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Der Fall Mollath

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Begonnen von P.G., 07. Dezember 2012, 12:22:42

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bayle

Da sich eine entspanntere Atmosphäre aufzubauen scheint ;), leg' ich auch nochmal nach: Was sagt denn L. Ron Hubbard selbst?
ZitatVon Commander Thompson lernte ich eine Menge über den Forschergeist, der Freud motivierte, der, obwohl er kein ausgebildeter Neurologe war und von den Medizinern seiner Zeit absolut abgelehnt wurde, die genaue Grundlage für eine gordnete Suche im Gebiet des menschlichen Verstandes legte. Freuds Postulierung, dass vollständiger Rückruf gleichbedeutend mit vollständiger geistiger Gesundheit ist, war in der Tat der Ausgangspunkt der Arbeit, die im wissenschaftlich fortgeschrittenen, aber viel einfacheren Prozess gipfelte, den wir Dianetik nennen.
...
http://dianetikbuch.blogspot.de/2009/09/dianetik-versus-psychoanalyse.html
Und was danach kommt, ist eine Karikatur der Freudschen Psychoanalyse. Verräterisch genau ist auch seine eigene ,,intime" Kenntnis Freuds: Freud war ausgebildeter Neurologe; und sogar an dem führenden neurologischen Institut seiner Zeit ausgebildet.

Vorausgesetzt, der Text ist wirklich von Hubbard: es ist der durchsichtige Versuch, seine Klippschulpsychologie zu legitimieren. So wie sich Hahnemann auf Hippokrates beruft:
ZitatSchon Hippocrates heilte  die Cholera [...], die sich durch nichts stillen lassen wollte, einzig durch Weissnieswurzel, welche doch vor sich Cholera erregt, wie Forestus, Lentilius, Reimann, Ettmüller und mehrere Andre sahen.
(Organon, 1. Aufl. 1810, S. VII)

Hildegard

Das dies ja ursprünglich der Mollath-Thread ist, hänge ich mal diesen Link hin:
http://www.internet-law.de/2013/06/besuch-von-der-polizei-nach-tweet-zur-causa-mollath.html

ZitatDie Ärztin Ursula Gresser (Mitglied der CSU!) twitterte "Wann Mollath freikommt? Diese Frage könnte man Frau Merk am Mo. 10.06.13 um 19 Uhr im Landgasthof Hofolding stellen".
Der Hinweis bezog sich auf eine bereits angekündigte öffentliche Veranstaltung mit Justizministerin Beate Merk.
Wegen dieses Tweets bekam Ursula Gresser gestern Besuch von zwei Polizeibeamten in zivil.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

P.G.

[url="http://www.alltrials.net/"]http://www.alltrials.net/[/url]

Belbo zwei

Zitat von: P.G. am 13. Juni 2013, 09:03:45
Da soviel Halbwissen kursiert hier mal ein paar interessante Links um sich selbst ein Bild zu machen:

Revisionsbericht HVB http://www.gustl-for-help.de/download/2003-03-17-Revisionsbericht-HypoVereinsbank.pdf

Verschiedene Dokumente http://www.gustl-for-help.de/download/2003-2005-Mollath-Dokumente.pdf

Brief von Mollath an Heuss, verstorben 1963 http://www.gustl-for-help.de/download/2003-03-19-Brief-Mollath-Heuss.pdf

Relativ aktuelle Stellungnahme Klinik 1.http://www.strate.net/de/dokumentation/Mollath-BKH-2013-03-04.pdf
2. http://www.strate.net/de/dokumentation/Mollath-BKH-2013-04-16.pdf

Aus der Sicht der Ex-Frau http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nurnberg/mollaths-ex-frau-bricht-zum-ersten-mal-ihr-schweigen-1.2965024

Letzte ARD Reportagehttp://www.youtube.com/watch?v=8z99MO8uv2U

Interessant ist es auch nach "Querulantenwahn" zu googeln.

Laufen solche Dinge z.t. nicht unter "ärztlicher Schweigepflicht?

Dolph

Sorry, aber die Stellungnahme der Klinik ist ein Witz. Auf dieser Grundlage könnte man quasi ausnahmslos JEDEN unbegrenzt zwangseinweisen. Nehmen wir das doch mal auseinander:

1. "Mollath vermeidet weitestgehend den Kontakt zu "Mitpatienten" und Pflegepersonal."

Ach was? Wer schon mal das fragwürdige Vergnügen hatte, sich länger als zehn Minuten auf einer geschlossenen Station aufzuhalten, wird das wohl mehr oder weniger nachvollziehen können. "Anregende Diskussionen" mit haldolisierten Zombies, Borderline-Spaltern oder Dauer-Dysthymen sind schwerlich erbaulich. Und entsprechendes gilt leider weitestgehend noch verschärft für das dort arbeitende Pflegepersonal, das sich den Patienten gegenüber nicht selten in einer Weise verhält, wie man sich das als Außenstehende lieber nicht vorstellen mag!

2. "Situativ unangemessenes Sozialverhalten, Beleidigungen einzelner Stationsmitarbeiter vor Dritten."
Und? Möglicherweise ist Herr Mollath einfach kein zweiter Gandhi? Beleidigungen auszusprechen ist meiner Kenntnis nach keine Psychopathologie. Ich habe im Rahmen von Praktika erlebt, wie die Life-Loser, die als Pfleger auf den Stationen arbeiten teilweise ihre Machtposition gegenüber den Patienten ausnutzen. Ein herzhaftes "Arschloch!" ist da meiner Ansicht nach noch eine sehr zurückhaltende und nicht selten überaus angemessene Reaktion! Die indirekt postulierte These, gesundes Verhalten auf einer solchen Station zeige sich ausschließlich in Form von totaler Konformität, Kooperation und quasi bedingungsloser Selbstaufgabe, ist schlicht ein Hohn.

3. "Patient ist emotional erschwert erreichbar, affektiv wenig resonant und schwingungsfähig"

Diese Formulierung ist so wurstig und beliebig, das man sie glatt hier im Wiki wiederfinden könnte. Mal im Ernst, SCHWINGUNGSFÄHIG??? Das ist entlarvend.

4. Ritualisierte, anankastisch ausgestaltete Alltagsgestaltung.

Das ist wohl im Zweifelsfall der Zirkelschluss der Zirkelschlüsse. Gesetz den Fall Herr Mollath wäre in der Tat gesund, wäre die "nahezu ausschließliche Beschäftigung mit den unterbringungsrelevanten Themen" wohl mehr als nachvollziehbar und keineswegs als Zeichen fehlender, sondern im Gegenteil gegebener geistiger Gesundheit zu interpretieren. "Generalisiertes Unrechtserleben" wäre vor diesem Hintergrund dann auch eine überaus lustige Formulierung.

Gegen Ende wird ja sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Mollath sich auch auf Anraten seiner Verteidigung jeglicher "therapeutischen Einflussnahme" und Kontaktaufnahme seitens der Klinik entzieht. Ja so was aber auch. Der Mann muss krank sein! Darf einem Patienten nunmehr ernsthaft als psychopathologisch ausgelegt werden, dass er sich an den Rat seines Rechtsbeistandes hält? Ich hoffe nicht, aber in Bayern bin ich mir auch da nicht so ganz sicher.


Ich weiß nicht, ob Mollath gesund oder krank ist. Einige seiner überaus seltsamen Briefe lassen mich durchaus stark an seiner Persönlichkeitsstruktur zweifeln. Eine gewisse Persönlichkeitsstörung hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Wobei man eine solche mit ausreichend Muße fast bei jedem "diagnostizieren" kann, wenn man denn will.
Dieser windelweiche Schrieb hier allerdings fügt sich nahtlos ein in die lange Reihe von Merkwürdigkeiten in diesem Fall.

Belbo zwei

Nun ja was sollen sie denn schreiben, "Der Typ ist ein impertinenter Querulant"?

ZitatEine gewisse Persönlichkeitsstörung hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.

...schreibst Du ja selber und der Text der Klinik, in diesem Kontext gelesen, lässt wohl berechtigterweise auch Rückschlüsse auf Herrn Mollath zu.
Zumal ja die Frage ist warum  die Ärzte bei diesen Berichten lügen sollten, weil sie Teil der grossen Steuerverschwörung sind?

Dolph

"Lügen" würde ich nicht sagen. Aber die "Warum?"-Frage führt auch nicht weiter. Warum hat Walter Freeman damals etliche Kleinstkinder als schizophren "diagnostiziert" und dann prompt lobotomiert? "Betriebsblindheit" könnte man das höflich nennen!

Ich weiß nicht wie stark deine Fühler in die Psychiatrie sind, aber das Ego der dort agierenden Personen ist riesig und die autoritäre Distanz zwischen Behandler und Patient ist dort so groß wie in keiner anderen medizinischen Disziplin. Meiner persönlichen Ansicht nach spielt das hier eine Rolle. Ich habe z.B. auch noch nie erlebt, dass ein Psychiater mal eine eigene Diagnose revidiert hätte!

Ja, eine Persönlichkeitsstörung "billige" ich Herrn Mollath qua "Ferndiagnose" zu. Die rechtfertigt aber ganz sicher keine unbegrenzte Unterbringung, sonst säße quasi halb Deutschland in der Klapse.

P.G.

Zitat von: Dolph am 13. Juni 2013, 10:00:30
Sorry, aber die Stellungnahme der Klinik ist ein Witz. Auf dieser Grundlage könnte man quasi ausnahmslos JEDEN unbegrenzt zwangseinweisen. Nehmen wir das doch mal auseinander:.............

Also alleine wie du das Wort "schwingungsfähig" beäugst, zeigt mir dass du eigentlich keine Ahnung von der Thematik hast. Auch wenn einige Kommentatoren meinen, sie hätten die Kompetenzen sich ein Urteil zu erlauben, lohnt es sich selten, sich damit wirklich zu beschäftigen.


Zur Schweigepflicht: Was man so im Internet findet wird vom Unterstützerkreis veröffentlicht und nicht von ärztlicher Seite.
[url="http://www.alltrials.net/"]http://www.alltrials.net/[/url]

The Doctrix

@ Dolph:

Auch wenn ich Dir im Grundsatz zustimme, aber die "Schwingungsfähigkeit" ist in der Tat ein feststehender Begriff in der Psychiatrie und fester Bestandteil des "psychopathologischen Befundes".
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Belbo zwei

Zitat von: Dolph am 13. Juni 2013, 10:20:18
"Lügen" würde ich nicht sagen. Aber die "Warum?"-Frage führt auch nicht weiter. Warum hat Walter Freeman damals etliche Kleinstkinder als schizophren "diagnostiziert" und dann prompt lobotomiert? "Betriebsblindheit" könnte man das höflich nennen!

Ich weiß nicht wie stark deine Fühler in die Psychiatrie sind, aber das Ego der dort agierenden Personen ist riesig und die autoritäre Distanz zwischen Behandler und Patient ist dort so groß wie in keiner anderen medizinischen Disziplin. Meiner persönlichen Ansicht nach spielt das hier eine Rolle. Ich habe z.B. auch noch nie erlebt, dass ein Psychiater mal eine eigene Diagnose revidiert hätte!

Ja, eine Persönlichkeitsstörung "billige" ich Herrn Mollath qua "Ferndiagnose" zu. Die rechtfertigt aber ganz sicher keine unbegrenzte Unterbringung, sonst säße quasi halb Deutschland in der Klapse.

Eine ehemalige Freundin hat lange in einem psychatrischen Krankenhaus  gearbeitet und da hat sie einiges erzählt....
Ein guter Freund ist eine der weltweiten Psychatriekoriphäen, mit ihm hatte ich mich mal im Zuge der Erkrankung einer nahen Angehörigen viel besprochen und er hat mir doch recht ausführlich von seinem Beruf erzählt.
Ihm  Betriebsblindheit vorzuwerfen würde mir schwerfallen, auch halte ich ihn für so selbstkritisch dass er eigene fehler wiederrufen würde, das mag aber der Freundschaft geschuldet sein. Das soll aber nicht heissen dass ich mich dadurch in irgendeiner weise über ein gewissen Allgemeinwissen hinaus für einen Fachmann halte.
ich mag mich da auch jeder Ferndiagnose enthalten, worum es mir geht ist dass man auch Herrn Mollath wohl nicht gerecht wird wenn man mal einfach von einer verschwörung der bösen gegen einen einfachen, gesunden Bürger ausgeht sondern dass es viel besser ist da einen differenzierteres Bild zu Grunde zu legen.....



bayle

Ich mach nur mal wieder ein paar kleine Anmerkungen.
Zitat von: Dolph am 13. Juni 2013, 10:00:30
1. "Mollath vermeidet weitestgehend den Kontakt zu "Mitpatienten" und Pflegepersonal."
Ach was? Wer schon mal das fragwürdige Vergnügen hatte, sich länger als zehn Minuten auf einer geschlossenen Station aufzuhalten, wird das wohl mehr oder weniger nachvollziehen können. "Anregende Diskussionen" mit haldolisierten Zombies, Borderline-Spaltern oder Dauer-Dysthymen sind schwerlich erbaulich.
Der Erstkontakt mit einem akut psychotisch Erkrankten kann durchaus ängstigend sein. Die Meidung des zwischenmenschlichen Kontakts mit der nächsten Umgebung ist dennoch Hinweis auf ein pathologisches  (und pathogenes)  Erleben. Die meisten Mitpatienten und die meisten Angestellten werden die meiste Zeit weder tobend und schreiend noch sabbernd und dösend sein.

Zitat
3. "Patient ist emotional erschwert erreichbar, affektiv wenig resonant und schwingungsfähig"
Diese Formulierung ist so wurstig und beliebig, das man sie glatt hier im Wiki wiederfinden könnte. Mal im Ernst, SCHWINGUNGSFÄHIG??? Das ist entlarvend.
Das ist durchaus keine ,,wurstige und beliebige" Formulierung, sondern das ist ein sehr wesentlicher, wenn auch nicht ganz leicht beschreibbarer psychopathologischer Befund. Ganz einfach ausgedrückt: man findet keinen emotionalen Draht zum Patienten, wie er sich beim Gesunden, auch beim Neurotiker, von selbst herstellt.

Groucho

Zitat von: bayle am 13. Juni 2013, 10:42:08
Das ist durchaus keine ,,wurstige und beliebige" Formulierung, sondern das ist ein sehr wesentlicher, wenn auch nicht ganz leicht beschreibbarer psychopathologischer Befund. Ganz einfach ausgedrückt: man findet keinen emotionalen Draht zum Patienten, wie er sich beim Gesunden, auch beim Neurotiker, von selbst herstellt.

Ist halt, zumal hier, ein sehr unglücklicher Begriff, aber er ist halt etabiert.  Muss man wissen. Empathiefähigkeit würde es ev. besser treffen, wobei eben auch nicht ganz, es ist ja eher der Unwillen dazu. Aber da wirds schon fast philosophisch ...

bayle

Die Systematik des psychopathologischen Befundes geht auf die klassische deutsche Psychiatrie (Karl Jaspers, Emil Kraepelin) zurück. Das grundlegende Werk ist die "Allgemeine Psychopathologie" von Jaspers, Anfang 20. Jhd. Die affektive Resonanzfähigkeit ist ein Fachbegriff. Das soll es ja auch auf anderen Gebieten geben, dass die verwendeten Begriffe eine etwas andere - und definierte - Bedeutung haben als in der Alltagssprache.

Groucho

Zitat von: bayle am 13. Juni 2013, 12:40:33
Die Systematik des psychopathologischen Befundes geht auf die klassische deutsche Psychiatrie (Karl Jaspers, Emil Kraepelin) zurück. Das grundlegende Werk ist die "Allgemeine Psychopathologie" von Jaspers, Anfang 20. Jhd. Die affektive Resonanzfähigkeit ist ein Fachbegriff. Das soll es ja auch auf anderen Gebieten geben, dass die verwendeten Begriffe eine etwas andere - und definierte - Bedeutung haben als in der Alltagssprache.

Klar. Das Gemeine in dem Fall ist, dass die Fachwörter nicht als solche offensichtlich sind. Latein hat da schon seine Vorteile.