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Wirkt Wissenschaft ohne Glaube?

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Begonnen von Superkalifragilistisch, 05. Juli 2014, 14:13:19

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Superkalifragilistisch

Enthält der Slogan ›Wissenschaft wirkt ohne Glaube‹ eine Ausnahme,

- dergemäß man statt Glaube zumindest ›Hoffnung‹, eine ›Positive Einstellung‹ haben muss? Etwa, wer von Krankheit genesen möchte. Darf Wissenschaft einen reflexiven Glauben ›an sich selbst‹ als förderlich propagieren - weil sie am ende die Wirkung nur von dem transitiven Glauben losgelöst hat?
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

pelacani

Zitat von: Superkalifragilistisch am 05. Juli 2014, 14:13:19
Etwa, wer von Krankheit genesen möchte.

Von welcher? Das ist nicht einerlei.

F. A. Mesmer

bisher nahm ich pragmatisch an, dass wissenschaft/physik/realitätsbindung/usw. sich dadurch auszeichnet, dass sie funktioniert, auch wenn man nicht dran glaubt.

weil, ich kenne so sätze wie: "Anschnallen? Sicherheitsgurt? Da glaub ich nicht dran."  :-X

Groucho

Zitat von: Superkalifragilistisch am 05. Juli 2014, 14:13:19
Darf Wissenschaft [...]

"Who the fuck is General Failure? And why is he reading my harddisk?"

Superkalifragilistisch

Ich habe das Gefühl, daß es die Uneingeschränktheit von dem Slogan bei Krankheiten gibt, die gut therapierbar sind und das am besten durch Methoden, die dazu auch noch einen greifbaren Eindruck auf Aussenstehende machen. Chirurgische Eingriffe ganz vorne. Die Methoden sind effektiv (wissenschaftlicher Fortschritt) genug, daß sie schlicht keines ,,persönlichen Zutuns" seitens des Patienten bedürfen. Ein Mangel am Erfolg würde hier gemäß dem Slogan als das Versagen der (Effektivität der) Therapiemethode gesehen, nicht als Ungenügen des Patienten.

Es bleiben als Kandidaten alle anderen Krankheiten. Nehmen wir doch einfach die als Beispiel, welche unter dem Namen ,,Zivilisationskrankheiten" zusammengefasst werden. Gilt bezüglich diesen in der Wissenschaft der Gesundheit immer noch die Uneingeschränktheit des oben erwähnten bekannten Slogans?


PS: Die Formulierung aus der Negation heraus könnte auch lauten: bei einer ›negativen Einstellung‹ versagt sich der Erfolg
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

Superkalifragilistisch

Zitat von: F. A. Mesmer am 05. Juli 2014, 14:49:50
bisher nahm ich pragmatisch an, dass wissenschaft/physik/realitätsbindung/usw. sich dadurch auszeichnet, dass sie funktioniert, auch wenn man nicht dran glaubt.

weil, ich kenne so sätze wie: "Anschnallen? Sicherheitsgurt? Da glaub ich nicht dran."  :-X
Das sind vollumfänglich diskreditierte Kandidaten, denen heute selbst bekennende Gläubige keine Beeinflussung durch ,persönliche Einstellungen' der Sache gegenüber zusprechen könnte. In anderen durchaus mit dem Nimbus der Wissenschaftlichkeit ausgestatteten Bereichen breitet sich die Überzeugung von der Veränderung der Realität durch ,,an der eigenen Einstellung arbeiten" auch heute noch aus. Deshalb nervt mich der Slogan in gewisser Weise als unehrlich.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

pelacani

Ich war vorhin wohl ein wenig unpräzis. Meine präzise Antwort ist: ich kenne keine methodisch guten Studien zu dieser Frage, und ich weiß auch nicht genau, was Zivilisationskrankheiten sind.

Truhe

Mir scheint, die Frage ist "Wirkt Therapie ohne Glaube?".

Wissenschaft ist doch "nur" eine Methode. Und soweit ich es beurteilen kann, funktioniert diese recht gut, obwohl es sehr viele gibt, die gar nicht an sie glauben.

Groucho

Zitat von: Truhe am 05. Juli 2014, 16:19:46
Mir scheint, die Frage ist "Wirkt Therapie ohne Glaube?".

Wissenschaft ist doch "nur" eine Methode. Und soweit ich es beurteilen kann, funktioniert diese recht gut, obwohl es sehr viele gibt, die gar nicht an sie glauben.

Mein Hinweis war wohl zu dezent. Also deutlicher: Wer soll "die Wissenschaft" denn sein? Wer hat ihr was wie zu erlauben? Wissenschaft ist eine Methode, die unabhängig vom Glauben an irgendwas idealerweise gleiche Ergebnisse produziert. Vielleicht willst Du ja fragen, ob medizinische Methoden besser wirken, wenn man sagt, sie seien wissenschaftlich? Und was sind "Zivilisationskrankheiten"? Ich kenne den Begriff hauptsächlich nur als eher ideologischen Kampfbegriff, mit dem man konkret eher nichts anfangen kann.

Oder vielleicht leidet der monierte Satz daran, dass es im Englischen Belief und Faith gibt, und im Deutschen nur ein Wort?

F. A. Mesmer

superkali, ich verstehe nicht, was du meinst. ich war mehr so bei Groucho.
als sinnbild hatte ich aber das gute alte boxen. der hieb, der ein nasenbein zertrümmert, dabei den nacken des nasenOPFA schädigt und einiges mehr anrichtet, richtet genau das an, unabhängig davon, ob jemand an ihn glaubt oder mit ihm gerechnet hat usw. ganz pragmatisch eben. eine schlichte absicht für des trainierten hiebschwingers genügt. überzeugung, glaube oder auch nur hirn sind vernachlässigbar. rückenmark erzeugt vollbefriedigende wirkungsübertragung.
8)

Typee

Zitat von: Pelacani am 05. Juli 2014, 16:00:30
ich weiß auch nicht genau, was Zivilisationskrankheiten sind.

Das sind die, an denen man heute länger leidet, als man früher lebte.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

sumo

Therapie ohne Glaube? Na klar, wenn es die Therapie der Wahl ist, jemandem einen Teil seines Körpers chirurgisch zu entfernen, dann hilft das auch, ohne daß der Patient irgendwie daran glauben muß. Ebenso, wenn ein Medikament eine Wirkung hat, ein Antibiotikum z.B., dann wirkt das auch ohne Glauben. (Ganz abgesehen davon, daß intensivmedizinisch behandelte Patienten, die sediert sind, auch nicht so ohne Weiteres an die verabreichten Medikamente glauben, möglicherweise wissen sie ja nicht einmal was von diesen)

Groucho

Kann man dann unter Pla-/Nocebo-Diskussion subsummieren.

sumo

teilweise schon. Aber wenn ein Tumor kurativ entfernt wird, dann hat der Pla/Noceboefekt sicher einen Einfluß auf die Befindlichkeit des Patienten, darauf, wie er sich fühlt, wie lange er braucht, um die Klinik zu verlassen etc. Aber mit dem direkten Effekt der Operation hat das aus meiner Laiensicht nichts zu tun.

Groucho

Zitat von: sumo am 05. Juli 2014, 22:53:40
teilweise schon. Aber wenn ein Tumor kurativ entfernt wird, dann hat der Pla/Noceboefekt sicher einen Einfluß auf die Befindlichkeit des Patienten, darauf, wie er sich fühlt, wie lange er braucht, um die Klinik zu verlassen etc.

Freilich. Man sagt einem Patienten danach ja auch nicht "Der Chirurg war zwar völlig übernächtigt und hat so eine OP zum ersten Mal gemacht, aber die Schnitte dürften trotzdem gut vernarben. Wenn Sie Blut husten, klingeln sie aber bitte sofort!".