Moin,
Was ich lustig finde, sind die ganzen Propheten, die jetzt schon genau wissen, dass Großbritannien wirtschaftlich und politisch am Ende, vor einer neuen Blüte, im finsteren Mittelalter, auf dem Weg in eine glorreiche Zukunft, pleite, voller Chancen, im Abseits, ein Zukunftsmodell, [...] ist.
Meine Prognose: Schaun mer mal.
voller Chancen wird es sicher sein. Und ja schaun mer mal.
Die Überregulierung aus Brüssel (Krümmungsgrad der Gurke etc...) auf der einen Seite und die Unfähigkeit der Mitgliedsstaaten, sich bei wirklich relevanten Themen heillos zu zerstreiten (Flüchtlingskrise) hat zwangsweise dazu geführt.
Der Krümmungsgrad der Gurken ist schon länger nicht mehr und wie die meisten Dinge kam das originär aus den Mitgliedsstaaten und wurde vereinheitlicht. Ich bin da ja auch nicht für, allerdings muss ich sagen bin ich manchmal doch etwas erstaunt, das meiste Zeug würde eh durchreguliert, es kann doch nicht besser sein das jeden Staat selbst und anders regeln zu lassen und am Ende mit einem absurden Durcheinander aus unterschiedlichen Regeln da zu stehen?
Es sei denn man ist Juristenlobbyist, die Juristen gewinnen bei sowas auf jeden Fall, die haben dann nämlich noch mehr zu tun. ;-)
Als Normalmensch käme man sehr wahrscheinlich sogar ohne diese Regelungen aus, aber ganz ohne Standards gehts IMO halt auch nicht, ansonsten bist du andauernd am Diskutieren was überhaupt eine Gurke ist. Mal davon ab das bei dem Bauernladen um die Ecke die krummen Gurken immer sehr lange liegen bleiben, trotz Mehrpreis von gerader und grüner A-Ware...
Aber statt jetzt um Quark zu streiten (also Zaziki, da mit EU-Gurke) wäre es nicht sinnvoller generell mal darüber zu diskutieren was wir überhaupt regulieren wollen? Weshalb wir regulieren wollen? Wo wir hin wollen mit dem Ding EU und uns selbst? Und vielleicht sollten wir ein Verfallsdatum für Gesetze und Regelungen einführen damit wir nicht am Ende 2x Gesetze von vor 1920 vereinheitlichen müssen.
Natürlich ist das UK nicht am Ende, aber es sitzt an einem ziemlich blöden Ende des Tischs, und das wird es sehr bald merken. Schotten wollen jetzt womöglich erst recht raus aus dem UK und wieder rein in die EU, Nordirland wird sich stärker zur Republik orientieren - das sind Kräfte, die England (und Wales) ganz unabhängig von volkswirtschaftlichen Themen innen- und staatspolitisch erst einmal verdauen müsste.
Derzeit erwarte ich am ehesten einen Kuhhandel, der beiden Seiten das Gesicht wahrt. Genug Folklore für die Insel und erleichterter Waren- und Dienstleistungsverkehr für die EU. Britain zahlt nichts mehr ein, kriegt aber auch nichts aus den Fördertöpfen, was ziemlich nahe an einer Null-Lösung liegt, also zur Folklore gehört.
Eine Visumspflicht z.B. wird wohl eher nicht herauskommen. Ein status helveticus oder so ähnlich, und auch das erst nach langen Jahren des Verhandelns, in denen manchem Nationalisten womöglich noch ein Licht aufgeht.
Einer unserer Kunden hockt in Wales, jnj hat den Standort nur dort gelassen weil die EU ein Infrastrukturprojekt für die Stadt finanziert hat und dabei ordentlich Kohle in die Modernisierung einiger Fabriken gelaufen ist, hätte jnj alles selbst zahlen dürfen hätten sie sich die Modernisierung gespart und komplett verlegt. Das wird in Zukunft allerdings sehr interessant für Wales, das anscheinend mehrheitlich fürs Verlassen der EU gewählt hat. ;-)
Der Status helveticus ist mit offenen Visa und Arbeitsrechten verbunden und genau das ist ein großer Punkt den die Nationalisten ja gar nicht haben wollen. Etwas ohne diese Rechte wird nur mit sehr sehr viel schmerzhaftem Schmiergeld seitens England laufen.
Btw. Was imo ein wenig untergegangen ist im Brexit Dauerfeuer:
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-2292_en.htmDas ist der Grundstein der EU-Armee, Frontex bekommt eigenes Material, Leute und ein Mandat zum unabhängigen Agieren ohne sich dabei auf die Mitgliedsstaaten verlassen zu müssen. Was ich dabei sehr witzig fand, einige Mitgliedsländer haben sich während der Flüchtlingskrise massiv über eine fehlende Grenztruppe aufgeregt, dabei hätten sie nur ein Mandat erteilen müssen und eventuell noch Leute und Material dazustellen müssen.
So richtig ohne geschaffene Tatsachen und Zwang scheint es bei manchen Menschen offensichtlich nicht zu gehen.
