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Begonnen von DerKeks, 25. Juni 2010, 04:47:17

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Tooticki

Das meiste von dir Gesagte halte ich auch diesmal für falsch, aber aus Zeitgründen kann ich wohl nicht mehr tun, als den Dissens festzuhalten. Ein paar kleinere Anmerkungen müssen aber noch sein:

Zitat von: pünktchen am 02. Juli 2010, 19:55:29
Zitat von: Tooticki am 02. Juli 2010, 13:30:09Würde kann nicht im Anspruch auf Respekt bestehen, weil der Anspruch auf Respekt begründet werden muss.

ich würde eher sagen, er muss erkämpft werden. metaphysische oder religiöse begründungen für den geltend gemachten anspruch halte ich in erster linie für im rahmen dieses kampfes produzierte propaganda. was nicht bedeuten muss, dass sie inhaltlich falsch sind. nur sollte man nicht ursache und wirkung verwechseln.

Daher wohl auch teilweise unser Grunddissens. Ich halte die Begründung nicht für den nachträglichen ideologischen (sic) Überbau eines an sich blinden und machtförmigen Geschehens, sonden für den Versuch der Rekonstruktion der in diesem Geschehen wirksamen bzw. angestrebten Normen auf tatsächlich wirksame Ideen, ohne die niemand dazu käme, überhaupt irgend etwas erkämpfen zu wollen.

Zitat(nur damit wir nicht aneinander vorbeireden: ich spreche hier von ethik und nicht von moral, denn moral sind meines erachtens die geltenden gesellschaftlichen handlungsregeln, ethik ist hingegen die begründung der geltenden oder gewünschter alternativer regeln.)

In diesem Sinne habe ich die Begriffe Moral und Ethik bisher ebenfalls verwendet. Wobei ich hinzufügen würde, dass Ethik den Anspruch hat, Moral auf tatsächlich handlungsleitende Ideen hin zu rekonstruieren, z.B. Egoismus oder Achtung vor was auch immer.

Zitat von: pünktchen am 02. Juli 2010, 19:55:29
Zitat von: Tooticki am 02. Juli 2010, 13:30:09Ich hoffe, du weißt, dass eine solche Auffassung nicht weniger umstritten ist als ein metaphysisches Würdeverständnis oder Singers Moralrekonstruktion. Jedenfalls widerspricht die instrumentalistische Moralrekonstruktion dem tatsächlichen moralischen Erleben, denn wir meinen ja, es gebe tatsächliche Verpflichtungen gegenüber z.B. Mitmenschen, d.h. um ihrer selbst willen, und nicht nur weil ich selbst auf bestimmte Art und Weise behandelt werden möchte.

mal abgesehen davon, dass ich die berufung auf das gesunde volksempfinden nicht für ein besonders schlagkräftiges philosophisches argument halte, kann ich dir auch insoweit nicht folgen. ich vermute doch stark, dass deutlich mehr leute ihre ethik nach einer allein menschen einbeziehenden goldenen regel richten als nach antispeziesistischer interessenabwägung oder komplexer überlegungen über die immanente würde vernunftbegabter kreaturen.

Also bitte, es geht hier nicht um gesundes Volksempfinden (normativ), sondern darum, dass man die Selbsteinschätzung der Akteure hinsichtlich ihrer Handlungsgründe (deskriptiv) ernst nehmen sollte. (Was nicht heißt, die Selbsteinschätzung sei überhaupt nicht kritisierbar.) Wenn Person A überzeugt ist, dass sie in den moralisch relevanten Handlungen XY nicht aus Egoismus gehandelt hat, sondern, sagen wir mal, weil sie XY wegen eines Eigenwertes z.B. ihrer Mitmenschen für geboten hielt, dann bin ich dafür, A nicht zu sagen "Eigentlich machst du das doch nur aus Egoismus", sondern ihr Konzept des Eigenwertes zu ergründen. Natürlich kannst du auf deiner Egoismusinterpretation beharren, aber dann unterstellst du A ein falsches Bewusstsein, und das erscheint mir als problematisch.

Zitatder artikel ist noch recht neu und scheint mir am wikipediaartikel angelehnt zu sein. öffentlich kritisiert wurde singer tatsächlich im wesentlichen wegen seiner standpunkte zur euthanasie. was übrigens wieder dafür spricht, dass die theoretische begründung die leute nicht so wahnsinnig interessiert.

Das Desinteresse von Teilen des Volkes an Begründungen ist kein Argument dafür, sie in einem seriösen Artikel auszublenden. Für Boulevardgeschwafel gibt es schon genug Medien. Etwas Kenntnis des theoretischen Gegenstandes würde wohl eher dazu beitragen, solche Debatten in gesittete Bahnen zu lenken.

40_Fieber

Zitat von: Tooticki am 03. Juli 2010, 16:43:31
Das Desinteresse von Teilen des Volkes an Begründungen ist kein Argument dafür, sie in einem seriösen Artikel auszublenden.
Für Boulevardgeschwafel gibt es schon genug Medien. Etwas Kenntnis des theoretischen Gegenstandes würde wohl eher dazu beitragen, solche Debatten in gesittete Bahnen zu lenken.

Faschistoides Geschwafel ist unbegründbar. Mehr gibts dazu nicht zu sagen. Manche Dinge sind sogar in dieser Welt ganz einfach.
http://kidmed*info/

Tooticki

Herzlichen Dank für den Hinweis! Wäre mir dieses geniale Argument selber eingefallen, hätte ich mir die ganze Diskussion sparen können. Dann reicht es ja, wenn du den Singerartikel um den Satz ergänzt: Kraft meiner Wassersuppe habe ich Singers Positionen als faschistoides Geschwafel identifiziert, weshalb sich weitergehende Kritik erübrigt.

rincewind

Zitat von: Tooticki am 03. Juli 2010, 19:14:36
Herzlichen Dank für den Hinweis! Wäre mir dieses geniale Argument selber eingefallen, hätte ich mir die ganze Diskussion sparen können. Dann reicht es ja, wenn du den Singerartikel um den Satz ergänzt: Kraft meiner Wassersuppe habe ich Singers Positionen als faschistoides Geschwafel identifiziert, weshalb sich weitergehende Kritik erübrigt.

Ah. Angepisst. Sorry, sind halt hier mehr Frauen und Männer aus der Praxis unterwegs, die den täglichen Wahnsinn mitbekommen. Philosophiethemen sind wilkommen, nur wird ihnen tendentiel eher rustikal entgegengekommen. Wegen einem falschen Philosophiebuch ist noch keiner gestorben, wegen einem falschen Medi oder einer bescheuerten Suggestion schon.

40_Fieber

Zitat von: Tooticki am 03. Juli 2010, 19:14:36
Herzlichen Dank für den Hinweis! Wäre mir dieses geniale Argument selber eingefallen, hätte ich mir die ganze Diskussion sparen können.

Das stimmt. Menschenverachtende Äußerungen als Philosophie zu behandeln ist eine Pervertierung der Philosophie.

Zitat
Dann reicht es ja, wenn du den Singerartikel um den Satz ergänzt: Kraft meiner Wassersuppe habe ich Singers Positionen als faschistoides Geschwafel identifiziert, weshalb sich weitergehende Kritik erübrigt.

Ich schreibe hier nicht in der Wiki. Aber über Singer schreiben ist keine schlechte Idee, obwohls mich ziemlich anwidert. Dennoch gehört dieser selbsternannte Spezialist für pädiatrische Ermordungsfragen eigentlich auf eine Seite für Kindermedizin.


Zitat von: rincewind
Wegen einem falschen Philosophiebuch ist noch keiner gestorben, wegen einem falschen Medi oder einer bescheuerten Suggestion schon.

Wenn das Gepupse nur immer im Sessel bliebe. Es wurden schon Dinge für Philosophie gehalten, die Weltkriege auslösten.

Zitat
nur wird ihnen tendentiel eher rustikal entgegengekommen

Rustikal? Du scherzt. Schopenhauer war rustikal. ;)
Ich finde mich in Anbetracht des Themas noch reichlich nett.
http://kidmed*info/

rincewind

Zitat von: 40_Fieber am 04. Juli 2010, 00:51:12
Rustikal? Du scherzt. Schopenhauer war rustikal. ;)
Ich finde mich in Anbetracht des Themas noch reichlich nett.

LOL! Stimmt. So lasset den Altmeister über Hegel sprechen:

ZitatHegel, von oben herunter zum großen Philosophen gestempelt, ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, welche von seinen feilen Anhängern als unsterbliche Weisheit ausposaunt und von Dummköpfen richtig dafür genommen wurden, wodurch ein so völliger Chorus der Bewunderung entstand, wie man ihn nie zuvor vernommen hatte. Die einem solchen Menschen gewaltsam verschaffte, ausgebreitete geistige Wirksamkeit hat den intellektuellen Verderb einer ganzen gelehrten Generation zur Folge gehabt.