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Cannabis auf Rezept

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Begonnen von Spielkind, 09. Mai 2017, 12:21:55

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simpel

Zitat von: Konrad Husten am 13. April 2021, 14:08:51
Zu mindestens von der stimmungsaufhellenden Wirkung bin ich selber überzeugt. ...
Leider ist es nicht so einfach. Das stimmt für einige Hanf/Cannabis-Sorten und einige Menschen. Allerdings gibt es inzwischen sehr heftige Züchtungen die sehr viel Wirkstoff, vor allem THC haben. Und das führt teils zu heftigen Problemen. Auch kommen belegte Abhängigkeiten vor und es besteht die Gefahr, dass latente psychische und psychiatrische Probleme getriggert werden können - wie bei allen psychotrop wirkenden Substanzen

Zitat von: Konrad Husten am 13. April 2021, 14:08:51Meiner Meinung nach, schafft die Illegalität mehr Probleme, als sie jemals lösen könnte....
Das ist zwar richtig, ich bin auch für eine Legalisierung, im Prinzip von allen Drogen, allerdings nicht für eine freie Abgabe. Da nehme ich Alkohol nicht aus.
Alles mit einer Wirkung hat evt. auch eine unerwünschte Wirkung. Außerdem wäre dann viel mehr Aufklärung, auch zur Kombination von Drogen, sehr wichtig. Warum z.B. nicht in den oberen Klassen in der Schule. Kann im Bio- und Chemieunterricht für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgen  ;D

celsus

Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16Warum z.B. nicht in den oberen Klassen in der Schule.

Ist das denn nicht auf dem Lehrplan? Bei uns war das ein sehr ausgiebig behandeltes Thema, sogar mit eigenem Arbeitsheft.
Offenbar haben auch alle in der Klasse das Problem verstanden, alle bis heute stabil.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Konrad Husten

Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16

Leider ist es nicht so einfach. Das stimmt für einige Hanf/Cannabis-Sorten und einige Menschen. Allerdings gibt es inzwischen sehr heftige Züchtungen die sehr viel Wirkstoff, vor allem THC haben. Und das führt teils zu heftigen Problemen. Auch kommen belegte Abhängigkeiten vor und es besteht die Gefahr, dass latente psychische und psychiatrische Probleme getriggert werden können - wie bei allen psychotrop wirkenden Substanzen

Die "Heftigen Züchtungen" habe ich zum Teil auch schon probiert. THC zu CBD-reiche Sorten gab es in den 90ern und frühen 2000er Jahre viel. Das war tatsächlich problematisch. Führt zu Angst-Attacken, Unwohlsein, Schweißausbrüchen, Kreislaufproblemen. Auch das Psychose Risiko soll dadurch erhöht sein.

Heute legt man wert auf ein gutes Verhältnis von THC zu CBD. Da macht das dann nicht mehr viel aus.
Es gibt auch Haschisch. Eine Paste aus den wirksamsten Bestandteilen der Pflanze. Hochwertiges Haschisch hat in der Regel einen deutlich höheren THC Anteil als die stärkste Zucht liefert.
Dann gibt es noch Extrakte (Wachse, Harze, Öle; abhängig von der Extraktionsform) die man z.B. mit sogenannten Dabbern konsumiert. Auch hier ist der Wirkstoffgehalt deutlich höher, als er in der Pflanze selbst jemals sein könnte.

Ich stimme da vollkommen zu, nichts ist ohne Gefahren. Man kann aber schlecht vor dem einen Warnen, nur weil es eine höhere Güte/Qualität/Reinheit hat.

Was ist gefährlicher? Schnapps oder Bier? Ich hab das getestet. Wenn mans 'richtig' macht, haut einen beides um.

Eine eher unbeachtete Gefahr sind meiner Einschätzung nach Streckmittel und Synthetische Cannabinoide.

Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16
Das ist zwar richtig, ich bin auch für eine Legalisierung, im Prinzip von allen Drogen, allerdings nicht für eine freie Abgabe. Da nehme ich Alkohol nicht aus.
Alles mit einer Wirkung hat evt. auch eine unerwünschte Wirkung. Außerdem wäre dann viel mehr Aufklärung, auch zur Kombination von Drogen, sehr wichtig. Warum z.B. nicht in den oberen Klassen in der Schule. Kann im Bio- und Chemieunterricht für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgen  ;D

Für eine freie Abgabe bin ich auch nicht. Allerdings kommt der Schwarzmarkt schon einer freien Abgabe gleich. Wovor man sich da jetzt sorgen soll, erschließt sich mir von daher nicht. Die Situtation ist längst da.

Aufklärung ist eine gute Sache. Wirkt aber manchmal auch als Werbung. Wenn ich mich an die Drogenaufklärung in der Schule erinnere... Das war eher unseriös gestaltet. Vielleicht sollte man da nicht unbedingt Lehrer ran lassen.

Und nicht jeder neigt gleich stark zu allen Substanzen. Es gibt Vorlieben/Präferenzen. Einige leben zufrieden mit ihrer Kaffee Abhängigkeit. Andere probieren sich aus und mischen ihren Konsum. Abwechslung wie bei anderen Handlungen auch.

Übrigens gibt es auch viel Selbsthilfe in der Drogenszene. Man passt schon irgendwie auf sich auf. Was halt auffällt sind die ärgsten Fälle. Die stehen dann den Moralisten als mahnendes Beispiel zur Verfügung.

Portugal hat gezeigt, wie man mit dem Thema Drogen seriös und angemessen, ohne reißerische Dramatik, umgehen kann.
Propellermütze aufgesetzt, Konfetti-Geschütz geladen!

Juliette

Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16
Leider ist es nicht so einfach. Das stimmt für einige Hanf/Cannabis-Sorten und einige Menschen. Allerdings gibt es inzwischen sehr heftige Züchtungen die sehr viel Wirkstoff, vor allem THC haben. Und das führt teils zu heftigen Problemen. Auch kommen belegte Abhängigkeiten vor und es besteht die Gefahr, dass latente psychische und psychiatrische Probleme getriggert werden können - wie bei allen psychotrop wirkenden Substanzen.

Siehe hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Sarah_Halimi

Das führt sogar soweit, dass dem Antisemiten (auch in nüchternem Zustand) Kobili Traoré der letzte Rest psychiatrisch festgestellter Eigenverantwortung wegen ein bisschen Hasch erlassen wird und gar kein Prozess mehr stattfindet.

Weder bei Alkohol noch bei Cannabis oder anderen Drogen sollte es bei unter deren Einfluss begangenen Straftaten größere mildernde Umstände oder Schuldminderungen - oder wie das genau heißt - geben.

Gut, das driftet jetzt vom Thema Cannabis auf Rezept ab, weil da ja möglichst keine psychoaktiven Substanzen drin sein sollen.


Konrad Husten

Zitat von: Juliette am 20. April 2021, 14:08:13

Das führt sogar soweit, dass dem Antisemiten (auch in nüchternem Zustand) Kobili Traoré der letzte Rest psychiatrisch festgestellter Eigenverantwortung wegen ein bisschen Hasch erlassen wird und gar kein Prozess mehr stattfindet.


Der Mensch war Wahnhaft. Einen kausalen Zusammenhang mit Cannabis her zu stellen, überhaupt dieses Beispiel anzuführen, wirkt arg an den Haaren herbei gezogen.

Seine psychische Verfassung und die Tat insgesamt, wird durch deart viele Faktoren beeinflusst, dass man sich nicht zu vorschnell auf Cannabis einschießen sollte.

Das man keinen Prozess führen kann, weil der betreffende nicht Prozessfähig ist und dafür wahrscheinlich in der Geschlossenen sitzt, liegt auf der Hand.
Propellermütze aufgesetzt, Konfetti-Geschütz geladen!

simpel

Zitat von: Konrad Husten am 20. April 2021, 13:24:03
...
Für eine freie Abgabe bin ich auch nicht. Allerdings kommt der Schwarzmarkt schon einer freien Abgabe gleich. Wovor man sich da jetzt sorgen soll, erschließt sich mir von daher nicht. Die Situtation ist längst da.
....
Es geht ja nicht nur um die Abgabe. Ich lebe ja in einem Land in dem der Cannabis-Kauf für den Eigenbedarf so gut wie legal ist.
Nur eine Legalisierung hat aber imo kaum Effekt. Auch der Anbau und die Verarbeitung muss legalisiert und kontrolliert werden. Das würde z.B. Beschaffungskriminalität für harte Drogen abschaffen und bei Cannabis können Bauern legal mit ihrem Produkt Geld verdienen.

Zitat von: Konrad Husten am 20. April 2021, 13:24:03Aufklärung ist eine gute Sache. Wirkt aber manchmal auch als Werbung....
Na ja, Werbung? Da kommt's doch wohl drauf an wie das gemacht wird?

Konrad Husten

Klar, das muss alles vernünftig geregelt werden. Alle möglichen Legalisierungsbefürworter haben sich da schon hinreichend Gedanken gemacht. Niemand spricht davon, Cannabis oder andere Substanzen unvorbereitet auf den Markt zu kippen.
In der Region, von der du sprichst, entsteht das Gras ja auf mysteriöse Weise aus dem Nichts, wenn es im Laden landet.

Als man mir Verbot zu Rauchen, ohne dass ich es zuvor jemals in erwägung gezogen hatte, und eindrücklich vor Gefahren warnte, klang das zum einen wie eine Wette und zum anderen wollte ich plötzlich Rauchen. Angeblich sollen die Tabak-Konzerne von diesem Effekt wissen und mit Freuden in den Schulen "Aufklärung" leisten.

Bei Aufklärung gehts mir aber auch um so Sachen wie Safer-Use.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, kurz DHS, macht einen guten Eindruck, die kann das sicherlich besser.
Propellermütze aufgesetzt, Konfetti-Geschütz geladen!

Konrad Husten

Verwirrendes um Cannabidiol (CBD), im Zusammenhang mit Schmerzen, in einer neuen Studie der Syracuse University:

https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-04/su-rsp_1042321.php

So wohl Placebo, als auch CBD, helfen bei der Anhebung der Schmerztoleranz.
Propellermütze aufgesetzt, Konfetti-Geschütz geladen!

Peiresc

Zitat von: Konrad Husten am 24. April 2021, 11:54:12
Verwirrendes um Cannabidiol (CBD), im Zusammenhang mit Schmerzen, in einer neuen Studie der Syracuse University:

https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-04/su-rsp_1042321.php

So wohl Placebo, als auch CBD, helfen bei der Anhebung der Schmerztoleranz.

Leider gibt es keinen Link zur Publikation (es entsteht der Verdacht: es gibt noch keine Publikation).

Also,
ZitatThat is, we found improvements in pain measures caused by the pharmacological effects of CBD and the psychological effects of just expecting that they had gotten CBD. It was pretty remarkable and surprising."
... wenn sie das "überraschend" finden, dann kennen sie einfach die Literatur nicht. Solche Studiendesigns (experimentelle Schmerzreize beim Gesunden, Umdeklaration des Verums zu Placebo und vice versa) gibt es seit Jahrzehnten.

Das ist ein Tummelplatz derjenigen, die Quack salonfähig machen wollen, indem sie "the power of placebo" evaluieren.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/treffer?mode=s&wo=2032&typ=16&aid=52844&s=Ans%E4tze&s=Pragmatische&s=Randomisierte&s=Studien%3A&s=erforderlich&s=klinische

Konrad Husten

Danke, für die Einordnung. Momentan gibt es einen ziemlichen Hype um das CBD. Und Placebo wird ja auch gern überbewertet. Es roch schon etwas fishy.

Welche mögliche Intention wäre dann, hinter solch einem Studienmodell, zu vermuten?
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Peiresc

Zitat von: Konrad Husten am 24. April 2021, 13:05:43
Welche mögliche Intention wäre dann, hinter solch einem Studienmodell, zu vermuten?
Eigentlich sollte das ja trivial sein. Die Frage stellen heißt sie beantworten: ein Wirkstoff, der zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, soll Schmerz lindern.

Schmerz kann man nicht objektiv messen. Es gibt fMRI-Untersuchungen zu Aktivierungsmustern im Gehirn oder Versuche, irgendwie Aktionspotentiale abzuleiten, aber nach meiner Kenntnis ist das alles nicht praxisreif. Du kannst nur den Patienten (hier: nicht mal den Patienten, sondern nur den Probanden) fragen: ,,tut's doll weh?"

Es gibt eine endlose Anzahl von Schmerzstudien mit Cannabis. Die Evidenz dazu ist mau, und nach Lage der Dinge wird sie auch nicht mehr besser werden. Um den Wirkstoff als Analgetikum zu retten, muss man sich was neues einfallen lassen. Und so versucht man nachzuweisen, dass wenigstens die ,,Schmerzbewertung" irgendwie besser ist als bei Placebo.

So etwa wäre meine Vermutung. Das Problem begegnet einem bei gehypten, insbesondere paramedizinischen, Methoden öfter: es soll gleichzeitig die Wirkung der Methode und ein neues Evaluierungsverfahren geprüft werden. Nüchtern betrachtet erzeugt man dabei nichts als luftige Zirkelschlüsse.

StrngParr

Was sollten Menschen mit medikamentenbedingter Übelkeit heute tun? Wie können sie einen Arzt finden, der ihnen hilft, ein Rezept zu schreiben, denn die deutschen Behörden sind in dieser Angelegenheit immer noch schrecklich konservativ, wie können sie nicht verstehen, dass es sich um ein Medikament handelt

Peiresc

Die letzte Meta-Analyse, die ich bei Pubmed auftreiben kann, ist von 2015.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26561338/
Die letzten erfassten Studien sind von 1991. Ein Vergleich mit modernen Antiemetika (z. B. Ondansetron) hat Cochrane nicht finden können. Auf dieser Strecke hat sich in den letzten 20 Jahren offenbar nichts getan. Noch die jüngste publizierte Studie
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32801017/
vergleicht mit Placebo. Natürlich: ich würde das vermutlich auch lieber als gar nichts nehmen. Aber man will eigentlich nicht wissen, ob es überhaupt wirkt, sondern ob es besser ist als das, was sonst zur Verfügung steht. Wieso scheut man diesen Vergleich?

Man kann das bedauern, aber den deutschen Behörden (die damit übrigens wenig zu tun haben) nicht wirklich schrecklichen Konservatismus vorwerfen.

StrngParr

Der Ablauf um medizinisches Cannabis zu erhalten lohnt sich nur für Krebspatienten oder Menschen mit chronischen Schmerzen. Für einen gesunden Menschen ist der Aufwand viel zu hoch und lohnt sich nicht. Warum auch wenn man kann legale CBD oder kräutermischungen kaufen kann. Damit hat man einen super Effekt und man kann es in einem gut sortierten Online-Shop kaufen. Die Produkte werden direkt zu deiner Haustür geliefert und wenn man eine E-Mail Anfrage schickt, bekommt man auch kostenlose Proben dazu. Ein sehr praktisches Konzept.

[Link entfernt. Letzte Warnung. - P.]

Peiresc

Zitat von: StrngParr am 24. Juni 2021, 08:51:17
Für einen gesunden Menschen ist der Aufwand viel zu hoch

Warum sollte es die Allgemeinheit ertragen müssen, dass sich ein Gesunder auf ihre Kosten bespaßt?