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Akademische Esoterik: Der Fall Viadrina T.1

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Begonnen von P.Stibbons, 12. Dezember 2010, 20:54:47

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P.Stibbons

Hier gibts ne Zusammenfassung -wieder Michael Utsch von der EZW/EKD

http://www.ekd.de/ezw/dateien/EZW_Utsch_Die_Kraft_der_Gedanken.pdf

Zitat...In den Jahren 2002 bis 2004 wurde eine europaweite Studie durchgeführt, bei der 400 Geistheiler sechs Monate 400 Patienten "fernbehandeln".
Der Heiler erhält keinen Kontakt zum Patienten, sondern hat lediglich deren Vornamen und eine Fotographie des Patienten bekommen. Als Patienten wurden zu der Studie Personen zugelassen, die entweder am chronischen Müdigkeitssyndrom oder einer vielfachen Chemie-Unverträglichkeit litten.
Grund für die Wahl dieser eher exotischen Störungen ist nach Angaben der Forscher gewesen, dass viele Heiler behaupten, dabei gute Erfolge zu haben.

Das strenge Forschungsdesign teilt die Patienten vier Gruppen zu, um den häufig zur Erklärung herangezogenen Placebo-Effekt kontrollieren zu können:
Entweder sie bekommen Fernheilung oder nicht, und entweder wissen sie darüber Bescheid oder nicht.
Die Seriosität der Studie ist an der Finanzierung ablesbar: der Projektleiter Harald Walach hat dafür 300 000 Euro aus einem europäischen Forschungsfond einwerben können (Forschende Komplementärmedizin 9/2002, 168-176).

Nach Mitteilung Walachs sind deutliche, wenn auch nur leichte Wirkungen der Heiler mit dieser Studie nachweisbar...

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12119513

Hier die Publikation:

http://www.ceb-institute.org/fileadmin/upload/refman/Psychother_Psychosom_2008_77_158_Walach.pdf

nevercrywoman

Heiliger Strohsack, die EKD? Evangelische Kirche? Die verbreiten das?




P.Stibbons

Ich sags ja:

Zeit, ein Hühnchen zu rupfen  8)

nevercrywoman


P.Stibbons

Hier ein interessantes  Zitat, das inhaltlich vage und schillernd rüberkommt:
Zitat
...Helfen statistisch harte Fakten aber überhaupt weiter?
Der Baseler Arzt Jakob Bösch bezweifelt, dass die herkömmlichen Forschungsmethoden weiterführende Erkenntnisse liefern: ,,Als Folge der mechanistischen Wirksamkeitsvorstellungen können gerade wesentliche Wirkungen verpasst oder verschleiert werden ... In doppelblinden, kontrollierten Studien wird Gott – so scheint es – zum Helfer des vordergründigen Körper-Reparaturbetriebs gemacht". (siehe auch Jakob Bösch ,,Heilung aus der Ferne", raum&zeit Nr. 130).

Die Zahlengläubigkeit der empirischen Forschung teilen inzwischen auch andere Skeptiker. Wäre es nicht endlich an der Zeit, meint Freiburger Gesundheitsforscher Harald Walach, den ,,subtilen Materialismus, dem viele Komplementärmediziner verhaftet sind, mit selbstkritischen Augen zu betrachten? Wäre es nicht nötig, ein Gegengewicht zu setzen zum überwältigenden materialistischen Weltbild, das die moderne Medizin implizit vermittelt?"
Zugegeben, die empirischen Befunde der Glaubensmedizin wirken verführerisch, weil sie eine funktionale Vereinnahmung und instrumentale Nutzung des Gebets oder anderer spiritueller Verfahren suggerieren. Das Gebet aber als ein Medikament zu verstehen, das man nur richtig dosieren müsse, übersieht die persönliche Haltung des Betenden. Als ,,Glaubensmedizin" steht der funktionale Zweck eines Gebets im Mittelpunkt.
Untersucht man aber genauer die persönliche Seite des Betens und fragt nach den Motiven der Betenden, tritt hier die Beziehungsgestaltung zu einer höheren Wirklichkeit hervor...

nevercrywoman

Zitat,,Als Folge der mechanistischen Wirksamkeitsvorstellungen können gerade wesentliche Wirkungen verpasst oder verschleiert werden ... In doppelblinden, kontrollierten Studien wird Gott – so scheint es – zum Helfer des vordergründigen Körper-Reparaturbetriebs gemacht"


Reizend, wirklich reizend. Also entweder wirkt eine Heilmethode, und der Patient ist gesund oder weist eindeutige Parameter einer Verbesserung seines Zustands auf, oder es wirkt nicht. Was sollte sich daran genau verpassen lassen im Rahmen einer doppelblinden, kontrollierten Studie?

Kopfschüttel, ne ne ne, Sachen gibts ...

Respekt, mit so vielen schönen Worten so wenig inhaltliches zu sagen, das ist schon ne Leistung ... Geschwurbel erster Güte ...

Chris224

Wenn die da so weitermachen, haben wir hier in Europa in ein paar jährchen auch so was ähnliches  wie in Amerika mit dem Kreationismus, das wäre dann die nächst Ausbaustufe vom Geistheilen.

Chris224

Zitat von: Chris224 am 10. Mai 2012, 01:09:32
Wenn die da so weitermachen, haben wir hier in Europa in ein paar jährchen auch so was ähnliches  wie in Amerika mit dem Kreationismus, das wäre dann die nächst Ausbaustufe vom Geistheilen.

http://intrag.info/aktuell/2012/05/04/ein-blick-durchs-fernrohr-schadet-nicht-%E2%80%93-die-diskussion-um-die-kozyrev-masterarbeit/

Ist ja ganz in Ordnung, das mit dem Statistik, Verblindung, Randomisierung und so weiter üben und lernen, für den Studenten ist es prinzipiell Wurscht an welchem Experiment er das dann lernen mag, aber wo bleibt denn dann die eindeutige Stellungnahme zu Ergebnis der Experimente, wie z.B. die Erwiesene nicht Wirksamkeit von dem Spiegel-Teilchen?
Da kommt wie immer bei so Leuten nix als heiße Luft, obwohl doch klare Ergebnisse vorliegen.
Aber wenn sie schon auf solche Sachen stehen, da gibts doch ne ganze Menge an Pseudowissenschaftlichem Gezeugs, wo endlich mal durch eindeutige Statistisch gut Belegte Studien der Nichtwirksamkeits Nachweis erbracht gehört, nur zu, Butter bei The Fisch, alle merkwürdigen Sachen auf den Tisch und los gehts mit Doppelblind, aber was das Zeug hergibt, evtl. noch ein unabhängiger Doktorvater mit großer Leidensfähigkeit von einer anderen Uni zur Kontrolle dabei und los gehts.

Vielleicht wär ja dann auf einigen Sektoren endlich mal Ruh, wenn klar und Eindeutig auf dem Tisch liegt, dass es Unsinn ist, unter der Vorraussetzung könnt ich auch mit dieser Uni glücklich leben.

Ridcully

Zitat von: uther am 08. Mai 2012, 19:12:50
Zitat von: celsus am 08. Mai 2012, 16:53:55
Gibt es eigentlich eine übergeordnete Kontrollinstanz für derartigen akademischen Unfug?
Ich kenne mich in den Strukturen nicht so aus. Das Viadrina-Prinzip kann sich ja theoretisch an jeder anderen Uni wiederholen, oder?
Solche Master-of-Desaster-Arbeiten sollten doch irgendwie aberkannt werden können.

Das muss unbedingt aufhören.

Das ist nicht so einfach. Welche Bürokratie soll entscheiden, was gute und was schlechte Forschung ist?

Wenn die Profs die Leistung als genügend abnicken und es kein Plagiat ist, kann man nicht mehr viel machen. Auch bei der Doktorarbeit vom VT-Spinner Holger Strohm tut sich die Uni Bremen sehr schwer: http://www.taz.de/!79433/


P.Stibbons

@ Ridcully:

Das befürchte ich auch.
Allerdings stellt sich die Frage, ob die von Walach heraufbeschworene "Wissenschaftsgemeinschaft" hier nicht öffentlich mehr Druck auf die verantwortlichen Gutachter machen könnte.

Da es sich um einen Stiftungslehrstuhl handelt, wird dies zwar keine unmittelbaren Auswirkungen auf Walachs Stuhl haben.
Jedoch läuft irgendwann diese durch Stiftungsgelder finanzierte Phase ab, und dann wäre das Land Brandenburg in der Pflicht.

Ansonsten hat Joseph Kuhn in seinem Blog von ersten Recherchen berichtet:

ZitatDer Ombudsmann der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der bei Fragen wissenschaftlichen Fehlverhaltens vermitteln soll, erklärte sich auf Anfrage für nicht zuständig. Man greife konkrete Hinweise auf wissenschaftliches Fehlverhalten entsprechend der DFG-Denkschrift zur ,,Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" auf, zu Streitigkeiten über die ,,Qualität wissenschaftlicher Arbeiten" könne man sich nicht äußern. Aber geht es hier überhaupt um die Qualität einer ,,wissenschaftlichen" Arbeit?

Das Brandenburgische Wissenschaftsministerium, ebenfalls angeschrieben, hat sich bisher nicht geäußert. Ob es den Konflikt mit dem in der SPD prominenten Präsidenten der Viadrina scheut oder keine Meinung zu den Vorgängen hat - man weiß es nicht. Angesichts der in der Masterarbeit erwähnten ,,aurachirurgischen" Behandlungen wäre außerdem auch die zuständige Ärztekammer gut beraten, sich die Sache einmal näher anzusehen.

Und wir alle hier wissen ja, dass damals gleich zwei an Günter Pleuger, Hartmut Schröder und Harald Walach gerichtete offizielle e-mail-Anfragen - nämlich von Ulrich Berger und von Bernd Kramer, der damals den ZEIT- und jetzt auch den SPIEGEL-Artikel verfasst hat - bei Esel***** gelandet sind und dort lange Zeit als Dokument verlinkt waren.

Die docs (inzwischen von der Esel-Seite entfernt) müssen sich noch bei uns im Archiv befinden, und ich frage mich allmählich, ob die Zeit gekommen ist, das an die große Glocke zu hängen.

http://www.Esel*****.com/index.php?title=Bernd_Kramer_%28Journalist%29

Zum Brandenburger Wissenschaftsministerium kann ich Folgendes berichten:

Seit Montag war auf deren Facebookseite der Spiegel-Artikel mit dem charakteristischen Alien-Cover verlinkt, und zwar bis dato unkommentiert.
Ich habe den FB-Link dann bei Joseph Kuhn und Florian Freistetter eingestellt - als Aufforderung, dort doch zu kommentieren.
Es dauerte keinen halben Tag, dann war der Artikel von der FB-Seite verschwunden.

P.Stibbons

Nachtrag:

Hier mal eine Masterarbeit aus dem wesensverwandten Grazer Institut, die sich stark an Walachs Quanten-Spekulationen orientiert

http://www.inter-uni.net/static/download/publication/masterthesen/VT_Hofaecker_Saatgutkeimung.pdf


P.Stibbons

Ein äußerst amüsanter Blogbeitrag:

Die unterirdische Master-Arbeit stürzt die Gilde der Ghostwriter in eine tiefe Krise:

Zitat
Wer braucht schon einen Ghostwriter, wenn für ihn leibhaftige Geister die Masterarbeit schreiben?

An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder wurde nicht zum ersten Mal eine Masterarbeit geschrieben, die selbst minimale wissenschaftliche Anforderungen so weit verfehlt, dass sich eigentlich alle weiteren Diskussionen über wissenschaftliche Qualitätsstandards, Plagiate und Ghostwriter erübrigen...

Es dürfte für die professionellen Ghostwriter tatsächlich schwierig sein sich so weit zu verstellen, dass sie mit ihren Werken aus dem von der Viadrina-Masterarbeit neu gesetzten Standard nicht völlig herausstechen! Eine beträchtliche Herausforderung.

Und - last not least:

ZitatOje, was soll nun aus uns werden? Wer braucht Ghostwriter, wenn es Mastertitel für so etwas gibt?

P.Stibbons

Joseph Kuhn fasst grad zusammen:
Zitat
Kommentar-Direktlink Joseph Kuhn· 15.05.12 · 21:49 Uhr

Die Viadrina hat es geschafft, bei ihrem Wikipedia-Eintrag als Esoterik-Universität geführt zu werden:

"Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ist die östlichste Universität Deutschlands. Sie bietet Studien in Kulturwissenschaften, Jura und Wirtschaftswissenschaften sowie ein Masterstudium zu Themen der Alternativmedizin und Esoterik an."

Sehr schön auch die Feststellung zum Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften: "Bekanntheit erlangte das Institut unter anderem durch eine Masterarbeit, die sich affirmativ mit dem Kozyrew-Spiegel, durch den Hellseherei oder Kontakte zu Außerirdischen und Verstorbenen möglich sein sollen, befasst."

Herzlichen Glückwunsch, Viadrina! "Borders in motion" heißt es auf der Startseite der Bewerbung zur Exzellenzinitiative auf der Internetseite der Viadrina. Die Grenzen der Wissenschaftlichkeit sind hier allemal in Bewegung.


http://www.scienceblogs.de/gesundheits-check/2012/04/wissenschaftstheorie-wissenschaftspraxis-wissenschaftspolitik-die-unendliche-geschichte-esoterischer-betatigungen-an-der-viadrina.php#comment327937

In der Einleitung des Wikiartikels steht - kurz nach dem Hinweis auf den Esoterik-Studiengang - dieser schöne Satz:
Zitat
Unter Lehrkräften und Mitarbeitern der Viadrina ist das Berufspendeln sogar noch verbreiteter.

:laugh: :laugh: :laugh:

Prädikatenlogik

Der E-Learning-Betreuer des besagten Instituts kündigt an, eine Unterlassungsaufforderung gegen die Wikipedia vorzubereiten: Diskussion:Europa-Universität_Viadrina . Die Abschnitte zur Esoterik wurden einstweilen entfernt. Da einige Benutzer die Drohung eines Esoterikladens nicht ernstnehmen: Hättet ihr etwas dagegen, wenn wir euren Artikel in der WP auftauchen würde?