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Deutsch => Allgemeine Diskussionen => Blog-Artikel-Diskussion => Thema gestartet von: Spielkind am 09. Mai 2017, 12:21:55

Titel: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Spielkind am 09. Mai 2017, 12:21:55
Stell es mal hier rein, weil es auf dem Blog vermutlich zu weit führen würde und ich gar nicht so genau weiß, ob überhaupt Interesse besteht.
Wir haben jetzt eine Ärztin gefunden, die bereit ist, sich an der Verschreibung zu versuchen, alleine das war schon nicht so ganz einfach, was auch durchaus verstehen kann, die ganze Gesetzeslage ist dermaßen schwammig, da hätte ich sicher auch meine Bedenken. Zur Ausgangslage, mein Mann ist HIV+, muss dadurch seit Jahren Medikamente nehmen, die echt nicht unter die Gattung Lutschbonbons fallen. Klappt auch soweit ganz gut, wenn nicht die Übelkeit nach den Tabletten wäre. Das ist natürlich eine starke Einschränkung der Lebensqualität, man darf sich das wirklich so vorstellen, Aufstehen, Essen, Medis, danach zwei Stunden Übelkeit und Erbrechen, so stark, dass nichts mehr geht, außer liegen und beten, dass es aufhört. Jahrelang wurde mit allem herumexperimentiert, ich glaube, es gibt kein Antiemetikum, dass ich nicht schon zur Entsorgung zurück zur Apotheke gebracht habe.
Ein Bekannter brachte uns dann auf die Idee, es mit Cannabis zu versuchen, an dem Punkt waren wir schon auf dem Level "Sch...egal, darauf kommt's jetzt auch nicht mehr an.." und tatsächlich, es half! Lange Rede, kurzer Sinn, Ausnahmegenehmigung bekamen wir nicht, da die Diagnose HIV+ und nicht Aids lautete...
Also die letzten Jahre immer so am Rande der Legalität, aber gut...
Als das Gesetz dann jetzt durchgewunken wurde, haben wir uns sogleich auf die Suche nach einem Arzt gemacht, der das verschreiben würde, heute wurde der Antrag an die Krankenkasse geschickt, bin mal gespannt, was dabei rum kommt.
Sollte Interesse bestehen, wie es da weitergeht, bin ich gerne bereit, hier weiter Bericht zu erstatten, der auch gerne zum Updaten des Blogs genutzt werden darf.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: iru am 09. Mai 2017, 12:36:39
Ich melde mal Interesse an und bedanke mich schon mal fürs Berichten!
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 09. Mai 2017, 12:51:41
Wenn es eine halbwegs rechtfertigende Sachlage geben sollte, dann sind es sicherlich solche Berichte. Aber ich habe noch Nachfragen:
Zitat von: Spielkind am 09. Mai 2017, 12:21:55
ich glaube, es gibt kein Antiemetikum, dass ich nicht schon zur Entsorgung zurück zur Apotheke gebracht habe.
Ich erlebe es immer mal, dass Patienten mit jahrelanger Migräne zwar schon allerlei Erfahrungen mit Akupunktur, Massagen, Atlastherapie, Ausleitungen usw. haben, aber nicht mit leitliniengerechter Therapie. Hast Du das mal versucht zu checken? Ondansetron o. ä.?

Zitatund tatsächlich, es half!
Wie oft hat er es versucht? Wie lange hielt der Effekt an? Ich vermute mal, er hat gekifft und nicht vaporisiert. Muss man das täglich machen? Beeinträchtigt das die Leistungsfähigkeit, oder kann man sich das nur mal abends leisten?

PS: es ist doch bezeichnend, dass man die Antworten auf solche Fragen in Foren suchen muss.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Spielkind am 09. Mai 2017, 22:14:04
Ja, es ist leider bezeichnend, dass man solche Antworten in Foren suchen muss, aber seit den letzten über 15 Jahren mit HIV an meiner Seite wundert mich nix mehr! Auch was hier Therapien und andere Dinge betrifft, habe ich häufiger in Foren als bei Ärzten Rat gefunden.
Also, ich kann nicht immer ganz zeitnah Antworten, verspreche aber, dass ich hier mindesten einmal am Tag reinschauen werde, habe noch ein reales Leben, dass mehr als genug Forderungen stellt...

Okay, zitieren kann ich zwar grad über meine Uralt Hardware nicht, aber ich hoffe, es wird trotzdem klar, zur Frage der Vortherapie:

Wir haben alles, wirklich alles, was die Leitlinientherapie hergab probiert, wenn du alle Medikamente, die probiert wurden wissen magst, schick mir ne Nachricht und ich such die Akten raus, nix hat geholfen. Da ich eine gesunde Abneigung gegen jede Form von Schwurbelei habe, gab es nix mit Akkupunktur und sonstigem, einiges an Phytotherapie, gemeinsam mit einer, gesund skeptischen, Internistin aus der Familie ausprobiert, einiges an Schulmedizinischen Versuchen im Off-Label Bereich. Hat alles nicht wirklich funktioniert.

Zur zweiten Frage,
Unmittelbar nach den ART Medikamenten einen halben Joint, keine Übelkeit, kein Erbrechen und nach einer gewissen Gewönungsphase (ca. Sechs Monate) auch kein echtes "High sein" mehr. Die Frage nach dem Autofahren stellt sich nicht, da ohnehin kein Führerschein vorhanden, würde er aber, auf gerade erfolgte Nachfrage, auch eher lassen. Diese Taktik funktioniert jetzt seit acht Jahren, es ist nie mehr als "Eigenbedarf" im Haus, ich kann jederzeit über Bluttest nachweisen, dass ich das Zeug noch nie im Leben angewendet habe, so what?
Die Leistungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt, also nicht so, wie er es betreibt, eher im Gegenteil, seit es so läuft konnte er von der Frührente zurück in seinen erlernten, handwerklichen Beruf, was vorher aufgrund der Nebenwirkungen nicht möglich war. Ich würde also eher von einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit sprechen.

Bitte seid mir nicht böse, wenn ich hier keine ganz genauen Dinge zur ART und den begleitenden Medikamentenplänen schreibe, ich habe über die Jahre zu viele, schlechte Erfahrungen gemacht! Sollten hier nicht HIVphobe Ärzte schreiben, die weiterführendes Interesse haben, schickt mir ne PN, ich werde mich bemühen, euch Einblick in die Akten zu ermöglichen. Auch für alle anderen Fragen, gerne auch im Bezug auf HIV und die Schwurbeldinge, die einem in diesem Bereich begegnen, und ja, da gibt's noch einiges, dass weder hier noch im Blog thematisiert wurde, bin ich jederzeit offen!
Liebe Grüße
Das Spielkind
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 23. Mai 2017, 19:46:57
Dankeschön!
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 14:59:20
Vielleicht etwas spät aber für jeden den das Thema interessiert kann ich die Seiten der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin empfehlen.

https://www.cannabis-med.org/

https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/

Und für Patienten das Selbsthilfe Netzwerk Cannabis Medizin - SCM

https://selbsthilfenetzwerk-cannabis-medizin.de/
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 15:19:21
Guten Tag,

Zitat von: Konrad Husten am 28. März 2021, 14:59:20
Vielleicht etwas spät aber für jeden den das Thema interessiert kann ich die Seiten der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin empfehlen.

https://www.cannabis-med.org/

https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/

Ich hab' da mal quergelesen,
https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/2021/03/24/acm-mitteilungen-vom-21-maerz-2021/#headline1

Das ist ein Schmarrn. Falls Interesse besteht, werde ich konkreter.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 15:31:47
Zitat von: Peiresc am 28. März 2021, 15:19:21


Ich hab' da mal quergelesen,
https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/2021/03/24/acm-mitteilungen-vom-21-maerz-2021/#headline1

Das ist ein Schmarrn. Falls Interesse besteht, werde ich konkreter.

Gern. Von meiner Seite immer. Nur kann ich nicht garantieren ob ich der Sache auch wirklich folgen kann.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 16:48:20
Okay. Um nicht den Verdacht des Cherry-Pickings aufkommen zu lassen, fang ich einfach oben an. Der Anlass des Textes wird so geschildert:
Zitat1. Unkenntnis der grundlegenden Voraussetzungen für eine Kostenübernahme nach § 31 Abs. 6 SGB V

Die BKK Mobil Oil zitiert Professor Christoph Maier [...] dass die bewilligten Anträge ,,also überwiegend für Indikationen, in denen eine Reihe von Studien gezeigt haben, dass THC-haltige Medikamente im Mittel keine relevante Schmerzlinderung erzeugt", entfallen.
Abgesehen davon, dass er hier vermutlich missverständlich zitiert wird (gemeint ist sicherlich ,,auf diese Indikationen entfallen"), wird Maier und der BKK entgegengehalten:

ZitatHerrn Professor Maier ist offenbar das Grundprinzip der Gesetzgebung aus dem Jahr 2017 nicht bekannt Es geht nicht darum, ob bei einer bestimmten Indikation Studien ergeben haben, ob THC-haltige Medikamente ,,im Mittel" Schmerzen oder andere Leiden lindern, sondern ob es ,,eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung" auf Symptome bzw. Erkrankungen gibt (§ 31 Abs. 6 SGB V).
usw. Aber was hat der Gesetzestext mit der von Maier referierten Studienlage zu tun? Richtig: nichts. Der hier zitierte Gesetzestext ist nichts als die Standardformel, mit der ungeprüfte und nicht zugelassene Therapien im Einzelfall von Gerichten als kassenfähig akzeptiert werden können. Der bittere Tonfall der Arbeitsgemeinschaft könnte fast darüber hinwegtäuschen, dass die Gesetzeslage inkonsistent ist und seit  Erlass des Gesetzes nicht konsistenter geworden ist.

Es gibt nicht den geringsten sachlichen Grund, Maier "Unkenntnis" zu unterstellen. Im weiteren Text wird das noch offensichtlicher.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Sauropode am 28. März 2021, 16:54:58
Nun, THC steigert z.B. den Appetit. Das ist für Menschen, die in die Gefahr einer krankheitsbedingten Kachexie geraten, durchaus eine Hilfe.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 17:01:04
Ja, kann ich nach vollziehen, das wirkt auch auf mich eher wie Vereinspolitik, als Sachlichkeit. Der Streit mit den Kassen und der Politik ist ziemlich unübersichtlich. So wie es jetzt ist, hilft es dem Patienten schon von dieser Problematik her nicht.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 17:03:36
Zitat von: Sauropode am 28. März 2021, 16:54:58
Nun, THC steigert z.B. den Appetit. Das ist für Menschen, die in die Gefahr einer krankheitsbedingten Kachexie geraten, durchaus eine Hilfe.

Steigert es auch den Appetit von Menschen, die z. B. an zuckerbedingten Nervenschmerzen und Neigung zur Körperfülle leiden?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 17:36:15
Bei Langzeitnutzung, kann es den Appetit auch hemmen. Vor allem direkt nach der Nutzung. Über den Darm aufgenommen, könnte das aber auch wieder anders sein.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 17:48:57
Zitat von: Konrad Husten am 28. März 2021, 17:36:15
Bei Langzeitnutzung, kann es den Appetit auch hemmen. Vor allem direkt nach der Nutzung. Über den Darm aufgenommen, könnte das aber auch wieder anders sein.

Ist das gefühlt oder belegt? Gibt es Zahlen, was das "könnte" bedeutet? Und was heißt "lange"? Konterkariert das nicht eine der wenigen Indikationen, die, wenn sie schon nicht gesichert ist, dann wenigstens für plausibel gilt? Wenn der Patient dem Arzt sagt, naja, schlimmer sind meine Schmerzen jetzt nicht geworden, aber ich hab 6 kg zugenommen, soll der Arzt dann erwidern: "Durchhalten, das lässt nach?"

Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 18:22:35
Fachliches kann ich dazu wohl nicht beitragen. Quellen hab ich jetzt grade keine auf der Hand. Ich weiß auch gar nicht wonach ich suchen müsste. Es gibt immer wieder Berichte über Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Darmschmerzen etc. bei Langzeitnutzern. Dazu gab es dann auch fachliche Auseinandersetzung.

Cannabis ist auch nicht wirklich ein Schmerzmittel. Es verändert viel mehr die Wahrnehmung. Zumindestens hilft es mir den Fokus zu verändern. Schmerzen treten dann in den Hintergrund.

Es gibt noch viel wiedersprüchliches. Eben auch über die verschiedenen Aufnahmeformen. Geraucht mit Tabak, ohne Tabak, verdampft oder als einzel Wirstoff, in Kapseln oder Tropfen...

In der Volltextsuchmaske kann man aber nach belieben Stichworte probieren. Die Qualität der Untersuchungen ist wahrscheinlich ziemlich durchwachsen.

http://www.cannabis-med.org/german/bulletin/iacm.php
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Sauropode am 28. März 2021, 20:01:40
Zitat von: Peiresc am 28. März 2021, 17:03:36
Zitat von: Sauropode am 28. März 2021, 16:54:58
Nun, THC steigert z.B. den Appetit. Das ist für Menschen, die in die Gefahr einer krankheitsbedingten Kachexie geraten, durchaus eine Hilfe.

Steigert es auch den Appetit von Menschen, die z. B. an zuckerbedingten Nervenschmerzen und Neigung zur Körperfülle leiden?

Jedenfalls meinen und das reicht mir. Als Nichtraucher nehme ich Cookies und der gepflegte Fressanfall danach ist sicher. Es ist ein deutlicher Unterschied, wenn man weder Appetit noch Hunger hat.

Haben Menschen mit Kachexie eine Neigung zu Körperfülle?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 20:23:54
Zitat von: Sauropode am 28. März 2021, 20:01:40
Haben Menschen mit Kachexie eine Neigung zu Körperfülle?

Die Frage ist eher, ob die hier erwünschte Wirkung nicht bei einer anderen propagierten Indikation eine unerwünschte ist, aber das nicht weiter erörtert wird oder klärbar ist.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Sauropode am 28. März 2021, 20:28:07
Es gibt halt bei allen Mitteln Kontraindikationen.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 20:30:41
Welche sind das?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Sauropode am 28. März 2021, 20:48:36
Weiß ich nicht.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 20:57:48
Eine Freundin hat mir dies hier ausgegraben.
Hoffe das hilft. Ich kann das kaum lesen.

Prevention of Diet-Induced Obesity Effects on Body Weight and Gut Microbiota in Mice Treated Chronically with ?9-Tetrahydrocannabinol
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0144270
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 28. März 2021, 21:18:54
Zitat von: Konrad Husten am 28. März 2021, 20:57:48
Hoffe das hilft.

Nicht wirklich.
ZitatWas sagt Steven Novella dazu?
Zitat
Pictured: Test subjects probably not worth a press release.

(http://www.sciencebasedmedicine.org/wp-content/uploads/2014/10/mice.jpg)
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 28. März 2021, 21:24:20
Leuchtet ein. Bin ja auch keine Maus.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: simpel am 02. April 2021, 13:46:44
Zu Schmerztherapie gibt es zB. dieses Review
Cannabis-based medicines for chronic neuropathic pain in adults  (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29513392/)
"...Psychiatrische Störungen traten bei 17% der Teilnehmer unter Verwendung von Arzneimitteln auf Cannabisbasis und bei 5% unter Placebo auf ...Wir sind unsicher, ob pflanzliches Cannabis die mittlere Schmerzintensität verringert (sehr minderwertige Nachweise). Kräuter-Cannabis und Placebo unterschieden sich nicht in der Verträglichkeit (sehr minderwertige Evidenz).

Schlussfolgerungen der Autoren: Der potenzielle Nutzen von Cannabis-basierter Medizin ....bei chronischen neuropathischen Schmerzen könnte durch ihre potenziellen Schäden aufgewogen werden. ..."


Zur Wirkung bei Übelkeit und Magendarm-Problemen
Role of cannabis in digestive disorders (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27792038/)
"... die Rolle von Cannabis in Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse sowie andere GI-Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom, Anorexie, Gewichtsverlust und chronische Bauchschmerzen. ...., bleibt die klinische Wirksamkeit von Cannabis und seinen Bestandteilen bei verschiedenen GI-Störungen unklar."

und

Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis  (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26103030/)
"Schlussfolgerungen und Relevanz: Es gab mäßige Belege für die Verwendung von Cannabinoiden zur Behandlung von chronischen Schmerzen und Spastik. Es gab minderwertige Hinweise darauf, dass Cannabinoide aufgrund von Chemotherapie, Gewichtszunahme bei HIV-Infektionen, Schlafstörungen und Tourette-Syndrom mit einer Verbesserung von Übelkeit und Erbrechen verbunden waren. Cannabinoide waren mit einem erhöhten Risiko für kurzfristige Nebenwirkungen verbunden.

Ich hab mich lange mit Cannabinoiden aus eigenem Interesse heraus beschäftigt und verfolge es auch noch immer ob nicht mal was handfestes herausgefunden wird. Leider bis jetzt nicht so richtig.
Ich befürchte es verhält sich mit Cannabinoiden genauso wie mit Kurkuma. Das gehört zu den sog. 'PAINS" die Abkürzung für Pan-assay interference compounds.
So werden chem. Verbindungen genannt die bei "high-throughput screens" (Hochdurchsatz-Screenings) auffallen.
Bei einem Hochdurchsatz-Screening werden automatisiert zehntausenden bis Millionen von biochemischen, genetischen oder pharmakologischen Tests an den unterschiedlichsten Substanzen durchgeführt, z.B. auch solchen die in der "Naturheilkunden" benutzt werden.  Die PAINS sind dann solche Verbindungen die sehr unspezifisch aber sehr oft mit einer viel zahl von unterschiedlichen Substanzen reagieren. Gesucht werden aber gerade Wirkstoffe die spezifisch reagieren.

Wirkt z.B- (d.h "setzt an) eine Substanz sehr breit, trifft in Individuen auch noch die je Unterschiede wird die Wirkung so verwaschen werden, dass man keine klaren Wirkungen mehr differenzieren kann.

Was die Cannabinoiden anbetrifft treffen sie ja auf das körpereigene Cannabinoid-System. Das kann allerdings individuell sehr unterschiedlich sein, hier verlässliche Daten zu bekommen, brauchts ja auch immer noch Vergleichsgruppen. Eine gute Studie kann ich mir da nur schwer vorstellen.


Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 13. April 2021, 14:08:51
Zu mindestens von der stimmungsaufhellenden Wirkung bin ich selber überzeugt. Ob das jetzt reicht, um es als Medikament an zu sehen, mag ich nicht einschätzen.

Die durchwachsene Datenlage und die Mythen die sich um Hanf gebildet haben, lassen es in keinem guten Licht erscheinen. Da ich für die relegalisierung bin, wünsche ich mir mehr Seriösität bei dem Thema.

Meiner Meinung nach, schafft die Illegalität mehr Probleme, als sie jemals lösen könnte. Und ich würde das Dogma des Anslinger lieber heute als morgen fallen sehen. Zu mal es auch eine rassistische Dimension hat.

Was den medizinischen Nutzen an geht, bin ich ziemlich ratlos. Es hilft mir irgendwie. Aber das behaupten Homöopathen eben auch.

Die Hanflobby benutzt das Thema Medizin als Brückenkopf, um positive Assoziationen zu wecken. Das braucht es eigentlich nicht. So schlimm ist der Hanf nun wirklich nicht. Reicht ja eigentlich als Argument pro Hanf.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Sauropode am 13. April 2021, 16:10:20
Zitat
So schlimm ist der Hanf nun wirklich nicht.

Wenn es darum ginge, müsste Alkohol und Tabak völlig verboten werden.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 13. April 2021, 17:46:54
Zitat von: Sauropode am 13. April 2021, 16:10:20
Zitat
So schlimm ist der Hanf nun wirklich nicht.

Wenn es darum ginge, müsste Alkohol und Tabak völlig verboten werden.

Vielleicht kommt das ja auch noch. Die Destruktivitität der Moralisten kennt keine Gnade. Wenn etwas Spaß macht gehört es verboten. Gott mag das nicht und Jesus weint, wenn wir uns was ein Schmeißen.

Zwischendurch bin ich auch mal fröhlicher Trinker. Schande über mein Haupt.

Der Abstinenz-Gedanke ist absurd!
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Sauropode am 13. April 2021, 19:35:06
Alkohol verursacht ja tatsächlich viele Todesopfer, direkt und indirekt. Vor diesem Hintergrund ist das Cannabisverbot nicht nachvollziehbar.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Nogro am 13. April 2021, 19:51:17
ZitatAlarmierend! Zahl der Cannabis-Toten in Deutschland wieder nicht gesunken
(https://1.bp.blogspot.com/-HJiPaNiGZQg/Xp1tAu-HEyI/AAAAAAAA46s/WIrMU1H4xdU0orQ3igN7t4PlNTtr1KECACLcBGAsYHQ/s1600/Cannabistote-2020%2B%25281%2529.jpg)
https://www.der-postillon.com/2019/04/null.html (https://www.der-postillon.com/2019/04/null.html)
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 13. April 2021, 20:11:57
Zitat von: Sauropode am 13. April 2021, 19:35:06
Alkohol verursacht ja tatsächlich viele Todesopfer, direkt und indirekt. Vor diesem Hintergrund ist das Cannabisverbot nicht nachvollziehbar.

Das ist vollkommen korrekt.

Unverständlich ist es aber auch schon durch die Geschichte der Cannabis Prohibition. Die Weltweit ratifizierte Single Convention on Narcotic Drugs wurde maßgeblich von einem gewissen Harry Jacob Anslinger voran getrieben, der später in seiner Biographie angegeben hatte, dass auch rassistische Motivation gab. Daher wurde in einer Kampagne gegen Cannabis (Reefer Madness) auch hauptsächlich von Marihuana gesprochen, um Hanf als Droge der mexikanischen Minderheiten oder der schwarzen Bevölkerung zu framen.

Anslinger gab sich aber mit der Cannabis Prohibition in den USA nicht zufrieden. Absurd, dass die Prohibition nun genau in ihrem Mutterland wieder bröckelt. Aber mir ist das eigentlich egal, hauptsache sein Dogma bröselt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_J._Anslinger

https://de.wikipedia.org/wiki/Einheitsabkommen_%C3%BCber_die_Bet%C3%A4ubungsmittel

https://de.wikipedia.org/wiki/Reefer_Madness



Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16
Zitat von: Konrad Husten am 13. April 2021, 14:08:51
Zu mindestens von der stimmungsaufhellenden Wirkung bin ich selber überzeugt. ...
Leider ist es nicht so einfach. Das stimmt für einige Hanf/Cannabis-Sorten und einige Menschen. Allerdings gibt es inzwischen sehr heftige Züchtungen die sehr viel Wirkstoff, vor allem THC haben. Und das führt teils zu heftigen Problemen. Auch kommen belegte Abhängigkeiten vor und es besteht die Gefahr, dass latente psychische und psychiatrische Probleme getriggert werden können - wie bei allen psychotrop wirkenden Substanzen

Zitat von: Konrad Husten am 13. April 2021, 14:08:51Meiner Meinung nach, schafft die Illegalität mehr Probleme, als sie jemals lösen könnte....
Das ist zwar richtig, ich bin auch für eine Legalisierung, im Prinzip von allen Drogen, allerdings nicht für eine freie Abgabe. Da nehme ich Alkohol nicht aus.
Alles mit einer Wirkung hat evt. auch eine unerwünschte Wirkung. Außerdem wäre dann viel mehr Aufklärung, auch zur Kombination von Drogen, sehr wichtig. Warum z.B. nicht in den oberen Klassen in der Schule. Kann im Bio- und Chemieunterricht für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgen  ;D
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: celsus am 20. April 2021, 12:19:35
Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16Warum z.B. nicht in den oberen Klassen in der Schule.

Ist das denn nicht auf dem Lehrplan? Bei uns war das ein sehr ausgiebig behandeltes Thema, sogar mit eigenem Arbeitsheft.
Offenbar haben auch alle in der Klasse das Problem verstanden, alle bis heute stabil.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 20. April 2021, 13:24:03
Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16

Leider ist es nicht so einfach. Das stimmt für einige Hanf/Cannabis-Sorten und einige Menschen. Allerdings gibt es inzwischen sehr heftige Züchtungen die sehr viel Wirkstoff, vor allem THC haben. Und das führt teils zu heftigen Problemen. Auch kommen belegte Abhängigkeiten vor und es besteht die Gefahr, dass latente psychische und psychiatrische Probleme getriggert werden können - wie bei allen psychotrop wirkenden Substanzen

Die "Heftigen Züchtungen" habe ich zum Teil auch schon probiert. THC zu CBD-reiche Sorten gab es in den 90ern und frühen 2000er Jahre viel. Das war tatsächlich problematisch. Führt zu Angst-Attacken, Unwohlsein, Schweißausbrüchen, Kreislaufproblemen. Auch das Psychose Risiko soll dadurch erhöht sein.

Heute legt man wert auf ein gutes Verhältnis von THC zu CBD. Da macht das dann nicht mehr viel aus.
Es gibt auch Haschisch. Eine Paste aus den wirksamsten Bestandteilen der Pflanze. Hochwertiges Haschisch hat in der Regel einen deutlich höheren THC Anteil als die stärkste Zucht liefert.
Dann gibt es noch Extrakte (Wachse, Harze, Öle; abhängig von der Extraktionsform) die man z.B. mit sogenannten Dabbern konsumiert. Auch hier ist der Wirkstoffgehalt deutlich höher, als er in der Pflanze selbst jemals sein könnte.

Ich stimme da vollkommen zu, nichts ist ohne Gefahren. Man kann aber schlecht vor dem einen Warnen, nur weil es eine höhere Güte/Qualität/Reinheit hat.

Was ist gefährlicher? Schnapps oder Bier? Ich hab das getestet. Wenn mans 'richtig' macht, haut einen beides um.

Eine eher unbeachtete Gefahr sind meiner Einschätzung nach Streckmittel und Synthetische Cannabinoide.

Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16
Das ist zwar richtig, ich bin auch für eine Legalisierung, im Prinzip von allen Drogen, allerdings nicht für eine freie Abgabe. Da nehme ich Alkohol nicht aus.
Alles mit einer Wirkung hat evt. auch eine unerwünschte Wirkung. Außerdem wäre dann viel mehr Aufklärung, auch zur Kombination von Drogen, sehr wichtig. Warum z.B. nicht in den oberen Klassen in der Schule. Kann im Bio- und Chemieunterricht für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgen  ;D

Für eine freie Abgabe bin ich auch nicht. Allerdings kommt der Schwarzmarkt schon einer freien Abgabe gleich. Wovor man sich da jetzt sorgen soll, erschließt sich mir von daher nicht. Die Situtation ist längst da.

Aufklärung ist eine gute Sache. Wirkt aber manchmal auch als Werbung. Wenn ich mich an die Drogenaufklärung in der Schule erinnere... Das war eher unseriös gestaltet. Vielleicht sollte man da nicht unbedingt Lehrer ran lassen.

Und nicht jeder neigt gleich stark zu allen Substanzen. Es gibt Vorlieben/Präferenzen. Einige leben zufrieden mit ihrer Kaffee Abhängigkeit. Andere probieren sich aus und mischen ihren Konsum. Abwechslung wie bei anderen Handlungen auch.

Übrigens gibt es auch viel Selbsthilfe in der Drogenszene. Man passt schon irgendwie auf sich auf. Was halt auffällt sind die ärgsten Fälle. Die stehen dann den Moralisten als mahnendes Beispiel zur Verfügung.

Portugal hat gezeigt, wie man mit dem Thema Drogen seriös und angemessen, ohne reißerische Dramatik, umgehen kann.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Juliette am 20. April 2021, 14:08:13
Zitat von: simpel am 20. April 2021, 12:13:16
Leider ist es nicht so einfach. Das stimmt für einige Hanf/Cannabis-Sorten und einige Menschen. Allerdings gibt es inzwischen sehr heftige Züchtungen die sehr viel Wirkstoff, vor allem THC haben. Und das führt teils zu heftigen Problemen. Auch kommen belegte Abhängigkeiten vor und es besteht die Gefahr, dass latente psychische und psychiatrische Probleme getriggert werden können - wie bei allen psychotrop wirkenden Substanzen.

Siehe hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Sarah_Halimi (https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Sarah_Halimi)

Das führt sogar soweit, dass dem Antisemiten (auch in nüchternem Zustand) Kobili Traoré der letzte Rest psychiatrisch festgestellter Eigenverantwortung wegen ein bisschen Hasch erlassen wird und gar kein Prozess mehr stattfindet.

Weder bei Alkohol noch bei Cannabis oder anderen Drogen sollte es bei unter deren Einfluss begangenen Straftaten größere mildernde Umstände oder Schuldminderungen - oder wie das genau heißt - geben.

Gut, das driftet jetzt vom Thema Cannabis auf Rezept ab, weil da ja möglichst keine psychoaktiven Substanzen drin sein sollen.

Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 20. April 2021, 15:11:18
Zitat von: Juliette am 20. April 2021, 14:08:13

Das führt sogar soweit, dass dem Antisemiten (auch in nüchternem Zustand) Kobili Traoré der letzte Rest psychiatrisch festgestellter Eigenverantwortung wegen ein bisschen Hasch erlassen wird und gar kein Prozess mehr stattfindet.


Der Mensch war Wahnhaft. Einen kausalen Zusammenhang mit Cannabis her zu stellen, überhaupt dieses Beispiel anzuführen, wirkt arg an den Haaren herbei gezogen.

Seine psychische Verfassung und die Tat insgesamt, wird durch deart viele Faktoren beeinflusst, dass man sich nicht zu vorschnell auf Cannabis einschießen sollte.

Das man keinen Prozess führen kann, weil der betreffende nicht Prozessfähig ist und dafür wahrscheinlich in der Geschlossenen sitzt, liegt auf der Hand.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: simpel am 20. April 2021, 20:13:13
Zitat von: Konrad Husten am 20. April 2021, 13:24:03
...
Für eine freie Abgabe bin ich auch nicht. Allerdings kommt der Schwarzmarkt schon einer freien Abgabe gleich. Wovor man sich da jetzt sorgen soll, erschließt sich mir von daher nicht. Die Situtation ist längst da.
....
Es geht ja nicht nur um die Abgabe. Ich lebe ja in einem Land in dem der Cannabis-Kauf für den Eigenbedarf so gut wie legal ist.
Nur eine Legalisierung hat aber imo kaum Effekt. Auch der Anbau und die Verarbeitung muss legalisiert und kontrolliert werden. Das würde z.B. Beschaffungskriminalität für harte Drogen abschaffen und bei Cannabis können Bauern legal mit ihrem Produkt Geld verdienen.

Zitat von: Konrad Husten am 20. April 2021, 13:24:03Aufklärung ist eine gute Sache. Wirkt aber manchmal auch als Werbung....
Na ja, Werbung? Da kommt's doch wohl drauf an wie das gemacht wird?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 21. April 2021, 12:28:54
Klar, das muss alles vernünftig geregelt werden. Alle möglichen Legalisierungsbefürworter haben sich da schon hinreichend Gedanken gemacht. Niemand spricht davon, Cannabis oder andere Substanzen unvorbereitet auf den Markt zu kippen.
In der Region, von der du sprichst, entsteht das Gras ja auf mysteriöse Weise aus dem Nichts, wenn es im Laden landet.

Als man mir Verbot zu Rauchen, ohne dass ich es zuvor jemals in erwägung gezogen hatte, und eindrücklich vor Gefahren warnte, klang das zum einen wie eine Wette und zum anderen wollte ich plötzlich Rauchen. Angeblich sollen die Tabak-Konzerne von diesem Effekt wissen und mit Freuden in den Schulen "Aufklärung" leisten.

Bei Aufklärung gehts mir aber auch um so Sachen wie Safer-Use.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, kurz DHS, macht einen guten Eindruck, die kann das sicherlich besser.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 24. April 2021, 11:54:12
Verwirrendes um Cannabidiol (CBD), im Zusammenhang mit Schmerzen, in einer neuen Studie der Syracuse University:

https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-04/su-rsp_1042321.php

So wohl Placebo, als auch CBD, helfen bei der Anhebung der Schmerztoleranz.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 24. April 2021, 12:49:58
Zitat von: Konrad Husten am 24. April 2021, 11:54:12
Verwirrendes um Cannabidiol (CBD), im Zusammenhang mit Schmerzen, in einer neuen Studie der Syracuse University:

https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-04/su-rsp_1042321.php

So wohl Placebo, als auch CBD, helfen bei der Anhebung der Schmerztoleranz.

Leider gibt es keinen Link zur Publikation (es entsteht der Verdacht: es gibt noch keine Publikation).

Also,
ZitatThat is, we found improvements in pain measures caused by the pharmacological effects of CBD and the psychological effects of just expecting that they had gotten CBD. It was pretty remarkable and surprising."
... wenn sie das "überraschend" finden, dann kennen sie einfach die Literatur nicht. Solche Studiendesigns (experimentelle Schmerzreize beim Gesunden, Umdeklaration des Verums zu Placebo und vice versa) gibt es seit Jahrzehnten.

Das ist ein Tummelplatz derjenigen, die Quack salonfähig machen wollen, indem sie "the power of placebo" evaluieren.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/treffer?mode=s&wo=2032&typ=16&aid=52844&s=Ans%E4tze&s=Pragmatische&s=Randomisierte&s=Studien%3A&s=erforderlich&s=klinische
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Konrad Husten am 24. April 2021, 13:05:43
Danke, für die Einordnung. Momentan gibt es einen ziemlichen Hype um das CBD. Und Placebo wird ja auch gern überbewertet. Es roch schon etwas fishy.

Welche mögliche Intention wäre dann, hinter solch einem Studienmodell, zu vermuten?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 24. April 2021, 13:33:10
Zitat von: Konrad Husten am 24. April 2021, 13:05:43
Welche mögliche Intention wäre dann, hinter solch einem Studienmodell, zu vermuten?
Eigentlich sollte das ja trivial sein. Die Frage stellen heißt sie beantworten: ein Wirkstoff, der zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, soll Schmerz lindern.

Schmerz kann man nicht objektiv messen. Es gibt fMRI-Untersuchungen zu Aktivierungsmustern im Gehirn oder Versuche, irgendwie Aktionspotentiale abzuleiten, aber nach meiner Kenntnis ist das alles nicht praxisreif. Du kannst nur den Patienten (hier: nicht mal den Patienten, sondern nur den Probanden) fragen: ,,tut's doll weh?"

Es gibt eine endlose Anzahl von Schmerzstudien mit Cannabis. Die Evidenz dazu ist mau, und nach Lage der Dinge wird sie auch nicht mehr besser werden. Um den Wirkstoff als Analgetikum zu retten, muss man sich was neues einfallen lassen. Und so versucht man nachzuweisen, dass wenigstens die ,,Schmerzbewertung" irgendwie besser ist als bei Placebo.

So etwa wäre meine Vermutung. Das Problem begegnet einem bei gehypten, insbesondere paramedizinischen, Methoden öfter: es soll gleichzeitig die Wirkung der Methode und ein neues Evaluierungsverfahren geprüft werden. Nüchtern betrachtet erzeugt man dabei nichts als luftige Zirkelschlüsse.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: StrngParr am 21. Juni 2021, 12:02:00
Was sollten Menschen mit medikamentenbedingter Übelkeit heute tun? Wie können sie einen Arzt finden, der ihnen hilft, ein Rezept zu schreiben, denn die deutschen Behörden sind in dieser Angelegenheit immer noch schrecklich konservativ, wie können sie nicht verstehen, dass es sich um ein Medikament handelt
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 21. Juni 2021, 14:22:45
Die letzte Meta-Analyse, die ich bei Pubmed auftreiben kann, ist von 2015.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26561338/
Die letzten erfassten Studien sind von 1991. Ein Vergleich mit modernen Antiemetika (z. B. Ondansetron) hat Cochrane nicht finden können. Auf dieser Strecke hat sich in den letzten 20 Jahren offenbar nichts getan. Noch die jüngste publizierte Studie
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32801017/
vergleicht mit Placebo. Natürlich: ich würde das vermutlich auch lieber als gar nichts nehmen. Aber man will eigentlich nicht wissen, ob es überhaupt wirkt, sondern ob es besser ist als das, was sonst zur Verfügung steht. Wieso scheut man diesen Vergleich?

Man kann das bedauern, aber den deutschen Behörden (die damit übrigens wenig zu tun haben) nicht wirklich schrecklichen Konservatismus vorwerfen.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: StrngParr am 24. Juni 2021, 08:51:17
Der Ablauf um medizinisches Cannabis zu erhalten lohnt sich nur für Krebspatienten oder Menschen mit chronischen Schmerzen. Für einen gesunden Menschen ist der Aufwand viel zu hoch und lohnt sich nicht. Warum auch wenn man kann legale CBD oder kräutermischungen kaufen kann. Damit hat man einen super Effekt und man kann es in einem gut sortierten Online-Shop kaufen. Die Produkte werden direkt zu deiner Haustür geliefert und wenn man eine E-Mail Anfrage schickt, bekommt man auch kostenlose Proben dazu. Ein sehr praktisches Konzept.

[Link entfernt. Letzte Warnung. - P.]
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 24. Juni 2021, 09:15:35
Zitat von: StrngParr am 24. Juni 2021, 08:51:17
Für einen gesunden Menschen ist der Aufwand viel zu hoch

Warum sollte es die Allgemeinheit ertragen müssen, dass sich ein Gesunder auf ihre Kosten bespaßt?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: HAL9000 am 24. Juni 2021, 09:43:18
Warum kickt ihr diesen Link-Spammer nicht einfach raus. Der Zweck seiner Beträge ist ja wohl offensichtlich.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: StrngParr am 24. August 2022, 12:16:35
Hallo! In welchem ��Alter haben Sie zum ersten Mal Cannabis konsumiert?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 24. August 2022, 20:36:51
Mit zwei. Da habe ich am Vogelfutterstick (mit Hanfsamen drinne) geknabbert. Ich bin dann schnell auf die härteren Sachen umgestiegen: die bunten Pillen mit den Smileys drauf. Schließlich bin ich hier gelandet. Den Rest kennt man ja.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: kosh am 24. August 2022, 20:51:06
Zitat von: eLender am 24. August 2022, 20:36:51Mit zwei. Da habe ich am Vogelfutterstick (mit Hanfsamen drinne) geknabbert. Ich bin dann schnell auf die härteren Sachen umgestiegen: die bunten Pillen mit den Smileys drauf. Schließlich bin ich hier gelandet. Den Rest kennt man ja.

Die Roten oder die Blauen?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Nogro am 24. August 2022, 21:05:26
Bestimmt die Gelben:
https://www.youtube.com/watch?v=x-zxBNz3XbM
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 24. August 2022, 21:43:00
Ich habe alles durchprobiert, das ganze Spektrum.
(https://stadler.medizin.unibas.ch/fileadmin/_processed_/3/3/csm_Smarties1_baec006328.jpg?1614732482)
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Schwuppdiwupp am 25. August 2022, 06:34:25
Me too!!!1!!!11!!!elf!!

Wir müssen unbedingt eine Selbsthilfegruppe gründen.


Erst so :knuddeln: - später so :haudrauf: .
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: kosh am 25. August 2022, 14:38:50
Zitat von: Nogro am 24. August 2022, 21:05:26Bestimmt die Gelben:
https://www.youtube.com/watch?v=x-zxBNz3XbM
https://www.youtube.com/watch?v=OuJ87X9YX3c

Ich dacht eher so...
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Max P am 25. August 2022, 15:11:48
Cannabis, Koks, rote Pillen, blaue Pillen... Alles Unfug. Wie immer, war früher alles besser und einfacher:



Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Typee am 25. August 2022, 15:40:59
Zitat von: kosh am 25. August 2022, 14:38:50
Zitat von: Nogro am 24. August 2022, 21:05:26Bestimmt die Gelben:
https://www.youtube.com/watch?v=x-zxBNz3XbM
https://www.youtube.com/watch?v=OuJ87X9YX3c

Ich dacht eher so...

In Amiland heißt es übrigens: the green ones make you horny.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Habra am 25. August 2022, 15:58:49
Zitat von: Max P am 25. August 2022, 15:11:48Cannabis, Koks, rote Pillen, blaue Pillen... Alles Unfug. Wie immer, war früher alles besser und einfacher:

...



Das werde ich der Alice sagen!  :rofl
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Max P am 25. August 2022, 16:29:36
Zitat von: Habra am 25. August 2022, 15:58:49Das werde ich der Alice sagen!  :rofl
Die kennt das vermutlich noch von früher.  ;D 
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 25. August 2022, 17:30:20
Also bitte, das hier ist ein ernstes Thema :wut

Obwohl, wenn man das Zeugs demnächst auch statt des Dessertweins zum Abgabg im Restaurant bestellen kann, dann muss man ja auch keine medizinischen Gründe mehr vorschieben, um da ran zu kommen.

Zitat von: kosh am 25. August 2022, 14:38:50Ich dacht eher so...

Man muss bei illegalen Pillen immer aufpassen. Man weiß nie, was wirklich drinne ist...
(https://search.lectrr.be/img/stamps/08b28dda03de184653e2f91bbd020739)

Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 25. August 2022, 17:41:09
Zitat von: Schwuppdiwupp am 25. August 2022, 06:34:25Erst so - später so.
Sowas funktioniert nur, wenn man von Anfang an Hierarchien bildet. Ich habe - gefühlt - unter allen Anwesenden das meiste Elend erlebt und beanspruche den Vorsitz. (Den Happy Hippos-Entzug kann sich keiner vorstellen.) Die weiteren Positionen ergeben sich dann aus der vorgebrachten Schwere bei der Schilderung der eigenen Erfahrung.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 05. Oktober 2022, 06:23:10
Wir haben einen neuen Blog
https://blog.psiram.com/2022/10/soziologisches-zu-cannabis-als-medizin/

Ich habe mal versucht zu finden, was die Soziologie ansonsten dazu meint. Unter den vielen Anzeigen, die von Google inzwischen wahllos und möglichst getarnt zwischen die Treffer gestreut werden, trifft man aber auch auf Interessantes:

Zitat16.02.2022
Was denken Fachleute über medizinisches Cannabis?
Die European Association for Clinical Pharmacology and Therapeutics (EACPT) führt derzeit eine Erhebung unter europäischen Gesundheitsfachkräften durch, um ihr Wissen und ihre Ansichten über Cannabis zu untersuchen.
[...]
esanum: Spaltet dieses Thema das Gesundheitswesen?
Dr. Jouanjus: In der Praxis ist das zu spüren. Im US-Bundesstaat Colorado, wo der Konsum von Cannabis weit verbreitet ist, bezweifelten die meisten Hausärzt:innen in einer Studie die Wirksamkeit von Cannabis und befürchteten unerwünschte Nebenwirkungen. In Ländern, die die medizinische Verwendung von Cannabis bereits zugelassen haben, wird es dagegen von einigen verschreibenden Ärzt:innen den Opioiden oder Benzodiazepinen vorgezogen.

Auch in der wissenschaftlichen Fachpresse wird das Thema heiß diskutiert. Das "New England Journal of Medicine" hat sich im Anschluss an eine hitzige Debatte unter seinen Lesern sehr positiv zu medizinischem Marihuana geäußert. Als meine Studie über die möglichen kardiovaskulären Folgen von Cannabis als Genussmittel veröffentlicht wurde, hat sie vor allem in den Vereinigten Staaten einige Wellen geschlagen.

esanum: Sie befragen das Gesundheitspersonal auch zum eigenen Cannabiskonsum. Warum interessiert Sie das?
Dr. Jouanjus: Der "Abstand zum Objekt" als soziologisches Konzept spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die unmittelbare Vertrautheit mit einem Produkt verändert seine Wahrnehmung. In den Vereinigten Staaten zeigte eine Studie unter Pharmaziestudierenden dass diejenigen, die Cannabis für den Freizeitgebrauch bereits konsumiert hatten, die medizinischen Anwendungsgebiete von Cannabis positiver bewerteten. Unsere Umfrage untersucht daher das unmittelbare Verhältnis der Befragten zu Cannabis im Allgemeinen.

[...]
esanum: Diese Umfrage richtet sich unterschiedslos an alle Angehörigen der Gesundheitsberufe. Was sind die Gründe für diesen Ansatz?
Dr. Jouanjus: Ärzt:innen, Krankenpfleger:innen, Apotheker:innen... Das Wissen, die Ansichten und Überzeugungen all derer, die an der Gesundheitsversorgung beteiligt sind, wirken sich auf die Behandlung aus. In angelsächsischen Ländern wurden bereits Studien durchgeführt, an denen zum Beispiel Pflegefachkräfte in der Onkologie, Apotheker:innen und Strahlentherapeut:innen teilgenommen haben. Es hat sich gezeigt, dass keine Gruppe unter den Fachleuten über ausreichende Kenntnisse über medizinisches Cannabis verfügt.

In einer anderen Umfrage erwiesen sich Apotheker:innen in Bezug auf ihr Allgemeinwissen über Cannabis als kompetenter als Neurolog:innen und Pflegepersonal: zum Beispiel was die Anzahl der Phytocannabinoide in der Pflanze angeht, die unerwünschten Nebenwirkungen von Cannabinoiden, den rechtlichen Status entsprechender Cannabisprodukte oder ihrer Derivate usw. Pflegekräfte hatten dagegen im Vergleich zu Neurolog:innen eine positivere Einstellung und im Gegensatz zu Apotheker:innen ein fundierteres Wissen über die Eigenschaften und klinischen Anwendungen von Cannabinoiden. Daher schien es uns wichtig, alle Angehörigen der Gesundheitsberufe anzusprechen, zumal sich die Rolle des paramedizinischen Personals allmählich erweitert.
https://www.esanum.de/today/posts/was-denken-fachleute-im-gesundheitswesen-ueber-medizinisches-cannabis

Wo dieser Fundus an gesichertem Wissen abzurufen ist, dessen Mangel unter Fachleuten von Dr. Jouanjus beklagt wird, das hat esanum leider nicht gefragt. Auch hätte ich gerne Details darüber, wo und warum Cannabis den Opioiden vorgezogen wird - wenn andererseits doch die Ärzte am wenigsten Ahnung haben ...
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: sailor am 05. Oktober 2022, 12:25:50
Wahrscheinlich wird in den USA mittlerweile Cannabis unter den Ärzten als weniger nebenwirkungsbehaftet angesehen. Die Fetanyl-Krise dort hat viele Menschen aufgeschreckt und ich denke, dass man mit Cannabis bestimmte Schmerzsympthome/-syndrome genauso gut in den Griff bekommt wie mit Opioiden...

Wenn man dann mal etwas tiefer schaut, bspw. in den Bergbaugebieten, dann erkennt man aber auch, dass "Drogen" dort nur Sympthome, nicht jedoch die Ursachen bekämpfen (körperliche Gebrechen aufgrund schwerster Arbeit bei wenig Arbeitsschutz und arbeitsmedizinischer Begleitung).
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 05. Oktober 2022, 12:55:16
Zitat von: sailor am 05. Oktober 2022, 12:25:50ich denke, dass man mit Cannabis bestimmte Schmerzsympthome/-syndrome genauso gut in den Griff bekommt wie mit Opioiden...
Ich nicht, denn in den Studien war die analgetische Wirkung von Cannabis, äh, moderat. Die Opioidkrise in den USA hat komplexe Gründe, und Cannabis ist eben kein Ausweg.

Eine Ursache ist beispielsweise, dass bei der (verglichen z. B. mit ... jedem anderen Industrieland) relativen Unterversicherung/Überteuerung Patienten solange mit einer Behandlung warten, bis es nicht mehr geht und sie die Notaufnahmen bevölkern, wo sie mit Opioiden eine schnelle und effektive Schmerzlinderung erfahren - und der Notarzt sie schnell wieder los wird. Das ruft nach Wiederholung, und so schafft man den Einstieg in die Abhängigkeit. Cannabis kann diese Analgesie nicht leisten.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: sailor am 05. Oktober 2022, 15:21:34
Da habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte nicht die absolut bewiesene Wirkung sondern eine angenommene...

Dass Cannabinole und Opiate verschiedene Gruppen und unterschiedliche Wirkungen haben ist mir bekannt. Für jemanden, der "nur" die beruhigende/entspannende Wirkung sieht, drängt sich eine solcher "Ersatz" vieleicht auf. Ich meine auch nicht, dass Cannabis dort eine Lösung ist, sondern die Probleme eben in der sehr überschaubaren Versorgung der Ursachen liegen.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: RPGNo1 am 20. Dezember 2022, 08:57:01
Der Volksverpetzer hat einen Cannabis-Faktencheck veröffentlicht.

https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/cannabis-faktencheck-alle-mythen-studien/
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 23. Januar 2023, 22:51:56
"Apotheke Adhok", die gelegentlich gute Artikel zur Aufklärung über angebliche Wundermittelchen (aka NEMs) machen, sind natürlich auch Verticker von Schlangenöl Mittelchen mit ggf. fragwürdigem Nutzen. Oder haben die nur ganz nüchtern Pubmed rezitiert?

ZitatStress- und Angst-Geplagte profitieren vor allem bei schlechtem Schlaf und innerer Unruhe von dem natürlichen Extrakt*. Zudem wenden viele Sportler:innen CBD in Form von Ölen und Gelen an, um schneller zu regenerieren und nach außergewöhnlichen Belastungen Schmerzzustände zu lindern. Arthritis-Patient:innen, die einen langen Medikationsweg und viele Nebenwirkungen hinter sich haben, können mit CBD-Produkten die ärztliche Therapie unterstützen und Schmerzen lindern.

Ein zusätzlicher Pluspunkt: Cannabidiol ist gut verträglich, macht nicht abhängig und ruft kaum Nebenwirkungen hervor.
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/apothekenpraxis/cbd-was-steckt-hinter-dem-cannabis-trend/

Oder haben die das nur mit den Schüssler-Salzen verwechselt? Kann passieren, wird ja auch in Apotheken vertickt und die Beschreibung ist beinahe identisch.


*es gibt ja immer den (teilweise bestätigten) Verdacht, das Zeugs würde auch geringe Spuren an THC enthalten. Das ist das Zeugs, das wirklich dröhnt :crazy
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 23. Januar 2023, 23:02:09
Zitat von: eLender am 23. Januar 2023, 22:51:56Oder haben die nur ganz nüchtern Pubmed rezitiert?

Ich habe keine Quellenangabe erkannt, und für
Zitatkann CBD auch das Wohlempfinden durch Linderung und Harmonisierung von körperlichen und seelischen Beschwerden steigern.
würde ich auch keine erwarten. "Harmonisierung von körperlichen und seelischen Beschwerden" scheint mir ein bisher nicht validierter Endpunkt von klinischen Studien zu sein.

 ;)
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 23. Januar 2023, 23:03:52
Das klingt so ähnlich wie: "der Leberkäs hat Werte im hochnormalen Bereich" :skeptisch:
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Max P am 24. Januar 2023, 14:57:49
Früher war alles besser einfacher.


Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 02. November 2023, 20:49:28
Ärztlich verordnetes Cannabis und Fahrtauglichkeit, ein ungeklärtes Problem, um das vornehm auszudrücken. Wir hatten dazu mal einen Blog-Beitrag.
https://blog.psiram.com/2018/01/cannabis-und-strassenverkehr/

Die aktuelle Lage allgemein zu Cannabis z. B. hier,
https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/cannabiskonsum-kiffen-autofahren-recht-regelungen-v2/
Einmal aufm Kieker der Behörde, aus welchem Grund auch immer, und du musst wenigstens 750 EUR für die MPU abdrücken. Und Cannabis als Medizin ist dort mit keiner Silbe berührt.

Problem erkannt, Problem gelöst. In den Tageszeitungen (Lokalpresse) findet sich gestern eine halbe Seite, die sich damit befasst. Es heißt da:
ZitatNur Cannabis-Patienten dürfen den aktuellen THC-Grenzwert am Steuer überschreiten, müssen aber eine verkehrsmedizinische Begutachtung durchlaufen. Sie müssten im Vorfeld die Führerscheinstelle darüber informieren, dass sie aus medizinischen Gründen Cannabis einnehmen, erklärt Senebald. ,,Die Führerscheinstelle fordert dann zunächst eine fachärztliche Untersuchung ein. Im Rahmen dieser wird untersucht, ob der Patient wirklich Cannabis benötigt und ob er zuvor bereits andere Medikamente getestet hat", sagt er. Sobald der Patient die Untersuchung bestanden habe, ,,erstellt die Führerscheinstelle ein Gutachten, das Betroffene berechtigt, am Verkehr teilzunehmen."

Ohne das auf eigene Kosten beizubringende Gutachten müsse der Patient mit dem Führerscheinentzug rechnen, sobald er sich ans Steuer setzt. Darüber würde bei Ärzten und Patienten Unwissenheit herrschen. Denn nirgends werde darauf hingewiesen, dass der Führerscheininhaber die Einnahme von Cannabis der Führerscheinstelle melden muss, beklagt Senebald. Der Staat habe hier nur halbe Informationen weitergegeben - ,,so entsteht ein Teufelskreis."

Der verordnende Arzt wird also zum Rapport bei der Führerscheinstelle antreten, und wehe die stellt fest, dass er vorher ,,keine anderen Medikamente getestet" habe ... das ist, offen gesagt, absurd. Mit der Indikation – von der man halten mag, was man will – hatte sich ja vorher schon der Medizinische Dienst der Krankenkassen befasst, und es deuten sich hier völlig willkürliche, nicht dokumentierte ,,Prüfkriterien" an. Ein Arzt, der zu solchen Berichten aufgefordert wird, wird dem Amt einen Vogel zeigen (d. h. gar nicht reagieren) oder den Interessenten erzürnt finanziell bluten lassen.

Aber einen Verdacht will ich noch äußern. Der Wissende, der hier zu Wort kommt, ist ein Herr Senebald, ,,Gründer und Geschäftsführer der Sedura Consulting GmbH aus Düsseldorf. Seine Firma hat sich darauf spezialisiert, Menschen zu helfen, die um ihren Führerschein fürchten." Beraterfirmen sind strukturell darauf angewiesen, die Folgen fehlender Beratung in den düstersten Farben auszumalen, und sie machen es gerne. Dankbar springen sie in jede vom Gesetzgeber gelassene Lücke, auch wenn ihre Auskünfte eher fantasievoll als verbindlich sind. So kann man die Binnenwirtschaft auch ankurbeln.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 03. November 2023, 06:42:21
PS: die eigentliche Widersinnigkeit (die Fahrtauglichkeit unter Cannabis kann nicht vom Einnahmezweck abhängig sein) wurde auch in dem Lokalpresse-Artikel vollständig ignoriert. Aber das wollen wir ihr gar nicht anlasten.

Und noch, fällt mir nachträglich auf:
Zitat von: Peiresc am 02. November 2023, 20:49:28
Zitat"[...] Die Führerscheinstelle fordert dann zunächst eine fachärztliche Untersuchung ein. Im Rahmen dieser wird untersucht, ob der Patient wirklich Cannabis benötigt und ob er zuvor bereits andere Medikamente getestet hat", sagt er. Sobald der Patient die Untersuchung bestanden habe, ,,erstellt die Führerscheinstelle ein Gutachten, das Betroffene berechtigt, am Verkehr teilzunehmen."

Ohne das auf eigene Kosten beizubringende Gutachten müsse der Patient mit dem Führerscheinentzug rechnen, [...]
Hier ist bei genauem Hinsehen von zwei Gutachten die Rede, eines vom Facharzt, eines von der Führerscheinstelle. Das vom Facharzt könnte gut ein Einzeiler des verordnenden Arztes sein, ,,ich bestätige, dass Herr/Frau X von mir Cannabis aus medizinischen Gründen bekommt", und von der Führerscheinstelle bekommt er dann einen Wisch, dass er bekifft fahren darf. Das mit der "Prüfung auf vorherige Medikamente" klingt ganz so, als wäre es ad hoc dazuerfunden. Es sind also eher Bescheinigungen als Gutachten. Womit die Fa. Senebald eigentlich ihr Geld verdienen will, bleibt ein bisschen unklar.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Typee am 03. November 2023, 19:07:24
Zitat von: Peiresc am 03. November 2023, 06:42:21PS: die eigentliche Widersinnigkeit (die Fahrtauglichkeit unter Cannabis kann nicht vom Einnahmezweck abhängig sein) wurde auch in dem Lokalpresse-Artikel vollständig ignoriert. Aber das wollen wir ihr gar nicht anlasten.

Völlig richtig. Die einzige im Straßenverkehr sinnvolle Konsequenz wäre doch: wer Cannabis braucht, kann eben nicht ein Fahrzeug führen.

Ich frage mich, ob im Luftverkehr so etwas auch nur in Erwägung gezogen werden könnte. Aber es geht ja nur um Verkehrsmittel mit einer relativ viel höheren Unfallwahrscheinlichkeit.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: eLender am 03. November 2023, 23:07:23
Zitat von: Peiresc am 02. November 2023, 20:49:28das ist, offen gesagt, absurd
Der ganze Umgang mit dem Thema ist an Absurdität kaum zu übertreffen. Ich kenne eine Verordnung aus meinem beruflichem Umfeld (nein, nicht Bubatzbusiness ;D ) einen ähnlichen Vorgang. Da wurde über Jahrzehnte (!) an einer Verordnung gebastelt, die kaum einer verstehen noch praktikable umsetzen kann. Dabei wollte man doch alles vereinfachen. Man sieht nur noch Leute, die mit den Achseln zucken, wie jetzt in den betreffenden Fällen vorzugehen ist.

Beim Bubatz ist ja schon die "Legalisierung" voller unpraktikabler Verordnungen und Regelungen. Aber das Thema Straßenverkehr setzt da echt noch mal einen oben drauf. Man erkennt die Absurdität tatsächlich erst, wenn man den Ansatz einfach mal mit dem vergleicht, was eigentlich genauso geregelt werden müßte. Wer das dann (evtl.) bald legal zu Genusszwecken therapeutisch einsetzen will, der muss sich also erst mal mehrere Gutachten einholen, dass er das auch wirklich darf. Oder soll der gleich seinen Führerschein abgeben?
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 07. November 2023, 07:17:16
Heute aufgeschnappt:
ZitatDer Bund der Deutschen Cannabis-Patienten stört sich an den verpflichtenden Abstandsregeln für den Konsum in der Nähe von Schulen oder Kitas: ,,Wer sich Insulin spritzen muss, wird vom Gesetz auch nicht wie ein vermeintlicher ,Insulin-Junkie' behandelt, sondern darf dies an jedem Ort vornehmen."
Mir fällt auf, dass mir bisher nichts von vergleichbaren Bundesbestrebungen, z. B. Bund der Insulinpatienten oder Bund der Antibiotika-Patienten, bekannt geworden ist.

Das Grundproblem ist haargenau dasselbe wie bei den Gender-Fuzzis. Sie wollen einerseits als völlig normal und gleichberechtigt behandelt werden und andererseits was Besonderes bleiben.
Titel: Re: Cannabis auf Rezept
Beitrag von: Peiresc am 02. Dezember 2023, 20:22:47
Ich war gerade auf dem jährlichen Haupt- und Staatskongress der deutschen Psychiater. Die blanke Wissenschaft, sollte man vermuten; die richtige Gelegenheit sich mal upzudaten.

Die zitierten kontrollierten Doppelblind-Studien hörten ca 2019 auf, m. a. W. die Fachwelt hat das Interesse verloren (wenn sie je eines hatte). Aber es gibt unverdrossene Enthusiasten, denn sonst hätte es gar keine Sitzung gegeben. Da hörte man denn Sachen wie ,,Cannabis war bei Psychosen schlechter als Placebo" – die einzig korrekte Formulierung wäre: Cannabis macht Psychosen erwiesenermaßen schlechter. Auch bei Tic-Störungen (eines der wenigen einst aussichtsreichen Einsatzgebiete, wir hatten das früher mal als Thema) lässt sich ein Nutzen nicht belegen.
In einer anderen Sitzung lässt die Expertin Müller-Vahl (für Tics wie für Cannabis) in einem Nebensatz fallen, dass sie Tics mit Aripiprazol – einem Antipsychoticum – behandelt, wenn eine medikamentöse Therapie nötig ist.

Es wird ein Cochrane-Fazit zitiert
ZitatIn Anbetracht des Mangels an Beweisen, des Fehlens qualitativ hochwertiger Belege und der bekannten Risiken (...) ist die Verwendung von Cannabinoiden zur Behandlung psychischer Störungen derzeit nicht zu rechtfertigen."
Black et al. 2019
Aber es wird abgeschmettert mit der Bemerkung, das wäre zu krass ausgedrückt.

Skrupellos habe ich das Verbot ignoriert mitzufotografieren.

canna1.jpg

Das kommentiert sich selbst. Es ist nicht das, was man unter ,,Wissenschaftlichkeit" verstehen sollte.

PS: das sieht ja aus wie eine Todesanzeige ... ist es denn wohl auch.