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Hüther?

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Begonnen von Conni, 11. Januar 2009, 18:26:57

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niedlich

was ist eigentlich vom Arzneimittel-Telegramm bzgl. Ritalin zu halten. Dort wird Ritalin durchaus kritisch rezipiert.

Binky

Wenn Du einen Link poten würdest, welchen Artikel Du genau meinst, könnte man Dir auch antworten. Wenn Du den meinst (http://www.arznei-telegramm.de/html/2002_01/0201016_01.html): Hier wird hier Hüther als Quelle benannt, Der Artikel ist von 2002, als die Rattenstudie herauskam. Er ist fachlich veraltet,

niedlich

Ich habe beim Arznei-Telegramm kein Abo, daher frage ich ja.

thefrog aus'm neue-mediz.in -Forum - ein NM-Kritiker, Mediziner und Befürworter der EBM - schrieb:
"ergänzung, weil vergessen: es gibt aktuellere artikel zu ritalin, aber die sind nur im abopflichtigen bereich einzusehen. nach wie vor wird es dort sehr kritisch bewertet."

Falls hier jemand Zugang zu diesem Bereich hat, möge er berichten.

niedlich

Keiner Zugriff auf's Arznei-Telegramm?
Auch wenn ich leider keine konkreten Artikel benennen kann im A-T, ist meine aktuelle Info die, dass Ritalin dort kritisch bewertet wird.

Binky

Zitat von: niedlich am 16. November 2011, 22:17:51
Keiner Zugriff auf's Arznei-Telegramm?
Auch wenn ich leider keine konkreten Artikel benennen kann im A-T, ist meine aktuelle Info die, dass Ritalin dort kritisch bewertet wird.


Solange Du keine Quellen hast, kann man nicht auf Deine Einwände eingehen, vor allem, worin die Kritik besteht.

Wenn Du nur immer wieder unbelegte Behauptungen wiederholst, bringst Du Dich in den Verdacht, ein Troll zu sein.

*plonk*

niedlich

ZitatSolange Du keine Quellen hast, kann man nicht auf Deine Einwände eingehen, vor allem, worin die Kritik besteht.]Solange Du keine Quellen hast, kann man nicht auf Deine Einwände eingehen, vor allem, worin die Kritik besteht.

Da ich keinen Zugriff auf's A-T habe, kann ich keine Quellen verlinken. (hab ich das nicht schon erwähnt?  ;))Ich  habe auch keine konkrete Kritik an Ritalin.
Ich würde nur gerne die Aussage einer Person verifizieren, die behauptet, das A-T sei Ritalin gegenüber sehr kritisch. Da ich kein Zugriff auf's A-T habe (hab ich das schon erwähnt), bin ich auf jemanden mit Zugriff angewiesen.
Falls du ein Passwort für das  neue-mediz.in Forum hast, kannste das hier nachlesen:

http://neue-mediz.in/forum/viewtopic.php?f=8&t=1511&start=275

Besagte Person ist "thefrog", nach eigenen Angaben Mediziner und mit einer unglaublichen Geduld ausgestattet beim Versuch, die NM in diesem Forum auseinander zu nehmen.





niedlich

Ach so, ich habe gleiche Frage natürlich auch thefrog gestellt, bekam allerdings noch keine Antwort



niedlich

Hab jetzt doch noch einen neueren Artikel aus der A-T gefunden,
Hier als pdf.

Der Artikel ist allerdings auch schon 6 Jahre alt. Darin heißt es:
ZitatZWEIFEL AM ADHS-KONZEPT
Es besteht nach wie vor keine allgemeine Übereinkunft darüber, was ADHS ist und wie damit umgegangen werden soll.16,17 Das Kon- zept einer genetisch bedingten Erkrankung mit biologischem Korre- lat, für das wirksame Arzneimittel zur Verfügung stehen,18 ist nicht unumstritten.19,20 Die als Kernsymptome des ADHS definierten Ver- haltensweisen – Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit – sind bis zu einem gewissen Grad bei allen Kindern zu finden. Sie können daher als Extremvariante normalen Verhaltens betrachtet werden.17 Die Einschätzung des kindlichen Verhaltens als normal oder gestört auf der Basis der international definierten diagnostischen Kriterien (DSM IV, ICD 10*) ist in hohem Maße von der Toleranz des Untersuchers abhängig.21 Trotz immenser Forschung ist eine bio- logische Ursache nach wie vor nicht gesichert.17
Kritiker des Konzepts sind insbesondere alarmiert durch den drastischen Anstieg der Verordnungen von Psychostimulanzien, in erster Linie Methylphenidat (RITALIN u.a.).21 In Deutschland ist die Verordnungshäufigkeit seit Ende der 90er Jahre erneut um das Vier- fache gestiegen (1998 4,7 Mio., 2003 19,8 Mio. Tagesdosierun- gen).22 Zunehmend werden offenbar auch Kinder im Vorschulalter behandelt,23 für die Methylphenidat nicht zugelassen ist.24 Zwar sind kurzfristige Effekte auf die so genannten Kernsymptome in Studien belegt.25 Der langfristige Einfluss auf die schulische, berufliche oder soziale Entwicklung ist jedoch nicht bekannt.26 Ebenso fehlen kon- trollierte Erfahrungen zur Langzeitsicherheit: So ist nach wie vor we- nig über die Auswirkungen auf die Gehirnreifung von jahrelang mit amphetaminartigen Substanzen behandelten Kindern bekannt. Tier- experimentelle Daten lassen einen Anstieg von PARKINSON-Er- krankungen bei chronischer Einnahme befürchten (a-t 2002; 33: 16). Neben Psychostimulanzien ist die Wirksamkeit von trizyklischen An- tidepressiva wie Desipramin (PETYLYL) und Imipramin (TOFRA- NIL u.a.) in klinischen Studien untersucht worden.27


Bobbele

ZitatDas Kon- zept einer genetisch bedingten Erkrankung mit biologischem Korre- lat, für das wirksame Arzneimittel zur Verfügung stehen,18 ist nicht unumstritten.

Hi niedlich,

was mich manchmal ankäst ist die hirnlose Verwendung des Begriffs "umstritten". Da braucht nur einer kommen und einfach eine Meinung tätigen und schon ist etwas "umstritten". Dass ADHS genetische Ursachen haben kann ist scheinbar auch "umstritten". Dazu ein paar spontan aus meinem Google geschüttelte Links:

http://machineslikeus.com/news/study-finds-new-adhd-genes
http://theness.com/neurologicablog/index.php/adhd-and-genetics/
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17915085

P.Stibbons

@ niedlich:

Ist zwar nicht das Arzneitelegramm, sondern die Leitlinienempfehlungen der Bundesärztekammer (Stand August 2005):

http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.3161.3163

Und speziell zu medikamentösen Therapie mit MPH  und deren von Kritikern behaupteten (!) möglichen Nebenwirkungen:

http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.3161.3163.3167

Zitat...Die Wirksamkeit des Methylphenidats in der Behandlung von ADHS wurde in zahlreichen unabhängigen Studien an über 5000 Patienten belegt. Zu keiner anderen psychischen Störung des Kindesalters liegen hinsichtlich Quantität und Qualität vergleichbare Studien zu Wirkung und unerwünschten Wirkungen einer störungsspezifischen Medikation vor....

...In der medikamentösen Behandlung sind Stimulanzien auf Grund ihrer erwiesenen Wirksamkeit Medikamente der ersten Wahl...

...Die Indikation zur Stimulanzienmedikation ist bei gesicherter Diagnose nach ICD-10 oder DSM IV-Kriterien gegeben, wenn die Symptomatik ausgeprägt ist und eine psychoedukative und psychotherapeutische Hilfe nicht umsetzbar oder nicht innerhalb der Frist einiger Wochen hilfreich war.Die Behandlung sollte in der Regel mit einem schnell freisetzenden Stimulans beginnen.Die Dosierung der Stimulanzien ist individuell zu bestimmen...

...Die Tagesdosis der schnell freisetzenden Aplikationsformen von 60 mg oder die Maximaldosis von 1 mg / kg Körpergewicht pro Tag sollte in der Regel nicht überschritten werden. Die Obergrenze ist in den Angaben der BtM-Verschreibungsverordnung der Bundesopiumstelle mit 1 mg/kgKG/Tag und 60mg als Gesamttageshöchstdosis festgelegt, wissenschaftlichen Untersuchungen entsprechen diese Angaben nicht. Fest steht, dass eine höhere Tagesdosis-Therapie das Risiko erheblicher unerwünschter Wirkungen wesentlich vergrößert. Allerdings existieren zum Dosiswirkungsproblem bei Erwachsenen mit ADHS auch andere Befunde. So zeigten Faraone et al. (119) in einer Metaanalyse, dass bei Erwachsenen mit ADHS die höheren Dosen die beste Wirksamkeit aufwiesen, wobei diese Dosen höher lagen als die üblichen für Kinder...

...Persistiert die ADHS in klinisch bedeutsamem Schweregrad, so ist eine mehrjährige kontinuierliche Medikation auch in das Erwachsenenalter hinein indiziert. Nach praktischer Erfahrung benötigen Erwachsene im Vergleich zu Kindern in der Regel eine auf das Körpergewicht bezogene geringere Dosis der Stimulanzien (Übersicht bei (120), S. 139 - 141). Die wissenschaftliche Basis dafür ist allerdings nicht eindeutig (119, 121)...

Und zur Fragestellung der unerwünschten Wirkungen:
Zitat
5.2.3 Unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikation von Stimulanzien

Die sorgfältige regelrechte Medikation von Methylphenidat und Amphetaminen hat bei Personen mit ADHS in der Regel keine schädlichen unerwünschten Wirkungen. Unerwünschte Wirkungen sind dosisabhängig, in der Regel vermeidbar und bei Beginn der Therapie vorübergehend. Häufige und in der Regel vorübergehende unerwünschte Wirkungen sind Appetitminderung (auch über Jahre unter Medikation anhaltend), abdominelle Beschwerden, klinisch unbedeutsame Puls- / Blutdrucksteigerungen sowie innere Gereiztheit. Alle übrigen unerwünschten Wirkungen sind selten oder extrem selten. Dazu gehören Übelkeit, Schwindel und bei zu später nachmittäglicher Gabe (z. B. nach 15 Uhr) Schlafstörungen. In Einzelfällen kann eine Spätgabe zur Verbesserung von Ein- und Durchschlafen indiziert sein (129, 130, 131). Depressive Verstimmungen (Weinerlichkeit, sozialer Rückzug) sind Zeichen der Überdosierung. Dies gilt insbesondere auch für psychotische Symptome (Halluzinationen). Tics können in Einzelfällen mit Methylphenidat-Medikation ausgelöst oder verstärkt, in anderen Fällen jedoch auch abgeschwächt werden. Im Einzelfall können Tics Anlass sein, die Indikation der Stimulanzien-Medikation oder die einer Ticspezifischen Zusatz-Medikation (z. B. Tiaprid) zu überprüfen. Obwohl nach bisherigen Studien die Endgröße des Körperwachstums durch Methlyphenidat nicht beeinflusst zu werden scheint, legen mehrere Studien nahe, dass das Wachstum unter der Behandlung beeinflusst werden kann. Daher sind engmaschige Kontrollen von Körpergröße und -gewicht erforderlich, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen im unteren Perzentilenbereich von Körpergröße und -gewicht (132, 133) (vgl. Kap. 6.6.1).

Die Entwicklung von Stimulanzien-Missbrauch und -Abhängigkeit ist bei sachgemäßer störungsspezifischer Einnahme nicht zu erwarten. Eine Dosis-Steigerung ist auch bei Dauermedikation meist nicht notwendig. Katamnestische Befunde sprechen dafür, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS, die mit Stimulanzien behandelt wurden, seltener und später zu Tabak-, Alkoholkonsum und Konsum illegaler Drogen kommen (134, 135) (vgl. Kap. 6.6.2). Unsachgemäße Anwendung (z. B. Injektion der Substanz in den Blutkreislauf) und mangelhafte Kontrolle der Verordnung in einem "Drogenmilieu" können eine missbräuchliche Verwendung ermöglichen. Zur Kontrolle des Gebrauchs sollte bei Verdacht auf Missbrauch das Verhältnis der verordneten Menge zum Verbrauch bei gegebener Tagesdosierung bei jeder Weiterverschreibung überwacht werden....

Die von dir, niedlich, erwähnten "Kritischen Stimmen" gehen vermutlich auf das sehr einseitige, um nicht zu sagen ideologisch-tendenziöse "Gutachten" des Apothekers ( nicht Pharmakologen!) Gerd Glaeske http://forum.psiram.com/index.php?topic=7223.0 zurück.
Die manipulativen und teilweise beleidigenden Formulierungen in seinem GEK-Arzneimittelreport 2002/2003  haben leider die Eigenschaft, auch ohne Quellenangabe in alle möglichen seriösen, aber v.a. auch unseriösen "Veröffentlichungen" zum Thema Methylphenidat  ("Ritalin") hinein zu diffundieren...

Binky

Hier zu dem Artikel des A-T:

ZitatEs besteht nach wie vor keine allgemeine Übereinkunft darüber, was ADHS ist und wie damit umgegangen werden soll. (16), (17)

Quellen:
16: TIMIMI, S., TAYLOR, E.: Brit. J. Psychiatry 2004; 184: 8-9
17 Scottish Intercollegiate Guidelines Network: Attention Deficit and
Hyperkinetic Disorders in Children and Young People. A national clinical
guideline, Juni 2001; http://www.sign.ac.uk/pdf/sign52.pdf

Quelle 17 stammt von 2001, ist also 10 Jahre alt und älter als Hüthers Ratten-Experiment

ZitatDas Konzept einer genetisch bedingten Erkrankung mit biologischem Korrelat, für das wirksame Arzneimittel zur Verfügung stehen,(18) ist nicht unumstritten. (19), (20)

Quellen:
18: BARKLEY, R.A.: Clin. Child Fam. Psychol. Rev. 2002; 5: 89-111
19: TIMIMI, S. et al.: Clin. Child Fam. Psychol. Rev. 2004; 7: 59-63
20: JUREIDINI, J.: Eur. Child Adolesc. Psychiatry 2002; 11: 240

Auch hier nur ältere Quellenverweise

ZitatDie als Kernsymptome des ADHS definierten Verhaltensweisen – Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit – sind bis zu einem gewissen Grad bei allen Kindern zu finden. Sie können daher als Extremvariante normalen Verhaltens betrachtet werden. (17)

Quelle:
17 Scottish Intercollegiate Guidelines Network: Attention Deficit and
Hyperkinetic Disorders in Children and Young People. A national clinical
guideline, Juni 2001; http://www.sign.ac.uk/pdf/sign52.pdf

s.o.

ZitatDie Einschätzung des kindlichen Verhaltens als normal oder gestört auf der Basis der international definierten diagnostischen Kriterien (DSM IV, ICD 10*) ist in hohem Maße von der Toleranz des Untersuchers abhängig. (21)

21: HÜTHER, G., BONNEY, H.: ,,Neues vom Zappelphilipp, ADS verstehen, vorbeugen und behandeln", Walter Verlag, 5. Aufl. 2004

Quelle 21 stammt von Hüther

ZitatTrotz immenser Forschung ist eine biologische Ursache nach wie vor nicht gesichert. (17)

Quelle:
17 Scottish Intercollegiate Guidelines Network: Attention Deficit and
Hyperkinetic Disorders in Children and Young People. A national clinical
guideline, Juni 2001; http://www.sign.ac.uk/pdf/sign52.pdf

s.o.

ZitatKritiker des Konzepts sind insbesondere alarmiert durch den drastischen Anstieg der Verordnungen von Psychostimulanzien, in erster Linie Methylphenidat (RITALIN u.a.).21 In Deutschland ist die Verordnungshäufigkeit seit Ende der 90er Jahre erneut um das Vierfache gestiegen (1998 4,7 Mio., 2003 19,8 Mio. Tagesdosierungen). (22)

Quelle:
22 LOHSE, M.J. et al.: Psychopharmaka; in: SCHWABE, U., PAFFRATH, D.
(Hrsg.): ,,Arzneiverordnungs-Report 2004", Springer, Berlin 2004, Seite
769-810

Quelle 22 ist ok, da Jahrsstatistik

ZitatZunehmend werden offenbar auch Kinder im Vorschulalter behandelt, (23) für die Methylphenidat nicht zugelassen ist. (24)

Die Quellen:
23: MAGNO ZITO, J. et al.: JAMA 2000; 283: 1025-30
24: Novartis Pharma: Fachinformation RITALIN, Stand Nov. 2002

sind veraltet

ZitatZwar sind kurzfristige Effekte auf die so genannten Kernsymptome in Studien belegt. (25)

Quelle
25: SCHACHTER, H.M. et al.: Can. Med. Ass. J. 2001; 165: 1475-88

ist veraltet

ZitatDer langfristige Einfluss auf die schulische, berufliche oder soziale Entwicklung ist jedoch nicht bekannt. (26)

Quelle
26 VITIELLO, B.: Can. Med. Ass. J. 2001; 165: 1505-6

ist veraltet (siehe z.B. Wirkungen bzgl. Suchtprävention und Schulerfolg)

ZitatEbenso fehlen kontrollierte Erfahrungen zur Langzeitsicherheit: So ist nach wie vor wenig über die Auswirkungen auf die Gehirnreifung von jahrelang mit amphetaminartigen Substanzen behandelten Kindern bekannt. Tierexperimentelle Daten lassen einen Anstieg von PARKINSON-Erkrankungen bei chronischer Einnahme befürchten (a-t 2002; 33: 16).

Das ist inzwischen widerlegt. Siehe die Hüthers Rattenexperiment.

ZitatNeben Psychostimulanzien ist die Wirksamkeit von trizyklischen Antidepressiva wie Desipramin (PETYLYL) und Imipramin (TOFRANIL u.a.) in klinischen Studien untersucht worden. (27)

Quelle:
27 BIEDERMAN, J. et al.: Int. J. Neuropsychopharmacol. 2004; 7: 77-97

Insgesamt wird der Wissensstand von vor 11 bis 7 Jahren wiedergegeben.

niedlich


P.Stibbons

Da nich für...

Wer sich übrigens immer aus erster Hand über die aktuellen Forschungstätigkeiten zum Thema ADHS (Kinder und Erwachsene;Grundlagenforschung, Diagnostik, Therapien..) informieren will, der wird hier fündig:

http://www.zentrales-adhs-netz.de/fuer-therapeuten/forschung/adhs.html

niedlich

Hier eine aktuellere Einschätzung des Arznei-Telegramms bzgl. Ritalin:

Zitataus der a't-Datenbank, Artikel zuletzt überarbeitet am , 22.10.11:

Mittel der Wahl für hyperaktive Kinder im Rahmen einer therapeutischen Gesamtstrategie, vorausgesetzt, dass die Diagnose tatsächlich gesichert ist und die Indikationsstellung streng erfolgt (!). Umstrittenes Therapieprinzip bei Erwachsenen, bei denen wir die Nutzen-Schaden-Bilanz als negativ bewerten. Als Psychostimulans vom Amphetamin-Typ fördert Methylphenidat die Freisetzung biogener Amine wie Dopamin und hemmt ihre Wiederaufnahme aus dem synaptischen Spalt.
Die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) soll sich auf mehrere Quellen stützen (Eltern, Schule, eigene Beobachtungen u.a.). Vor Verordnung ist die Diagnose gemäß DSM-IV (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) zu sichern. Methylphenidat darf nur von einem Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern oder Jugendlichen verordnet und unter dessen Aufsicht angewendet werden. In Ausnahmefällen dürfen Hausärzte Folgeverordnungen vornehmen, wenn die Aufsicht durch einen Spezialisten gewährleistet ist. Mindestens einmal jährlich sind behandlungsfreie Zeitabschnitte einzurichten.
Doppelblindstudien mit Methylphenidat-HCl bei Kindern und Jugendlichen sind überwiegend von kurzer Dauer und lassen unter diesen Bedingungen einen Nutzen im Vergleich zu Plazebo erkennen: Bei einer Metaanalyse von 62 randomisierten plazebokontrollierten Studien zu kurz wirkendem Methylphenidat-HCl mit insgesamt 2.900 im Median 8,7 Jahre alten Kindern und Jugendlichen (88,1% männlich) liegt die durchschnittliche Studiendauer bei drei Wochen (keine länger als 28 Wochen). Zwar ergibt sich in den Kurzzeitstudien ein deutlicher auf der Basis von Scores ermittelter Effekt des Stimulans, wird jedoch nach Ansicht der Autoren durch starke Hinweise auf einen Publikations-Bias (Nichtveröffentlichung negativer Studien) und unzureichende Robustheit und fragliche Validität der Daten eingeschränkt. Verhaltensstörungen wie soziale Kompetenz oder Lernverhalten lassen sich durch Stimulanzien deutlich weniger beeinflussen als Symptome wie Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit.
Ob ADHS, insbesondere auch bei Erwachsenen, überhaupt eine valide Krankheitsentität darstellt, ist nach wie vor umstritten. In kontrollierten Zulassungsstudien bei Erwachsenen mit ADHS-Diagnose ist Methylphenidat über höchstens sechs Monate geprüft. Es hat dabei allenfalls geringe (bis mäßige) Effekte auf Skalen zur ADHS-Symptomatik, deren Relevanz fraglich ist. Wie sich die Behandlung mit Methylphenidat langfristig auswirkt, zum Beispiel auch auf die berufliche Laufbahn oder die Lebensqualität, ist nicht bekannt. Die in der Fachinformation für den einzelnen Patienten geforderte Überprüfung des "langfristigen Nutzens" durch mindestens jährliche Absetzversuche kann die fehlenden kontrollierten Langzeitstudien nicht ersetzen.
Laut Fachinformationen sind Sicherheit und Wirksamkeit der Langzeitanwendung von Methylphenidat in kontrollierten Studien nicht systematisch untersucht.
Mit unerwünschten Wirkungen wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und dadurch bedingtem Gewichtsverlust, Angst, Weinerlichkeit, Wachstumsverzögerung (Einnahmepausen z.B. in den Schulferien umstritten), Auslösung von Tics und Verhaltensstereotypien sowie erhöhter Krampfbereitschaft ist zu rechnen. Wegen des erhöhten Risikos des plötzlichen Todes/Herztodes müssen kardiovaskulärer und psychischer Status vor Behandlungsbeginn umfassend erhoben und während der Therapie kontinuierlich überwacht werden. Vorbestehende Herz-Kreislauf- und schwere psychiatrische Erkrankungen gehören zu den Gegenzeigen.
Missbrauch und Abhängigkeit scheint weniger ein Problem der Kinder, sondern der betreuenden Eltern und Kontaktpersonen zu sein. Doch wird auch unter Schülern Handel mit "Vitamin R" beschrieben, ebenso die unkontrollierte Weitergabe an Klassenkameraden.
Ein Untergang dopaminerger Nervenendigungen, wie er nach Hochdosis anderer Amphetamine beschrieben ist, ist mit Methylphenidat bislang nicht nachgewiesen. Ergebnisse von Tierversuchen lassen aber befürchten, dass das Mittel die Ausreifung des dopaminergen Innervationssystems stört. Die chronische Verabreichung an junge Ratten senkt die Dichte der Dopamintransporter im Striatum deutlich und anhaltend - wie auch bei PARKINSON-Patienten beobachtet. Ein Risikosignal geben auch Auswertungen von Krankenkassendaten aus den USA. Patienten, die vor mehr als 20 Jahren Amphetamine wie Benzedrin oder Dexedrin eingenommen haben, sind zu 60% häufiger an PARKINSON erkrankt als Vergleichspersonen, die keine Amphetamine eingenommen haben. Die Relevanz der Daten bleibt zu bestätigen.
Studien an Mäusen mit Dosierungen, die dem Dreißigfachen der menschlichen Dosis entsprechen, lassen Verdacht auf potenzielle Leberkanzerogenität aufkommen.
Trotz der Notwendigkeit der Verordnung auf Betäubungsmittelrezept steigen die Verordnungszahlen drastisch an (1995: 1,3 Millionen definierte Tagesdosierungen (DDD), 2009: 55,3 Millionen DDD; Steigerung von 2004 auf 2005 +26,3%, von 2005 auf 2006 +19,1%, von 2006 auf 2007 +16,6%, von 2007 auf 2008 +12,1%, von 2008 auf 2009 +5,1% und von 2009 auf 2010 +1,9%).
Solange keine ausreichenden Daten vorliegen, gleicht die breite - und nicht durch eine Zulassung gedeckte - Verwendung im Vorschulalter einem unkontrollierten Feldversuch, der keinen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn bringt. Vor diesem Hintergrund, den bedenklichen Befunden zu Toxizität und Hirnveränderungen aus Tierversuchen und angesichts der drastischen Zunahme des Gebrauchs sind unseres Erachtens dringend Regelungen erforderlich (wie beispielsweise in Finnland oder Schweden), die die missbräuchliche Verordnung durch Ärzte ohne entsprechende Fachkompetenz unterbinden.
Wird die Einnahme von retardiertem Hochdosis-Methylphenidat vergessen, oder wird beispielsweise eine sonntägliche Einnahmepause eingelegt, ist anhaltender Priapismus möglich. Hierauf deuten zwei Einzelberichte bei 15- und 16-jährigen Jungen mit mehrfacher Wiederholung der Ereignisse bei Reexposition.
Verordnung nur auf dreiteiligem amtlichen Betäubungsmittel-Formblatt. Höchstverschreibungsmenge innerhalb von 30 Tagen für einen Patienten: 2.000 mg.

P.Stibbons

@ niedlich:

Danke für das Zitat.

An diesem Beispiel kann man aber schön sehen, wie ohne Bezug auf eine konkrete wissenschaftlich haltbare Quelle einfach Behauptungen in den Raum gestellt werden  und noch dazu  falsche:
Zitat
Umstrittenes Therapieprinzip bei Erwachsenen, bei denen wir die Nutzen-Schaden-Bilanz als negativ bewerten.

Mit welcher Begründung bitte?

Zitat
Ob ADHS, insbesondere auch bei Erwachsenen, überhaupt eine valide Krankheitsentität darstellt, ist nach wie vor umstritten.

Ja, die "Konferenz ADHS" bestreitet das:  http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Konferenz_ADHS

Herr Glaeske auch, Herr Hüther auch...

Von "umstritten" kann deswegen aber nicht die Rede sein  ::)   Siehe "Erde" und "Scheibe"....

Seltsam, dass das Bundesgesundheitsministerium es für nötig hält, diesem "umstrittenen" Störungsbild gleich mehrere Infoportale zu widmen, z.B. dieses:

http://www.zentrales-adhs-netz.de/fuer-therapeuten.html

Und dass es weltweit Fachgesellschaften gibt, die sich wissenschaftlich und gesundheitspolitisch damit befassen:

http://www.adhdeurope.eu/common-issue-texts/disorder.html