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Transhumanismus

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Begonnen von Scharlui, 25. Dezember 2011, 21:46:41

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P.Stibbons

Erst mal Danke für die aufrichtige Antwort.

a) wie viele Studenten haben sich bei der Abstimmung enthalten?

b) wie ginge es dir persönlich mit der Vorstellung, zufällig in dieses Leben geschleudert zu sein mit dem primären Lebenssinn, ein Retterkind für deinen Bruder zu sein?

c) das mit der Operation klingt vordergründig überschaubar - aber : was soll/ darf denn rausoperiert werden? Eine Niere zum Beispiel?

d) in Großbritannien gibt es für diesen Fall schon eine rechtliche Grundlage - glaubt man der Darstellung im Link auf die PID- Debatte im Deutschen Bundestag

e) was spräche dagegen, spät abgetriebene Kinder eben künftig nicht "abzutreiben", sondern zu gebären und unter Laborbedingungen für Studienzwecke zu benutzen?

f) was spräche dagegen - angesichts der exorbitanten Pflegekosten und des Personalmangels im Pflegebereich -  Alzheimer-Patienten ab einem gewissen (zu definierenden ) Demenz-Stadium ebenfalls zu Forschungszwecken zu benutzen?

Man könnte sogar zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch nicht völlig geschäftsunmündig sind, mit ihnen einen solchen Vertrag abschließen,  oder finanziell ausgebluteten Angehörigen einen solchen Vorschlag machen

P.Stibbons

Wech sind se plötzlich alle...na, was solls...

Dies war der Link zu den Hintergründen der PID-Debatte und Entscheidung im Deutschen Bundestag:

http://www.eltern.de/kinderwunsch/kinderwunsch-medizin/praeimplantationsdiagnostik.html

QuisCustodiet

Zitat von: P.Stibbons am 22. Januar 2012, 22:41:37
a) wie viele Studenten haben sich bei der Abstimmung enthalten?

Das hätte mich auch interessiert, konnte man aber nicht sehen. (Es wurde elektronisch abgestummen, mit so Klicker-Teilern.)

Zitat von: P.Stibbons am 22. Januar 2012, 22:41:37
b) wie ginge es dir persönlich mit der Vorstellung, zufällig in dieses Leben geschleudert zu sein mit dem primären Lebenssinn, ein Retterkind für deinen Bruder zu sein?

Ich weiss nicht, wie ich mich als kleines Kind fühlen würde, wenn ich es das erste Mal verstehen würde... Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, finde ich es ziemlich unproblematisch. Es gibt m.E. erachtens schlechtere Gründe, ein Kind zu zeugen.

Beispiele: "Oops, schwanger! Was jetzt? Hmm, ich bin gegen Abtreibung."
oder: "Ich möchte eine Tochter, die eine berühmte Sängerin / Tennisspielerin usw. wird" (Solche Eltern soll es geben.)

Irgendwie tönen viele Gründe fürs Kinder haben ein bisschen befremdlich. Wahrscheinlich, weil wir es als selbstverständlich erachten, dass man Kinder hat.

Zitat von: P.Stibbons am 22. Januar 2012, 22:41:37
c) das mit der Operation klingt vordergründig überschaubar - aber : was soll/ darf denn rausoperiert werden? Eine Niere zum Beispiel?

Ja, das sind komplexe Fragen. Ich persönlich fänd eine Niere jetzt okay, aber irgendwo sollten dann schon Grenzen gesetzt werden. (Um sich das Abwägen zu vereinfachen, kann man sich die Situation hinter dem "Schleier des Nichtwissens" vorstellen: Wenn die Chance, "als Kind A" oder Kind B geboren zu werden gleich ist, für was würde man sich entscheiden?)

Zitat von: P.Stibbons am 22. Januar 2012, 22:41:37
e) was spräche dagegen, spät abgetriebene Kinder eben künftig nicht "abzutreiben", sondern zu gebären und unter Laborbedingungen für Studienzwecke zu benutzen?

Sicher einmal, dass sie leidensfähig sind. Was aber, wenn diese Studien äusserst wichtig sind und immens viel Leid verhindern könnten? Dann spräche intrinsisch nichts dagegen. Trotzdem gäbe es wohl indirekte Gründe, die es sehr problematisch machen würden. In der heutigen Gesellschaft wäre so etwas nicht durchführbar, die Proteste der Öffentlichkeit wären zu gross. Und obwohl ich es ein eher schwaches Argument finde, könnte man sich überlegen, ob eine solche Praxis nicht Türen für Schlimmeres öffnen würde. Aber wie gesagt, slippery-slope Argumente sind schwach, wenn dem so wäre, müsste man dann einfach versuchen, dies streng zu regulieren...

Zitat von: P.Stibbons am 22. Januar 2012, 22:41:37
f) was spräche dagegen - angesichts der exorbitanten Pflegekosten und des Personalmangels im Pflegebereich -  Alzheimer-Patienten ab einem gewissen (zu definierenden ) Demenz-Stadium ebenfalls zu Forschungszwecken zu benutzen?

Gleich wie oben, ausserdem käme noch die Komponente der Angehörigen hinzu. Die Angehörigen kennen die Dementen unter Umständen ein Leben lang, die Vorstellung, dass an dieser Person Experimente durchgeführt werden -- selbst wenn die Demente Person niemanden erkennt und die Umwelt kaum mehr richtig wahr nimmt -- dürfte für die meisten Menschen unerträglich sein.

Zitat von: P.Stibbons am 22. Januar 2012, 22:41:37
Man könnte sogar zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch nicht völlig geschäftsunmündig sind, mit ihnen einen solchen Vertrag abschließen,  oder finanziell ausgebluteten Angehörigen einen solchen Vorschlag machen.

Das kann auch wieder vielerlei negative Konsequenzen haben, aber eine Überlegung wäre es wert.

Antitainment

@QuisCustodiet

1) Also ich kaufe mein Fleisch ja direkt beim Metzger meiner Wahl, bei dem ich die liefernden Höfe kenne und schon betreten habe. Somit bin ich da ja aus dem Schneider, ganz ohne vegane Gängelei oder Öko-/Bio-/Transhumane-Hysterie.
Hab ich da jetzt ein Schlupfloch gefunden?
(Allerdings muss ich hinzufügen, dass ich eine Wohlstandsmade bin, die sich diesen Luxus leisten kann - Erzähl deine Ansätze mal Menschen die mit weniger "Schwein" bedacht worden sind)

2) Habe ich bei meinem Vergleich keine Gleichstellung etabliert sondern lediglich die angebotene These angewendet. Ich stelle Tiere nicht auf ein Level mit dem Menschen und umgekehrt - Das scheint wohl eher die Aufgabe des Transhumanismus zu sein, wobei man sich dann ja offensichtlich rhetorisch gewieft unter optimalem Einsatz von Nebelkerzen darauf zurückziehen kann, dass der Vergleich ja gar kein Vergleich sein soll. Ist eher so eine Kiste mit den dazugehörigen Rechten...Im Klartext: Tiere bekommen die gleichen Rechte zugeschrieben wie die Demenzkranken und vice versa; das kann man nun sprachlich verschleiern, muss man aber nicht.

3) Woher stammt dein Wissen, dass demenzkranke, bzw. behinderte Tiere nicht leiden oder wird das einfach so mal postuliert?
(Gesprächsprotokolle mit den entsprechenden Katzen/Hunden/Kühen könnte man als spannende Evidenz anführen)
Tiere erkranken übrigens ebenso an Demenz oder kommen mit Behinderungen zur Welt, bzw. erleiden diese z.B. auf Grund von Krankheiten während ihres Lebens - Als Anekdote taugt in dem Fall vielleicht mein recht enger Kontakt zu einer großen Tierklinik und nur um das mal so in die Runde zu werfen; die Tiere dort können tatsächlich an diesen Krankheiten leiden.
Was ist jetzt mit den "untergordneten Lebewesen" aka Einzeller, Pflanzen, Viren etc.?

4) Muss man Transhumanist sein, um tatsächliche Missstände in der Tierhaltung zu kritisieren? Ich bin sehr kritisch gegenüber der Massentierhaltung (siehe Punkt 1), aber macht mich das jetzt zum Transhumanisten oder brauch ich diesen pseudowissenschaftlichen Überbau gar nicht?
Analog dazu kann man sich auch mit der Fragestellung zur PID auseinandersetzen - Braucht man dazu kirchlichen oder transhumanistischen Beistand oder kann man sich auch ideologiefrei mit der Problematik auseinandersetzen, ohne ein erlesenes Siegel der Weltanschauungen tragen zu müssen?
(Was der Dawkins, den du ja so gerne als neutrale Autorität anführst, so denkt und sagt ist interessant, aber ich denke dann doch lieber alleine, auch wenn Dawkins bei mir ziemlich weit oben rangiert)

Ich werde mich jetzt mal ein wenig zurückhalten, da Ponder noch eine Menge spannender Fragen gestellt hat und damit du auch Zeit hast dich dem Gegenwind entgegen zu stemmen.
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

PaulPanter

Weeeee Antitainment and Ponder.

QuisCustodiet

Zitat von: Antitainment am 22. Januar 2012, 23:53:03
1) Also ich kaufe mein Fleisch ja direkt beim Metzger meiner Wahl, bei dem ich die liefernden Höfe kenne und schon betreten habe. Somit bin ich da ja aus dem Schneider, ganz ohne vegane Gängelei oder Öko-/Bio-/Transhumane-Hysterie.
Hab ich da jetzt ein Schlupfloch gefunden?
(Allerdings muss ich hinzufügen, dass ich eine Wohlstandsmade bin, die sich diesen Luxus leisten kann - Erzähl deine Ansätze mal Menschen die mit weniger "Schwein" bedacht worden sind)

Das ist sicher besser als Massentierhaltung, aber auch dort werden Tiere nicht optimal gehalten. Es ist praktisch umöglich, profitbringend Tierprodukte zu verkaufen, ohne dabei beim Tierwohl Kompromisse einzugehen. Auch wenn die Höfe noch so schön sind gibt es Tiertransporte (auch wenn es kurz ist, die Tiere finden es nicht toll, und oft ist es elend lang); einen geringen Prozentsatz and fehlgehenden Bolzenschüssen; Angst und Stress im Schlachthaus selbst; körperlich negative Folgen der Überzüchtung, was sich auf das ganze Leben der Nutztiere niederschlägt; Enthornung / Kastrierung / Brandmarkierung ohne Narkose; usw.

Und bei der Milch- und Eierproduktion ist es noch viel offensichtlicher, dass die Tiere leiden. Auch auf Biohöfen leidet ein Viertel der Kühe irgendwann unter chronischer Euterentzündung wegen der Überbeanspruchung. Und bei der Eierproduktion wird man kaum Legehennen finden, deren Brüderchen nicht nach dem Schlupf vergast oder geschreddert wurden.

Und noch bezüglich Luxus: Die vegane Kost muss nicht teuer sein. Ausserdem werden Tierprodukte stark vom Staat subventioniert. Was auch aus Umweltgründen bedenklich ist.

Zitat von: Antitainment am 22. Januar 2012, 23:53:03
Im Klartext: Tiere bekommen die gleichen Rechte zugeschrieben wie die Demenzkranken und vice versa; das kann man nun sprachlich verschleiern, muss man aber nicht.

...bezüglich leidfreier Existenz. Man kann sich durchaus überlegen, ob Demenzkranke aus indirekten Gründen mehr Rechte* zugute hätten. Das "kein unnötiges Leid zufügen" stellt das minimale Recht dar, das für empfindungsfähige Wesen gelten muss. *(Allerdings, wenn es sich um indirekte Gründe handelt, wären es dann pragmatische Rechte, und nicht "absolute".) Je nach Antworten, die man auf die Fragen von P. Stibbons oben finden, könnte man beispielsweise Experimente an Demenzkranken immer noch kategorisch verbieten, bei Tieren aber nicht. Dafür gibt es m.E. Gründe, die nicht willkürlich sind. Die Frage ist dann, ob die Gründe auch stark genug sind, um ein Veto zu geben, wenn der Nutzen der Experimente sehr gross ist.

Zitat von: Antitainment am 22. Januar 2012, 23:53:03
Was ist jetzt mit den "untergordneten Lebewesen" aka Einzeller, Pflanzen, Viren etc.?

(Den Rest von deinem Punkt 3 verstehe ich nicht, bzw. ich erinnere mich nicht mehr, auf was du dich beziehst.)
Wenn sie nicht empfindungsfähig sind, gibt es keinen Grund, ihnen mehr Beachtung zu schenken als einem Stein. Oder einem primitiven Roboter, der auch, wie eine Pflanze, irgend einem "designten" "Zweck" nachgeht. Wenn keine 1ste-Person-Perspektive vorhanden ist, sehe ich nicht ein, wie irgendetwas "für" das dann wirklich "gut" oder "schlecht" sein kann.

Zitat von: Antitainment am 22. Januar 2012, 23:53:03
4) Muss man Transhumanist sein, um tatsächliche Missstände in der Tierhaltung zu kritisieren?

Nein, überhaupt nicht. Vegetarier und Veganer sind selten Transhumanisten. Ob sie es eher sind als die Durchschnittsbevölkerung wäre eine interessante Frage, kann ich aber nicht beantworten.


Zitat von: Antitainment am 22. Januar 2012, 23:53:03
Ich bin sehr kritisch gegenüber der Massentierhaltung (siehe Punkt 1), aber macht mich das jetzt zum Transhumanisten oder brauch ich diesen pseudowissenschaftlichen Überbau gar nicht?
Analog dazu kann man sich auch mit der Fragestellung zur PID auseinandersetzen - Braucht man dazu kirchlichen oder transhumanistischen Beistand oder kann man sich auch ideologiefrei mit der Problematik auseinandersetzen, ohne ein erlesenes Siegel der Weltanschauungen tragen zu müssen?
(Was der Dawkins, den du ja so gerne als neutrale Autorität anführst, so denkt und sagt ist interessant, aber ich denke dann doch lieber alleine, auch wenn Dawkins bei mir ziemlich weit oben rangiert)

Auch bei der PID braucht es die Assoziation zum Transhumanismus nicht. Ich hatte auch nicht die Absicht, das so zu vertreten. Die PID hat eher mit angewandter Ethik zu tun, also beispielsweise mit Peter Singer. Adriano hat im ursprünglichen Posting hier einfach sehr viele Themen angesprochen, von denen er findet, dass Esowatch sie unfair behandelt. Die Themen müssen nicht Bezug zueinander haben, wobei es, bei diesen drei Themen jetzt -- Transhumanismus, Veganismus, Singer -- doch beträchtliche Überlappungen geben kann (aber nicht muss; viele Veganer hassen Singer zum Beispiel, und Singer selbst spricht kaum je über den Transhumanismus, obschon ich denke, dass er schon dafür ist).

Belbo zwei

Spannend jetzt sind wir schon weg von der Vermeidung von Tierleid, plötzlich muss dass Tierwohl möglichst hoch sein.

heterodyne

Das finde ich auch spannend.
So eine extensive Haltung ist doch Gold gegen das, was den Tieren in freier Natur wiederführe. Parasiten, Krankheiten, Hunger, Kälte, Feinde.
Verwendung von Menschen als Versuchsobjekte ist OK, weil das ja dem "Großen Ganzen" dient, aber eine 2-stündige Fahrt zum nächstgelegenen Schlachthof ist eine unzumutbare Geschichte.
(Daß jede Menge Tierleid auch durch vegane Ernährung verursacht wird - Anbau/Ernte von Feldfrüchten, blablabla - möchte ich da nur kurz einwerfen)
Mit den Wertigkeiten kann ich nicht mit.

Belbo zwei

Zitat...bezüglich leidfreier Existenz. Man kann sich durchaus überlegen, ob Demenzkranke aus indirekten Gründen mehr Rechte* zugute hätten.
Das wird die Demenzkranken aber freuen dass Du Dir überlegst dass sie vielleicht doch mehr Rechte bekommen, hoffentlich fällt Deine Entscheidung nicht anders aus.



P.Stibbons

ZitatDie PID hat eher mit angewandter Ethik zu tun, also beispielsweise mit Peter Singer

Nun, die bewusste Unterscheidung zwischen angewandter und - wie sagt man?- theoretischer Ethik kommt mir strohmannmäßig vor.
Hier käme jetzt wieder mein Hinweis auf "Animal Farm" ins Spiel (ursprünglich als Parabel auf Kommunismus/Sozialismus gedacht):

Die Idee an sich : "All animals are equal" finden alle Tiere genial. Die Anwendung dieser Idee landet dann aber  bei "Some animals are (even ?) more equal than  other animals".
Es hat eine gewisse Situations-Ironie, dass die Vordenker dieses Projekts ausgerechnet zwei junge intelligente Schweinchen sind  ::)

Welchen Sinn hat eine "Ethik am grünen Tisch", wenn sie in der Anwendung völlig unberechenbare Folgen nach sich ziehen könnte?

Hier bei Esowatch arbeiten viele Menschen mit naturwissenschaftlicher Expertise.
Man könnte ein konstruiertes Gedankengebäude wie den Transhumanismus also als eine "Wissenschaftliche" Arbeitshypothese betrachten, die nun - wenn schon nicht gleich im Feldversuch - auf Tauglichkeit erprobt werden soll, indem man verschiedene Szenarien gedanklich durchspielt oder durchrechnet.

Dazu dienten meine oben angeführten Punkte - und dies jetzt nur auf den Bereich PID / Alters"forschung", Eugenik bezogen.

Man könnte auch modellhaft extrapolieren, welche Auswirkungen die Abschaffung der Milchviehhaltung auf die Volkswirtschaft der Schweiz hätte - hinsichtlich Export von Käse und Schokolade.
Oder was dies für die alpinen Ökosysteme bedeutet - extensive Viehwirtschaft mal vorausgesetzt.

Ganz abgesehen davon ob vegane Ernährung wirklich für alle Menschen eine gute Option ist (der Mensch hat mit dem Schwein gemeinsam, dass er von seiner Bauart ein Allesfresser ist...) sind Traditionen der Nahrungsmittelzubereitung auch ein wichtiges menschliches Kulturgut
und somit ein Identifikationsmerkmal einer sozialen, gesellschaftlichen, ethnischen...wie auch immer... Gruppe, darüber hinaus jedoch auch ein Ausdruck von Ästhetik und gemeinsamem Genuss.

Schwer vorstellbar, dass die Schweizer auf ihr Käsefondue verzichten oder die Tiroler auf ihren Speck.
Die Franzosen und Italiener mag ich mir in dieser Hinsicht gar nicht erst vorstellen, und mit den Bayuvaren würden die Transhumanisten wohl handgreifliche Schwierigkeiten kriegen  ;D ;D ;D

Wir müssten auch nicht erst nach Alaska gehen mit der Frage, ob nordische Menschen ohne tierisches Protein auskommen. Die Samen im Norden Skandinaviens sind untrennbar mit ihren Rentierherden verbunden, und die Volksgruppen der mongolischen Steppe haben ihre Pferde, Rinder, Ziegen.

Alle großen Steppen auf dieser Welt sind Gebiete extensiver Viehwirtschaft: das harte Gras  (andere Vegetation gedeiht dort nicht oder nur sehr mühevoll), für den Menschen unverdaulich, ist ein wertvolles Futter für die Schafe und Ziegen. Nur weil Viehwirtschaft dort möglich ist, können Menschen da leben.

Alles in allem habe ich immer noch nicht begriffen, warum die Ideen des Transhumanismus ein Fortschritt gegenüber humanistischem Gedankengut darstellen sollten.

Der Wikipedia-Artikel über den Humanismus zeigt dessen ideengeschichtliche Entwicklung  gut überblicksartig auf.

Der wichtigste Aspekt scheint mir zu sein, dass "der Mensch" eben nicht auf das biologisch Gegebene (oder in Utopia theoretisch Machbare) reduziert wird, sondern vorrangig mittels Erziehung, Bildung ... etc. und in kommunikativem Austausch (und manchmal auch Reibung) mit anderen Menschen sich und das ihn umgebende Gemeinwesen weiter entwickelt.
Somit wäre für einen wesentlichen Teil der humanistischen Vordenker nicht die Empfindungsfähigkeit das Leitkriterium, sondern die "grundsätzliche enorme Bildungsfähigkeit" - des Menschen.

P.Stibbons

Zu Ethik - allgemein oder angewandt - sagt Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ethik

Philosophische Fragestellungen zur Ethik

Die philosophische Disziplin Ethik (die auch als Moralphilosophie bezeichnet wird) sucht nach Antworten auf die Frage, wie in bestimmten Situationen gehandelt werden soll – also: ,,Wie soll ich mich in dieser Situation verhalten?" Die einfachste und klassische Formulierung einer solchen Frage stammt von Immanuel Kant: ,,Was soll ich tun?"

Ihre Ergebnisse bestehen in anwendbaren ethischen (bzw. moralischen) Normen, die beinhalten, dass unter bestimmten Bedingungen bestimmte Handlungen geboten, verboten oder erlaubt sind.

Insofern als in der Ethik nach allgemeingültigen Antworten auf die Frage nach dem richtigen Handeln gesucht wird, stellt sich die Frage nach der Möglichkeit allgemeingültiger ethischer Normen und deren Begründung. Diese Diskussion über die Grundlagen der Ethik, ihre Kriterien und Methoden, ist ein wichtiger Teil der philosophischen Disziplin Ethik, der auch als Metaethik bezeichnet wird.


Ziele der Ethik

Die Ethik ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft. Es geht ihr nicht um ein Wissen um seiner selbst willen (theoria), sondern um eine verantwortbare Praxis. Sie soll dem Menschen (in einer immer unüberschaubarer werdenden Welt) Hilfen für seine sittlichen Entscheidungen liefern. Dabei kann die Ethik allerdings nur allgemeine Prinzipien guten Handelns oder ethischen Urteilens überhaupt oder Wertvorzugsurteile für bestimmte Typen von Problemsituationen begründen. Die Anwendung dieser Prinzipien auf den einzelnen Fall ist im Allgemeinen nicht durch sie leistbar, sondern Aufgabe der praktischen Urteilskraft und des geschulten Gewissens. Aristoteles vergleicht dies mit der Kunst des Arztes und des Steuermanns. Diese verfügen über ein theoretisches Wissen, das aber situationsspezifisch angewendet werden muss. Entsprechend muss auch die praktische Urteilskraft allgemeine Prinzipien immer wieder auf neue Situationen und Lebenslagen anwenden. Dabei spielt für die richtige sittliche Entscheidung neben der Kenntnis allgemeiner Prinzipien die Schulung der Urteilskraft in praktischer Erfahrung eine wichtige Rolle.


Versteht sich der Transhumanismus nun als eine primär philosophische oder mehr als ethische Disziplin ?

A: Die Zuordnung zur Philosophie hätte m.E. zur Folge, dass die Transhumanisten sich noch mal grundlegend über ihre Namensgebung Gedanken machen sollten:

Wie ich oben darlegte, besteht eine Grundüberzeugung  des Humanismus in seiner "Leidenschaft" für die grundsätzlich gegebene geistige Bildungs-und Entwicklungsfähigkeit des Menschen.
Trans - Humanismus ( = "über den Menschen hinaus") würde folgerichtig primär bedeuten, dies auch für Tiere zu fordern (in schmalen Grenzen trifft sicher zu, dass Tiere "bildungsfähig" sind).

Eine Abkehr von diesem grundlegenden Prinzip des Humanismus und eine bewusste Hinwendung zu dem, was biologisch-technisch machbar ist oder in ferner Zukunft machbar sein könnte, stellt hingegen biologische Parameter wieder über die im Humanismus so zentralen geistigen Kategorien (mir fällt grad kein besserer Begriff ein) und konterkariert damit das wesensmäßige Kernanliegen humanistischen Denkens.
Man sollte dann folgerichtig von "Konter-Humanismus" sprechen...

B: Eine Zuordnung zur Ethik impliziert die grundsätzliche Anwendbarkeit bzw. das systematische Überprüfen, welche praktischen Folgen konsequentes Umsetzen der "willkürlichen Setzungen" in den einzelnen Bereichen hätte.
Das versuchen wir hier gerade durchzudeklinieren und kommen zu bizarren bis abstoßenden Schlussfolgerungen   >:(

Scharlui

Zitat von: niedlich am 22. Januar 2012, 16:40:40
@Scharlui:
Ich habe mir noch mal Deine Eingangspostings angesehen. Dort verlinkst du 3 Videos und sagst dann:

ZitatVor allem der Aubrey de Grey setzt erschreckende Marken

Da der Thread ziemlich ausgefranst ist: Vielleicht könntest du nochmal konkret die "erschreckenden Marken" benennen.
Das Chalmers Video habe ich vollständig gesehen. Warum hast du denn dieses Video genau verlinkt? Erschreckend ist an diesem Video wirklich gar nichts imho.

Mich erschreckt an beiden die kalte Logik ihrer Zukunft - wie bewusst weiss ich nicht, aber sie wischen alles negative (in der Geschichte bereits mehrmals katastrophale Ausgefallene) im vornherein vom Tisch oder postulieren gleich ein Pflästerchen, das denn diese zunehmend schwammigere Zukunft ganz sicher bereit haltne wird. Die hausieren da nicht nur mit einer sonder einer ganzen Wagenladung an Pandorabüchsen, mit unbekannten aber fast sicher immer entesetzlichen Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft.
Ich empfehle dir schon mal dieses etwas schwerfällige aber doch erhellende stündige Video von Aaron Franz, das all meine Bedenken recht gut zusammenfasst.
(https://www.youtube.com/watch?v=cZpfSoDTgOo)
Ich hatte die schon bevor ich gestern dies entdeckte

PS: Im übrigen empfehle ich dir Stibbons vorangehendes Posting
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Conina

Hochgeladen von Wahrheitsbewegung am 30.11.2011

Ist das Video wirklich in Ordnung?

Trutherbullshit schau ich mir nicht gern an.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Scharlui

Zitat von: Conina am 23. Januar 2012, 12:40:06
Hochgeladen von Wahrheitsbewegung am 30.11.2011

Ist das Video wirklich in Ordnung?

Trutherbullshit schau ich mir nicht gern an.
Ich war anfänglich auch skeptisch. Hat in den ersten 5 Minuten und wenn er über Darwin redet auch Ansätze von Verschörungstheoretischem. Ist aber geschichtlich äusserst gut dokumentiert und wirft auch Fragen auf, ohne den verschwörer zu nennen.
http://www.disinfo.com/2009/01/the-age-of-transitions-by-aaron-franz/
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

P.Stibbons

Hier noch ein paar Links.
Den Wikipedia-Artikel stell ich mit dazu - darin bieten sich schon gute Ansatzpunkte für ein entsprechendes Eso-Wiki-Lemma

http://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus

Der folgende Blogbeitrag hat unten weiter führende Links für unsere Recherche:
http://www.tibs.at/content/transhumanismus-hatten-wir-das-nicht-schon-mal


Unter "Kritik" im Wikipedia-Artikel greife ich für mich mal diesen Satz heraus:
ZitatWährend eine Gesellschaft, die die Prinzipien der Eugenik anwendet, dem einzelnen nur einen Wert als Mittel zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zugesteht, teilt der Transhumanismus den Menschen in einen psychologischen und einen biologischen Teil, wobei der eine der Sitz der persönlichen Identität ist und der andere nur ein Mittel, um sie auszudrücken, dass dem einzelnen durch technologische Eingriffe zugänglich gemacht werden solle.

Das ist neurophysiologisch Bullshit - u.a. deshalb, weil das ZNS der Ort ist, wo sich Psyche abspielt. 

Ohne den passenden bottom-up-Input (also Signale aus der Peripherie ans ZNS) funktionieren etwa bestimmte Regelkreise nicht mehr, und wesentliche Persönlichkeitsmerkmale, die das Individuum unverwechselbar machen (Prosodie, Mimik, Körpersprache) sind an einen regen Hin-und-Her-Austausch zwischen Peripherie und den zentralen Verarbeitungsschaltkreisen gebunden.