Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Immer wieder Masern.....

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Binky, 10. November 2011, 17:06:21

« vorheriges - nächstes »

Schwuppdiwupp

Auch in Nordrhein-Westfalen hat das Virus zugeschlagen.

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/koeln-meldet-68-masern-faelle-a-1209584.html

ZitatIn Köln sind mindestens 68 Menschen an den hoch ansteckenden Masern erkrankt. Es ist der größte Ausbruch der Krankheit in der Stadt seit 16 Jahren.
Ach, was weiß denn ich ...

MrSpock

Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

celsus

Zitat von: MrSpock am 11. Juni 2018, 14:36:09
Hier mal ein - aus meiner Sicht - guter Artikel, der sich kritisch mit dem Thema Impfen auseinander setzt und auf die einzelnen Impfungen eingeht.

Nur mit Anmeldung lesbar.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

MrSpock

OK, ich habe den Text stumpf kopiert. Absätze sind leider ausverkauft.....

Impfungen

Streitfall Impfungen
Sie sind eine der größten Errungenschaften der Medizin, doch viele Menschen halten sie für unnötig oder gar schädlich. Wie viel Skepsis ist berechtigt? Ein ehrliches Gespräch unter Ärzten
Von Josephina Maier, Corinna Schöps und Claudia Wüstenhagen
30. November 2016DIE ZEIT Nr. 46/2016, 3. November 2016195 Kommentare
Aus der
ZEIT Nr. 46/2016


Ein Konferenzraum in Hamburg, kühle Luft aus der Klimaanlage trifft auf eine aufgeheizte Stimmung am Tisch. Drei Ärzte diskutieren über das umstrittene Thema Impfen – und über ein Paradoxon: Zwar gelten Impfungen neben dem Zugang zu sauberem Wasser als wirksamster Schutz vor Infektionskrankheiten. Doch viele Menschen nehmen diese Prävention nicht in Anspruch. Aus Nachlässigkeit, Skepsis oder fundamentaler Ablehnung. Wir wollen über die Gründe für die Sorgen und die Impfmüdigkeit sprechen, über den Nutzen, aber auch über die Nebenwirkungen solcher Schutzmaßnahmen.


ZEIT Doctor: Viele Menschen lassen sich jetzt gegen Grippe impfen. Doch ist häufig zu lesen, dass die Impfung gar nicht so effektiv sei, besonders bei älteren Menschen, für die sie empfohlen wird. Wie hoch ist die Wirksamkeit also?
Sozialmediziner: Wenn ich das wüsste, das wäre toll! Die Wirksamkeit der Grippeimpfung hängt davon ab, wie gut die Virusantigene im Impfstoff übereinstimmen mit den Viren, die tatsächlich in der Bevölkerung zirkulieren. Das ist jedes Jahr anders. Die Wirkung hängt auch davon ab, wie fit das Abwehrsystem des Geimpften ist. Bei älteren Menschen nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ab. Der Charme dieser Impfung besteht darin, dass wir keine bessere Alternative haben. Es sei denn, man kann es sich leisten, sich zu Beginn der Grippesaison ins Bett zurückzuziehen, von Tütensuppen zu ernähren und sich Besuch zu verbitten ...
Kinderärztin: ... und nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und erst wieder das Haus zu verlassen, wenn die Grippewelle abgeklungen ist.
ZEIT Doctor: Raten Sie Ihren Patienten zur Grippeimpfung?
Hausarzt: Nach Ansicht der Cochrane Collaboration, eines unabhängigen Netzwerks von Forschern, wird der Nutzen der Grippeimpfung tendenziell überschätzt, weil es dazu vor allem industriegesponserte Studien gibt. Es ist unklar, wie effektiv die Impfung bei Menschen über 65 ist. Bislang haben wir also eine Impfempfehlung, die eigentlich eine Bevölkerungsstudie ist. Wir gucken: Bringt das was oder nicht? Ich finde, darüber sollten wir die Patienten ehrlicherweise aufklären.
Sozialmediziner: Ich selbst habe die Influenza mit 36 Jahren durchgemacht. Das war so übel, dass ich dachte, ich sterbe. Seitdem wird meine Familie inklusive meiner Kinder und Enkel jedes Jahr geimpft. Wir impfen immer an Halloween. Die Familie kommt zusammen, erst kochen wir lecker, und dann kommt jeder einzeln in die Küche.


ZEIT Doctor: Sie impfen selbst zu Hause?

Sozialmediziner: Ja. Warum soll ich deswegen ein Krankenhaus mieten?
ZEIT Doctor: Wie gut ist der Impfschutz hierzulande?
Kinderärztin: Wir sind relativ gut versorgt, aber nicht so gut, wie wir sein könnten. Das gilt besonders für die zweite Masernimpfung bei Kindern. Da wird zu wenig und zu spät geimpft.
Sozialmediziner: Der Impfstatus wird nur ein einziges Mal flächendeckend erhoben: vor der Einschulung, also im Alter von sechs Jahren. Und da sieht es ganz gut aus. Bei Jugendlichen, Erwachsenen und erst recht bei Älteren wird es dann immer schlechter. Und es variiert, je nach Impfung: Manche, die ich gar nicht für so wichtig halte, hat fast jeder, wie die Tetanusimpfung. Und gegen Keuchhusten, der ziemlich übel grassiert, sind viel zu wenige geimpft.

Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

MrSpock

Fortsetzung:

Hausarzt: Wir Hausärzte wehren uns dagegen, bloß eine Quote zu erfüllen. Mir geht es darum, dass Patienten nach einer adäquaten Aufklärung eine persönliche Impfentscheidung treffen können. Manchmal gibt es aber gar keine Studien, aufgrund derer ich sie beraten könnte. Nehmen wir das Thema Pneumokokken: Wer fragt mich dazu am häufigsten? Diabetiker und Herzkranke. Über die gibt es aber null Studien. Das führt zu Verunsicherung.
Sozialmediziner: Noch etwas spielt eine Rolle. Der Erfolg des Impfens ist gleichzeitig dessen größter Gegner. Wir erleben nicht mehr, was die Impfung uns erspart. Wer hat schon noch einen Diphtheriefall selbst gesehen? Kaum jemand.
ZEIT Doctor: Viele wissen gar nicht mehr, was Diphtherie ist.
Grippeimpfung
Die Grippeimpfung
Wer sich impfen lassen sollte – und warum das eine Influenza dennoch nicht mit Sicherheit verhindern kann.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung gegen Grippe Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren sowie allen, die beruflich viel Publikumsverkehr haben, zum medizinischen Personal gehören oder kranke Angehörige pflegen. Der Impfstoff wird jährlich an die Viren (rechts auf dem Bild) angepasst, die gerade im Umlauf sind. Doch manchmal breitet sich dann unerwartet ein anderer Stamm aus. Dann wirkt die Impfung weniger gut.
Sozialmediziner: Genau. Der letzte Ausbruch war in Köln, 1976. Damals sind 80 Menschen erkrankt, von denen zehn starben. Es gab Panik in der Stadt. Die Erwachsenen konnten nur im Gesundheitsamt geimpft werden. Der Andrang dort war so groß, dass die frisch Geimpften nicht über die Treppenhäuser ins Freie gelangen konnten, weil die Nachdrängenden den Weg versperrten – die Feuerwehr musste die Leute über die Fenster aus dem Haus holen. Das ist völlig in Vergessenheit geraten. Aber das kann sich schnell ändern, wenn die Menschen etwas als bedrohlich empfinden: Nach dem Masernausbruch in Berlin 2015 hat sich die Zahl der verkauften Impfdosen in Deutschland um 60 Prozent erhöht und in Berlin mehr als verdoppelt.
"Das ist überhaupt nicht falsch, nur unsolidarisch! "
Hausarzt: Bei der Masernimpfung sind wir uns alle einig, die ist wichtig. Man muss aber aufpassen, dass sie nicht als Eisbrecher für alle Impfungen benutzt wird. Deshalb wünschen wir Allgemeinmediziner uns eine Priorisierung von Impfungen: Grundschutz, erweiterter Grundschutz, Topschutz.
ZEIT Doctor: Die Ständige Impfkommission, die Stiko, empfiehlt alle Impfungen gleichermaßen?
Hausarzt: Ja, ohne Priorität. Die Stiko sagt nicht, wie häufig und bedrohlich eine Erkrankung ist und wie gut die Impfung schützt. Das ist ja unterschiedlich. Bei der Grippeimpfung ist je nach Studie alles dabei: zwischen "null Effektivität" und "kann ganz gut sein". Bei den Masern wissen wir genau: Wo wir genug impfen, gibt es sie zum Glück nicht mehr.
ZEIT Doctor: Aber in Berlin kam es wieder zu einem Ausbruch.
Sozialmediziner: Der Auslöser dafür waren Fälle in einer Notunterkunft für Flüchtlinge. Aber das konnte nur zum Problem werden, weil genug Kindern und Erwachsenen in der Umgebung der Impfschutz fehlte. Klar, einer muss die Kippe schmeißen, damit es irgendwo brennt. Doch es ist ein Unterschied, ob er sie auf einen Betonboden schmeißt oder in einen Heuhaufen.
ZEIT Doctor: Das rührt an das Thema "Herdenimmunität", ein wichtiger Punkt. Was hat es damit auf sich?
Sozialmediziner: Herdenimmunität besagt, dass eine Krankheit sich nicht verbreiten kann, wenn genügend Menschen geschützt sind und nicht angesteckt werden können. Wie viele das sein müssen, hängt davon ab, wie viele andere ein Erkrankter durchschnittlich ansteckt. Diese Zahl ist bei Masern sehr hoch, da brauchen wir eine Impfbeteiligung von über 95 Prozent. Bei Kinderlähmung etwa reicht eine Beteiligung von 80 Prozent.

Masern zählen zu den Viruserkrankungen. Der Erreger ist äußert empfindlich gegenüber Hitze, Licht und Desinfektionsmitteln. Übertragen wird er durch Tröpfchen – also bei engem Kontakt mit Infizierten. Es reicht meist aus, sich in einem Raum mit einem Menschen aufzuhalten, der das hochansteckende Virus in sich trägt.
Vor allen in Entwicklungsländern sind Masern weiterhin ein großes Problem. In Deutschland ist die Zahl der Ausbrüche zwar deutlich zurückgegangen. Seit den 1960er Jahren gibt es eine günstige und effiziente Impfung gegen den Erreger. Doch kommt es wiederholt zu regionalen Epidemien. Ausgerottet sind die Masern trotz der Bemühungen der Gesundheitsbehörden noch immer nicht.


Kinderärztin: Es gibt wirklich Menschen, die mich fragen, warum sie ihr Kind impfen sollen, wenn doch der Rest der Bevölkerung sich impfen lässt! Das sind Trittbrettfahrer.
ZEIT Doctor: Wenn alle impfen, muss ja mein Kind nicht – warum ist das Argument falsch?
Hausarzt: Das ist überhaupt nicht falsch, es ist nur unsolidarisch!
Sozialmediziner: Das Durchschnittsalter bei Keuchhusten liegt heute bei 42 Jahren. Da steckt nicht mehr der Enkel den Opa an, sondern der Opa den Enkel. Besonders gefährlich ist das für Neugeborene und Säuglinge, die noch zu klein sind, um selbst geimpft zu werden. Wenn ein Baby unterwegs ist, wird daher empfohlen, alle gegen Keuchhusten zu impfen, die einen engen Kontakt zu ihm haben werden. Leider sind aber nur gut zehn Prozent der Erwachsenen gegen Keuchhusten geimpft. Sie nehmen die Bedrohung nicht wahr. Auch in Familien mit Baby sind es nur 22 Prozent.
ZEIT Doctor: Warum ist Keuchhusten gefährlich für Säuglinge?
Sozialmediziner: Es kann durch die heftigen Hustenattacken zu Hirnblutungen kommen und auch zu einer Entzündung des Gehirns ...
Kinderärztin: ... und zu Atemaussetzern. Das ist das Bedrohliche bei Babys, dass sie aufhören zu atmen. Wir Kinderärzte bemühen uns, die Eltern auf ihren eigenen Impfschutz anzusprechen. Aber das leidet im Winter, weil die Sprechstunde so voll ist.
ZEIT Doctor: Gibt es Impfungen, die verzichtbar sind?
Sozialmediziner: Ich würde sagen, die gegen das Rotavirus. Zwar erkranken jedes Jahr 50.000 Kinder an einer schweren Gastroenteritis durch Rotaviren, die Hälfte kommt ins Krankenhaus, 50 bis 100 Kinder müssen auf der Intensivstation behandelt werden, aber nach zwei Wochen sind alle wieder quietschvergnügt. Bleibende Schäden oder Todesfälle sind bei uns Raritäten.
Hausarzt: Solange meine Tochter nach Hause kommt und sich in der Schule erbrochen hat und ich frage, hast du dir die Hände auf der Toilette gewaschen?, und sie sagt, nein, Papa, da war keine Seife, und ich stelle fest, sie hat recht, es gibt weder Papierhandtücher noch Seife – solange das so ist, halte ich die Rotavirusimpfung für ein schönes Add-on, aber erst mal sollte eine normale Infektionsprophylaxe stattfinden, sprich: Seife da sein.

Die Impfung gegen Tetanus-Erreger ist ein Favorit der Deutschen. Dabei ist die Erkrankung hier selten geworden.
Wundstarrkrampf wird durch sporenbildende Stäbchenbakterien verursacht. Die Sporen kommen im Erdreich vor und gelangen etwa über Holzsplitter unter die Haut. Dank der Impfung und besserer Arbeitssicherheit in der Landwirtschaft erkranken hierzulande weniger als 15 Menschen pro Jahr. Oft Ältere, die im Garten arbeiten und deren Impfung lange zurückliegt. Die Impfung ist bewährt. In extrem seltenen Fällen kann sie Nervenentzündungen auslösen, die meist vorübergehen.
 
ZEIT Doctor: Wie wichtig ist die FSME-Impfung, gegen Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, die Gehirnentzündung, die durch Zecken hervorgerufen wird?
Hausarzt:FSME ist ein klassisches Beispiel für das Geschäft mit der Angst. Die Definition der Risikogebiete in Deutschland wurde geändert, und plötzlich gab es überall FSME. In Wirklichkeit gibt es in Deutschland jährlich nur ungefähr 300 gemeldete Fälle. Borreliose wird auch durch Zecken übertragen, und die ist ein viel größeres Risiko als FSME. Bloß davor schützt die Impfung nicht. Ich sage meinen Patienten: Ziehen Sie einfach die Socken über die Hose, wenn Sie spazieren gehen. Und schauen Sie abends, ob Sie eine Zecke haben. Wenn ja, entfernen Sie sie so schnell wie möglich, damit die Borrelien nicht übertragen werden. Wenn Sie sich daran halten, sind Sie optimal gegen beide Erkrankungen geschützt. Ich bin überzeugt, dass ich so mindestens ebenso viele FSME-Fälle verhindere, wie wenn ich alle impfen würde.
"Man kann Eltern in drei Gruppen einteilen"
Sozialmediziner: Wobei es einen Unterschied macht, ob Sie Hamburg nicht verlassen oder im Schwarzwald ständig am Waldrand spazieren gehen.
Hausarzt: Stimmt. Aber der Erfolg dieser Impfung hat schlicht mit Marketing zu tun: Sobald die Grillkohle vor der Tankstelle steht, prangt auch die grausame Zecke an der Apotheke. Und alle haben Angst. Das ist eine gut gemachte Werbekampagne für eine schlecht belegte Impfung.
ZEIT Doctor: Welche Nebenwirkungen können bei Impfungen auftreten?
Sozialmediziner: Meistens sind das Beschwerden an der Impfstelle wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen. In den Tagen nach der Impfung können auch Schlappheit, Kopfschmerzen, Unwohlsein auftreten. Das ist Ausdruck dafür, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt.
Kinderärztin: Fieber gehört auch zu den häufigen Nebenwirkungen. Da muss man sich aber nur Sorgen machen, wenn es länger als 72 Stunden anhält.
ZEIT Doctor: Und was sind Impfschäden?
Kinderärztin: Ich habe in meiner persönlichen Laufbahn keinen nachgewiesenen Fall erlebt.
Hausarzt: Da muss man weiter zurückgehen. Ich betreue immer noch eine Dame, die früher aufgrund einer Pockenimpfung eine Hirnentzündung bekam und deshalb nicht hören kann.
Sozialmediziner: Die Pockenimpfung hätte heute keinerlei Chance mehr auf Zulassung, sie war sicher die schlimmste, die wir hatten, leider gefolgt von der eigentlich segensreichen Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. Das war ja eine Lebendimpfung. Die Viren waren abgeschwächt, sollten also nicht mehr krank machen. Mitunter "wussten" die Viren das aber nicht und mutierten zurück. Pro zwei oder drei Millionen Einsätze löste die Impfung in etwa drei Fällen eine Polioerkrankung aus, mitsamt Lähmungen. Mittlerweile verwenden wir nur die sehr sichere Polioimpfung zur Injektion.
Wenn man kritische Dinge benennt, wird man als Skeptiker diffamiert.
Hausarzt: Das Problem ist der Grabenkampf: Die einen sagen, alles ist Impfschaden, die anderen sagen, das kann nicht sein, davon haben wir noch nie was gehört. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Ich verabreiche die Grippeimpfung und halte sie für wirklich gut verträglich, trotzdem habe ich Patienten, die sagen: Ich habe das zweimal gemacht und war jedes Mal danach krank. Ich vermute, dass es da Prädispositionen gibt. Dem einen gibt es den letzten Kick fürs Immunsystem und dem anderen den vorletzten Rest. Deshalb brauchte es eine steuerfinanzierte, unabhängige, solide Forschung. Doch wenn man kritische Dinge benennt, wird man immer gleich als Impfskeptiker diffamiert. Dabei würde etwas mehr Reflexion aller Beteiligten helfen, die Lager zu versöhnen. Und Selbstkritik. Denken Sie an die skandalösen Vorgänge um die Schweinegrippe!
ZEIT Doctor: Sie sprechen vom Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix, um den es 2009 Ärger gab. Was war da los?
Sozialmediziner: Damals ging es um eine schnelle Entscheidung für einen Impfstoff. Die Lage war unübersichtlich und die Fachwelt in großer Sorge, dass sich eine Pandemie mit sehr hoher Letalität entwickelt. Denn das Virus ähnelte dem der Spanischen Grippe von 1918, die weltweit fürchterlich gewütet hatte. Es war klar, wenn es am Ende harmlos ausgeht, hat man einige Millionen Euro in den Sand setzt. Aber das war die Zeit der Bankenrettungsschirme, als Milliarden dafür ausgegeben wurden. Für mich war das eine klare Angelegenheit.
Hausarzt: Aber die Frage war nicht, ob geimpft werden soll oder nicht. Der Dissens bestand darüber, ob man einen neuen Impfstoff nehmen sollte, über den kaum einer etwas wusste, statt der herkömmlichen Grippeimpfung. Die Entscheidung für den Impfstoff Pandemrix war rein politisch.
Sozialmediziner: Bei Pandemrix hat sich hinterher herausgestellt, dass es vor allem in Skandinavien zu einer Häufung von Narkolepsie-Fällen geführt hat, zu einer schweren, anhaltenden Störung des Schlaf-wach-Rhythmus bei Kindern und Jugendlichen.
ZEIT Doctor: Da handelt es sich um einen echten Impfschaden.
Beide Herren: Ja.
ZEIT Doctor: Skepsis gibt es auch bei bewährten Impfungen. Mit welchen Ängsten kommen Eltern zu Ihnen?
Kinderärztin: Man kann Eltern in drei Gruppen einteilen. Die erste folgt den Empfehlungen, sie geht davon aus, dass diese gut überlegt sind und sie ihrem Kind helfen. Die zweite Gruppe ist schwieriger: Da wollen die Eltern das Beste für ihr Kind und können nur schwer ertragen, dass es aufgrund der etwas schmerzhaften Impfung leiden soll. Sie sehen nur sekundär den Vorteil. Da stehen dann Mütter weinend dabei, wenn man impft. Und die dritte Gruppe sieht in jeder Impfung eine Bedrohung und hinterfragt ihre Notwendigkeit.
ZEIT Doctor: Die Infektion wäre doch aber schlimmer.
"Echte Schäden sind extrem selten"
Kinderärztin: Genau. Das sage ich denen auch: dass wir nur deshalb so eine geringe Säuglingssterblichkeit haben und die Kinder so beschützt leben, weil wir Impfungen haben. Bei Eltern, die ihr Kind trotzdem nicht impfen lassen möchten, hole ich etwas aus. Beispiel Masern: Die meisten wissen gar nicht, wie die Krankheit verläuft. Sie sagen, dass sie selbst die Masern ja auch durchgemacht hätten. Dann antworte ich: Ja, aber kennen Sie 500 Menschen, die Masern hatten? Einer von 500 bis 1.000 Menschen hat einen ganz schweren Verlauf. Hirnhautentzündungen. Schwere Lungenentzündungen. Dazu kommt, gerade bei Säuglingen, die mögliche Spätfolge einer subakut verlaufenden Gehirnentzündung. Ich habe das in der Klinik erlebt, ich hatte zwei Fälle. Die Kinder sind gestorben.
Sozialmediziner: Eine Psychologin der Universität Erfurt hat auf einen spannenden Punkt aufmerksam gemacht: Wenn eine Mutter ihr Kind trotz gewisser Bedenken impfen lässt und dann ein tatsächlicher oder vermeintlicher Schaden auftritt, fühlt sie sich schuldig, weil sie es aktiv veranlasst hat. Wenn sie das Kind nicht impfen lässt und es schwer an Masern erkrankt, dann erlebt sie das als Schicksal.
Kinderärztin: Man kann den Eltern nur erklären, wie gering das Risiko eines Schadens ist.
ZEIT Doctor: Welche Mythen kursieren noch immer über Impfungen, obwohl sie längst widerlegt sind?
In der DDR gab es eine Impfpflicht und zugleich weniger Allergien.
Kinderärztin: Dass sie die Allergierate steigern. Da antworte ich den Patienten immer: Die DDR hatte damals sogar eine Impfpflicht, zugleich gab es dort aber viel weniger Allergien.
Sozialmediziner: Dann kommt das Gegenargument, dass Kinder anthroposophischer Eltern wenig geimpft werden und auch selten Allergien haben. Aber diese Kinder wachsen wahrscheinlich insgesamt gesünder auf. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Schutzimpfungen die Allergierate erhöhen.
Hausarzt: Es ist aber auch ein Mythos, dass eine Impfung nicht schaden kann. Die Lobbyisten behaupten immer, dass Impfen eine risikofreie Maßnahme zur Stärkung der Volksgesundheit sei.
Sozialmediziner: Das ist auch falsch, ja. Die genaue Zahl von Impfkomplikationen weiß leider nur der liebe Gott. Sie ist kaum zu ermitteln. Wir können einen zeitlichen Zusammenhang herstellen. Aber ob dem auch ein ursächlicher Zusammenhang entspricht, ist oft fraglich. Es gibt abenteuerliche Geschichten, wenn etwa nach einer Impfung mehr Schlangenbisse auftraten – da weiß jeder: Da gibt es keinen ursächlichen Zusammenhang, aber man notiert es, um sich abzusichern. Nach allem, was wir weltweit wissen, sind echte Schäden extrem selten.
Kinderärztin: Ich kläre Eltern über mögliche Reaktionen, etwa bei der Masernimpfung, auf, die in diesem Fall aber erst fünf Tage später auftreten können. Und dann erzählen sie beim nächsten Termin, dass ihr Kind auf die Impfung reagiert habe, weil es kurz danach Fieber gekriegt habe. Obwohl das wegen des Zeitpunkts nicht an der Impfung gelegen haben kann, sehen die Eltern einen Zusammenhang.
Sozialmediziner: Ein Medizinhistoriker hat die Impfskepsis mal als Ausdruck einer Enttäuschung bezeichnet. Als die Mikrobiologie erste Erfolge feierte, glaubte man, dass Infektionen in Zukunft ausgerottet würden. Der Mensch würde die bedrohliche Natur mit Technik, Hygiene, Schutzimpfung und Antibiotika zähmen. Heute lauern Keime sogar dort, wo wir am allermeisten beschützt sein wollen, im Krankenhaus. Zudem erscheint die Natur nicht mehr bedrohlich, sondern gefährdet. Damit einher geht eine Skepsis gegenüber der wissenschaftlichen Medizin überhaupt. Sie ist in Misskredit geraten und damit wohl auch die Vorstellung, was man mit dem Impfen erreichen kann.
Kinderärztin: Es gibt auch Skepsis gegenüber der Pharmaindustrie: Wie sehr bereichert sie sich an Impfungen, ist das wirklich alles nötig? Andererseits wundert man sich, was die Leute alles in der Apotheke kaufen, wenn sie bloß eine Erkältung haben. Da wird alles genommen, egal was drin ist.


Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Sauropode

Eine völlig verblödete Deppin berichtet, wie schön es ist, Masern zu haben. Und wird von gemeingefährlichen Anthro-Ärzten darin noch bestärkt.

ZitatDie Ärzte erfreuen sich an den schönen sich ihnen präsentierenden Masernbildern. Alle kommen zur Visite, es wird deutlich, dass die Masern selten geworden sind, ehrfurchtsvoll

ZitatDer Ausschlag muss gut rauskommen, damit die Masern nicht nach innen schlagen und es zu Komplikationen kommt.

ZitatEs war eine besondere, intensive Zeit. Und ein großes Innehalten. Zeit, die meine Kinder und mich, auch durch das pflegerische, wieder näher zueinander gebracht hat. Unsere Beziehung hat sich vertieft, in diesem für eine Weile von der Welt abgeschlossenen Zusammenseins, vergleichbar nur mit dem Wochenbett. Ich habe es wie einen Segen empfunden, der uns sicher durch die nächsten Jahre tragen wird. Und ich werde nicht vergessen, wie Maya ganz oben auf dem Gipfel des Fiebers aus tiefstem Herzen zu mir sagte: »Mama! Wenn ich mal Kinder habe, dürfen sie auch die Masern bekommen!« Und ich hoffe sehr, dass sie und ihre Kinder diese Freiheit haben werden.

$)

https://www.erziehungskunst.de/artikel/fruehe-kindheit/masern-zwischen-mut-und-meinung/?fbclid=IwAR2f0JkxQSti5cop-cfQM0v5-5M2euQ_VSkMjzwYU9fS0cuRwTtNTGr4Cv0


smartie

Zitat von: Sauropode am 30. November 2018, 16:58:21
Eine völlig verblödete Deppin berichtet, wie schön es ist, Masern zu haben. Und wird von gemeingefährlichen Anthro-Ärzten darin noch bestärkt.

Das wurde bereits vor drei Jahren im Blog thematisiert.

celsus

ZitatEs war eine besondere, intensive Zeit. Und ein großes Innehalten. Zeit, die meine Kinder und mich, auch durch das pflegerische, wieder näher zueinander gebracht hat. Unsere Beziehung hat sich vertieft, in diesem für eine Weile von der Welt abgeschlossenen Zusammenseins, vergleichbar nur mit dem Wochenbett. Ich habe es wie einen Segen empfunden, der uns sicher durch die nächsten Jahre tragen wird. Und ich werde nicht vergessen, wie Maya ganz oben auf dem Gipfel des Fiebers aus tiefstem Herzen zu mir sagte: »Mama! Wenn ich mal Kinder habe, dürfen sie auch die Masern bekommen!« Und ich hoffe sehr, dass sie und ihre Kinder diese Freiheit haben werden.

Klingt nach Münchhausen-Stellvertreter. Kranke Kinder als Bestätigung, dass sie von der Mutter abhängig sind.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Sauropode

Daran musste ich aucuh denken.

Ladislav Pelc

Danke für die Erinnerung. Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber ich habe schon damals (als das Thema im Blog war) das kalte Kotzen gekriegt, wie diese Mutter sich an der Krankheit ihrer Kinder ergötzt. #) #) #)

Zitat von: celsus am 30. November 2018, 22:26:15
Klingt nach Münchhausen-Stellvertreter. Kranke Kinder als Bestätigung, dass sie von der Mutter abhängig sind.

Genau das habe ich mir damals auch gedacht. (Wobei ich nicht behaupte, auch nur annähernd die Kompetenz zu besitzen, eine solche Diagnose zu stellen.)

Aber es zeigt auf jeden Fall sehr schön (oder eher sehr unschön), was für eine gruselige Ideologie die Anthroposophie darstellt, die ja nicht selten den Eindruck erweckt, aus harmlosen Singen und Klatschen zu bestehen. (Denn wäre es ein Einzelfall, hätte man wohl kaum einen solchen Artikel veröffentlicht und er wäre erst recht nicht auf positive Resonanz gestoßen.

Sauropode

Diesmal Kongo:

https://www.tagesschau.de/ausland/masern-kongo-101.html

ZitatIn der Demokratischen Republik Kongo verbreitet sich derzeit eine Masern-Epidemie rasend schnell. Bis Mitte September wurden 180.000 Verdachtsfälle gemeldet. Unter den 3667 Toten sind vor allem Kinder. Alle 26 Provinzen des zentralafrikanischen Staates sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen betroffen. Die WHO versucht nun, mit einer Not-Impfkampagne Schlimmeres zu verhindern.

Dazu will die WHO 825.000 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren impfen. ,,Der Kongo ist in einer schrecklichen Situation, weil zu viele Kinder die Routineimpfung verpasst haben", sagte WHO-Regionalbeauftragte Deo Nshimirimana laut Mitteilung. 2018 lag die Impfquote demnach bei 57 Prozent.

Hier ein paar mehr Infos: https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/demokratische-republik-kongo-masern-epidemie

Auch Ebola breitet sich aus.

Schwuppdiwupp

Apropos ...

Mein Hausarzt meinte anlässlich einer auffrischen Typhusimpfung neulich zu mir, dass Masern x-mal ansteckender als Ebola seien.
Ach, was weiß denn ich ...

Typee

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Typee

The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)