Das einzige, was im Interview übel aufstößt, ist:
"Ich arbeite mit homöopathischen Mitteln, die ich zum Beispiel in Triggerpunkte und Akupunkturpunkte infiltriere."
Man kann wohl davon ausgehen, dass der Mann sich mit dem Ertasten von Muskeln und ihren Traumata auskennt. Ziemlich sicher besser als mein Orthopäde hier vor Ort.
Müller-Wohlfahrt ist von seiner Kombination von Fachkenntnis und Hokuspokus (gemäß Interview macht der Hokuspokus einen ziemlich kleinen Anteil aus) überzeugt:
"Weil diese Behandlung nicht in das normale Muster einer Patientenbehandlung passte, musste ich alle Vierteljahre zur Kassenärztlichen Vereinigung zum Rapport. Die haben mich gefragt: Warum arbeiten Sie mit so viel Aufwand? Ziehen Sie eine Bilanz, habe ich gesagt. Wenn ich drei Behandlungen mache, möchte ich erreicht haben, dass keine weiteren Behandlungen notwendig sind. Und jetzt schauen Sie, wie es bei anderen ist. Da werden Patienten immer wiederbestellt. Zehnmal Fango und Massage, noch mal zehnmal Fango und Massage. Schauen Sie, was am Ende mehr kostet. "
Ich halte es nicht für unmöglich, dass ein guter Arzt durch seine Art der Behandlung (die nebenbei Hokuspokus umfasst) der Kasse Geld spart, und dass die Kasse dies nicht honoriert (bspw. sehr ausgedehnte Anamnese mit Kaffee und Kuchen, ohne jemals den Eindruck von Eile zu erwecken). Tatsächlich halte ich das für ein häufiges Lamento niedergelassener Ärzte. Daraus kann man nicht den Vorwurf konstruieren, der Arzt behandle nur Reiche vom Tegernsee. Abgesehen davon meine ich, der Fango-Massage-Therapie sind inzwischen kassenseitig auch enge Grenzen gesetzt.
Vom Müller-Wohlfahrt hatte ich mir sehr viel mehr Hokuspokus vorgestellt, ich war angenehm überrascht, dass er hauptsächlich seine Erfahrung in Muskelsachen anführte und mehrfach betonte, dass da eben KEIN Hokuspokus dabei sei - das könne jeder lernen.
So wie der Leistungssport von Ernährungs-, Trainings- und Heilmythen durchseucht ist, ist der Müller-Wohlfahrt noch richtig gut. Um aus ihm den Esoarzt zu machen, braucht es mehr als dieses Interview im SZ-Magazin.