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Amerika du hast es besser

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Begonnen von Peiresc, 13. November 2016, 20:28:34

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Peiresc

Zitat von: celsus am 15. Oktober 2019, 12:37:55
Ich finde den Text ziemlich verwirrend und verstehe ihn auch nicht vollständig - aber eventuell ist genau das auch das/ein Ziel des Autors. Das wirkt auf mich nicht wie seine Überzeugung, sondern wie ein Gedankenexperiment, ein Perspektivwechsel: Wie sähe die Lage bei einem anderen Präsidenten aus, wenn man den Eindruck hätte, die Geheimdienste würden an einer Absetzung arbeiten?
Unterstellen wir mal, dass der Text eine tagespolitische Funktion hat und kein reines Glasperlenspiel ist. Welche könnte das sein?

celsus

Naja, das führt natürlich zur Deep-State-Theorie, dass die Geheimdienste in Wirklichkeit die Geschicke das Landes steuern und bestimmen und wer welchen Job bekommt.

In diesem Extremfall-Szenario gäbe es aber überhaupt keinen Präsidenten Trump.

Dass Geheimdienste eigene Ziele haben, die nicht unbedingt mit denen der Regierung übereinstimmen, bezweifle ich nicht. Aber an der tatsächlichen Macht zweifle ich. Sonst wären etwa bei der Mueller-Untersuchung viel mehr und viel belastbarere Indizien auf dem Tisch gelandet.

Den "permament Coup" verstehe ich so, dass wir dem Versuch einer Machtübernahme durch Geheimdienste zuschauen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Peiresc

Zitat von: celsus am 15. Oktober 2019, 13:02:57
Naja, das führt natürlich zur Deep-State-Theorie, dass die Geheimdienste in Wirklichkeit die Geschicke das Landes steuern und bestimmen und wer welchen Job bekommt.

In diesem Extremfall-Szenario gäbe es aber überhaupt keinen Präsidenten Trump.
Wir können ja mal vom Kontrafaktischen zum Faktischen übergehen. Vor der Wahl hat es einen ,,leak" des FBI, genauer des New Yorker FBI (Giuliani) gegeben, der pro-Trump gewesen ist. Das war der einzige Leak des FBI vor den Wahlen (FBI Records Vault), und Comey war gezwungen, öffentlich zu laufenden Ermittlungen Stellung zu nehmen,
ZitatWie das FBI Wahlkampf macht
FBI-Chef Comey hat elf Tage vor dem Wahltag eine Erklärung über Clintons E-Mails veröffentlich. Damit hat er gegen eine Regel des US-Justizministeriums verstoßen.
[...]
Zweimal innerhalb einer Woche haben das ehemalige, langjährige republikanische Parteimitglied Comey und seine Behörde mit Äußerungen und Veröffentlichungen direkt in den Wahlkampf eingegriffen – beide Maile zugunsten des republikanischen Kandidaten Donald Trump.

Seit Comey am vergangenen Freitag neue Ermittlungen in Clintons Mail-Affäre ankündigte, kann Trump in den Umfragen deutlich aufholen. Im Schnitt der wichtigsten Erhebungen beträgt der Vorsprung der früheren Außenministerin weniger als eine Woche vor der Wahl am 8.November nur noch etwa zwei Prozentpunkte und liegt damit innerhalb der Fehlermargen der meisten Befragungen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/us-praesidentschaftswahl-wie-das-fbi-wahlkampf-macht/14780176.html

Zitat von: celsus am 15. Oktober 2019, 13:02:57Sonst wären etwa bei der Mueller-Untersuchung viel mehr und viel belastbarere Indizien auf dem Tisch gelandet.
Es gibt keine offizielle geheimdienstliche Einschätzung des Steele-Dossiers, die publiziert ist, soweit ich das weiß. Der Mueller-Report liegt dem Kongress nicht in unzensierter Form vor. Es muss einen Counter-Intelligence-Anteil des Berichts gegeben haben, von dem wir nichts wissen. Der trumpistische Klerikalfaschist William Barr ist Justizminister und war Vorgesetzter von Mueller und Rosenstein. Robert Mueller konnte sich bei seiner Befragung im Kongress nicht einmal an Details erinnern, die in seinem Bericht schwarz auf weiß zu lesen sind. Die Geheimdienste müssen auf due process achten, denn sonst sind ihre Ergebnisse nicht verwertbar. Selbst Mattis hat sich im Ruhestand plötzlich wieder auf seine soldatischen Pflichten besonnen, als er kürzlich nach Details gefragt worden ist (nachdem er für den Job als Verteidigungsminister kurzzeitig offiziell zum Zivilisten mutiert war).

Die Indizien sind belastbar. Es muss aber jemanden geben, der gewillt ist sie zu belasten. Vor ein paar Minuten bei TheHill:
ZitatTrump's GOP impeachment firewall holds strong
[...]
"If you don't have anything nice to say, you just keep your mouth shut and see how the cards fall," said Republican strategist Ford O'Connell.
"Their entire political livelihood is dependent on Donald Trump winning in 2020. So unless there's some enormous smoking gun that no one foresaw — and certainly that's not the case right now — they're going to stick with Trump"
Woran könnte man "enormous" messen? Ganz einfach. Etwas, dass die "Basis" dazu bringt, sich von Trump abzuwenden. Alles andere ist peanuts, chatter.

Lt.Havoc

https://www.businessinsider.de/trump-syria-mistake-thought-turkey-bluffed-invasion-axios-2019-10?r=US&IR=T

Trump thought Turkey was bluffing and would never actually go through with invading Syria, report says

Er hätte das gedacht.......jeder, jeder hat sich das gedacht, da das so typisch für Trump.....

celsus

Zitat von: Peiresc am 15. Oktober 2019, 13:57:07Woran könnte man "enormous" messen? Ganz einfach. Etwas, dass die "Basis" dazu bringt, sich von Trump abzuwenden. Alles andere ist peanuts, chatter.

Wenn das die einzige Möglichkeit ist, einen schädlichen und schadhaften demokratisch gewählten Präsidenten loszuwerden, gibt es kein funktionierendes Werkzeug, um eine Demokratie zuverlässig vor sowas zu schützen. Dann fehlt es schon an einer vernünftigen, allgemeingültigen Definition, was als schädlich zu betrachten ist.

Es gibt nur Meinungen, keine Fakten.

In Sachen USA habe ich mich wirklich grob verschätzt. Vor drei Jahren war ich ziemlich sicher, dass das erste Impeachment-Verfahren nach spätestens 6 Monaten läuft und weniger als ein Jahr bis zum Abschluss braucht.

Wo ist da der Fehler im System? Gibt es überhaupt einen Fehler?
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Lt.Havoc

Watergate hat auch von 1972 bis 1974 gedauert, das ist das Verfahren das gerade gegen Trump läuft schneller. Aber ob das was bringt, weiß keiner, da es noch nie sowas wie Trump gegeben hat. Wie ich hier schon mal vor langer zeit erwähnt habe, haben die Republikaner in den letzten 10 Jahren alles unternommen, um das System zu unterminieren und so hin zudrehen, damit sie endlich wieder und für immer an der Macht belieben, da sie Angst vor dem Wandel haben, der sich in den USA seit dem ende der Bush era, vollzieht. Davor haben auch große Interessentruppen aus dem (neo-) Konservativen und Rechten Spektrum auch was von und Trump ist da der Rammbock, um das hinzubekommen.


Scipio 2.0

Zitatdem Wandel haben, der sich in den USA seit dem ende der Bush era, vollzieht.

Kannst du vielleicht erläutern was du damit meinst? Bin nicht so auf dem laufenden.

sailor

@Peiresc: Ja, der Gedanke mit der rhetorischen Figur ist mir auch gekommen, vor allem, weil ich "alternative" Erklärungsmodelle für das Verhalten von Geheimdienstmitarbeitern vermisst habe... Allerdings hielt ich den Autor nach schneller Recherche nicht für einen intelligenten Trumpasen (Paradoxon?)

@scipio: In den USA gibt es seit Jahrzehnten einen Wandel, der die Reps bzw. ihre Stammlande systematisch aushöhlt. Der Mittlere Westen verliert an Bevölkerung und Einfluss, die Küstenregionen boomen. Die alten Industriereviere an den Großen Seen sind dank der hyperliberalen Politik der Reps kaputt. Maßnahmen wie die TVA (Tenessee Valley Authority) waren immer Sache der Demokraten und selbst in Texas werden die Urbanen Zentren dank Zuwanderung deomkratischer. Dazu kommt, dass mittlerweile nicht-WASP-Bevölkerungsanteile schneller wachsen. Insbesondere Hispanics laufen "Weiß" und "Schwarz" den Rang ab. Gleichzeitig haben die Reps mit ihrer Politik (Reaganomics) die sozialen Schichten gekillt, die normalerweise Rep gewählt haben, nämlich gut verdienende Industriearbeiter... rat mal, warum Trump sich so sehr wieder "rauchende Schlote" und Kohle wünscht. 

Peiresc

Zitat von: sailor am 15. Oktober 2019, 18:00:54
Allerdings hielt ich den Autor nach schneller Recherche nicht für einen intelligenten Trumpasen (Paradoxon?)
Man könnte dazu spekulieren, aber es würde bei der Spekulation bleiben. Nur so viel: ein Idiot ist er nicht, aber nützlich ist er schon.

Lt.Havoc

Zitat von: Scipio 2.0 am 15. Oktober 2019, 16:22:36
Zitatdem Wandel haben, der sich in den USA seit dem ende der Bush era, vollzieht.

Kannst du vielleicht erläutern was du damit meinst? Bin nicht so auf dem laufenden.

Klar kann ich das. Die USA erleben mehrere Wandel gleichzeitig oder parallel, zum einen werden die Leute immer Säkularer, es wir immer weniger an den Christlichen Gott geglaubt und selbst die Leute, die sich immer noch als Christ bezeichnen, sind nur noch Kulturelle Christen, die eher moderat und liberal auftreten und halt keine Probleme mit Homosexualität und der gleichen hat. Für diese Leute sind hadcore Kleriker wie Pence und Barr, typen die es halt übertreiben mit dem Glauben und keine Identifikationsfiguren. Die werden Trump eher nicht gewählt haben und können mit dem auch nicht so wirklich was Anfange (ausnahmen bestätigen die Regel).

Der andere Aspekt, ist die Jugend, und ich meine da die Teenager, die Homelander und Dreamers, die habe ganz andere Ansichten und sind eher links liberal Eingestellt (auch dort gibt es ausnahmen, aber nach meiner eigenen Einschätzung, sind die teens, die hard rechts oder Konservative sind, auch meisten so erzogen und konnten dem noch nicht entkommen und viele Star Rechte die das Netz unsicher machen, gehören eher zu den Mellenials) und laut Repräsentativer Umfragen, würden die alle eher Demokratisch wählen als GOP. Gerade bei den Dreamers, den Immigranten Kindern, ist Trump und die Republikaner nicht hoch angesehen, aus gründen, die wir hier schon besprochen wurden (Kurz Fassung, Trump wollte die ja alle ausweisen, samt Familien, da sie angeblich illegal hier sind). Diese Jungen Leute sind die wähler der Zukunft, und die schaut für (Neo-)Konservative, stramm rechte und die GOP schlecht aus.

Warum? Der Demographische Wandel. Die Christliche Rechte ist alt und schrumpft weg mit jedem jahr, also wars das mal mit der "Moral Majority". Versuche, Nachwuchs heranzüchten oder zu gewinnen läuft nicht so gut, denn wie oben schon gesagt, ist Hardcore Christ zu sein nicht greade hip und cool (sogar im Bible Belt geht das zurück, ist war noch ein weiter weg, aber immerhin). Und dann ist ja auch noch der Punkt, das Prozentual gesehen, die Weiße Bevölkerung schrumpft, da es halt mehr Latinos und Schwarze geben wird. Die Wählen hauptsächlich Demokraten und davor had die GOP Angst. In den Rechten Kreisen wird das als Untergangszenario verbreitet, und deswegen ist Trump bei denen so beliebt und die würden echt gerne sogar noch weitergehen als bisher (Race War, White Ethno State, die ganze handbreite des Rechten Mülls halt ).

So, auf die Dauer ist das nicht zu stoppen, ein SZ Artikel ging ins Detail warum zb. es nicht möglich ist, die Wanderung von Süd Nach Nord (Von Süd nach Nord Amerika) sich nicht aufhalten lässt, und die Gebiete wie New Mexiko und Arizona halt bald mehr Latino Bewohner hat, da helfen Mauern gar nichts, da die ja ber Bahn oder Flugzeug kommen und der andere Punkt ist, das die halt auch Kinder in die Welt setzen.

Was wir mit Trump erleben, ist ein klassischer "Pushback", ein letztes, verzweifeltes Aufbäumen verkommener, überalterter Ideen, die bald in die an Hand der oben beschriebener Entwicklungen irgendwann in der Motten Kiste der Historie landen wird (oder mit dem Rechten Gedanken Gut, dem Misthaufen der Geschichte, hoffe ich mal).

Alles andere hat Sailor schon gesagt, also wiederhole ich das hier nicht nochmal.

Scipio 2.0

Ah vielen Dank, jetzt bin ich wieder etwas schlauer!

Typee

Na ja, alles schön und gut, das mit der Süd-Nord-Migration. Aber so lange womöglich 20.000 übrig gebliebene Rednecks einen Wahlmann bestimmen, während es in New Jersey dafür 2 Millionen braucht, ist der Effekt möglicherweise kleiner, als man sich das gerne vorstellt.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Lt.Havoc

Zitat von: Typee am 15. Oktober 2019, 19:42:25
Na ja, alles schön und gut, das mit der Süd-Nord-Migration. Aber so lange womöglich 20.000 übrig gebliebene Rednecks einen Wahlmann bestimmen, während es in New Jersey dafür 2 Millionen braucht, ist der Effekt möglicherweise kleiner, als man sich das gerne vorstellt.

Richtig, aber viele Leute wollen da endlich geändert haben uns es gibt Demokraten (Justice Democrats glaube ich), die das Electoral College endlich abschaffen oder zu mindestens ändern wollen damit so was nicht mehr vorkommt.

sailor

Naja, mit Erfindung der Klimaanlage gabs ne Nord-Süd-Wanderung. Florida und Texas sind dadurch erst aufgeblüht, wobei Florida überaltert (Rentnerstaat), von karibischen Hispanics (Kuba, Haiti) "überrannt" eben mittlerweile auch ein "swing state" ist. Houston, Dallas und Denver wären nie so groß geworden ohne Klimaanlage. Davor gabs da nur Öl und Rinder, ab den 70igern kam Hightech dazu und die Fachkräfte dafür kamen aus dem Norden.... und haben dort auch die Unis groß gemacht. Allerdings auch mit dem entsprechenden Mindset. Diese Uni-Kultur, die extreme Auswüchse in "Triggerwarnings" und "Mikroaggression" hat, ist grundsätzlich liberal, wenn die Uni einen guten Ruf hat/haben soll. die "Redneck-Unis" bspw. in Alabama sind zwar gut besucht, aber eben "nur" mittelmäßig.

@ Typee: Der Unterschied ist nicht ganz so krass aber erheblich: Große Staaten brauchen 600.000 Voter, kleine und DC 300.000. Also Irgendwo <2:1 je nach Staat.

Peiresc

Über die Perspektiven im Mittleren Osten. Das Ende der Pax americana, Freunde und "Freunde" (einschließlich Mr Bone Saw) sind verlassen, und Feinde können ihr Glück nicht fassen.

ZitatThe US is now what might be called a Shadowplay Superpower. Sure, it'll continue to make all the usual noises about democracy, human rights, standing with allies and so on -- but this is now gaseous nonsense completely divorced from reality, according to friend and foe.
Two of America's biggest enemies, Russia and Iran, simply cannot believe their luck that in a long line of strategic cock-ups and own goals, American elected a dumber-than-shit sociopath who has now gifted them (not even sold, but gifted) its interests and assets in the region.
[...]
In other words, even the worst partners Trump purports to value -- the Saudi royal family -- think he's a wimp and a hypocrite and wholly unreliable.
mentions A sentiment echoed, too, by the Israelis this week, who rightly see America's withdrawal from Syria as the end of Pax Americana and the beginning of what will undoubtedly be a long and bloody carve-up of the neighborhood by hostile forces.
https://threadreaderapp.com/thread/1184133774717661184.html

Lesenswert; ist nicht lang.