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ADHS und die Kritik am Ritalin

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Begonnen von Kartoffelbrei mit Ei, 23. Juli 2012, 23:51:04

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Kartoffelbrei mit Ei

TACH, also mir ist aufgefallen, dass die Artikel wirklich etwas "reißerisch" geschrieben wurden. So steht es doch in der Psychologie außer Frage, dass frühe (Bindungs)Traumata zu "hyperaktivem" Verhalten beitragen können. Auf den Seiten zur Ritalinkritik wird dies aber kategorisch ausgeschlossen. Zusätzlich wird es in dem Artikel so dargestellt, als wenn die Psychiatrie und die Neurowissenschaften eine Ursache für ADHS gefunden hätten. Diese sichere neurobiologische Ursache veränderte sich, allein in den letzten 15 Jahren zwei Mal. Auch heute gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was die Ursache von ADHS letztendlich ist. Die amerikanische APA (die american psychiatric association nicht zu verwechseln mit der APA der Psychologen) hat in der jüngsten Revision ihrer "Leitlinien" ausdrücklich darauf hingewiesen, dass andere Ursachen ähnliche Symptome wie ADHS hervorrufen können: A number of other psychiatric, medical, and neurologic disorders (eg, traumatic brain injury, epilepsy, depression) can lead to disturbances in attention and/or activity level. Ist es unter diesen Voraussetzungen nicht möglich, dass zuviele Kinder die Diagnose, ADHS bekommen?

Zusätzlich sagen die meisten Kritiker doch auch nicht, dass Ritalin nicht wirken würde. Sie sagen doch nur, dass es lediglich die Symptome, aber nicht die Ursache bekämpft. So oder so ähnlich ist doch auch die wissenschaftliche Ansicht? Ist es da nicht gerade besonders wichtig, dass man nach anderen alternativen in der Behandlung sucht? Man müsste doch alternative Herangehensweisen fördern und nicht verdammen? Vielleicht finden diese Leute ja irgendwann eine Behandlung, die besser ist als Ritalin. Das wird aber doch nicht passieren, wenn sie gar nicht dazu kommen, dass überhaupt auszuprobieren.

Und was wäre, wenn in 10 Jahren die Ursache für ADHS immer noch nicht gefunden wurde?

Nun ja, dass waren nur einige Gedanken von mir.

Gruß

Kartoffelbrei mit Ei

Bobbele

Zitat von: Kartoffelbrei mit Ei am 23. Juli 2012, 23:51:04
steht es doch in der Psychologie außer Frage, dass frühe (Bindungs)Traumata zu "hyperaktivem" Verhalten beitragen können.
Komischer Satz. "außer Frage" meets Konjunktiv! Was denn nun?
Übrigens ist hyperaktives Verhalten nicht dasselbe wie ADHS, so wie Kopfschmerz auch nicht dasselbe wie ein Hirntumor ist.

Zitat von: Kartoffelbrei mit Ei am 23. Juli 2012, 23:51:04
Auf den Seiten zur Ritalinkritik wird dies aber kategorisch ausgeschlossen. Zusätzlich wird es in dem Artikel so dargestellt, als wenn die Psychiatrie und die Neurowissenschaften eine Ursache für ADHS gefunden hätten. Diese sichere neurobiologische Ursache veränderte sich, allein in den letzten 15 Jahren zwei Mal. Auch heute gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was die Ursache von ADHS letztendlich ist. Die amerikanische APA (die american psychiatric association nicht zu verwechseln mit der APA der Psychologen) hat in der jüngsten Revision ihrer "Leitlinien" ausdrücklich darauf hingewiesen, dass andere Ursachen ähnliche Symptome wie ADHS hervorrufen können: A number of other psychiatric, medical, and neurologic disorders (eg, traumatic brain injury, epilepsy, depression) can lead to disturbances in attention and/or activity level.
Wie was auf welchen Seiten zur Ritalinkritik Ihrer Meinung nach "kategorisch ausgeschlossen" wird sollten Sie schon etwas näher erläutern. Ich habe da nichts gefunden (ok, ist auch schon spät).
Ganz allgemein zu den Ursachen, ohne ins Detail zu gehen: Es gibt klare Erkenntnisse bezüglich einer hohen Erblichkeit. Und es gibt eine Lehrmeinung die sich dem wachsenden Erkenntnisstand anpasst. Diese schließt nicht aus dass äussere Einflüsse die Entwicklung einer ADHS beeinträchtigen können, was aber mehr mit den Folgen als mit den Ursachen zu tun hat.
Die "Kritiker" wollen übrigens immer Beweise, aber wenn man ihnen welche vorlegt lehnen sie sie ab, z.B. einen Nachweis zur Erblichkeit. Soviel dazu.

Zitat von: Kartoffelbrei mit Ei am 23. Juli 2012, 23:51:04
Ist es unter diesen Voraussetzungen nicht möglich, dass zuviele Kinder die Diagnose, ADHS bekommen?
Die Befürchtung bei ADHS-Skeptikern und Erziehungsoptimisten dass zuviel ADHS diagnostiziert wird braucht eigentlich keine "Voraussetzungen", wie man leider immer wieder feststellt. Allerdings gibt es schlechte Ärzte, das mag sein. Und einem tatsächlich mal fälschlich diagnostizertem ADHSler stehen womöglich ein paar unerkannte Fälle gegenüber, darüber spricht von den "Kritikern" dann niemand.

Zitat von: Kartoffelbrei mit Ei am 23. Juli 2012, 23:51:04
Zusätzlich sagen die meisten Kritiker doch auch nicht, dass Ritalin nicht wirken würde. Sie sagen doch nur, dass es lediglich die Symptome, aber nicht die Ursache bekämpft. So oder so ähnlich ist doch auch die wissenschaftliche Ansicht? Ist es da nicht gerade besonders wichtig, dass man nach anderen alternativen in der Behandlung sucht? Man müsste doch alternative Herangehensweisen fördern und nicht verdammen? Vielleicht finden diese Leute ja irgendwann eine Behandlung, die besser ist als Ritalin. Das wird aber doch nicht passieren, wenn sie gar nicht dazu kommen, dass überhaupt auszuprobieren.
Die Behauptung dass nicht nach alternativen Behandlungen gesucht würde ist nun komplett albern. Googeln Sie doch mal!
Nahezu jeder Heilpraktiker oder Küchenpsychologe dürfte da was in seinem Bauchladen haben.
Seriöse Alternativen sind jedoch selten, nicht mangels Forschung sondern weil die derzeitigen Medikamente einschl. kompetenter therapeutischer Begleitung eben für die meisten Betroffenen das erste Mittel der Wahl sind. Methoden wie Neurofeedback oder diese maßlos überschätzten Omega3 Fettsäuren haben sich als uneffizient erwiesen. So ist das. Vielleicht gibt es in Zukunft was besseres als MPH oder eine größere Bandbreite an Substanzen die den unterschiedlichen individuellen Bedarfen eher gerecht wird.
Zitat von: Kartoffelbrei mit Ei am 23. Juli 2012, 23:51:04
Und was wäre, wenn in 10 Jahren die Ursache für ADHS immer noch nicht gefunden wurde?
Die Frage nach den Ursachen hatten wir schon. Und ich bin sicher dass man in 10 Jahren noch mehr darüber weiß als heute.


Bartimaeus

Danke für deinen Beitrag, wir nehmen konstruktive Kritik hier ernst.  :grins2:
ZitatTACH, also mir ist aufgefallen, dass die Artikel wirklich etwas "reißerisch" geschrieben wurden.
TACH, oder vielleicht guten Morgen .  ;D Konkrete Zeilenangaben und Verbesserungsvorschläge sind den Autoren am liebsten.
ZitatSo steht es doch in der Psychologie außer Frage, dass frühe (Bindungs)Traumata zu "hyperaktivem" Verhalten beitragen können.
Das habe ich schon öfter gehört, insbesondere von Psychoanalytikern, aber Belege habe ich dafür bis jetzt noch keine gesehen. Eine schlechte Erziehung kann sicher die Symptome verschlimmern oder zu der Entstehung von Begleiterkrankungen beitragen, aber als Hauptursache wurde sie schon ausgeschlossen.
ZitatDiese sichere neurobiologische Ursache veränderte sich, allein in den letzten 15 Jahren zwei Mal.
Obwohl ich mich schon viel mit ADHS beschäftigt habe, höre ich davon jetzt zum ersten mal.  ???
ZitatAuch heute gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was die Ursache von ADHS letztendlich ist.
Die Ursachen hat man noch nicht komplett verstanden, trotzdem gibt es schon einiges an Erkenntnissen:
ZitatADHD has very strong biological contributions to its occurrence. While precise causes have not yet been identified,
there is little question that heredity/genetics makes the largest contribution to the expression of the disorder in the
population. The heritability of ADHD averages approximately 80 percent, meaning that genetic factors account for 80
percent of the differences among individuals in this set of behavioral traits. For comparison, consider that this figure
rivals that for the role of genetics in human height. Several genes associated with the disorder have been identified
and undoubtedly more will be so given that ADHD represents a set of complex behavioral traits and so a single gene
is unlikely to account for the disorder. In instances where heredity does not seem to be a factor, difficulties during
pregnancy, prenatal exposure to alcohol and tobacco smoke, prematurity of delivery and significantly low birth weight,
excessively high body lead levels, as well as post-natal injury to the prefrontal regions of the brain have all been
found to contribute to the risk for the disorder in varying degrees. Research has not supported popularly held views
that ADHD arises from excessive sugar intake, food additives, excessive viewing of television, or poor child
management by parents.
http://www.russellbarkley.org/content/adhd-facts.pdf
ZitatFamily, twin and adoption studies show that ADHD is a familial disorder with high heritability, indicating that a significant genetic component influences risk for the disorder [46-54]. Environmental factors are also likely to play a role either as main causal factors in a few cases [55] or by interaction with genetic risks.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2942810/?tool=pubmed

ZitatDie amerikanische APA (die american psychiatric association nicht zu verwechseln mit der APA der Psychologen) hat in der jüngsten Revision ihrer "Leitlinien" ausdrücklich darauf hingewiesen, dass andere Ursachen ähnliche Symptome wie ADHS hervorrufen können: A number of other psychiatric, medical, and neurologic disorders (eg, traumatic brain injury, epilepsy, depression) can lead to disturbances in attention and/or activity level. Ist es unter diesen Voraussetzungen nicht möglich, dass zuviele Kinder die Diagnose, ADHS bekommen?
Das hat ja dann mehr mit der Diagnose als mit der Behandlung von ADHS zu tun. In dem Artikel geht es aber vor allem um Ritalinkritik. Die Voraussetzung für eine Behandlung ist natürlich eine Fachgerechte Diagnose, bei der andere Störungen ausgeschlossen werden. Fehldiagnosen gibt es bei jeder psychischen Störung. Akzeptable Belege dafür, dass die bei ADHS besonders hoch seien, habe ich bis jetzt noch keine gesehen.

Vielleicht sollte auf Psiram mal ein Artikel zur allgemeinen ADHS-Kritik angelegt werden, in dem dann auf die angeblich häufigen Fehldiagnosen oder solch krude Behauptungen wie "ADHS gibt es garnet und es wurde nur erfunden, um Medikamente zu verkaufen und den Eltern eine Entschuldigung für ihre schlechte Erziehung zu geben" eingegangen wird.
ZitatZusätzlich sagen die meisten Kritiker doch auch nicht, dass Ritalin nicht wirken würde. Sie sagen doch nur, dass es lediglich die Symptome, aber nicht die Ursache bekämpft. So oder so ähnlich ist doch auch die wissenschaftliche Ansicht? Ist es da nicht gerade besonders wichtig, dass man nach anderen alternativen in der Behandlung sucht? Man müsste doch alternative Herangehensweisen fördern und nicht verdammen? Vielleicht finden diese Leute ja irgendwann eine Behandlung, die besser ist als Ritalin. Das wird aber doch nicht passieren, wenn sie gar nicht dazu kommen, dass überhaupt auszuprobieren.
Das nur die Symptome und nicht die Ursache behandelt wird, ist ja kein Grund bei einem Menschen mit ADHS das Medikament nicht zu benutzen. Ich frage mich auch wie eine Behandlung der Ursache bei ADHS aussehen soll. Eine medikamentöse Therapie kommt dem doch noch am nähsten, weil ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn normalisiert werden soll.
Was für alternative Herangehensweisen sollen gefördert und nicht verdammt werden? Es wird auch nach alternativen Behandlungen geforscht, z.B. wurde schon eine medikamentöse Therapie mit einer Verhaltenstherapie verglichen ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10591283 )  oder die Wirksamkeit von Omega3 Fettsäuren wurde untersucht. ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21961774 ) Die alternativen Therapien ziehen aber leider oft den Kürzeren.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: rednael am 24. Juli 2012, 04:38:11
Das nur die Symptome und nicht die Ursache behandelt wird, ist ja kein Grund bei einem Menschen mit ADHS das Medikament nicht zu benutzen. Ich frage mich auch wie eine Behandlung der Ursache bei ADHS aussehen soll. Eine medikamentöse Therapie kommt dem doch noch am nähsten, weil ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn normalisiert werden soll.

Eben. Eine Brille ist auch nur Symptombehandlung, und ganz ähnlich kann man das bei ADHS sehen - es ist in dem Sinn keine Erkrankung, sondern eine Störung, die für den Betroffenen auch kognitive Vorteile haben kann. Wenn er die Sache z.B. mit MPH im Griff hat.

Kartoffelbrei mit Ei

Hallo, danke für die vielen Antworten. Ich versuche mal, nicht einzeln sondern kompakt zu antworten, sonst wird das ein wenig zuviel.

Praktisch alle Antworten fordern, dass ich konkreter werden soll. Aber ich sage ja nur meinen persönlichen Eindruck. Ich dachte die Autoren haben allgemein ein Interesse daran, dass die Beiträge bei ihnen richtig sind. Darum ist es doch an ihnen nachzuprüfen, ob sie verbessert werden müssen. Aber gut, ich weiß ja nicht, wer die Beiträge über Ritalinkritik oder ADHS und so verfasst hat?

Bobbele sagt, dass es für ihn komisch klingt, wenn ich ,,außer Frage" schreibe, in Bezug auf die Bindungforschung. Meine erste Idee dazu war, dass man auch absichtlich etwas falsch/nicht verstehen kann.

Dann schreibt er: ,,Übrigens ist hyperaktives Verhalten nicht dasselbe wie ADHS, so wie Kopfschmerz auch nicht dasselbe wie ein Hirntumor ist." Das ist vollkommen richtig. Nur kann man ADHS halt nicht in einer Computertomographie deutlich erkenne. Wie will man das denn sicher unterscheiden? Mal ganz naiv gefragt?

Redneal schreibt, dass er den Zusammenhang schon öfter als Argument von Psychoanalytikern gehört hätte, aber noch keine Beweise gesehen hätte. So als wenn die Psychoanalytiker alle einfach lügen würden. Nach 0,41 Sekunden Googlesuche bin ich u.a. auf dies http://www.khbrisch.de/files/brisch_ptsd_ahds.pdf dies hier gestoßen. Brisch, so ein Bindungspapst, führt da eine ganze Menge einzelner Studien auf, die den Zusammenhang belegen sollen. Ich dachte mir, ob die Autoren hier den Zusammenhang vielleicht einfach nicht kennen und sich schlicht nicht die Mühe gemacht haben, danach zu suchen?

Redneal schreibt, dass er noch nicht davon gehört hat, dass die Ursachen in der neurobiologie sich verändert haben. Das finde ich merkwürdig. Denn vor ca. 15 Jahren stand noch fest, dass die neurobiologische Ursache in einer Unteraktivierung des Gehirnes von ADHSlern bestehen würde, die auf eine Störung im Glukosestoffwechsel zurückgeht. Später dann ist man darauf gekommen, dass die neurobilogische Ursache eher in so einer unbestimmten Störung im Dopamin-Noradrenalinhaushalt besteht. Der Grund auch warum Stimulanzien sowohl bei einer ,,Unteraktivierung" aber auch bei einer ,,Dopaminstörung" funktioniert, denn Ritalin wirkt sich auch auf den Dopanim-Noradrenalinhaushalt aus wie auf die Gehirnaktivität (Ritalin ist halt mehr oder weniger ein Speederivat).

Heute aber geht man wohl in den Neurowissenschaften eher davon aus, dass eine weit komplexere Störung verantwortlich ist. So eine Verarbeitungsstörung im präfrontalen Kortex und dem gesamten frontalen Kortex in Verbindung mit allerhand biochemischen Prozessen, wovon man eigentlich gar nicht weiß, was das alles zu bedeuteten hat. Bei Wikipedia spricht man etwa von einer ,,Multifaktoriellen Ursache" die auch psychosoziale Bedingungen hat. 

Redneal gibt dann noch einige wissenschaftliche Beiträge wieder. So ein Arzt aus Amerika, Russell Barkley, der offenbar DIE Autorität in Amerika ist. Neben ca. 20 andern. Der hat übrigens seine ganz eigene Theorie entwickelt http://psycnet.apa.org/index.cfm?fa=search.displayRecord&uid=1997-02112-004  Die gestörten exekutiven Funktionen als Ursache, unabhängig von der neurobiologischen Basis übrigens, denn darüber ist man sich ja nicht einig.

Dann der Expertenkonsesus über ADHS http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2942810/?tool=pubmed hier. Rund 20 Experten aus ganz Europa haben sich geeinigt. Da frage ich mich: Was ist mit den restlichen vermutlich 200 Experten?  In Deutschland gibt es wohl auch Experten: Döpfner und Lehmkuhl und Lauth und Schlottke sowie einige weitere ,,Psychiatrieexperten" wie den Remschmidt oder wie der heißt. Die stehen weit außerhalb des Verdachtes so etwas wie ,,ADHS-Leugner" zu sein. Waren die gerade im Urlaub oder ist es heutzutage übliche wissenschaftliche Forschung über Expertenkonsense zu lösen an denen nur 20 Experten aus ganz Europa Anteil haben? Wie kommt ihr darauf, dass eine Gruppe aus nur 20 Leuten so etwas bestimmen kann in der Forschung? Und was für eine Auffassung von Forschung ist das? Und was macht ihr, wenn die tausende von Psychoanalytiker in Europa auch so ein unseriöses Papier aufsetzen und unterschreiben?  ;) Explodieren dann eure Server?  ;D Aber die Pseudowissenschaftler lassen sich auf so ein Niveau wohl nicht herab?

Dann noch zwei ,,Wirksamkeitsstudien" die eine belegt, dass http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10591283 alle Behandlungen wirksam sind. Sowohl Medikamente als auch Verhaltenstherapie und sogar Community care, was immer das sein mag? Ein bisschen anders war der Effekt bei der Kombination von Medis (welche) und  Verhaltenstherapie. Ist ja toll, aber woher weiß man dann, dass andere Therapien nicht funktionieren?  Und, ich weiß, ich habe gelesen, dass hört ihr nicht gerne: Aber wisst ihr, was eine Wirksamkeitsstudie mit über 500 Kindern kostet? Das geht in die 10 Millionen. Warum gibt man das Geld nicht den Psychoanalytikern? Vielleicht machen die ja auch ne tolle Wirksamkeitsstudie mit ähnlichen Ergebnissen? Aber die wollte man wohl gar nicht testen?

Außerdem bspw. diese Metaanalyse http://www.jaacap.com/article/S0890-8567%2809%2960782-6/abstract zeigt ein anderes Ergebnis. Dort sind die Effekte von Medis so solala. Gemessen werden übrigens 28 Studien. Welche Studie ist denn nun richtig? Die ganz tolle von der ihr ausgeht, oder die solala-Studie, die ich jetzt in den Raum werfe. In der Statistik ist die der Cohan Effect-size übrigens Standard. Als rieseneffekt gilt, wenn die Postmessung einen Effekt von >0.8 gegenüber der Premessung erreicht.  Aber es gibt auch Wirksamkeitsstudien da werden Effekte von >2.0 gemessen! Also kein Grund, ein Feuerwerk anzuzünden und die champagnerkorken knallen zu lassen. Und auch kein Grund, nicht auch andere Behandlungen zu versuchen. Das heißt, die Serumgruppe ist fast vollständig geheilt. Die Metaanalyse ist übrigens viel neuer als ,,eure" Studie. Ätsch! Wenn ich noch ein bisschen rumsurfe, finde ich bestimmt noch ganz andere Ergebnisse! ;)

Und sogar Omega-3Fettsäure Diäten sind effektiv. Wenn auch nur schwach. Wen wunderts, wenn man mal ehrlich ist? Aber was sagt das über die Ursachen von ADHS aus, wenn man die Kinder nur auf Diät setzen muss um einen Effekt zu erzielen? Vielleicht hilft ja auch Gruppenkuscheln? ;)

Na ja. Ich glaube ehrlich gesagt, ihr habt recht einfache Vorstellungen, was die Wissenschaften angeht. Da brauchen nur zwanzig Experten ein Papier zu unterschreiben und schon ist die Ursache für ADHS gefunden. Na ja.

Aber weiter, denn es geht ja eher um die Ursachen. Dort schreibt Readneal, ,,Das hat ja dann mehr mit der Diagnose als mit der Behandlung von ADHS zu tun." Er meint, dass es Fehldiagnosen geben kann, die aber nichts mit der Krankheit an sich zu tun haben. Nun ja. Wie will man aber dann ein unruhiges depressives Kind von einem Kind mit ADHS unterscheiden, wenn beide zwei Kernsymptome zeigen, nämlich Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität, wenn man die Ursachen für ADHS nicht kennt und nicht fähig ist, die beiden Diagnosen zu unterscheiden?

Die besagten diagnostizierenden Ärzte haben also keine Forschungsgrundlage für eine Diagnose (außer die exekutiven Funktionen, die man etwa mit einem Intelligenztest messen kann, wobei bei einem Depressiven Kind, die exekutiven Funktionen ebefalls gestört sind. Und nicht nur die) darum machen sie das so pi mal Daumen? Das ist doch unseriös! Da wird ne Krankheit bestimmt und keiner kann sagen, wo die anfängt und aufhört. Und dann kommt ihr und sagt: Alle die daran etwas auszusetzen haben sind Pseudowissenschaftler? Ach tatsächlich! Und die werft ihr dann auch noch alle in einen Topf: Omega 3 Fettsäurer, Psychoanalytiker, Antoprosoffen ;), Scientologen. Sehen gleich aus, riechen gleich, sind gleich...

Das wollte ich nur mal anmerken.

Gruß

Kartoffelbrei mit Ei

P.Stibbons

Am besten ist, du beliest dich erst mal:

www.zentrales-adhs-netz.de
http://www.adhdeurope.eu/home.html

Psiram orientiert sich bei den Wikiartikeln am international anerkannten State of the Art.

Der ist u.a. hier zu finden:

http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.3161.3163


Dr. Ici Wenn

Vermute, hier trifft das Rincewind-Law zu.

P.Stibbons

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 24. Juli 2012, 15:01:19
Vermute, hier trifft das Rincewind-Law zu.

Welches der vielen, o Ehrwürdiger?

celsus

Und während KmitE gerade am belesen ist, ergänze ich die Lektüre durch zwei weitere Links:

http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/02/wie-man-seine-behauptungen-belegt-so-dass-man-ernst-genommen-wird.php

http://www.ratioblog.de/archive/Fehlschl%FCsse

Eine Grundsatzdiskussion auf Meinungsbasis mag zwar unterhaltsam und aufschlussreich sein, dem Artikel wird es aber vermutlich nicht helfen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Wirsing

Zitat von: Kartoffelbrei mit Ei am 24. Juli 2012, 14:49:19
Ich versuche mal, nicht einzeln sondern kompakt zu antworten, sonst wird das ein wenig zuviel.

Sehr umsichtig, aber durch die "kompakte" Antwort wurde es leider besonders unsinnig.

Zitat
Da brauchen nur zwanzig Experten ein Papier zu unterschreiben und schon ist die Ursache für ADHS gefunden.

Irrtum, ich les viel lieber seitenweise Rhetorischen Humbug von einem leckeren Gericht und unterschreib dann den Kaufvertrag für eine Waschmaschine......

Dr. Ici Wenn

Zitat von: P.Stibbons am 24. Juli 2012, 15:02:47
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 24. Juli 2012, 15:01:19
Vermute, hier trifft das Rincewind-Law zu.

Welches der vielen, o Ehrwürdiger?
M.W. gibts nur eines. "Jel länger ein Foren/Blogbeitrag, umso wahrscheinlicher ist es blankes Getrolle."

Mit Cohenscher Ausnahme: "Es sei den, der Beitrag kommt von pianoman."

Conina

Zitat von: cohen am 27. August 2009, 22:35:00
Gibt es irgendein Gesetz im Netz, das besagt: "Je länger ein Post ist, desto wahrscheinlicher ist der Schreiberling ein Crank, außer der Schreiber ist Pianoman."?

2009 und von Cohen. Findet jemand ein älteres?

;D


Cohen war allerdings eine Art Sockenpuppe von Rincewind, insofern ist das ziemlich egal.  ;)
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

P.Stibbons

@KmitE:
ZitatIch dachte die Autoren haben allgemein ein Interesse daran, dass die Beiträge bei ihnen richtig sind. Darum ist es doch an ihnen nachzuprüfen, ob sie verbessert werden müssen. Aber gut, ich weiß ja nicht, wer die Beiträge über Ritalinkritik oder ADHS und so verfasst hat?

Es würde uns schon sehr helfen, wenn du nach ausführlichem Belesen angeben könntest, an welcher Stelle genau im Wiki etwas nicht leitliniengemäß steht, Kartoffelbrei-mit-Ei - am besten mit entsprechender Literaturangabe.

Wir leiten das dann an die Autoren weiter - dann geht das ganz fix.
Bei grundsätzlichen Fragen zu Diagnostik und Therapie wende dich aber doch bitte gleich ans Zentrale ADHS-Netz.

P.S. :
Es gibt brandneue Gerüchte, dass womöglich die Tabakindustrie ADHS-Leugner promotet, um die geschätzt 4 bis 8 % latent  bis klar ADHS-Betroffenen in der Bevölkerung NIKOTIIIN-abhängig zu machen. Dem würde ich an deiner Stelle auch mal nachforschen.

Kartoffelbrei mit Ei

Zitat von: P.Stibbons am 24. Juli 2012, 15:00:15
Am besten ist, du beliest dich erst mal:

www.zentrales-adhs-netz.de
http://www.adhdeurope.eu/home.html

Psiram orientiert sich bei den Wikiartikeln am international anerkannten State of the Art.

Der ist u.a. hier zu finden:

http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.3161.3163

Bis auf http://www.adhdeurope.eu/home.html das hier, kenne ich die schon alle. Dort steht nix über Antroposoffen bspw. über die ihr berichtet? Und ich habe ja auch nicht gesagt, dass die anderen Unrecht haben, ich frage, warum ihr alle gegenteiligen Meinungen in einem Topf werft und sagt, die haben alle keine Ahnung! Die Omega3Fettsäurer haben sicherlich eine Ahnung, sonst würde die Diät ja nicht wirken. Somit sind die schon mal ganz anders als die Scientologen.

Und der State of the art ist, ich zitiere: "Es ist noch wenig erforscht, wie sich aus den Risikofaktoren selber bzw. deren Wechselwirkung mit Umgebungsfaktoren im Verlauf der kindlichen Hirnentwicklung der pathophysiologische Hintergrund einer ADHS entwickelt, so dass derzeit lediglich über entsprechende Korrelate berichtet werden kann."

"Aber auch hier bedarf es der weiteren Klärung zu Wechselwirkungen zwischen genetischer Veranlagung und Umgebungsfaktoren."

Eigentlich weiß man doch nichts über diese Krankheit, außer, dass Ritalin einen hohen Effekt hat. Warum wieso weshalb, ist vollkommen unklar. Aber dann jeden Runtermachen, der andere Vorschläge hat. Das ist halt, wie ich anfangs schrieb: reißerisch.

Gruß

Kartoffelbrei mit Ei

Kartoffelbrei mit Ei

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 24. Juli 2012, 15:11:10
Zitat von: P.Stibbons am 24. Juli 2012, 15:02:47
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 24. Juli 2012, 15:01:19
Vermute, hier trifft das Rincewind-Law zu.

Welches der vielen, o Ehrwürdiger?
M.W. gibts nur eines. "Jel länger ein Foren/Blogbeitrag, umso wahrscheinlicher ist es blankes Getrolle."

Mit Cohenscher Ausnahme: "Es sei den, der Beitrag kommt von pianoman."

Hm? Ist so etwas eine Antwort auf meinen Beitrag, für den ich jetzt mind. 1 Stunde am Compi gesessen habe?