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Flüchtlinge

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Begonnen von MrSpock, 07. Juli 2015, 13:56:45

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Sauropode

Zitat von: Yadgar am 07. Januar 2016, 23:22:11
Hi(gh)!

Zitat von: Scipio am 07. Januar 2016, 21:00:59
Hab ihr das eigentlich mitbekommen, was an Silvester in Köln und anderswo passiert sein soll?

Da frage nicht nur ich mich, wie wahrscheinlich es ist, dass tatsächlich in der Silvesternacht (ich, obwohl Kölner, war nicht vor Ort - ich mache mir schon lange nichts mehr aus Silvesternächten, die letzte, die ich in der Innenstadt verbracht hatte, war 1999/2000...) am Dom nicht wesentlich mehr Übergriffe auf Frauen als zu bisherigen Jahreswechseln passiert sind und die ganze Geschichte größtenteils frei erfunden ist - von klickzahlengeilen Online-Medien... und alle Beteiligten spielen das Spiel mit, zumindest diejenigen, die finanziell in irgendeiner Weise an diesen Medienportalen beteiligt sind... kann doch sein... oder?

Wenn ich mir ansehe, was Tag für Tag an Themen bei ZeitFAZSpiegelWelttazFocus-Online durchgehechelt wird und wieviel davon aus offensichtlichen Clickbaits und Trollfütterungen besteht (so à la "Viele Planeten haben einen Migrationshintergrund"), auf dass das rechtsradikale Kommentariat begeistert Beifall scheißt, supi, 835 Kommentare, Remmidemmi in der Bude, die Anzeigenabteilung hat Dollarzeichen in den Augen und gönnt sich ein paar Extra-Lines... sorry, aber genau so stelle ich mir den Alltag in Onlineredaktionen vor: verkokste Schaumschläger, denen keine Masche zu abgeschmackt ist, um das Publikum zum Klicken zu bringen...

In den Leserkommentarspalten zu den aktuellen Artikeln zum Thema auf Welt Online geht jedenfalls mittlerweile so richtig die Post ab, der rechte Netzpöbel onaniert sich munter den Bürgerkrieg herbei!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Alles nur eine Verschwörungstheorie, aha....

:facepalm

duester

Zitat von: Sauropode am 08. Januar 2016, 00:28:34
Alles nur eine Verschwörungstheorie, aha....

:facepalm

:grins Alles nur eine Verschwörung. Oder hast du jemals einen VTler erlebt, der die eigene Überzeugung als "Theorie" relativieren würde?

Wolleren

duester - Du machst ein paar Punkte, aber nicht alle :) .
Zitat von: duester am 07. Januar 2016, 22:34:53
Zitat von: Isaac am 07. Januar 2016, 21:21:33
Wenn Hayali mit aller Macht die Frage nach der kulturellen Herkunft der Täter nicht stellt, sondern so tut, als würden deutsche Männer das jederzeit immer wieder tun, ohne dass sich jemand so richtig empört, schreibt sie offenkundig Unsinn. Wann haben sich denn das letzte Mal hunderte von Männern an verschiedenen Bahnhöfen der Republik zusammengerottet, um Straftaten aller Art inkl. Vergewaltigung zu begehen?   
Das, was du ihr unterstellst, schreibt sie nicht. Sie schreibt, dass sexuell motivierte Gewalt in allen Kulturkreisen vorkommt, darunter auch im deutschen/europäischen.
Doch, das schreibt sie. Das regt die rechten Kommentatoren auf.
"Die Vorgänge in Köln, Hamburg, Stuttgart sind kein Auswuchs einer speziellen Kultur. " kann man zwar so verstehen, als wäre "speziellen" kursiv geschrieben und damit betont, aber warum sollte man? Ich gebe zu, dass ich Frau Hayali schon seit langem als Moderatorin untragbar finde und mir gar Cherno Jobatey zurückwünsche, dass ich aber meine Textauslegung davon nicht besonders beeinflusst finde.
Aber gut, ich lasse mich auf diese Lesart ein.

Zitat von: duester am 07. Januar 2016, 22:34:53
Dieses spezifische Verbrechen hat keine Vorbilder, folglich ist die Frage, wann genau eine Horde deutscher Männer exakt das Gleiche getan haben will, polemisch.
Stimmt, die Frage ist polemisch. Aber sie hat ihren Zweck erreicht. Nämlich die Aussage, dass diese Verbrechen beispiellos sind und damit eben nicht vergleichbar mit dem bekannten Ausmaß sexueller Gewalt. Bislang konnte man sich bei der Präsenz von Polizei - in allen Bahnhöfen gibt es Bundespolizeidienststellen, deren Mitarbeiter zusammen mit lokalen Polizisten auch präsent sind - darauf verlassen, dass man nicht attackiert wird (wenn man nicht gerade Stress mit der Polizei selbst hatte). Die Wirkung dieser Verbrechensserie ist fürchterlich für das Sicherheitsempfinden aller.

Also: Warum soll die Beispiellosigkeit dieser Verbrechensserie unbedingt unabhängig von der kulturellen Herkunft der Täter sein? Ich lasse slippery-slope als Antwort nicht gelten, denn genau dahin - zu Pegida - hat uns die gewollte Ignoranz dieser Frage gebracht.

Zitat von: duester am 07. Januar 2016, 22:34:53
Es fordert die Antwort "So was gibt es bei uns nicht" heraus, so als könnten wir uns einer überlegenen Kultur, frei von jeglicher sexueller Gewalt, erfreuen.
Es fordert die Antwort "So was gibt es bei uns nicht" heraus, das stimmt. Du vermutest eine Überlegenheitsannahme, dabei geht es hier erst einmal darum, anzuerkennen, dass es überhaupt kulturelle Differenzen gibt und diese auch zur Erklärung von Taten herangezogen werden können. Ich erinnere an "Ehrenmorde" und die anschließende Diskussion um kulturrelativierende Urteile. Und wenn man sich die aktuellen 47 Hinrichtungen in Saudi-Arabien anschaut... braucht man nur an die Kopf-Ab-Parolen der Pegidioten zu denken, um wirklich jedes Gefühl von kultureller Überlegenheit kleinlaut zu unterdrücken.


Zitat von: duester am 07. Januar 2016, 22:34:53
Wenn sich die öffentliche Diskussion jetzt aber nur noch auf die kulturelle Frage fokussiert, dann wird das kaum dazu beitragen, die Sache aufzuarbeiten, denn damit verschiebt sich die Diskussion auf einen Nebenkriegsschauplatz.
Der Punkt geht natürlich an Dich, aber nicht weil Du damit Frau Hayalis Position unterstützen würdest. Sondern: Wenn Frau Hayali einfach das geschrieben hätte, was Du schreibst, hätte ich mich nicht gemuckst.
Hier geht es um den zentralen Punkt: Frau Hayali schreibt, sexuelle Übergriffe gibts ja überall, wir brauchen darum uns nicht zum Nebenkriegsschauplatz zu begeben. Ich sage, es gibt diesen Nebenkriegsschauplatz, und wer ihn negiert, ist Pegidas fünfte Kolonne.

Zitat von: duester am 07. Januar 2016, 22:34:53
Ich könnte mir vorstellen, dass man als Mann von diesen Vorfällen schlicht abgestoßen ist und sich deswegen distanzieren möchte.
Punkt für Dich, aber nicht relevant in der Beurteilung von Frau Hayalis Geschreibsel.

Spielkind

Auch wenn ich nicht alles unterstützen möchte, was Frau Hayali schreibt, mit einem hat sie recht. Plötzlich tun alle so, als wären derartige Übergriffe etwas neues, was erst mit den Flüchtlingen zu uns kam. Nein, das ist es nicht, solche Dinge, und ob es jetzt vier, fünf Männer oder so viele wie es wohl in Köln waren sind, spielt in der Situation keine allzu große Rolle, waren der Grund, warum ich mir wieder ein Auto zugelegt habe. Ich wohne in einer Region, in der ich es auch bei meinen recht kruden Arbeitszeiten eigentlich nicht brauchen würde, aber ich habe zu oft solche Situationen in Zügen und an Bahnhöfen erlebt, ich hatte schlicht keine Lust mehr, zwei drei Mal die Woche belästigt oder begrapscht zu werden. Die Bahnsecurity ist eine einzige Lachnummer, al sich mal einen der Herren in einer recht beängstigenden Situation um Hilfe bat, teilte dieser mir mit, dass er Feierabend hätte. Diese Männer liefen mir auch noch im örtlichen Hauptbahnhof nach, an der Bundespolizei vorbei, Unterstützung bekam ich erst am Ausgang, als mir Angestellte der dortigen Dönerbude und einige Taxifahrer zur Hilfe kamen. Das war der letzte Spätdienst, nachdem ich noch Bahn gefahren bin!

duester

Zitat von: Isaac am 08. Januar 2016, 00:44:53
Zitat von: duester am 07. Januar 2016, 22:34:53
Dieses spezifische Verbrechen hat keine Vorbilder, folglich ist die Frage, wann genau eine Horde deutscher Männer exakt das Gleiche getan haben will, polemisch.
Stimmt, die Frage ist polemisch. Aber sie hat ihren Zweck erreicht. Nämlich die Aussage, dass diese Verbrechen beispiellos sind und damit eben nicht vergleichbar mit dem bekannten Ausmaß sexueller Gewalt. [...] Die Wirkung dieser Verbrechensserie ist fürchterlich für das Sicherheitsempfinden aller.
Um deinen Ausdruck zu übernehmen: Punkt für dich. ;) Die Vorstellung, dass das ggf. über eine Facebook-Gruppe geplant wurde und zielgerichtet durchgeführt wurde, ist beängstigender als es jeder vereinzelte Oktoberfest-Grabscher jemals sein könnte. Das Beängstigende ist aber die kriminelle Energie, die dahinter steckt und die Hilflosigkeit der Behörden. Deswegen würde ich auch Parallelen zu den 1990er Jahren sehen, wo sich z.B. regelmäßig gewaltbereite Neonazi-Gruppierungen wie Blood&Honour am Freitagabend Bahnhöfen getroffen haben. Die Frage, ob es sich um muslimische Jugendliche handelt oder nicht, ist - nach meinem Empfinden - für das Gefühl der Bedrohung irrelevant. Aber das ist subjektives Empfinden, das nicht jeder teilen muss.

ZitatAlso: Warum soll die Beispiellosigkeit dieser Verbrechensserie unbedingt unabhängig von der kulturellen Herkunft der Täter sein? Ich lasse slippery-slope als Antwort nicht gelten, denn genau dahin - zu Pegida - hat uns die gewollte Ignoranz dieser Frage gebracht.
Ich sage nicht, dass es unbedingt unabhängig sein muss. Es kann durchaus sein, dass es einen kulturellen Einfluss gibt, z.B. indem in den Elternhäusern ein Frauenbild vermittelt wurde, in dem Frauen, speziell nicht-muslimische Frauen, Freiwild sind. Allerdings beharre ich auf dem "kann". Ob es diesem Einfluss gibt, wird sich erst zeigen müssen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Täter in ihren Elternhäusern eben nicht so sozialisiert wurden. Sie sind zuallererst kriminell und bedienen sich "nur" der vereinfachenden Rationalisierung, dass ihre Taten nicht so gravierend sind, weil es sich um Frauen handelt, die es nicht anders verdient hätten. Damit sind sie nicht anderes als "handelsübliche" Kriminelle bzw. in diesem Fall Sexualstraftäter. Da ich die Taten so indiskutabel finde, fällt es mir schwer ihnen relativierende Entschuldigungen, wie eine besondere kulturelle Sozialisation, zuzugestehen. Sofern es sich um Erwachsene handelt, kann man schon genug Einsichtsfähigkeit voraussetzen, um die familiäre Prägung zu überwinden. Sie sind auch nicht mehr oder weniger von ihren Hormonen getrieben als andere junge Männer in ihrem Alter. Im Kern bin ich der Auffassung, dass der Rückgriff auf die Kultur gar nicht notwendig ist, um dieses spezielle Verbrechen zu erklären (und zu verurteilen).

ZitatIch erinnere an "Ehrenmorde" und die anschließende Diskussion um kulturrelativierende Urteile.
Stimmt. DAS ist eine Bedrohung. Mord ist Mord und ein Mord aus "Ehrgefühl" ist nicht weniger verachtenswert als einer aus Habgier. Ein Richter, der an dieser Stelle differenziert, entfernt sich - nach meinem Verständnis - von der Gesetzeslage (hier können mich die Juristen korrigieren, wenn notwendig). Ich bezweifele aber, dass wir in diesem Fall mit einem kulturrelativierenden Urteil rechnen müssen. Ganz im Gegenteil ist doch zu hoffen, dass die Strafe vom kulturellen Hintergrund der Täter losgelöst wird und sich allein aufgrund der kriminellen Energie, die in den Handlungen steckt, bemisst. Damit spielen Kriterien wie "Wiederholungstäter" und "Planung" (hoffentlich) eine größere Rolle als die Religionszugehörigkeit.

Zitat
Hier geht es um den zentralen Punkt: Frau Hayali schreibt, sexuelle Übergriffe gibts ja überall, wir brauchen darum uns nicht zum Nebenkriegsschauplatz zu begeben. Ich sage, es gibt diesen Nebenkriegsschauplatz, und wer ihn negiert, ist Pegidas fünfte Kolonne.
Da kommen wir nicht auf einen Nenner. Ich würde eine höhere Priorität beim Versagen der Behörden sehen. Wie kann das sein, dass im Verlauf des Abends nicht mal mehr Strafanzeigen aufgenommen wurden? Wieso gab es nicht ausreichend Kapazitäten, um die Täter in Gewahrsam (oder wie das heißt) zu nehmen? Die Täter sind teilweise (wohl) polizeibekannt, trotzdem konnte nicht schnell auf erste Anzeichen reagiert werden. Die Untätigkeit der Polizei empfinde ich als zentral für die Beeinträchtigung des Sicherheitsempfindens. Dabei geht es nicht um die Forderung nach "Law&Order", sondern um die Sorge, dass die Polizei ggf. nicht befähigt ist, organisierter Kriminalität etwas entgegen zu setzen. Vermutlich kann die Öffentlichkeit mehrere Diskussionen gleichzeitig führen, im Moment erscheint es mir aber so, dass die Frage nach dem kulturellen Hintergrund und die Frage, ob man diesen benennen darf (Klar, darf man: Es waren wahrscheinlich Muslime.) andere, notwendige Diskussionen verdrängen.

Zitat
Zitat
Ich könnte mir vorstellen, dass man als Mann von diesen Vorfällen schlicht abgestoßen ist und sich deswegen distanzieren möchte.
Punkt für Dich, aber nicht relevant in der Beurteilung von Frau Hayalis Geschreibsel.
Kein Punkt für mich, weil Selbstverständlichkeit. Ich kann die Sorge über das Aufmachen von Fronten ("Das waren MÄNNER!") verstehen, aber ich habe den Eindruck, dass wir darüber hinweg sind. Das war kein speziell "männliches" Verbrechen, auch wenn es Männer verübt haben. Es ging ihnen ja nicht um die Triebbefriedigung, sondern um das Schaffen eines Klimas von Angst. Im Fall von Frau Hayali möchte ich aber darauf verweisen, dass der Auslöser eine E-Mail war, in der der Absender ausgedrückt hat, dass sie wohl selbst mal so eine Erfahrung machen müsse. Das ist in etwa so, als würdest du mir erklären, dass ich mir zu dieser Frage erst eine Meinung bilden dürfte, wenn ich Opfer eines sexuell motivierten Übergriffs muslimischer Jugendlicher geworden bin. Das war eine nicht notwendige Entgleisung.  Ich kann die Entrüsting von Frau Hayali voll und ganz verstehen, denn damit hat sich der Verfasser der E-Mail eben nicht von den Taten distanziert. Stattdessen entsteht der Eindruck, er hielte das für ein probates Mittel, um Frau Hayali, deren Meinung ihm nicht passt, auf ihren Platz zu verweisen.

Sauropode

Ich kann die Alice zwar nicht besonders leiden, aber hier stimme ich ihr zu.

http://www.aliceschwarzer.de/artikel/das-sind-die-folgen-der-falschen-toleranz-331143

ajki

Zitat von: Spielkind am 08. Januar 2016, 01:37:58
Plötzlich tun alle so, als wären derartige Übergriffe etwas neues, was erst mit den Flüchtlingen zu uns kam.

Im Gesamtzusammenhang scheint mir das auch der Punkt zu sein, an dem man sich ernsthaft bemühen sollte, die aktuellen Vorfälle zunächst mal in irgendeiner Besonderheit abzugrenzen. Dabei beziehe ich mich auf die Kolportage von Aussagen der Sicherheitskräfte wie "... beispiellos ...", "... völlig neue Dimension ..." etc. Bevor man sich auf irgendeine Meinung stürzt, müßte man sich erst mal darauf verständigen, was genau einerseits der Fall (hier) ist, das ihn abgrenzt von anderen und andererseits was (mehr oder weniger) genau man daran kritisiert/worüber man sich erregt.

Es ist für nichts und niemand im allergeringsten überraschend, dass die diversen Hater-Kreise den Anlass zur Agenda-Stützung nutzen. Aber für die steht ja im Bereich Nature/Nurture/Culture ohnehin alles in Stein gemeißelt fest - das ist also nicht nützlich.

Im Zusammenhang frage ich mich also, was eigentlich hier "beispiellos" ist/war.

Atens: Ich weiß nun nicht, wie es auf paradisischen Eilanden wie damals in der DDR oder im bayrischen Wald war - aber dass in westdeutschen Großstädten oftmals die Bahnhofsregion *klassisch* eine Schmuddelecke war/ist/sein wird, das dürfte nicht strittig sein. Taucht ebenfalls in einigen Kolportagen aus Polizei-PK (bzw. Polizei-Gewerkschaft) im Zusammenhang auf - etwa die bekannt übliche "Klein"-Kriminalität (Diebstahl, Drogen, Prostitution, Gewalt-Delikte - auch unter Drogeneinfluss...) massiert in dieser Region, zum Teil (? meist? immer?) in organisierter Form. Ebenso bilden die Bahnhöfe/Bahnhofsumfelder seit ewigen Zeiten - also mindestens seit den Fuffzigern des 20. Jhdt. - eine Art "natürlichen" Verdichtungsraum für "Fremdlinge" im Sinne eines "Treffpunkts" (hinsichtlich der "Fuffziger": extra erwähnt als gebürtiger NRWler, weil die Besatzer-Limeys sich dort in den einschlägigen Kneipen massierten beim Komasaufen - ich glaub', in manchen dieser Kaschemmen hängen heute noch "Out of Bounds"-Schilder, die allerdings auch damals schon nur Feigenblatt waren). Diese "Treffpunkt"-Eigenschaft war allen sittsamen Kleinbürgerfamilien gut bekannt und wurde ausführlich in Sozialisationsbemühungen eingebaut ("... bleib doch in der Oberstadt, mach's wie deine Brüder..." bänkelte Degenhardt folgerichtig in den 60ern). Hinzu kommt noch im Fall Köln die Zentralität "Domplatte" und in Hamburg... nuja, Hamburg halt.

Was also meinen die Polizeien hinsichtlich der "Zahlen"? Waren die kolportierten "1.000" (oder meinzwegen 2 oder 3K) Krawusel im und um den Bahnhof herum etwas außergewöhnliches für eine Silvesternacht in Köln oder sonstwo? Ich vermute: nein.

Betens: Alk und allgemeine Besoffen-/Hemmungslosigkeit. Hm, schwierig. Waren die "1.000" besoffener als in anderen Jahren? Keine Ahnung, muß man wohl noch abwarten auf genauere Beschreibungen. Waren sie hemmungsloser als sonstwann? Teile der kolportierten Aussagen der Polizisten kann man so verstehen - die Meute war den Beschreibungen nach höchst unruhig (Werfen von Feuerwerkskörpern, Grundaggressivität...). Aber im "Vergleich"? Hier gibt es seit durchaus langem auch hier in diesem Forum immer wieder mal sorgenvolle Beschreibungen über "überraschend" aggressives Verhalten von Gruppen in allen möglichen Zusammenhängen - etwa S21, Castor, Reichis und ihre Bürgerwehren, "Hood"-Gangs, "rechtsfreie Räume" (siehe auch Abfackeln von Asylheimen), Schlägereien zum 1. Mai und "besetzte Häuser", Verrücktheiten im indirekten Zusammenhang mit Fußball usw. usf. Die Polizeien regen sich seit mindestens den End-60ern nach meinem Kenntnisstand tatsächlich kaum noch auf hinsichtlich gewalttätiger und aggressiver Aktivitäten ihrer jeweiligen "Gegenseite" - sie erwarten sie meiner Kenntnis nach. Auch möglicherweise im Falle der Aufstellung von Mobilfunkmasten in Kleinkleckersdorf oder wenn ein "Kinderficker" nach Strafableistung einer unbescholtenen bäuerlichen Gemeinde vom SS-Staat aufgezwungen wird.

Waren die Handlungen der Gesamtmeute für Kölner-Domplatte- oder Kiez-Verhältnisse, gemessen am "Üblichen", nach oben abweichend? Im Sinne von "neue Qualität" abweichend? Ich vermute: eher nicht.

Cetens: "sexuelle Übergriffe". Gewiss der Kern des aktuellen Schäumens. Ich habe derzeit keine Vorstellung dazu, ob das überhaupt genau aufgedröselt werden kann. Es gibt da wohl einerseits eine anscheinend deutliche Verbindung zu Diebstählen und insofern zu "normaler" Kriminalität - im Sinne einer Tatanbahnungstechnik, die durchaus bekannt und geläufig und "oft" erfolgsfördernd ist. *Wenn* eine weit überwiegende Anzahl der sexuellen Übergriffe im direkten Zusammenhang mit Diebstahlsabsichten steht, dann wäre in gewisser Hinsicht die Angelegenheit im Ganzen "erklärbar". Natürlich nicht im Sinne von "akzeptabel" oder "hinzunehmen" oder sonstwas. Hier kommt auch der schnell aufgekommene Verdacht ins Spiel, innerhalb der Meute der "1.000" hätten die bekannten organisierten Kleinkriminellen innerhalb der Deckung der sonstigen Besoffenen in dezentralen Kleingruppen (aber insoweit koordiniert und absichtsvoll) die Situation ausnutzend "gesteuert". Andererseits ist wohl derzeit weitgehend unklar, ob man überhaupt zu solchen Schlüssen kommen kann aufgrund von massiven Aufklärungslücken und weitgehend fehlendem Überblick.

War das das "Beispiellose", die "neue Qualität"? Soweit ich das bislang überblicken kann, sieht es für mich so aus, als ob die Einsatzkräfte diese "organisierte, kühl kalkulierte" Übergriffigkeit mit dieser Charakterisierung des Geschehens meinen.

Detens: Organisiertheit. Tja, da wird's dann schwürüg. Prinzipiell: nix Neues, nix Besonderes, nix, womit man heute nicht zu rechnen hätte. Die Mobiltelefonie macht Flashmobs nun mal möglich und zu einem global gegebenen Sachstand. Dass sich Krawusel über ihre jeweiligen Kontakte am natürlichen "Treffpunkt" zum Komasaufen verabreden und sich in der Folge über ein paar Dutzend/Hundert "Kleinnetzwerke" schlussendlich eine hohe Zahl an Endergebnis ergibt, wäre ohne weiteres erwartbar/unüberraschend. Da muß dann auch überhaupt keine Absicht zu "schlimmem" Tun verborgen sein - auch wenn man *befürchten* kann (aus Strafverfolgungsperspektive), dass irgendwelche Finsterlinge die Sache im Sinne einer "Steuerung" initiiert haben können. Würden durch "Flüchtlinge"/Migrationshintergründler "übliche" Plattformen zur Verabredung genutzt und/oder Sprachen genutzt, die Ermittler ohne besonderen Aufwand verstehen würden, *dann* könnte man vielleicht auch durchaus herauskriegen oder gar im Vorhinein wissen, ob und wie eine gesteuerte Aktion abgelaufen ist oder ablaufen soll. Bei den organisierten Kleingruppen, die ohnehin im Umfeld operieren, steht der Organisationsgrad selber durchaus fest - aber er ist wahrscheinlich kaum oder gar nicht aufklärbar (mit gegebenen Standardmitteln der Polizeien [oder der Dienste im Regulärbetrieb]). Ob man darüberhinaus eine Steuerung des Mobs durch die organisierte Kriminalität außer durch Verdacht und Einzelindizien tatsächlich belegen kann? Keine Ahnung, aber ich halte das für eher unwahrscheinlich - lasse mich aber hierbei sehr, sehr gern eines Besseren belehren.

*Wenn* man irgendwie für die Masse der sexuellen Übergriffe eine Zuordnung zu beabsichtigter, gesteuerter organisierter Kriminalität treffen kann, dann wären die Verfolgungsbehörden wahrscheinlich froh. Dann hätten sie es zwar mit einem "neuen" Fallhintergrund zu tun, der in dieser Form noch nie auftrat (in der zeitlichen/örtlichen Massierung), aber eine Einordnung in bekannte Strukturen wäre gegeben und eine Strategie entwickelbar, wie man so etwas nach diesem "Hallo!!!"-Erlebnis anders/besser bearbeiten könnte. Eventuell wäre sogar eine technische Beobachtung zu Präventionszwecken möglich.

Aber wenn man das nicht gut genug aufgeklärt kriegt... dann bleibt das Feld denjenigen überlassen, die es immer schon wußten, dass die Krawusel ebend nix anneres können als unsere doitschen Muttis zu beschnackseln.
every time you make a typo, the errorists win

MrSpock

Neben den unerträglichen Ereignissen in Köln, Hamburg, Stuttgart etc. ist ein anderer Skandal in den Vordergrund getreten: Zunächst war im Pressebericht der Kölner Polizei von einer "ruhigen Silvesternacht" die Rede. Erst nach und nach kam die Wahrheit ans Licht. Hier hat die Polizeiführung bewusst die Vorkommnisse verschleiert. Auch in Bezug auf die Identität der Täter wurden wir angelogen. Erst wurde gesagt, man wisse nicht genau, wer die Täter waren. Heute morgen kam die Meldung im Radio, dass noch in der Silvesternacht bei über 70 tatverdächtigen die Personalien festgestellt wurden. Da es sich zum großen Teil um kürzlich eingereiste Asylbewerber handelt, hat man aus politischen Gründen diese Informationen der Öffentlichkeit gegenüber vorenthalten.

Der zweite Skandal ist das Zurückhalten von Informationen durch die Medien, insbesondere bei ARD und ZDF. Das ZDF hat sich ja noch nachträglich dafür entschuldigt und wird sich im Rundfunkrat dazu rechtfertigen müssen.

ZitatDazu tragen auch zwei Dinge bei, die ich irritierend fand. Zum einen, dass die Kölner Polizei keine besonderen Vorkommnisse gemeldet hatte nach der Silvesternacht - und dann kamen Dutzende von Anzeigen. Zum anderen, dass ein Großteil der Medien über diese Vorkommnisse zunächst nicht berichtet hat.
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/interview-mit-hans-peter-uhl-csu-innenexperte-zu-uebergriffen-vertrauen-der-menschen-in-den-staat-ist-erschuettert_id_5196656.html

ZitatNach den Silvester-Exzessen auf der Kölner Domplatte nimmt der Druck auf Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers zu. Interne Berichte der Bundespolizei und einer Hundertschaft werfen nun ein neues Licht auf die Horrornacht. Nach Informationen des Westdeutschen Rundfunks soll es bereits in der Silvesternacht mehr als 70 Personenkontrollen gegeben haben - eine Vielzahl der Kontrollierten habe sich dabei als Flüchtlinge ausgewiesen. Der "Express" berichtet zudem von zehn Platzverweisen, elf Ingewahrsamnahmen, vier Festnahmen und 32 Strafanzeigen.

Die Kölner Polizei hatte nach der Silvesternacht zunächst von einem ruhigen Verlauf der Nacht gesprochen. Für die Informationspolitik der Kölner Behörden gab es massive Kritik
http://www.focus.de/politik/deutschland/uebergriffe-in-koeln-im-news-ticker-gabriel-fordert-hartes-vorgehen-gegen-straftaeter_id_5196627.html

ZitatAm Neujahrstag um 8.57 Uhr war die Welt in Köln noch in Ordnung. Da zog die Kölner Polizei per Pressemitteilung eine Bilanz der Silvesternacht, die Überschrift: "Ausgelassene Stimmung, Feiern weitgehend friedlich"...Eine Woche und 121 Strafanzeigen später ist nichts mehr in Ordnung rund um den Kölner Dom. Seit bekannt wurde, dass in der Silvesternacht Gruppen alkoholisierter Männer, nach Berichten von Polizisten und Augenzeugen wohl arabischer oder nordafrikanischer Herkunft, in und am Hauptbahnhof Dutzende Frauen brutal sexuell attackiert haben, ist #koelnhbf der meistgeklickte Hashtag im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Übergriffe des Kölner Mobs bestimmen Fernsehnachrichten und Schlagzeilen deutschlandweit. Allerdings erst seit Montagabend, vier Tage nach dem Horrorsilvester...Das ZDF meldete in den "Heute"-Nachrichten von 19 Uhr am Montag noch nichts von den Vorfällen - "ein Versäumnis", wie Chefredakteur Elmar Theveßen tags darauf auf der Facebook-Seite der Sendung schrieb.
http://www.sueddeutsche.de/medien/uebergriffe-an-silvester-warum-die-medien-so-spaet-ueber-koeln-berichteten-1.2808386

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik/ard-und-zdf-zu-den-koelner-uebergriffen-13999682.html
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.


MrSpock

Auch dieser Trend ist interessant:

http://www.welt.de/wirtschaft/article150758016/Deutsche-decken-sich-massenhaft-mit-Pfefferspray-ein.html

Ich überlege selbst ernsthaft, ob ich den kleinen Waffenschein beantragen und mir eine Schreckschusspistole mit CS-Patronen besorgen soll.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Groucho

Zitat von: MrSpock am 08. Januar 2016, 12:43:26
Auch dieser Trend ist interessant:

http://www.welt.de/wirtschaft/article150758016/Deutsche-decken-sich-massenhaft-mit-Pfefferspray-ein.html

Ich überlege selbst ernsthaft, ob ich den kleinen Waffenschein beantragen und mir eine Schreckschusspistole mit CS-Patronen besorgen soll.

Würde ich sein lassen. Man muss mit sowas dann auch umgehen können. Aber keine Ahnung, wo Du wohnst.

Das ist wohl ein Dilemma:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/fuer-ard-und-zdf-ist-silvester-in-koeln-weit-weg-14000633.html

ZitatNiemand will Fremdenhassern und Rechtsextremen in die Hände spielen. Doch die Angst davor treibt ARD und ZDF zu Eiertänzen in der Berichterstattung über die Silvesternacht in Köln.


MrSpock

Na ja, ich habe beim olivgrünen Verein die goldene Schützenschnur geschossen. Also ist der Umgang mit Waffen mir nicht ganz fremd. Oder anders gesagt: Ich kann mit einer Pistole besser umgehen als mit einer Spraydose.

Aber ich denke, es soll auch nur ein Gefühl von Sicherheit suggerieren.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

duester

Zitat von: MrSpock am 08. Januar 2016, 13:10:33
Aber ich denke, es soll auch nur ein Gefühl von Sicherheit suggerieren.

Da ist die Frage, ob das überhaupt notwendig ist. Die Vorfälle von Köln wirken sich stark auf das subjektive Sicherheitsempfinden aus. Aber wir sind nicht am 31.12.2015 abends in einem sicheren Land schlafen gegangen, um am 1.1.2016 im gesetzlosen Wilden Westen wieder aufzuwachen. Die Wahrscheinlichkeit, dass konkret du Opfer eines Verbrechens wirst (und es sich zudem noch um eines handelt, bei dem Pfefferspray was bringt), hat sich nicht nennenswert verändert. Vielleicht gibt es mit der steigenden Zahl der Flüchtlinge einen mittelfristigen Effekt, einfach weil es sich vorwiegend um junge Männer handelt, die als Gruppe in allen Gesellschaften die höchste Tendenz zur Kriminalität haben, speziell zu Körperverletzung etc.. Und wenn dem so ist, ist man vielleicht besser beraten, sich an Ratschläge von Menschen aus Gebieten mit hoher Kriminalität zu halten: Lass das Pfefferspray um Himmels willen stecken und gib denen die Kohle.  Das ist zwar Sch*** für's Ego, aber gut für die körperliche Unversehrtheit.

Sauropode

Zitat....gib denen die Kohle. 

Und aus Gründen der ähm, körperlichen Unversehrheit verdammt, wie soll man das ausdrücken, denn körperlich unversehrt bleibt Frau da nicht, lässt man so einen Gangster lieber freiwillig an die Wäsche?

Da mache ich lieber, was ich eh bequemerweise schon mache, ich bleibe ein notorischer Autofahrer.

duester

Zitat von: Sauropode am 08. Januar 2016, 14:32:30
Zitat....gib denen die Kohle. 
Und aus Gründen der ähm, körperlichen Unversehrheit verdammt, wie soll man das ausdrücken, denn körperlich unversehrt bleibt Frau da nicht, lässt man so einen Gangster lieber freiwillig an die Wäsche?
Nein, denn dabei handelt es sich um einen ganz anderen Kontext. Der Ratschlag, einfach die Kohle rauszurücken, bezieht sich auf den "normalen", finanziell motivierten Überfall durch einen oder mehrere Täter. Da handelt es sich um Zweifel "nur" um Geld.