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Artikel 'Antipsychiatrie'

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Begonnen von Endgegner, 07. April 2023, 08:25:31

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Peiresc

Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 16:55:53Hier sind 2 Beispiele für eine zeitgemäße Kritik an der Psychiatrie.

Witzloses Gelaber. Wir haben diese Thesen schon bis zum Erbrechen durchgehechelt. Such' Dir was davon raus, und ich verlinke Dir die Posts, wo das Thema gewesen ist.

Endgegner

Für mich zeugt es von mangelnder Reife und intellektueller Arroganz, wenn man jede Kritik pauschal als ungerechtfertigt oder überflüssig abtut.

eLender

"Zeitgemäße Kritik" ist aber kein Beleg für oder gegen "Antipsychiatie" (da gibts auch nix zu wiederlegen, das ist postmoderner Unsinn, der hat keine empirisch Basis). Das erste Video von Wakefield (super Name, da kommen einem gleich mal Assoziationen). Der sagt u.a. das:

ZitatDr. Wakefield rejects both the anti-psychiatric critique that holds that there is no such thing as mental disorder other than as a label for socially disvalued conditions, and the standard psychiatric position that any well-defined syndromal set of symptoms can define a disorder. He argues for a middle ground position in which the concept of a physical or mental medical disorder is a hybrid value and scientific concept requiring both harm, assessed according to social values, and dysfunction, anchored in facts about evolutionary design. Unlike the anti-psychiatric view, Dr. Wakefield's "harmful dysfunction" analysis offers a position from which to mount meaningful and constructive criticism of standard psychiatric diagnostic criteria based on assumptions about disorder that, he argues, lie at the foundation of psychiatry itself.
https://socialwork.nyu.edu/faculty-and-research/our-faculty/jerome-c-wakefield.html

Das ist noch mal was ganz anderes, einfach ein anders Verständnis, ob das allgemein anerkannt ist, kann ich nicht sagen*

Das scheinen beide Sozialwissenschaftler zu sein...


*nuja, wenn er (echte, diagnostizierte, schwere) Depris mit schlechter Laune gleichsetzt, dann hat er wohl ein sehr eigenes Verständnis :o
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 18:00:28Für mich zeugt es von mangelnder Reife und intellektueller Arroganz, wenn man jede Kritik pauschal als ungerechtfertigt oder überflüssig abtut.
Von "mangelnder Reife und intellektueller Arroganz" zeugt es, wenn man nur irgendwelches Zeugs postet, das man selbst nicht mal einordnen kann. Was soll das denn alles im Zusammenhang mit dem Artikel im Wiki bedeuten?
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Endgegner

Zitat von: eLender am 11. April 2023, 18:10:18
Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 18:00:28Für mich zeugt es von mangelnder Reife und intellektueller Arroganz, wenn man jede Kritik pauschal als ungerechtfertigt oder überflüssig abtut.
Von "mangelnder Reife und intellektueller Arroganz" zeugt es, wenn man nur irgendwelches Zeugs postet, das man selbst nicht mal einordnen kann. Was soll das denn alles im Zusammenhang mit dem Artikel im Wiki bedeuten?

Gern erkläre ich es dir, allerdings solltest du aufhören, alles, was dir nicht passt, pauschal als 'postmodern' abzustempeln, ohne tatsächlich zu verstehen, was dieser Begriff bedeutet. Wenn wir schon von 'Postmoderne' sprechen, könnte man eher die Psychiatrie als Beispiel nennen, da sie aufgrund bestimmter theoretischer Konzepte Krankheiten konstruiert, ohne dass es dafür empirische Belege gibt.

Wakefield nimmt die Kritik der Antipsychiatrie teilweise in seine Betrachtungen mit auf, ohne das natürlich explizit zu machen.

Peiresc

Zitat von: eLender am 09. April 2023, 18:37:18https://www.geschichte-lernen.net/kurze-geschichte-psychiatrie-antike-bis-moderne/

Dieser Text mischt manches Richtige mit viel Falschem; ab in die Tonne. Ich greife nur mal heraus:
ZitatEine Konsequenz dieser Anschauung war, dass viele psychisch Kranke im Rahmen des Wütens der Inquisition während der Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit verfolgt, gefoltert und verbrannt wurden.

Welcher Laie wird auf die Idee kommen, das zu hinterfragen. Es ist aber unbelegt und unbelegbar. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gab es keine Begrifflichkeit zur Beschreibung psychopathologischer Phänomene, und aus unverstandenen Gründen gibt es auch kaum hinreichend differenzierte Fallgeschichten, die retrospektiv eine Art Diagnose ermöglichen würden (zumindest was Psychosen angeht). Ein Beispiel: Jean d'Arc gilt als psychopathologisch auffällig, wahnhaft oder ähnlich, und es gibt einen Haufen Leute, die heute ganz genau wissen, was ihr gefehlt hat. Aber wenn man die alten Quellen wirklich intensiv und sorgfältig studiert, dann wird ihr Verhalten ganz ohne Geisteskrankheit verständlich. Und man wusste immer, dass Verrücktsein in gewisser Weise entschuldigt. Noch ein anderes Beispiel, aus einer Primärquelle (Stefano Infessura, 1435-1500, Römisches Tagebuch):
ZitatUnd am gleichen Tage geschah es auch, daß in Rom ein junger Maler, der noch einen Vater besaß und auf Monte Giordano wohnte, auf einen großen Karton das Gebiet von Cave malte, so wie es damals im Kriege aussah. [...] Von diesem Gemälde erfuhr auch der Papst [Sixtus IV] und weil er sehen wollte, was sich zugetragen und wie die Dinge in Cave und im Lager stünden, schickte er nach diesem Karton und sah ihn an und die Zeichnung gefiel ihm. Aber als er dann sah, wie im Kampfe die Leute der Kirche immer den kürzeren zogen und nur der Signor Antonello und die anderen sich sehr mutig zeigten, während die Leute der Kirche immer verloren, ärgerte er sich sehr darüber. Einige sagen auch, er habe sich geärgert über das schmähliche Treiben der Frau und des Ordensbruders, der sich mit ihr zu schaffen machte. Und da er annahm, es könne mit dieser Frau vielleicht die Gemahlin des Grafen Girolamo [Catarina Sforza] gemeint sein, befahl er, sofort den jungen Maler gefangen zu nehmen, einzukerkern und ihm zehn Züge mit der Strickfolter zu geben und dann am anderen Morgen ihn aufzuknüpfen und sein Haus der Plünderung zu übergeben. Und so tat man ihm auch, nur wurde er nicht gehängt, weil man ihn als einen Narren entschuldigte.
(meine Hervorhebung)

Oder das hier:
ZitatBleuler prägte auch zahlreiche andere Begriffe der Psychiatrie wie Tiefenpsychologie, Autismus oder Ambivalenz und führte die Psychoanalyse nach Sigmund Freud in die Psychiatrie ein. Das vermehrte Interesse an der Psychiatrie als Wissenschaft ist sicherlich auch auf die Theorien des österreichischen Neurologen und Tiefenpsychologen Sigmund Freud (1856-1939) zurückzuführen.
Der Autismus Bleulers ist etwas anderes als das, was heute mit der Diagnose ,,Autismus" bezeichnet wird. Er interessierte sich initial für die Psychoanalyse, aber nach ein, zwei Jahren Beschäftigung mit ihr hat er sie als unbrauchbar beiseite gelegt. Und umgekehrt: der ,,Neurologe und Tiefenpsychologe" Freud hatte sich immer zurückgehalten, was das Kerngebiet der Psychiatrie, die Psychosen angeht: er hielt sie für nicht analysierbar.

Crews über Bleuler:
ZitatAnd Bleuler earnestly set out to apply the Interpretation [Freuds Traumdeutung], just as it was, to the understanding of his own dreams. He soon discovered, however, that the book provided no method at all. So many avenues of possible analysis were available to every dream, without any guidelines for choosing some and rejecting others, that the whole apparatus was useless. That realization transformed the empirically conscientious Bleuler from an advocate into an opponent of psychoanalysis.

Was die Psychiater tatsächlich von der Psychoanalyse hielten, kann man bei Oswald Bumke (Lehrstuhlinhaber, Handbuchautor usw. usf.) nachlesen:
ZitatAber FREUDS Dogmen lehne ich ab, und noch mehr als den Inhalt seiner Lehre bekämpfe ich seine Methode, weil sie allem ins Gesicht schlägt, was für mich exakte und damit nachprüfbare wissenschaftliche Forschung bedeutet.
Die Psychoanalyse. Eine Kritik, 1931

Oder das hier:
ZitatVorläufer dieses Gedankenguts [der Eugenik] finden sich bereits bei Charles Darwin (1809-1882, ,,struggle vor life", Kampf ums Dasein)
Es ist bisher niemandem gelungen, ein Darwin-Zitat aufzutreiben, in dem er der Eugenik das Wort redet – vielleicht irre ich mich, aber in der Bringepflicht ist der Autor von solchem Geschwafel.

Oder das hier:
ZitatMaßgeblich bis heute ist der ,,International Code of Deseases" (ICD)
Diseases.

Oder das hier:
Zitathatte doch die Pharmaindustrie versprochen, dass sich im Zuge der neuen Generation von Medikamenten die Psychiatrien leeren würden.
Ein repräsentatives Zitat "der" Pharmaindustrie bitte; ansonsten ist das eine belegfreie Erfindung der Hobby-Historikerin.

Peiresc

Zitat von: eLender am 11. April 2023, 18:07:12Das scheinen beide Sozialwissenschaftler zu sein...

Zitat von: pelacani am 26. Juni 2014, 09:52:51Wenn es eine Erkenntnis in der Psychiatrie gibt, die dem Laien a priori, mangels eigener Kenntnis und Erfahrung, verschlossen ist, dann ist es diese: die Symptomatik des Kernbereichs der Psychosen ist nicht aus dem Erleben des Kranken ableitbar. (Zu den Laien müssen hier die Sozialpsychologen und Behavioristen hinzugezählt werden, die es entweder nicht mit Kranken zu tun haben oder die die Psychiatrie nicht kennen). Der anklagende Verweis auf die ,,fehlenden Biomarker" ist ein bloßes Geschwätz, er taugt nicht zur Definition oder zum Ausschluss von Krankheit.

Peiresc

Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 18:00:28Für mich zeugt es von mangelnder Reife und intellektueller Arroganz, wenn man jede Kritik pauschal als ungerechtfertigt oder überflüssig abtut.

Eine Frage, die einfach zu beantworten sein sollte: Hattest Du jemals mit einem Psychosekranken im akuten Schub zu tun?

Endgegner

Zitat von: Peiresc am 11. April 2023, 21:24:58
Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 18:00:28Für mich zeugt es von mangelnder Reife und intellektueller Arroganz, wenn man jede Kritik pauschal als ungerechtfertigt oder überflüssig abtut.

Eine Frage, die einfach zu beantworten sein sollte: Hattest Du jemals mit einem Psychosekranken im akuten Schub zu tun?

Nö.
Einige Menschen mit Psychosen können in der Lage sein, ihre Erfahrungen und Symptome zu beschreiben und damit dazu beitragen, das Verständnis der Psychiatrie zu erweitern. Zudem gibt es auch verschiedene Methoden der psychologischen und psychotherapeutischen Behandlung, die darauf abzielen, dass Patienten ihre Symptome besser verstehen und damit besser umgehen lernen können.
Was Du hier bringst, ist ein Autoritätsargument, das behauptet die Psychiatrie wäre die einzige Fachdisziplin, in Bezug auf Diagnose und Behandlung von Psychosen.
Individuelle Erfahrungen von Patienten werden gleich mit ignoriert, sowie sozialwissenschaftliche und biologische Ansätze.

Diese Macht sollte die Gesellschaft der Psychiatrie nicht zugestehen, siehe z.B den Skandal um den Kinderpsychiater Winterhoff.


Peiresc

Kurz: nein. Nächste Frage: hattest Du jemals ein stinknormales Lehrbuch für Psychiatrie in der Hand?

Endgegner

Zitat von: Peiresc am 11. April 2023, 21:51:07Kurz: nein. Nächste Frage: hattest Du jemals ein stinknormales Lehrbuch für Psychiatrie in der Hand?

Auf Kritik scheinst Du nicht gern einzugehen? Lieber ganzen Wissenschaftsgebieten pauschal die Kompetenz absprechen, wa.  ;)

eLender

Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 18:33:51Gern erkläre ich es dir, allerdings solltest du aufhören, alles, was dir nicht passt, pauschal als 'postmodern' abzustempeln, ohne tatsächlich zu verstehen, was dieser Begriff bedeutet.
Nein danke, du würdest nur versuchen zu erklären, was DU darunter verstehst. Und das verstehst eh nur du. Rede doch einfach mit dir selbst, dann hast du jemanden, der dich versteht. Ich kann deinem Gerede überhaupt nichts ab, es ist wirr und ohne konkrete Bezüge. Dir kommen Dinge komisch und unerklärlich vor, das ist dein Problem. Und du benutzt dieses Forum nur dafür, das anderen mitzuteilen. Wir sind aber kein Selbsthilfeverein.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: Peiresc am 11. April 2023, 18:44:39Dieser Text mischt manches Richtige mit viel Falschem; ab in die Tonne. Ich greife nur mal heraus:
Das habe ich - auch ohne die Details der Entwicklung Psychiatrie zu kennen - auch schnell gemerkt. Spätestens mit Darwin hat sie sich verraten. Ist halt auch nur Sozialwiss, was soll man da erwarten. Immerhin hat sie die Antipsychiatrie richtig in den Postmodernismus eingeordnet, ist ja auch nicht schwierig. Das können Sozialwissenschaftler immerhin.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 22:21:10
Zitat von: Peiresc am 11. April 2023, 21:51:07Kurz: nein. Nächste Frage: hattest Du jemals ein stinknormales Lehrbuch für Psychiatrie in der Hand?

Auf Kritik scheinst Du nicht gern einzugehen? Lieber ganzen Wissenschaftsgebieten pauschal die Kompetenz absprechen, wa.  ;)

Also auch nicht. Hast Du mal ein Pflegepraktikum in einer psychiatrischen Klinik gemacht?

Endgegner

Zitat von: Peiresc am 11. April 2023, 22:45:10
Zitat von: Endgegner am 11. April 2023, 22:21:10
Zitat von: Peiresc am 11. April 2023, 21:51:07Kurz: nein. Nächste Frage: hattest Du jemals ein stinknormales Lehrbuch für Psychiatrie in der Hand?

Auf Kritik scheinst Du nicht gern einzugehen? Lieber ganzen Wissenschaftsgebieten pauschal die Kompetenz absprechen, wa.  ;)

Also auch nicht. Hast Du mal ein Pflegepraktikum in einer psychiatrischen Klinik gemacht?

Nein.
Ich war auch noch nie im Knast. Allerdings führen einem diese Einrichtungen in gewisser Hinsicht das Versagen der Gesellschaft vor Augen, was evtl. lehrreich sein könnte.