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Ist Zucker eine Droge?

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Begonnen von Ladislav Pelc, 17. Juni 2013, 20:45:17

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Landratte

Zitat von: Robert am 21. Juni 2013, 13:36:38
ZitatAußerdem ist die Frage, inwieweit nur Substanzen als "Droge" gelten, die auch außerhalb des
"Belohnungssystems" wirken

Dann sollte man sich zunächst einig sein, was man als Droge definiert.

Darauf zielte meine Äußerung.

Zitat von: sumo am 21. Juni 2013, 13:52:59
gehört es zu einer Sucht nicht auch, daß man beim Entzug der fraglichen Substanz Enzugserscheinungen hat?
Nun weiß ich nicht, wie man es testen soll, ob man ohne Zucker Entzugssymptome entwickelt, gibt es überhaupt eine über eine gewisse Zeit durchzuhaltende Speisenfolge, die gänzlich ohne Zucker auskommt?

Wenn ich am Wochenende zur spannenden DVD keine Marabu habe, fahre ich los und hol mir welche, notfalls von der Tanke. Sind das Entzugserscheinungen? ::)

Im Ernst: Ich kann da nur anekdotisch berichten über Eigenversuche. Ich fand es in den ersten Tagen sehr schwierig auf Zucker zu verzichten (auch auf besonders zuckerreiche Obstsorten) nach 5 oder 6 Tagen wurde es einfacher. Nach ein paar Wochen wollte ich endlich mal wieder ein Eis, deshalb habe ich dann mit der "Zuckerfreiheit" wieder aufgehört.

Und ja, abgesehen von Obst ist es doch möglich, sich ohne Zucker zu ernähren. Zum Kochen braucht es in der Regel keinen Zucker, in Salaten auch nicht. Nur beim Nachtisch wird es schwierig, wer möchte schon immer Obstsalat...

Wie gesagt, ich finde den ungehemmten Einsatz bei den verarbeiteten Lebensmitteln problematisch, weil man dort weder Einfluss noch Überblick hat, wieviel Zucker man wirklich konsumiert.

Groucho

Zitat von: sumo am 21. Juni 2013, 13:52:59
gehört es zu einer Sucht nicht auch, daß man beim Entzug der fraglichen Substanz Enzugserscheinungen hat?

Bei einem Entzug von N2+O2 (aka Luft) lassen sich deutliche Entzugserscheinungen schon nach Minuten provozieren. Droge?

Homeboy

Zitat von: Landratte am 21. Juni 2013, 14:17:38
Im Ernst: Ich kann da nur anekdotisch berichten über Eigenversuche. Ich fand es in den ersten Tagen sehr schwierig auf Zucker zu verzichten (auch auf besonders zuckerreiche Obstsorten) nach 5 oder 6 Tagen wurde es einfacher. Nach ein paar Wochen wollte ich endlich mal wieder ein Eis, deshalb habe ich dann mit der "Zuckerfreiheit" wieder aufgehört.

Und ja, abgesehen von Obst ist es doch möglich, sich ohne Zucker zu ernähren. Zum Kochen braucht es in der Regel keinen Zucker, in Salaten auch nicht. Nur beim Nachtisch wird es schwierig, wer möchte schon immer Obstsalat...

Wie gesagt, ich finde den ungehemmten Einsatz bei den verarbeiteten Lebensmitteln problematisch, weil man dort weder Einfluss noch Überblick hat, wieviel Zucker man wirklich konsumiert.

Geht mir ähnlich, nur dass ich dann mal kurz 2 Tafel Schoki wegputze. Ist vielleicht sogar mit dem Fleischessen vergleichbar - nach maximal 3 Wochen ohne stehe ich im BürgerKing an der Kasse und bestelle 2 Doppelwhopper - und sonst bin ich dort kein Kunde.
Das Leben macht einfach keinen Spass, wenn man sowas nicht hat.
ABER ich könnte jederzeit aufhören, wenn ich denn so richtig wollte, nur will ich in der Regel nicht wirklich, jedenfalls nach einiger Zeit will ich nicht mehr. Oder so.

Könnte es nicht wie mit Fastfood sein? Schnell rein, "schnelle Energie", schnell verbrannt, schnell wieder nachschieben? - die unterkomplexe Betrachtungsweise ist mir bewusst, bin aber kein Humanbiologe.

Hildegard

Zitat von: Landratte am 21. Juni 2013, 14:17:38
Wenn ich am Wochenende zur spannenden DVD keine Marabu habe, fahre ich los und hol mir welche, notfalls von der Tanke. Sind das Entzugserscheinungen? ::)
Von solchen Ausflügen und entsprechenden Einkäufen zum vierfachen Preis kann ich auch berichten. Manchmal reiße ich die Tüte dann schon im Auto auf. Im Supermarkt komme ich kaum an dem Regal mit den Süßigkeiten vorbei, obwohl ich weiß, dass ich mich hinterher ärgern werde. Wenn ich irgendwo bin, wo eine Schale Kekse auf dem Tisch steht, dann läuft die Speichelproduktion an wie bei einem pavlovschen Hund. Ich kann mich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren, sondern denke nur noch an die Kekse. Wenn irgendwo eine Bonboniere steht, dann greife ich hinein und versuche, möglichst unauffällig möglichst viele Bonbons herauszuangeln. Das grenzt doch schon an Beschaffungskriminalität ;-)
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Landratte

Zitat von: Homeboy am 21. Juni 2013, 14:56:10
ABER ich könnte jederzeit aufhören, wenn ich denn so richtig wollte, nur will ich in der Regel nicht wirklich, jedenfalls nach einiger Zeit will ich nicht mehr. Oder so.

:rofl

The Doctrix

Zitat von: Landratte am 21. Juni 2013, 13:27:48
Ab wann zählt eine Substanz zur Kategorie "psychotrope Wirkung"?

Mach doch mal den Selbstversuch: 48 Stunden nichts essen, 12 Stunden nichts (oder nur wenig) trinken. Dann 5 Tafeln Schokolade mit 1.5l Cola auf ex, anschliessend legt man sich in die warme Badewanne. Da kannste mal erleben, was für einen Kick einem Zucker geben kann - Ecstasy ist gar nichts dagegen.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Landratte

Zitat von: The Doctor am 21. Juni 2013, 15:43:08
Zitat von: Landratte am 21. Juni 2013, 13:27:48
Ab wann zählt eine Substanz zur Kategorie "psychotrope Wirkung"?

Mach doch mal den Selbstversuch: 48 Stunden nichts essen, 12 Stunden nichts (oder nur wenig) trinken. Dann 5 Tafeln Schokolade mit 1.5l Cola auf ex, anschliessend legt man sich in die warme Badewanne. Da kannste mal erleben, was für einen Kick einem Zucker geben kann - Ecstasy ist gar nichts dagegen.

och nööö...lieber nicht.  :grins2:

Ich hab die Frage auch eher gestellt, weil ich selbst eine klare Abgrenzung nicht finde. Dass Zucker kickt ist ja schon ne Weile bekannt.

Dolph

Einiges was hier an Argumenten kommt würde ich mangels besserer Alternative mal als "ernährungsphysiologisches Bambi-Syndrom" bezeichnen. Das geht dann in etwas so: "Weil der Mensch eine angeborene Vorliebe für Süßes hat, muss das auch gut und gesund so sein."
Das eine hat aber eben mit dem anderen nichts zu tun.

Groucho

Zitat von: Dolph am 21. Juni 2013, 16:43:35
Einiges was hier an Argumenten kommt würde ich mangels besserer Alternative mal als "ernährungsphysiologisches Bambi-Syndrom" bezeichnen. Das geht dann in etwas so: "Weil der Mensch eine angeborene Vorliebe für Süßes hat, muss das auch gut und gesund so sein."
Das eine hat aber eben mit dem anderen nichts zu tun.

Ich würde mal auf Paracelsus verweisen. Und "gesund" ist Essen per se nicht; man kann durch einen Mangel erkranken. Das sind immer so Aussagen wie "Ist gut für das Immunsystem". Selber mach ich mich eher über die Fragestellung lustig, falls Du auch mich gemeint haben solltest, die ist so schön albern.

Dolph

Ich esse gerne hin und wieder ein Stück Kuchen etc. und kann mir das auch figürlich ohne weiteres erlauben.
Wenn man allerdings mal das Essverhalten von von Leuten untersucht die, wie es im angelsächsischen Medizin-Sprech so wunderschön despektierlich heißt, "grossly obese" sind, dann ist die Fragestellung plötzlich nicht mehr gar so albern. Vor allem vor dem Hintergrund der mittelfristigen medizinischen Implikationen.
Sind diese Leute nun fettsüchtig[Sic!], weil sie pathologisch undiszipliniert sind, oder weil Muttern so fantastisch gut kocht und es ihnen mithin schlicht gut schmeckt? Ab gewissen Dimensionen von Adipositas wage ich das aber mal ganz schwer zu bezweifeln. Selbst bei hochmotivierten und wirklich verzweifelten Patienten, die körperlich und nicht zuletzt psychisch wirklich leiden und total am Ende sind, sind die Ergebnisse von therapeutischen Interventionen einfach nur deprimierend.
Das führt was die Fragestellung des Threads angeht noch kein Stück weiter, aber albern ist die Frage ganz und gar nicht.

Omikronn

@dolph: Da kann man aber eher von gestörtem Essverhalten reden. Wonach diese Leute süchtig sind, ist aus meiner Sicht nicht Zucker, sondern nach Essen allgemein. Die ursprüngliche  Fragestellung (Ist Zucker eine Droge?) bezieht sich aber auf Zucker als solches und zielt durch ihre Form meiner Meinung nach deutlich darauf ab Zucker so einzustufen wie z.B. Heroin. Die fragestellung ist aus meiner sicht somit schlichtweg dämlich. Eine intelligentere, und völlig andere Fragestllung wäre ob Zucker Süchtig machen kann, wobei die Antwort da recht einfach wäre: Ja.

Abgesehen davon kann man Zucker aus meiner Sicht nicht als Droge kennzeichnen, auch wenn eine klare Abgrenzung nicht möglich erscheint... Eine psychoaktive Wirkung wie man sie von verschiedenen Substanzen her kennt, resp. das was man als solches kennzeichnet ist doch nicht mit einem Zuckerschub vergleichbar...
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Groucho

@Dolph, ich widerspreche Dir in keinster Weise, was die Ernsthaftigkeit des Problemes für manche Leute angeht. Nur, die Frage, ist Zucker eine Droge? lässt ja nur ein ja oder nein zu. Es ist mal wieder Wortmagie, welche Schlüsse soll man denn daraus ziehen, egal, wie die Antwort ausfällt? Abgesehen davon, wie bereits angemerkt, es noch nicht mal klar ist, welchen Zucker man meint, und jeder Kohlehydratträger immer als Glucose endet.

Man muss da auch mal die Historie der Ernährungswissenschaften (Wissenschaften möchte ich hier schon fast gerne in Anführung setzen) betrachten, welche Säue je nach Zeitgeist durch die Medien getrieben werden. Vor kurzem war es Fett.

Dass man hier das Problem deutlich tiefer und wesentlich differenzierter betrachten muss, als in der Frage, ob Zucker eine Droge ist, scheint offensichtlich. Die mögliche Dummheit scheint mir hier, Ausprägungen eines Problems jeweils als Ursachen zu definieren. 

Nur ein Punkt ist z.B. die Theorie des Selfish Brains, was ich schon erwähnte. Sowas sind ernsthafte Ansätze, aber bestimmt nicht die Frage, ob Zucker eine Droge ist.

Hildegard

Zitat von: Groucho am 21. Juni 2013, 17:57:15
Nur, die Frage, ist Zucker eine Droge? lässt ja nur ein ja oder nein zu. Es ist mal wieder Wortmagie, welche Schlüsse soll man denn daraus ziehen, egal, wie die Antwort ausfällt? Abgesehen davon, wie bereits angemerkt, es noch nicht mal klar ist, welchen Zucker man meint, und jeder Kohlehydratträger immer als Glucose endet.
Ja, an dem Begriff "Droge" braucht man sich nicht aufzuhängen, eine Antwort darauf führt überhaupt nicht weiter.
Vorschlag für eine Umformulierung der Frage: Warum verlieren manche Menschen spezifisch bei Zucker *) die Kontrolle über ihr Essverhalten?

*)ggfs. Unterarten hier einsetzen
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Groucho

Zitat von: Hildegard am 21. Juni 2013, 18:33:55

Vorschlag für eine Umformulierung der Frage: Warum verlieren manche Menschen spezifisch bei Zucker *) die Kontrolle über ihr Essverhalten?

*)ggfs. Unterarten hier einsetzen

Weil man mit seinem präfrontalen Cortex nur ganz schlecht gegen das limbische System ankommt, wenn es um grundlegende, lebenserhaltende Maßnahmen geht. Könnte in dem Fall z.B. Unterzucker sein, wenn der Glukosespeicher gerade mal etwas leer wird, oder gerade zu wenig im Hirn ankommt. Mal ganz grob und vereinfachend gesagt.

Dolph

Zitat von: Groucho am 21. Juni 2013, 18:51:30
Weil man mit seinem präfrontalen Cortex nur ganz schlecht gegen das limbische System ankommt,

Das gilt für so ziemlich alle bekannten Suchtmittel...
Ich habe ja weiter am Anfang des Threads verschiedene pubmed-links gepostet, diese Effekte beobachtet man nur bei Saccharose, hingegen aber nicht bei der noch schneller(!) Energie bereitstellenden reinen Stärke. (GI von Saccharose =65; GI von Stärke = 100)
Im Kontext deiner Hypothese schon etwas widersprüchlich, oder?