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Kritik am Konzept der 'psychischen Krankheit' 'psychischen Störung'.

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Begonnen von BasementBoi, 14. Juni 2014, 09:07:50

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BasementBoi

Traurig das man das medizinische Krankheitsmodell hier zwar in Verbindung mit der Psychoanalyse kritisiert, den gleichen Humbug aber der Psychiatrie durchgehen läßt.
Zum Glück gibt es jedenfalls auch unter Psychiatern welche, die sich dieses Dilemmas bewußt sind und nicht nur Apologeten von Pseudowissenschaft wie im Psiram Forum.

http://www.nature.com/news/nih-rethinks-psychiatry-trials-1.14877

sweeper

Zitat von: BasementBoi am 14. Juni 2014, 23:28:35... das medizinische Krankheitsmodell hier zwar in Verbindung mit der Psychoanalyse kritisiert..
Umgekehrt: Kritisiert wird die Psychoanalyse - weil sie sich wissenschaftlichen Kriterien nicht stellt (-> Grawe/ Psychotherapieforschung)
ZitatZum Glück gibt es jedenfalls auch unter Psychiatern welche...
Das ist nicht neu: die Deutsche Gesellschaft für Biologische Psychiatrie gibt es seit 1978

Grundsätzlich macht es keinen Sinn, hier in D eine pauschale Psychiatriekritik unter Verweis auf das NIMH zu betreiben - das amerikanische System der Patientenversorgung ist -speziell im Bereich Psychiatrie-  völlig verschieden von unserem.
Hier liegt etwa "Pflasterritzenflora" schon grundsätzlich im Argen, weil HU Gresch ziemlich wahllos  inhaltlich fragwürdige amerikanische Quellen zitiert, die mit der klinischen Realität bei uns in D nichts zu tun haben.

V.a. darf man - auch das tut Gresch - Grundlagenforschung (hier wären u a. deine postulierten "Biomarker"angesiedelt - also grob vereinfacht: der Bereich Rezeptor/Neurotransmitter/Netzwerke) und Therapieforschung ( das sind ALLE Interventionen, nicht nur pharmakologische!) nicht durcheinander werfen wie du es unter Bezugnahme auf den o.g.Quellenlink tust:
Zitathttp://www.nature.com/news/nih-rethinks-psychiatry-trials-1.14877
Konkret geht es dabei um diese Ankündigung (relevant für klinische Therapieforschung in USA)

http://www.nimh.nih.gov/about/director/2014/a-new-approach-to-clinical-trials.shtml
ZitatOne of the aims of RDoC is to help refocus clinical research, aligning it with what we are learning from biological, cognitive, and social science...

... support clinical trials that evaluate the effectiveness or increase the clinical impact of pharmacological, somatic, psychosocial, rehabilitative, and combination interventions..
Das ist nichts anderes als etwas, das im Deutsch sprachigen Raum das "Bio-Psycho-Soziale Störungsmodell" genannt wird.
Es bedeutet, dass ein Störungsbild mehrdimensional erfasst wird, wobei grob vereinfacht etwa diese Dreiteilung entsteht:
1) genetische bedingte  neurobiologische "Verwundbarkeit" (alles, was sich im Prinzip "messen" lässt)
2) Persönlichkeit & Sozialisation (Bedingungen in der Herkunftsfamilie ->Bindungsstile/ Adaptationsleistungen/ kognitive Entwicklung & soziales Lernen)
3) Selbstwirksamkeit = Fähigkeit zur "Selbstregulation" und Lebensgestaltung

Das NIMH fordert nun für die klinisch-therapeutischen Studien strengere Kriterien, damit nicht versehentlich Äpfel mit Birnen verglichen werden, und vor allem klare Zielparameter in Verbindung mit einem postulierten Wirkmechanismus:
ZitatTrial proposals will need to identify a target or mediator; a positive result will require not only that an intervention ameliorated a symptom, but that it had a demonstrable effect on a target, such as a neural pathway implicated in the disorder or a key cognitive operation. While experimental medicine has become an accepted approach for drug development, we believe it is equally important for the development of psychosocial treatments

Fazit:
Wenn man Psychiatriekritik betreiben will, dann sollte man die Materie schon genau kennen und seine Kritik präzise spezifizieren können. Von beidem bist du weit entfernt.

Es hilft auch nicht, ein bisschen "Tertiärliteratur" zu studieren indem du dir bei HU Gresch ein paar "Argumente" zusammenklaubst.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

sweeper

Eine Entsprechung zum National Institute of Mental Health (welches offensichtlich eine zentrale Steuerfunktion im Bereich Funding/Forschungsgelder hat) gibt es in D nicht.

Inhaltlich vllt am ehesten vergleichbar (Entwicklungen von Standards) ist das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim:

http://www.zi-mannheim.de/institut/daten-informationen.html
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Terry Pratchett

Warze

Zitat von: Warze am 14. Juni 2014, 22:11:32
Zitat von: BasementBoi am 14. Juni 2014, 21:22:59
Ich frage mich warum aufgrund dessen, das es für manche Syndrome keine Biomarker gibt, man das gesamte medizinische Krankheitsmodell über Bord werfen soll.

versus Eingangsposting:
Zitat von: BasementBoi am 14. Juni 2014, 09:07:50
Ich werde hier ein paar kurze Kritikpunkte zum Thema 'psychische Krankheiten' aufzählen und zur Diskussion stellen.

1. Es gibt keinerlei verläßliche Biomarker für irgendein psychiatrisches Syndrom. Es wurden also nicht mal irgendwelche Krankheiten identifiziert, sondern nur Cluster von Beschreibung, also verschiedene Syndrome identifiziert.

2. Selbst wenn es diese gebe, wüsste man noch gar nichts über den wahren Grund einer dieser 'Krankheiten'.

... fällt Dir was auf?

Stelle fest:

Die Antwort ist NEIN.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

pelacani

Zitat von: BasementBoi am 14. Juni 2014, 23:28:35
Traurig das man das medizinische Krankheitsmodell hier zwar in Verbindung mit der Psychoanalyse kritisiert, den gleichen Humbug aber der Psychiatrie durchgehen läßt.
Zum Glück gibt es jedenfalls auch unter Psychiatern welche, die sich dieses Dilemmas bewußt sind und nicht nur Apologeten von Pseudowissenschaft wie im Psiram Forum.

http://www.nature.com/news/nih-rethinks-psychiatry-trials-1.14877
Du bist nicht fähig zu formulieren, was Du eigentlich willst, aber das mit ganzer Kraft.

Stell' Dir vor, Du bist soeben zum Bundesgesundheitsminister ernannt worden, in Personalunion mit dem Vorsitz der Bundesärztekammer und dem Vorsitz der GKV-Spitzenverbände, von mir aus gleich noch KV-Vorsitzender, G-BA-Vorsitzender, Präsident der DKG und DGPPN-Präsident dazu. Die Gremien, denen Du vorsitzt, hast Du mit Deinem Debunking der Psychiatrie völlig überzeugt. Was sind Deine nächsten Maßnahmen?

BasementBoi

Psychiatriekritik interessiert mich eigentlich kaum, da ich noch nie in Kontakt mit dieser Institution gekommen bin.
Was ich eher badauere, weil ich selber (im Rahmen.einer tiefenpsychologisch orientierten Therapie) darauf reingefallen bin, ist das einem suggeriert wird das z.B. ganz normale emotionale Zustände & Verhaltensweisen einen Krankheitscharakter haben sollen, dir sich entweder durch nutzloses Geschwafel und oder durch die Einahme von Medikamenten behandeln lassen.
Wenn man krank ist, geht man zum Arzt, wenn man einige seiner Gewohnheiten ändern müsste hilft es eben nicht, sich als hilflosen psychisch Kranken zu betrachten

BasementBoi

Zitat von: Pelacani am 15. Juni 2014, 07:37:29
Zitat von: BasementBoi am 14. Juni 2014, 23:28:35
Traurig das man das medizinische Krankheitsmodell hier zwar in Verbindung mit der Psychoanalyse kritisiert, den gleichen Humbug aber der Psychiatrie durchgehen läßt.
Zum Glück gibt es jedenfalls auch unter Psychiatern welche, die sich dieses Dilemmas bewußt sind und nicht nur Apologeten von Pseudowissenschaft wie im Psiram Forum.

http://www.nature.com/news/nih-rethinks-psychiatry-trials-1.14877
Du bist nicht fähig zu formulieren, was Du eigentlich willst, aber das mit ganzer Kraft.

Stell' Dir vor, Du bist soeben zum Bundesgesundheitsminister ernannt worden, in Personalunion mit dem Vorsitz der Bundesärztekammer und dem Vorsitz der GKV-Spitzenverbände, von mir aus gleich noch KV-Vorsitzender, G-BA-Vorsitzender, Präsident der DKG und DGPPN-Präsident dazu. Die Gremien, denen Du vorsitzt, hast Du mit Deinem Debunking der Psychiatrie völlig überzeugt. Was sind Deine nächsten Maßnahmen?

Tja, Psychotherapien werden nicht mehr von den Kassen finanziert, genausowenig wie bestimmte Antidepressiva.
Das verbleibenden Geld könnte man im Rahmen einer sozialpädagogischen Betreuung investieren.

F. A. Mesmer

erzähl doch mehr von deiner Geschichte, also was genau da in der tiefenpsychologisch fundiertern Psychotheraphie so abgegangen ist, vielleicht verstehen wir dann etwas besser, worum es dir konkret geht.
Bitte beachte, dieses Forum ist aus guten Gründen anonym, berücksichtige das bitte in deinen Ausführungen zum Erlebten.

BasementBoi

Zitat von: F. A. Mesmer am 15. Juni 2014, 08:52:47
erzähl doch mehr von deiner Geschichte, also was genau da in der tiefenpsychologisch fundiertern Psychotheraphie so abgegangen ist, vielleicht verstehen wir dann etwas besser, worum es dir konkret geht.
Bitte beachte, dieses Forum ist aus guten Gründen anonym, berücksichtige das bitte in deinen Ausführungen zum Erlebten.

Da gibt es nicht viel zu erzählen. Man sitzt einem größenteils stummen Menschen gegenüber, der sich ab und an etwas aufschreibt, nickt oder auch mal nachfragt.
Dort gewesen bin ich wegen gewisser 'Angsstörungen' was wahrscheinlich nur ganz normale Schüchternheit in gewissen Situationen ist. Diese läßt sich aber nicht mit Gerede oder Tabletten behandeln, sondern in dem man lernt mit sozialen Situationen besser umzugehen.
Das wäre ein einigermaßen klar definiertes Ziel an dem man arbeiten kann. Das Problem wird also nicht als eines begriffen, das in einem selbst liegt, sondern das entsteht durch das eigene Verhalten im Kontext mit einer gewissen Situation auf die man besser oder schlechter vorbereitet ist.

Belbo

Zitat von: BasementBoi am 15. Juni 2014, 09:10:37
Zitat von: F. A. Mesmer am 15. Juni 2014, 08:52:47
erzähl doch mehr von deiner Geschichte, also was genau da in der tiefenpsychologisch fundiertern Psychotheraphie so abgegangen ist, vielleicht verstehen wir dann etwas besser, worum es dir konkret geht.
Bitte beachte, dieses Forum ist aus guten Gründen anonym, berücksichtige das bitte in deinen Ausführungen zum Erlebten.

Da gibt es nicht viel zu erzählen. Man sitzt einem größenteils stummen Menschen gegenüber, der sich ab und an etwas aufschreibt, nickt oder auch mal nachfragt.
Dort gewesen bin ich wegen gewisser 'Angsstörungen' was wahrscheinlich nur ganz normale Schüchternheit in gewissen Situationen ist. Diese läßt sich aber nicht mit Gerede oder Tabletten behandeln, sondern in dem man lernt mit sozialen Situationen besser umzugehen.
Das wäre ein einigermaßen klar definiertes Ziel an dem man arbeiten kann. Das Problem wird also nicht als eines begriffen, das in einem selbst liegt, sondern das entsteht durch das eigene Verhalten im Kontext mit einer gewissen Situation auf die man besser oder schlechter vorbereitet ist.

Und was ist jetzt so schwer dran zu verstehen, dass das nur ein Teil des Spektrums der Krankheiten und auch nur ein Teil der Behandlungsmöglichkeiten ist bei denen es in der Psychatrie geht? Ich  empfehle ein Interview mit Herrn Prof. Hoff  http://www.srf.ch/player/radio/kontext/audio/die-krux-mit-psychiatrischen-diagnosen?id=cc00d441-f20f-4a3e-9aef-89d79a2cc67d

BasementBoi

Zitat von: Belbo am 15. Juni 2014, 09:21:55
Zitat von: BasementBoi am 15. Juni 2014, 09:10:37
Zitat von: F. A. Mesmer am 15. Juni 2014, 08:52:47
erzähl doch mehr von deiner Geschichte, also was genau da in der tiefenpsychologisch fundiertern Psychotheraphie so abgegangen ist, vielleicht verstehen wir dann etwas besser, worum es dir konkret geht.
Bitte beachte, dieses Forum ist aus guten Gründen anonym, berücksichtige das bitte in deinen Ausführungen zum Erlebten.

Da gibt es nicht viel zu erzählen. Man sitzt einem größenteils stummen Menschen gegenüber, der sich ab und an etwas aufschreibt, nickt oder auch mal nachfragt.
Dort gewesen bin ich wegen gewisser 'Angsstörungen' was wahrscheinlich nur ganz normale Schüchternheit in gewissen Situationen ist. Diese läßt sich aber nicht mit Gerede oder Tabletten behandeln, sondern in dem man lernt mit sozialen Situationen besser umzugehen.
Das wäre ein einigermaßen klar definiertes Ziel an dem man arbeiten kann. Das Problem wird also nicht als eines begriffen, das in einem selbst liegt, sondern das entsteht durch das eigene Verhalten im Kontext mit einer gewissen Situation auf die man besser oder schlechter vorbereitet ist.

Und was ist jetzt so schwer dran zu verstehen, dass das nur ein Teil des Spektrums der Krankheiten und auch nur ein Teil der Behandlungsmöglichkeiten ist bei denen es in der Psychatrie geht? Ich  empfehle ein Interview mit Herrn Prof. Hoff  http://www.srf.ch/player/radio/kontext/audio/die-krux-mit-psychiatrischen-diagnosen?id=cc00d441-f20f-4a3e-9aef-89d79a2cc67d

Was ist daran so schwer zu verstehen, das Psychoanalyse und Psychiatrie sich das gleiche Krankheitsmodell teilen und deshalb die Ergebnisse beider Disziplinen eher bescheiden sind?

Belbo

Zitat von: BasementBoi am 15. Juni 2014, 09:24:46
Zitat von: Belbo am 15. Juni 2014, 09:21:55
Zitat von: BasementBoi am 15. Juni 2014, 09:10:37
Zitat von: F. A. Mesmer am 15. Juni 2014, 08:52:47
erzähl doch mehr von deiner Geschichte, also was genau da in der tiefenpsychologisch fundiertern Psychotheraphie so abgegangen ist, vielleicht verstehen wir dann etwas besser, worum es dir konkret geht.
Bitte beachte, dieses Forum ist aus guten Gründen anonym, berücksichtige das bitte in deinen Ausführungen zum Erlebten.

Da gibt es nicht viel zu erzählen. Man sitzt einem größenteils stummen Menschen gegenüber, der sich ab und an etwas aufschreibt, nickt oder auch mal nachfragt.
Dort gewesen bin ich wegen gewisser 'Angsstörungen' was wahrscheinlich nur ganz normale Schüchternheit in gewissen Situationen ist. Diese läßt sich aber nicht mit Gerede oder Tabletten behandeln, sondern in dem man lernt mit sozialen Situationen besser umzugehen.
Das wäre ein einigermaßen klar definiertes Ziel an dem man arbeiten kann. Das Problem wird also nicht als eines begriffen, das in einem selbst liegt, sondern das entsteht durch das eigene Verhalten im Kontext mit einer gewissen Situation auf die man besser oder schlechter vorbereitet ist.

Und was ist jetzt so schwer dran zu verstehen, dass das nur ein Teil des Spektrums der Krankheiten und auch nur ein Teil der Behandlungsmöglichkeiten ist bei denen es in der Psychatrie geht? Ich  empfehle ein Interview mit Herrn Prof. Hoff  http://www.srf.ch/player/radio/kontext/audio/die-krux-mit-psychiatrischen-diagnosen?id=cc00d441-f20f-4a3e-9aef-89d79a2cc67d

Was ist daran so schwer zu verstehen, das Psychoanalyse und Psychiatrie sich das gleiche Krankheitsmodell teilen und deshalb die Ergebnisse beider Disziplinen eher bescheiden sind?

Sie teilen sich nicht ein Gebiet, sondern versuchen Menschen die unter ihren psychischen Problemen leiden auf unterschiedliche Art und Weise zu helfen, die Materie macht die Fächer so schwierig, und wie Du dem Interview entnehmen kannst sind sich zumindest einige Psychater dessen durchaus bewusst.

sweeper

Ein Denkfehler liegt schon mal hier begründet:
ZitatWas ist daran so schwer zu verstehen, das Psychoanalyse und Psychiatrie sich das gleiche Krankheitsmodell teilen und deshalb die Ergebnisse beider Disziplinen eher bescheiden sind?
Psychiater und Psychoanalytiker vertreten keineswegs ein identisches "Krankheitsmodell":

Die Psychoanalyse führt alle Störungen auf frühkindliche konflikthafte Bindungserfahrungen und Traumata zurück, die später "aktualisiert" werden - und dies auch noch OHNE zur Kenntnis zu nehmen, dass Menschen von vorn herein unterschiedliche neurobiologische Veranlagungen mitbringen

Der (biologischen)Psychiatrie hingegen geht es gerade um diese neurobiologischen Unterschiede; dabei spielt die Lebens-und Lerngeschichte incl Bindungserfahrungen als eine Quelle von Störungen immer mit hinein.

Du hattest vermutlich einfach Pech mit deinem Therapeuten.
Außerdem ist es ein Fehler, von deiner individuellen schlechten Erfahrung auf das gesamte System zu verallgemeinern.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Belbo

Zitat von: sweeper am 15. Juni 2014, 10:00:34
Ein Denkfehler liegt schon mal hier begründet:
ZitatWas ist daran so schwer zu verstehen, das Psychoanalyse und Psychiatrie sich das gleiche Krankheitsmodell teilen und deshalb die Ergebnisse beider Disziplinen eher bescheiden sind?
Psychiater und Psychoanalytiker vertreten keineswegs ein identisches "Krankheitsmodell":

Die Psychoanalyse führt alle Störungen auf frühkindliche Bindungserfahrungen zurück, die später "aktualisiert" werden - und dies auch noch OHNE zur Kenntnis zu nehmen, dass Menschen von vorn herein unterschiedliche neurobiologische Veranlagungen mitbringen

Der (biologischen)Psychiatrie hingegen geht es gerade um diese neurobiologischen Unterschiede; dabei spielt die Lebens-und Lerngeschichte incl Bindungserfahrungen als eine Quelle von Störungen immer mit hinein.

Du hattest vermutlich einfach Pech mit deinem Therapeuten.
Außerdem ist es ein Fehler, von deiner individuellen schlechten Erfahrung auf das gesamte System zu verallgemeinern.

Er hatte wohl eher ganz sicher Pech mit seinem Therapeuten.  :police:

BasementBoi

Zitat von: sweeper am 15. Juni 2014, 10:00:34
Ein Denkfehler liegt schon mal hier begründet:
ZitatWas ist daran so schwer zu verstehen, das Psychoanalyse und Psychiatrie sich das gleiche Krankheitsmodell teilen und deshalb die Ergebnisse beider Disziplinen eher bescheiden sind?
Psychiater und Psychoanalytiker vertreten keineswegs ein identisches "Krankheitsmodell":

Die Psychoanalyse führt alle Störungen auf frühkindliche Bindungserfahrungen zurück, die später "aktualisiert" werden - und dies auch noch OHNE zur Kenntnis zu nehmen, dass Menschen von vorn herein unterschiedliche neurobiologische Veranlagungen mitbringen

Der (biologischen)Psychiatrie hingegen geht es gerade um diese neurobiologischen Unterschiede; dabei spielt die Lebens-und Lerngeschichte incl Bindungserfahrungen als eine Quelle von Störungen immer mit hinein.

Du hattest vermutlich einfach Pech mit deinem Therapeuten.
Außerdem ist es ein Fehler, von deiner individuellen schlechten Erfahrung auf das gesamte System zu verallgemeinern.

Die Psychoanalyse betrachtet Verhaltensprobleme als Ausdruck innerer Konflikte, meistens bezogen auf die Sexualität.
Genauso wie in der Psychiatrie wird hier also ein im Patienten liegende Ursache als Grund für abweichendes Verhalten angenommen.

Nun ist es aber unmöglich zu genau zu sagen, welches Verhalten auf die Biologie und welches auf die Umwelt (bei Menschen natürlich gesellschaftliche Einflüsse) zurückzuführen sind. Sonst wüsste man schon längst viel mehr über die Ursachen vieler 'psychischer Erkrankungen'.

Wenn jemand, z.B. andauernd seinen Job verliert, müssen wir gar nichts über seine neurobiologischen Veranlagungen wissen. Dieser Person kann man helfen, in dem ihr die Gelegenheit gegeben wird, an ihren beruflichen Fähigkeiten zu arbeiten.
Es wäre Unsinn, etwaiges problematisches Verhalten in diesem Bereich, als 'Antriebsschwäche' zu klassifizieren und in den Rang einer Krankheit oder Störung zu erheben. Es ist mitunter Faulheit, weiter nichts.