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Identitätspolitik - Allgemeiner Thementhread

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Begonnen von RPGNo1, 25. Januar 2023, 13:52:20

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Peiresc

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 09:17:08Sie als Pranger und Denunziationsportal darzustellen, klingt halt so kuschelig warm und gleitet so gut wie ein Einlauf mit Olivenöl.

Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht wirklich. Wenn es ein legitimes Anliegen ist, warum muss man dann solch merkwürdige Bezeichnungen finden? Hätte es nicht ein "Informationszentrum Frauenfeindlichkeit" oder so was viel besser getan? Was den "Pranger" angeht, da hat die Stiftung noch ein Stück Weges vor sich, wenn es in der seriösen Presse heißt:
ZitatNeben misogynen Angriffen und Gewaltvorfällen sollen dort der Website zufolge auch ,,antifeministische Sprüche", Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache oder Sticker mit Worten wie ,,Gender-Ideologie" angeprangert werden können.
https://www.tagesspiegel.de/politik/gefordert-durch-die-familienministerin-prominenten-antifeministen-und-medien-droht-aufnahme-in-offentliche-meldestelle-9369482.html

Und übrigens wäre auch dieses Forum meldungswürdig, denn es gibt hier zweifellos zahlreiche Äußerungen, die "Gender-Ideologie!" diagnostizieren, vulgo antifeministisch i. S. der Amadeo-Antonio-Stiftung sind:
ZitatDas wird Antifeminist*innen nicht gefallen: In der Biologie ist schon lange bekannt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.3 Der Blick in die Natur zeigt ein breites Spektrum an sogenannten geschlechtlichen Merkmalen, die sich nicht einfach in ,,männlich" und ,,weiblich" aufteilen lassen. Die Idee, dass es nur zwei Geschlechter und so etwas wie geschlechtstypische Merkmale und Eigenschaften generell gibt, ist also menschengemacht und in diesem Sinne nicht naturgegeben
https://gegen-antifeminismus.de/gewaltschutz-als-gender-ideologie-durch-die-hintertuer/

Und was ist "Quelle 3"? Ein alter Bekannter:
ZitatVoss, Heinz-Jürgen (2016). Es gibt mehr als zwei Geschlechter. Tagesspiegel. https://www.tagesspiegel.de/wissen/gender-in-der-biologie-es-gibt-mehr-als-zwei-geschlechter/13386730.html
:crazy

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 11:43:23
Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 09:17:08Sie als Pranger und Denunziationsportal darzustellen, klingt halt so kuschelig warm und gleitet so gut wie ein Einlauf mit Olivenöl.

Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht wirklich. Wenn es ein legitimes Anliegen ist, warum muss man dann solch merkwürdige Bezeichnungen finden? Hätte es nicht ein "Informationszentrum Frauenfeindlichkeit" oder so was viel besser getan?

Das ging jetzt vielleicht etwas unter: in RPGNo1s Link stellt sich die Autorin eine ähnliche Frage:

ZitatAnscheinend orientiert sich das Projekt an den Meldestellen Antisemitismus – es klingt zumindest so ähnlich, mit dem Anti und dem Ismus und der Meldestelle. Dadurch gibt es sich den Anstrich, über jeden Zweifel erhaben zu sein, denn Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Aber gilt das auch für ,,Antifeminismus"? Wer definiert das? Mit welcher Vollmacht? Und ist ,,Antifeminismus" tatsächlich identisch mit Frauenfeindlichkeit – oder eher selbst eine Ideologie? Ein Denk-Angebot, noch dazu mit vielfältigen Strömungen?
https://www.freitag.de/autoren/katharina-koerting/feminismus-als-staatsdoktrin-ohne-mich
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Peiresc

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 23. Februar 2023, 12:01:36Das ging jetzt villeicht etwas unter: in RPGNo1s Link stellt sich die Autorin eine ähnliche Frage

Na, nicht bei mir.  8) Eine gute Gelegenheit, noch aus dem programmatischen Text der Stiftung zu ergänzen:
Zitat3. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Lebensrealitäten anerkennen

Studien über Geschlecht und Geschlechterverhältnisse haben über Jahrzehnte bewiesen, dass die beschworene ,,natürliche" Zweigeschlechtlichkeit nicht existiert.

Das ist ja so unumstritten, dass man Quellen erst gar nicht mehr braucht ... Welchen besseren Begriff dafür als "Gender-Ideologie" kann man finden? Liebe Amadeo-Antonio-Stiftung, ich muss Euch einen furchtbaren Verdacht melden: Ihr habt keine Quelle angegeben, weil das keine wissenschaftliche Erkenntnis ist, und weil es diese Studien, sofern sie den Namen "Studie" verdienen, nicht gibt.

Max P

ZitatDer Blick in die Natur zeigt ein breites Spektrum an sogenannten geschlechtlichen Merkmalen, die sich nicht einfach in ,,männlich" und ,,weiblich" aufteilen lassen.

In was denn sonst? Ich verstehe das alles nicht und möchte mal ein konkretes Beispiel für 2., 3., n-te Geschlechter in der Natur genannt bekommen. Selbstverständlich gibt es Spezies, deren Individuen sowohl männliche als auch weibliche Reproduktionsorgane aufweisen (Schecken, Regenwürmer etc. und einhäusige Pflanzen) und Spezies, bei denen die Individuen während ihres Lebens das Geschlecht wechseln (diverse Fischarten z.B.), aber auch da gibt es stets nur zwei Geschlechter. Diese können dann bei den entsprechenden Arten natürlicherweise in ein und demselben Individuum vorkommen, aber es werden trotzdem nicht mehr als zwei biologische Geschlechter.   

RPGNo1

Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 11:43:23Und übrigens wäre auch dieses Forum meldungswürdig, denn es gibt hier zweifellos zahlreiche Äußerungen, die "Gender-Ideologie!" diagnostizieren, vulgo antifeministisch i. S. der Amadeo-Antonio-Stiftung sind:
ZitatDas wird Antifeminist*innen nicht gefallen: In der Biologie ist schon lange bekannt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.3 Der Blick in die Natur zeigt ein breites Spektrum an sogenannten geschlechtlichen Merkmalen, die sich nicht einfach in ,,männlich" und ,,weiblich" aufteilen lassen. Die Idee, dass es nur zwei Geschlechter und so etwas wie geschlechtstypische Merkmale und Eigenschaften generell gibt, ist also menschengemacht und in diesem Sinne nicht naturgegeben
https://gegen-antifeminismus.de/gewaltschutz-als-gender-ideologie-durch-die-hintertuer/

Und was ist "Quelle 3"? Ein alter Bekannter:
Zitat
Voss, Heinz-Jürgen (2016). Es gibt mehr als zwei Geschlechter. Tagesspiegel. https://www.tagesspiegel.de/wissen/gender-in-der-biologie-es-gibt-mehr-als-zwei-geschlechter/13386730.html

Alle Quellen sind schwach. Es handelt sich bei ihnen nämlich nicht um peer-reviewte wissenschaftliche Fachartikel, sondern die Links wurden sorgfältig ausgewählt, um die auf der Page vertretene Agenda zu unterstützen, welche auf den kritischen Theorien beruht.

Juliette

Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 10:02:40Seine Kinderbücher sind großartig, was von der Kritik an seinem Antisemitismus nicht abhalten sollte – das Genie zeichnet sich nicht durch die Abwesenheit von Fehlern, sondern durch die Größe seiner Vorzüge aus. Wo will man die Grenze ziehen? Es gibt so gut wie keine Geistesgröße, der man nicht die eine oder andere rassistische Äußerung nachgewiesen hat.

Na ja, ich habe Dahl nie gelesen, als ich Kind war, waren die nicht angesagt. Trotzdem würde ich ganz persönlich keine Bücher von Rassisten, Antisemiten, Nazis etc verlegen oder darin herumpfuschen. Weder das eine noch das andere. Und zum Glück bin ich ja keine Verlegerin. Und komischerweise wird weniger der Verlag kritisiert, als die übermächtige woke Strömung in der Gesellschaft, die ihn dazu anscheinend gezwungen hat.

Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 11:43:23Wenn es ein legitimes Anliegen ist, warum muss man dann solch merkwürdige Bezeichnungen finden? Hätte es nicht ein "Informationszentrum Frauenfeindlichkeit" oder so was viel besser getan? Was den "Pranger" angeht, da hat die Stiftung noch ein Stück Weges vor sich, wenn es in der seriösen Presse heißt:

Ich weiß nicht, warum der Name gewählt wurde, aber es steht in dem Text der Stiftung, dass es auch um Angriffe auf Schwule und andere Gruppen geht. Das passt wiederum unter dem Sammelbegriff Frauen nicht - allerdings auch nicht unter dem Sammelbegriff Feminismus... Frag mich nicht - und ich glaube, in der allgemeinen Hysterie geht es am wenigsten um den Namen.

Und als seriöse Presse werden genau die beiden Zeitungen wieder zitiert (Tagesspiegel und Spiegel), die die schlecht recherchierte Meldung als erste rausgehauen haben.

Es geht eben nicht darum, Menschen an den Pranger zu stellen:

ZitatTatsächlich ist es so, dass alle Versuche des Autors dieses Textes, sich als öffentlich wirksamen Antagonisten des deutschen "Genderns" selbst zu denunzieren, von Judith Rahner aus der "Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus" mit einem müde-milden Lachen quittiert werden. Generell interessiert sich Frau Rahner für vieles nicht: einzelne Journalisten, Meinungen, geschlechtergerechte Sprache, die Weltanschauung des Autors dieses Textes. "Ob Leute gendern oder nicht, ist uns herzlich egal," sagt sie.

Wofür sich Frau Rahner interessiert: Morddrohungen, Stalking, Doxing - also das internetbasierte Zusammentragen und Veröffentlichen personenbezogener Daten mit bösartigen Absichten. Es geht der Meldestelle um folgende Problemstellung: Wenn Menschen feministisch tätig sind, als Gleichstellungsbeauftragte oder als Publizisten, kann es ihnen passieren, dass sie Opfer von Versuchen werden, sie so zu bedrohen, dass sie alle Versuche, für gleiche Bezahlung oder gleiche Aufstiegschancen oder sprachliche Sichtbarmachung einzutreten, unterlassen.

Diese Kampagnen sind nicht immer strafrechtlich relevant, aber das macht sie nicht weniger wirksam. Wenn einem zum Beispiel Menschen mitteilen, sie wüssten, wo man wohnt, interessiert das die Polizei wenig (könnte ja auch ein Angebot sein, beim nächsten Umzug zu helfen), wenn diese Leute aber sehr, sehr kurze Haare und viele Runentattoos haben, fühlt man sich vielleicht trotzdem bedroht. Es gibt ein großes Spektrum an Wegen, wie man Menschen mundtot machen kann, ohne eine Straftat zu begehen.

Die Meldestelle ist ein Ort, an dem Opfer solcher Einschüchterungsversuche ihre Erfahrungen beschreiben können, nicht etwa um die Täter zu katalogisieren, sondern um systematische Kampagnen des Antifeminismus zu erkennen und Wege zu finden, wie man Opfern helfen kann, zum Beispiel indem man ihnen Umzüge finanziert, falls ihre Adressen im Internet veröffentlich wurden. Es geht also nicht darum, die Meinungsfreiheit einzuschränken, sondern zu versuchen, die Meinungsfreiheit all jener zu schützen, die gezielt an der Ausübung dieser Freiheit gehindert werden sollen.

Hier könnte man aufhören: Zwei Zeitungen haben eine Ente produziert, who gives a duck? - nur dass es eben genau die Art Ente ist, die einer gewissen Art Mensch schon morgens die Apokalypse in den Kaffee treibt. Eine Ente, die eine gewisse Art Mensch - der Autor dieses Textes lebt in der ständigen Angst, zu dieser Gruppe zu gehören - ein wenig zu schnell glaubt, weil sie sich zu gut einfügt in das, was man für die Gegenwart hält.
(aus: https://www.sueddeutsche.de/kultur/feminismus-meldestelle-antifeminismus-1.5756072)

Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 11:43:23Und übrigens wäre auch dieses Forum meldungswürdig, denn es gibt hier zweifellos zahlreiche Äußerungen, die "Gender-Ideologie!" diagnostizieren, vulgo antifeministisch i. S. der Amadeo-Antonio-Stiftung sind:

Von dem, was du mit den mehreren biologischen Geschlechtern zitierst, stand in meinen beiden Links nichts drin. Da gebe ich dir aber recht, dass das Quatsch ist. Und natürlich habe ich auch nicht diesen Herrn Voss zitiert.

Trotzdem finde ich es wichtig, Angriffe auf Frauen oder Frauenrechte zu dokumentieren (ja, auch Transmänner in Schutzräumen für Frauen). Bisher ging das im allgemeinen Rauschen unter oder wurde banalisiert bzw fast schon entschuldigt, wie zB Morde an Frauen / Femizide als "Ehrenmorde" oder "Verbrechen aus Leidenschaft" oder "Beziehungstaten".

Mal eine ganz andere Frage: Arbeitet ihr alle nicht oder wie findet ihr die Zeit, stundenlange Podcasts zu hören, lange Diskussionen zu führen, usw? Irgendwie schaffe ich es nicht, wirklich Zeit dafür zu finden.  ???


Gefährliche Bohnen

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 14:16:51
Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 10:02:40Seine Kinderbücher sind großartig, was von der Kritik an seinem Antisemitismus nicht abhalten sollte – das Genie zeichnet sich nicht durch die Abwesenheit von Fehlern, sondern durch die Größe seiner Vorzüge aus. Wo will man die Grenze ziehen? Es gibt so gut wie keine Geistesgröße, der man nicht die eine oder andere rassistische Äußerung nachgewiesen hat.

Na ja, ich habe Dahl nie gelesen, als ich Kind war, waren die nicht angesagt. Trotzdem würde ich ganz persönlich keine Bücher von Rassisten, Antisemiten, Nazis etc verlegen oder darin herumpfuschen.

Warum sollte das auch jemand von dir verlangen? Ein Gebot, würde man es aus einer solchen Haltung ableiten, wäre allerdings überaus unpraktikabel. Wie peiresc bereits schrieb, da würde nicht viel übrig bleiben zum Verlegen. Menschen haben viele Facetten, perfekt ist keiner. Soweit mir bekannt ist, wird in keinem von Dahls Büchern (ich habe die meisten seiner Kinderbücher als Kind gelesen und geliebt) in irgendeiner Weise rassistisches, antisemitisches oder sonstwie moralisch verwerfliches Gedankengut transportiert.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 14:16:51Mal eine ganz andere Frage: Arbeitet ihr alle nicht oder wie findet ihr die Zeit, stundenlange Podcasts zu hören, lange Diskussionen zu führen, usw? Irgendwie schaffe ich es nicht, wirklich Zeit dafür zu finden.  ???

Also ich habe natürlich eigentlich überhaupt keine Zeit dafür  ;D
Bei mir fällt das unter Hobby. Lesen oder Podcast hören geht ja z.B. gut auch unterwegs in der S-Bahn oder so. Videos gucke ich meistens mit erhöhter Wiedergabegeschwindigkeit.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Juliette

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 23. Februar 2023, 14:52:35Wie peiresc bereits schrieb, da würde nicht viel übrig bleiben zum Verlegen. Menschen haben viele Facetten, perfekt ist keiner.

Ja, klar. Auch Organisationen sind eigentlich nie ganz und gar akzeptabel, für mich jedenfalls. Auf einigen Gebieten leisten viele tolle Arbeit und auf anderen kommt schlimmer Mist - wie zB die Amadeo-Antonio-Stiftung.

Schwuppdiwupp

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 14:16:51Na ja, ich habe Dahl nie gelesen, als ich Kind war, waren die nicht angesagt.

Ich schon! "James und der Riesenpfirsich" fand ich super. Insbesondere die Stelle, wo Tante Schwamm und Tante Zinke vom Pfirsich zermatscht werden. (War das jetzt antifeministisch?) :teufel


Zitat von: RPGNo1 am 23. Februar 2023, 12:46:07Alle Quellen sind schwach. Es handelt sich bei ihnen nämlich nicht um peer-reviewte wissenschaftliche Fachartikel, sondern die Links wurden sorgfältig ausgewählt, um die auf der Page vertretene Agenda zu unterstützen, welche auf den kritischen Theorien beruht.

Dem entnehme ich, dass es keine seriösen, peer-rewiewten Artikel in biolgischen oder medizinischen Fachpublikationen gibt, die die (Hypo-)These von den 5 (?) Geschlechtern plausibel erklärt. Korrekt?
Ach, was weiß denn ich ...

Peiresc

Zitat von: Schwuppdiwupp am 23. Februar 2023, 17:19:26Dem entnehme ich, dass es keine seriösen, peer-rewiewten Artikel in biolgischen oder medizinischen Fachpublikationen gibt, die die (Hypo-)These von den 5 (?) Geschlechtern plausibel erklärt. Korrekt?

Naja, der Charme der Behauptung besteht darin, dass die Nicht-Existenz von Etwas kaum je zu beweisen ist. Man muss erstmal auf die Idee kommen, dass da was nicht hinhauen kann. Wenn diese Stiftung locker flockig abtropfen lässt, dass es "seit Jahrzehnten zahlreiche Studien" gäbe, dann würde ich ihnen gar nicht unterstellen, dass sie da bewusst, "für die gute Sache", abgedreht sind. Sie haben das einfach von Voß & Co. übernommen, vielleicht noch ein bissel ausgeschmückt und sich nur nie darum bemüht, diese Studien mal aufzutreiben und kritisch zu sichten. So jedenfalls meine Vermutung. Wer kann schon alles nachprüfen, was ihm so unter die Finger kommt? Definitiv niemand.

Schwuppdiwupp

Allem Anschein nach beziehen sich die Pro-Tagonist*innen ja auf die hier genannten Artikel:

ZitatFür die Diskussion geschlechtlicher Vielfalt waren hier unter anderem Veröffentlichungen der US-amerikanischen Naturwissenschaftlerinnen Anne Fausto-Sterling und Evelyn Fox Keller bestimmend. Fausto-Sterling publizierte als Extrakt ihrer Untersuchungen 1985 ein Buch, das unter dem Titel ,,Gefangene des Geschlechts" kurz darauf auch auf Deutsch erschien. Darin diskutiert sie aktuelle biologische Theorien kritisch – und konfrontiert sie mit gegenläufigen Beobachtungen und Studien. Mit ihren Aufsätzen ,,Die fünf Geschlechter: Warum männlich und weiblich nicht genug sind" (Zeitschrift The Sciences, 1993) und ,,Die fünf Geschlechter erneut betrachtet" (The Sciences, 2000) legte sie die Grundlage für weiterführende Debatten und bot wissenschaftliche Unterstützung für die Kämpfe der Intersexuellen-Bewegung.

"The Science" war allem Anschein nach keine peer-reviewed Fachpublikation.

ZitatThe Sciences was a magazine published from 1961 to 2001 by the New York Academy of Sciences. Each issue contained articles that discussed science issues with cultural relevance, illustrated with fine art and an occasional cartoon. The periodical won seven National Magazine Awards over the course of its publication.

Schauen wir uns mal die Autorinen Anne Fausto-Sterling und Evelyn Fox Keller an:

ZitatFausto-Sterling behauptete, 1,7 % der Menschen seien möglicherweise intersexuell. Zu dieser Aussage kam sie dadurch, dass sie auch Phänomene wie das Klinefelter-Syndrom oder das Turner-Syndrom berücksichtigte, was jedoch in der Regel nicht getan wird und wofür sie auch in einer Fachzeitschrift kritisiert wurde. Der gebräuchliche Wert ist ungefähr 100-mal niedriger.[2]
[...]
In einem 1993 erstmals erschienen Artikel kommt sie zu dem Schluss, dass es fünf Geschlechter bedarf, weiblich, männlich, hermaphroditisch, weiblich pseudo hermaphroditisch und männlich pseudo hermaphroditisch, im Jahr 2000 veröffentlichte sie einen Artikel der diese Ansicht erneut aufgriff.

ZitatEvelyn Fox Keller (* 20. März 1936 in New York City) ist eine US-amerikanische Physikerin und Philosophin, die sich mit feministischer Wissenschaftskritik beschäftigt. Sie ist Emerita am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Biologie und Gender Studies, dabei untersucht sie insbesondere den Zusammenhang zwischen Geschlechterrolle und Wissenschaft vor dem Hintergrund der Psychoanalyse – im Besonderen der Objektbeziehungstheorie. Sie gilt als eine der Pionierinnen auf dem Gebiet der feministischen Naturwissenschaftsforschung und -wissenschaftskritik. Aus ihren wissenschaftstheoretischen Forschungen zieht Keller den Schluss, dass die durch männliche Dominanz geprägte innere Struktur der Wissenschaft zu den bioethischen Problemen der Gegenwart führt.

Ich bin weder Mediziner, Biologe noch Sexualwissenschaftler, aber für mein Dafürhalten sieht das doch sehr nach nicht peer-reviewter KKK[3] aus.

[1] Hervorhebungen von mir.
[2] Leonard Sax: How common is lntersex? A response to Anne Fausto‐Sterling. In: The Journal of Sex Research. Band 39, Nr. 3, 1. August 2002, S. 174–178.
[3] KKK = konstruktivistische Kuh-Kacke.
Ach, was weiß denn ich ...

Peiresc

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 14:16:51Von dem, was du mit den mehreren biologischen Geschlechtern zitierst, stand in meinen beiden Links nichts drin.

Dem Link zur Süddeutschen bin ich nicht gefolgt, weil ich kein Probe-Abo abschließen will. Der andere ist derjenige, der mich zu meinem Zitat geführt hat:
Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 09:17:08Hier gehts weiter: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/antworten-auf-vorwuerfe-gegen-meldestelle-antifeminismus-95701/

Ich wollte wissen, was Antifeminismus vom Kampf gegen Frauenfeindlichkeit unterscheidet. Also:

Zitathttps://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/meldestelle-antifeminismus/
[...]
Beispiele
[...]
Sticker/Flyer mit antifeministischen Inhalten zirkulieren, z.B. Mobilisierung gegen die ,,Gender-Ideologie" u.ä.
Dann nur noch dem Link unter ,,Gender-Ideologie" folgen, und schwupps ist man da.

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 14:16:51Und als seriöse Presse werden genau die beiden Zeitungen wieder zitiert (Tagesspiegel und Spiegel), die die schlecht recherchierte Meldung als erste rausgehauen haben.
Deine Widerlegung (d.h. dein Stiftungstext) war vom 14.02.23:
ZitatDie Meldestelle speichert keinerlei Namen oder personenbezogene Daten von Dritten. Dies gilt auch für Personen von öffentlichem Interesse, Vereine, Medien oder Parteien

Aber war das schlecht recherchiert? Wenn ja, inwiefern?
Zitat17.02.2023, 18:14 Uhr
Das Portal ist nicht rein anonym, wie es das Ministerium von Lisa Paus (Grüne) zwischenzeitlich erklärt hatte. Das teilte ein Sprecher am Freitag auf Anfrage des Tagesspiegels mit.
https://www.tagesspiegel.de/politik/gefordert-durch-die-familienministerin-prominenten-antifeministen-und-medien-droht-aufnahme-in-offentliche-meldestelle-9369482.html

Ich denke mir, sie sind im Schwimmen, weil das Gesamtkonzept eben nicht gut durchdacht ist und sie so ein Sammelsurium an idiosynkratischen Beleidigtheiten aufnehmen wollen. Wenn sie ernsthafte Gewaltdrohungen und Vergleichbares bekämpfen, dann kann wasserfeste Dokumentation nur gut (oder sogar überlebensnotwendig) sein, und dann könnte Anonymität sogar falsch sein.

Juliette

Zitat von: Peiresc am 23. Februar 2023, 20:00:11Ich denke mir, sie sind im Schwimmen, weil das Gesamtkonzept eben nicht gut durchdacht ist und sie so ein Sammelsurium an idiosynkratischen Beleidigtheiten aufnehmen wollen. Wenn sie ernsthafte Gewaltdrohungen und Vergleichbares bekämpfen, dann kann wasserfeste Dokumentation nur gut (oder sogar überlebensnotwendig) sein, und dann könnte Anonymität sogar falsch sein.

Damit hast du natürlich vollkommen recht. Wahrscheinlich mit beidem. Wobei dann wieder die Frage wäre, wo solche Daten besser aufgehoben wären - trotz Bauchweh meinerseits wahrscheinlich eher nicht bei einer privaten Initiative. (Hervorhebung im Zitat von mir.)

PS: Den SZ-Artikel habe ich inzwischen zu ca 80% zitiert...

RPGNo1

Zitat von: Juliette am 23. Februar 2023, 20:56:38Wobei dann wieder die Frage wäre, wo solche Daten besser aufgehoben wären - trotz Bauchweh meinerseits wahrscheinlich eher nicht bei einer privaten Initiative. (Hervorhebung im Zitat von mir.)


Dem stimme ich zu. Ein Privatverein, der sich zudem ganz offen hinter identitätpolitische Agenden stellt, ist ein denkbar schlechter Verwalter. Ich würde PETA auch nie ein Meldeportal über Tierschutz anvertrauen oder Sea Shepherd über Walschutz.

Vielleicht wäre das Portal im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Projektes an einer Universität besser aufgehoben.