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MECFS ist keine erfundene Krankheit

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Begonnen von NeuroMD, 04. Dezember 2023, 22:59:23

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eLender

Kleiner Nachschlag: die eine Dame im Interview mit Hirschlausen, die ihre McCFS auf die Impfung schiebt, fährt wohl ein hartes Programm, in dem sie böse gegen die Impfmafia wettert (das klingt so an). Es ist in der Blase keine Seltenheit, dass man die Impfung verantwortlich macht. Warum auch nicht, es gibt ja keinen wirklichen Beleg dafür oder dagegen. Genauso wie für eine ursächliche Vireninfektion. Ich hatte nach der Impfung auch Blähungen (ok, das ist gelogen, ich bin dafür zu vornehm ::) ). Hätte aber daran liegen können.
Wer sichs anschauen möchte:

https://mrna-entertainment.de/

Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: eLender am 18. November 2024, 22:41:13Das war schon bei der Hysterie so. McCFS wäre nur die moderne Variante und eine Erfindung englischer Ärzte

Bei der Gelegenheit, da ist noch was offen geblieben, sehe ich.
Zitat von: MrX am 23. Oktober 2024, 11:00:31Außerdem gibt es noch das hier, aber ohne Open Access:
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21641846.2020.1793058
ZitatBy showing that the Royal Free and other ME attributed outbreaks fit the SIR disease model, we demonstrate that the McEvedy and Beard hysteria hypothesis is mathematically incorrect. The ensuing management of the treatment of ME/CFS-like conditions evolving from that, now mathematically improbable belief may need to be re-evaluated.

Schauen wir uns das näher an. Waters et al. benutzen das ,,SIR-Modell" für infektiöse Erkrankungen und beziehen sich dabei Kermack und McKendrick (1927). Darüber findet man*:
Zitathttps://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2458-9-S1-S2
For example, Kermack and McKendrick set out to try to explain why epidemics pass through a population without affecting the entire population [3].

Und sie verweisen auf Murray (1989), Mathematical biology. Dort heißt es:
ZitatConsider a disease which, after recovery, confers immunity (which indudes deaths: dead individuals are still counted). The population can then be divided into three distinct classes: the susceptibles, S, who can catch the disease; the infectives, I, who have the disease and can transmit it; and the removed class, R, namely those who have either had the disease, or are recovered, immune or isolated until recovered. The progress of individuals is schematically described by
       S -> I -> R.
Such models are often called SIR models.
Murray stellt ein Gleichungssystem auf, das verschiedene Umstände berücksichtigt, wie man sich denken kann. Man kann damit die Zahl der Fälle über die Zeit prognostizieren. Waters et al benutzen das aber für etwas ganz anderes.

Waters et al adaptieren das Modell so, dass sie ausschließlich die Inzidenzen über die Zeit berücksichtigen, variieren zwei Parameter in dem Modell, lassen diese 3-6 Millionen Mal durchlaufen (,,We repeat steps 1–3 above for 3–6 million different values of Beta and Gamma") und finden, dass das Modell dann auf den Royal-Free-,,Ausbruch" passt – alles klar, eine Infektionskrankheit. Dann nehmen sie die Inzidenzen einer einzelnen Massenhysterie in Äthiopien mit 50 Fällen, und siehe da, da passt es nicht, das Modell.

Dies sind die Inzidenzen der Royal-Free-,,Infektion":
You cannot view this attachment.

Dies sind die Inzidenzen der ,,Nicht-Infektion" (des Kombolcha-Ausbruchs):
You cannot view this attachment.

Für die eine ,,Kurve" soll es eine mathematische Bildungsvorschrift geben, für die andere nicht?

Es handelt sich in beiden Fällen, grob gesehen, um eine Glockenkurve. Zu ergänzen ist, dass die Autoren des Berichts über den ,,Kombolcha-Ausbruch" selbstverständlich von einer Kontagiosität ausgehen und als kurzfristig wirksame Maßnahme die Isolierung der Schulkinder voneinander empfehlen:
Zitat[...] Second, immediate reassurance and separate ill from non-ill and from the environment which is the school at least 1-2 weeks.[...]
https://www.researchgate.net/publication/338454712_Hysteria_Outbreak_Investigation_in_Kombolcha_Town_Among_School_Girls_Northwest_Ethiopia_January_2013
Und dass sich Phänotyp und Dynamik einer psychogenen Störung bei äthiopischen Schulmädchen, die sich in der Mehrzahl von teuflischen Kräften beeinflusst fühlten, von denjenigen beim Personal einer Londoner Klinik in den 50er Jahren unterscheiden, ist doch wohl anzunehmen.

Ich wiederhole: das SIR-Modell, von dem zahlreiche angepasste Varianten existieren, ist ein Rechenmodell zur Prognostizierung von Inzidenzen – dass es sich dabei um kontagiöse Krankheiten handelt, ist kein Ergebnis, sondern eine Voraussetzung. Das Modell ist für die Feststellung, ob es sich bei diesen Inzidenzen um Infektionen handelt, weder konzipiert noch validiert. Über die Ätiologie von Erkrankungen muss man sich in anderer Weise Klarheit verschaffen.

Die Schlussfolgerung von Waters et al:
ZitatThus this work mathematically disproves the McEvedy–Beard hypothesis that the cluster outbreak at the Royal Free was due to mass hysteria.
Kann nicht ernstgenommen werden. Von einer "mathematischen Widerlegung" zu sprechen wäre ohnehin ein Kategoriefehler: eines mathematischen Beweises i.e.S. sind nur mathematische Behauptungen fähig. Nebenbei scheint die Hypothese, dass es sich bei "MECFS" um eine Infektionskrankheit handelt, in den aktuellen Vorstellungen selbst der hartgesottensten Organiker nicht vorzukommen.

Wer sind die Autoren?
ZitatF. G. Waters has moderate/severe ME since 2011, he is now 23 years of age. His current interests are ancient mathematics and the application of mathematics to historical ME/CFS outbreaks
G. J. McDonald is a registered architect who has designed several major buildings [...]
S. Banks graduated from Oxford University in 1984 with honours in Engineering Science. She has worked in the automotive, nuclear and environmental noise industries [...]
Dr R. A. Waters is an expert in computational fluid dynamics in complex three dimensional spaces [...]
Ein Betroffener, über dessen formale Qualifikation wir nichts erfahren, ein Architekt, ein Ingenieur und jemand, der sich mit Berechnungen von Flüssigkeitsdynamiken in komplexen dreidimensionalen Räumen auskennt. Einen Epidemiologen haben sie nicht ins Boot geholt.

Die Arbeit ist in einem Journal erschienen, in dem Leonard Jason im Editorial Board ist. Es ist nicht in Pubmed gelistet, jedenfalls habe ich das Paper dort nicht finden können (Faustregel: was dort nicht auftaucht, muss nicht gekannt werden). Die Arbeit ist 2020 erschienen und wurde bisher 3x zitiert, soweit ich das erkannt habe - m. a. W. ich bin nicht der Einzige, der ihre Relevanz verhalten bewertet.

-----
* Ein Einführungstext über mathematische Epidemiologie, lässt die Komplexität des Themas erahnen.


eLender

Zitat von: Peiresc am 22. November 2024, 15:23:51Für die eine ,,Kurve" soll es eine mathematische Bildungsvorschrift geben, für die andere nicht?
Schön, dass du dir das nochmal angesehen hast, ich hatte schon beim ersten Artikel ähnliches befürchtet. Das ist eigentlich keine wissenschaftliche Arbeit, es ist purer Aktivismus, mit billigsten Mitteln. Klar, wer so etwas zeigen will, der schafft das auch (das Drehen an Schrauben in Modellen ist eine verbreitete Krankheit). Es reicht da eigentlich schon, wenn man sich die Autoren näher ansieht. Da erkennt man auch, dass das beinahe eine Glaubensgemeinschaft ist, die die Wissenschaft nur nutzt, um den Glauben zu festigen. Sieht aber nur nach Wissenschaft aus.

Das was HerrX da vorlegt, bestätigt eigentlich nur, dass das eine konstruierte / erfundene Krankheit ist. Das hat sehr viele Parallelen zu dem pseudomedizinischen Quack, der unser Wiki füllt. Ich haue gleich noch einen im LC-Faden raus, der die Sektenhaftigkeit dieses "Syndroms" nahelegt. 
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Der Hofberichterstatter im amtlichen Blatt (Rücker interviewt Scheibenbogen, die einzige Expertin im Universum für das Thema, in der FAZ):

ZitatAn der Charité haben Sie in einer Vorab-Studie noch ohne Kontrollgruppe bereits die Wirkung der Immunadsorption untersucht – ein Verfahren, bei dem Autoantikörper aus dem Blut gewaschen werden. Was können Sie über die Ergebnisse berichten, die noch nicht publiziert sind?

Wir haben 20 Menschen behandelt, die nach Covid schwer an ME/CFS erkrankt sind ...

... das Kürzel steht für Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom. ME/CFS gilt als schwerste Ausprägung von Long Covid, kann aber auch zum Beispiel durch andere Viren ausgelöst werden.

Genau. 14 der 20 Patienten, die teilweise so krank waren, dass sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen konnten, haben eine deutliche Besserung erfahren. Wie erwartet hat sich ihr Zustand nach drei bis sechs Monaten wieder verschlechtert. Das liegt daran, dass die B-Zellen weiter neue Autoantikörper produzieren. Deshalb müssen wir die Immunadsorption mit Medikamenten kombinieren, die diese B-Zellen entfernen. Das könnte eine erste ursächliche Therapie sein, die wahrscheinlich bei einer großen Teilgruppe der Long-Covid-Betroffenen und der ME/CFS-Patienten wirksam ist.
https://archive.is/pVtBE (FAZ Plus)

Es geht um Millionen an Fördergeldern, die einfach nicht richtig fließen. Das da oben ist die von Hirschlausen propagierte Blutwäsche, die angeblich sehr hilfreich wäre, aber nicht lange hält (prima Geschäft für die Anbieter). Man ist sich sicher, dass es sich bei MECFS um eine Autoimmunkrankheit handelt, die bösen B-Zellen sind entartet (waren es nicht die Mitochondrien?). Misserfolge belegen diese Hypothese (eigentlich soll es ja schon gesichert sein) nur, es gibt nichts, was das jemals infrage stellen könnte. Aber warum sind die großen Farmerbetriebe dann nicht daran interessiert, ihre Medis (die schon dafür entwickelt sind) auch dafür zu testen und zuzulassen?

ZitatGroße Hoffnungen waren mit dem Wirkstoff ,,BC 007" des Start-ups Berlin Cures verbunden, der ebenfalls Autoantikörper neutralisieren soll. Sie waren Mitglied im Beirat des Unternehmens. Vor wenigen Tagen gab es das Scheitern seiner klinischen Studie bekannt: Das Medikament wirkte demnach nicht besser als ein Placebo. Spricht das gegen Autoantikörper als Auslöser von Long Covid?

Die klinische Studie hat keinen Wirkungsnachweis für BC 007 gebracht. Das spricht aber nicht gegen die Beteiligung von Autoantikörpern, denn wir wissen nicht, ob BC 007 diese neutralisieren kann. Im Gegenteil zeigten zuletzt richtungsweisende Studien, dass sie eine wichtige Rolle bei Long Covid spielen, allen voran die Transfermodelle: Wenn Autoantikörper von Long-Covid-Patienten auf die Mäuse übertragen werden, entwickeln diese die gleichen Symptome.

Eben, es war nur das falsche Zeugs. Es gibt noch unendlich viele andere Substanzen, die man einfach mal durchtesten müßte. Es muss halt was mit dem Immunsystem machen, das reicht als Hinweis. Auch Neuroleptika machen das, weil die ja auch über das Immunsystem wirken. Öhm...

ZitatNeben Aripiprazol und Uplizna wollen wir das Medikament Ocrelizumab testen, das auch gezielt B-Zellen angreift. Außerdem planen wir eine Studie zur Immunadsorption bei Patienten, die Long-Covid-ähnliche Symptome nach einer Impfung entwickelt haben. Eigentlich sollte die Förderzusage schon da sein. Jetzt, da das Forschungsministerium nur kommissarisch geleitet wird, sind wir in großer Sorge, ob wir das Geld bekommen. Wenn sich alles nach dem Rücktritt der Ministerin verzögert, verlieren wir wieder wertvolle Zeit.

Tja, wenn Karl demnächst selbstständiger Ernährungsberater wird, dann fängt man wahrscheinlich mal an, das ganze zu hinterfragen. Die Olle könnte sonst noch jahrzehntelang alle möglichen Medis durchtesten, Millionen dafür verbraten und feststellen: Es funktioniert nicht –aber meine Theorie ist trotzdem richtig.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: eLender am 23. November 2024, 22:31:19https://archive.is/pVtBE (FAZ Plus)

ZitatWir haben zum Beispiel vor mehr als einem Jahr beim Bundesforschungsministerium Geld für eine Therapiestudie mit Uplizna beantragt: Das Medikament ist bei einer Variante der Multiplen Sklerose bereits zugelassen, es ist das wahrscheinlich wirksamste Präparat, um die Produktion von schädlichen Autoantikörpern in den B-Zellen zu hemmen. Das Problem ist, dass uns der Hersteller das Medikament nicht zur Verfügung stellt, wir müssen es selbst kaufen – was mit 165.000 Euro pro Patient sehr teuer wird.

Was sie vergessen hat zu erwähnen: Die Kosten verstehen sich als Kosten pro Jahr, und bei der Neuromyelitis optica handelt es sich um eine mit sonst üblichen MS-Medikamenten nicht behandelbare schwere Erkrankung mit weit schlechterer Prognose. Die Therapie geht lebenslang (in praxi: bis es hoffentlich was Besseres/Preiswerteres gibt). Glücklicherweise ist die Krankheit sehr selten. Wenn die Herstellerfirma das Medikament nicht zur Verfügung stellt, dann rechnet sie sich keine Chancen aus. Frau S tut so, als wäre das mit den B-Lymphozyten irgendwie sicher, aber das ist es in keiner Weise. Ich habe den Verdacht, dass das eine Überlegung a posteriori ist. MS ist eine (Auto-)Immunkrankheit, die meisten MS-Medikamente wirken über B-Lymphozyten, also ist ,,MECFS" eine B-Zell-Krankheit. Vgl. dieses Vidofludimus, #137.

Kein Wunder, dass Frau Scheibenbogen so ein Dauergast in den Medien ist, dass sie wohl kaum noch Zeit für gewöhnliche wissenschaftliche Arbeit oder Patientenversorgung hat. Also ich hätte ja den Minister gefragt, auf welchem Rationale dieser Finanzierungsentscheid fußt. Nehmen wir nur mal die verkündeten Inzidenzen für ,,MECFS"/long Covid, dann ist es einfach unverantwortlich, sich ausschließlich auf das Tamtam in der Öffentlichkeit zu berufen.

Subtil ist auch dieser Passus:

ZitatAn der Charité haben Sie in einer Vorab-Studie noch ohne Kontrollgruppe bereits die Wirkung der Immunadsorption untersucht – ein Verfahren, bei dem Autoantikörper aus dem Blut gewaschen werden. Was können Sie über die Ergebnisse berichten, die noch nicht publiziert sind?
Wir haben 20 Menschen behandelt, die nach Covid schwer an ME/CFS erkrankt sind ... 14 der 20 Patienten, die teilweise so krank waren, dass sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen konnten, haben eine deutliche Besserung erfahren. Wie erwartet hat sich ihr Zustand nach drei bis sechs Monaten wieder verschlechtert. Das liegt daran, dass die B-Zellen weiter neue Autoantikörper produzieren. Deshalb müssen wir die Immunadsorption mit Medikamenten kombinieren, die diese B-Zellen entfernen. Das könnte eine erste ursächliche Therapie sein, die wahrscheinlich bei einer großen Teilgruppe der Long-Covid-Betroffenen und der ME/CFS-Patienten wirksam ist.

2023 ist eine kleine Fallserie (10 Patienten) mit Immunadsorption bei ,,fatigue-dominantem Long Covid" im Deutschen Ärzteblatt publiziert worden. Die Arbeitsgruppe war aus Jena. Ergebnis:
ZitatZusammenfassend erscheint die Durchführung einer RCT [randomis. kontr. Versuch] angesichts der fehlenden objektiven Therapieerfolge derzeit schlecht begründbar
Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 499–500. DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0073
Dass die Wirkung der Immunadsorption bei den Frau-S-Patienten nachgelassen hat, braucht keine immunologische Erklärung zu haben. Es kann auch daran liegen, dass der Placeboeffekt nachgelassen hat.

Es heißt die Natur solcher Medienauftritte zu verkennen, wenn man von Frau S. erwartet, sie würde die Ergebnisse anderer Arbeitsgruppen erwähnen. Eigentümlicher ist, dass Frau S. hier vergisst, auf den RCT hinzuweisen, der an ihrem eigenen Institut läuft:
https://cfc.charite.de/klinische_studien/nksg/studie_ia_pacs_cfs/
Sollte die Aussage
ZitatDeshalb müssen wir die Immunadsorption mit Medikamenten kombinieren
etwa darauf hindeuten, dass die Immunadsorption im RCT gescheitert ist?

Das mit der ,,großen Teilgruppe" könnte tatsächlich einen Sinn haben: aber nur dann, wenn es gelingt, die Responder vorab zu identifizieren, z. B. mit einem ... Biomarker. Ansonsten ist es ein merkwürdiges exkulpierendes Geschwätz: wenn's bei dir nicht funktioniert, dann gehörst du halt nicht zu diesen Glücklichen. Im Denken von Frau S. hat sich das eingenistet, weil sie für alle Parameter, die sie untersucht hat, nachträglich eine Gruppe abgrenzt, in der diese positiv sind. Es gibt keine negativen Befunde.

Peiresc

Noch ein Detail aus der FAZ+
ZitatIm Gegenteil zeigten zuletzt richtungsweisende Studien, dass sie [die Autoantikörper] eine wichtige Rolle bei Long Covid spielen, allen voran die Transfermodelle: Wenn Autoantikörper von Long-Covid-Patienten auf die Mäuse übertragen werden, entwickeln diese die gleichen Symptome.

Mehr dazu erfährt man hier:
https://www.mecfs.de/antikoerper-verursachen-symptome-bei-maeusen/
Die Deutsche ,,MECFS"-Gesellschaft erwähnt 2 Studien und berichtet aus einem holländischen pre-print von Juli 24:
Zitat,,Bei den Mäusen, denen die Antikörper von Long-COVID-Erkrankten verabreicht wurden, zeigte sich eine signifikant erhöhte Empfindlichkeit für Schmerzreize gegenüber der Kontrollgruppe (sensorische Hypersensitivität)"
und zeigt die Diagramme dazu. Was sie nicht zeigt ist,
A) die Anzahl der Mäuse (je 8, in 4 Gruppen).
B) die Ergebnisse für ,,locomotor activity", ,,immobility", ,,fixed rotarod" und ,,accelerated rotarod"-Tests. Die Beweglichkeit der Mäuse war nicht eingeschränkt.
C) die Ergebnisse der immunhistologischen Untersuchungen. Eine Ablagerung von IgG in Nervengewebe konnte nicht demonstriert werden; die pathophysiologische Basis der Verhaltensänderung der Mäuse bleibt offen. 

mecfs.de fasst zusammen:
ZitatIn zwei Untersuchungen, die mittels mechanischen Drucks und Hitze die Schmerzempfindlichkeit der Mäuse maßen, zeigten die Mäuse mit dem IgG von LC-Betroffenen eine signifikant herabgesetzte Reaktionszeit. Daraus lässt sich auf eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit schließen.
Vielleicht sind die Mäuse auch gesünder geworden und reagieren schneller auf schmerzhafte, d.h. potentiell schädigende Noxen. In ihrer Beweglichkeit waren sie ja nicht eingeschränkt. 8)

Der Volltext der referierten Studien hier:
https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2024.05.30.596590v1.full.pdf
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2024.06.18.24309100v1

In der zweiten war das Ergebnis ähnlich: keine motorische Einschränkung (Die Abbildung 4 im Supplement hat leider ein verunglücktes Layout, zeigt aber offenbar keine signifikanten Unterschiede). Nebenbei: wie haben die eigentlich die Handkraft bei den Mäusen gemessen?
ZitatGrip Strength Test
Limb strength (fore and hind limb) was assessed using a commercially available grip strength meter (Ugo Basile), incorporating a stainless-steel orientable grid and force transducer. The mice were held gently by the base of the tail and pulled across the horizontal orientable grid so that they were able to grip the bar with their four paws. A digital readout of the maximum force applied is given once the grip is released. The test was performed at least three times on each mouse to measure force values.
Das verstehe sogar ich :grins2:.

In der Diskussion meinen de Sa et al:
ZitatCurrently, AABs are not widely recognized as a driver of post-COVID neurological symptoms.
Und es sieht noch nicht danach aus, als dass sich das schnell ändern wird.

Allgemeine Bemerkungen.
1) Es findet sich der folgende Disclaimer bei medR[chi]iv:

ZitatThis article is a preprint and has not been peer-reviewed [what does this mean?]. It reports new medical research that has yet to be evaluated and so should not be used to guide clinical practice.

2) vgl.
ZitatWas sagt Steven Novella dazu?
Zitat
Pictured: Test subjects probably not worth a press release.


Fazit: Es kann keine Rede davon sein, dass sich die gleichen Symptome bei den Mäusen gezeigt hätten - vom Kernsymptom der postexertionellen Malaise ist nirgends die Rede. Der eingangs zitierte Satz von Frau Scheibenbogen ist eine deutliche Überinterpretation, wie von einem Feldzug zur Einwerbung von Geldern nicht anders zu erwarten.

HAL9000

Zitat von: Peiresc am 24. November 2024, 11:24:17
ZitatThis article is a preprint and has not been peer-reviewed [what does this mean?]. It reports new medical research that has yet to be evaluated and so should not be used to guide clinical practice.
Das Bekanntmachen solcher ungeprüften Vorabdrucke ist eine grassierende Unart, die mich zunehmend aufregt.
Denn sollte sich beim Peer-Review herausstellen, dass ein(e) Artikel/Studie Schrott ist, kommt es zwar
nicht zu einer Veröffentlichung in einem Fach(!)journal, aber Kreise, denen die Inhalte gelegen kommen,
gehen damit auf ewig hausieren.

ZitatDer eingangs zitierte Satz von Frau Scheibenbogen ist eine deutliche Überinterpretation
q.e.d.
"It has yet to be proven that intelligence has any survival value."
― Arthur C. Clarke

eLender

Zitat von: Peiresc am 24. November 2024, 07:29:37Frau S tut so, als wäre das mit den B-Lymphozyten irgendwie sicher, aber das ist es in keiner Weise. Ich habe den Verdacht, dass das eine Überlegung a posteriori ist.
Danke für deine Analyse. Das habe ich auch gedacht, eine Annahme, die aus dem Ärmel geschüttelt erscheint. Sie hat ja noch weitere Ad-hoc-Ideen – das mit den Mitochondrien scheint für sie auch eine gesicherte Tatsache zu sein. Es muss eine organische Ursache geben, da hat sie sich festgebissen. Alles, was irgendwie dafür spricht, wird unkritisch in die Hypothese eingebaut (alles andere weggeredet). Das ist ein blindes Schießen auf Tauben (in weiter Entfernung). Vll. tritt sie mal, aber ob das jetzt ein gezielter Abschuss war?

Was ich beinahe noch problematischer finde (abgesehen davon, dass sie viel Geld für ziemlich sinnlose "Forschung" verbrennt, das anderswo besser eingesetzt wäre): Sie hält die Hoffnung auf ein baldiges Medikament am Leben und schiebt den psychosomatischen Ansatz in die Schmuddelecke. Man dank ihr, aber vergisst, dass es für den ganzen Murks kaum bis sehr wenig Evidenz gibt (im Gegensatz zur Psychosomatik).

Zitat von: Peiresc am 24. November 2024, 11:24:17Es kann keine Rede davon sein, dass sich die gleichen Symptome bei den Mäusen gezeigt hätten - vom Kernsymptom der postexertionellen Malaise ist nirgends die Rede
Man fand im Laborkatalog wahrscheinlich keine passende Kugelschreiber für Mäusehände. Die PEM wird ja durch Befragung ermittelt... ::)
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Typee

Gibt es eigentlich von unseren speziellen Freunden, dem Homöopathen, Erfolgsmeldungen? Ich habe da nämlich so eine Idee.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

eLender

Heftige Angriffe von fanatischen Ermüdeten ggü. Kleinschnitz. Böhmis Terrorkampagne fruchtet, es erinnert an Vollbrecht.

ZitatJonas Schmidt-Chanasit @ChanasitJonas

Es ist wirklich erschreckend, wie mittlerweile mit international anerkannten Wissenschaftlern wie @nervensystemck umgegangen wird. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen: ,,Das ist jedenfalls nichts für schwache Nerven". . Umso wichtiger ist es, dass der Vorstand des Universitätsklinikums geschlossen für die Freiheit der Wissenschaft eintritt und den Mitarbeiter unterstützt.
https://x.com/ChanasitJonas/status/1861144064084844561



Die Zombiearmee wird bald größer sein als sämtliche Heere auf der Welt. Zum Glück kann so eine Panikmache nicht auf Dauer funktionieren. Karl lebt nicht ewig.

ZitatBundesgesundheitsministerium @BMG_Bund
,,Wir gehen davon aus, dass 5 bis 10 % der #Covid19-Erkrankten #LongCovid entwickeln, das bedeutet eine große Zahl Betroffener. Diese Zahl wäre ohne Schutzmaßnahmen in der Pandemie noch viel größer geworden", so @Karl_Lauterbach beim 2. Kongress des Ärzt*innenverbandes Long COVID.
https://x.com/BMG_Bund/status/1861034546583449959

Da sind die 150 Mio. Fördermittel für die Forschung doch echt knapp bemessen. Eine gigantische Erkrankungswelle, da müssen Milliarden rausgehauen werden. Scheibenbogen muss ja beinahe aus eigener Tasche forschen. So wird das nix.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

HAL9000

Zitat von: eLender am 26. November 2024, 18:45:58
ZitatBundesgesundheitsministerium @BMG_Bund
,,Wir gehen davon aus, dass 5 bis 10 % der #Covid19-Erkrankten #LongCovid entwickeln, ...
Wo hat der Herr Karl diese Zahlen her?
Wenn man davon ausgeht, dass ca. 50% der (deutschen) Bevölkerung mindestens 1x an Covid19 erkrankt waren,
wären das 2 bis 4 Millionen LC-Fälle, davon 40.000 bis 400.000 mit ME/CFS. Das sind in meinen Augen fast
schon apokalyptische Zahlen. Wo sind die alle?
"It has yet to be proven that intelligence has any survival value."
― Arthur C. Clarke

eLender

Zitat von: HAL9000 am 26. November 2024, 21:50:04Wo sind die alle?
Gute Frage (die sich auch Kleinschnitz stellt). Ich lese, es wären die Fälle, die unter dem Radar fliegen. Also die Erkrankten, die im System untergehen bzw. nicht erfasst werden (es soll ja mitunter schwierig sein, die Diagnose zu stellen). Daneben werden solche Zahlen als Projektion genannt, weil man eher LC bekommt, je länger man lebt ::)  Angeblich wäre jede (Re-)Infektion mit einer erheblichen Zunahme der Wahrscheinlichkeit, an LC zu erkranken, verbunden (Grams spricht von Milliarden in den kommenden Jahren). In der Blase geht deshalb auch die Panik um und man fordert, dass überall wieder Maskenpflicht und Ausgangssperre herrschen möge. Alles andere wäre unverantwortlich. War ja nie Masken- und Maßnahmengegner, aber das ist echt das andere Extrem zu den Covidioten.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

HAL9000

Zitat von: eLender am 26. November 2024, 23:26:39... aber das ist echt das andere Extrem zu den Covidioten.
In Österreich sagte einst Nestroy so schön: "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben".

Aus dieser Blase ist deren Forderung aber noch nicht sehr weit nach außen gedrungen.
Das eine oder andere Mal lese ich als Empfehlung für Risikogruppen das Tragen von
Masken beim Arzt, Öffis, etc. Aber dass wir uns wieder einsperren lassen sollen, höre
ich in dieser extremen Form zu ersten Mal.
Vor allem, was wäre die Konsequenz? Covid verschwindet nicht mehr. Sollen wir uns
dann auf ewig zuhause verschanzen?
"It has yet to be proven that intelligence has any survival value."
― Arthur C. Clarke

RPGNo1

Ein anderes Beispiel in kleinerem bekannten Rahmen: Prof. Bördlein und seine Stellungnahme zu ABA. Die persönlichen Angriffe sog. Skeptiker auf ihn waren unter aller Kanone.
(At Bhaal Temple)
Karlach: What a pesthole! Can't wait to clear this place out.
Minsc: There will be much trading of threats and insults, no doubt. But Minsc will be ready when it is time for boot to meet butt.
Karlach: You and me both, pal.

eLender

Zitat von: HAL9000 am 27. November 2024, 00:42:44Sollen wir uns dann auf ewig zuhause verschanzen?

Wenns nach der Blase ginge: unbedingt und auf jeden Fall. Die wollen auch immer, dass der Arzt zu ihnen kommt, alles andere ist lebensgefährlich. Man darf da nicht zu viel lesen, das macht depri und kann anstecken. Man fühlt sich dann immer so schlapp.

Aber die ermüdeten Aktivisti sind erfolgreich. Die sind mindestens so aggro wie die TRAs und schreiben fleißig an die Presse, Politiker und sonstige Medien (es sind ja Hunderttausende und bald Millionen, die vor Kraft zwar nicht laufen können, aber ansonsten recht lautstark sind). Heutiges Beispiel für die erfolgreiche Verbreitung der Geschichte.

ZitatAnfangs wird die Krankheit darum häufig mit Depressionen oder Burn-out verwechselt. Aktuelle Studien sehen jedoch körperliche Faktoren als ursächlich, die das Immunsystem und das autonome Nervensystem beeinträchtigen.
https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/stress-burnout/id_76808686/chronisches-erschoepfungssyndrom-me-cfs-symptome-des-fatigue-syndrom.html

Der typische Quatschtext, mit dem typischen Plot. Man lese das mal und finde die Merkwürdigkeiten. Dass man natürlich wieder auf Scheibenbogen als der einzigen planetaren Expertin auf dem Gebiet verweist, schenke ich mir mal.

Es ist also eindeutig organisch, und hat nichts mit einer psychischen Erkrankung zu tun (kann also gar nicht psychosomatisch sein ??? ). Man findet zwar keine Biomarker (oder sonst etwas Objektivierbares), aber es ist eindeutig diagnostizierbar. Das kann man deshalb so gut diagnostizieren, weil es einen bunten Blumenstrauß an Symptomen gibt, die wild durcheinander gewürfelt sind (aber man hat die PEM, die man durch Befragung ermittelt, und die irgendwie so gar nix mit einem psychischen Symptom zu tun haben soll). Ich nenne hier nur Beispiele, aber so liest sich das immer. Wer das oft genug liest, wird das auch bei sich feststellen. Vor allem, wenn er eh schon auf dem Zahnfleisch geht. Zum Glück ist das was Organisches, dann brauche ich schon gar keinen Rat vom Psychiater et al. :angel:

ZitatWomöglich ist CFS aber keine einheitliche Erkrankung. So erkranken viele Patienten nach einer Infektion, ein Teil aber auch ohne offensichtlichen Auslöser. Aktuelle Zahlen aus den USA gehen davon aus, dass 0,5 Prozent der Bevölkerung von CFS betroffen sind. Damit wären in Deutschland 400.000 Menschen an CFS erkrankt.
Viel zu konservativ geschätzt. In wirklicher Wahrheit sind es Millionen. Wird nur von der Psychomafia unterdrückt.

ZitatCFS wird häufig erst spät diagnostiziert, weil viele Symptome denen anderer Erkrankungen gleichen und viele Ärzte nicht ausreichend über die Erkrankung informiert sind. Über Laborergebnisse oder andere Diagnoseverfahren mit objektiven Parametern lässt sich die Krankheit bislang nicht nachweisen. CFS beginnt oft plötzlich und wird meist chronisch.
Ja, tragisch. Wird nicht richtig diagnostiziert, weil es keine feststellbaren Merkmale gibt. Daher muss man das auch erfinden, damit es passt. Man muss halt nur lange genug suchen, bis man einen affirmativen Dottore gefunden hat.

Zitat"Wenn man Patienten fragt, was passiert, wenn sie Sport machen, dann schildern sie eindrucksvoll die ausgeprägte Zustandsverschlechterung oft für Tage oder Wochen", sagt Carmen Schreibenbogen.

Wir machen jetzt einen Belastungstest. Kommen sie in ein paar Wochen nochmal vorbei und schildern sie mir ihre Symptome. Lagen sie in der Zeit mal am Boden? Eindeutig CFS! (man beschwert sich allerdings in der Blase, dass man das "ME" gelegentlich weglässt. Das würde ja andeuten, dass das gar keine organische Erkrankung ist. Lauterbach muss das per Offenbarungsverbot gesetzlich unterbinden. Schnell noch)
Wollte ich nur mal gesagt haben!