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psiram-Aderlaß-Artikel = krass irreführend / Desinformation

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Begonnen von EisenKUF, 20. Oktober 2012, 17:18:31

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EisenKUF

Ich habe mich angemeldet, weil der Aderlaß-Artikel so einfach nicht stehenbleiben kann. Das geht schon los mit dem Anfang "Der Aderlass (Hämodilution)...": Damit zeigen die Beteiligten sofort, daß sie von der Sache nichts (oder jedenfalls wenig) verstehen.
Angeblich ist der Aderlaß lebensgefährlich: Es sollte doch eigentlich bekannt sein, daß jede Blutspende mit üblicherweise 500ml ein GROSSER Aderlaß ist, oder? Ist Blutspenden etwa (lebens)gefährlich? Natürlich nicht. Vor der Blutspende wird einiges geprüft, etwa Hb-Wert, Blutdruck, Puls, Körpertemperatur...
Weltweit werden jedes Jahr 'zig-Millionen Blutspenden (= große Aderlässe) durchgeführt - es handelt sich um eine der sichersten medizinischen Maßnahmen überhaupt, sonst wäre das unzulässige gefährliche Körperverletzung.
"Jeder" Blutspender weiß, daß die Blutspende allenfalls kurzfristig das Blut "verdünnt", nämlich wenn das obligate ausreichende Trinken den intravasalen Flüssigkeitsverlust rasch ausgleicht.

Aber innerhalb weniger Tage wird - angeregt durch körpereigenes EPO / Erythropoietin - aus dem gespeicherten Eisen (welches bei ausreichendem Hb-Wert regelmäßig vorhanden ist) das Hämoglobin für den Ersatz der gespendeten roten Blutzellen nachgebildet; die anderen Blutbestandteile eher noch schneller.
Nach einigen Tagen bleibt also nur ein Verlust von grob 250 mg Eisen aus dem "Speicher", überwiegend in der Leber, übrig, keine "Hämodilution". Das für den Anfang - es gibt noch SEHR viel mehr zurechtzurücken.

Ich habe mich auf den psiram-Seiten noch nicht viel umgesehen, aber wenn der Aderlaß-Artikel repräsentativ ist, dann "gute Nacht". Ich habe mich jahrzehntelang hauptberuflich wissenschaftlich mit Humanmedizin beschäftigt, seit 2 Jahrzehnten mit einem Schwerpunkt auf dem Eisenstoffwechsel und dessen Verbindungen zu Krankheitsrisiken, dürfte weltweit zu den besten Kennern auf dem Gebiet gehören. Nicht zuletzt nähere ich mich der hundertsten Blutspende, weiß also auch von daher, wovon ich rede.

Übung in kritischem Denken: Es wird auf einen wirklich "unterirdischen" Artikl aus dem DÄ verlinkt --   http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/27516  --
mit dem Titel "Eisen-Herz-Hypothese widerlegt ..."
Schon die Angaben in dem DÄ-Machwerk stützen diese krasse Desinformation nicht, und wer weiter zum Thema recherchiert (etwa auch andere / neuere Arbeiten von Zacharski, der nicht einer der "Hellsten" ist - Einzelheiten würden hier zu weit führen), müßte schnell merken, daß das Sprachrohr der BundesÄrztekammer v.a. ein Interesse daran hat, die Wahrheit zu verschleiern, gar als "mittelalterlich" zu verteufeln. Denen geht es um "mehr Geld ins System", nicht um das Mindern von vielfältigen Krankheitsrisiken durch Entzug von TOXISCHEM gespeichertem Eisen.
Soviel für's erste.
Gute Besserung an die "Aderlaß-Autoren",
EisenKUF

Omikronn

Hallo EisenKUF,

Einfach mal in einer fremden Runde auf den Tisch kacken kommt nicht grade freundlich rüber. Sich selbst als einer der weltbesten Kenner von wasweissich zu kennzeichnen erweckt bei mir zumindest kein Vertrauen in dein Wissen. Dass eine Blutspende das gleiche wie Aderlass sein soll nenn ich mal freundlicherweise "kreativ"  :D.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

bayle

Also, als ahnungsloser Laie kann ich an dem Aderlass-Artikel zunächst nichts Böses erkennen. Was ich aber erkenne, ist, dass sich die Kritik des geschätzten Vorredners EisenKUF an dem Wort Hämodilution entzündet. Im weiteren spricht er über die Blutspende, die bekanntermaßen keine Therapie, sondern ein Vorgang an Gesunden ist. Dann fällt als nächstes auf, dass er eine Quelle verlinkt, deren Qualität er sogleich in Abrede stellt, aber keine, die seinen Qualitätskriterien standhält.

Im Übrigen war der Aderlass durchaus gefährlich. Zum Entsetzen der übrigen zivilisierten Welt wurde noch 1861 der erste italienische Ministerpräsident, Graf Cavour, mittels Aderlasses umgebracht.
[Giuseppe Remuzzi: Ethical disputes still beset Italian medicine 150 years after Count Cavour's death. Lancet 2012; 379: 1068–73]

Omikronn

So weit ich das verstehe wird unter Hämodilution üblicherweise eine gezielte Blutverdünnung verstanden die dadurch gekennzeichnet ist, dass das Volumen der roten Blutkörperchen im Verhältnis zum Volumen des Blutplasmas erniedrigt wird.  Gem. http://flexikon.doccheck.com/de/H%C3%A4modilution ist die einfachste Form der isovolämischen Hämodilution der Aderlass.  (isovolämisch = Verminderung des Blutvolumens). Sowas in der Art als Begriffserklärung wäre meiner Meinung nach im Artikel nicht schlecht, ansonsten ist das für Laien vielleicht ein wenig missverständlich.

ZitatIm Übrigen war der Aderlass durchaus gefährlich. Zum Entsetzen der übrigen zivilisierten Welt wurde noch 1861 der erste italienische Ministerpräsident, Graf Cavour, mittels Aderlasses umgebracht.
[Giuseppe Remuzzi: Ethical disputes still beset Italian medicine 150 years after Count Cavour's death. Lancet 2012; 379: 1068–73]
Jepp, andere bekannte Opfer wären u.a. George Washington oder Kaiser Leopold II.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Monteverdi

Zitat von: bayle am 20. Oktober 2012, 18:16:47
Was ich aber erkenne, ist, dass sich die Kritik des geschätzten Vorredners EisenKUF an dem Wort Hämodilution entzündet.
Das mag durchaus berechtigt sein, hier ist vielleicht der Begriff Phlebotomie angebracht oder es sollte wie von Omikronn erwähnt, eine ausführlichere Begriffserklärung im Wiki-Artikel erfolgen. Schade, dass Phlebotomie oder ggf. passender Begriff von EisenKUF nicht genannt wurde, dann wäre sein Beitrag zumindest in Teilen eine konstruktive und damit hilfreiche Kritik gewesen.

Ansonsten bleiben seine Anwürfe alle unbelegt  bzw. beruhen auf Andekotischem. Wie dem auch sei, des Schreibers Agenda ist deutlich geworden: "Entzug von TOXISCHEM gespeichertem Eisen"...


Antitainment

Der Artikel auf Psiram hat für mein Verständnis den Aderlass in der Pseudomedizin im Fokus.
Der Wikipediaeintrag ist umfangreicher und listet unter aktuellen medizinischen Behandlungen das hier auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aderlass#Einsatz_in_der_heutigen_Medizin

Belege für die nebulösen Behauptungen von EisenKUF lassen sich darin zwar nicht finden, aber man kann anmerken, dass der Psiram-Artikel doch kompakt ausfällt, zumindest kompakter als der Wikipediaeintrag.
Schade auch, dass der EisenKUF hier eventuell wichtiges Material, das seine Kritik stützen könnte irgendwie vergessen hat zu verlinken... ::)
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

EisenKUF

Immerhin sind wir uns schon'mal einig, daß Aderlaß ungleich Hämodilution ist. Letztere tritt vorübergehend (vielleicht für einige Tage beim Vorliegen gewisser Eisenvorräte v.a. in der Leber) auf.
Früher wurde niedriger Hb- bzw. Hkt-Wert etwa nach größeren Blutverlusten für gefährlich gehalten. Nach entsprechenden Operationen wurden bereitgestellte Blutkonserven nicht selten sogar dann infundiert, wenn keine wirkliche Indikation gegeben war - damit das kostbare Blut nicht verworfen werden muß.

Seit die Risiken der Zufuhr von Fremdblut stärker zur Kenntnis genommen werden (nicht ganz selten unvorhergesehene Lebensgefahr, mitunter Todesfälle), geht diese Unsitte  zurück -- und siehe da, die Ergebnisse sind zumindest beruhigend.

WICHTIG: ich bitte, mir den Unterschied zwischen Aderlaß und Blutspende zu  erklären. Heute werden therapeutische Aderlässe (zu einigen Indikationen verweise ich auf den Wikipedia-Aderlaß-Artikel, der gegenüber früheren Jahren verbessert wurde) sinnvollerweise mit Aderlaß-Beuteln durchgeführt, weitestgehend übereinstimmend mit dem Vorgehen beim Blutspenden, und nicht selten in denselben Uni-Institutionen in nebeneinanderliegenden Räumen, mit austauschbarem Personal. Der Verbleib des entzogenen Blutes ist für denjenigen, dem das Blut entnommen wurde, physiologisch ohne jede Bedeutung: wo ist dann der Unterschied?!?

TOXISCHES Eisen: Auch hier offensichtlich wieder krasse Unkenntnis! Ich kann jetzt hier kein Lehrbuchkapitel von vielen Seiten schreiben, verweise einfach auf entsprechende Fachliteratur (wozu auch die Fachinformationen entsprechender Arzneimittel gehören) - nicht aber die abartigen Werbesprüche etwa für Floradix-Kräuterblut usw. -- Leider drängen inzwischen einige Hersteller und ihre "Lohnschreiber" auf den Markt, die Fe-Injektionspräparate gegen Müdigkeit usw. anpreisen - hier versagen die ansonsten kritischen Institutionen wie etwa das arznei-telegramm in Berlin, das ich (bisher wohl erfolglos) auf diese m.E. kriminelle Werbung aufmerksam zu machen versuchte...

Eisen ist ein Schwermetall, mit der hervorstechenden Eigenschaft, die Bildung sog. freier Radikale (v.a. ROS = reactive oxygen species) zu fördern. Da nahezu alle Lebewesen Eisen benötigen, haben sie eine Fülle effektiver Mechanismen entwickelt, um die Schädigung durch freies Eisen bzw. ROS abzuwehren / zu mindern: schon dies beweist die hohe Schädlichkeit von Eisen, sofern es nicht durch Bindung ungefährlich gemacht wird: v.a. Transferrin im Extrazellulärraum, Ferritin intrazellulär, Lactoferrin in Sekreten...

Ich habe ja gleich darauf hingewiesen, daß ich nicht sofort auf alle wichtigen Punkte eingehen kann - also bitte etwas Geduld. Mein nächster Beitrag ist längst in Arbeit.
Aber dies noch: 2012 eine üble Fehldarstellung des Zacharski- et al.-Artikels von 2007 aus dem Dt. Ärzteblatt als vertrauenswürdige Quelle anzugeben, ist ein starkes Stück! Ich habe ja darauf hingewiesen, daß Zacharski seither weitere Arbeiten veröffentlicht hat, die wohl die krasse Fehldarstellung durch das DÄ als solche entlarven. Ich gehe einmal davon aus, daß die Nutzung von PubMed und ausreichende Englischkenntnisse vorausgesetzt werden darf? Und Zacharski ist ein derart seltener Name, daß die Recherche wirklich nicht schwerfallen sollte.
Ich denke, wir werden alle etwas dazulernen...

bayle

@EisenKUF
Du verblüffst durch die Ignorierung aller Antworten, die Du bisher hattest: Du verweist auf "Fachliteratur", aber auf welche eigentlich?

EisenKUF

Auf welche Fachliteratur ich verweise? Etwa auf Zacharski-Artikel neueren Datums. (Ich habe leider nur ein kleines Netbook zur Verfügung mit kleinem Bildschirm, kann nicht viele Fenster nebeneinander öffnen, zumal mich das Betriebssystem immer warnt, der Speicherplatz sei nicht ausreichend: Links zu recherchieren und in einen Text einzufügen, ist unter diesen Bedingungen nicht ganz einfach... Übrigens ist auch die Forums-Software etwas gewöhnungsbedürftig; warum geht die Zeitanzeige um 2 Stunden vor? Läuft die Software irgendwo in Osteuropa mit dortiger Lokalzeit?)

Im DÄ-Artikel heißt es: "... ergibt für den primären Endpunkt ,,Tod" eine Hazard Ratio von 0,85, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,67-1,08 nicht signifikant war. ... " Damit ist die "Eisen-Hypothese" von Sullivan "widerlegt"?
--  Bei den (PAVK-)Patienten mit verminderter Eisenspeicherung war das Risiko geringer, die Arbeitshypothese also in der Tendenz bestätigt,  wenngleich nicht auf dem "willkürlich" gewählten Signifikanzniveau. Das könnte bedeuten, daß die Studie nicht umfangreich genug war. Heute wird oft nach dem Intention-to-treat-Prinzip ausgewertet: da können über die Jahre viele Einflüsse wirksam werden, die das Ergebnis schlechter aussehen lassen...
--- Soweit ich mich erinnere, bezieht sich die Eisen-Hypothese von Sullivan zentral auf das Herzinfarkt-Risiko ansonsten gesunder jüngerer Menschen (die Frauen vor dem Menopausealter), nicht auf ältere Männer mit schweren Gefäßschäden. Der Schlußsatz des DÄ-Artikels besagt etwas völlig anderes als die reißerische bösartige Überschrift - das sollte gerade kritischen Lesern eigentlich auffallen, zumal der Artikel nicht sehr lang ist.

      Zacharski et al. 2011    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22093213
"CONCLUSIONS:
Lower iron burden predicted improved outcomes overall and was enhanced by phlebotomy. Controlling iron burden may improve survival and prevent or delay nonfatal myocardial infarction and stroke. "
      Aus einem Zacharski-Kommentar von 2008       
"... Iron reduction also resulted in a 37% lower risk of new cancer (P = 0.025), reduced cancer risk on Kaplan–Meier (P = 0.036) and Cumulative Incidence analysis (P = 0.019), and reduced cancer-specific (P = 0.003) and all-cause mortality in patients diagnosed with cancer (P = 0.009) [18]. ... " 
Dies als ein Hinweis, daß es keineswegs nur um kardiovaskuläre Erkrankungen / Todesfälle geht. Der Zusammenhang mit diversen Krebs-Risiken ist übrigens ein "alter Hut", wenn man sich dafür interessiert, die entsprechende Literatur ist umfangreich.
Und dann geht es auch noch um Insulin-Resistenz / Typ2-Diabetes, Nieren- und Leberschädigung, Neurodegeneration, um zahlreiche gefährliche Infektionskrankheiten...  Schon vor 20 Jahren versammelte Randall B. Lauffer (damals Medizin-Chemiker an der Harvard-Univ.) zahlreiche Experten für einen Band "Iron and human disease" von mehreren 100 Seiten: Soll ich das alles "blitzschnell" hier im Forum auflisten? Und in den 2 Jahrzehnten seither ist die Fülle an Informationen geradezu "explodiert".

Bitte nicht vergessen: wenn Zacharski von "iron reduction" spricht, meint er in aller Regel ADERLÄSSE, die vermeinlich "mittelalterliche lebensgefährliche" Therapie! Ich sehe nicht ein, warum wir jetzt einen anderen Begriff dafür suchen sollen, den ein Großteil der potentiellen Leser nicht versteht, etwa Phlebotomie - im Deutschen komplett ungebräuchlich!
Nicht der Begriff ist falsch, sondern die massiv vorurteilsbeladene Vorstellung, die sich hier offenbar viele vom Aderlaß (wie Blutspenden) machen. Darum geht es mir: diese grotesk falsche Vorstellung zu korrigieren - und dann hoffentlich auch den psirem-Artikel.

Grundkenntnisse des Recherchierens (zumal in PubMed) setze ich voraus - Google geht inzwischen wohl auch, ist aber bekannt für Manipulationen von verschiedener Seite -, und das Lesen und Nachdenken kann ich sowieso nicht abnehmen.
Einige wichtige Autoren (aus dem Gedächtnis), die mir "auf die Schnelle" einfallen:
Francesco S. Facchini (v.a. 1998-2003, auch US-Patent 2000 sowie Buch 2002 zum Thema)
J.T. Salonen (gleichfalls nur einige Jahre zum Thema Eisen "aktiv", und zwar mit epidemiologischen Methoden)
Jerome L. Sullivan - seit inzwischen gut 3 Jahrzehnten ununterbrochen am Thema...
(E. Weinberg, Mikrobiologe Indiana - wie Zacharski in Kontakt mit Sullivan)
Randall B. Lauffer (der allerdings nur sehr kurzzeitig zum Thema Eisen publizierte - möglicherweise deswegen gemobbt wurde und in die NMR-Kontrastmittelforschung ging)
Daniela Berg (z.T. in Zusammenarbeit mit Youdim: Neurodegeneration, bisher leider wohl keine Interventionsstudien, nur - wichtige - Grundlagenforschung)

Stoff genug zum Lesen. Das Thema ist "riesig", da neben Aderlässen / Blutspenden auch die Ernährung (v.a. ROTES Fleisch, aber als "Gegenspieler" auch eisenbindende Nahrungsbestandteile), zahlreiche Gen-Mutationen, die den Eisenstoffwechsel beeinflussen, Medikamente (sowohl Fe-Chelatoren, die Fe ausschleusen, als auch Fe-Präparate, die v.a. von westlichen Nephrologen in unverantwortlichem Ausmaß eingesetzt werden) mit in Betracht gezogen werden müssen, um einen einigermaßen umfassenden Überblick zu gewinnen

bayle

ZitatGrundkenntnisse des Recherchierens (zumal in PubMed) setze ich voraus

Ja, darfst Du. ;)

Belbo zwei

Kann es sein dass wir uns nen Vampir eingefangen haben? :rofl2

EisenKUF

@ Omikronn
"... (isovolämisch = Verminderung des Blutvolumens) ... "
Ich habe zwar nur das "kleine Latinum", wenn ich das richtig erinnere, auch nie Altgriechisch gelernt, aber soviel in Jahrzehnten "theoretischer Medizin" doch, daß ich weiß, daß iso = GLEICH ist. (Etwa "Isobaren" auf Wetterkarten: Linien gleichen Luftdrucks; oder "isokalorisch": Austausch irgendwelcher Nahrungsbestandteile mit gleichem Brennwert.)
doccheck arbeitet offensichtlich schlampig, auch wenn der Chef promovierter Mediziner ist - in erster Linie aber vielleicht Geschäftsmann (wie gar zu viele Ärzte...).

Isovolämische Hämodilution: die bemerkenswerteste Studie dazu stammt wohl von E. Ernst et al. im LANCET 1987:   http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2885450
Aderlässe mit Ersatz des entnommenen Blutvolumens durch eine Plasmaexpander-Flüssigkeit im Doppelblind-Versuch (!) wirkte sich bei PAVK (peripherer arterieller Verschluß-Krankheit) günstig aus.
Das hinderte E.Ernst nicht daran, schon einige Jahre später gegen Aderlässe regelrecht zu hetzen, so als ob er nie derartige Studien durchgeführt hätte. (Ok, wahrscheinlich war es sein Mitarbeiter Matrai, ein Ungarnflüchtling, der von seinen westlichen Arbeitgebern abhängig war; als der "abgetreten" war, könnten gewisse Hemmungen entfallen und aus dem Aderlaß- bzw. Hämodilutions-Befürworter Ernst ein Gegner ähnlich "geifernd" wie Hahnemann geworden sein. Ernst verlautet in einem Buch - gemeinsam mit dem Journalisten Singh - aus jüngerer Zeit, er habe nie mit der Pharma-Industrie zusammengearbeitet, oder so ähnlich. Eine solche Aussage ist eindeutig unwahr. Solche Dinge geben Raum für Spekulationen, woher der Sinneswandel kommt, gewissermaßen vom Saulus zum Paulus, oder umgekehrt. Ein bißchen viel "Wendehals", Herr Professor, alles etwas rätselhaft: in jungen Jahren praktizierender Homöopath, später der "unbestechliche Kritiker" der sog. Homöopathie. Was den Hahnemann-Unsinn betrifft, gehe ich konform. Zum Sinneswandel in Sachen Aderlaß bekam ich auf mehrere Anfragen keine Antwort - ich vermute, daß es da etwas zu vertuschen gibt...)

@ Belbo zwei: Ich habe bisher einige Dutzend Liter Blut gespendet, nie welches empfangen. Blutwurst fand ich schon immer ekelig, ebenso Leber - beide enthalten ausgesprochen viel Eisen.

Liebe Leute, es geht hier mit einiger Wahrscheinlichkeit um den zentralen Mechanismus degenerativer Veränderungen mit dem Alter: freie Sauerstoff-Radikale oxidieren alles, was ihnen in den Weg kommt. Antioxidantien nützen wenig, zumal einige bei genauer Untersuchung sogar "pro-oxidativ" zu wirken scheinen.

Der KAUSALE Ansatz: Vermindern der Bildung von "ROS" durch Vermindern der Eisenspeicherung. Das geht auf verschiedene Weise:
---  natürliche Blutverluste (insbes. Regelblutungen: vgl. die "Eisen-Hypothese" von Jerome Sullivan 1981 ff);
---  Blutspenden: Bofill et al. 1994 (präoperative Eigenblutspenden bei älteren Diabetikern im Vergleich zu Nicht-Diabetikern), J.T. Salonen und Mitarbeiter - um nur 2 Gruppen zu nennen;
---  Aderlässe: F.S. Facchini et al., Zacharski et al. -- und unzählige Ärzte etc. zuvor, etwa bei den "alten Griechen", Hufeland, W.Zidek et al. 1985; nicht zu vergessen die Standard-Lehrbuchtherapie der erblichen Hämochromatose, von der in Irland bis ein Prozent der Bevölkerung betroffen sein soll;
---  Eisen-Chelatoren wie Desferoxamin oder Deferipron (die Eisen binden und über die Niere ausscheiden) dort, wo wegen Anämie Aderlässe nicht möglich sind, insbesondere bei der Thalassämie, die häufige Bluttransfusionen erfordert und damit zu einer tödlichen Eisen-Vergiftung führt, wenn nicht sehr konsequent für den Entzug des mit den Transfusionen zugeführten Eisens gesorgt wird.

Nicht zu vergessen der diätetische Ansatz, der von Facchini & Saylor in einer großen Diätstudie über ca. 4 Jahre bei schwer nierenkranken Typ2-Diabetikern mit bemerkenswertem Erfolg demonstriet wurde - aber sowohl von Nephrologen als auch Diabetologen einfach ignoriert wird:
     http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12716753
Wo kämen wir auch hin, wenn plötzlich kein "Nierenmangel" mehr bestehen würde, weil eben viel weniger Nieren versagen? Sollen denn die Nephrologen verhungern, die zahlreichen gutbezahlten Mitarbeiter in den sprießenden Dialyse-Zentren entlassen werden und der Kurs des Vorzeige-DAX-Unternehmens Fresenius, Weltmarktführer auf dem Weg zum Monopolist, ins Bodenlose fallen? NIEMALS!

Ich muß aufhören, bevor ich mich in Rage rede bzw. schreibe.

P.Stibbons

@ EisenKUF:

Was war noch mal deine konkrete Auffassung zu Aderlass und Plasmaexpandern im Gegensatz zu E. Ernst?
Das ist mir bei dieser Tirade noch nicht deutlich geworden.

ZitatIsovolämische Hämodilution: die bemerkenswerteste Studie dazu stammt wohl von E. Ernst et al. im LANCET 1987:   http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2885450
Aderlässe mit Ersatz des entnommenen Blutvolumens durch eine Plasmaexpander-Flüssigkeit im Doppelblind-Versuch (!) wirkte sich bei PAVK (peripherer arterieller Verschluß-Krankheit) günstig aus.

Du befürwortest also offenbar Aderlass zu therapeutischen Zwecken und willst Plasmaexpander einsetzen?
Das interessiert mich sehr.

Omikronn

ZitatIch habe zwar nur das "kleine Latinum", wenn ich das richtig erinnere, auch nie Altgriechisch gelernt, aber soviel in Jahrzehnten "theoretischer Medizin" doch, daß ich weiß, daß iso = GLEICH ist. (Etwa "Isobaren" auf Wetterkarten: Linien gleichen Luftdrucks; oder "isokalorisch": Austausch irgendwelcher Nahrungsbestandteile mit gleichem Brennwert.)
doccheck arbeitet offensichtlich schlampig, auch wenn der Chef promovierter Mediziner ist - in erster Linie aber vielleicht Geschäftsmann (wie gar zu viele Ärzte...).
Was soll denn der Begriff "isovolämisch" deiner Meinung nach für eine Bedeutung haben?
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

P.Stibbons

Der von dir beanstandete Ärzteblatt-Artikel aus 2007, EisenKUF, bezieht sich auf folgende JAMA-Studie:

http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=205537

ZitatÜbung in kritischem Denken: Es wird auf einen wirklich "unterirdischen" Artikl aus dem DÄ verlinkt --   http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/27516  --
mit dem Titel "Eisen-Herz-Hypothese widerlegt ..."
Schon die Angaben in dem DÄ-Machwerk stützen diese krasse Desinformation nicht, und wer weiter zum Thema recherchiert (etwa auch andere / neuere Arbeiten von Zacharski, der nicht einer der "Hellsten" ist - Einzelheiten würden hier zu weit führen), müßte schnell merken, daß das Sprachrohr der BundesÄrztekammer v.a. ein Interesse daran hat, die Wahrheit zu verschleiern, gar als "mittelalterlich" zu verteufeln. Denen geht es um "mehr Geld ins System", nicht um das Mindern von vielfältigen Krankheitsrisiken durch Entzug von TOXISCHEM gespeichertem Eisen.

ZitatAber dies noch: 2012 eine üble Fehldarstellung des Zacharski- et al.-Artikels von 2007 aus dem Dt. Ärzteblatt als vertrauenswürdige Quelle anzugeben, ist ein starkes Stück! Ich habe ja darauf hingewiesen, daß Zacharski seither weitere Arbeiten veröffentlicht hat, die wohl die krasse Fehldarstellung durch das DÄ als solche entlarven. Ich gehe einmal davon aus, daß die Nutzung von PubMed und ausreichende Englischkenntnisse vorausgesetzt werden darf? Und Zacharski ist ein derart seltener Name, daß die Recherche wirklich nicht schwerfallen sollte.

Worauf richtet sich deine Kritik konkret - auf die Darstellung im Ärzteblatt oder auf Aspekte der Studie?

Ist die JAMA-Publikation von Zacharski et al. nun deiner Meinung nach vertrauenswürdig  - obwohl Zacharski nach deiner Einschätzung "nicht einer der Hellsten" ist - oder ist sie eben aus diesem Grund nicht ernstzunehmen?

Bitte erläutere im Detail, was du für irreführend oder falsch hältst, und warum.