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Akademische Esoterik: Der Fall Viadrina T.1

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Begonnen von P.Stibbons, 12. Dezember 2010, 20:54:47

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71hAhmed

Zitat von: AndreasGiesen am 12. Juni 2012, 15:13:57
Nein, denn das ist nicht mein Ansatz, überhaupt nicht! Im Gegenteil, ich bin generell gegen
"Esoterik" (in der hier gängigen Definition des Begriffs, nicht grundsätzlich im Sinne der
eigentlichen Bedeutung als spirituelle "Geheimlehre" für Eingeweihte)

Die Grundlage meines Denkens ist systemisch: (im Sinne Luhmans usw.)
Wie man auch auf meiner Wikipedia-Autorenseite nachlesen kann, bin ich für eine klare Differenzierung 
der Systeme Spiritualität, "Esoterik" und Wissenschaft, da sie verschiedene Wirklichkeitskonstruktions-
modelle als Grundlage haben und daher nur bedingt kompatibel sind.
Spiritualität,"Esoterik", Esoterik und Wissenschaft sind durchaus kompatibel. Die wissenschaftliche Art der Untersuchung lässt sich durchaus sinnvoll auf die anderen Gebiete anwenden und führt auch zu Erkenntnissen. Die Behauptung der Inkompatibilität ist im Allgemeinen die letzte Verteidigungslinie der diversen Vertreter irrationaler Wirrlehren, wenn die Unhaltbarkeit ihrer Hypothesen offensichtlich wird.
Insofern sind (ernsthaft betriebene) spirituelle und esoterische Betätigung lediglich Spezialfälle der Wissenschaft, die bestimmte Bereiche des Daseins zu beleuchten versuchen.

Zitat von: AndreasGiesen am 12. Juni 2012, 15:13:57
Da ich der (westlich geprägten) Wissenschaft nicht die alleinige Definitionsmacht für Wahrheit zugestehe, ist es für mich unerheblich,
ob etwas, was in der medizinischen Anwendung funktioniert, wissenschaftlich belegbar ist, weil das
System "Medizin" hier einem anderen binäre Code folgt als das wissenschaftliche.
Wissenschaftliches Arbeiten zielt nicht auf WahrheitTM sondern auf die Erweiterung unseres Verständnisses der Realität.
Wenn etwas in der medizinischen Anwendung funktioniert, ist diese Wirkung auch wissenschaftlich belegbar, wenn auch in manchen Fällen vielleicht noch nicht erklärbar.Paracetamolwurde lange erfolgreich und nachweisbar wirksam angewendet, obwohl der Wirkmechanismus unklar/unbekannt war. Man sollte nicht Belegbarkeit und Erklärbarkeit verwechseln.

Zitat von: AndreasGiesen am 12. Juni 2012, 15:13:57
Profit ist für mich Messbarkeit untergeordnet, messbarkeit der Heilwirkung untergeordnet, diese Definition ergibt sich aus meinem
individuellen Beobachter-Blickwinkel ausserhalb der hier skizzierten Systeme
Die Feststellung einer Heilwirkung über ein "sich Besserfühlen" hinaus im Sinne einer Verbesserung des zu heilenden Zustandes impliziert bereits eine Messung und damit Messbarkeit der Wirkung.

Zitat von: AndreasGiesen am 12. Juni 2012, 15:13:57
Die einseitige Darstellung wird offensichtlich vor allem von Quellen lanciert, die der Pharmalobby nahstehen.
Die Lobby der "Gegenseite" hat vergleichsweise wenig Einfluss.
Die Lobby der Homöopathie & Co. hat immerhin soviel Einfluss, daß sie erreicht hat, ihre Mittel als Medizin verkaufen zu dürfen, OHNE die selben Kriterien wie die Pharmahersteller erfüllen zu müssen und jeden Schwachsinn anbieten darf Beispiel,und noch eins.



AndreasGiesen

ZitatBeispiel,und noch eins.
Wenn ich "Mondstrahlung" will, mache ich einen Nachtspaziergang

Und wenn ich homöopathische Mondstrahlung brauche,
dann gehe ich nachts raus wenns in Strömen regnet   ;D

P.Stibbons

http://blog.psiram.com/?p=7765#comment-19187

ZitatDer Studiengang wurde von einer unabhängigen Akkreditierungsagentur akkreditiert, mit ein paar Empfehlungen und Auflagen, die alle bereits in der neuen SPO umgesetzt sind. Das wäre sicher nicht geschehen, wenn der Studiengang das wäre, wie Du es hier formulierst. Eine solche Agentur ist ihrerseits akkreditiert und müsste um ihre Existenz fürchten, wenn sie nicht die notwendigen Maßstäbe ansetzen würde und etwas durchwinken würde, was nicht akkreditierbar ist. Es KANN also so schlimm nicht sein.

Das wäre natürlich interessant zu erfahren:

welche Empfehlungen und Auflagen dies konkret waren und wie sie im einzelnen umgesetzt wurden.

Vielleicht bezieht sich das Urteil der Strukturkommission auch auf eben diese Thematik?



Belbo zwei

Zitat von: AndreasGiesen am 14. Juni 2012, 17:33:59
Zitat"Wünsch Dir was vom Universumsystem"
Kann es sein, dass einigen die Systemtheorien, speziell Luhman, einfach nicht geläufig sind
und das daher gar nicht ganz verständlich wird, was ich meine? Der "binäre Code" hat hier
ja nichts mit dem binären Zahlenystem zu tun.... Es ist das höchste Prinzip, an dem ein System
sich orientiert. Bei einem biologischen System geht es in der Regel ganz basal um Leben/Sterben
Der binäre Code des medizinschen Systems ist Gesundheit/Krankheit, der der Wissenschaft
ist Wahrheit/Unwahrheit, der des Wirtschaftssystems ist Profit/Verlust, der des politischen
Systems Macht/Ohnmacht. Jedes System orientiert sich in seiner Selbstorganisation selbst-
referentiell (als sich selbst als Maßstab nehmend) und selbsterhaltend. Der Umgang mit der
Umwelt des Systems (andere Systeme) ist in erster Linie von den Prinzipien des direkten
eigenen Systems geleitet, selbst wenn das Nachbarsystem ein Subsystem eines diesen
übergeordneten Systems ist. Als Beispiel: Eine Zelle orientiert sich zunächst am eigenen
Erhalt, ist dieser abhängig von anderen Systemen, dann organisieren sie sich zu einem
größeren System, die dann wieder mit anderen größeren Systemen in Beziehung treten,
mit denen sie entweder kooperieren, wenn es ihrem binären Code zuträglich ist, die sie
ignorieren, wenn es neutral ist oder die sie bekämpfen, wenn es dem zuwider läuft. So
baut sich auch ein menschlicher Organismus auf von der Zelle bis zum ganzen Menschen.
Soweit die Biologie. Luhman hat das weiter übertragen und auf soziale System bezogen,
wo tatsächlich die gleichen Prinzipien fortgesetzt sind. Der Mensch als System hat sowohl
von der Summe seiner Zellen als auch im Bewusstsein des Überlebenstrieb geerbt und
verhält sich selbstfererentiell ("Ich bin der Mittelpunkt des Universums") und ist auf seinen
Selbsterhalt ausgerichtet. Wenn er sich als Subsystem eines sozialen Systems empfindet
und versteht, dass das übergeordnete System für das erhalten der eigenen Art geschützt
werden muss, ensteht die Fähigkeit, sich selbst für das größere zu opfern (z.B. Soldat zu
werden oder unter Einsatz der eigenen Gesundheit zu forschen). Das gibt es auch schon
auf Ebene der Zellen: Zellen sterben ab und machen Platz für neue Zellen, die im Verbund
besser das gemeinsame Ziel unterstützen. Usw.

...ja aber es geht hier um reale und nicht um Glaubenssysteme. Rosa Einhörner werden ja nicht dadurch existenter indem ich sie in die Systemtheorie zwinge, auch wenn sie in einem Quantenverschränkten Paralleluniversum 4. Ordnung vielleicht möglich sind.

P.Stibbons

ZitatDer binäre Code des medizinschen Systems ist Gesundheit/Krankheit

Autsch!

Noch nie was von komplexen biochemischen und physiologischen Steuerprozessen gehört  ::)
Es geht vielmehr um ständig ablaufende Regel-und Adaptationsvorgänge.

Der Übergang von "gesund" zu "krank" ist fließend.

Ehrlich: wenn ich so was lesen muss, zweifle ich am Verstand derer, die es postulieren.


Belbo zwei

Sind wir wieder bei Pipi, ich zwinge mir die Welt in ein System aus Gegensatzpaaren und fange dann wild an zu korrelieren.....

Dr. Ici Wenn

Zitat von: P.Stibbons am 15. Juni 2012, 09:19:33
ZitatDer binäre Code des medizinschen Systems ist Gesundheit/Krankheit

Autsch!

Noch nie was von komplexen biochemischen und physiologischen Steuerprozessen gehört  ::)
Es geht vielmehr um ständig ablaufende Regel-und Adaptationsvorgänge.

Der Übergang von "gesund" zu "krank" ist fließend.

Ehrlich: wenn ich so was lesen muss, zweifle ich am Verstand derer, die es postulieren.

So stellt sich klein Hänschen halt die brutale moderne Medizin vor, dass sowas in keinster Weise gelehrt wird, muss ja nicht stören ...

zwingenberger

Was für ein Unsinn. Der binäre Code eines politischen Systems kann genauso gut mit Freund/Feind beschrieben werden - hat Carl Schmitt gelehrt. Und jetzt - haben wir einen teträren Code? Die Binarität Gesund/Krank ist genauso großer Quatsch, danach wären wir alle krank, denn irgend ein Regelkreis läuft doch immer auf Alarm - und wenn's ein Pickel am Hintern ist.

Das ist ganz offenkundig sinn- und sachbefreites Jonglieren mit reinen (Schnaps-)Ideen.

Antitainment

Nachdem hier der Vorwurf gebracht wurde, man würde im Schwarz-Weiß-Denken verhaftet sein, strahlt dieser Binärcode in besonders hellem Licht. Wenn das mal kein Reduktionismus ist... ;D

Ich sehe hier auch einen klaren Fall von PPLS.
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

P.Stibbons

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 15. Juni 2012, 09:36:47
Zitat von: P.Stibbons am 15. Juni 2012, 09:19:33
ZitatDer binäre Code des medizinschen Systems ist Gesundheit/Krankheit

Autsch!

Noch nie was von komplexen biochemischen und physiologischen Steuerprozessen gehört  ::)
Es geht vielmehr um ständig ablaufende Regel-und Adaptationsvorgänge.

Der Übergang von "gesund" zu "krank" ist fließend.

Ehrlich: wenn ich so was lesen muss, zweifle ich am Verstand derer, die es postulieren.

So stellt sich klein Hänschen halt die brutale moderne Medizin vor, dass sowas in keinster Weise gelehrt wird, muss ja nicht stören ...

Da lernt man doch nachträglich die 4 vorklinischen Semester mal richtig zu schätzen mit Biochemie und Physiologie (und Pathologie, Pathophysio & klinische Grundlagenfächer  anschließend...)

Es lebe das Physikum!!

Möge es niemals dem Bologna-Prozess geopfert werden!


edit:

Zitat
danach wären wir alle krank, denn irgend ein Regelkreis läuft doch immer auf Alarm - und wenn's ein Pickel am Hintern ist.

Der binäre Code für biologische Systeme - so man denn verzweifelt einen solchen zur Anwendung bringen will - heißt : ein/aus = lebendig/tot

Und nicht mal das ist klar.
Folgt man der Logik, die ich hier vor kurzem bei A.G. gelesen habe, dann setzt sich ja der Organismus Mensch aus vielen Organismen zusammen.
Nach dem Abscheiden des Gesamtorganismus übernehmen dann als erstes die Darmbakterien  ;D und legen richtig los.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: zwingenberger am 15. Juni 2012, 09:46:35
Und jetzt - haben wir einen teträren Code?

Nene, wir brauchen den monären Code, allet is ahains, oben wie unten, links wie rechts. Sowas versteht ihr Rationalisten natürlich nicht.

Dr. Ici Wenn


AndreasGiesen

Der "binäre Code" ist nun mal ein Begriff aus den Systemtheorien, wobei jede Theorie
zwangsläufig Komplexität reduziert. Dass es nicht immer so eindeutig ist und bestimmte -
gerade komplexe soziale - Systeme durchaus unter dem Blickwinkel verschiedener
binärer Codes betrachtet werden können, ist keine Frage. Das ist auch eine Frage,
welche Brille man aufsetzt. Im politischen System Freund/Feind zu postulieren, finde
ich aber schwierig, der binäre Code bezieht sich immer nur auf das oberste Prinzip,
oder das vermeintlich oberste Prinzip. In den Sozialwissenschaften lassen viele Dinge
Raum für Diskussion... Bei dem binären Code Krank/Gesund im medizinischen System
ging es um das soziale, nicht ein biologisches System. Leben/Tod könnte man da auch
in Betracht ziehen, aber ich würde sagen, dass es sich bei Leben/Tod in dem Fall mehr
um einen Extremfall von Krank/Gesund handelt und das daher unterzuordnen wäre.

Und ja, der Mensch ist aus vielen biologischen Systemen zusammengesetzt, die in der
Regel nicht, aber teilweise durchaus eigenständig innerhalb anderer Systeme / Organismen
lebensfähig wären. Darmbakterien sind ein gutes Beispiel. Da findet ein reger Austausch
statt. Milchsäurebakterien aus meinem Kefir machen fröhlich im Darm weiter, so mancher
Pilz aus meinem Körper fühlt sich auf einem Nährboden auch ohne Mensch drumherum sicher
pudelwohl. Jede Zelle ist ein biologisches System, wenn auch ohne Bewusstsein, sondern
an eine bestimmte Programmierung gebunden, innerhalb derer wenig Spielraum für Anpassung
ist und vor allem kein Eigenbewusstsein / Reflektionsfähigkeit.

Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

AndreasGiesen

Zitat...ja aber es geht hier um reale und nicht um Glaubenssysteme. Rosa Einhörner werden ja nicht dadurch existenter indem ich sie in die Systemtheorie zwinge, auch wenn sie in einem Quantenverschränkten Paralleluniversum 4. Ordnung vielleicht möglich sind.
Das ist wieder eine Vermischung der Ebenen. Man kann eigentlich nichts in die Systemtheorie zwingen, weil sie primär beobachtet. Es wäre also zulässig, zu beobachten, dass in bestimmten Subsystemen an Rosa Einhörner in einem Paralleluniversum 4. Ordnung geglaubt wird.  Fakt ist dabei aber nur, dass jemand das glaubt, deren Existenz ist damit nicht belegt oder postuliert. Nur weil ein Ethnologe sagt: Die Pullumullu auf Transkriptianien glauben, dass die Welt in einem Bleistift entstanden ist, als dieser sich mit einem Blatt Papier vereinigt hat, wird diese Enstehungsgeschichte der Welt dadurch nicht wahr. Wissenschaftlicher Fakt ist aber, wenn das mit den Methoden der Ethnologie hinreichend belegt werden kann, dass dieses Volk das glaubt.

Hinzu kommt, dass der Begriff Glaubenssystem allgemeinsprachlich ist und nicht ein Begriff der Systemtheorien. Eine Religion ist ein soziales System. Ein Mensch ist ein biologisches und ein psychologisches System, einzelne Abläufe darin sind Subsysteme.

Ein "Glaubenssystem" gehört begrifflich eher zum Bereich der Systematik, nicht der Systemik.