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Meine afrodeutschen Brüder & Schwestern, ich sage euch...

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Begonnen von Ratiomania, 14. Januar 2013, 22:27:18

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zwingenberger

Ich finde die Debatte ja gar nicht so falsch, und wenn in der unsäglichen Pippi Langstrumpf ein "Negerkönig" verschwinden würde, wäre mir das keine Träne wert. Ich gebe aber noch etwas ganz anderes zu bedenken:

Es ist eine typische Debatte der Edel-Medien. Hui, kann man sich da den Kopf heißreden. Nur: wenn auf den Grundschulhöfen der Nation beschimpft wird, dann fliegen da noch ganz andere Sachen durch die Gegend: behindert, schwul, Schwuchtel (irgendwie sind sich Prolls und katholische Kirche in der Schwulenphobie verdammt nahe...) Kanake, Opfer etc pp. Das hat niemand den Kleinen aus Otfried Preußler oder Astrid Lindgren vorgelesen. Der ganze Streit wird über ein lächerliches Randphänomen geführt. Schmeißt diese nichtigen Wortleichen einfach raus, und gut ist. Die braucht kein Mensch.

Die "Nigger" bei Mark Twain hat und der Hanser-Verlag vor Kurzem in der wunderbaren Doppeledition Tom Sawyer/Huckleberry Finn glücklicherweise erhalten. Sweeper hat's gesagt, warum.

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 28. Januar 2013, 17:15:17
Man kann das Phänomen auch von der anderen Seite sehen, ich sage immer gerne "Wortmagie" dazu. Sobald wir als Menschen etwas Unverstandenes benennen, erweckt es den Eindruck, es damit auch verstanden zu haben. Das zieht sich durch alle Bereiche, von der Philisophie bis zur Medizin. Name bekannt, Gefahr gebannt. Das steckt wohl tief in uns drin.

Stimmt, man kommt sich gleich viel kompetenter vor, wenn man "Sie haben eine idiopathische Fazialisparese" sagt, statt "Ihre eine Gesichtshälfte ist gelähmt, aber ich weiß nicht, warum"   ;D
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Binky

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 28. Januar 2013, 17:45:12
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 28. Januar 2013, 17:15:17
Man kann das Phänomen auch von der anderen Seite sehen, ich sage immer gerne "Wortmagie" dazu. Sobald wir als Menschen etwas Unverstandenes benennen, erweckt es den Eindruck, es damit auch verstanden zu haben. Das zieht sich durch alle Bereiche, von der Philisophie bis zur Medizin. Name bekannt, Gefahr gebannt. Das steckt wohl tief in uns drin.

Stimmt, man kommt sich gleich viel kompetenter vor, wenn man "Sie haben eine idiopathische Fazialisparese" sagt, statt "Ihre eine Gesichtshälfte ist gelähmt, aber ich weiß nicht, warum"   ;D

;D

Nicht nur das. Die Wortwahl dient auch der eigenen Abgrenzung und der Demonstration, einer bestimmt Gruppe anzugehören. Das trifft sowohl auf die Fachsprachen zu, als auch auf diverse gruppenspezifische Idiome. Sprache verbindet nicht nur, sie kann auch abgrenzen.

bayle

Zitat von: Binky am 28. Januar 2013, 17:50:05
Zitat von: Gefährliche Bohnen am 28. Januar 2013, 17:45:12
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 28. Januar 2013, 17:15:17
Man kann das Phänomen auch von der anderen Seite sehen, ich sage immer gerne "Wortmagie" dazu. Sobald wir als Menschen etwas Unverstandenes benennen, erweckt es den Eindruck, es damit auch verstanden zu haben. Das zieht sich durch alle Bereiche, von der Philisophie bis zur Medizin. Name bekannt, Gefahr gebannt. Das steckt wohl tief in uns drin.
Stimmt, man kommt sich gleich viel kompetenter vor, wenn man "Sie haben eine idiopathische Fazialisparese" sagt, statt "Ihre eine Gesichtshälfte ist gelähmt, aber ich weiß nicht, warum"   ;D
;D
Nicht nur das. Die Wortwahl dient auch der eigenen Abgrenzung und der Demonstration, einer bestimmt Gruppe anzugehören. Das trifft sowohl auf die Fachsprachen zu, als auch auf diverse gruppenspezifische Idiome. Sprache verbindet nicht nur, sie kann auch abgrenzen.
Jetzt muss ich aber mal widersprechen. Es gewährt nur eine kurzdauernde Befriedigung zu wissen, wo etwas herkommt. Wichtiger noch ist zu wissen, wie es weitergeht, und das kann man bei einer idiopathischen Facialisparese, wenn man sie benennt. Das schließt ja immerhin andere Ursachen aus. Und man kommt nicht nur sich, sondern auch dem Patienten kompetenter vor (hoffentlich). Das wiederum ist sehr wichtig, sofern man in der Verlegenheit ist, Maßregeln und Empfehlungen aussprechen oder wenigstens Hoffnung vermitteln zu müssen.
:grins2:

Dr. Ici Wenn

Das Blöde an solcher Fachsprache ist ja, dass sie einerseits absolut wichtig ist, man damit andererseits wunderbar blenden kann. Ist ja ein typisches Thema bei Psiram und den Quacks.

Binky

Die idiopath. Fazialisparese kannst Du auch als Bezeichnung für das Problem für Dich selber verwenden oder in der Kommunikation mit Kollegen. Dem Betroffenen, der das nicht kennt, ist damit nichts erklärt. Im schlimmsten Fall grenzt Du ihn aus, weil er nichts versteht, ohne weitergehende Erklärungen.

Sprache hat viele Funktionen. Ich meinte eine andere als Du, Du sprachst von der Funktion der Sprache, ein Phänomen zu beschreiben, ich aber davon, sich abzugrenzen.

Deswegen nehme ich Dein Widersprechen nicht an. Wir schreiben von verschiedenen Dingen.  ;)


sweeper

Jetzt sind wir von den rassistischen Formulierungen weg und zu den Fachausdrücken hin gelangt.
Fachausdrücke "diskriminieren" = grenzen aus, nämlich diejenigen, die der Fachsprache nicht mächtig sind.*
Dennoch ging es ursprünglich um etwas anderes - aber auch die Verlagerung ist interessant.

*Binky hat es schon in aller Klarheit formuliert, seh ich gerade.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Belbo zwei

Zitat von: Binky am 28. Januar 2013, 18:36:38
Die idiopath. Fazialisparese kannst Du auch als Bezeichnung für das Problem für Dich selber verwenden oder in der Kommunikation mit Kollegen. Dem Betroffenen, der das nicht kennt, ist damit nichts erklärt. Im schlimmsten Fall grenzt Du ihn aus, weil er nichts versteht, ohne weitergehende Erklärungen.

Sprache hat viele Funktionen. Ich meinte eine andere als Du, Du sprachst von der Funktion der Sprache, ein Phänomen zu beschreiben, ich aber davon, sich abzugrenzen.

Deswegen nehme ich Dein Widersprechen nicht an. Wir schreiben von verschiedenen Dingen.  ;)


Ich als Nichtmediziner, mit zeitweiligem Pschyrembelanschluss, habe früher sehr gerne das Wort "varikös" benutz weil es für den Unbeteiligten so schön nach einer Mischung aus variabel und seriös klingt.

Gefährliche Bohnen

Zitat von: bayle am 28. Januar 2013, 18:20:38
Es gewährt nur eine kurzdauernde Befriedigung zu wissen, wo etwas herkommt. Wichtiger noch ist zu wissen, wie es weitergeht, und das kann man bei einer idiopathischen Facialisparese, wenn man sie benennt. Das schließt ja immerhin andere Ursachen aus. Und man kommt nicht nur sich, sondern auch dem Patienten kompetenter vor (hoffentlich). Das wiederum ist sehr wichtig, sofern man in der Verlegenheit ist, Maßregeln und Empfehlungen aussprechen oder wenigstens Hoffnung vermitteln zu müssen.
:grins2:

Na ja, da ist auch was dran  ;)
Wenn man "idiopathische Fazialisparese" zum ersten Mal hört, verspricht man sich halt mehr vom Begriff "idiopathisch" als "alle bekannten Ursachen konnten ausgeschlossen werden" (auch wenn diese Information trotzdem relevant und von praktischen Nutzen ist)... ist eben ein kurzer Überraschungsmoment... aber stimmt schon, in diesem Fall hat man durch die Umbenennung einen Mehrgewinn an Information. Vom einfachen "Wir wissen es nicht" zum "Es ist zumindest nichts schlimmes" mit entsprechender Konsequenz für die Therapie.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Belbo zwei

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 28. Januar 2013, 18:42:25
Zitat von: bayle am 28. Januar 2013, 18:20:38
Es gewährt nur eine kurzdauernde Befriedigung zu wissen, wo etwas herkommt. Wichtiger noch ist zu wissen, wie es weitergeht, und das kann man bei einer idiopathischen Facialisparese, wenn man sie benennt. Das schließt ja immerhin andere Ursachen aus. Und man kommt nicht nur sich, sondern auch dem Patienten kompetenter vor (hoffentlich). Das wiederum ist sehr wichtig, sofern man in der Verlegenheit ist, Maßregeln und Empfehlungen aussprechen oder wenigstens Hoffnung vermitteln zu müssen.
:grins2:

Na ja, da ist auch was dran  ;)
Wenn man "idiopathische Fazialisparese" zum ersten Mal hört, verspricht man sich halt mehr vom Begriff "idiopathisch" als "alle bekannten Ursachen konnten ausgeschlossen werden" (auch wenn diese Information trotzdem relevant und von praktischen Nutzen ist)... ist eben ein kurzer Überraschungsmoment... aber stimmt schon, in diesem Fall hat man durch die Umbenennung einen Mehrgewinn an Information. Vom einfachen "Wir wissen es nicht" zum "Es ist zumindest nichts schlimmes" mit entsprechender Konsequenz für die Therapie.


Spannend wäre doch eine Untersuchung ob unterschiedliche Wörter/Bezeichnungen einen unterschiedlich hohen placeboeffekt haben.

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Belbo zwei am 28. Januar 2013, 18:41:16
Ich als Nichtmediziner, mit zeitweiligem Pschyrembelanschluss, habe früher sehr gerne das Wort "varikös" benutz weil es für den Unbeteiligten so schön nach einer Mischung aus variabel und seriös klingt.

Ha, das ist gut. ;D Muss ich mir merken. Kleines Rätsel: was bedeutet retrovaginal?
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

sweeper

ZitatSpannend wäre doch eine Untersuchung ob unterschiedliche Wörter/Bezeichnungen einen unterschiedlich hohen placeboeffekt haben.

Der Placeboeffekt von "varikös" dürfte eher niedrig sein -  womöglich gibt es sogar einen Noceboeffekt.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Binky

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 28. Januar 2013, 18:56:21
Zitat von: Belbo zwei am 28. Januar 2013, 18:41:16
Ich als Nichtmediziner, mit zeitweiligem Pschyrembelanschluss, habe früher sehr gerne das Wort "varikös" benutz weil es für den Unbeteiligten so schön nach einer Mischung aus variabel und seriös klingt.

Ha, das ist gut. ;D Muss ich mir merken. Kleines Rätsel: was bedeutet retrovaginal?

Popo, also weibl. anal, oder?

Binky

Zitat von: sweeper am 28. Januar 2013, 18:57:14
ZitatSpannend wäre doch eine Untersuchung ob unterschiedliche Wörter/Bezeichnungen einen unterschiedlich hohen placeboeffekt haben.

Der Placeboeffekt von "varikös" dürfte eher niedrig sein -  womöglich gibt es sogar einen Noceboeffekt.

Varikös klingt irgendwie nach Krankheit, Hautausschlag und Rotz....  ;D

Conina

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 28. Januar 2013, 18:56:21
Zitat von: Belbo zwei am 28. Januar 2013, 18:41:16
Ich als Nichtmediziner, mit zeitweiligem Pschyrembelanschluss, habe früher sehr gerne das Wort "varikös" benutz weil es für den Unbeteiligten so schön nach einer Mischung aus variabel und seriös klingt.

Ha, das ist gut. ;D Muss ich mir merken. Kleines Rätsel: was bedeutet retrovaginal?


Total behaart?

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.