Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Brustamputation als Brustkrebsvorsorge?

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von The Doctrix, 14. Mai 2013, 19:21:44

« vorheriges - nächstes »

Würdest Du Dich in derselben Situation wie A. Jolie auch für die Amputation der Brüste und die Entfernung der Eierstöcke entscheiden, oder würdest Du eher versuchen, einen eventuellen Krebs durch intensive Beobachtung früh zu erkennen?

Ja, ich würde mich operieren lassen.
18 (78.3%)
Nein, ich würde auf die Vorsorge vertrauen.
5 (21.7%)

Stimmen insgesamt: 23

Umfrage geschlossen: 22. Mai 2013, 14:18:36

sweeper

ZitatÜbrigens hat auch das engmaschige Screening bei Frauen, die sich mit dem hohen Risiko nicht operieren lassen, ein gewisses Risiko.
Ja, siehe hier:

http://forum.psiram.com/index.php?topic=11248.msg137459#msg137459

ZitatIch bin sehr zwiespältig in meiner Einschätzung:
gerade weil sich hinsichtlich Früherkennung und Behandlungsoptionen vieles sehr verbessert hat - im Vergleich zu vor 20 Jahren. Dennoch gibt es trotz engmaschiger Kontrollen leider tragische und rasante Verläufe.

Die betroffenen Frauen scheinen sehr unterschiedlich mit ihrem erhöhten Risiko und der damit verbundenen psychischen Belastung zurecht zu kommen.

Und das wäre für mich auch eine plausible Option:

Zitathttp://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/brustkrebs-marion-kiechle-spricht-ueber-chancen-von-genetischen-tests-a-899865.html

Marion Kiechle: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Der Schritt von Frau Jolie ist für mich aber nachvollziehbar. Ich würde mir auf jeden Fall die Eierstöcke und die Eileiter vorsorglich entfernen lassen, um vor dem drohenden Eierstockkrebs geschützt zu sein, für den es keine Vorsorge gibt. Durch diesen Eingriff reduziert sich auch mein Brustkrebsrisiko...
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Achgeh

Zitat von: The Doctor am 15. Mai 2013, 14:19:08
Ich habe mal eine Umfrage hinzugefügt, wie sich die Forenleser verhalten würden - bin gespannt auf Euer Votum.

"Auf die Vorsorge vertrauen", das suggeriert doch irgendwie, dass man, wenn man nur genug Vorsorge betreibt, dann auch gesund bleibt. Vorsorge heisst hier aber nur "Früherkennung" - das heisst, man rennt alle halbe Jahre zur Mammographie und -sono und hofft, dass das Karzinom so rechtzeitig entdeckt wird, dass man die Krankheit dann überlebt. Klar, man hat eine kleine Chance, dass man gesund bleibt. Aber die hat nichts mit der "Vorsorge" zu tun. Die "Vorsorge" bewirkt nur, dass man eine sehr, sehr wahrscheinliche Erkrankung inclusive Therapie mit OP, Bestrahlung und ggfs auch Chemo dann hoffentlich überlebt.

sweeper

Zitat"Auf die Vorsorge vertrauen", das suggeriert doch irgendwie, dass man, wenn man nur genug Vorsorge betreibt, dann auch gesund bleibt.
Es ist halt die - sprachlich unscharfe - volkstümlich zumindest bis vor kurzem geläufige Formulierung: "Krebsvorsorgeuntersuchung".

Siehe dazu auch beispielhaft:
http://www.krebsvorsorge-ratgeber.de/


With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Achgeh

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 14:50:05
Zitat"Auf die Vorsorge vertrauen", das suggeriert doch irgendwie, dass man, wenn man nur genug Vorsorge betreibt, dann auch gesund bleibt.
Es ist halt die - sprachlich unscharfe - volkstümlich zumindest bis vor kurzem geläufige Formulierung: "Krebsvorsorgeuntersuchung".

Ja ich weiss ... aber in dem Fall hört sich das so falsch-beruhigend an, finde ich. Dabei heisst Vorsorge hier doch nur, dass man, wenn man tatsächlich erkrankt, eine bessere Chance hat, zu überleben.

sweeper

ZitatDabei heisst Vorsorge hier doch nur, dass man, wenn man tatsächlich erkrankt, eine bessere Chance hat, zu überleben.

Immerhin heißt es das in den meisten Fällen. ;-)
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Groucho

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 13:43:10
Für mich wäre das wohl ein Grund, mich an Stelle einer Radikal-OP für engmaschige Kontrollen zu entscheiden und das verbleibende Risiko zu tragen.

Das ist eine sehr persönliche Entscheidung, die man niemals wird pauschalisieren können. Treffen die beschriebenen Risikofaktoren alle zu, man also mit um die 80% Wahrscheinlichkeit des Eintreffens rechnen muss, ist das u.U. eine permanente, enorme psychische Belastung, die durch ein engmaschigeres Screenig nicht aufgehoben wird, sondern im Gegenteil die Angst vor Brustkrebs zu einem alltäglichen Begleiter machen kann.

Dass man sich in so einer Situation lieber für ein Ende mit Schrecken, als einen Schrecken ohne Ende entscheidet, finde ich, auch angesichts der heute möglichen chirurgischen Möglichkeiten, mehr als nachvollziebar.

Ich kenne persönlich auch gerade einen Fall, eine Frau, die vorgeschichtlich und genetisch positiv ist, und nun tatsächlich erkankt ist, mit bereits "wunderbaren" Streuungen. Da war das Screenig wohl nicht dicht genug, sie hatte es regelmäßig getan.

Es kommt ja noch ein psychisches Moment dazu, was auch nur individuell greifbar ist, manchen Frauen sind ihre Brüste sehr wichtig, anderen eher nicht - wer will da Richter sein?

sweeper

@ Groucho:

Genau das ist der Knackpunkt:
die Entscheidung wird immer individuell sein und sich den persönlichen Lebensumständen anpassen müssen.

Es gibt auch junge Frauen, die erst Kinder bekommen und stillen wollen.
Eizellen kann man aber immerhin konservieren.

Ich hatte mal - überhaupt nicht vergleichbar - ein halbes Jahr lang mit einer frozen shoulder zu tun... man kann sich nicht vorstellen, um wie viele Jahre man sich subjektiv gealtert fühlt, wenn man nicht mal ohne Mühe in seinen Jackenärmel kommt... und das einseitig.

Und gerade weil diese gefürchteten Lymphödeme unter diesen speziellen Umständen nicht einschätzbar sind und eine junge Frau sich das überhaupt nicht vorstellen kann, fällt es mir schwer, jemand im Alter von - sagen wir mal unter 40 - eine doppelseitige Amputation zu empfehlen (muss ich zum Glück auch nicht).
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Achgeh

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 14:53:59
ZitatDabei heisst Vorsorge hier doch nur, dass man, wenn man tatsächlich erkrankt, eine bessere Chance hat, zu überleben.

Immerhin heißt es das in den meisten Fällen. ;-)

Klar. Aber wieviel supertoller ist das dann als gleich amputieren?

misfit

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 14:53:59
ZitatDabei heisst Vorsorge hier doch nur, dass man, wenn man tatsächlich erkrankt, eine bessere Chance hat, zu überleben.

Immerhin heißt es das in den meisten Fällen. ;-)

Ist das so?

Liegt die Überlebesnrate bei Früherkennung bei über 50%? Bleibt noch dahingestellt, wer da gezählt wird. Oft z.B. 5 Jahre... ob das reicht?

Um das auch nochmasl aufzugreifen. Die engmaschigen Screenings, d.h. Mammographie und CT stellen durch die Strahlenbelastung auch ein Risiko da.

sweeper

Zitat
Klar. Aber wieviel supertoller ist das dann als gleich amputieren?

Siehe die (mangels Zahlen spekulativen) Überlegungen zum Lymphödem.
Man kommt ja nicht anschließend gesund aus der Klinik, sondern dann geht womöglich die penible tägliche Vorsorge gegen die lästigen Ödeme los.

Wie häufig, wie lange und wie intensiv das nötig sein wird, ist sicher unterschiedlich.
Aber eine Quadrantenresektion ist eben nicht eine so große Fläche.

Ich bin aber wirklich nicht über den aktuellen klinischen Stand informiert - nur diese Dinge werden oft unterschätzt, weil sie einem gegenüber dem Tumor popelig erscheinen.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Dolph

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 13:43:10
Für mich wäre das wohl ein Grund, mich an Stelle einer Radikal-OP für engmaschige Kontrollen zu entscheiden und das verbleibende Risiko zu tragen.

Jau, meine Nachbarin entscheidet sich im Rahmen ihrer individuellen Impfentscheidung auch dafür, sich jeden Tag sorgfältig auf Anzeichen von Wundstarrkrampf zu untersuchen und den Rest das Restrisiko zu tragen...
Mal im Ernst, bei einer Erkrankungswahrscheinlichkeit von 87% von einem "verbleibenden Risiko" zu sprechen ist nicht mal mehr ein Euphemismus, das ist schlicht zynisch. Irgendwann freut man sich doch dann wahrscheinlich regelrecht, wenn es "endlich" so weit ist und die Warterei ein Ende hat.

sweeper

Zitat von: misfit am 15. Mai 2013, 15:08:37
Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 14:53:59
ZitatDabei heisst Vorsorge hier doch nur, dass man, wenn man tatsächlich erkrankt, eine bessere Chance hat, zu überleben.

Immerhin heißt es das in den meisten Fällen. ;-)

Ist das so?

Liegt die Überlebesnrate bei Früherkennung bei über 50%? Bleibt noch dahingestellt, wer da gezählt wird. Oft z.B. 5 Jahre... ob das reicht?

Um das auch nochmasl aufzugreifen. Die engmaschigen Screenings, d.h. Mammographie und CT stellen durch die Strahlenbelastung auch ein Risiko da.

Das steht alles in der S-3-Leitlinie.
Man macht, glaub ich, auch nicht Mammographien (wegen der höheren Gewebsdichte im jungen Alter sind sie nicht so aussagefähig), sondern Ultraschall-und Kernspinuntersuchungen (steht auch in der S-3-Leitlinie)
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

sweeper

Zitat von: Dolph am 15. Mai 2013, 15:11:47
Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 13:43:10
Für mich wäre das wohl ein Grund, mich an Stelle einer Radikal-OP für engmaschige Kontrollen zu entscheiden und das verbleibende Risiko zu tragen.

Jau, meine Nachbarin entscheidet sich im Rahmen ihrer individuellen Impfentscheidung auch dafür, sich jeden Tag sorgfältig auf Anzeichen von Wundstarrkrampf zu untersuchen und den Rest das Restrisiko zu tragen...
Mal im Ernst, bei einer Erkrankungswahrscheinlichkeit von 87% von einem "verbleibenden Risiko" zu sprechen ist nicht mal mehr ein Euphemismus, das ist schlicht zynisch. Irgendwann freut man sich doch dann wahrscheinlich regelrecht, wenn es "endlich" so weit ist und die Warterei ein Ende hat.

Na ja, Dolph, lies mal, was die Experten dazu sagen - dazu gibt es ja genügend Links - und überlass es den Frauen, sich nach ausgiebigen Beratungsgesprächen selbst zu entscheiden.
Und vermisch hier nicht eine simple Tetanusspritze mit einem in jedem Fall psychisch traumatisierenden Eingriff (dazu hat Frau Jolie ja auch einiges zu erzählen).

Zitathttp://www.ksta.de/gesundheit/brustkrebs-expertin--ich-kann-angelina-jolie-verstehen-,15938564,22770272.html

Sollte sich der Verdacht erhärten und der Gentest die befürchtete Mutation bescheinigen, raten Sie dann zur radikalen Operation?

Rhiem: Nein. Wir beraten grundsätzlich 'nicht-direktiv'. Das heißt, wir beraten unsere Patienten und versorgen sie mit allen Informationen, die sie haben müssen, um die für sich richtige und lebenslang tragfähige Entscheidung zu fällen. Neben der Amputation gibt es noch eine weitere Option: Die intensivierte Früherkennung. In diesem Fall bekommen die Frauen alle sechs Monate eine Ultraschall-Untersuchung und einmal jährlich eine Kernspintomographie. Bei Frauen ab 40 kommt dann noch die Mammographie dazu.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

The Doctrix

Zitat von: misfit am 15. Mai 2013, 14:22:49
Das Problem ist aber letztlich das Gen, daher braucht man für diese Geschichte eine Gentherapie. Soweit sind wir leider noch nicht.

Aber auf dem Weg. Beim malignen Melanom gibt es mittlerweile eine Gentherapie, mit der gut die Hälfte aller Patienten geheilt werden können. Und so viel, wie derzeit in der Onkologie geforscht wird, dürfte das bei besagtem Gendefekt des Brustkrebses auch nur eine Frage der Zeit sein.
(Ich muss dringend mal einen Blogartikel zum Thema schreiben.)
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Achgeh

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 15:04:47
Genau das ist der Knackpunkt:
die Entscheidung wird immer individuell sein und sich den persönlichen Lebensumständen anpassen müssen.

So ist das.

Zitat von: sweeper am 15. Mai 2013, 15:04:47
Und gerade weil diese gefürchteten Lymphödeme unter diesen speziellen Umständen nicht einschätzbar sind und eine junge Frau sich das überhaupt nicht vorstellen kann, fällt es mir schwer, jemand im Alter von - sagen wir mal unter 40 - eine doppelseitige Amputation zu empfehlen (muss ich zum Glück auch nicht).

Von empfehlen kann ja wohl keine Rede sein. Das ist eine Option, die Angesichts des Mortalitätsrisikos angeboten wird.

Gestern hab ich ein Radiointerview mit Frau Kiechle gehört, und da hat sie gesagt, dass die Entscheidung meistens nach familiärer Vorgeschichte unterschiedlich ausfällt. Die Frauen, die sehr nah mitbekommen haben, wie die Mutter oder eine andere Angehörige am Brustkrebs gestorben ist, entscheiden sich eher für eine präventive Amputation. Die Frauen, die das nicht so hautnah mitbekommen haben, entscheiden sich eher für die engmaschige Kontrolle.

Und eben weil das so eine individuelle, von der persönlichen Vorgeschichte abhängige, sehr schwierige Entscheidung ist, finde ich Kommentare wie den im Eingangspost extrem unpassend. Gerade von einem Arzt.  Da will man doch lieber nicht Patient sein ... :crazy