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Euro ja oder nein?

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Begonnen von Scipio, 12. Februar 2019, 19:44:58

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Scipio

Hallo,

mal eine ganz simple Frage mit komplizierter Antwort. Sollten man den Euro behalten oder das Projekt Gemeinschaftswährung rückbauen?

Was denkt ihr? Ich selber bin im Augenblick der Meinung, dass wenn er beibehalten werden soll man die Wirtschaftspolitik der einzelnen Nutzerstaaten sehr stark aufeinander Abstimmen müsste. Andernfalls wäre es meiner Meinung nach besser den Euro rückzubauen.

celsus

Wo hast du das denn wieder aufgeschnappt?
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Scipio

Kurz Antwort: verschiedene Wirtschaftsmagazine beispielsweise WIWO

celsus

Ich gehöre ja zu den uralten Menschen, die es noch miterlebt haben, dass jedes Land in Europa eine eigene Währung hatte. Vor jeder Reise musste man dann Geld umtauschen und was man wieder mit zurückgebracht hat, lag dann irgendwo in der Ecke rum (tut es heute), weil es sich nicht lohnte, das wieder zurückzutauschen. Und bei Überweisungen ins Ausland hat man immer noch etwas extra zahlen müssen. Und man musste ständig umrechnen und die Wechselkurse änderten sich täglich.

In sofern hat der Euro für den Endverbraucher und für Unternehmen viele Vorteile. Mehr als Nachteile.

Dass man im Euroraum möglichst ähnliche Wirtschaftsverhältnisse schaffen sollte, versteht sich von selbst.

Und dann haben wir noch überhaupt nicht über die Weltwirtschaft gesprochen, welchen Vorteil es dort hat, eine starke Währung zu haben. Früher war der Dollar die Weltwährung. Mit DM konnte man nirgendwo im Ausland bezahlen und die meisten nationalen europäischen Währungen wurden international nicht ernst genommen.
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Sauropode

Aber teilweise fand ich das Geldumtauschen spannend und die Reste derr Währungen waren nette Souveniers. Habe jetzt noch ne olle Truhe mit Klimperlingen diverser Herkunft. Und 50 US-Dollar, die muss ich mal wieder umtauschen. Darunter auch Isländische und dänische Kronen, britische Pfund, Israelische Schekel, thailändische Bhat, kubanische Peso, kroatische, ähm, Münzen, polnisches und tschechisches Geld. usw. Alles aus nicht-Euroländern. Hatte damit kein Problem.

Ich Sachen Währungspolitik, Stabilitäts- und (Niedrig-)zinspolitik habe ich aber zu wenig Ahnung, sodass ich nichts substanzielles dazu beitragen kann. IHMO sind die Niedrigzinsen ziemlicher Mist.

celsus

Zitat von: Sauropode am 12. Februar 2019, 20:10:55Ich Sachen Währungspolitik, Stabilitäts- und (Niedrig-)zinspolitik habe ich aber zu wenig Ahnung, sodass ich nichts substanzielles dazu beitragen kann. IHMO sind die Niedrigzinsen ziemlicher Mist.

Die kann man aber nicht dem Euro in die Schuhe schieben. Ich finde sie natürlich auch völlig daneben, aber als Sparer bin ich wohl nicht das, was die Weltwirtschaft am Laufen hält. Dort soll das Geld bewegt und investiert werden. Wir leben im Konsumzeitalter. Gibt es den Weltspartag eigentlich noch, wo man lustige kleine Geschenke bekommt, wenn man sein Geld zur Bank bringt?
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Sauropode

Keine Ahnung, ob das nun Folge der Stabilitätspolitik ist oder was auch immer. Zum Sparen komme ich eh nicht. Vom Sparertag habe ich eben grad hier erfahren, dass es ihn überhaupr gab/gibt.

celsus

Zitat von: Sauropode am 12. Februar 2019, 21:35:53Vom Sparertag habe ich eben grad hier erfahren, dass es ihn überhaupr gab/gibt.

Der hat sogar einen umfangreichen Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltspartag
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Schwuppdiwupp

Mist!

celsus hat schon alles gesagt. Jetzt kann ich meinen - selbstverständlich bedeutsamen und maßgeblichen - Senf nicht mehr dazu matschen.  :'(

;)
Ach, was weiß denn ich ...

sailor

Celsus hat an einer Stelle unrecht: Die DM war international sehr anerkannt, in den Balkankriegen war es inofizielle Währung... und auch Tina Turner nahm sie gern als private dancer an ;). Die DM hat entschieden zum Erfolg des Euro beigetragen.

Aber: Gerade Deutschland hat im innereuropäischen Handel massiv vom Euro und von Schengen profitiert, eine Umkehr würde massive einmalige und laufende Kosten verursachen. Alle innereuropäisch tätigen Unternehmen bräuchten (wieder) eine Währungs- und Wechselkursüberwachung, man müsste innereuropäisch hedgen (Absichern von Wechselrisiken) und anders kalkulieren. Preise für Güter und Kosten für Dienstleistungen würden steigen und es müsste mehr Finanzüberwachung (die so schon schwach besetzt ist) geben. Den Währungswechsel sind immer auch Spielwiesen für Spekulanten und die OK. Letztere kann über Wechselgeschäfte Geld waschen und verdienen, in dem man bspw. Kurse manipuliert (das geht bei kleinen, armen Ländern besonders gut).

Dazu kommt ein softer Faktor: Mir ist kein historisches Beispiel bekannt, in dem man einen funktionierenden Währungsraum ohne Not (also Krieg, Annektion, Pest/Cholera) erfolgreich aufgetrennt hätte... immer nur bei Wirtschaftskrisen/Bürgerkriegen. Für die EU stellt sich diese Frage nicht, sie funktioniert (obwohl sie nicht perfekt ist).

Was die Anpassungen angeht: Das ist in meinen Augen nicht zwingend. Erstens ermöglichen unterschiedliche Politiken Konkurrenz und Arbitrage, was zusätzliche Chancen und Einnahmen bedeutet. Zweitens macht eine rein wirtschaftliche Anpassung keinen Sinn, wenn die Gesellschaften und Gesetze/Regulationen unterschiedlich sind. Drittens wäre die Folge das, womit Kritiker schon jetzt kommen: Eine zentralisierte Kommandowirtschaft. Also "Brüssel" (egal wie demokratisch legitimiert) gibt vor und ein Kontinent muss folgen, das ist angesichts der Heterogenität der Länder hanebüchen. Letztendlich geht es bei dem Für und Wider bezgl. Anpassungen immer darum umzuverteilen, bzw. Umverteilung zu ermöglichen/verhindern. Dies ist angesichts der unterschiedlichen Legitimation der Einzelstaaten allerdings zutiefst undemokratisch und geht zu Lasten jener Staaten, die wohlhabend sind. Siehe auch die Diskussion um Eurobonds.

LaDeesse

Dass die Südländer den Euro zugunsten Deutschlands abwerten, selbst aber dennoch unter einer für ihre Verhältnisse krass überbewerteten Währung zu leiden haben, ist ein ungelöstes Problem, das Sprengkraft entfalten kann.
Flassbeck hatte das schon in den Neunzigern exakt so vorausgesagt.

Schwuppdiwupp

Ist denn der Euro krass überbewertet? Höre ich zum ersten mal. :skeptisch:
Ach, was weiß denn ich ...

LaDeesse

Nür für die südlichen Länder. Für uns ist er unterbewertet. Das treibt den Export an.

Schwuppdiwupp

Mag ja sein. Überzeugt mich aber nicht von deiner Behauptung, da der Euro eben über alle Euro-Länder gemittelt bewertet wird und deshalb wohl auch ... naja ... "gerecht bewertet" wird.

Dass Deutschland von einem im Vergleich zu anderen Währungen vn einem relativ schwachen Euro profitiert, ist aber klar.
Ach, was weiß denn ich ...

LaDeesse

Zitat von: Schwuppdiwupp am 13. Februar 2019, 19:00:30
... Überzeugt mich aber nicht von deiner Behauptung, da der Euro eben über alle Euro-Länder gemittelt bewertet wird und deshalb wohl auch ... naja ... "gerecht bewertet" wird.

Solltest Du glauben, ich hielte den Euro insgesamt für überbewertet, dann bitte noch einmal - und diesmal genauer - lesen.