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Elektroautos

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Begonnen von Paradox, 03. Mai 2017, 15:19:30

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sailor

Mal ganz grob: beim derzeitigen Strommix und der absehbaren Verfügbarkeit potentieller EE-Quellen verlagert man das CO2 Problem lediglich vom Automotor ins Kraftwerk. Über andere Auslastungen und Wirkungsgrade wird man dadurch ein paar Prozent CO2-Emmisionen sparen. sehr wahrscheinlich über größere Filter auch ein paar andere Schadstoffe...  Das Grundproblem, nämlich die Gewinnung elektrischer Energie aus Kohlenstoff verringert die E-Mobilität nur dann, wenn man großflächig auf Kohlenstoff verzichtet. Das geht im Moment (die "guten" Standorte sind alle belegt, jedes weitere Windrad generiert Widerstände und ausserdem "köpfen die Fledermäuse!!!!!") durch Solar/Wind nicht... ginge durch Atomkraft, aber die will ja keiner. Selbstverständlich muss man bei einer 0 CO2-Politik die Mobilität ändern, aber das geht nur, wenn man dafür auch kohlenstofffreie Zusatzkapa schafft. Diese sehe ich persönlich nicht. Ich sehe lediglich Aktivismus, der bei allem "Guten" und Richtigem darin riesige Probleme für Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit im Land schafft. Vom Strom hängen nämlich nicht nur Privathaushalte und old school Industriebetriebe ab, sondern auch Serverfarmen und andere Gadgets/Voraussetzungen der digitalisierten Gesellschaft. Ohne Strom geht nix, das wusste schon Lenin....

Sauropode

Dazu passt auch das:

https://forum.psiram.com/index.php?topic=9775.msg231005#msg231005

Ich weiß nicht, wie das Stromnetz noch ein paar Tausende an E-Autos am Netz verkraftet hätte.

iru

Zitat von: sailor am 14. Januar 2019, 15:45:16
Mal ganz grob: beim derzeitigen Strommix und der absehbaren Verfügbarkeit potentieller EE-Quellen verlagert man das CO2 Problem lediglich vom Automotor ins Kraftwerk.
Beim derzeitigen Strommix ist das E-Auto schon klar vorne, selbst wenn man den Akku voll mit hinein rechnet. Allein deshalb ist es schon sinnvoll und wir steigern den EE-Anteil doch Jahr für Jahr, also wird ein heute gekauftes Auto, Jahr für Jahr "sauberer".
Klar ist auch, wenn wir 2050 CO2-frei sein wollen, dann müssen wir noch wesentlich mehr und vor allem schneller zubauen, das bestreite ich nicht. Ich bestreite aber, dass es nicht geht. 1993 hieß es "mehr als 4% seien langfristig nicht möglich", 2018 waren wir bei ca. 40%.

LaDeesse

Zitat von: iru am 14. Januar 2019, 16:30:59
Beim derzeitigen Strommix ist das E-Auto schon klar vorne, selbst wenn man den Akku voll mit hinein rechnet. Allein deshalb ist es schon sinnvoll und wir steigern den EE-Anteil doch Jahr für Jahr, also wird ein heute gekauftes Auto, Jahr für Jahr "sauberer".

So etwas kann man nur behaupten, solange man nicht verstanden hat, dass Elektroautos weiteren Strombedarf obendrauf satteln und die Deckungslücke wieder vergrößern.
Lesen bildet:
ZitatNur wenn der Strom zum Fahren vollkommen aus Gas erzeugt würde, verursachen die Elektroautos demnach weniger Kohlendioxid als heutige Dieselfahrzeuge gleicher Kategorie.
http://unverzerrt.de/elektromobilitaet/umweltvertraeglichkeit-und-emissionen-von-elektroautos/co2-emission-von-elektroautos/

Vielleicht ist es in diesem Fall sinnvoller, gleich die Bilder anzugucken?




iru

Wenn es stimmen würde, dass jeder zusätzliche Verbraucher nur Kohlestrom bekommt, dann hätte der EE-Anteil am Mix in den letzten Jahren sinken müssen, das Gegenteil ist aber doch der Fall.

LaDeesse

Zitat von: iru am 14. Januar 2019, 17:24:47
Wenn es stimmen würde, dass jeder zusätzliche Verbraucher nur Kohlestrom bekommt, dann hätte der EE-Anteil am Mix in den letzten Jahren sinken müssen, das Gegenteil ist aber doch der Fall.

Ich geb's auf.

sailor

Der Abbau der CO2-Emmissionen bezieht sich auf den Gesamtausstoss, wo neben der Industrie auch bspw. Heizungen reinrechnen. Mobilität (ohne Bahnstrom) verursachen unter 20% der Emmissionen, der Löwenanteil kommt von Kraftwerken. Den Erfolg der Energiewende an der Mobilität festzumachen ist nicht nur mathematisch schwierig, sondern auch technologisch. Die Menschheit(TM) muss bei der Umwandlung von Energie in elektrischen Strom von den Kohlenstoffen loskommen, um wirklich was zu reissen. In dem Bereich kann jede neue Technologie mehr bewirken als ein neues Modell von Tesla. Deutschland ist bei einem Drittel EE (toll wäre nochmal ein Drittel Atom, dann könnte man die armen Irren im Hambacher Forst aus ihren Verschlägen holen :D und die Braunkohle auslaufen lassen), in den USA haben trotz Trump die EE traumhafte Zuwachsraten (die EE-Industrie beschäftigt mehr Menschen in den USA als Kohle und Fracking, Tendenz steigend).

Ich gehe davon aus, dass hier im Forum niemand was gegen EE und die Reduzierung von CO2 und Schadstoffemmission hat. Die Prioritäten liegen nur falsch. Mobilität ist zweitrangig, zunächst muss die Kohlenstoffabhängigkeit im Energiesektor weg. Wenn der Strommix kohlenstofffrei ist ist es auch die E-Mobilität... In der Industrie und verarbeitendem Gewerbe ist man da schon auf guten Wegen, da wird selbst aus CNC-Fräsen die Reibungswärme zurückgewonnen. Sowas schafft es nicht in die Tagesschau oder zu greenpeace in die Propaganda, ist aber für den Gesamterfolg unabdingbar.

sailor

Der EEG-Anteil hat sich erhöht, weil er profitabler ist als "normaler" Strom. Das ist ein zentraler Anreiz für den Kapazitätsausbau und reiner Kapitalismus. Des weiteren gab es noch andere Anreize zum Ausbau der Anlagen, bspw. der graue Kapitalmarkt, welcher den Boom mitgetragen hat. Das Problem ist die Umlage UND die vorrangige Einspeisung: Wer eine EE-Anlage hat, der wird IMMER seinen Strom zu einem BESSEREN Preis los. Damit werden andere Anbieter gezwungen, die eigene Einspeisung zu reduzieren, der EEG-Anteil steigt genauso wie der absolute Anteil der Erzeugerkapa.

Nogro

Zitat von: sailor am 14. Januar 2019, 17:41:27
In der Industrie und verarbeitendem Gewerbe ist man da schon auf guten Wegen, da wird selbst aus CNC-Fräsen die Reibungswärme zurückgewonnen.
Gibt es dazu Belege? Klingt interessant.
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

sailor

Grr, zu den Fräsen/Kühlölrückläufen finde ich nicht wieder... soviel dazu: Während ner Vorlesung Fertigungstechnik 2015 an der HAW Hamburg wurde ein Forschungs- bzw. Ingenieurprojekt dazu erwähnt. Herausforderung war dort insbesondere die Wärmeabnahme vor der Trennung Öl/Späne, da die Späne je nach Metall signifikante Wärmemengen mitnahmen.

Insofern bleibe ich die Quelle schuldig :( Zu Wärmerückgewinnung bei thermischen Prozessen, Klimaanlage und Kompressoren gibts Artikel/Anbieter (fast) wie Sand am Meer.


Nogro

Schade, ich befürchte, dass das sowas Ähnliches ist wie die Energiegewinnung aus Mondlicht:
https://www.zeit.de/2017/15/photovoltaik-licht-solarzellen-mond-stimmts
ZitatVor drei Jahren standen auch in seriösen Medien Meldungen über ein deutsches Start-up, das mit einer neuen Technik Solarzellen so verbessern wollte, dass sie sogar bei Mondlicht Strom liefern. Es wurde gar suggeriert, dass man auf diese Weise nachts die Batterie von Elektroautos aufladen könne.
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)

sailor

Hmm, also es hörte sich ernst und seriös an in der Vorlesung... nur eben nicht Startup, sondern reines Forschungsprojekt. Kam im Zusammenhang mit Spanformen und Spanentsorgung bei Hochgeschwindigkeitsmaschinen zur Sprache.

iru

Zitat von: LaDeesse am 14. Januar 2019, 17:29:26
Ich geb's auf.
Nochmal: ich verstehe die Sichtweise schon, dass ein zusätzlicher Verbraucher, solange wir unter 100% EE sind, die Abschaltung fossiler Kraftwerken verzögert. Wenn wir heute alle Verbraucher vom Netz nehmen, dann können wir die fossilen Kraftwerke abschalten, soweit so trivial. ::)
Es steht allerdings nicht zur Debatte "Autofahren vs. Nicht Autofahren" oder "Heizen vs. Nicht Heizen", sondern wie wir das zukünftig tun und da muss ich doch fragen, welcher Energieträger hat das Potential, in 30 Jahren CO2-frei zu sein, denn das ist das Ziel: 0% CO2 in 2050. Mit Diesel wird das nicht gehen und der Strommix 2019 ist nicht in Stein gemeißelt, man braucht sich die Entwicklung doch nur anzuschauen.

Dunkelzahn

100% EE, selbst ohne E-Autos und mit aktuellem Verbrauchsprofil sind komplett illusorisch. Deutschland würde dazu seine Speicherkapazitäten von 0,04 TWh auf mehrere TWh aufstocken müssen. Und das bereits ohne den zusätzlichen Energieverbrauch durch Kraftwagen.

Siehe https://blog.psiram.com/2011/10/strom-aus-wind-und-sonne/

Es ist daher prinzipiell unsinnig, die 100% zu betrachten. Zumindest solange kein billiger, effizienter Super-Stromspeicher mit hoher Energiedichte vom Himmel fällt. Wobei man zugegebenermaßen vor allem den Preis schaffen muss (dh. Marktpreis pro GWh aus der Batterie). Effizienz spielt in den Preis rein, ist aber natürlich kein Selbstzweck.

Btw.: Die Autobatterien als "Speicher" zu nutzen ist ebenfalls schwierig. Dann kommt man zum Auto und stellt fest, dass man nicht fahren kann, weil gerade erhöhter Stromverbrauch war und die Batterie nicht geladen, sondern entladen wurde.

Nordbrett

Was bei der Diskussion meines Erachtens bisher ausgelassen wurde, ist die Abhängigkeit von Zeitpunkt und Ort an dem der Strom durch das e-Auto bezogen wird. Im Osten und Norden Deutschlands haben wir zeitweise eine Überversorgung mit erneuerbare Strom. Der Überschuss muss entweder mit vielen Netzverlusten in andere Teile Europas gebracht werden oder wird durch die Netzbetreiber abgeregelt. Ein Elektroauto mittags in Sachsen-Anhalt hat also nicht dieselbe Ökobilanz, wie eins in München.