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Der Fall Mollath

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Begonnen von P.G., 07. Dezember 2012, 12:22:42

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40_Fieber

Zitat von: Belbo am 28. März 2013, 15:51:56
Stimmt das Zitat war etwas unfair, auf was ich raus möchte ist, dass die faktenlage nicht so eindeutig ist wie beide Seiten das behaupten.

Dann mußt Du Dich jetzt aber vor der Justiz fürchten. Die hätte in diesem Fall einen gemeingefährlichen Wahni sehr lange frei herumlaufen lassen:

http://blog.beck.de/2013/03/26/fall-mollath-die-wiederaufnahmeantr-ge-unter-der-lupe#UPDATE%20270313

Zitatdass der Fall Mollath Mittte des Jahres 2005 gleichsam "zum Stillstand" gekommen war - und dies, obwohl das psychiatrische Gutachten dem in Freiheit befindlichen Herrn Mollath eine Gefährlichkeit für die Allgemeinheit attestierte. Aber das AG leitete die Sache monatelang nicht an das nunmehr zuständige LG weiter. Dies geschah erst zum Jahreswechsel 2006. Dann verging zwischen Ausgangsstempel AG und Eingangsstempel StA (im Nachbargebäude) wiederum einige Zeit, bevor die Sache in der 7. Strafkammer des LG auf den Tisch kam und plötzlich auch Eile geboten war.

Bemerkenswert ist, daß Mollath durch diese Verzögerung insgesamt ein ganzes Jahr unauffällig war und keine Reifen zerstochen hat. Und in der Psychiatrie hat er - obwohl er keine Medikamente nimmt - bisher noch nicht mal eine Fliege zerklatscht. Wahn aus? Wahn an?

Also mittlerweile sind sich die bloggende Strafrechtler im Netz ausgesprochen einig und auch die Regensburger Staatsanwaltschaft sieht nicht so schöne Sachen u.a. bei Richter Brixner. Medizinisch unschöne Sachen sieht sie beim Psychiater Worthmüller. Der hat sich nämlich heftig in Widersprüche verstrickt nachdem er und sein Investmentbank-Nachbar nacheinander verhört wurden. Und er gibt zu, daß er einen Deal mit Mollath machen wollte - professionelles Vorgehen eines Gutachters ist das wohl nicht. Letztlich hat er sich dann wegen Befangenheit verabschiedet und hat mit Leipziger geredet.

Das sind einfach mal die Tatsachen, welche die Staatsanwaltschaft in den letzten Monaten ermittelt hat. Die kann man nicht einfach wegdiskutieren und auf Verschwörungstheorien verweisen. Die sind so real wie absurd.
http://kidmed*info/

Belbo zwei

Naja wie gesagt in dem Zeit und dem Spiegel- Artikel stellt sich das etwas anders da hoffen wir dass der gute Gustl gesund ist und wenn dann auch bald wieder in freiheit.

40_Fieber

Zeit- und der Spiegelartikel sind 4 Monate alt. In der Zwischenzeit ist Einiges passiert und diese Artikel sind pulverisiert, weil in weiten Teilen nachweislich unwahr.

Der Spiegel entblödet sich gar, Mollath subtil einen Pflastersteinwurf unterzujubeln um ihm im einen anderen Artikel zu attestieren er bringe das Vertrauen des Bürgers in den Rechtsstaat in Gefahr. Wie wirkt das auf den Leser: Mit Irren kann mans ja machen. Wer wirft schon Pflastersteine, wenn nicht ein Irrer Mollath.
Wir haben einen skandalösen Umgang mit psychisch Kranken.

ZitatDer Generalverdacht, Justiz und Psychiatrie brächten mit Husch-husch-Urteilen und -Gutachten mal so eben Bürger für Jahre in die Maßregel, ist nicht nur falsch, er ist schädlich, weil er das Vertrauen in die Institutionen des Rechtsstaats untergräbt.

... knödelte im Dezember Frau Lakotta.

Das ist sachlich falsch. Dieser Vorgang untergräbt das Vertrauen, denn der Bürger vertraut darauf, daß Urteile im Zweifel für den Angeklagten gefällt werden. Und an dem Teil (ver-)zweifeln sämtliche bloggenden Strafrechtler bis hin zu einer Oberstaatsanwältin.

Außerdem beschädigt dieser Unfug die Psychiatrie massiv. Das sieht für den Beobachter zurecht so aus als könne ein Arzt, ohne überhaupt mit dem Patienten zu sprechen, beschließen dieser sei verrückt. Im Spiegel versucht sich daran gar ein Psychiater aus der Charité, indem er Briefe psychiatrischen Krankheiten zuordnet. Und das, wenn es um die Freiheitsberaubung eines Menschen geht. Anstatt seinen Schnabel zu halten und dem Spiegel zu sagen, daß er das so nicht seriös beurteilen kann will er halt auch mal in die Zeitung.

Und das ist der größte Skandal an dieser Geschichte - der medizinische. Da hat man langsam kein Erbarmen mehr, wenn die KVPM solche Knallchargen ausschlachtet und verfrühstückt. Das sind Steilvorlagen für Verbrecher und Sektierer. Wozu? Damit hab ich mir einmal die Finger verbrannt - ein zweites Mal nicht mehr.


http://kidmed*info/

Belbo zwei

Zitat von: 40_Fieber am 28. März 2013, 22:40:10
Zeit- und der Spiegelartikel sind 4 Monate alt. In der Zwischenzeit ist Einiges passiert und diese Artikel sind pulverisiert, weil in weiten Teilen nachweislich unwahr.

Der Spiegel entblödet sich gar, Mollath subtil einen Pflastersteinwurf unterzujubeln um ihm im einen anderen Artikel zu attestieren er bringe das Vertrauen des Bürgers in den Rechtsstaat in Gefahr. Wie wirkt das auf den Leser: Mit Irren kann mans ja machen. Wer wirft schon Pflastersteine, wenn nicht ein Irrer Mollath.
Wir haben einen skandalösen Umgang mit psychisch Kranken.

ZitatDer Generalverdacht, Justiz und Psychiatrie brächten mit Husch-husch-Urteilen und -Gutachten mal so eben Bürger für Jahre in die Maßregel, ist nicht nur falsch, er ist schädlich, weil er das Vertrauen in die Institutionen des Rechtsstaats untergräbt.

... knödelte im Dezember Frau Lakotta.

Das ist sachlich falsch. Dieser Vorgang untergräbt das Vertrauen, denn der Bürger vertraut darauf, daß Urteile im Zweifel für den Angeklagten gefällt werden. Und an dem Teil (ver-)zweifeln sämtliche bloggenden Strafrechtler bis hin zu einer Oberstaatsanwältin.

Außerdem beschädigt dieser Unfug die Psychiatrie massiv. Das sieht für den Beobachter zurecht so aus als könne ein Arzt, ohne überhaupt mit dem Patienten zu sprechen, beschließen dieser sei verrückt. Im Spiegel versucht sich daran gar ein Psychiater aus der Charité, indem er Briefe psychiatrischen Krankheiten zuordnet. Und das, wenn es um die Freiheitsberaubung eines Menschen geht. Anstatt seinen Schnabel zu halten und dem Spiegel zu sagen, daß er das so nicht seriös beurteilen kann will er halt auch mal in die Zeitung.

Und das ist der größte Skandal an dieser Geschichte - der medizinische. Da hat man langsam kein Erbarmen mehr, wenn die KVPM solche Knallchargen ausschlachtet und verfrühstückt. Das sind Steilvorlagen für Verbrecher und Sektierer. Wozu? Damit hab ich mir einmal die Finger verbrannt - ein zweites Mal nicht mehr.

Wie gesagt ich traue mich weder aus den Informationen der einen noch der der anderen Seite ein Urteil darüber zu fällen, wie "boarderline" nun Mollath ist, sehr wahrscheinlich halte ich es allerdings nicht dass er vollkommen gesund ist und alle andere in dem Fall nur entweder Kriminelle oder unfähige Volltrottel, aber wer weiss, gut dass es diese neue Verfahren gibt da lassen sich diese Punkte ja hoffentlich ausreichend klären.

40_Fieber

Zumindest gibts in dem Urteil wirklich auch Sachen aus der Welt des Humbugs:

Aus schlauchlosen Reifen entweicht die Luft immer langsam, wenn man mit einem spitzen Gegenstand reinsticht. Das ist kein besonders hohes Sicherheitsrisiko sondern gewollt um Reifenplatzer - die wirklich gefährlich sind - zu vermeiden. Was - laut ADAC - nicht immer gelingt, wenn Leute ihre Reifen zu lange fahren.

Der Reifenstecher brauchte also keine besonderen Reifenkenntnisse um diesen Effekt zu erzielen, denn: It's not a bug it's a feature und gelingt jedem mit einem spitzen Gegenstand:

http://www.mercedes-forum.com/board/index.php?page=Thread&threadID=72293

Und wenn man wieder aufpumpt kann man oft sogar weiterfahren:

http://www.talkteria.de/forum/topic-35508.html

Und natürlich sieht man Einstiche nicht. Selbst Reifenhändler müssen da suchen - wie ich mal erleben durfte. Mit dem Ding bin ich noch 40 km mit einmal zwischendrin Aufpumpen gefahren. Man will ja schließlich den günstigsten Preis für die Neuen. ;D
http://kidmed*info/

Superkalifragilistisch

Gabriele Wolff Leser wissen mehr

http://gabrielewolff.wordpress.com/2013/01/01/der-fall-gustl-mollath-rosenkrieg-und-versagen-von-justiz-psychiatrie-v/

Und nur weil die Antipsychiatrie aus Vollpfosten besteht (die AP besteht übrigens zum Großteil aus Sympathisanten der Psychosekten Scientology und Psychoanalyse) heißt das nicht, daß Kritik an der Psychologie nicht angebracht ist. An der Wurzel der antipsychiatrischen Kritik steht das Foucaultsche Panoptikum oder der Orwellsche Überwachungsstaat. Sie ist also ein Ausläufer des Romantizismus, dessen Ausläufer die Psychologie selbst ist, welche sie zu kritisieren vorgibt.

"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

bayle

Ich zögere etwas, mich hier überhaupt zu äußern: ich bewundere die Sachkenntnis aller, die dazu fundiert in der Lage sind. Eine kurze Richtigstellung aber traue ich mir dennoch zu: gemeint ist hier die Kritik an der Psychiatrie, nicht an der Psychologie. Diese Kritik sollte außerdem sorgfältig zwischen allgemeiner Psychiatrie-Kritik und der Kritik am konkreten Verhalten von Psychiatern im konkreten Fall trennen. Eine Methode kann falsch sein, und eine Methode kann entgegen ihrem bestimmungsmäßigen Gebrauch eingesetzt werden - das ist nicht dasselbe. Auch denke ich nicht, dass die Antipsychiatrie auf die Psychoanalyse zurückgeht, die ich überdies nicht als Psychosekte bezeichnen würde. Und ich halte den "Orwellschen Überwachungsstaat" in diesem Zusammenhang für eine Fiktion.

Zu diesem Thema scheint mir der Wikipedia-Artikel ein halbwegs brauchbarer Einstieg zu sein.

Superkalifragilistisch

ZitatEine Methode kann falsch sein, und eine Methode kann entgegen ihrem bestimmungsmäßigen Gebrauch eingesetzt werden - das ist nicht dasselbe.
Wenn Mißbräuche als solche erkannt und benannt werden, sind es merkwürdigerweise immer No True Scotsmen, ein Atavismus, oder durch das Allheilmittel Qualitätskontrolle zu beheben.

http://en.wikipedia.org/wiki/No_true_Scotsman

http://de.wikipedia.org/wiki/Atavismus


Es gibt keine Trennlinie zwischen Psychologie und Psychiatrie. Die Psychiatrie wendet ja doch durchweg und ohne Unterlass die »psychologischen Erkenntnisse« welche sich auf die »Geisteskrankheit« beziehen - in Form der Krankheitsmetapher - auf alle gesellschaftlichen Bereiche und Themenkomplexe an. Deshalb ist der Psychiater so wie der Psychologe beliebter Interviewpartner zu allen möglichen Themen und Panik-Themen. Es sei denn, Du nimmst solche Trennungen als naturgegeben, welche auf Berufsordnungen, Fakultätspolitik und versicherungstechnischen Abrechnungsformalitäten beruhen.

In welchem Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Antipsychiatrie nun das eine aus dem anderen "hervorgeht" hängt davon ab, was man unter "hervorgehen" versteht. Sie sind wesensverwandt. Sie teilen sich einen Bestand an tropes.

Zum Beispiel die Technologie- und Biologiefeindlichkeit. Der Darwinismus hat an allem Schuld. Nur die Psychologie kann uns von den materialistischen Sünden der Biologie erlösen. Gerade eine Kritik, welche die Psychiatrie mit ihrem Horror-Ort - der Anstalt - in den Mittelpunkt rückt - trägt den Keim der Verschwörungstheorie schon in sich.

ZitatUnd drittens schließlich sind die Patientenmorde im Kontext der deutschen Psychiatriegeschichte zu sehen. In dieser Hinsicht hat der nürnberger Ärzteprozeß zu einer verkürzten Sicht der Dinge geführt. Denn vor Gericht wurde die Euthanasie-Aktion aus dem Kontinuum der Psychiatriegeschichte herausgelöst und isoliert betrachtet, sodaß eine künstliche Trennlinie zwischen Normalpsychiatrie und Psychiatrieverbrechen gezogen wurde. Erst jüngere Forschungen haben diese Trennlinie überschritten.

aus Vernichten und Heilen

[anm: ich halte Skandale oder die in dem zitierten Buch beschriebenen Patientenmorde wie alle anderen Horrorgeschichten nicht für geeignete Steine des Anstoßes, da sie zu Singularisierungen und Verteufelungen verleiten]

Ich finde sowohl Psychoanalyse als auch Antipsychiatrie sind abzulehnen, weil sie die selbe Wurzel haben. Stattdessen ist eine amoralistische Kritik der Psychologie zu leisten. Viel mehr werde ich zu dem Thema nicht schreben.

Gruß
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

Belbo zwei

Zitat von: bayle am 29. April 2013, 15:26:49
Ich zögere etwas, mich hier überhaupt zu äußern: ich bewundere die Sachkenntnis aller, die dazu fundiert in der Lage sind. Eine kurze Richtigstellung aber traue ich mir dennoch zu: gemeint ist hier die Kritik an der Psychiatrie, nicht an der Psychologie. Diese Kritik sollte außerdem sorgfältig zwischen allgemeiner Psychiatrie-Kritik und der Kritik am konkreten Verhalten von Psychiatern im konkreten Fall trennen. Eine Methode kann falsch sein, und eine Methode kann entgegen ihrem bestimmungsmäßigen Gebrauch eingesetzt werden - das ist nicht dasselbe. Auch denke ich nicht, dass die Antipsychiatrie auf die Psychoanalyse zurückgeht, die ich überdies nicht als Psychosekte bezeichnen würde. Und ich halte den "Orwellschen Überwachungsstaat" in diesem Zusammenhang für eine Fiktion.

Zu diesem Thema scheint mir der Wikipedia-Artikel ein halbwegs brauchbarer Einstieg zu sein.

+1
ZitatWie gesagt ich traue mich weder aus den Informationen der einen noch der der anderen Seite ein Urteil darüber zu fällen, wie "boarderline" nun Mollath ist, sehr wahrscheinlich halte ich es allerdings nicht dass er vollkommen gesund ist und alle andere in dem Fall nur entweder Kriminelle oder unfähige Volltrottel, aber wer weiss, gut dass es diese neue Verfahren gibt da lassen sich diese Punkte ja hoffentlich ausreichend klären.
...um mich mal selber zu zitieren...

bayle

Zitat von: Superkalifragilistisch am 29. April 2013, 16:37:03
Wenn Mißbräuche als solche erkannt und benannt werden, sind es merkwürdigerweise immer No True Scotsmen, ein Atavismus, oder durch das Allheilmittel Qualitätskontrolle zu beheben.
Wie, wenn jemand gegen anerkannte Standards seines Fachs verstößt, das ist dann ein Argument gegen die Standards?

ZitatEs gibt keine Trennlinie zwischen Psychologie und Psychiatrie.
Entschuldige, doch. Es gibt erhebliche Unterschiede in theoretischer wie in praktischer Hinsicht. Es gibt gewisse Überschneidungen. ,,Keine Trennlinie" ist eine Annahme wie diejenige, dass letztlich alles mit allem zusammenhängt.

ZitatDie Psychiatrie wendet ja doch durchweg und ohne Unterlass die »psychologischen Erkenntnisse« welche sich auf die »Geisteskrankheit« beziehen - in Form der Krankheitsmetapher - auf alle gesellschaftlichen Bereiche und Themenkomplexe an. Deshalb ist der Psychiater so wie der Psychologe beliebter Interviewpartner zu allen möglichen Themen und Panik-Themen. Es sei denn, Du nimmst solche Trennungen als naturgegeben, welche auf Berufsordnungen, Fakultätspolitik und versicherungstechnischen Abrechnungsformalitäten beruhen.
Wer dies als Psychiater tut, überschreitet seine fachliche Kompetenz. Nenn doch mal Beispiele; mir fällt aktuell gerade keines ein.

ZitatDeshalb ist der Psychiater so wie der Psychologe beliebter Interviewpartner zu allen möglichen Themen und Panik-Themen. Es sei denn, Du nimmst solche Trennungen als naturgegeben, welche auf Berufsordnungen, Fakultätspolitik und versicherungstechnischen Abrechnungsformalitäten beruhen.
Leute, die zu allem und jedem in der Öffentlichkeit Stellung nehmen, sind im allgemeinen eher begnadete Selbstdarsteller als begnadete Wissenschaftler.

ZitatIn welchem Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Antipsychiatrie nun das eine aus dem anderen "hervorgeht" hängt davon ab, was man unter "hervorgehen" versteht. Sie sind wesensverwandt. Sie teilen sich einen Bestand an tropes. ... Ich finde sowohl Psychoanalyse als auch Antipsychiatrie sind abzulehnen, weil sie die selbe Wurzel haben.
Das, so will es mir scheinen, ist keine falsifizierbare Hypothese.

Die Patientenmorde in der Psychiatrie-Geschichte können nicht der Psychoanalyse angelastet werden, im Gegenteil war der Einfluss letzterer auf die Vorkriegspsychiatrie sehr gering. Ihre Bedeutung für die Psychiatrie erlangte sie erst mit der Emigration/Vertreibung der Analytiker aus Deutschland nach Amerika. Inzwischen hat es in der Psychiatrie aus komplexen Gründen schon längst wieder eine ,,somatische Wende" gegeben.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden: auch ich halte die Psychoanalyse nicht für eine Wissenschaft. Aber es ist dennoch verfehlt, ihre heutige Form als ,,Sekte" zu bezeichnen und ihr die Patenschaft an der Antipsychiatrie anzulasten.

Robert

ZitatIch möchte nicht falsch verstanden werden: auch ich halte die Psychoanalyse nicht für eine Wissenschaft. Aber es ist dennoch verfehlt, ihre heutige Form als ,,Sekte" zu bezeichnen und ihr die Patenschaft an der Antipsychiatrie anzulasten.

Stimmt, allerdings bedient sich die Antipsychiatrie der Psychoanalyse, wie man das zum Bsp. an Parallelen zwischen ihr und den Psychotechniken von Scientology sehen kann.

Hildegard

Zitat von: Robert am 29. April 2013, 18:00:46
ZitatIch möchte nicht falsch verstanden werden: auch ich halte die Psychoanalyse nicht für eine Wissenschaft. Aber es ist dennoch verfehlt, ihre heutige Form als ,,Sekte" zu bezeichnen und ihr die Patenschaft an der Antipsychiatrie anzulasten.

Stimmt, allerdings bedient sich die Antipsychiatrie der Psychoanalyse, wie man das zum Bsp. an Parallelen zwischen ihr und den Psychotechniken von Scientology sehen kann.
Erstmal möchte ich bayle vollinhaltlich zustimmen, obwohl der natürlich auf meine minderqualifizierte Zustimmung nicht angewiesen ist. Psychoanalyse ist keine Sekte, aber sie ist unwissenschaftlich, da auf niemals nachgeprüften oder nachprüfbaren Theorien basierend.
Zweitens möchte ich Robert widersprechen, dass Scientology mit Psychoanalyse arbeitet. Die Psychotricks der Scientologen inkl. ihres komischen Lügendetektors haben wenig bis nichts mit der ergebnisoffenen Psychoanalyse zu tun.
Ich habe früher an Psychoanalyse geglaubt und ungefähr hundert Stunden auf der Couch hinter mir. Es war ziel- und witzlos,  aber jedenfalls keine Gehirnwäsche.

Es gibt übrigens eine Bewegung, die versucht, die Psychoanalyse durch Verheiratung mit der Neurologie zu retten.
Zitat1999 erschien zum ersten Mal die internationale Zeitschrift Neuropsychoanalysis, in der namhafte Neurowissenschaftler und Psychoanalytiker Themen wie Emotion und Affekt, Gedächtnis, Schlaf und Traum, Konflikt und Trauma sowie bewußte und unbewußte Problemlösungsprozesse detailliert und kontrovers diskutieren. Im Jahr 2000 wurde die internationale Gesellschaft für Neuro-psychoanalysis gegründet
Quelle: http://www.psychoanalyse-aktuell.de/wissenschaft/neurowissenschaft.html

Homepage der Gesellschaft für Neuropsychoanalysis: http://www.npsafoundation.org/
Homepage des zugehörigen Journals: http://www.neuropsa.org.uk/journal
http://en.wikipedia.org/wiki/Neuro-psychoanalysis

Ich habe nichts davon gelesen, wusste nur von der Existenz und werfe es euch hiermit vor.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

bayle

ZitatIch habe nichts davon gelesen, wusste nur von der Existenz und werfe es euch hiermit vor.
Das ist wenigstens ehrlich ;)! Umso akzeptabler ist der Rest des Posts - ich hoffe, ich denke nicht nur so, weil Du mir zugestimmt hast.

Robert

Hildegard, lies mal richtig, ich schrieb, sie bedienen sich der PA, wenden sie aber nicht an. So, wie das hier beschrieben ist: http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1116:scientology-der-dianetik-tagq&catid=229:berichte-2012&Itemid=136

ZitatEin Teil dieser Vorstellungen  [Dianetik] ist erkennbar von der Psychoanalyse Sigmund Freuds beeinflusst. HUBBARD legt aber ein rein technizistisches Menschenbild zugrunde. Der Mensch als eine Art Körper-Geist-Maschine, die wie ein Computer funktioniert? Diese Idee wurde und wird von der Fachwelt als unwissenschaftlich und dilettantisch verworfen.

Hildegard

Zitat von: Robert am 29. April 2013, 21:43:34
Hildegard, lies mal richtig,
Zu Befehl ;-)

Zitat von: Robert am 29. April 2013, 21:43:34
ich schrieb, sie bedienen sich der PA, wenden sie aber nicht an. So, wie das hier beschrieben ist: http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1116:scientology-der-dianetik-tagq&catid=229:berichte-2012&Itemid=136
ZitatEin Teil dieser Vorstellungen  [Dianetik] ist erkennbar von der Psychoanalyse Sigmund Freuds beeinflusst. HUBBARD legt aber ein rein technizistisches Menschenbild zugrunde. Der Mensch als eine Art Körper-Geist-Maschine, die wie ein Computer funktioniert? Diese Idee wurde und wird von der Fachwelt als unwissenschaftlich und dilettantisch verworfen.

O. k., die Scientologen behaupten also, ihr "Auditing" würde auf Psychoanalyse basieren und klauen sich ein paar Begriffe. Wenn du es so gemeint hast, dann nehme ich meinen Widerspruch natürlich zurück. Auf Wunsch auch vollinhaltlich.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]