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Ist Zucker eine Droge?

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Begonnen von Ladislav Pelc, 17. Juni 2013, 20:45:17

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Ladislav Pelc

Gerade kam auf RTL die neue "Verbrauchercheck-Serie" "Rach deckt auf", Folge "Fast-Food Deutschland".

Ich habe es nicht ganz gesehen, nur teilweise, denn am Stück war es unerträglich.

Dem Zuschauer wurde nicht nur erklärt, dass geldgeile turbokapitalistische Unternehmen Nahrungsmittel produzieren, die gut schmecken, statt solche, die gesund sind, nur im damit noch mehr Geld zu verdienen, und dass diese Unternehmen daran schuld sind, dass wir alle bald fett und krank werden, so wir es ausnahmsweise noch nicht sind, nur damit sie noch mehr Geld verdienen (oder so ähnlich).

Nein, Rach machte auch einen kleinen Ausflug in die USA, um die dicken, doofen Amis zu zeigen. Er befragte dort Leute auf der Straße, und zeigte so, das die fetten Amis fettes und süßes Zeug lecker finden, das der Normaldeutsche nicht mal anschauen würde. So konnte man sehen, dass der "Massengeschmack" der Amis noch viel stärker verdorben ist, als der der Deutschen. Er zeigte auch einen der Leute, die für diese Geschmacksverderbnis schuld sind, den Besitzer eines Fast-Food-Restaurants, einen bösartigen und zynischen Menschen. Der gab sogar zu, dass sein Essen ungesund ist, meinte aber, die Leute könnten sich ja aussuchen, ob sie dort essen, und das hätte was mit Freiheit zu tun und so. Schlimmer noch, er tat sogar Fett (!!!) in die Burger, nur damit sie besser schmecken! Dabei sind sogar schon Leute beim Burger-Essen gestorben!

Hauptsächlich wurde aber die These aufgestellt, das Zucker süchtig macht (und die böse Industrie ihn überall reinkippt, damit die Leute ihre Produkte kaufen). Es wurde erklärt, dass Zucker auf die gleichen Hirnareale wirkt und daher genauso süchtig macht, wie Alkohol und illegale Drogen. Die Leute hätten daher bei Süßigkeiten keine Wahl, ob sie sie essen, sonder müssen es tun, selbst wenn sie nciht wollen. (Wortwörtlich hieß es: "Sie konnten gar nicht anders, als das Ungesunde Zeug zu sich zu nehmen.") Um das zu "überprüfen", hat Rach eine "Fast-Food-fressende" Familie eine Woche lang auf totalen Zucker- und Fast-Food-Entzug (außer natürlich Zucker in Obst etc., der zählt nicht, weil er natürlich ist) gesetzt, wodurch sie wohl heftige "Entzugserscheinungen" bekam. (Den Teil habe ich nicht gesehen, kenne ich nur aus der Vorschau.)

Hinterher war die Familie natürlich "geheilt" und versöhnlich wurde erklärt, dass doch noch Hoffnung besteht, dass die Deutschen sich wieder an vernünftiges Essen gewöhnen würden usw.

Mal von dem (sorry) gruseligen Format abgesehen: Was ist dran an der Behauptung, dass Zucker süchtig machen kann?

Groucho

Auaaua, Rach macht jetzt auf Sarah Wiener? Es ist einfach verdammt gefährlich, wenn man nur Philosophie studiert hat.


sumo

RTL

R-rammeln
T-töten
L-lallen


Nogro

Zitat von: Groucho am 17. Juni 2013, 20:49:29
...wenn man nur Philosophie studiert hat.
Stimmt nicht, Mathematik hat er auch studiert (aber wohl ebenfalls nicht bis zum Abschluss):
http://christianrach.de/rach-persoenlich/
Es genügt nicht, keine Ahnung zu haben. Man muss auch dagegen sein (Hermann Hinsch)


Groucho

Zitat von: Nogro am 17. Juni 2013, 21:07:40
Zitat von: Groucho am 17. Juni 2013, 20:49:29
...wenn man nur Philosophie studiert hat.
Stimmt nicht, Mathematik hat er auch studiert (aber wohl ebenfalls nicht bis zum Abschluss):
http://christianrach.de/rach-persoenlich/

Nagut. Eine unglückliche Kombi. Ich frag mich immer, warum Leute, die gut kochen können automatisch meinen, die Physiologie/Biochemie damit mit studiert zu haben. Schade, ich habe Rachs Restaurantsendungen eigentlich gerne gesehen, das hatte meist Hand und Fuß, jetzt entpuppt er sich als völliger naturwissenschaftlicher Ignorant.

DönerMitScharf


Ganz unabhängig von der Qualität dieser Reportagen,
sagen wir mal so:
Ich war früher absolut gegen jegliches Verbot von Genussmittel (inklusive Tabak) bzw. Einmischung des Staates in deren Produktgestaltung/Verpackungsgestaltung, ich dachte immer "Hey, ein freies Land, soll doch jeder tun was er für richtig hält, man muss die Leute halt nur aufklären". Wenn wir wollen dass die Leute nicht fett werden müssen wir halt Verhaltensprävention machen.
Aber irgendwann hab' ich gemerkt, es ist unrealistisch zu erwarten dass die meisten Menschen sich anders verhalten als ihre peers. In Amerika sind die Leute fett, sie sehen fette Leute im Fernsehen die fettes essen essen und im Supermarkt ist vor allem das fast food billig. Wie kann man da erwarten dass die Leute sich anders verhalten als wie sie es tun.
In der Hinsicht ist eine Verhältnisprävention schon erfolgreicher. Indem ich die Verhältnisse ändere, z.B. Steuern auf bestimmte Produkte erhebe kann ich die Kaufentscheidung beeinflussen...

Wie gesagt eigentlich bin ich ein verfechter der Aufklärung SAPERE AUDE!, aber ihr wisst ja selbst wie es um den verstand einiger unserer Mitmenschen bestellt ist...

Daher plädiere ich für ein absolutes Raffineriezuckerverbot in unserer Republik, diesen süchtig machenden Schund wollen wir hier nicht :police:


Robert

Ich denke, das Problem ist nicht auf die Süßigkeiten beschränkt. Ich beobachte genau die Zutatenlisten der Lebensmittel, und fast überall ist Zucker in mehr oder weniger verschleierter Form drin. Und hier hat das nichts mehr mit Verhaltensprävention beim Verbraucher zu tun, sondern mit fehlenden Regelungen bei der Herstellung solcher Lebensmittel. Man entgeht dem nur, wenn man immer alles frisch zubereitet, was nicht immer möglich ist.

Und dann die Werbung.... Fruchtzwerge...gesuuuund!!! Nö! Das ist ne Zuckerbombe! Fertiggerichte, Saucen, Ketchup, Salate, pfuibahhh, man schmeckt förmlich den Zucker heraus.

Der ganze Low-Fat-Wahn hat zu einer Überzuckerung geführt, weil das Zeug ja nach irgendwas schmecken muss.

71hAhmed

Zitat von: DönerMitScharf am 17. Juni 2013, 21:37:47
Daher plädiere ich für ein absolutes Raffineriezuckerverbot in unserer Republik, diesen süchtig machenden Schund wollen wir hier nicht :police:
Abgelehnt. Ich mag den ganzen Ersatzsüßstoffkram geschmacklich nicht, ich bestehe auf meinem Recht, mich so zu vergiften, wie ich es möchte und abgesehen davon mischen sich eh schon zu viele besserwissende Weltenretter ungefragt in mein Leben ein und wollen mir den gerade aktuellen Gesundheits,-Klimaschutz,-usw.Trend aufzwingen, der in einem halben Jahr günstigstenfalls vergessen oder sogar das neue Schreckgespenst ist.

Sachliche Information und Präventionsangebote, wenn es denn erforderlich ist, sehen anders aus.

Merowinger

Das kommt aus Amerika, und dieser Schwachkopf hats in die Welt gesetzt:
http://forum.psiram.com/index.php?topic=10329.msg122202#msg122202

misfit

Verbessert mich, wenn ich was übersehen habe, aber bei der sog. Zuckersucht wird doch immer damit argumentiert, dass genau die Zentren im Gehirn aktiviert werden, die auch bei Junkies aktiv werden...

Dabei handelt es sich aber um die sogenannten Belohnungszentren. Und die werden bei allen möglichen Dingen aktiv. Aus meiner Sicht kann man im Zusammenhang mit allen möglichen Dingen suchtartiges Verhalten entwickeln, z.B. eben Zucker aber auch Essen allg, Spielautomaten, Sex, Internet, Kauferlebnisse usw.. Die auslösenden Dinge oder Ereignisse sind deshalb noch längst keine Drogen.

Homeboy

Zitat von: misfit am 18. Juni 2013, 07:08:41
Verbessert mich, wenn ich was übersehen habe, aber bei der sog. Zuckersucht wird doch immer damit argumentiert, dass genau die Zentren im Gehirn aktiviert werden, die auch bei Junkies aktiv werden...

Dabei handelt es sich aber um die sogenannten Belohnungszentren. Und die werden bei allen möglichen Dingen aktiv. Aus meiner Sicht kann man im Zusammenhang mit allen möglichen Dingen suchtartiges Verhalten entwickeln, z.B. eben Zucker aber auch Essen allg, Spielautomaten, Sex, Internet, Kauferlebnisse usw.. Die auslösenden Dinge oder Ereignisse sind deshalb noch längst keine Drogen.

Danke, darauf habe ich gewartet. Der Konsequen wegen verbieten wir als nicht nur Zucker, sondern auch Sex, Spielatomaten, befriedigend viel Essen auf einmal, Internet, Konsum, Zufriedenheit, Glück und LÄCHELN.
Wenn die Leute sonst schon nichts bekommen als ein Lächeln, dann belohnt es sie das gelegentlich auch, das müssen wir beenden. Da könnte ja jeder kommen....

Robert

Ohne Belohnungssystem gibt es kaum Motivationen mehr, dann sind alle Menschen mehr oder weniger depressiv und  unmotiviert.

Ausschlaggebend ist, wie schnell die Droge anflutet und wie stark die Erregung des Belohnungssystems ist und vor allem, ob der Stoff direkt in das Transmittersystem eingreift (also zB. direkt doapminerg) oder nur indirekt über die Regelkreise im System (wie bei der Spielsucht). Wer aber entsprechend prädispositioniert ist, kann man allem süchtig werden.

misfit

Zitat von: Robert am 18. Juni 2013, 08:16:43
Ausschlaggebend ist, wie schnell die Droge anflutet und wie stark die Erregung des Belohnungssystems ist und vor allem, ob der Stoff direkt in das Transmittersystem eingreift (also zB. direkt doapminerg) oder nur indirekt über die Regelkreise im System (wie bei der Spielsucht). Wer aber entsprechend prädispositioniert ist, kann man allem süchtig werden.


Mein Frage wäre: Hat denn Zucker in diesem System ein besonderes Potential? D.h. ist es eher vergleichbar mit Sex o.ä. oder mit berauschenden Drogen? Das wäre doch das einzig überzeugende Argument für die Sichtweise Zucker als "Droge".