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Energiewende - es bleibt schwierig

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Begonnen von zwingenberger, 09. Oktober 2012, 09:29:37

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Daggi

Getriebe?
Noch was: ich habe mal versucht einen kurzgeschlossenen Gleichstromgenerator einer kleinen Windkraftanlage mit der Hand zu drehen. Keine Chance.

sailor

Ich weiss, was du meinst... grundsätzlich brauchen Stromer (auch mit H2 wird ja n E-Motor betrieben) kein Getriebe im herkömmlichen Sinne. Geht um Verteilerstrang, wenn man aus einem E-Motor alle 4 (oder nur 2) Räder gleichmäßig ansteuern will. Einzelradaufhängug mit 4 separaten Motoren wäre eine Alternative, aber die halte ich für teurer/aufwendiger. Für 1 Motor plus 4 Räder kann man die heute vorhandene Lieferkette nutzen, Einzelradaufhängung mit Lenkung erfordert neue Teile und damit mehr Aufwand bei Entwicklung und Zulieferern.

Typee

Aha, es gibt nicht nur Atommüll, sondern auch Windradmüll, und der ist nicht ohne:

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-abriss-alter-windraeder-wird-zum-problem-16463542.html

Die umfassende Dekarbonisierung Deutschlands mittels Windrädern würde, zusätzlich zu den bestehenden 30.500, weitere etwa 100.000 von diesen Anlagen erfordern. Auf die Lösung dieses Entsorgungsproblems bin ich gespannt. Ganz abgesehen von der Versorgung derselben: wo sollen eigentlich Manpower und Infrastruktur für Wartung und Instandhaltung dieser dann rund 130.000 (!) Dinger herkommen? Und die Aufstellungsflächen, gerodet, geschottert und jeweils groß genug für einen (sehr) großen Tieflader und einen Jumbo-Autokran?

Wenn ich mich recht entsinne, würde diese Zahl bedeuten: ein Gitternetz über das Land gebreitet, mit Quadraten von 2,5 km Seitenlänge, und an jedem Kreuzungspunkt so eine GroWiAn. Diese Landschaft kann sich niemand ernsthaft wünschen, es wäre der ökologische Totalschaden, vom Landschafts- über den Grundwasser- bis zum Artenschutz.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Scipio 2.0

Ich würde mir an der Stelle ganz allgemein mal Wünschen dass sich Produzenten und Entsorger mal an einen Tisch setzen und überlegen wie das was in den Werkhallen zusammengeschraubt wir auch möglichst rückstandsfrei wieder auseinander genommen werden kann. ganze Minen voller Sonderabfälle finde ich nämlich auch nicht so geil.

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Anders Thema:

Warum gibt es in Deutschland oder zumindest in Europa nicht so etwas wie die großen Techkonzerne Alphabet, Microsoft oder Hugwei? Ich wüsste nicht dass es in good old Europe etwas auch nur in Ansätzen vergleichbares gibt.

Sauropode

ZitatWenn ich mich recht entsinne, würde diese Zahl bedeuten: ein Gitternetz über das Land gebreitet, mit Quadraten von 2,5 km Seitenlänge, und an jedem Kreuzungspunkt so eine GroWiAn. Diese Landschaft kann sich niemand ernsthaft wünschen, es wäre der ökologische Totalschaden, vom Landschafts- über den Grundwasser- bis zum Artenschutz.

Pffffff, man muss halt Opfer bringen, damit man die Welt rettet.

celsus

Zitat von: Scipio 2.0 am 01. November 2019, 18:43:56Anders Thema:

Warum gibt es in Deutschland oder zumindest in Europa nicht so etwas wie die großen Techkonzerne Alphabet, Microsoft oder Hugwei? Ich wüsste nicht dass es in good old Europe etwas auch nur in Ansätzen vergleichbares gibt.

Hast du mal in Deutschland versucht, in Deutschland eine Firma zu gründen? Ich mehrmals. Mein Grundgefühl ist, dass alles was von unten nachwächst um jeden Preis verhindert werden soll, um die große Industrie und Wirtschaft vor Konkurrenz zu schützen. Fängt ja schon beim Meisterzwang an.

OT: Dem Deutschen an sich sind seine Bodenfliesen mehr wert als seine Gesundheit. Die Fliesen lässt man nur ausgebildete Fachkräfte mit mehr als 5 Jahren Ausbildung und Berufserfahrung installieren. Um an der Gesundheit anderer Leute herumpfuschen zu dürfen, genügt ein Hauptschulabschluss.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

celsus

Zitat von: Typee am 01. November 2019, 18:33:10Wenn ich mich recht entsinne, würde diese Zahl bedeuten: ein Gitternetz über das Land gebreitet, mit Quadraten von 2,5 km Seitenlänge, und an jedem Kreuzungspunkt so eine GroWiAn. Diese Landschaft kann sich niemand ernsthaft wünschen, es wäre der ökologische Totalschaden, vom Landschafts- über den Grundwasser- bis zum Artenschutz.

Naja, hier an der Küste ist das Quadrat im Schnitt kleiner als 1km, die Leistungen je WKA liegen zwischen 600 und 1500 kW. Erstaunlicherweise gibt es dagegen keine Proteste und die Touristen fotografieren die sogar und finden die schön. Ich auch.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Scipio 2.0

ZitatHast du mal in Deutschland versucht, in Deutschland eine Firma zu gründen? Ich mehrmals. Mein Grundgefühl ist, dass alles was von unten nachwächst um jeden Preis verhindert werden soll, um die große Industrie und Wirtschaft vor Konkurrenz zu schützen. Fängt ja schon beim Meisterzwang an.

Nein habe ich nicht, wollte ich aber in Zukunft mal. Da kann ich mich dann wohl gleich ins Ausland absetzen oder?

duester

Zitat von: celsus am 01. November 2019, 18:54:11
Zitat von: Scipio 2.0 am 01. November 2019, 18:43:56Anders Thema:

Warum gibt es in Deutschland oder zumindest in Europa nicht so etwas wie die großen Techkonzerne Alphabet, Microsoft oder Hugwei? Ich wüsste nicht dass es in good old Europe etwas auch nur in Ansätzen vergleichbares gibt.

Hast du mal in Deutschland versucht, in Deutschland eine Firma zu gründen? Ich mehrmals. Mein Grundgefühl ist, dass alles was von unten nachwächst um jeden Preis verhindert werden soll, um die große Industrie und Wirtschaft vor Konkurrenz zu schützen. Fängt ja schon beim Meisterzwang an.

Gefühl, hm? So wie das Gefühl, dass es wirkt?  ;)

Neee, ernsthaft: Es gibt 'ne Reihe von Gründen, ein paar sinnvoll, ein paar nicht so sinnvoll, weswegen versucht wird, in diesen Bereichen zu liberalisieren. Starke Körperschaften (Meisterzwang), ein Arbeitsrecht, das starke Gewerkschaften fördert (deswegen lange Zeit ein vollkommen unflexibler Kündigungsschutz bei mehr als 5 MA), ein unübersichtliches Steuerrecht, welches Freiberufler begünstigt (Gewerbesteuer). Aber auch eine funktionierende Sozialversicherung. Sozialversicherungsbeiträge, sowohl für sich selbst, als auch für die MA, bricht den meisten kleinen Selbstständigen das Genick. Deswegen haben wir auf der anderen Seite der Medaille nicht so viele Kleinst-Selbstständige, sondern einen starken Mittelstand. So ein Unternehmen wie Alphabet hätte es in D nicht über die Garagenphase hinaus gebracht. Aber bevor man das zu sehr bedauert: Unsere Wirtschaft ist stabiler und weniger konjunkturanfällig, weil die Sozialversicherung über die Zyklen ausgleichend wirkt. Und ein Blick nach Süd-Korea (Samsung) reicht, um den deutschen Mittelstand wieder schätzen zu lernen.

duester

Zitat von: Scipio 2.0 am 01. November 2019, 19:08:21
ZitatHast du mal in Deutschland versucht, in Deutschland eine Firma zu gründen? Ich mehrmals. Mein Grundgefühl ist, dass alles was von unten nachwächst um jeden Preis verhindert werden soll, um die große Industrie und Wirtschaft vor Konkurrenz zu schützen. Fängt ja schon beim Meisterzwang an.

Nein habe ich nicht, wollte ich aber in Zukunft mal. Da kann ich mich dann wohl gleich ins Ausland absetzen oder?

:ohnmacht:

Sorry, aber: Glaub mal nicht, dass die Firmengründung irgendwo anders einfacher ist.

Scipio 2.0

ZitatAber bevor man das zu sehr bedauert: Unsere Wirtschaft ist stabiler und weniger konjunkturanfällig, weil die Sozialversicherung über die Zyklen ausgleichend wirkt. Und ein Blick nach Süd-Korea (Samsung) reicht, um den deutschen Mittelstand wieder schätzen zu lernen.

Dafür scheint uns der Rest der Welt technologisch davon zu rennen, oder sehe ich nur wieder Gespenster?

duester

Zitat von: Scipio 2.0 am 01. November 2019, 19:17:54
... oder sehe ich nur wieder Gespenster?

Ja. Du siehst nur Gespenster. Wenn Du dein kleines Selbststudium in VWL bei Gelegenheit vertiefen möchtest, google mal nach "endogener Wachstumstheorie". Technologischer Fortschritt ist keine Einbahn-Straße und Größe ist nicht alles. Unternehmen wie Microsoft sind wegen ihrer Quasi-Monopolstellung natürlich jetzt sehr sichtbar, d.h. aber nicht, dass sie es in 10 Jahren immer noch sind. Das Internet wurde mal von AOL dominiert, der Markt für Mobiltelefone von Nokia und das Wachstum von MySpace schien unbegrenzt. Wenn Du selbst gründen willst, orientiere dich nicht an Microsoft als dem absoluten Ausnahmefall, solche Sachen sind für die Politik relevant. Sondern frag dich in welchem Land die Bedingungen am Besten sind um die kritischen ersten Jahre zu überleben. Frag dich wie gut deine Idee ist und wie hoch das Risiko ist, das Du eingehst. Und dann guck was am Besten zu deinem Vorhaben passt. Hoher Kapitaleinsatz, viel Fremdkapital, also hohes Risiko? Ab nach GB, wegen des Insolvenzrechts. Geringer Kapitaleinsatz, aber mehrere Jahre Aufbauphase? Deutschland ist nicht das schlechteste, weil eine Teilzeitbeschäftigung für die Existenzsicherung reicht (so mache ich das übrigens). USA würde ich ganz ausschließen, ist gar nicht so arbeitgeberfreundlich und Du musst sehr viel Geld mitbringen, um überhaupt 'ne Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Genauso Süd-Korea: Keine Chance gegen die Chaebols. Wenn Du was im HighTech-Bereich machen willst, ist Israel vielleicht interessant - hat eine starke StartUp-Community.


sailor

Life-Cycle-Development von der Fertigung bis zur Entsorgung ist bereits Usus. Nur leider gibt bisher keine wirkliche Alternative zu Kohlefaser, die deutlich umweltfreundlicher bei gleichen Werkstoffeigenschaften ist. Überhaupt sind die Windkraftanlagen "Wegwerfartikel", in Fällen von Bränden oder schwerwiegenden Defekten kann man nix/kaum was machen. Auch kommen jetzt die ersten der 30k Anlagen in die roten Zahlen, nach 20 Jahren läuft die Förderung aus, gleichzeitig steigen die Kosten für Wartung und Pflege. Dazu sind die "Uralt"-Anlagen technisch zwei Generationen hinterher... Aber alles lösbar, bzw. durch regelmäßigen Austausch beherrschbar. Was wichtiger ist: Die Speicherinfrastruktur kommt nicht aus dem Knick, da können auch keine 130k Anlagen das Klima nicht retten. Gleiches gilt für dezentralisierte Netze für (Haus-)Solaranlagen.

Gründung: Es ist nicht alles Gold was glänzt und die Großen Techkonzerne sind weit weg von der Garagenromantik... mit ungezählten Mitarbeitern, Ideen und Partnern die auf der Strecke blieben. Um so groß zu werden, wurde von Amazon und Google Konkurrenz gnadenlos kaputtgemacht. Andere Gründer wurden weggebissen, aufgekauft und dichtgemacht. Dazu wurde auch wahnsinnig viel Risikokapital aufgebracht und irgandwann sind solche Unternehmen "too big to fail". Bestes Beispiel ist Tesla, wie viele Jahre hat Musk keinen Profit gemacht und trotzdem immer wieder Kohle bekommen? In D entsteht derzeit eine Gründerszene, einerseits in Berlin andererseits in der Nähe von TUs (um Karlsruhe ist ein Hotspot). Dazu helfen solche Formate wie Höhle der Löwen. Ausserdem hilft die Niedrigzinsperiode, da werden "lukrative" Geldanlagen gesucht und es gibt viel freies Kapital. Zu Israel kann ich nur zustimmen, dort geht auch so einiges.

Schwuppdiwupp

Zitat von: Typee am 01. November 2019, 18:33:10
Aha, es gibt nicht nur Atommüll, sondern auch Windradmüll, und der ist nicht ohne:

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-abriss-alter-windraeder-wird-zum-problem-16463542.html

...

Ich kratze mir bei diesem Artikel schon ein wenig an der Rübe ...  :gruebel

1. Stehen keineswegs alle Windräder in Schotterwüsten. Schon das Aufmacherbild straft diese Aussage Lügen.
2. Über den Verbrauch von Landflächen und die Versiegelung von Böden für den Autoverkehr brauchen wir wohl auch nicht zu reden.
3. Die logistische Herausforderung z. B. Atomkraftwerke zu bauen, zu sichern, zu warten, zu füttern und zu entsorgen war bisher auch nicht sooo das Thema - wenn man mal davon absieht, dass keiner über dem unterirdisch gelagerten Müll wohnen möchte.
4. Der "ökologische Totalschaden" (alleine diese Wortwahl deutet an, wie tendenziös dieser Artikel ist), den der Braunkohletageabbau mit sich bringt, wird auch mit supertollen Renaturierungsargumenten vom Tisch gefegt.

... und bei den bösen, bösen Windrädern ist jetzt plötzlich alles ganz, ganz schlimm? Im Ernst jetzt? :skeptisch:

Ein Kommentator bringt noch weitere Gedanken ins Spiel:
ZitatDie Windräder sind nicht das Problem
Ganz witzig, dass man die genannten Probleme jetzt speziell an den Windrädern festmacht. Beginnen wir mal beim Recycling von Faserverbundstoffen. Woraus werden moderne Flugzeuge, Boote, Hubschrauber oder auch besonders spritsparende weil leichte Autos zunehmend gebaut? Oder noch ganz viel anderes, was leicht aber stabil sein soll? Richtig: Glas- oder Kohlefaser. Einen BMW i3 oder den Airbus A350 steckt man am Ende seiner Tage nicht mehr in die Schrottpresse und macht was neues draus. Das wird genauso Sondermüll. Oder der Beton: Die "schwindelerregenden Mengen" machen welchen Anteil am gesamten Bauschutt aus? Muss der Erbauer der 30 Hektar Logistikhalle hier um die Ecke oder des ebanfalls nach 20-30 Jahren abgeschriebenen und damit hinfälligen Büroturmes (oder auch nur der Eigenheimbesitzer) Rücklagen für den Rückbau aufbauen? Nicht, dass ich wüsste. Viel wichtiger wäre zu überlegen, wie man die Dinger ganz oder teilweise modernisiert und weiter betreibt, anstatt abzureißen.
Ach, was weiß denn ich ...

Sauropode

ZitatÜber den Verbrauch von Landflächen und die Versiegelung von Böden für den Autoverkehr brauchen wir wohl auch nicht zu reden.

Bitte kein Whatabout. Wenn man schon vergleicht, dann bitte nicht Äpfel mit Birnen, sondern die verschiedenen Formen der Energieerzeugung miteinander. Also zum Beispiel Energiedichte im Vergleich zu Ressourcenverbrauch.

Willste den Verkehrssektor vergleichen, dann bitte Flächenverbrauch von Auto mit Bahn und Flieger, und das bitte pro Personenkilometer.

Es ist richtig, dass man sich über die Entsorgung komplexer Verbundstoffe Gedanken machen muss, egal woher die kommen. Allerdings sollte das aber kein Anlass sein, dass man dass bisschen WKA-Schrott auch noch dazuschmeißen kann, weil, öhm, ja weils ideologisch gerade in den Kram passt. Auch hier rege ich an, Energieausbeute mit mit Müllaufkommen ins Verhältnis zu setzen.