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Euro ja oder nein?

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Begonnen von Scipio, 12. Februar 2019, 19:44:58

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PeterPan

Ich wollte ein Diagramm für die historischen Sätze der deutschen Bundesbank finden. Die Quelle für die Zinssätze (DB) ist super um einen kleinen Vergleich zu haben.

Eine Zitation aus dem Kopf:" Zentralbanken folgen den Zinsen und dem Markt, aber sie entscheiden nicht." Ich glaube das habe ich bei Paul Krugman aufgeschnappt (wortlaut nicht korrekt).

Auch wenn ich nicht zu den Target2-Salden gefragt wurde möchte ich ein Kommentar dazu schreiben. Die deutsche Bundesbank hätte bei einer Auflösung der Währungsunion immer noch in ihrer Bilanz Devisen (und andere Assets/Forderungen) der Währung Euro. Da wird nicht Hals über Kopf alles beendet. Auch die ECB endet nicht von einen auf den anderen Tag. Der Euro würde geordnet weiterhin existieren wahrscheinlich ähnlich dem ECU (gewichteter Währungskorb von unterschiedlichen EG-Staaten). Nun wäre die deutsche Bundesbank einem Währungsrisiko ausgesetzt, wie sie es schon vor Beginn des Euros gegenüber anderen nun nicht mehr Euro-Ländern war. Das bedeutet keinen Zahlungsausfall oder das der Staat selbst eingreifen muss.

Übrigens in einem solchen Fall wäre ja dann nicht nur die deutsche Bundesbank betroffen. Jeder Zentralbank die ausländische Devisen in Euro besitzt wäre betroffen. Nicht-Euro Länder mit größerer Zentralbankbilanz wie die Schweiz, Dänemark, Schweden (gibt noch mehr) wären auch diesem Währungssrisiko ausgesetzt.

Es ist nur ein Aspekt von Target2 den ich bringe.

Noch einige Links die ich gut über das Thema finde.
Im Blog Fazit schreibt Herr Braunberger immer wieder gute Artikel so auch die immer wieder nüchterne Analysen von Herr Sinns Target2 Aussagen.
https://blogs.faz.net/fazit/2018/07/03/das-anleihekaufprogramm-der-ezb-treibt-den-target-2-saldo-10130/
Ein Vergleich zu den USA und wie dort mit Liquidität umgegangen wird. Ein sehr guter Artikel.
https://blogs.faz.net/fazit/2018/06/25/verkanntes-vorbild-target-2-amerika-10073/

Und noch schnell die Erklärung für ECU.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_W%C3%A4hrungseinheit

alliance1979

Moin. Bezüglich der Target2- Salden nehme ich mir am Montag die Zeit und erkläre das. Heute habe ich dafür schlicht nicht genug Zeit.

Speziell weil ich auch auf einen Teil, von dem was PeterPancake geschrieben hat eingehen möchte.
Der Teil könnte etwas länger dauern.

MfG
"Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren."

Luther Burbank

alliance1979

Da ich viel zu schreiben habe und ein wenig unter Zeitdruck (Arbeit) stehe, verzichte ich mal wieder aufs lektorieren.

Target-2

Frei nach Mittermaier eine Geschichte voller Missverständnisse...

Struktur & System:

Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System ist die zweite (deshalb 2) Generation unseres Zahlungsverkehrssystems, mit dem Sinn grenzüberschreitende, aber auch nationale Zahlungen in Euro Zentralbankgeld zu ermöglichen.
Nach der Einführung des € war das logischerweise eine Grundvoraussetzung für einen effizienten Zahlungsverkehr.

Wo es vorher in Deutschland und anderen Ländern nur ein einstufiges Zentralbanksystem (von außen betrachtet) gegeben hat, gesellte sich durch die Währungsunion (eigentlich etwas früher) die EZB dazu.
Die T-2 Salden sagen dabei aus, wie viel Guthabe die einzelnen nationalen Geschäftsbanken (Sparkasse, HSBC, Alpha Bank usw) bei der EZB haben, die zur Ihrer jeweiligen nationalen Zentralbank (Banco de España, Deutsche Bundesbank usw.) gehören.

Aus Sicht unserer Bundesbank sind damit die Guthaben aller deutschen Geschäftsbanken, die diese bei der EZB haben, auch die Summe der TARGET2- Forderungen der Bundesbank.
Gleiches gilt natürlich für die Verbindlichkeiten.

Geschäftsbanken benötigen Guthaben bei der Zentralbank u.a. etwa, um Giralgeld gegen Bargeld einzutauschen (wenn ich etwa von einem EC-Automaten Geld abhebe), um Kredite von anderen Zentral- und Geschäftsbanken zurückzahlen zu können, Staatsanleihen zu kaufen oder um Überweisungen der eigenen Kunden an andere Geschäftsbanken zu ermöglichen, wenn auf einen sofortigen Zahlungsausgleich bestanden wird.

"Unsere" TARGET2-Salden entstehen im wesentlichen also aus Überweisungen von Geschäftsbanken anderer € Länder, die an deutsche Geschäftsbanken gehen.

Weil das alles möglicherweise sehr abstrakt ist, versuche ich das an einem praktischen Beispiel zu erklären.

Stellen wir uns kurz vor, Wirtschaftssubjekt X kauft in Griechenland etwas für 5 € ein*. Der eigentliche Verkäufer sitzt in unserem Beispiel in Deutschland.
Die Bank des Kunden in Griechenland muss nun entweder die 5€ an die EZB überweisen oder nimmt einen Kredit bei der Bank des deutschen Verkäufers auf.
Wenn die Bank in Deutschland, der Bank in Griechenland einen Kredit gewährt (Interbankenhandel) wird einfach das Geld überwiesen und die T2-Salden ändern sich nicht.

Wenn die Bank aber darauf besteht, dass die offene Forderung sofort beglichen wird, dann muss die griechische Geschäftsbank an ihr Zentralbankguthaben heran und damit "bezahlen".
Verfügt die griechische Bank nicht über das nötige Guthaben bei der Zentralbank, kann sie sich welches von der nationalen Zentralbank (Bank von Griechenland) gegen eine entsprechende Sicherheit leihen.
Wird die gr. Bank dann ihr Zentralbankgeld an die EZB überweisen und schreibt diese das dann der jeweiligen deutschen Geschäftsbank gut, ändern sich die T2-Salden.

(*gilt für alle Außenhandelstransaktionen, Kreditgeschäfte und den Wertpapierhandel, aber nicht wenn etwas Bar bezahlt wird)

https://www.bundesbank.de/resource/blob/603546/f441e8425d805191a0ec0682427a3216/mL/2011-03-mb-target2-saldo-data.pdf

Wichtige Rückschlüsse und Irrtümer

Auch wenn man folgendes häufig liest, bedeutet das also derzeit nicht, das die Bundesbank irgendwelche realen(!) offenen Forderungen gegenüber der EZB oder anderen Zentralbank hat.
Es ist auch kein staatlicher Geldtransfer und es bedeutet auch nicht, das deutsche Unternehmen Waren und Dienstleistungen veräußert, die ihnen noch gar nicht bezahlt wurden.

(dabei ist es natürlich möglich das der Käufer Waren oder Dienstleistungen auf Pump bei seiner jeweiligen Geschäftsbank gekauft hat)


Denn der erfolgte Zahlungsverkehr, ist ja die Grundvoraussetzung dafür, das sich bei den T2-Salden überhaupt etwas ändert.

Die T2-Salden erzählen eine gänzlich anderes Geschichte.

Zu einem zeigen Sie uns die Leistungsbilanzungleichgewichte und die Kapitalflucht innerhalb der €-Zone auf.
Deutschland ist ja, wie allseits bekannt, der Exportweltmeister. Andere Länder wie Griechenland haben hingegen lange Zeit mehr importiert als exportiert.

Jetzt steht aber die Frage im Raum, warum sich die T2-Salden erst seid 2007 so entwickeln, wie sie sich entwickelt haben. Schließlich war Deutschland auch schon vor dem Jahr 2007 ein sehr exportstarkes Land.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7d/Target2%25_20graph%25_20-%25_20%25_20ecb%25_20data%281%29.jpg

(T2- Salden)

http://www.import.de/wp-content/uploads/2015/10/aussenhandel-deutschland.jpg

(Export/Import = Handelsbilanz)

Die Frage ist leicht zu beantworten. Schuld daran ist die Subprime-Krise in den USA. Eine Krise die leider
nur sehr unzureichend in der Politik und den Medien ausgeleuchtet wurde.
Eine der vielen Folgen dieser Krise ist, das Banken sich untereinander nicht mehr so sehr vertrauen, wie sie es vor der Krise taten. Dies belastet den Interbankenhandel. Woher weiß ich etwa als Commerzbank, auf wie vielen toxische Papieren die Alpha Bank noch sitzt.
Deshalb gebe ich der Alpha Bank keinen Interbankenkredit mehr, sondern fordere lieber direkt sicheres Zentralbankgeld an.
So wachsen die T2-Salden an.

Das Ungleichgewicht im Handel gab es auch schon vorher. Es wurde nur durch die Finanzkrise sichtbar gemacht.

Zu den Links

@ PeterPancake

Ich halte nicht sonderlich viel von Prof. Hans-Werner Sinn und auch nicht von dem verlinkten Blog.
Im wurde auch massiv widersprochen, leider erzeugt Herr Sinn mehr Aufmerksamkeit, als die meisten anderen Ökonomen.

Siehe:

https://www.econstor.eu/bitstream/10419/94455/1/wp_29.pdf

oder hier:

https://voxeu.org/article/there-hidden-eurozone-bailout

Die Target 2 Salden sind also innerhalb unserer Währungsunion KEINE KREDITE.

Über die Frage was passiert, wenn die Währungsunion zerbricht, schreibe ich etwas, wenn ich die Zeit finde.

Hoffe ich konnte etwas helfen und das der Text einigermaßen Sinn lesbar ist. Bei Fragen einfach schreiben.

MfG
"Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren."

Luther Burbank

Scipio

@alliance1979: Vielen Dank für deine Mühe!

alliance1979

Gerne. Wenn es noch Fragen gibt....

Ansonsten werde ich mich mal am Mittwoch oder Donnerstag mit einem Bierchen vor den Computer setzen und über die "Risiken" und "Probleme" der T2 Salden schreiben.

"Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren."

Luther Burbank

Scipio

Weil es gerade aktuell ist mal eine Frage zur Produktivität: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/wirtschaftsleistung-in-ostdeutschland-weit-geringer-als-im-westen-a-1256158.html

ZitatIm Jahr 2017 lag sie einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge in den neuen Ländern einschließlich Berlin bei durchschnittlich 82 Prozent des Westniveaus.

Angeblich seinen die Fördermittel des Landes schuld, da es die Unternehmen dazu verleiten würde unproduktive Arbeitsplätze zu erhalten.

So ich hab mich mal in der Google-Bibliothek über die Berechnung der Produktivität zu informieren versucht und festgestellt, dass es mehrere Methoden gibt die Produktivität zu berechnen. Was die Angabe ohne den entsprechenden Kontext schon wieder unbrauchbar macht.

In den Kommentaren regt man sich darüber auf, dass das Produktivitätsdefizit eine Folge der Gehaltsunterschiede in Ost und West sein. Könnt ihr mir vielleicht helfen das ganze einzuordnen?

Joseph Kuhn

Die Studie des IHW ist online: https://www.iwh-halle.de/fileadmin/user_upload/publications/sonstint/2019_iwh_vereintes-land_de.pdf

Die vom Spiegel zitiertern Ost-West-Unterschiede wurden als BIP/Erwerbstätigem gemessen. Niedrigere Löhne erklären daher in der Tat einiges, steht auch im Spiegel.  Für's Nachdenken vielleicht hilfreich: Auf S. 39 gibt es eine Europa-Karte (hier BIP/Einwohner). Die Länder mit niedriger Produktivität sind z.T. solche, in die wir Produktion verlagern. 

Typee

Zitat von: Joseph Kuhn am 05. März 2019, 08:29:18
Die vom Spiegel zitiertern Ost-West-Unterschiede wurden als BIP/Erwerbstätigem gemessen.

Was lernt uns das, würde mein alter Mathe-Lehrer fragen. Nun: "Produktivität" ist kein Naturphänomen, sondern das, als was man es definiert. Würde man als "Produktivität" das Verhältnis von Erlös zu Arbeitskosten annehmen, also keine volks- sondern eine betriebswirtschaftliche Definition wählen, wogegen rein sprachlich auch nichts spräche, käme eine genau entgegengesetzte Tendenz heraus. Das mahnt zur Vorsicht beim Umgang mit solchen Begriffen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

sailor

Die Produktivitätsunterschiede sind eben nicht allein auf das Lohngefälle zurückzuführen. Wie scipio bereits richtig erwähnt gibt es mehrere "Produktivitäten", die verschiedene Parameter berücksichtigen. Lohn hat auf mehrere Aspekte Einfluss, aber nicht auf alle, er kann sogar die Folge von Produktivitätsberechnungen sein...

Ich versuchs mal etwas genauer:

Lohnabhängig ist bspw. die Arbeitsmotivation. Je mehr Kohle, desdo williger der Arbeiter. Anderes Bsp. ist die Einstiegsqualifikation. Je höher der Lohn, desdo eher bekommt man Leute mit besserer Qualifikation und damit (theoretisch) mehr Produktivität.

Unabhängig vom Lohn sind Produktivitätsbetrachtungen, die sich auf den reinen Output/Wertschöpfung beziehen. Hierbei wird ermittelt, wie viel Mehrwert eine Arbeitsstunde bringt, ohne dass Lohn zunächst eine Rolle spielt (auch da kann man brutto/netto rechnen). 

Richtig bunt und lustig wirds bei Kategorisierung der erbrachten Leistung/Wertschöpfung nach "Mitarbeiterklassen", also bspw. nach Qualifikation: Wieviel Wertschöpfung erbringt ein Ungelernter, Facharbeiter, Akademiker? Wenn man dies in Relation zu den Löhnen setzt kann es böses Erwachen geben :D

Generell kann man sagen, dass Großunternehmen produktiver sein sollten, weil in ihnen mehr Spezialisierung vorherrscht. Über die Flexibilität am Markt sagt das gar nix aus. Der Osten hat ein anderes Verhältnis der Betriebsgrößen zueinander und deutlich weniger spezialisierte Nischenunternehmen ("hidden champions"), welche in ihrer Nische tlw. extreme Produktivität gemessen an der Wertschöpfung aufweisen. Damit sagt Produktivität auch etwas über Spezialisierung und Qualifizierung von Unternehmen und damit von Mitarbeitern aus: Je spezialisierter/qualifizierter ein Unternehmen/Arbeiter ist, desdo höher ist seine Produktivität... ansonsten würde Wissens- und Fähigkeitsvertiefung keinen ökonomischen Sinn machen.

Was die weniger produktiven Regionen in Europa angeht: Dorthin verlagert man, weil es weniger Lohn aufgrund weniger Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern gibt... oder die nichtqualifizierten sind nochmal deutlich billiger als hier. Man darf nicht vergessen, in vielen Branchen kann man Produktion so organisieren, dass sie auch von nichtqualifizierten erledigt werden kann. Taylor lässt grüßen. Das sind in der Regel jene Branchen, die Masse produzieren, geringen Overhead haben und F&E von der Produktion entkoppeln können, bspw. Modeunternehmen oder auch Autobauer. Spezialisierte Chargen- oder Einzelfertigung kann das nicht, weshalb die Hidden champions in D bleiben/zurückkommen.

Scipio

https://www.wiwo.de/politik/europa/europaeische-zentralbank-warum-das-euro-projekt-gescheitert-ist/24068372.html

Der oben angeführte Artikel wirf bei mir zwei Fragen auf:

1. Ist wirklich der Zinssatz des Euro das eigentlich Problem?

ZitatDas Kernproblem ist der einheitliche Zins, mit dem die EZB den Euro steuert. Man stelle sich eine freie Marktwirtschaft ohne Zinsmanipulation durch die staatliche Zentralbank vor. Der Marktzins entspräche dann den Zeitpräferenzen der Menschen.

2. Ist der erwähnte Währungswetbewerb von Hayek etwas das funktionieren kann?

ZitatÜberließe man die Auswahl der Währungen dem Wettbewerb auf dem freien Markt, wie es der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek (1899 – 1992) forderte, setzte sich vermutlich eine Weltwährung durch, die überall akzeptiert wird. Vieles spricht dafür, dass es sich dabei um ein Warengeld wie Gold oder andere Edelmetalle handeln würde.

Der Autor scheint den Märkten sehr viel zuzutrauen.....

PeterPan

Erstmal ist dies ein Kommentar keine wissenschaftliche Abhandlung. Quasi, die eigene Meinung einer Person mit einem bestimmten Weltbild.

Zu Nr.2
Soviel geschrieben und so wenig wertvolles dabei. Schon der Aufbau des Scheinproblems mit der Beschreibung von Währung und wie es nur nach deutscher Definition zu funktionieren habe mit der fantastischen Lösung aus der österreichischen Schule mit dem Totschlagargument Gold. In dem Beispiel wäre die D-Mark gar des Teufels. Ob ein Währungswettbewerb funktioniert. Natürlich kann es funktionieren, aber ob es tatsächlich hilfreich ist und ob es den Lebensstandard verbessert ist fraglich. Der Autor merkt den Faktor Zeit beim Zins an, aber ignoriert diesen Faktor beim Hayek-Argument komplett. Wie lange dauert es bis sich in diesem Wettbewerb die eine Währung durchsetzt? Wieviele Verluste werden Menschen durch falsches nutzen einer der Währungen um ihre Ersparnisse gebracht? Warum sollte es Gold oder ein anderes Edelmetall sein? Wie setzt sich überhaupt das ganze Steuer- und Lenkungssystem des Staates zusammen? Warum wurden überhaupt Zentralbanken geschaffen? Gab es den jemals so richtig echten Währungswettbewerb? Da gibt es noch sehr viel mehr fundamentale Fragen die ignoriert werden.

Wenn der Tag lang war kam aus Hayek mehr von seiner eigenen Utopie als Sachverstand.

Zu: Warum gibt es Zentralbanken? Ein Argument. Die englische Wiki-Seite hat noch mehr Geschichte.
https://en.wikipedia.org/wiki/Sveriges_Riksbank
Die Schwedische Reichsbank ist die älteste noch existierende Zentralbank der Welt. Sie entstand durch die Übernahme der 1656 von Johan Palmstruch gegründeten Palmstruch-Bank oder Stockholms Bank. Die Bank von Palmstruch bekam 1656 das Recht, Banknoten herauszugeben. Aufgrund einer Überemission ab 1661 ging die Bank 1668 in Konkurs und wurde als Riksens Ständers Bank vom schwedischen Reichstag übernommen, um das Vertrauen in das Bankwesen wiederherzustellen.


Nr.1
Es ist erstmal ein Faktor, der im Artikel leider nur auf ein Paper hinweist. Eine Grafik mit den unterschiedlichen Zinssätzen aller Zentralbanken der EWU vor der Einführung des Euro und einer Schätzung wie sie sich bis jetzt entwickelt haben wäre hilfreicher als dieses Palaver. Wie hoch die Gewichtung des einheitlichen Zinssatzes auf die generelle wirtschaftliche Entwicklung der EWU ist weiß ich nicht. Eine Frage wäre übrigens da schon zu stellen. Zinsen niedrig -> Wird den viel investiert/konsumiert und werden knappe Resourcen für Konsum "verschwendet" die in einen Bust enden? Wie sieht den zurzeit die Zeitpräferenz im Hinblick auf Sparen und die Maßnahmen von unterschiedlichen Staaten aus?

Scipio

Wenn wir schon beim Thema Währung sind würde ich ganz grundsätzlich noch etwas dazu wissen wollen.

Es wird sich in interessierten Kreisen regelmäßig darüber aufgeregt, dass man Papiergeld unbegrenzt vermehren kann. Man macht dies (unter anderem) für die derzeitige Schieflage der Wirtschaft verantwortlich. Als Alternative wird gerne auf Gold bzw. Edelmetalle als Grundlage für eine Währung verwiesen.

Dazu hätte ich zwei Fragen:

1. Kann man Papiergeld /Fiat-Geld wirklich unbegrenzt vermehren?

2. Wäre eine auf z. B.: Edelmetall basierende Währung eine bessere alternativ zum derzeitigen System? (Ich bin mir bewusst, dass das keine einfach zu beantwortende Frage ist.)

kosh

@Scipio:

1. Nein, irgendwann kollabiert das Papiergeld unter seiner eigenen Schwerkraft und wird zu einem schwarzen Loch. Dann kann man nur nur noch in Paralleluniversen damit bezahlen... Nein im Ernst: Die Frage ist falsch gestellt, denke ich:
1.1 Man kann natürlich (nahezu) beliebig viel Geld drucken
1.2 Jedem ist klar, dass es dann eine Mordsinflation gibt, deswegen machts keiner der bei Verstand ist
1.3 Dann ist ja Gold besser, oder?
1.4 Nein- was ist zB wenn man in Afrika/auf dem Mond/... Riesige Vorräte entdeckt?

2. https://de.wikipedia.org/wiki/Bretton-Woods-System - Das ist der historische Hintergrund dazu.

Disclaimer: Nein, ich bin kein Volkswirtschaftler.

sailor

Gold: Ist keine wirkliche Alternative zu "Papiergeld", da der Wert des Goldes genauso willkürlich ist wie der des Papiers. Da Gold auch nur "begrenzt" vorhanden ist, hat man bei Steigerungen des Geldbedarfes massive Deflationsprobleme. Schau dir die Entwicklung der Geldmengen auf der Welt in den letzten 100 Jahren an, dies repräsentiert auch die Entwicklung der geschaffenen Werte. Eine Knüpfung dieser Wertschöpfung an Gold macht Fiatgeld nicht überflüssig, weil man Fiatgeld als Transfereinheit braucht.

Drittens ist Gold die wohl schlechteste Ressource für die "Apokalypse": Bei einem postulierten Zusammenbruch aller staatlicher und wirtschaftlicher Ressourcen werden die Bedürfnisse der Überlebenden auf die untersten Level von Maslow zurückgeworfen: Nahrung und Sicherheit. Gold hilft weder bei einem noch beim anderen. Bessere Endzeitwährungen sind Konserven, Saatgut und Munition. Ein Edelmetall, welches technisch nicht nutzbar ist hilft niemanden in dieser Situation... und wenn doch kommen die Typen, die in Munition investiert haben und nehmen es dir weg :D

Schwuppdiwupp

Genauso habe ich mehreren "Goldhortern" in meinem Bekanntenkreis (übrigens keineswegs ungebildete Vollpfosten!) gegenüber argumentiert. War aber für die Katz! ::)

Der Goldglaube scheint aus Opas Geschichten aus der Zeit während der deutschen Hyperinflation immer noch stete Nahrung zu finden.
Ach, was weiß denn ich ...