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MECFS ist keine erfundene Krankheit

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Begonnen von NeuroMD, 04. Dezember 2023, 22:59:23

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eLender

Danke! Hatte natürlich gehofft, dass der Boardpsychiater meine naive Frage beantwortet. Zwischenzeitlich bin ich auf Fortbildung an der Uni Youtübingen gewesen und habe dies mitgeschnitten:


Reichlich anschaulich, da würde doch glatt ein Mecfs-Kandidat reinpassen (man fand nur keinen ::) ). Aber die erklären in den Kommis - wie zu erwarten - dass dies bei ihnen nicht möglich ist (sie waren ja immer topfit und überhaupt geistig immer voll in der Spur). Das biopsychologische Modell ist auch im Aufgebot, was zusätzlich triggert.

Ich frage mich gelegentlich, wieso man überhaupt zwischen Psyche und "Organik" unterscheidet. Ich gehe davon aus, dass die Psyche nur ein Produkt des Gehirns ist bzw. dass das ein materieller Ordnungszustand dieses Klumpens ist (ich weiß, ich rede wie ein Kind :angel: ). Ich sehe auch z.B. Depressionen als eine organische Erkrankung, wie es auch in der Diskussion mit der Neuroplastizität (und deren Erhöhung zwecks Therapie) diskutiert wird.

Unser Denken (Fühlen, Erleben etc.) wird doch durch die Struktur des Gehirns geprägt, da ist es doch möglich, dass manche Strukturen funktionell aus der Spur geraten können. Ich glaube, das wird in dem Video oben auch nahegelegt. Wenn die Mecfs's so auf Organik bestehen, dann doch nur, weil sie vll. ein esoterisches (dualistisches) Konzept von Psyche haben.

Sind nur meine Privatgedanken und spiegeln nicht den Stand der Forschung wider. Ich gehe auch nicht in die Kirche.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

zimtspinne

Müsste sich die cfs Trias Fatigue, neuro-kognitive + immunologische Symptome nicht auch im Tier finden zeigen? Was sagen die Versuchstiere in den Tiermodellen dazu?

Zu beiden hat die 3-Sekunden-Suche was gefunden

https://www.vetcontact.com/de/art.php?a=2303

https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/im-tierversuch-wurde-long-covid-durch-blut-ubertragen-sind-blutspenden-jetzt-eine-gefahr-12279689.html

Selbsterweiterung, Professorin Scheibenbogen metastasiert überallhin.
Reality is transphobic.

zimtspinne

Zitat von: Peiresc am 20. Oktober 2024, 20:18:44Auch wenn die Übersetzung ins Deutsche ,,bagatellisierend und irreführend" (Dt. ,,MECFS"-Gesellschaft) ist, kommt man an der Frage nicht vorbei:
Wie jetzt, FrauPsychologin und Herr Stingl, innere Unruhe/Ruhelosigkeit, Müdigkeit, aber nicht einschlafen können (schlicht: Ein- und Durchschlafstörung), Antriebslosigkeit, Geschlaucht-Fühlen, Unkonzentriertheit sind gar keine psychischen Symptome?


vereinzelt würde ich gerne doch noch mal auf die Erbsenzählerei zurückkommen.
Wenn man es genau nimmt und die Todesursachenermittlung einmal heranzieht, könnte man mindestens die Lebensstilkrebse auch der Psychosomatik zuteilen.
Raffgierig reißen die Psychosomatiker alles an sich. Diesen Wettbewerb um Krankheiten und Deutungshoheit über Krankheiten unter den Weißkitteln könnte man auch mal näher beleuchten.
Gibt es dazu eine Buchempfehlung?

Lustig, dabei beschäftigt sich die Psychosomatik ja defgemäß eigentlich mit den Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist und wie alles mit allem zusammenhängt. Wann wurde das von Frau Scheibenbogen vergessen?
Reality is transphobic.

eLender

Zitat von: zimtspinne am 20. Oktober 2024, 20:57:15Professorin Scheibenbogen metastasiert überallhin
;D

Wir hatten ja bereits mindestens zwei Dinge festgestellt. 1. dass die meisten Aussagen (der Organiker) eine Widersprüchlichkeit haben, die selbst dem Laien ins Auge springen sollten. 2. dass nur Prof. Scheibenbogen überhaupt in der Lage ist, diese Widersprüche aufzulösen - in dem sie sie wegzaubert wegredet (habe nur ich Verständnisprobleme? Bin ich schon soweit?)

ZitatBei anderen Autoimmunerkrankungen, wie Rheuma oder Lupus, ist es relativ leicht nachzuweisen, dass das Immunsystem falsch reagiert und körpereigenes Gewebe attackiert. Warum ist das bei Long Covid so schwierig?
Tatsächlich sucht man schon eine ganze Weile nach dem einen Antikörper, der für Long Covid verantwortlich ist, so wie es ein anderer für Lupus ist. Bisher ist der Long-Covid-Antikörper aber nicht gefunden. Möglicherweise deshalb, weil es den einen Antikörper, der die Krankheit verursacht, nicht gibt. Es sind wahrscheinlich verschiedene Antikörper dafür verantwortlich, die möglicherweise zudem durch ein verändertes Verhalten krankheitsverursachend sind, welches man bislang nicht mit einem Test sicher nachweisen kann.

Ein solcher leicht zu testender Antikörper wäre endlich der lange gesuchte Biomarker für die zweifelsfreie Diagnose von Long Covid. Warum gibt es einen solchen Biomarker trotz der nun bereits jahrelangen intensiven Fahndung noch immer nicht?
Doch, Biomarker gibt es: in Form der beschriebenen Antikörper. Doch deren Nachweis ist für eine Routinediagnostik noch zu wenig spezifisch und zu aufwendig. Wir verwenden das nur für unsere klinischen Studien.
https://archive.is/ad5Od (der TS-Artikel im Volltext)
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: eLender am 20. Oktober 2024, 18:13:44Ergo: Selbst wenn es eine psychische Auffälligkeit (Depressionen, Angststörung etc.) gibt, ist das eine Folge der somatischen Störung. Ist das jetzt perfekte Immunisierung oder ist das Allgemeingut? Ist das Hirn eigentlich auch was Organisches?

Eine philosophische Frage, uferlos. Es sind materialistische und dualistische/idealistische Antworten möglich. Letztere kranken prinzipiell daran, dass die Einwirkung des immateriellen ,,Geistes" auf die Materie unklar bleibt. Aus materialistischer Sicht ist Bewusstsein die Funktion des Gehirns, die Innenansicht der Neuronentätigkeit, und insofern auch organisch.

,,Organisch" meint aber hier: Folge einer krankhaften Veränderung, im Prinzip auf Zellebene (Virchow). Das Antonym wäre ,,funktionell" (es gibt interessante Grenzfälle/Ausnahmen, z. B. Migräne, in diesem Sinn klar organisch, aber funktionell, das heißt kein Strukturschaden). Organisch ist also die psychische Störung bei Alzheimer, nach Schädel-Hirn-Traumen usw. Ein solcher Strukturschaden lässt sich bei ,,MECFS" nicht finden.

Typee

Ich beobachte voller Bewunderung die Fachkenntnis, mit der hier diskutiert wird, möchte aber einen Aspekt aufgreifen, für den es keine besondere Fachkenntnis braucht, der mich aber wirklich beunruhigt. Es ist nämlich so:

Wenn der Verdacht hochkocht, da könnte es ein neues Leiden geben, wird irgendjemand die Menge fragen: könnte es sein, dass jemand unter euch das hier hat? Auf so eine Frage werden schlagartig sehr viele Arme hochschnellen. Unter denen, die sich melden, sehe ich einmal drei Teilpopulationen: die erste leidet unter einem leicht auszumachenden Morbus Mohl (auf den komme ich später zurück), die zweite hat tatsächlich mehr oder weniger schwere Krankheitsanzeichen – aber aus einem ganz anderen Grund, und dann ist da noch die dritte, bei der sich nicht sagen lässt, wie sie einzuordnen ist und ob sie überhaupt ein eigenes Krankheitsbild repräsentiert,  weil darüber keine validen Erkenntnisse vorliegen, immer noch kein Biomarker bekannt ist (jaja, es ist mehr Forschung erforderlich, das habe ich in ganz anderem Zusammenhang auch schon einmal sagen hören) und auch sonst nur Vermutungen kursieren.

Die MECFS (habe ich was vergessen oder verdreht?) – Erzählung beruht erkennbar darauf, die Existenz der zwei ersten Gruppen zu leugnen. Anders ist das Bemühen, alle Versuche im Keim zu unterbinden, die eine Zuordnung dort zumindest in Erwägung ziehen, nicht zu verstehen. Ich kann die Frage, ob es ein selbständiges somatischen Phänomen MECFS überhaupt gibt, offenlassen: es bleibt dann immer noch die Frage, wie vielen Betroffenen der Zugang zu einer geeigneten und erfolgversprechenden psychosomatischen Therapie verwehrt wird, wenn alles unter dem rein somatischen Paradigma betrachtet wird – obwohl es keine auch nur annähernd gesicherte Erkenntnis darüber gibt.

Das Folgende wird man sicher sagen können: es gibt die mit somatischen Beschwerden verbundene psychische Fehlverarbeitung einer durchgemachten Covid-Erkrankung so sicher, wie es eine mit somatischen Beschwerden verbundene posttraumatische Belastungsstörung gibt (fun fact: N. Grams einmal hat aus ihrer eigenen Lebensgeschichte eine Episode über eine selbst erlebte PTB geschildert, kann sich heute aber anscheinend nicht mehr daran erinnern). Solchen Kandidaten auch nur die Erwägung einer psychischen Fehlverarbeitung praktisch verwehren zu wollen, mündet in eine Behandlungsverweigerung ein – das scheint sich offenkundig niemand klarmachen zu wollen. Ich nenne das unverantwortlich. Eine Aktivisten-Haftung gibt es leider nicht, eine Arzthaftung dagegen sehr wohl.

Und nun, wie versprochen, noch zur Erläuterung des Morbus Mohl:
In der Frühzeit des ZDF gab es dienstagabends, ich meine 14-tägig, das ,,Gesundheitsmagazin Praxis", moderiert von einem quidam Hans Mohl, übrigens kein Mediziner. Es wurden allerlei Wehwehchen vorgestellt, und der Zuschauerzuspruch war gewaltig. Mittwochs waren die Praxen der Hausärzte überlaufen mit Patienten, die mehrheitlich über unklare Beschwerden im Oberbauch klagten.

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

zimtspinne

Fachperson für Cfs ist hier aber keine dabei  :laugh:

Mein Eindruck ist folgender:
Anders als zwischendrin von mir angenommen, ist die Fachwelt vernünftig. Und das sollte sie auch sein, denn bei näherer Beschäftigung auch ohne Medizin-Hintergrund kommt man mindestens ins Zweifeln. Auf der Hausarztebene bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher. Habe leider die Beobachtung der Affirmation gemacht, nicht speziell auf LC bezogen, sondern allgemein. Dem Zeitdruck geschuldet und der Nähe-Ebene.
Das Gefälligkeitsproblem, wollte ich nur nicht so unnett schreiben, daher auf Affirmation ausgewichen. Aber warum auf Zehenspitzen drumrum schleichen? Ist ja ein Problem. Für Patienten.
Ganz konkret wird das immer wieder bei ärztlichen Leichenschauen offensichtlich und in einigen Fällen zum Problem, um mal ein drastisches Beispiel rauszugreifen. Ist auch hinreichend belegt.

Trifft man auf die unvorbereitete und nicht eingewiesene Bevölkerung, sieht es leider düster aus.
Niemand würde ohne weiteres das medial verbreitete Bild von LC und Verwandtschaft anzweifeln. Nicht mal überhaupt ans Hinterfragen denken, glaube ich.
Auf so etwas muss ja erst einmal gekommen werden. Warum sollte man?
Hilfreich für das in der Normalbevölkerung vorherrschende Bild ist auch die Abneigung gegen das Psychomatisieren der Ärzteschaft, das angenommen wird. Und es ist nicht nur ein Vorurteil. Ich könnte dazu aus dem eigenen Fundus was beitragen, vielleicht später.

Aufgeschlossen für Perspektiverweiterungen sind ausgerechnet Frauen mit psychischen Vorbelastungen. Also genau die Zielgruppe vom mecfs-Profil, wie Scheibenbogen es anbietet. Finde ich interessant :)
Ich beteilige mich hier auch, weil ich mir davon erhoffe, den einen oder anderen vielleicht mitzunehmen. Privat hat das schon funktioniert. Aber wie gesagt, nur mit der Subgruppe, die ohnehin aufgeschlossen ist. Dort verbreitet die Gedankenerweiterung der Psychosomatik ja auch keine Angst und Schrecken. Das Mindset vieler Mitbürger ist halt leider anders konfiguriert.

@ Typee
ich finde deinen Beitrag durchdacht und zutreffend
Reality is transphobic.

Typee

Ergänzend möchte ich noch eines anmerken: mich wundert maßlos die fast schon hysterische Abwehrhaltung gegen die Erwägung einer psychischen Fehlverarbeitung eines Covid-Erlebnisses. Was herrschte, als diese Sache anfing, eine Kollektivpanik - und dann trifft die Infektion auf ein Individuum mit empfindlichem Gemüt; wobei letzteres ja gar keine Schande ist, solche Menschen gibt es, und einigen davon verdanken wir so schöne Sachen wie Kultur. Es muss doch möglich sein, solchen Betroffenen nahezubringen, ihre seelische Verletzlichkeit in Betracht zu ziehen, um mehr geht es ja nicht.

Am Beispiel der PTB sollte das doch zu vermitteln sein: tausende sind davon betroffen, die in ihrem persönlichen Umfeld schweren Schrecken durchmachen mussten. Oder junge, kräftige Männer - und Frauen! - sie kommen aus den Brandherden der Krisen- und Kriegsgebiete nach Hause und schleppen sich damit herum; keine Etappenhasen, sondern die eigentlich Stärksten, die Eliten: Fallschirmjäger, Kampfschwimmer, Infanteristen, selbst Polizisten, darunter SEK-Personal, die auf maximal Steinwurfweite schießen und beschossen werden... Solchen Menschen kann geholfen werden, ohne Mitochondrien-Gedöns. Das sind alles keine Spinner, oder?

Wie gesagt: das alles lässt die Frage, ob es ein autonomes MECFS gibt, offen. Meine Sorge gilt der Population, wie groß sie auch sein mag, der man eigentlich nur die eigene seelische Verletzlichkeit klarmachen müsste, um ihnen die dafür spezifische Therapie zu eröffnen und die es nicht verdient haben, dass man ihnen ein somatisches Grundleiden noch zusätzlich suggeriert.




The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Typee

... und wenn ich schon am Hyperventilieren bin; falle ich zum Ende noch mal aus der Rolle:

Ich werde den Eindruck nicht los, dass uns in dem Insistieren auf einem gespensterhaften somatischen Leiden genau jene beschissene affirmative Haltung begegnet, die auch an einer gewissen anderen Stelle die Agenda diktiert. In meinem Berufsleben kamen auch Menschen mit der Bitte um Hilfe zu mir, wenngleich nicht aus gesundheitlichen Gründen. Natürlich gab es Situationen, in denen ich ihnen sagen musste: bedaure, die Lösung, an die Sie glauben wollen, bietet die Realität nicht an; lassen Sie uns versuchen, auf anderem Weg noch das Beste draus zu machen. Wer dazu nicht die Testikel bzw. die Ovarien hat, sollte weder Arzt noch Advokat werden, der Flurschaden wäre sonst zu groß.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

zimtspinne

Zitat von: Typee am 21. Oktober 2024, 17:23:14die Eliten: Fallschirmjäger, Kampfschwimmer, Infanteristen, selbst Polizisten, darunter SEK-Personal, die auf maximal Steinwurfweite schießen und beschossen werden... Solchen Menschen kann geholfen werden, ohne Mitochondrien-Gedöns. Das sind alles keine Spinner, oder?

bei den "Eliten" weiß ich nicht, aber die anderen sind dafür sensibilisiert und erhalten auch regelmäßig und routinemäßig Unterstützungsangebote. Öffentlicher Dienst ist da ganz gut durchstrukturiert (habe einige Verwandte dort arbeiten). Allerdings vermute ich, bei LC ist in den Institutionen auch der Wurm drin. Ich könnte mich irren, aber es ist einfach mainstreamige Meinung, auch dank der tollen Pressearbeit und Leuten wie Böhmermann.
Reality is transphobic.

Gefährliche Bohnen

"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

eLender

Zitat von: Typee am 21. Oktober 2024, 14:07:00es bleibt dann immer noch die Frage, wie vielen Betroffenen der Zugang zu einer geeigneten und erfolgversprechenden psychosomatischen Therapie verwehrt wird, wenn alles unter dem rein somatischen Paradigma betrachtet wird

Gute Frage, entscheidende Frage. Darum geht es in erster Linie, das hat viel gemein mit etwa der Gendersache (ich komme nochmal darauf). Ich antworte nicht selbst, lasse lieber die "Wissenschaft" sprechen. Die hat auch zu den anderen Bemerkungen entsprechende Antworten (die man sich aber teils selbst dazu denken muss).

ZitatDie aktuellen National Institute for Health and Care Excellence(NICE)-Guidelines [1] zu Diagnose und Management von ME/CFS empfehlen ME/CFS bei Erfüllung der o. g. Kriterien (allerdings schon nach 3 Monaten) zu suspizieren, aber die Diagnosestellung ME/CFS-Expert:innen zu überlassen [68]. Im Gegensatz zur früheren NICE-Veröffentlichung [6] sind nun in den neuen Richtlinien keine Interventionen mit kognitiver Verhaltenstherapie (,,cognitive behavioral therapy", CBT) und stufenweiser Aktivierung (,,graded exercise therapy", GET) mehr empfohlen. Obwohl sogar ein Cochrane-Review eine Verbesserung der Fatigue durch CBT und GET zeigte [37], bestand aber seitens der Patient:innen der Vorwurf, dass diese Behandlungen nachteilig wären [67]. Trotz der Übernahme dieser Empfehlung durch die Mayo Clinic und der CDC [8] werden diese auch kritisch gesehen [22].
https://link.springer.com/article/10.1007/s00115-022-01431-x

Ich empfehle den Artikel nachhaltig, er ist nüchtern (abgesehen vom Gendern ::) ) und gibt den Stand des Wissens wieder (ja, das werden die Organiker anders sehen, aber das wird man in anderen Reviews nicht anders lesen). Das habe ich auch schon mal im LC-Faden erwähnt (die Sache mit den ursprünglichen NICE-Leitlinien, die durch Aktivisten wieder in der Schublade verschwinden mussten, ersetzt durch affirmative Ansätze). Cochrane scheint auch in der Gwup (nuja, es sind bestimmte Gestalten) nicht mehr referenzierbar - wenn man das zu Ende denkt.

ZitatWährend mittlerweile fast sämtliche ME/CFS-Richtlinien vermeiden, psychische, psychosomatische und psychiatrische Aspekte zu erwähnen, findet sich in den Empfehlungen der S1 ein Kapitel mit psychischen Post-COVID-Komponenten und in den allgemeinmedizinischen Empfehlungen die Aufforderung, eine psychosomatische Grundversorgung anzubieten [35].

Ich beobachte diese Blase, diese angeblich müden Aktivisten, die laut herausposaunen, dass sie auch das noch ändern werden. Jede Erwähnung des Wortes "Psychosomatik" soll unterbunden werden (so, wie man nicht mehr vom biologischen Geschlecht sprechen soll). Die sind auch sehr erfolgreich, wie man ja sieht. Es gibt so gut wie keine Kritik auf der öffentlichen Bühne, Propagandisten werden gefeiert wie Nobelpreisträger (Scheibenbogen bekommt das Bundesverdienstkreuz, Grams wird von Lauterbach gefeiert). Daneben werden die, die das besser wissen (weil sie an der Front stehen) übelst diffamiert und ins Abseits gedrängt (man mag einen Kleinschnitz ja nicht unbedingt sympathisch finden, aber er ist einer der Wenigen, die diesem Shitstorm überhaupt entgegentreten - dafür alleine bewundere ich ihn).

Ich wäre auch hier nicht bereit, irgendwelche Zugeständnisse zu machen (das mit der Reinheitsspirale lasse ich mal, das ist zu vieldeutig). Es ist dieser Agnostizismus, der nicht unproblematisch ist. Bei der Homöopathie wäre das so, als würde man sich soweit offen geben, dass man die Möglichkeit einräumt, irgendwann doch mal das Wassergedächtnis o.Ä. zu finden (und dann zugeben müsste, mit seiner Skepsis falsch gelegen zu haben). Man lese im Artikel mal nach, was man bisher weiß und was nicht (das Zeugs wird schon seit Jahrzehnten erforscht, mit exakt null Evidenz für eine eigenständige Erkrankung, geschweige denn, einer feststellbaren organischen Ursache). Ich sage es direkter: Das ist so valide wie eine Genderseele und mindestens genauso schädlich bzw. gefährlich (man braucht nur einzelne Wörter zu ersetzen und man hat 1:1 den Genderquatsch vor sich).

Es sind toxische Ideen*, die nicht nur von einer mglw. helfenden Therapie ablenken, sie sind viel umfänglicher schädlich. Man kennt das aus unserem Spezialgebiet (der Esoterik und Pseudomedizin, man denke kurz an Hamer, um sich einzustimmen), aber hier sehe ich ein viel weiteres Feld (auch, was die absoluten Zahlen angeht). Das wirkt bis in die Leitlinien und die Forschung hinein, es beeinflusst die Politik (und mglw. auch die Gesetzgebung > SBGG lässt grüßen). Realismus als Chance, aber nur, wenn man bereit ist, die Fakten auch zu akzeptieren. Warum gilt Evidenz nicht mehr, wenn sich die Lüge einfach nur besser anfühlt (ok, rhetorische Frage 8) ).

ZitatDie Schlussfolgerung liegt nahe, dass strengere Diagnosekriterien aus ,,diplomatischen" Gründen fehlen, wie auch in den letzten NICE-Guidelines versucht wird, den Wünschen von Patient:innen(‑Selbsthilfegruppen) gerecht zu werden.

vs.

ZitatVon Seite der Patient:innen wird hingegen argumentiert, dass psychiatrische Komorbiditäten als Reaktion auf die belastende Erkrankung entstünden. Dieser Hypothese setzt eine Arbeit aus London überraschende Daten aus dem Geburtskohortenregister entgegen, indem sie die Hypothese aufstellten, dass ME/CFS-Patient:innen bereits vor dem Beginn der Symptome erhöhte Raten an psychiatrischen Erkrankungen hatten. Insbesondere Depression und Angst gingen den Fatigue-Symptomen voraus und auch der Schweregrad der psychiatrischen Erkrankung schien vorherzusagen, ob eine ME/CFS-Diagnose im Laufe des Lebens gestellt wird [30].

* die natürlich auch eine Nützlichkeit haben, sonst würde sie nicht so persistieren, florieren und in die Gehirne diffundieren. Böhnchen nennt das Deutungsangebot (o.ä.), zimtspinne ggf. (toxische) Bewältigungsstrategien. Es gibt ein Leid, aber das sind u.U. ganz unterschiedliche Phänomene und Verläufe, die nicht immer leicht einzuordnen sind. Da ist es natürlich "schön", wenn man ein Interpretationsangebot bekommt, das auch noch "schicker" (weniger - nach eigener Einschätzung - stigmatisierend) ist. Auch hier wider 1:1 zum Genderdings. Deswegen halte ich Gestalten wie Grams für höchst problematisch. Sie zementieren solche Bilder nicht nur, sie propagieren sie auch noch (sie sind im ganz negativen Sinne "Vorbilder". Was da genau die Motivation ist, darüber darf man spekulieren (auch wenn es nicht appetitlich ist, aber das ist die ganze Sache nicht).


Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: Typee am 21. Oktober 2024, 14:07:00Unter denen, die sich melden, sehe ich einmal drei Teilpopulationen: die erste leidet unter einem leicht auszumachenden Morbus Mohl (auf den komme ich später zurück), die zweite hat tatsächlich mehr oder weniger schwere Krankheitsanzeichen – aber aus einem ganz anderen Grund, und dann ist da noch die dritte, bei der sich nicht sagen lässt, wie sie einzuordnen ist und ob sie überhaupt ein eigenes Krankheitsbild repräsentiert,  weil darüber keine validen Erkenntnisse vorliegen, immer noch kein Biomarker bekannt ist (jaja, es ist mehr Forschung erforderlich, das habe ich in ganz anderem Zusammenhang auch schon einmal sagen hören) und auch sonst nur Vermutungen kursieren.

Diese Sicht des informierten Laien berührt sich mit der des informierten Profis, s. #13


zimtspinne

:2thumbs:

ZitatThese patients have the misfortune of being sucked into the chronic Lyme vortex when they probably have SEID, whatever that is. And there are other pseudo-diseases that have been misidentified as the etiology of SEID.

Ich erwäge ab sofort nur noch SEIDS zu verwenden  8)

ZitatChronic Fatigue Syndrome/Systemic Exertion Intolerance Disease Speculcation

Ist das die SBM, die im Trans'gender'-Thema so grauenvoll abgestürzt ist?
Oder ist die Runde um Novella/Gorski nur eine kleine unbedeutende Strömung wie einst Hümmler in der Gwup?
Reality is transphobic.

Peiresc

"SEID" war der Versuch, das "ME/CFS" ehrlich zu machen; er ist gescheitert.

Zitat von: zimtspinne am 22. Oktober 2024, 07:11:27Ist das die SBM, die im Trans'gender'-Thema so grauenvoll abgestürzt ist?
Oder ist die Runde um Novella/Gorski nur eine kleine unbedeutende Strömung wie einst Hümmler in der Gwup?

ad 1) ja, ad 2) nein, definitiv nicht.
Aber zu SBM gehörten auch Atwood, Crislip und Hall.