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Religion vs. Esoterik

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Begonnen von Wazir, 08. Juli 2010, 18:08:56

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Skepsis

Zitat von: Quantenengel am 04. Dezember 2010, 14:16:07
@Skepsis

Baukasten vs. festgelegt:
Soweit ich das bisher mitbekommen habe - wenn Esoteriker nicht gerade einen verbindlichen Guru haben bzw. sowas wie die Anthros mit Steiners Akasha-Chroniken, wird der Baukasten ja eher individuell zusammengestellt und weniger durch Gruppierungen/Kirchen festgelegt.
Klar, das führt ja dann zu diesem Wohlfühlesoterikreligionskrimskrams: Man hängt sich einen weißen Schal um, stellt eine Gebetsmühle in's Wohnzimmer und kauft ein Buch vom Dalai Lama und ist Buddhist. Naja, eigentlich kabbalistischer Buddhist. Weil Madonnda das ja auch macht und das eh so cool ist, also Kabbala und so

Zitat von: Quantenengel am 04. Dezember 2010, 14:16:07
Bei den Christen würd ich vom Spektrum her die Mormonen lieber außen vorlassen (die haben nicht nur die Bibel, sondern auch die Neuoffenbarung "Buch Mormon", die erheblich von der Bibel abweicht, wenn ich mich recht erinnere, haben die auch drei Himmel, Reinkarnation und wasweißich.
Tja, und da kommen wir schon in die Deutungshoheiten ;). Denn: Wer bestimmt, wer sich Christ nennen darf und nicht? Das reklamiert jede Denomination für sich selbst und spricht sie natürlich der Konkurrenz ab.

Gerade die Mormonen passen, meiner Meinung nach, aber wunderbar hier rein, auch wegen dem Baukasten: Sie bezeichnen sich als Christen, haben die Bibel (sowohl AT als auch NT) in ihrem Schriftenkanon, ergänzen es aber durch ihre eigene Privatoffenbarung, eben dem Buch Mormon. Baukasten reinsten Wassers ;).

Die anderen sind mit ihrem Schriftenkanon aber auch nicht so klar: Im englischen Sprachraum ist die St-James-Bibel die häufigst genannte Referenzstelle. Im deutschen die Einheitsübersetzung. Wie sieht's in der orthodoxen aus? Ich weiß es nicht, aber mit denen hat man sich ja wegen des 'filioque' verkracht. Und mit keinem kann man sich auf die Anzahl der Sakramente, die ja eigentlich, da sie als göttlich gegebene Ritualformen die unmittelbarste Verbindung zum verehrten Gott darstellen, einigen. Noch nicht mal auf die Rolle des Priesters oder wie man in den Himmel kommt (Stichwort Rechtfertigungslehre). Also warum sollte man die Mormonen ausnehmen?

Zitat
..Zu deinem Gedankenexperiment: ich würde die als potentielle Inhalte zukünftiger EsoWatch-Artikel bezeichnen, je nachdem, was die so anstellen.
Ebent! Ist für mich wie mit Kaffee (bei vielen Menschen zumindest): Zuerst bäh, dann kann man nicht mehr ohne den Tag beginnen. Alles eine Sache der Gewöhnung ;).

Gruß

Roland K.

Die Mormonen glauben an Reinkarnation, ja, aber die Urchristen und viele Juden zur Zeit von Jesus Christus haben auch daran geglaubt. In den Evangelien steht z.B., dass viele Zeitgenossen Jesus Christus als die Reinkarnation von Elia oder Elias (aus dem Gedächtnis zitiert) angesehen haben.

P.Stibbons

Zitatdie Urchristen und viele Juden zur Zeit von Jesus Christus haben auch daran geglaubt. In den Evangelien steht z.B., dass viele Zeitgenossen Jesus Christus als die Reinkarnation von Elia oder Elias (aus dem Gedächtnis zitiert) angesehen haben.

...seeeehr aus dem Gedächtnis zitiert...
Um zu verstehen, wie das zu deuten ist, sollte man sich primär sehr gut mit dem Judentum, v.a. den prophetischen Schriften auskennen...

Das ist ein Riesengebiet in Kombination mit dem Urchristentum.
Wenn ich sehr viel Zeit habe und die Nase gestrichen voll von dem ganzen abgedrehten Spinnerkram a la Viadrina und Ritalinkritik (nach Neujahr, bestimmt nicht vorher), schreib ich hier gern mal was dazu...

71hAhmed

@ Quantenengel:

Je länger ich über diese Frage nachdenke, desto weniger kann ich einen prinzipiellen Unterschied zwischen Religion und Esoterik erkennen.Vor zweitausend Jahren hielt man die Reden eines Zimmermannes aus Galiläa in manchen Kreisen auch eher für esoterisches (Rom) bzw. ketzerisches Gerede (Jerusalem). Heute stellen seine Anhänger eine der grössten religiösen Gruppierungen der Welt dar.

Ähnliches pasierte mit den Visionen eines arabischen Kaufmannes (beruhend auf jüdischen, christlichen und arabischen Elementen).

Wo liegt der Unterschied zwischen Eingebungen einer Gottheit (Allah,Jahwe oder Gott) und gechannelten Wahrheiten der Lichtwesen (Kryon, Erzengel...). Ich kann da keinen erkennen, abgesehen davon, dass die Gläubigen Anhänger des Zimmermannes und des Kaufmanns es vor langer Zeit geschafft haben, aus einer Randexistenz ins Zentrum der weltlichen Macht geschafft habern und so ihre Vorstellungen fest verankern konnten (und die der Konkurrenz verdrängen konnten).

Was beliebige Bausteine vs. festgelegt angeht; die grossen (und kleinen) Religionen sind alle nicht "reinrassig", sie haben sich im Lauf ihrer Geschichte aus Vorgängern entwickelt, erfolgreiche Konzepte der Konkurrenz adaptiert und sich an veränderte Bedingungen angepasst.
Sieh dir dazu nur mal die Entwicklung der christlichen Ideenwelt an, was sich da an heidnischem (griechischem, germanischem und anderem) Gedankengut so tummelt.

Und noch eine Definition, nach der Esoterik und Religion sehr eng zsammenhängen:

Zitat
In der Wissenschaft haben sich zwei grundlegend verschiedene Verwendungen der Bezeichnung Esoterik oder esoterisch etabliert. Im religionwissenschaftlichen Kontext wird sie gewöhnlich typologisch definiert und bezieht sich auf in bestimmter Weise charakterisierte Formen religiöser Aktivität. Oft handelt es sich dabei um Geheimlehren, entsprechend der ursprünglichen Bedeutung von Esoterik. Eine andere, damit verwandte Tradition, die von Mircea Eliade, Henry Corbin und Carl Gustav Jung repräsentiert wird, bezieht ,,esoterisch" auf die tieferen, ,,inneren Geheimnisse" der Religion im Unterschied zu deren exoterischen Dimensionen wie sozialen Institutionen und offiziellen Dogmen. Beide Ansätze lassen sich auf die Religionen aller Zeiten und aller Weltgegenden anwenden.

Quelle:  http://de.wikipedia.org/wiki/Esoterik#Wortbedeutung_und_Etymologie



P.Stibbons

ZitatVor zweitausend Jahren hielt man die Reden eines Zimmermannes aus Galiläa in manchen Kreisen auch eher für esoterisches (Rom) bzw. ketzerisches Gerede (Jerusalem).

Das Auftreten des Wanderpredigers war v.a. eine politische Provokation, sowohl für die herrschende religiöse Schicht als auch für die Besatzungsmacht.
So wurde auch das Todesurteil begründet.
Mit Esoterik hatte das primär nichts zu tun - wenn sich auch messianische (endzeitliche) Hoffnungen an diese Person knüpften.

Auch auf diesem Gebiet ist - wie bei all unseren Recherchen - nicht "Hearsay", sondern Quellenstudium angesagt.

Roland K.

Zitat von: P.Stibbons am 04. Dezember 2010, 20:33:05
Zitatdie Urchristen und viele Juden zur Zeit von Jesus Christus haben auch daran geglaubt. In den Evangelien steht z.B., dass viele Zeitgenossen Jesus Christus als die Reinkarnation von Elia oder Elias (aus dem Gedächtnis zitiert) angesehen haben.

...seeeehr aus dem Gedächtnis zitiert...
Um zu verstehen, wie das zu deuten ist, sollte man sich primär sehr gut mit dem Judentum, v.a. den prophetischen Schriften auskennen...

Das ist ein Riesengebiet in Kombination mit dem Urchristentum.
Wenn ich sehr viel Zeit habe und die Nase gestrichen voll von dem ganzen abgedrehten Spinnerkram a la Viadrina und Ritalinkritik (nach Neujahr, bestimmt nicht vorher), schreib ich hier gern mal was dazu...

Hab mal was fürs erste gefunden.
Matthäus 16,13: "In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elia, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten."

Roland K.

Noch was: Joh. 9,1-3: "Und im Vorübergehen sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Und seine Jünger fragten ihn: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren worden ist? Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden."

Wenn man es für möglich hält, dass ein Geburts-Blinder für frühere Sünden büßen muss, können diese Sünden nur vor der Geburt begangen worden sein. Die Jünger zogen also Reinkarnation zumindest ins Kalkül. In den Quellen von Nag Hammadi ist vieles konkreter ausgedrückt. Hab aber keine Bücher mehr dazu.

Quantenengel

@Roland K.
Hm, interessant.
Wobei, Matthäus 16,13 besagt ja nur, für wen ihn die Leute hielten, da steht aber auch nix sinngemäß über Reinkarnation drin. Reinkarnation ist außerdem nochmal ein anderer Schuh als wenn jemand warum auch immer als er selbst auf die Erde zurückgebeamt wird.
Elia soll hierbei als einziger Mensch der Bibel nicht gestorben sein, sondern direkt in den Himmel aufgefahren (2 Kön. 1-18), könnte also durchaus als Lebender zurückgebeamt worden sein - also auch kein klarer Beleg für Reinkarnationsglaube.
Johannes - stellt sich die Frage, wann der Mann enthauptet wurde, wieweit die Leute überhaupt von seinem Tod wussten oder diesen Tod bezweifelten usw.
Jeremia - wäre allerdings ein Hinweis.

Joh. 9, 1-3 ist da schon interessanter, zumal die Juden glaub(t)en, dass bei einem Menschen erst bei Geburtseintritt beseelt wird. Da wäre das Zeitfenster und auch die Gelegenheit zum Sündigen für den Geburtsblinden sehr sehr eng.  (Mal abgesehen davon, dass diese Textstelle insgesamt sehr zynisch ist.)

Insgesamt sind Reinkarnations-Hinweise in der Bibel nicht gerade häufig, da müsste es wenn dann schon weitere Hinweise darauf geben, oder Stellungnahmen zu solchen Vorstellungen. Über Zauberei und weißderkuckuck was alles lässt sich die Bibel ja hübsch im Detail aus.

niedlich

ZitatJe länger ich über diese Frage nachdenke, desto weniger kann ich einen prinzipiellen Unterschied zwischen Religion und Esoterik erkennen.
Ja.
Man könnte über den Papst einen ähnlich harschen Artikel wie über den Dalai Lama schreiben:
Der Papst gilt nach dem katholischen Selbstverständnis als Stellvertreter Gottes auf Erden, er gilt als unfehlbar (der Papst ist also eine Art "Gottkönig"). Der Papst ist das Oberhaupt eines eigenen Staates. Dieser Staat unterhält eine eigene Armee. Es gibt unzählige katholische Geheimbünde, in denen ausschließlich Männer Zutritt haben. Diese Geheimbünde haben teilweise rechtsextremes Gedankengut (Holocaustleugner). In der katholischen Kirche findet massenweise sexueller  Missbrauch von Kindern und  Jugendlichen statt. Die katholische Kirche hat Einfluss auf die höchsten Ebenen der Politik und der Wirtschaft. (es soll sogar staatstragende Politiker geben, die sich offen und unverhohlen zum Katholizismus bekennen)
Die katholische Kirche ist extrem reich: Sie ist der größte Grundbesitzer Europas. Sie wird direkt vom  Staat mitfinanziert (Steuern).

Ähh....wo genau liegt nun der Unterschied zw. Papst und Dalai Lama?


niedlich

ZitatJe länger ich über diese Frage nachdenke, desto weniger kann ich einen prinzipiellen Unterschied zwischen Religion und Esoterik erkennen.
Ja.
Man könnte über den Papst einen ähnlich harschen Artikel wie über den Dalai Lama schreiben:
Der Papst gilt nach dem katholischen Selbstverständnis als Stellvertreter Gottes auf Erden, er gilt als unfehlbar (der Papst ist also eine Art "Gottkönig"). Der Papst ist das Oberhaupt eines eigenen Staates. Dieser Staat unterhält eine eigene Armee. Es gibt unzählige katholische Geheimbünde, in denen ausschließlich Männer Zutritt haben. Diese Geheimbünde haben teilweise rechtsextremes Gedankengut (Holocaustleugner). In der katholischen Kirche findet massenweise sexueller  Missbrauch von Kindern und  Jugendlichen statt. Wunder spielen in der katholischen Kirche eine wichtige Rolle. Der Vatikan hat Angestellte, deren Aufgabe nur darin besteht, die "echten" Wunder von den "falschen" zu unterscheiden. Auch glaubt die katholische Kirche an Dämonen, die einzelne Menschen befallen können und die exorziert werden müssen. Die katholische Kirche hat Einfluss auf die höchsten Ebenen der Politik und der Wirtschaft. (es soll sogar staatstragende Politiker geben, die sich offen und unverhohlen zum Katholizismus bekennen)
Die katholische Kirche ist extrem reich: Sie ist der größte Grundbesitzer Europas. Sie wird direkt vom  Staat mitfinanziert (Steuern).

Und hier nochmal die Zusammenfassung der wichtigsten Schlüsselbegriffe:
-Stellvertreter Gottes
-eine Art "Gottkönig"
-unfehlbar
-Oberhaupt eines eigenen Staates
-eigene Armee
-Geheimbünde
-Frauen werden aus Machtpositionen ferngehalten
-sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
-Wunder
-Exorzismus
-Einfluss auf Politik und Wirtschaft
-großer Reichtum (größter Grundbesitzer Europas)


Ähh....wo genau liegt nun der Unterschied zw. Papst und Dalai Lama?


[/quote]

Quantenengel

@niedlich

Irgendwas ist bei dir schiefgelaufen, auf "Quote" statt "Modify" geklickt?

Kleine Korrekturen:

Die Aussagen des Papstes gelten nur dann als unfehlbar, wenn sie ex cathedra ausgesprochen werden, und das auch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts (1876 oder so), ist also ein relativ "frisches" Dogma. Geschah bislang, soweit ich weiß, nur einmal: als der Papst das Dogma der unbefleckten Empfängnis Mariä verkündete. Allerdings ist dieses Dogma als solches sehr gefährlich.

Die Hellebardisten von der Schweizer Garde kann man schlecht als Armee ernstnehmen.

Oberhaupt eines eigenen Staates: stimmt, aber das ist ein Winzstaat, in dem nur Leute wohnen, die freiwillig dorthin ziehen und wo keine Kinder aufwachsen.

Holocaustleugner werden selbst dem Papst zu blöd, die werden meines Wissens ggf. von ihrem Dienst suspendiert, exkommuniziert allerdings wohl nicht mehr. Sprich, einfaches Kirchenmitglied darf man bleiben, auch wenn man Unsinn von sich gibt. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,603355,00.html

Ansonsten gebe ich dir recht.

Wenn du bei der katholischen Kirche im Trüben fischen willst, wirst du u. a. beim Verhältnis zwischen Franco und den Kirchen gut fündig, sowie bei diversen südamerikanischen Regimes, und natürlich bei der systematischen Vertuschung von Kindesmissbrauch sowie auch harmloseren Doppelmoral-Geschichten. Sofern du nicht allzuweit in die Vergangenheit buddeln willst.

P.Stibbons

Zitat von: Roland K. am 05. Dezember 2010, 01:31:06
Zitat von: P.Stibbons am 04. Dezember 2010, 20:33:05
Zitatdie Urchristen und viele Juden zur Zeit von Jesus Christus haben auch daran geglaubt. In den Evangelien steht z.B., dass viele Zeitgenossen Jesus Christus als die Reinkarnation von Elia oder Elias (aus dem Gedächtnis zitiert) angesehen haben.

...seeeehr aus dem Gedächtnis zitiert...
Um zu verstehen, wie das zu deuten ist, sollte man sich primär sehr gut mit dem Judentum, v.a. den prophetischen Schriften auskennen...

Das ist ein Riesengebiet in Kombination mit dem Urchristentum.
Wenn ich sehr viel Zeit habe und die Nase gestrichen voll von dem ganzen abgedrehten Spinnerkram a la Viadrina und Ritalinkritik (nach Neujahr, bestimmt nicht vorher), schreib ich hier gern mal was dazu...

Hab mal was fürs erste gefunden.
Matthäus 16,13: "In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elia, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten."

ZitatQuantenengel:Wobei, Matthäus 16,13 besagt ja nur, für wen ihn die Leute hielten, da steht aber auch nix sinngemäß über Reinkarnation drin. Reinkarnation ist außerdem nochmal ein anderer Schuh als wenn jemand warum auch immer als er selbst auf die Erde zurückgebeamt wird.
Elia soll hierbei als einziger Mensch der Bibel nicht gestorben sein, sondern direkt in den Himmel aufgefahren (2 Kön. 1-18), könnte also durchaus als Lebender zurückgebeamt worden sein - also auch kein klarer Beleg für Reinkarnationsglaube.
Johannes - stellt sich die Frage, wann der Mann enthauptet wurde, wieweit die Leute überhaupt von seinem Tod wussten oder diesen Tod bezweifelten usw.
Jeremia - wäre allerdings ein Hinweis.

@Roland K. :

Das Zitat Matth. 16, 13 ff geht weiter ab V.15 (an den Kreis der Jünger gerichtet - wenn überhaupt,könnte man erst ab hier vom "Glauben der frühen Christen" sprechen) :

"Und ihr", wollte Jesus wissen,"für wen haltet ihr mich?"
Da sagte Simon Petrus: "Du bist Christus, der versprochene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes."

Die Verse davor spiegeln also die unterschiedlichen Einschätzungen des "Mannes auf der Staße" wieder.

Zu den Hintergründen:

In der Tat galt der Prophet Elia im damaligen Judentum als nicht "gestorben", sondern " lebend in den Himmel aufgestiegen".
Seine Rückkehr wurde im Zusammenhang mit a) dem Weltgericht und b) mit dem Erscheinen des sehnsüchtig erwarteten Messias (einer auch politisch wirksamen Gestalt) erwartet.
Dabei hatte die Vorstellung von einem Weltgericht nicht den einseitig  destruktiven Charakter, den wir heute in die alten Schriften hinein lesen:

Maleachi 3,22: 
"Ich sende euch den Propheten Elia, bevor der große und schreckliche Tag kommt, an dem ich, der HERR, Gericht halte. Er wird das Herz der Eltern den Kindern zuwenden und das Herz der Kinder den Eltern.
Er wird beide mit einander versöhnen, damit ich nicht das ganze Volk vernichten muss, wenn ich komme."

An anderen Stellen im AT wird dieser Gedanke einer umfassenden Versöhnung und Wiederherstellung sogar auf alle Nationen ausgeweitet, z.B. Jesaja 2, 2-4.

Die Wiederkunft Elias fand ihren kultischen Niederschlag z.B. darin, dass anlässlich der Schabbat- oder zumindest Pessach-Feierlichkeiten  ein Platz am Tisch und ein überzähliger Becher dem Propheten Elia frei gehalten wurd, weil man jeder Zeit mit ihm rechnete.
In der Erzählung vom Letzten Mahl nahm Jesus vermutlich den Becher des Elia.

Jesus selbst deutete andererseits das Erscheinen von Johannes dem Täufer auf Elia:

Matth.17, 10ff:
ZitatDie drei Jünger (Petrus, Jakobus und Johannes) fragten Jesus: "Warum behaupten die Gesetzeslehrer, dass vor dem Ende erst noch Elia wiederkommen muss?"
Jesus sagte: "Gewiss, Elia kommt und wird das ganze Volk Gottes wiederherstellen.
Aber ich sage euch: Elia ist schon gekommen, doch niemand hat ihn erkannt, sondern sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten. (...spielt auf die Enthauptung an...)
So wird auch der Menschensohn (...Jesus über sich selbst...) durch sie zu leiden haben.

Da verstanden die Jünger, dass er vom Täufer Johannes sprach.

P.Stibbons

ZitatRoland K.:
Wenn man es für möglich hält, dass ein Geburts-Blinder für frühere Sünden büßen muss, können diese Sünden nur vor der Geburt begangen worden sein. Die Jünger zogen also Reinkarnation zumindest ins Kalkül.

Das ist ein Mißverständnis.
Hier wird darauf angespielt, dass nach jüdischem Verständnis die Nachkommen eines Menschen für dessen Vergehen verantwortlich gemacht werden können:

"Ich werde die Sünden der Väter an den Kindern heimsuchen bis ins dritte und vierte Glied", d.h. über drei bis vier Generationen.
So bestürzend das klingt, könnte man dennoch nach heutigen verhaltens-und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen sagen, das tatsächlich destruktive Muster in der Generationenfolge weiter gegeben werden, wenn wir natürlich heutzutage hier nicht mehr von "Sünden" sprechen.

Erstaunlich ist nun bei der von Roland K. zitierten Stelle, dass Jesus diese deterministische und diskriminierende Aussage entkräftet, indem er sagt:

"Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern das (heilende) Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden."

Die Vorstellung vom "Selbst verschuldeten Elend" ist offenbar nicht auszurotten, denn sie findet sich aktuell in der Vorstellung der GNM und in praktisch allen anderen  verdrehten  Auffassungen wieder, mit denen wir uns hier befassen.
Auch die Ritalin/ADHS-Kritik argumentiert ja so.

Insofern hat dieses alte Jesus-Zitat für mich eine besondere Brisanz, weil es jede voreilige Schuldzuschreibung scharf zurückweist.

P.Stibbons

Zitat
Zitat von: niedlich am 05. Dezember 2010, 13:38:58
ZitatJe länger ich über diese Frage nachdenke, desto weniger kann ich einen prinzipiellen Unterschied zwischen Religion und Esoterik erkennen.
Ja.
Man könnte über den Papst einen ähnlich harschen Artikel wie über den Dalai Lama schreiben:
Der Papst gilt nach dem katholischen Selbstverständnis als Stellvertreter Gottes auf Erden, er gilt als unfehlbar (der Papst ist also eine Art "Gottkönig"). Der Papst ist das Oberhaupt eines eigenen Staates. Dieser Staat unterhält eine eigene Armee. Es gibt unzählige katholische Geheimbünde, in denen ausschließlich Männer Zutritt haben. Diese Geheimbünde haben teilweise rechtsextremes Gedankengut (Holocaustleugner). In der katholischen Kirche findet massenweise sexueller  Missbrauch von Kindern und  Jugendlichen statt. Wunder spielen in der katholischen Kirche eine wichtige Rolle. Der Vatikan hat Angestellte, deren Aufgabe nur darin besteht, die "echten" Wunder von den "falschen" zu unterscheiden. Auch glaubt die katholische Kirche an Dämonen, die einzelne Menschen befallen können und die exorziert werden müssen. Die katholische Kirche hat Einfluss auf die höchsten Ebenen der Politik und der Wirtschaft. (es soll sogar staatstragende Politiker geben, die sich offen und unverhohlen zum Katholizismus bekennen)
Die katholische Kirche ist extrem reich: Sie ist der größte Grundbesitzer Europas. Sie wird direkt vom  Staat mitfinanziert (Steuern).

Und hier nochmal die Zusammenfassung der wichtigsten Schlüsselbegriffe:
-Stellvertreter Gottes
-eine Art "Gottkönig"
-unfehlbar
-Oberhaupt eines eigenen Staates
-eigene Armee
-Geheimbünde
-Frauen werden aus Machtpositionen ferngehalten
-sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
-Wunder
-Exorzismus
-Einfluss auf Politik und Wirtschaft
-großer Reichtum (größter Grundbesitzer Europas)


Ähh....wo genau liegt nun der Unterschied zw. Papst und Dalai Lama?


Das Urchristentum war eine Graswurzelbewegung hauptsächlich der Nicht Privilegierten, Armen und Ausgegrenzten.
Es ist von seinem Wesen her inkompatibel mit Machtstrukturen bzw wird durch diese pervertiert.

Einen Artikel über den Papst (und klerikalen Machtmissbrauch im Allgemeinen ) fände ich dann besonders interessant und vor allem relevant, wenn genau dieser Unterschied zur "ursprünglichen Idee" deutlich heraus gearbeitet würde.

NuEM

Der einzige fundamentale Unterschied scheint mir der Grad der gesellschaftlichen Etablierung zu sein. Andere bedeutende Unterschiede sind mir nicht bekannt.