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Erwischt! Guttenberg schreibt ab.

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Begonnen von mossmann, 16. Februar 2011, 13:41:06

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Dienstag

Zitat von: rincewind am 19. Februar 2011, 23:11:09
Im Übrigen sollte man den Focus mal eher auf die Uni Bayreuth richten. Was dauernd völlig untergeht: das war eine summa cum laude Arbeit. Dafür gibt es relativ klare Maßstäbe. Und noch viel schlimmer als Eitelkeit ist universitäres Gefälligkeitsgemauschel.  

Was immer die Uni oder diesen Prof. Häberle veranlasst haben mag, das Ding als Dissertation anzunehmen und hoch zu benoten -- Guttenberg hat jedenfalls kein Problem, diese Leute in die Pfanne zu hauen. Denn das tut er, wenn er jetzt sagt, er habe "Blödsinn" geschrieben. Wie man immer noch schwätzen kann, dieser Schnösel hätte Charakter oder gar Anstand, verstehe ich nicht.


Hier noch eine Analyse seiner Rede von gestern durch einen Profi-Redenschreiber. Länglich, aber auch ein paar gute Beobachtungen, finde ich:
http://carta.info/38443/guttenbergs-wettertannenrede-eine-analyse/


Auch interessant: Grundlagen wissenschaftlichen Zitierens  ;D

Belbo


War es nicht Liebermann, der nicht soviel essen konnte wie er  :kotz:.......

"Meine Damen und Herren, es hat ja so ein bisschen gemunkelt an der einen oder anderen Ecke: Kommt er denn überhaupt, drückt er sich? Soweit kommt es noch, meine Damen und Herren, dass man sich nach einem solchen Sturm drücken würde. Soweit kommt's noch. Und hier oben steht zu Ihrer aller Versicherung auch das Original und nicht das Plagiat (...).

Mir ist in diesen Tagen auch einfach nochmal wichtig zu sagen, dass ich nicht als Selbstverteidigungsminister gekommen bin (...), sondern als Bundesminister der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, als Freund, als Nachbar (...) und insbesondere als einer, der in diesen Tagen auch deutlich macht, dass eine oberfränkische Wettertanne solche Stürme nicht umhaut.

(...) Da verlässt man nicht irgendwelche Schiffe, sondern da bleibt man an Deck und hält die Dinge entsprechend durch und wenn es gelegentlich etwas absurd wird, dann hält man die Dinge auch einfach aus. Auch das ist, glaube ich, eine Erwartungshaltung, die Sie an jemanden haben, der in Verantwortung steht. Und so soll's auch sein.

Ich möchte das Thema gerne aufgreifen, weil es dieser Tage doch sehr, sehr interessiert, und ich weiß, dass man auch den Anspruch hat, dass jemand, der sich in die Öffentlichkeit begibt, dann auch in der Öffentlichkeit zu gewissen Dingen Stellung nimmt.

Und ich mache das mit großer Freude und von Herzen gerne vor Ihnen heute Abend - und nicht alleine vor der Hauptstadtpresse in Berlin. Sondern bewusst und gerne vor Ihnen, weil dieser Bezugspunkt glaube ich einer ist, der deutlich macht, dass uns die Öffentlichkeit als Öffentlichkeit wichtig ist. Und dass Sie erfahren können aus erstem Munde, was mir am Herzen liegt und in meinen Augen mitteilenswert ist und Sie nicht erst wieder durch Kommentierung letztlich erreicht. (...)

Ich habe - in der wenn man so will "Affäre" um Plagiat: ja oder nein - an diesem (...) besonders gemütlichen Wochenende mir auch die Zeit nehmen dürfen, nicht das zu lesen und anzusehen, was da alles so geschrieben wurde und gesendet wurde, sondern mich auch noch einmal mit meiner Doktorarbeit zu beschäftigen. Ich glaube, dass war auch geboten und richtig, das zu tun. Und nach dieser Beschäftigung, meine Damen und Herren, habe ich auch festgestellt, wie richtig es war, dass ich am Freitag gesagt habe, dass ich den Doktortitel nicht führen werde.

Ich sage das ganz bewusst, weil ich am Wochenende, auch nachdem ich diese Arbeit noch einmal intensiv angesehen habe, feststellen musste, dass ich gravierende Fehler gemacht habe. Gravierende Fehler, die den wissenschaftlichen Kodex, den man so ansetzt, nicht erfüllen. Ich habe diese Fehler nicht bewusst gemacht, ich habe auch nicht bewusst oder absichtlich in irgendeiner Form getäuscht und musste mich natürlich auch selbst fragen, meine Damen und Herren, wie konnte das geschehen? Und wie konnte das passieren?

Und so ist es, nach einem Blick, den man zurückwirft, dass man feststellt, man hat sechs, sieben Jahre an einer solchen Arbeit geschrieben und hat in diesen sechs, sieben Jahren möglicherweise an der ein oder anderen Stelle, an der ein oder anderen Stelle auch zu viel, auch teilweise den Überblick über die Quellen verloren.

Das ist eine Feststellung, die darf man treffen, und die muss man treffen. Und dann gibt es ganz besonders peinliche Beispiele dabei, etwa dass die Frankfurter Allgemeine so prominent in der Einleitung einer Doktorarbeit erscheint, das ist im Umfeld von Frankfurt natürlich eher schmeichelhaft, meine Damen und Herren, aber es ist weniger schmeichelhaft in einer Doktorarbeit.

Und das sind selbstverständlich Fehler. Und ich bin selbst auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Und deswegen stehe ich auch zu diesen Fehlern. Und zwar öffentlich zu diesen Fehlern, meine Damen und Herren. Und ich bin auch ganz gerne bereit, dies in die hier stehenden Kameras zu sagen, die ja de facto heute hier wegen einer Kommunalwahl gekommen sind.

Und ich sage ebenso und mit der notwendigen (...) und mir in diesen Tagen gerne abgesprochenen Demut (...), dass ich mich von Herzen bei all jenen entschuldige, die ich mit Blick auf die Bearbeitung dieser Doktorarbeit verletzt habe. Das ist eine Entschuldigung, die von Herzen kommt und die als solche auch zu sehen ist. (...)

Die Entscheidung, meinen Doktortitel nicht zu führen, schmerzt, insbesondere wenn man sechs, sieben Jahre seines Lebens daran gearbeitet hat und insbesondere wenn man weiß, was die Familie da auch durchgemacht hat. Ich kann auch eines sagen: Ich habe diese Arbeit selber geschrieben, weil ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich da geschrieben habe. Ich habe sie selber geschrieben. (...)

Von daher ist das eine schmerzliche Entscheidung. Aber es ist eine wichtige Entscheidung, weil es auch gleichzeitig darum geht, dass man auch bereits eingetretenen Schaden, etwa für eine Universität, eingetretenen Schaden beim honorigen, hochgeschätzten Doktorvater, beim Zweitkorrektor zu begrenzen weiß. (...)

Dass wir am vergangenen Freitag in der Bundesrepublik, wenn man den Fernseher eingeschaltet hatte oder wenn man sich am nächsten Tag die gesamte Medienlandschaft in diesem Land angesehen hat, den Hauptaugenmerk mit Sondersendungen und allem Pipapo auf die gegebenen oder nicht gegebenen Fußnoten in einer ministeriellen Doktorarbeit gelegt haben und gleichzeitig der Umstand, dass in Afghanistan drei Soldaten gefallen sind und zehn Soldaten mitunter schwer verwundet worden sind und immer noch zwei mit dem Leben ringen, dieser Umstand zur Randnotiz verkommen ist, ist in meinen Augen kein wirkliches Beispiel für exzellenten Journalismus."

Suricata

Was ich nicht verstehe ist, warum es zuvor keinem aufgefallen ist. Muss ein "Doktorvater" das nicht genau überprüfen, bevor er seinen Segen gibt? "Gut gemacht mein Junge", oder so ähnlich. (Ich kenne mich mit dem Ablauf nicht aus.)

Ehrlich gesagt ist es mir wurscht, wie jemand aussieht und ob er sich Gel ins Haar schmiert oder nicht.
Ich bin enttäuscht und denke, es hat dem Ansehen der Wissenschaft geschadet.
Die Diskussion geht doch schon los: "Wer weiß, wieviele auf ihren Doktortiteln sitzen und ebenso geschummelt haben?" (O-Ton Nachbarin)
Und leid tun mir diejenigen, die zur Zeit an ihrer Doktorarbeit sitzen, die sich bemühen es ordentlich zu machen, viel Zeit und Herzblut und schlaflose Nächte investieren, um dann irgendwann den Titel führen zu dürfen.
Würde ich zur Zeit an meiner Doktorarbeit schreiben, ich wäre stinksauer.

Wenn das keine weiteren Konsequenzen hat, als mal eben, "Na dann ist er halt kein Doktor mehr", dann finde ich das nicht in Ordnung. Ein Hänschen Müller oder Heini Schmidt würde vermutlich nicht glimpflich davon kommen.
Es darf meiner Meninung nach nicht mit zweierlei Maß gemesssen werden, nur weil der eine sehr populär ist und der andere nicht! Es waren keine kleinen "Hoppla-Fehler", sondern massenhaft Zitate, die nicht als solche zu erkennen waren.
Und wenn ich 7 Jahre (oder länger) an einer Doktorarbeit schreibe muss ich sie doch noch mal überprüfen, bevor ich sie zum Besten gebe. Gerade dann! Denn ein "Was interessiert mich mein Geschreibsel von gestern", (nach dem Motto: Ich hatte zwischenzeitlich viel um die Ohren), wäre bei einer kleinen Publikation wirklich kein Drama, aber hier geht es um mehr.

Auch die Sache mit den ausgwählten Presseleuten war eine Frechheit!   

Rattentod

Wurde zwar vermutlich im Thread schon geposted, aber:
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki


Schwarz: Plagiate auf der Seite
Rot: Mehrere Quellen(!)
Blau: Index, Inhaltsangabe usw.

Daggi

Seit ner halben Stunde muss Guttenberg im Parlament antworten. Bei Phoenix ist das zu sehen.

Federvieh


Federvieh


cohen

Das ging ja fix:


ZitatUni Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel
Heftige Verbal-Schlacht im Bundestag - Minister verteidigt sich

Verteidigungsminister Guttenberg ist seinen Doktortitel endgültig los. Das hat der Präsident der Uni Bayreuth, Rüdiger Bormann, am Abend bekannt gegeben. Der Frage, ob bewusst getäuscht wurde, werde man nicht weiter nachgehen.
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,8214940,00.html

Suricata

Ist zwar schon älter und bestimmt den meisten von Euch bekannt, aber ich wusste nicht, dass Guttenberg bei den Amis das "führen" lernte. :D (American-German Young Leaders Conferences)

Auszug:


Nicht, dass ich dagegen wäre, dass sich auch mal Banker, Militärs und Konzernbosse tief in die Augen blicken und sich transatlantische Zöglinge erwählen; im Gegenteil, das wäre auch gut so – allerdings finde ich den Anschein krass, dass deutsche Funktionseliten (Merkel, Guttenberg etc.) in den USA oder in US-Machtmanagementgremien in Deutschland, die jeder demokratischen Kontrolle entzogen sind, für zukünftige entsprechende Politik programmiert wurden.

Das Young Leaders Programm des American Council on Germany beschreibt seine Aufgabe wie folgt:
The American Council on Germany reaches out to the next generation of decision-makers and opinion leaders by organizing conferences to familiarize them with key transatlantic issues and to enable them to establish a network of contacts across the Atlantic. American-German Young Leaders Conferences bring together about 50 Germans and Americans and take place on an annual basis. The first Young Leaders Study Group on the Future of Europe convened 37 Young Leaders from Western Europe, Poland, Russia, and the United State four times over the course of two years.

Zu deutsch: ,,Das ACG greift [also] nach der nächsten Generation von Entscheidungs-Machern und Meinungs-Führern, indem er Konferenzen organisiert, um sie mit transatlantischen [ein Schlüsselwort für US-amerikanisch] Schlüsselthemen bekannt zu machen und sie in die Lage zu versetzen, ein Netzwerk von Kontakten über den Atlantik hinüber zu errichten. Die Amerikanisch-Deutschen-Junge-Führer-Konferenzen bringen ungefähr 50 Deutsche und Amerikaner zusammen und finden jährlich statt. Die erste Junge-Führer-Lern-Gruppe über die Zukunft Europas versammelte 37 junge Führer aus Westeuropa, Polen, Russland und den Vereinigten Staaten über 2 Jahre hinweg viermal."

Netzwerken, Weben und Spinnen: Das ist es, worauf bei den Trainingsprogrammen wert gelegt wird. Darin ist man: ,,Hut ab!" Es gibt eine schier unübersehbare Anzahl von elitebrütenden Einflussnetzwerken. Die Einsicht in ihr völlig ungebremstes Wirken, bereitet mindestens schwere Schwindelattacken, im schlimmsten Fall mit Erbrechen einhergehend.

Die Academies, Councils, Foundation und Panels tun alle recht unabhängig und independent, jedoch ist es mit dieser Unabhängigkeit voneinander gerade soweit her, wie bei King und Kong und Ping und Pong. Das ungenierte, sorgfältige Heranzüchten von deutschen ,,Führern" und ,,Meinungsmachern" im Sinne US-amerikanischer neoliberaler und neokonservativer Interessen wäre an sich völlig unproblematisch, wenn es denn von den Medien transparent gemacht und in der Öffentlichkeit diskutiert würde."

http://www.zeitgeist-online.de/exklusivonline/dossiers-und-analysen/230-das-guttenberg-dossier-teil-1.html

Wieso wurde dann in den USA z. B. ein Schauspieler Präsident? *grübel*.
Achso... adlige Amis gibts nicht so häufig, oder?

Kombe

Also Leute,

was ist denn eine Doktorarbeit (eine Diplomarbeit, bzw. heute eine Bachelorarbeit oder ein Master)?

Ein Thema auswählen.
Texte sammeln und bitte mit Fußnoten und Quellangaben versehen.
Mit einem Resümee die Ergebnisse der Ausarbeitung noch einmal kurz zusammenfassen.

Und der Doktorvater sollte diese prüfen. Und eigentlich sollte das Prüfungsamt das Gleiche tun. Aber die sind doch auch nur ein Verwaltungsapparat und die Professoren nehmen sich nicht ausreichend Zeit. Man sollte diese ganze Titellei nicht überschätzen.

Und ich kann's nicht mehr hören.
In Nordafrika, im arabischen Raum geschieht Unglaubliches. Bei uns stehen Wahlen an und ich höre und lese nur noch von Dr. "zu Guttenberg". Es genügt jetzt. "Er" hat seinen Spot und Schaden und es wird sich nichts ändern.


Dienstag

Zitat von: cohen am 23. Februar 2011, 22:21:50
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,8214940,00.html

Da stehen ja unglaubliche Sachen:

ZitatBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Aberkennen des Doktortitels von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) als richtig und logisch bezeichnet. Die Universität Bayreuth folge mit dieser Entscheidung der Einschätzung des Ministers, sagte Merkel in Freiburg bei einer Veranstaltung der Stiftung Ordnungspolitik. "Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn." Das Votum zeige, dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege. Der Minister sei durch die Uni-Entscheidung daher in seinem Amt nicht geschwächt.

$)


Federvieh

Zitat von: Dienstag am 24. Februar 2011, 08:46:22
Zitat von: cohen am 23. Februar 2011, 22:21:50
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,8214940,00.html

Da stehen ja unglaubliche Sachen:

ZitatBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Aberkennen des Doktortitels von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) als richtig und logisch bezeichnet. Die Universität Bayreuth folge mit dieser Entscheidung der Einschätzung des Ministers, sagte Merkel in Freiburg bei einer Veranstaltung der Stiftung Ordnungspolitik. "Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn." Das Votum zeige, dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege. Der Minister sei durch die Uni-Entscheidung daher in seinem Amt nicht geschwächt.

$)

Ja, so kann man selbst diesem Betrug noch positives abgewinnen. Mit der Selbsteinschätzung, die Plagiatsvorwürfe seien abstrus lag er jedoch völlig falsch! :)

Graumagier

Außerdem muss man doch sehr an der Urteilsfähigkeit von jemandem zweifeln der erst nach "eingehender Beschäftigung" mit der Arbeit, die er (angeblich) geschrieben und abgegeben hat zu dem Schluss kommt, dass wohl mehr als die Hälfte nicht originär von ihm ist. Dr. Jekyll, anyone? ::)

cohen