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Erwischt! Guttenberg schreibt ab.

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Begonnen von mossmann, 16. Februar 2011, 13:41:06

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Chili

ZitatWodurch entsteht denn grade der Schaden? Z.B. durch das Wort "Plagiat". Es handelt sich aber nicht um eine kopierte Arbeit, sondern allenfalls um eine schlechte. In den Medien wird aber gehyped. Der hat das alles abgeschrieben usw.
Bei einem "normalen" Kandidaten hätte man vermutlich nicht gesagt, er hätte alles abgeschrieben, sondern dass er eine ungerechtfertigte Note bekommen hat.

Ich sehe das eben anders.

rincewind

Zitat von: Chili am 20. Februar 2011, 11:08:26
ZitatWodurch entsteht denn grade der Schaden? Z.B. durch das Wort "Plagiat". Es handelt sich aber nicht um eine kopierte Arbeit, sondern allenfalls um eine schlechte. In den Medien wird aber gehyped. Der hat das alles abgeschrieben usw.
Bei einem "normalen" Kandidaten hätte man vermutlich nicht gesagt, er hätte alles abgeschrieben, sondern dass er eine ungerechtfertigte Note bekommen hat.

Ich sehe das eben anders.

Ich auch. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was inzwischen rausgekommen ist, dann ist das keine schlechte Arbeit, sondern schlicht Betrug. Und zwar ganz egal, was man von der Person Guttenberg hält. Auch wenn er mein bester Freund wäre: Ich würde es trotzdem so nennen. Das ist weit jenseits eines Spielraumes.

Warze

Hat eigentlich schon jemand die Seiten der üblichen Verschwörungstheoretiker gecheckt?
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

rincewind

Zitat von: Warze am 20. Februar 2011, 11:21:44
Hat eigentlich schon jemand die Seiten der üblichen Verschwörungstheoretiker gecheckt?

Ich nicht. Tippe darauf, dass der Ghostwriter bestochen war.

Sehr schön übrigens:
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/sprachlog/kultur/2011-02-16/guttenberg-roadkill

Antitainment

In der Wochenendausgabe der Taz gabs die Stellungnahme des KT zu Googleberg zu lesen.

ZitatDie Guttenberg-Erklärung
AFFÄRE Im Wortlaut: Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenbergs Erklärung zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit vom 18. Februar 20111

"Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat, und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufsabgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden und sie enthält fraglos Fehler.(2) Über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten.(3) Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht.(4)

Sollte sich jemand hierdurch oder durch unkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1.300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid.(5) Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth.(6) Ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen, festzustellen, inwiefern darin ein wissenschaftliches, ich betone, ein wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte. Und ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone, vorübergehend auf das Führen des Titels verzichten - allerdings nur bis dahin.(7) Anschließend werde ich ihn wieder führen.(8)

Ich werde mir keine anderen Maßstäbe anlegen, als ich sie bei anderen angesetzt hätte. Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen.(9) Die Menschen in diesem Land erwarten, dass ich mich um das fordernde Amt des Verteidigungsministers mit voller Kraft kümmere, und das kann ich auch. Wir stehen vor einer historischen Bundeswehrreform und ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis an dem heutigen Tag einmal mehr auf bittere Weise zeigt."(10)

1 Die Wortlauterklärung entstammt einem Bericht der Nachrichtenagentur dapd. Vgl. MAW0162 vom 18. 2. 2011 um 12.42 Uhr.

2 Guttenberg ist seit dem Jahr 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags, zudem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der Atlantik-Brücke und des Aspen-Instituts, seit 2005 Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft, Mitglied der Deutsch-Britischen Parlamentariergesellschaft und der Europa-Union Parlamentariergruppe. Weiterhin gehört Guttenberg dem Kreistag von Kulmbach an. Bis 2008 war Guttenberg CSU-Vorsitzender von Guttenberg/Franken. Vgl. www.guttenberg.de/person.php, www.dgap.org/dgap/mitgliedschaft-in-der-dapap/. Guttenberg ist verheiratet und hat zwei 2001 und 2004 geborene Töchter. Vgl. Bundestagsbiografie. Er promovierte 2007 an der Universität Bayreuth mit der Dissertation "Verfassung und Verfassungsvertrag: Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU". Das 2009 veröffentlichte Werk stand am Freitag um 15.23 Uhr auf Platz 526 der Amazon-Bestsellerliste. Vgl. amazon.de. Am selben Tag wurde die elektronische Version der Promotionsschrift vom Verlag Duncker & Humblot zurückgezogen. Die in 400 Exemplaren gedruckte Ausgabe war ausverkauft. Vgl. Deutsche Presseagentur vom 18. 2. 2011, Landesdienst Berlin, brb0083 vom 18. 2. 2011 um 15.09 Uhr.

3 In seiner ersten Erklärung am 16. 2. 2010 hatte Guttenberg den Vorwurf, seine Doktorarbeit sei ein Plagiat, als "abstrus" bezeichnet. Vgl. Deutsche Presseagentur, bdt0125 vom 18. 2. 2011, 10.14 Uhr

4 "Es" bezieht sich offenbar auf Guttenberg selbst, da dieser zuvor betont hatte, alleiniger Autor des Werks zu sein. Vgl. Anm. 3, a. a. O.

5 Dieser Satz bezieht sich möglicherweise auf Klara Obermüller, deren Text zur europäischen Verfassung in der Neuen Zürcher Zeitung von Guttenberg ohne Kenntlichmachung in seinem Werk abschrieb. Diese nannte Guttenbergs Vorgehen "schlechten Stil. Und auf Stil, Herr Minister, legen Sie doch sonst so besonders Wert." Vgl. Die Welt, 18. 2. 2011: "Zeigen Sie Stil, Herr zu Guttenberg!", S. 23.

6 Der Präsident der Universität Bayreuth, Bormann, verlangte am 17. 2. 2011 eine Stellungnahme Guttenbergs zu den Vorwürfen. Er erwarte den Eingang dieser Erklärung in den nächsten 14 Tagen. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), "Universität Bayreuth will Erklärung Guttenbergs", 18. 2. 2011, S. 1.

7 Das Führen eines Doktortitels steht jedem Promovierten frei. Insofern ist die Erklärung Guttenbergs, zeitweise darauf verzichten zu wollen, ohne rechtliche Relevanz. Vgl. auch Promotionsordnung der Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftliche Fakultät vom 27. November 1979 in der Fassung der Fünften Änderungssatzung vom 30. März 2000, S. 9 f.

8 Guttenberg geht offenbar davon aus, seinen Doktortitel auch nach einer Prüfung behalten zu dürfen. Dies unterliegt jedoch einer Prüfung der Universität Bamberg, deren Präsident eine Aberkennung nicht ausschließen wollte. Vgl. ebd., S. 9, FAZ, a. a. O.

9 Bereits seine hier abgedruckte Erklärung hatte Guttenberg nur gegenüber ausgewählten Journalisten abgegeben, was zum Protest der akkreditierten Berichterstatter der Bundespressekonferenz führte. Noch am selben Tag entschuldigte sich Guttenberg für sein Verhalten bei den Hauptstadtjournalisten. Vgl. Nachrichtenagentur dapd vom 18. 2. 2011, MAW196 um 13.58 Uhr, sowie dapd, MAW0215 vom 18. 2. 2011 um 14.51 Uhr.

10 Guttenberg bezog sich auf die Information, dass zwei Angehörige der Bundeswehr am 18. 2. 2011 in Afghanistan ums Leben gekommen waren. Vgl. Nachrichtenagentur dapd vom 18. 2. 2011, MAW0257 um 16.27 Uhr.

(http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=a1&dig=2011%2F02%2F19%2Fa0137&cHash=f30ac08d86)

Und passend dazu ein amüsanter Artikel "Der manische Minister" http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=a1&dig=2011%2F02%2F19%2Fa0138&cHash=1c988b9edc

Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Belbo

Man hätte drauf kommen können, die braune Seite der Macht, strickt da gleich eine Verschwörungstheorie um den Mann.....
http://www.zeitgeist-online.de/exklusivonline/dossiers-und-analysen/230-das-guttenberg-dossier-teil-1.html
::)
Belbo

..der ist allerdings nett.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/videos/extr153.html

Wolleren

Zitat von: HorstHuber am 19. Februar 2011, 01:30:44
...
Der Aufschrei der so aufgeklärten Bürger wäre um einiges schlimmer hätte er seine dolle Übermuddi mit einer billigen Nutte betrogen. Dann könnte er sich nicht halten weil dies ja laut linkem oder rechtem Bild und Spiegelleser ein schlimmer Vertrauensbruch darstellen würde.

Was mich bei dieser Sache nunmal ankotzt ist die Verharmlosung eines schweren wissenschaftliches Fehlverhalten.
Bei dem aktuellen Plagiatsvorwurf handelt es sich nicht um simples abschreiben für ein Schulreferat in der sechsten Klasse!

Dieses Abschreiben ist hier das wissentlich fälschen wissenschaftlicher Ergebnisse und somit untergräbt Guttenberg aufs übelste die Integrität der Wissenschaft.
Ja.

Zitat von: rincewind am 19. Februar 2011, 23:11:09
... Im Übrigen sollte man den Focus mal eher auf die Uni Bayreuth richten. Was dauernd völlig untergeht: das war eine summa cum laude Arbeit. Dafür gibt es relativ klare Maßstäbe. Und noch viel schlimmer als Eitelkeit ist universitäres Gefälligkeitsgemauschel.   
Ja!

Zitat von: Chili am 20. Februar 2011, 00:34:35
Moment,das Thema heißt Guttenberg.Dass es keinen in der Bevölkerung interessiert,bedeutet IHMO,dass viele keine Ahnung haben,wie so eine Dissertation zustande kommt.Das Ganze wertet wissenschaftliches Arbeiten weiter ab und schadet auch,denen,die ehrlich sind.Und es spielt weiter den Scharlatanen in die Hände,die sich ja auch oft über Titelmühlen mit entsprechenden Titeln schmücken.Dass Guttenberg mit Hilfe des wissenschftlichen Dienstes des Bundestages über eine normale Uni zu seinem Titel kam,ist nur ein gradueller Unterschied.
Ja!!

Zitat von: Godesberg am 19. Februar 2011, 21:48:07
68% der Bundesbürger lehnen laut Emnid einen Rücktritt Guttenbergs ab.
Für mich ist das eine Intellektuellendiskussion.
Irrelevant.

Erstens gehört die Universität Bayreuth wohl ins Wiki neben die Viadrina, oder? Wie nennt man denn die fahrlässige - Nepotismus atmende - Förderung wissenschaftlichen Fehlverhaltens?
Zweitens spielt das Untergraben der Autorität wissenschaftlichen Arbeitens gerade den esoterischen Abzockern in die Hände. Intellektuell ist daran leider gar nichts.

General Stumm v. Bordwehr

In Ö gab es eine ähnlich gelagerte Sache mit dem damaligen Wissenschaftsminister (der Mann war aber nur ein Philosoph, sic!), stieg aber dann doch zum EU-Kommissar auf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hahn_(Politiker)

cohen

Eine Rezension bei Amazon zur Arbeit:

;D ;D ;D ;D ;D
http://www.amazon.de/review/RA0CLQ0HCL8JK/ref=cm_cr_pr_viewpnt#RA0CLQ0HCL8JK
ZitatIst es Dada, Kubismus oder einfach nur heißsprudelnder Fluxus? Trägt Jo Beuys heut Gel im Haar?
Auf jeden Fall ist es ein Wegbereiter, ein Avantgardist der ersten Sekunde, ja -ich scheue mich nicht, es zu auszusprechen: ein Revolutionär!, der uns mit diesem Kunstwerk in Buchhülle seine eigene, neue Kunstform entgegenwirft. Tut es weh? Aber jaa! Schreien wir auf? Und wie!! Sind wir betroffen?... Wer hätte gedacht, dass es in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich ist, eine solch gewaltige spontane und affektive Reaktion durch einfache, fast minimalistische Aktionskunst vibrieren zu lassen. Guttenberg verletzt auf geniale, dämonisch schmunzelnde Art den Formalismus unserer Zeit, indem er formal die Form wahrt. Sein Sprengsatz ist das Innere des Textes, der gespiegeltes Eingeweide einer selbstverliebten und weltvergessenen Wissenschaftselite ist. Mit der Pranke des Künstlers, der alles darf, zerreißt er den elitären Seidenkokon der faustischen Kerkergesellen, er zerrt die süßmuffigdampfenden Textgespinste, die in Einweckgläsern zwischen Schrumpfköpfen und Tropfwachskerzen dämmerten, ans gleißende Licht des Pressegewitters. Hier! Hier! Hier! Text! Fragmentiert, zerissen,dekonstruiert und neu geklebt- so wie ers wohl im Grundschulkunstunterricht mit buntem Glanzpapier (neben dem Kartoffeldruck) gelernt haben mag.
Guttenberg erfindet das Rad nicht neu, er lässt es nur anders klingen! Er sammelt Worte, Buchstaben, Texte und präsentiert sie der Welt auf einer von Zeit gelösten Ebene in meditativer Suggestion. Er ist der John Cage unter den Textbaukünstlern (vielleicht schon eine mögliche Bezeichnung für die Beschreibung dieser neuen Kunst?). Versunken gleitet Text in Text,schmiegt sich,fügt sich, schmilzt und schwebt. Rastet eine, wird schwer sperrig, kratzt quietscht- nicht immer schön, aber immer anders, spannend. Fragen und Antworten zugleich stellend, Sinn gebend ,nicht suchend. Und wir? Wir suchen! Suchen Bedeutung, Sinn , Perfektion, schließlich: Fehler. Wollen Bruchstellen erkennen, den Meister überführen. Und merken nicht, wie wir uns selbst dabei überführen. Er hat uns entführt, sein Werk ist ein Erpresserbrief, an uns gerichtet. An uns alle, genauer unsere westliche Kultur. Der Titel sagt es ja: Europa/Amerika; das alte Ehepaar der Wissenschaft, der Erfindungen; das Heimatdorf der Doktoren und Professoren, die der Welt Fortschritt und Wahnsinn brachten- das sind wir: seine Rezipienten.
Halten wir inne, verneigen wir uns vor der neuen Kunst. Nicht die Postmoderne mit ihrem Abgesang begnet uns hier, niemand, dem es provokant scheint, Rinderhäften als blutigen Fleischbrei von Hubschraubern auf Bürgersteige klatschen zu lassen. Keine Exkremente werden auf Leinwände mit Urschreien gespritzt.
Guttenberg zitiert: er zitiert die Form, die wir lieben, die wir sind; er präsentiert uns die Seele unserer Kultur der Aufklärung, des Wissens ,der Reformation, der Bürgergesellschaft per se.
Er zeigt uns das Buch.
Der ausgestreckte Finger Johannes Gutenbergs ( ist die Namensgleichheit denn nur Zufall??), dessen Erfindung die europäische Welt auf den Kopf stellte, bohrt sich in unsere eingefallenen Rippen. Dies ist nicht die Postmoderne, dies ist das 21. Jahrhundert, Guttenberg sein erster wahrer Künstler, dies ist Utopia!!! Copy& Paste seine Aktionskunst; bald, sehr bald, wird der Künstler in eindrucksvollen Happenings seine vollendete Meisterschaft
vor handverlesenem Publikum in Echtzeit präsentieren: Er liest nicht, exzerpiert nicht, diskutiert nicht; er sichtet, sucht, stapelt nicht, nein, er wird live Texte zerreißen, zerfetzen, vermischen und neu dem staunenden Publikum vor die Ohren werfen. Spontane Lesungen mit immer neuen Wendungen wird er in atemberaubenden Kaskaden abfeuern. Autoren werden sich darum prügeln, in seine Kunstwerke einfließen zu dürfen.
Wen Guttenberg nicht benutzt, der existiert nicht!

Und wir, in Retrospektive, werden wir sagen: ja ich war dabei!; oder werden wir dereinst- analog zu der Generation,die von allem nichts gewusst hat-, später sagen müssen: "Wir hatten ihn nur einfach nicht verstanden."...........?

Binky

ZitatGuttenberg ist der beliebteste Politiker und offenbar will eine Mehrheit den in der Politik behalten.

Ich habe lange auf meinen Fingern gesessen, ob ich das schreiben soll, weil ich denke, Du weißt das, Godesberg. Aber trotzdem: Homöopathie ist in der Bevölkerung sehr beliebt, sollte sie deshalb anerkannt werden?


zwingenberger

Mal ganz im Ernst:

Rücktrittsforderungen sind so ziemlich das bescheuerteste, was man äußern kann. Denn: nie hatte der Doktor a.D. seinen Ministerposten sicherer als heute. Frau Bundeskanzlerin ist eben eine gelehrige Schülerin ihres Lehrmeisters Helmut Kohl: beschädigte Konkurrenten feuert nur ein Simpel. Wenn der Doktor a.D. am Kabinettstisch noch einmal Wünsche äußert, muss Frau Bundeskanzlerin zum Neinsagen nicht einmal mehr aus der Zeitung aufblicken. So wird das gemacht!

Belbo

.....Guttenberg hin Guttenberg her, was mich noch meht irritiert ist das Niveau der Diskussionen und des Intellektes das in den Kommentaren der entsprechenden facebookseite zu Tage tritt. Kein Wunder machen unsre "Ganoven" und "Spinner" so einen Reibach, die Opfer sind dankbar..... Das gilt übrigens für beide Seiten und schliesst mich natürlich auch ein.

Belbo

mossmann

Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

rincewind

Zitat von: mossmann am 21. Februar 2011, 17:38:09
der ist lesenswert:

http://www.stern.de/politik/deutschland/die-guttenberg-affaere-kulturkampf-um-einen-angebeteten-1656286.html

Stimmt.

ZitatGuttenberg befriedigt die Sehnsucht nach einer reinen, tugendhaften Lichtgestalt, die aber doch, was ja eigentlich widersprüchlich ist, nahbar, zugänglich, greifbar ist. Die Sehnsucht scheint unermesslich. Anders ist nicht zu erklären, dass Guttenbergs bislang größtes Pfund, seine Glaubwürdigkeit, von seinen Fans nicht in Zweifel gezogen wird, obgleich dieser Stützfeiler seines öffentlichen Bildes durch Copygate so sehr ins Wanken gerät. Viele Bürger wollen sich ihren Guttenberg offenbar um keinen Preis der Welt kaputt machen lassen - und sei es um den Preis der Vernunft. Deshalb bagatellisieren sie das akademische Vergehen zu einem Kavaliersdelikt, auf einer Ebene mit Falschparken und einer geringfügigen Geschwindigkeitsüberschreitung auf einer Landstraße.

ZitatWas nämlich die Argumente der Guttenberg-Anwälte gemein haben, ist eine Abkehr von jedwedem Rationalismus. Es sind die Anti-Aufklärer, die hier am Werke sind. Sie fordern ein, dass für Guttenberg nicht die normalen Regeln des akademischen Betriebs gelten, nicht einmal die der Demokratie, in der es durchaus zulässig ist, die Eignung eines Politikers immer wieder in Frage zu stellen. Gleichzeitig stellen sie alles und jeden unter den Pauschalverdacht des Betrugs und der Doppelzüngigkeit. Akademiker, Politiker, Journalisten. Beides, die Pauschalkritik und die Forderung nach einer "Lex Guttenberg" haben ihrerseits das Zeug, das Vertrauen in wichtige Institution zu zersetzen, den Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält: Wie soll man denn jemals, und das hat der Professor und SPD-Politiker Karl Lauterbach bei Anne Will, treffend formuliert, Studenten fürs Abschreiben bestrafen können, wenn der Verteidigungsminister mit einem Plagiat davonkommt? Das ganze System würde zusammenbrechen.