11,3
Ich finde es ja gerade etwas merkwürdig, dass die Grünen so zulegen konnte.... Kann ich mir gerade nicht erklären.
Die Masse der Stimmen ist im jeweils gleichen Lager geblieben:
Das, was die CDU verloren hat, ist zum allergrößten Teil in Richtung AfD gegangen, ein kleiner Teil ging zur FDP.
Das, was die SPD verloren hat, ist zum allergrößten Teil in Richtung Grüne gegangen, ein kleiner Teil ging zur Linken.
Es ist ja nicht so, dass ein Linker mal eben schnell auf die Idee kommt, mal eine Partei des rechten Lagers zu wählen und umgekehrt. Dafür sind die Weltbilder zu verschieden.
Sie bleiben im gleichen Lager und suchen sich bei Unzufriedenheit eine Alternative innerhalb ihrer Lager.

Das ist das gleiche Phänomen wie in Bayern: Abschmelzen der traditionellen Volksparteien und Stärkung der beiden Pole Grüne und AfD; wobei die SPD bei dem Ergebnis den Status einer Vokspartei eigentlich schon verloren hat und dadurch, dass die Grünen sie quasi überholten, ihren psychologischen Vorteil als stärkste Partei des linken Lagers verloren hat und sie jetzt in den Abgrund Richtung <10% blickt.
Die SPD hat es hinter sich.
Und, was noch erwähnenswert ist:
Das rechte Lager ist zusammen noch einmal stärker geworden, als das linke Lager.
Die CDU verlor 11,3 Prozentpunkte und die FDP und AfD gewannen zusammen 11,6 Prozentpunkte, das ist ein Gesamtgewinn von 0,3 Prozentpunkten.
Die SPD verlor 10,9 Prozentpunkte und Grüne und Linke gewannen zusammen nur 9,7 Prozentpunkte, das ist ein Gesamtverlust von 1,2 Prozentpunkten.
Damit hat sich das Kräfteverhältnis um 1,5 Prozentpunkte nach rechts verschoben.
Das bedeutendste Ergebnis im Nachgang der Wahl auf Bundesebene ist, dass mit dem angekündigten Rückzug Merkels als Parteivorsitzende heute Bewegung in die Bundespolitik kommt. Merkel steht für eine Politik, die in ihrem Kern eher linksgerichtet ist: Sie verschob die CDU immer weiter nach links, um dort im linken Lager Stimmen zu wildern im klaren Bewusstsein, dass die Rechten in der Union keine Alternative hatten, wo sie hingehen konnten und sie sie deswegen mangels Alternative weiter wählten oder ins Nichtwählerlager gingen. Diese Strategie ist mit der Entstehung der AfD an ihr Ende gelangt und die Kosten sind für die Union jetzt so schmerzhaft geworden, dass sie sich vielleicht besinnen wird und wieder Richtung rechts wandert.
Mal schauen, was passieren wird.
An Neuwahlen glaube ich noch nicht; dafür sind die Umfragen für die Grokopartner zu schlecht, und weniger Prozentpunkte heißt weniger Macht und weniger Versorgungsposten verteilen. Und einen Bundeskanzler mitten drin in der Legislaturperiode auszuwechseln ist gar nicht so einfach.