Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Meine afrodeutschen Brüder & Schwestern, ich sage euch...

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Ratiomania, 14. Januar 2013, 22:27:18

« vorheriges - nächstes »

Ratiomania

!!! Handle with care, kann Spuren von Sarkasmus und Ironie enthalten, Allergiker bitte aufpassen !!!

... werft nicht nur die Ketten sprachlicher Verwirrung, Scham und Diskriminierung ab sondern setzt euch auch für tatsächliche politische Veränderung ein!

Nie wieder darf ein mehr pigmentierter Mensch einen weniger pigmentierten Menschen bedienen!

Nie wieder darf ein Mensch an die schmerzliche Zeit seiner Vorfahren und/oder seiner sich zugehörig fühlenden Gruppe erinnert werden!

Das richtige politische Werkzeug wäre hier dann doch ein Berufsverbot (z.B., aber nicht ausschlielich in den "dienenden" Berufen Flugbegleiter(inn), Ober(inn), Bediedungskraft, Haushilfe etc.)  für alle die einen gewissen Pigmentierungsgrad der Haut überschreiten.

Aus Gründen der Gerechtigkeit wäre es natürlich dann auch geboten Reise- bzw. Urlaubsverbote für unser aller Urheimat Afrika zu verhängen, die die eben erwähnten Pigmentierungsgrad der Haut unterschreiten.

Keiner von uns möchte an üble Zeiten erinnert werden und keiner möchte seinen Kindern erklären müssen was Menschen anderen Menschen aus den angeblich richtigen (oder gar moralischen, gottgebenen oder natürlichen) Gründen antun vermögen.

Das verstört nur und sollte bis zur Volljährigkeit warten können.

Diskriminierungs-Wörter sind wie pornographisches Material: Kinder werden verwirrt und in ihrer geistigen Reifeentwicklung nachhaltig gestört.

Ich schlage zusätzlich eine viel viel nähere "Befassung" mit fiktionaler und erst recht mit nicht-fiktionaler Kinderliteratur vor.

M. Endes Jim Knopf z.B..

Die Thematik "Halb- und Ganzdrachen" sollte aufgrund ihres eindeutigen rassistisch-diskriminierenden Charakters selbstverfreilich ersatzlos gestrichen werden...

Des Weiteren liegen abertausende Seiten Kinderliteratur - was andere Formen von Diskriminierung und/oder gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit angeht - brach.

Allein, dass bei der Walpurgisnacht keine HEXER vorkommen, wirft ein schlechtes Licht auf den Verlag und sollte ebenso "kindergerecht" und für Vorleser unkompliziert gelöst werden!

::)


!!! WARNUNG ENDE !!!


Ausgrenzung durch andere ist nicht okay, aber ist es nicht wenigstens merkwürdig, wenn man dann sich selbst "ausdifferenziert" und sich in ziemlich vermottete Schubladen steckt aus denen man grade den sprachlichen Unrat beseitigt hat oder zu haben glaubt?

Meine Hautfarbe ist nicht "weiß" sondern eher blasses schweine-rosa und meine Vorfahren stammen nicht aus Atlantis sondern aus Afrika. Da ich zurzeit in Deutschland lebe und eine deutsche Staatsbürgerschaft wie auch einen Penis habe, bin ich also Afrodeutscher.

Natürlich gäbe es jetzt Einwände.

Ich bin bei weitem nicht pigmentiert genug.

Weder ich noch meine Vorfahren mussten wohl aufgrund ihrer Hautfarbe in "jüngster Zeit" diskriminiert werden.

Wegen Abstammung wäre nicht auszuschließen.

Ich habe keine Ahnung ob sie freiwillig nach Europa kamen oder dorthin verschleppt wurden.

Ich kenne allerdings die Geschichte der Sklaverei und des Rassismus. Der beginnt immer mit dem "wir" und dem "die".

Wenn ich sage "Afro-Deutscher" muss es ja wohl auch eine "Nicht-Afro-Deutsche"-Gruppe geben. Aus welchen kontinentalen Ecken kommt den der Rest? Ab wann ist man "Ur-Europäer" und wie führe ich da den Nachweis? Wieso geht es um wieder mal um Hautfarbe und was meinen Vorfahren passiert ist bzw. wo diese wann (und wie lange) gelebt haben?

Hildegard

Sach mal Ratio, war die Flüssigkeitszufuhr heute etwas promillelastig?
Aber ich find's toll.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Binky

Ne, das ist unser Ratio, wie man ihn kennt und mag.  ;)

Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

zwingenberger

Hoffentlich verrät ihm keiner, wie oft im "Huckleberry Finn" vom "Nigger" die Rede ist.

The Doctrix

Zitat von: Ratiomania am 14. Januar 2013, 22:27:18
Meine Hautfarbe ist nicht "weiß" sondern eher blasses schweine-rosa

Ist das jetzt nicht schon schweine-diskriminierend?    :gruebel
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Ratiomania

Zitat von: zwingenberger am 15. Januar 2013, 08:35:01
Hoffentlich verrät ihm keiner, wie oft im "Huckleberry Finn" vom "Nigger" die Rede ist.

Da liegt der Hund begraben schon gründlichst verrottet vor:

http://en.wikipedia.org/wiki/Adventures_of_Huckleberry_Finn#Controversy

Da kotzt der "Linke" Teil meiner Seele.

Bald waschen wir unsere Geschichte nicht nur sauber sondern rein.

Erstaunlich nur das Anti-Rassismus zum "Welcher Rassismus? Ich sehe keinen Rassismus!" wird.

Ja die stellen in den Kinderbüchern stellen Dinge da die rassistisch sind.

Ja die Wörter und die Gruppenbezeichnungen sind rassistisch und sicherlich auch verletzend.

Nur wird man doch bestimmt nicht zum Rassisten indem man das liest. Und bestimmt wird der Verstand auch so mal garnicht geschärft wenn man alle selbstempfundenen "Widrigkeiten und Unanehmlichkeiten der Geschichte" tilgt.

Auch und erstrecht nicht vor Kindern.

Der weiße Neger Wumbaba scheint eine Zumutung sondergleichen zu sein:

http://www.zeit.de/2013/04/Sprache-Rassismus

man sollte Sprache immer kritisieren und überdenken, aber Sprachreinigung infolge eigener ( und eigentlich fremder?) Zuschreibung ist nur noch peinlich:

ZitatEs sei aber diskriminierend gegenüber schwarzen Menschen, »wenn die Farbe schwarz und Dunkelheit als Symbolfarben für negativ bewertete Situationen oder Eigenschaften verwendet werden«. Damit werde »Schwarzsein erneut mit negativen Aspekten verbunden und suggeriert, dass Schwarzsein (von Weißen) beherrscht werden muss«.

Es wird noch schlimmer! Mit "weiß" wird alles positiv dargestellt!!!111

Nunja, Zeit das zu ändern. Müssen natürlich auch die Kulturen die weiß und oder andere Farben die sich Menschengruppen geben oder gegeben wurden sich um alternativen Bemühen, aber sofort!

ZitatIn contrast, across much of Africa and parts of Asia, white is a color of mourning and is worn during funerals.

http://en.wikipedia.org/wiki/Black#Mourning


Noch peinlicher wirds, wenn man den Rassismus-Report durchgeht:

http://www.zara.or.at/_doc/2010/ZARA_RassismusReport2009.pdf

ZitatUm Rassismen nicht zu reproduzieren, wird das N-Wort nur angedeutet, Eingriffe in Zitate durch ZARA in diesem Sinne sind mit
  • gekennzeichnet.
Man glaubt man wäre bei Harry Potter oder in einer abergläubischen Gesellschaft gelandet in der die alleinige Nennung des Negativen Unheil heraufbeschwört. Das ist auf gut deutsch ziemlich bekloppt.

Da wird doch dokumentiert und nicht reproduziert. Man darf da nichts ändern.  >:(

Es gibt auch kulturelle Praktiken die nun nicht mehr erwünscht sind. Da sie an gewisse rassistische Praktiken erinnern.

Dann kommt man ausm Kopfschütteln nicht mehr raus.

... und ich hoffe das meine Berufs-&Reiseverbots-Idee nicht noch von der Realität eingeholt wird...

Gefährliche Bohnen

Tja, Symbole sind Menschen immer unglaublich wichtig...
Ich muss sagen, dass ich ein wenig verwirrt war, als ich die Beitrage diverser Blogs etc. zu diesem Thema gelesen habe (zum Beispiel den hier von Florian Freistetter oder den hier, ebenfalls auf Scienceblogs). Plötzlich kam ich mir fast ein bisschen schlecht vor, die Veränderung von Kinderbüchern albern zu finden. Aber warum?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da Attribute vertauscht werden. Leute, die das Streichen von Wörtern aus Kinderbüchern kritisieren sind plötzlich die reaktionären, konservativen PC-Gegner, die unbedingt ihr N-Wort behalten wollen und nicht einsehen können, dass sich Sprache nun einmal ändert.
Ich finde, dass das ein wenig was von Beweislastumkehr hat: Das Revidieren von Büchern ist ein enormer Aufwand (und wo hört man da eigentlich auf?) und das zu Rechtfertigen ist die Aufgabe der Befürworter. Die Frage muss doch lauten: ,,wieso sollte man das machen" und nicht ,,wieso nicht".

Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme tatsächlich nachhaltig löst, wenn man Beschriftungen verändert.
Ein Wort ist eine willkürliche Zuordnung eines Lautes zu einem Bild. Eine Beleidigung wird das Wort erst, wenn ein entsprechender historischer Kontext oder Assoziationen aufgrund des Gebrauchs dazu kommen. Oder anders gesagt, wenn man glaubt, dass es eine Beleidigung ist. Quasi ein ,,linguistischer Plazeboeffekt".
Ich finde es daher eigentlich reaktionärer an diesem Überbau festzuhalten und einfach nur einen Begriff gegen einen anderen auszutauschen bis der (durch ebenjenen Überbau bedingt) wieder ausgetauscht werden muss, als einem Begriff an sich einfach nicht so eine riesige Bedeutung zuzuschreiben und lieber die Umstände zu verändern. Aber Worte ändern ist eben einfacher als Umstände ändern.
Also wie viel bringt es denn, die Worte zu verändern?
Ein Rassist wird auch nicht weniger rassistisch, wenn er statt ,,Neger" ,,Schwarzer" sagt. Dafür erfährt aber das Wort ,,Schwarzer" eine Pejorisierung, so dass man das auch irgendwann nicht mehr sagen darf.

"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Belbo zwei

ZitatM. Endes Jim Knopf z.B..

Die Thematik "Halb- und Ganzdrachen" sollte aufgrund ihres eindeutigen rassistisch-diskriminierenden Charakters selbstverfreilich ersatzlos gestrichen werden...


...irgendwo habe ich mal eine sehr tiefgründige Analyse von Jim knopf gelesen, wo eben gerade die Aufarbeitung des 3.Reiches Grundbestandteil der inhaltlichen Analyse war....(was ja 1963(?) auch nicht ganz abwegig war)


.....http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article11118843/Wie-Jim-Knopf-amp-Co-Deutschland-veraenderten.html

...schöner Artikel in der Welt....

ZitatJulia Voss interpretiert das Buch als eine Gegengeschichte zu nationalsozialistischen Bilderwelten und zeitgenössischer Fehlinterpretationen des Darwinismus. Sie deckt dabei auch eine mögliche Herkunft des Namens Jim Knopf auf. Zur Besatzung des Forschungsschiffes Beagle, mit dem Charles Darwin reiste, gehörte ein Junge mit Namen Jemmy Button, also zu deutsch Jemmy Knopf. Der Ureinwohner Feuerlands war zuvor von einer anderen Expedition in das England des 19. Jahrhunderts verschleppt worden, dessen Züge Lummerland nach Auffassung von Voss trägt. Stützen ihrer Interpretation, neben autobiographischen Zeugnissen des Autors, sieht sie in den Beschreibungen und der Rassenpolitik Kummerlands sowie in Jamballa als Gegenversion zu nationalsozialistischen Atlantismythen.[3] In der Tat stellt Ende lapidar fest, dass Lokomotiven "keinen großen Verstand [haben], deswegen brauchen sie auch immer einen Führer."

http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Knopf_und_Lukas_der_Lokomotivf%C3%BChrer#Interpretationen

Hier ein Artikel:
http://www.faz.net/themenarchiv/2.1151/wirkung/darwin-jahr-2009-jim-knopf-rettet-die-evolutionstheorie-1741253.html

(übrigens mein e absoluten Lieblingsbücher, kindskopf der ich bin)

sweeper

Gerade im Fall von Mark Twains Huckleberry Finn halte ich den Ersatz des Schimpfworts durch einen "neutralen" Ausdruck für Augenauswischerei oder sogar Geschichtsklitterung.

Der Liberale Twain verwendet ihn als literarisches Stilmittel, um die vorherrschende Haltung der damaligen Zeit zu porträtieren. Das wegzu"schönen" bedeutet, das Buch in seiner sozialkritischen Brisanz zu verfälschen: selbst der verwahrloste Sohn eines heruntergekommenen weißen Alkoholiker-Outcasts steht prinzipiell noch über dem "Nigger".

Es ist wohl leichter, das Wort auszutauschen als sich seiner eigenen unrühmlichen Vergangenheit erinnern zu müssen.

Wurden inzwischen auch die "Rothäute" aus Karl May gestrichen?
Darf Verdis Othello nur "ethniengerecht" aufgeführt werden, und sollte Mozarts "Entführung aus dem Serail" nicht lieber ganz gecancelt werden?

Was ist mit dem kleinen Servierjungen auf der Schokoladeverpackung?
Ich gebe zu, darauf nicht geachtet zu haben.

Irgendwie erinnert mich das alles an die Zeit, in der man kleinen Jungs das Cowboy- Spielen verbot, weil die beliebten Knallplättchenrevolver zu "Gewalt verherrlichendem Kriegsspielzeug" erklärt worden waren. ::)
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

The Doctrix

@ Ratio:

Für mich ist und bleibt "Der weisse Neger Wumbaba" eine leicht zu lesende Sammlung herrlicher Verständnisstilblüten. Scheissegal, was andere Leute (die anscheinend oftmals das Buch nicht einmal gelesen haben) anderer Meinung sind.

@ sweeper:

Word!

Ich sage übrigens bis heute zu gewissen Süsswaren "Negerküsse", auch wenn das schon lange nicht mehr p.c. ist.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Ratiomania


Ratiomania

Zitat von: sweeper am 28. Januar 2013, 16:39:22
Gerade im Fall von Mark Twains Huckleberry Finn halte ich den Ersatz des Schimpfworts durch einen "neutralen" Ausdruck für Augenauswischerei oder sogar Geschichtsklitterung.

Der Liberale Twain verwendet ihn als literarisches Stilmittel, um die vorherrschende Haltung der damaligen Zeit zu porträtieren. Das wegzu"schönen" bedeutet, das Buch in seiner sozialkritischen Brisanz zu verfälschen: selbst der verwahrloste Sohn eines heruntergekommenen weißen Alkoholiker-Outcasts steht prinzipiell noch über dem "Nigger".

[...]

Exakt. Die Faschingsszene der kleinen Hexe wird auch ohne das Wort Neger auskommen. (Die rassistische Implikationen und Steroetypen bleiben auch mit "Schwarzen" - Überaschung).

Bei Huckleberry aber nicht. Alles historische auch nicht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Neger_%28Begriffskl%C3%A4rung%29


Mit Gedichten geht das auch schlecht. Und mit Verhörern auch nicht, Wumbaba muss leben!

http://www.kleine-kinderwelt.de/Kindergeschichten_1/Klassische-Kindergeschichten_13/Die-Geschichte-von-den-schwarzen-Buben_292.html

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 28. Januar 2013, 16:20:56
Tja, Symbole sind Menschen immer unglaublich wichtig...
Ich muss sagen, dass ich ein wenig verwirrt war, als ich die Beitrage diverser Blogs etc. zu diesem Thema gelesen habe (zum Beispiel den hier von Florian Freistetter oder den hier, ebenfalls auf Scienceblogs). Plötzlich kam ich mir fast ein bisschen schlecht vor, die Veränderung von Kinderbüchern albern zu finden. Aber warum?

So ging es mir auch, und Deinem restlichen Beitrag möchte ich zustimmen. Man kann das Phänomen auch von der anderen Seite sehen, ich sage immer gerne "Wortmagie" dazu. Sobald wir als Menschen etwas Unverstandenes benennen, erweckt es den Eindruck, es damit auch verstanden zu haben. Das zieht sich durch alle Bereiche, von der Philisophie bis zur Medizin. Name bekannt, Gefahr gebannt. Das steckt wohl tief in uns drin. Hier einen Umkehrschluss zu ziehen, liegt in unserer Denke ebenso nahe: Gibt es das Wort nicht mehr, muss das Phänomen verschwinden.

bayle

Beispiele aus der Medizin: "somatoform" statt "psychogen"; "histrionisch" statt "hysterisch". Wenn diese Begriffe sich erst einmal soweit durchgesetzt haben, dass sie jeder versteht, dann wird es auch an der Zeit sein, sie wieder durch neue zu ersetzen.