Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Linksammlung ADS/Ritalinkritik

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von P.Stibbons, 17. Januar 2010, 14:24:42

« vorheriges - nächstes »

Superkalifragilistisch

Zitat von: Boris am 22. März 2010, 13:04:29
Die Voos ist wohl nicht Hardcore wie die anderen Idioten, eben "nur" tiefenpsychologisch orientiert, und will aber allen Seiten gerecht werden. Das Problem ist, daß da eine Scheinkontroverse der verschiedenen "Sichtweisen" hergestellt wird, die nach wissenschaftlichen Stand in dieser Form nicht existiert. Irre ADHS-Kritik wie von denen im Hollerloch wird dadurch zu Unrecht verseriösifiziert. 

Typisch dahergeschwurbelt:
Zitat[...]Meistens liegen die Gründe für die Unruhe des Kindes tief im Verborgenen und rücken nur langsam, mit viel Vertrauen, Mut und Kraftaufwand an die Oberfläche. Versteckte familiäre Gewalt, Ehekrisen, eine Depression der Mutter und vieles mehr können sich hinter einer ADHS verbergen. Da ist es oft leichter zu sagen, ADHS sei eine Stoffwechselstörung. Denn dieser psychoanalytische Weg ist nur allzusehr mit Schuldgefühlen verbunden. Die Mutter eines "ADHS-Kindes", die schon am Ende ihrer Kräfte ist, die alles versucht und sich dann auch noch "schuldig" fühlen muss, wird zu Recht wütend. Erst, wenn ein einfühlsamer Therapeut ihr zeigen kann, dass sie vielleicht zu der Unruhe des Kindes beiträgt, aber keinesfalls "schuld" daran ist, kann der Weg zur Besserung gebahnt werden. Das Gute daran: Es wird nicht länger "der Stoffwechsel" oder "die Vererbung" als Ursache angesehen. [...]

Aber selbstverständlich geht es um Schuld. Das ist das menschenverachtende Credo der Psychoanalyse, wie sie es vom judaeo-christlichen Priester geerbt hat: Wem es schlecht geht, der hat etwas falsch gemacht. Schuld hat die minderwertige Persönlichkeit des Patienten.

ZitatDa ist es oft leichter zu sagen, ADHS sei eine Stoffwechselstörung.
Eben nicht. Bei all dem Geschwurbel geht leider unter, dass die Zauberlehrlinge letzlich eben keinen pluralistischen Ansatz propagieren, sondern einen sehr monokausalen: Die Bindungsunfähigkeit der Eltern. Immer wird alles mit dieser einen Weltformel erklärt.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

P.Stibbons

Zu Methylphenidat zitiert die Guteste unkritisch und in der Breite  Hüthers Spekulationen - für einen Blog-Eintrag von Mitte 2009 ganz schön schlecht recherchiert!

Zitat...Doch bis heute ist es nicht gelungen, das "Zu-wenig" an Dopamin im Gehirn von ADHS-Kindern wirklich nachzuweisen (Hüther 2006, ADHS – Frühprävention statt Medikalisierung, Verlag V&R). Daher bezweifeln viele Forscher auch diese sogenannte "Dopaminmangelhypothese". Methylphenidat bewirkt anscheinend, dass sich Dopamin zwischen den Nervenzellen ansammelt und so eine erneute Freisetzung von Dopamin aus den Nervenzellen ("Präsynapsen") hemmt. Somit wird das Dopamin-System quasi stillgelegt (Hüther 2006)...

ZitatNachteile der Therapie mit Methylphenidat

Andere Therapeuten sagen jedoch, dass das Kind von dem Medikament bald enttäuscht sein wird, weil es glaubt, dass es nur mithilfe eines Wirkstoffes "funktionieren" kann. Ohne Medikamente jedoch hat das Kind die Chance, sich mithilfe der Psychotherapie aus eigener Kraft zu verändern. Dieses Gefühl der "Selbstwirksamkeit" gibt dem Kind Kraft und Selbstvertrauen. Wenn ein Kind keine Medikamente nimmt, haben die Nervenzellen des Gehirns natürlicherweise die Chance, neue Verbinungen herzustellen. Durch eine Psychotherapie können solche neuen Nervenstraßen entstehen. Man sagt, das Gehirn ist plastisch. Diese Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern, ist jedoch möglicherweise durch Medikamente eingeschränkt (Hüther 2006, Moll et al. 2001).

http://www.medizin-im-text.de/blog/?p=955#more-955

Unseriös ist v.a. der Fake mit dem Datum:
Hüther 2006 bezieht sich auf das Erscheinen des Buchs "Frühprävention statt Medikalisierung" (nicht nur bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen, sondern auch im Antipsychiatrie-Verlag)
Hier wird also das Erscheinen eines (Fach??-) Buchs gleichgesetzt mit dem Erscheinungsdatum einer seriösen wissenschaftlichen Publikation und damit vorgespielt, es handele sich um ein relativ aktuelles Vorschungsergebnis.

Die fett gedruckten Sätze (Hervorhebungen von mir) sind inzwischen widerlegt bzw. im zweiten Fall rein hypothetisch und auch durch die so genannte "Frankfurter Präventionsstudie" nicht bewiesen, obwohl dies gern so dargestellt wird.

P.Stibbons

Zitat von: Boris am 22. März 2010, 05:45:49
Worte statt Pillen
ZitatE-Mail-Beratung

Sie leiden unter ADHS, Depressionen oder Ängsten?
Ihr Baby schreit Tag und Nacht?
Sie verstehen Ihren Arztbrief nicht?

Bei diesen und ähnlichen Fragen biete ich Ihnen eine individuelle E-Mail-Beratung an. Schildern Sie mir Ihr Problem so gut Sie können.
Ziel der Beratung ist es, Ihnen neue Ideen und Impulse zu geben. Ich liefere Ihnen Erklärungsansätze aus tiefenpsychologischer Sicht und berate Sie bei der Frage, an wen Sie sich wenden können. Auf Wunsch nenne ich Ihnen Ärzte, Psychologen oder Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe.
Ihren Namen müssen Sie nicht nennen.

Die Beratung kostet 30 Euro pro E-Mail
(25,21 Euro + 4,79 Euro (= 19% MWST))

Dunja Voos, Mitglied der "Konferenz ADHS"

leicht verdientes Geld, keine Diagnose, kein persönlicher Kontakt, hier ein bisschen Gewäsch, da ein kleiner Link ... So einfach ist das!
Wenn man ein ADHS-Kind hat ist man schnell die Kohle los und bringen tuts auch nichts. Hilft höchstens dem Konto dieser Psycho-Tussi.

Nachtrag:
Der Frau Doktor ihr Blog: http://www.medizin-im-text.de/blog/

http://www.openpr.de/news/312234/medizin-im-text-Dieser-Blog-macht-Mut-bei-psychischen-Stoerungen.html


ZitatDer Weblog "medizin-im-text" macht psychische Störungen verständlich. Von "A" wie "Angststörung" oder "ADHS" bis "Z" wie "Zwangsstörung" werden seelische Beschwerden so erklärt, dass Betroffene sich selbst besser verstehen können.
Ängste oder Depressionen haben häufig ihre Wurzeln in der Kindheit. Daher erklärt der Blog auch die kindliche Entwicklung aus psychoanalytischer Sicht
.
Neu im Programm: Betroffene, die nach neuen Denkanstößen suchen, können sich für 40 Euro per E-Mail beraten lassen.
Autorin des Blogs ist die Journalistin und Ärztin Dr. Dunja Voos.


Also: hier sinds schon 40 € pro email-Beratung - und das ohne echte Expertise:


Zitat..."medizin-im-text" ist der Name der Redaktion für Psychosomatik und Psychoanalyse. "medizin-im-text" steht für die sprechende Medizin, die so heilsam sein kann, aber meistens zu kurz kommt. Das Motto lautet: "Worte statt Pillen".
Die Journalistin und Autorin Dr. med. Dunja Voos hat von 1998-2003 als Ärztin gearbeitet. Nach der bestandenen Facharztprüfung zur Arbeitsmedizinerin hat sie den Journalismus zum Hauptberuf gewählt.
Zunächst arbeitete sie als Redakteurin beim Thieme-Verlag. Nach ihrer Elternzeit von 2005-2007 hat sie sich als freie Journalistin selbstständig gemacht.
Schwerpunkte sind die Themen Psychosomatik und Psychoanalyse. Dunja Voos arbeitet für Verlage, Kliniken und Institute. In ihrem Blog bietet sie zahlreichen Patienten wertvolle Informationen und Adressen. Außerdem bietet sie Schulungen, Vorträge und E-Mail-Beratungen zum Thema Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) an...

P.Stibbons

Hans Hopf (Konferenz ADHS) zu ADHS aus psychoanalytischer Sicht:

http://www.agsp.de/html/r182.html
Zitat
Aus dem mit Abstand längsten und praktisch wichtigsten Kapitel über die störungsspezifischen Interventionen entnehmen wir eine Textprobe über die Psychoanalyse von Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen:
»Seit fast 200 Jahren wurden von Psychiatern, später von Kinder- und Jugendpsychiatern prä- und perinatale Schädigungen als Ursachen für die Entstehung einer ADHS verantwortlich gemacht. Die vorherrschende kinderpsychiatrische Lehrmeinung erklärt das Vorhandensein von ADHS u.a. vor dem Hintergrund einer hirnorganischen Mangelfunktion oder Dysfunktion des kortikalen striatalen Netzwerkes. Die zugrunde liegende dysfunktionale Informationsverarbeitung zwischen Frontalhirn und Basalganglien ist dieser Definition nach somit primär biologisch determiniert (Knölker, 2001, S. 16). Mit dieser und ähnlichen Beurteilungen wird festgestellt und die Theorie vertreten, dass alle Formen der ADHS primär hirnorganisch oder biochemisch verursacht sind. Vor dem Hintergrund der Dopamin-Mangel-Hypothese wird die Therapieindikation abgeleitet, die neurophysiologischen Defizite könnten nur durch Verordnung eines Medikamentes bei gleichzeitiger Verhaltenstherapie ausgeglichen werden. .....
     Döpfner, Frölich, Lehmkuhl (2000) unterstreichen zwar die Bedeutung von psychosozialen Ansätzen bei der Behandlung der ADHS, stellen jedoch eine 70-91%ige genetische Bedingtheit fest (S. 11) und gehen ebenfalls davon aus, dass familiären Belastungsfaktoren keine primäre ätiologische Bedeutung zukomme (S. 14). Dies heißt, dass in den meisten kinderpsychiatrischen Hypothesen überwiegend organisch diskutiert wird und wenig Raum für Psychisches bleibt.
     Festgestellt werden kann, dass mit den organischen Erklärungen ein Ort beschrieben wird, an dem Psychisches stattfinden kann. Gründe wie die vorigen können in ähnlicher Weise für alle psychischen Störungen angenommen werden. Die neurologischen und neurochemischen Erklärungen geben Hinweise auf eine in unterschiedlicher Ausprägung bei allen psychischen Erkrankungen vorliegende, darum auch im Falle ADHS anzunehmende Gefährdung oder Vulnerabilität. Dass diese bei der ADHS zweifellos vorliegt, dafür spricht die hohe Konkordanzrate von 81 % bei eineiigen Zwillingen, die mit Untersuchungen festgestellt wurde.
   Diese Überlegungen wurden in den vergangenen Jahren von den Neurowissenschaften ergänzt und unterstützt. Der Neurobiologe Hüther (2004) hat festgestellt, wie sich frühe Bindungsstörungen und Traumatisierungen in dramatischer Weise auf die Entwicklung des Gehirnes auswirken können. Bei emotional vernachlässigten und traumatisierten Kindern finden nur eingeschränkte Entwicklungsprozesse im kindlichen Gehirn statt, was in der Folge einen entscheidenden Rückgang an Motivation, Verstehen, Behalten, Erinnern, Erkennen von Zusammenhängen und eine eingeschränkte Fähigkeit zum Erkennen und Lösen von Konflikten bewirkt (S. 29).
     Der Hirnforscher Perry (Perry et al., 1998) hat ebenfalls herausgefunden. dass sich die Entwicklung des Gehirns nach der Geburt fortsetzt; "sie ist von der Interaktion mit der Umwelt –das heißt mit der Mutter oder der primären Betreuungsperson – in hohem Maß abhängig und wird durch Erfahrungen lebenslang beeinflußt". Perry und seine Mitarbeiter haben zudem - wie van der Kolk - beobachtet, dass die ADHS-Symptome den durch Traumatisierungen hervorgerufenen Symptomen ähneln. In jüngerer Zeit hat der bereits zuvor erwähnte Hüther die vorgefundenen neurobiologischen Veränderungen darum auch nicht mehr als genetisch bedingte Defizienz eingeordnet, sondern als "sekundäre Anpassung an veränderte Nutzungsbedingungen" (Hüther. 2002). Das Gehirn wird also nicht allein von der Genetik geformt, sondern lebenslang über seine Nutzung. Hüther ist der Meinung, dass die Ausformung einer ADHS-Symptomatik eine zwangsläufige Folge ungünstiger Entwicklungsbedingungen bei Kindern ist, die mit einer besonderen Vulnerabilität ausgestattet sind. Die Frage, ob für die ADHS eine physiologische oder psychologische Genese angenommen werden muss, ist damit letztendlich hinfällig, es kann in Anbetracht der mittlerweile festgestellten Plastizität des Gehirns bei der Entstehung, wie im psychoanalytischen Sprachgebrauch benannt, von einer "primären Neurotisierung" ausgegangen werden. .....
     Die extreme Zunahme des ADHS ist in der Regel nicht auf bessere, sondern auf ungenauere Diagnosen zurückzuführen, in denen, oft nach kurzer Symptombeschreibung, undifferenziert Bewegungsunruhe und ADHS gleichgesetzt werden, so als wäre jede Angst bereits eine Angstneurose. Zudem wird oft die bekannte Tatsache übersehen, dass gleichen Symptomen mannigfache Verursacher zugrunde liegen können. Was heute als ADHS diagnostiziert wird, ist darum in der Regel eine Sammeldiagnose zu Störungsbildern mit unterschiedlichen Ursachen. Diese reichen von prä- und perinatalen Schädigungen über Traumata, auch transgenerationale, bis hin zu frühen Störungen von Objektbeziehungen sowie Bindungsstörungen.« (Hopf, S. 329/330)

P.Stibbons

Das kommt davon, wenn man Lehrer Kinder-und-Jugendlichenpsychotherapeuten werden lässt...
Vita Hans Hopf:

ZitatHans H. Hopf war ursprünglich Lehrer, bildete sich dann zum Analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten weiter und promovierte zum Dr. rer. biol. hum. Er ist Dozent und Kontrollanalytiker an den Psychoanalytischen Instituten Stuttgart und Würzburg und leitete von 1995 bis 2003 das Therapiezentrum ,,Osterhof", Baiersbronn. Ebenfalls zahlreiche Veröffentlichungen.
Gemeinsam publizierten die AutorInnen 2006 auch das Buch: ,,AD(H)S: Symptome, Psychodynamik, Fallbeispiele, Psychoanalytische Theorie und Therapie".

http://www.socialnet.de/rezensionen/6316.php

Tja, Conni, da kommt Arbeit auf uns zu...

http://www.antipsychiatrieverlag.de/versand/titel/bovensiepen.htm

Zitat...Um die Chancen einer Therapie, die nicht »die Maskierung der Hyperaktivität als hirnorganisches Leiden« (Heinemann/Hopf, S.152) zu Grunde legt, zu veranschaulichen, stehen im Mittelpunkt dieses Buches Fallnovellen, die die klinischen Erkenntnisse der analytischen Psychotherapie aufzeigen...

Zitat...Die Kontroverse um die Fragen nach den Kriterien für hyperkinetische Störungen, nach ihren Verursachungen, nach den Zielsetzungen von Therapien, nach deren Effizienz, nach dem anzustrebenden Prozess, letztlich auch nach der »wissenschaftlicher Wahrheit« dokumentiert das unterschiedliche Welt- und Menschenbild der Kontrahenten: Einer entsubjektivierten, quantitativ-empirischen Methodik der pharmakologisch-verhaltensmodifizierenden Behandlung mit dem Ziel der Veränderung »von außen« (Leuzinger-Bohleber, 1997, S.131) steht die das Subjekt ins Zentrum rückende, qualitative Methodik der kinderanalytischen Behandlung mit dem Ziel der Veränderung »von innen« gegenüber. Dabei geht es längst nicht mehr um die alte Kontroverse zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, wie die Arbeit des Neurobiologen Hüther (in diesem Band) zeigt, sondern sie geht quer durch die Fachdisziplinen.

Hüthers »entwicklungsbiologisch und entwicklungspsychologisch begründetes Modell« berücksichtigt, dass der Mensch ein biologisches, psychisches und soziales Wesen ist und dass für die normale und pathologische Entwicklung der Faktor Beziehung von entscheidender Bedeutung ist. Er schlägt sich in biochemischen Prozessen wie in psychischen Prozessen nieder. Ein solches Verständnis begründet auch, warum letztlich nur ein auf neuen Beziehungserfahrungen mit wechselseitigen Regulationen gründendes therapeutisches Konzept – durchaus unterstützt von Medikamenten im Bedarfsfall – anhaltende Veränderungen bei hyperkinetischen Störungen bewirken kann...

b]durchaus unterstützt von Medikamenten im Bedarfsfall [/b] ...hört,hört!

Conni

Steht schon in meinem Hausaufgabenheft.....

P.Stibbons

Das unsägliche Hollerloch mal wieder...am sichersten wäre bestimmt, das ganze Sammelsurium aus dem Netz zu ziehen, bevor Schmidtchen seinen Laden dicht macht...
Und dann unter "Sondermüll" deponieren...

  http://www.ads-kritik.de/Quellen3.htm
Zitat
"Ein Medikament ist nur im Notfall sinnvoll"

Der Kindertherapeut Hans Hopf über die Betreuung von
Kindern mit dem Zappel-Philipp-Syndrom


Der Zappel-Philipp ist zum Massenphänomen geworden. Vor einem inflationären Gebrauch der Diagnose "Hyperkinetisches Syndrom" (HKS) hat jetzt der analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Dr. Hans Hopf gewarnt. Er ist der Ansicht, dass HKS in den seltensten Fällen durch neurochemische Prozesse oder genetische Faktoren ausgelöst wird, sondern Ergebnis einer psychosomatischen Störung ist, die besser mit einer Psychotherapie behandelt werden sollte. Mit Hopf sprach FR-Redakteur Karl-Heinz Karisch.

FR: Herr Dr. Hopf, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, hat vor dem dramatischen Anstieg der Verschreibung der Betäubungsmittel Ritalin und Medikinet (Methylphenidat) an Kinder gewarnt. Seit 1994 hat sich der Verbrauch in Deutschland verzehnfacht. Vor 100 Jahren war der Zappel-Philipp eine seltene Ausnahme, heute sollen vom so genannten Hyperkinetischen Syndrom (HKS) und dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) zwischen fünf und 20 Prozent der Kinder betroffen sein. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Hans Hopf: Tatsächlich trifft diese Diagnose auch heute nur in eher seltenen Fällen zu. Das Hyperkinetische Syndrom wird laut Fachbüchern bei ein bis drei Prozent der Kinder festgestellt, davon sind allerdings etwa 80 Prozent Jungen.
Leider wird die Diagnose ADS oder Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom inzwischen geradezu inflationär gebraucht. Fast jeder Junge zwischen sechs und zehn Jahren, der mir in den vergangenen Jahren wegen Unruhe und sozialen Problemen
vorgestellt wurde, trug dieses Etikett. Da kann natürlich etwas nicht mehr stimmen.
Die Diagnose wird oft unverantwortlich und ohne ausreichende Untersuchungen erteilt, jede Form von Unruhe bekommt rasch den Stempel ADS. Das ist so, als wäre jede Angst im Kindesalter schon eine Angstneurose. Ein Medikament wie Ritalin dürfte zudem nur verschrieben werden, wenn gleichzeitig eine Psychotherapie stattfindet. Das ist aber leider eher selten der Fall.

Das bei uns ADS/HKS genannte Krankheitsbild der mangelnden Aufmerksamkeit und Hyperaktivität (Attention Deficit Hyperactivity Disorder, ADHD) ist 1987 durch die US-Psychiatrievereinigung (American Psychiatric Association) geschaffen worden
. Heute nehmen in den USA nach Schätzungen allein rund sechs bis acht Millionen Kinder Ritalin, hinzu kommen weitere Psychodrogen wie der Stimmungsaufheller Prozac. Ist das eine Entwicklung, die bei uns auch droht?

Diese Entwicklung hat bei uns längst eingesetzt. Mit Erschrecken beobachte ich, wie Pädagogen, Therapeuten und Ärzte teilweise mit unruhigen Kindern umgehen.
Eine Diagnose legt die therapeutische Richtung fest, über aktuelle, seelische oder gesellschaftliche Ursachen darf dann nicht mehr nachgedacht werden, und das Mittel der Wahl für das sogenannte ADS-Kind ist Ritalin. Es wird nicht mehr
differenziert untersucht und betrachtet.

Wir haben ja gerade einen Medikamentenskandal um Lipobay, ein Mittel, das bei vernünftiger Lebensführung nur von sehr wenigen Patienten benötigt würde. Wie sehen denn bei Ritalin die Nebenwirkungen aus?

Ritalin gehört zu den so genannten Stimulanzien und unterliegt somit der Betäubungsmittelverordnung, die Nebenwirkungen sind bekannt. Die bisherigen Untersuchungen haben keine Suchtgefahr erkennen lassen; ich bin hier zumindest skeptisch. Allerdings wurden mittlerweile in anderen Untersuchungen negative Langzeitwirkungen festgestellt.

Vor 50 Jahren konnten Kinder noch ungefährdet draußen spielen und sich dabei austoben. Wird der natürliche Bewegungsdrang der Kinder in unserer modernen Welt nicht sehr beschränkt und sucht sich dann das falsche Ventil?

Wir leben in einer Zeit, die ein Syndrom wie ADS geradezu erzeugt. Wir sind alle Teil einer gehetzten Tempogesellschaft, die Zeit von Kindern ist rundum verplant.
Bei stundenlangem Hocken vor dem Fernseher oder dem Computer kann natürlich Bewegung nicht stattfinden, andererseits werden ständig Reize aufgenommen, die nicht zur motorischen Entladung kommen können. Die autoritären Strukturen der Elternhäuser haben sich nach den 60er Jahren aufgelöst, es ist aber noch nichts Neues an diese Stelle getreten. Kinder wachsen häufig in einem emotionalen und
erzieherischen Vakuum auf. Sobald sie im Vorschulalter auf die Gruppe im Kindergarten oder der Schule treffen, sind nicht selten Unruhe und Desorientierung die Folgen.

Würden Sie denn dafür plädieren, zu einer altertümlichen Form der Pädagogik des "liebevoll Förderns und Forderns" zurückzukehren?

Diesen Gegenpol benötigen wir immer. Die Freiheit braucht gleichzeitig die Begrenzung, die Großzügigkeit braucht die Ordnung. Eltern müssen in der Erziehung immer Grenzen setzen. Bedürfnisse wie Essen, Trinken, nach Nähe und
Liebe, die müssen befriedigt werden. Aber über Wünsche sollte diskutiert und nachgedacht werden. Heute geschieht es leider häufig andersherum, die finanziellen und Konsum-Wünsche werden befriedigt, aber nicht die emotionalen.

Von den Kindern wird heute in der Schule sehr viel Leistung erwartet. Die Eltern der Höchstleistungsgesellschaft beraten nicht mehr ob, sondern in welches Gymnasium das Kind gehen soll. Entsteht da nicht auch häufig eine
Überforderung, weil nicht mehr auf das tatsächliche Leistungsvermögen Rücksicht
genommen wird?

Ja, häufig entsteht eine permanente Überforderung bei gleichzeitiger Unterforderung in anderen Bereichen. Diese Schere klafft immer weiter auseinander.

Was würden Sie denn Eltern empfehlen, deren Kind an der
Zappel-Philipp-Krankheit leidet?

Die Diagnose hat leider dazu geführt, dass jede Unruhe von Kindern nur noch als rein medizinisches Problem gesehen wird. Nicht mehr in Frage gestellt wird dann leider, was möglicherweise in der Beziehung zwischen Eltern und Kind
problematisch ist. Es soll keineswegs um Vorwürfe oder Kritik an den Eltern gehen, sondern darum, gemeinsam neue Beziehungen zu entwickeln. Ich würde den Eltern empfehlen, sich an eine psychologische Beratungsstelle, an einen
Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten oder einen Kinder- und Jugend-Psychiater zu wenden und zu beraten, welche Möglichkeiten es gibt. Ein Medikament sollte nur für Notfälle bereitgehalten werden, um überhaupt in die Therapie einzusteigen und sie durchführen zu können.

Was machen denn Eltern, die an einen Psychiater geraten, der Psychopillen als die Wunderwaffe schlechthin anpreist und annimmt, das alles hänge mit Stoffwechselstörungen im Hirn zusammen?


Das ist gewiss zunächst eine Entlastung für Eltern, aber viele sind langfristig mit einer solchen Diagnose unglücklich und unzufrieden und fragen, was sie selbst
beitragen können, damit das Kind seine Probleme verliert. Ein Medikament allein kann nicht weiterhelfen.

Welche Kinder sind besonders betroffen?

Vor allem sind die Jungen betroffen. Jungen tragen ihre Konflikte immer stärker nach außen und führen sie motorisch ab; Mädchen verarbeiten sie eher innen. Es sind nicht selten jene Jungen betroffen, denen der Vater fehlt, direkt oder emotional. Wichtig ist, dass die Mutter nach einer Trennung ihrem Kind ermöglicht - auch wenn das für sie sicher oft sehr schwer ist -, ungestörten und nicht negativ belasteten Umgang mit dem Vater zu haben. Das Kind lebt ja genau wie die Mutter mit einem inneren Vorwurf, wenn der Vater die Familie verlassen hat.

Wie können sich Eltern engagieren, um mit ihrem Kind in die Normalität zurückzukehren?

Wenn sich die Konflikte in der Familie oder Schule zugespitzt haben, wird man an einer Psychotherapie nicht vorbeikommen. Im Alltag sollten sich Eltern wieder auf
jene Dinge zurückbesinnen, die für ein Kind wichtig sind: Sport, Bewegung, Freude an gemeinsamen Unternehmungen, Beschäftigung mit anregenden Themen, Interesse zeigen an den Dingen, mit denen sich das Kind beschäftigt, Nachfragen,
aber auch Anforderungen an ein Kind stellen. Aber auch das Aushalten von Frustrationen, dass nicht jeder Wunsch des Kindes sofort erfüllbar ist, muss wieder gelernt werden. Eine glückliche Kindheit entsteht nicht dadurch, dass alle
materiellen Wünsche erfüllt werden.

© Frankfurter Rundschau 2001, 25.9.2001

Superkalifragilistisch

Merken die eigentlich dass die sich ständig widersprechen? Mal sprechen die selben Menschen ADHS vollkommen die Existenz ab "Verminderte Toleranz der Gesellschaft", und mal hört man von ihnen ADHS existiert, aber es bedarf einer Psychoanalytischen Behandlung.
"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

hic fuit

Zitat von: P.Stibbons am 27. März 2010, 20:24:07
...  http://www.ads-kritik.de/Quellen3.htm
Zitat
... Es sind nicht selten jene Jungen betroffen, denen der Vater fehlt, direkt oder emotional. Wichtig ist, dass die Mutter nach einer Trennung ihrem Kind ermöglicht - auch wenn das für sie sicher oft sehr schwer ist -, ungestörten und nicht negativ belasteten Umgang mit dem Vater zu haben. Das Kind lebt ja genau wie die Mutter mit einem inneren Vorwurf, wenn der Vater die Familie verlassen hat.

...
© Frankfurter Rundschau 2001, 25.9.2001
Ein Trennungskonflikt? Der Weg zu Hamer ist wohl nicht so weit wie erhofft. Die Hauptschuldigen am eigentlich nicht existenten AD(H)S stehen jedenfalls fest, Ärzte und Eltern.

Conni

ZitatDer Weg zu Hamer ist wohl nicht so weit wie erhofft.

Ist er auch nicht. Da wurde fleißig psychische Konflikte zu Krankheitsursachen gemacht, Unfälle waren kein Zufall, sondern hatten Ursachen im Unbewussten, ja, und auch Krebs sollte angeblich durch die Psyche (mit)entstehen.

P.Stibbons

Hatten wir das hier schon?
Allmählich wird man ja meschugge bei so viel ähnlich klingendem "Ganzheits"-Gequatsche...

http://www.nlnv.de/front_content.php?idart=332

und eine Dr. med Ulrike Banis meint zu ADHS:

http://www.matrix3000.de/highlights/ritalin.pdf
Zitat
...In meiner Praxis arbeite ich schwerpunktmäßig mit dem Energiecheck mit Hilfe des Reba-Testgerätes und mit psychosomatischer (!) Energetik.. (S. 40 unten  bzw S. 3 des PDF)

Aha! Das ist die Ehefrau vom Erfinder dieses Gerätes:

ZitatDas REBA-Testgerät
Im Zusammenhang mit dem Gerät spricht Banis von einer "EEG-gestützten Messung". Tatsächlich ähnelt es eher den pseudomedizinischen Bioresonanz-Geräten. Es wird von der Firma Rubimed in Hergiswil (Schweiz) zu einem Preis von 2.800 Euro vertrieben und wurde in Zusammenarbeit mit dem Erfinder Dieter Jossner entwickelt. Die Abkürzung "Reba" setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Namens Reimar Banis zusammen.

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Psychosomatische_Energetik

P.Stibbons

Henning Köhlers Institut bietet eine Ausbildung zum "Pädagogischen Berater" an.

http://www.janusz-korczak-institut.de/index.php?id=33

ZitatDie Themen der Blockwoche sind:

1.  Der AD(H)S-Ritalin-Komplex

"Eine Generation wird krankgeschrieben" (Richard de Grandpre). War Michel aus Lünneberga aufmerksamkeitsgestört? Kritische Durchleuchtung einer Modediagnose. Urteilsgrundlagen zur Frage der Stimulanzienbehandlung. Alternative Verständnisansätze. Hinweise zur Differenzialdiagnostik. Pädagogisch-therapeutische Anregungen.

Henning Köhler
Gastbeiträge: Prof. Dr. Manfred Gerspach, Prof. Dr. Hartmut Amft,
Dr. Hartwig Volbehr, Reinhard Schmidt

P.Stibbons

Manfred Gerspach, Mitglied der Konferenz ADHS:

http://www.sozarb.h-da.de/kontakt/lehrende/manfred-gerspach/index.htm

ZitatForschungsgebiete

   * Arbeit mit sogenannten verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen
   * Heilpädagogik, Psychoanalytische Pädagogik und integrative Pädagogik
   * Umgang mit dem Thema Behinderung
   * Kooperation von Schule und Sozialpädagogik
   * ADHS

Im Fachbereich seit

    * Sommersemester 1994

Aufgaben im Rahmen der Selbstverwaltung

    * Dekan von März 2000 bis Februar 2005
    * Vorsitzender des Praktikumsausschusses von März 1996 bis Februar 2000
    * Mitglied im Praktikums- und im Masterausschuss
    * Mitglied im Fachbereichsrat

Tätigkeiten außerhalb der Hochschule Darmstadt

    * Vorsitzender des Vereins "Betreutes Wohnen Darmstadt e.V."
    * Mitglied der Arbeitsgruppe "Geistige Behinderung und Psychoanalyse"
    * Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Frankfurter Arbeitskreises für   Psychoanalytische Pädagogik (FAPP)

P.Stibbons

Deutsche Gesellschaft für ärztliche Hypnose und autogenes Training e.V. (Sektion der I.S.H.), Porta Westfalica
Erster stellvertretender Vorsitzender wurde Dr. med. Hartmut Amft, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapie und Sportmedizin aus Offenbach (Wahl 2010)

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=&id=5640&p=

Amft zur Gesundheitspolitik:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=210


P.Stibbons

Zitat von: P.Stibbons am 07. April 2010, 10:10:19
Manfred Gerspach, Mitglied der Konferenz ADHS:

http://www.sozarb.h-da.de/kontakt/lehrende/manfred-gerspach/index.htm

ZitatForschungsgebiete

   * Arbeit mit sogenannten verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen
   * Heilpädagogik, Psychoanalytische Pädagogik und integrative Pädagogik
   * Umgang mit dem Thema Behinderung
   * Kooperation von Schule und Sozialpädagogik
   * ADHS

Im Fachbereich seit

    * Sommersemester 1994

Aufgaben im Rahmen der Selbstverwaltung

    * Dekan von März 2000 bis Februar 2005
    * Vorsitzender des Praktikumsausschusses von März 1996 bis Februar 2000
    * Mitglied im Praktikums- und im Masterausschuss
    * Mitglied im Fachbereichsrat

Tätigkeiten außerhalb der Hochschule Darmstadt

    * Vorsitzender des Vereins "Betreutes Wohnen Darmstadt e.V."
    * Mitglied der Arbeitsgruppe "Geistige Behinderung und Psychoanalyse"
    * Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Frankfurter Arbeitskreises für   Psychoanalytische Pädagogik (FAPP)

Beispiel für eine wiss.Arbeit in diesem Fachbereich:

http://www.boes.at/docs/ads.pdf