwegig. Mir war die imperialistische Agenda Putins "früher" (vor dem 24.2.) auch nicht so klar. Das Sicherheitsbedürfnis Russlands mag parallel dazu existieren. Vielleicht hat es sich bei Putin im Lauf der Zeit von einem durchaus rationalen Interesse zur Paranoia ausgewachsen, keine Ahnung.

Peiresc

Zitat von: sailor am 04. Juli 2022, 11:17:28Stalin wollte vor dem Winterkrieg auch nicht auf seine Generäle hören

OT. Er hatte das Problem gleich grundlegend gelöst, zumindest vorerst.
Zitat von: WPAm 11. Juni [1937] wurden ihm [Marschall Tuchatschewski] im geheimen Moskauer Militärprozess unter dem Ankläger Andrei Wyschinski von einem Militärtribunal, dem unter anderem die Marschälle Blücher und Budjonny angehörten, unter Vorsitz des berüchtigten Schauprozessrichters Wassili Ulrich,[VA 19] seine militärischen Ränge und Titel aberkannt. Gemeinsam mit sieben weiteren Generalen

    Iona Jakir (Armeebefehlshaber I. Ranges),
    Jeronim Uborewitsch (Armeebefehlshaber I. Ranges),
    August Kork, (Armeebefehlshaber II. Ranges),
    Roberts Eidemanis (Korpskommandeur),
    Boris Feldman (Korpskommandeur),
    Witali Primakow (Korpskommandeur),
    Vytautas Putna (Korpskommandeur)

wurde er zum Tode verurteilt. Der einzige Richter, der im Prozess offensiv gegen ihn vorging, war der gleichrangige Budjonny, als zur Sprache kam, dass Tuchatschewski die Rote Armee erheblich motorisiert hatte und dadurch das Pferd immer unwichtiger wurde, was ihm Budjonny als passionierter Pferdenarr und -züchter sehr verübelte.[RS 29][CM 6]
[...]
Der Prozess gegen Tuchatschewski war der Auftakt der blutigen Säuberungen innerhalb der Roten Armee, in deren Verlauf drei Marschälle (außer Tuchatschewski noch Blücher und Jegorow), 13 Generäle sowie ca. 5000 weitere Offiziere hingerichtet wurden (etwa 45 Prozent des gesamten Offizierskorps der Roten Armee).
 
Budjonny war dann Chef bis in den Beginn des Großen Vaterländischen Krieges (die russische Propanda lässt jetzt schon mal immer den Slogan vom Zweiten Großen Vaterländischen Krieg abtropfen). Da Pamjat inzwischen eine ausländische Agentenorganisation ist, wird das wohl eher nicht so sehr Thema in den Militärakademien sein, schätze ich - aber natürlich bin ich nicht sicher.

Peiresc

Zitat von: Bachblüte am 04. Juli 2022, 12:10:11
ZitatDie Andersartigkeit Russlands erregt Eifersucht, Neid




RPGNo1

@Max P, Scipio 2.0

Der DLF verweist u.a. auf der offenen Brief, der am 29.6 in der Zeit erschien und den ich hier zur Diskussion verlinkt habe. Und ja, der General ist Erich Vad.

Nachsatz: Die Ruhrbarone haben eine passende Antwort auf die Augsteins, Schwarzers, Prechts.

ZitatOffene Briefe, gefühlte Fakten: Ein Teil der Kulturszene kämpft gegen den drohenden Bedeutungsverlust

https://www.ruhrbarone.de/offene-briefe-gefuehlte-fakten-ein-teil-der-kulturszene-kaempft-gegen-den-drohenden-bedeutungsverlust/210206/


Peiresc

Girkins Lagebericht.
https://wartranslated.com/igor-girkin-doom-frontline-update-for-the-4-july-2022/

Ich habe keine Ahnung, welche Ziele er verfolgt, ob er den Russen Feuer unterm Hintern machen will, oder ob er den Gegner einschläfern, in falscher Siegesgewissheit wiegen will ...

Wir könnten ja mal Augsteins Militärexperten fragen.  8)

Max P

Zitat von: RPGNo1 am 04. Juli 2022, 13:38:05Die Ruhrbarone haben eine passende Antwort auf die Augsteins, Schwarzers, Prechts.

ZitatOffene Briefe, gefühlte Fakten: Ein Teil der Kulturszene kämpft gegen den drohenden Bedeutungsverlust

https://www.ruhrbarone.de/offene-briefe-gefuehlte-fakten-ein-teil-der-kulturszene-kaempft-gegen-den-drohenden-bedeutungsverlust/210206/
Na ja, (ernsthafte) Kapitalismuskritik wäre heute nötiger denn je, allerdings sind "Denker, die aus Sattheit und Überdruss den Verzicht predigen", in der Tat wenig glaubwürdig. Ansonsten sind die Friedensapostel für die Ruhrbarone leider nur ein Aufhänger, um ad nauseam Kritik an der israelischen Politik als antisemitisch zu diffamieren... :gaehn: Ist aber hier off topic.

 


RPGNo1

Der Politikwissenschaftler Markus Kaim ist wohl einer der Experten, auf die sich Jakob Augstein beruft. Kaims Prognose:
Zitat"In sechs Wochen könnte sich Front schneller bewegen" – so setzt Russland sich mit seiner Kriegsführung durch

https://www.stern.de/politik/ausland/militaertaktik--politikwissenschaftler-ordnet-russische-kriegsfuehrung-ein-32508734.html :D

Scipio 2.0

Ein Politikwissenschaftler als Militärexperte? Klingt auf den ersten Hörer seltsam.