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Artikel 'Antipsychiatrie'

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Begonnen von Endgegner, 07. April 2023, 08:25:31

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Peiresc

Zitat von: zimtspinne am 07. April 2023, 17:37:38
Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 15:11:17Das ist ein gängiges Problem in der Medizin: Es ist z.b einfacher nachzuweisen, dass ein Medikament den Blutdruck senkt, als zu zeigen, dass dadurch weniger Menschen einen Herzinfarkt erleiden.
da hast du dir ja gerade einen guten Vergleich rausgesucht...
Nein, das ist völlig korrekt.

eLender

Der Wiki-Artikel ist lange nicht mehr bearbeitet worden (seit 2013) und es finden sich mittlerweile ganz gute Beiträge zum Thema (der WP-Artikel wird zu recht bemängelt, er stellt nur eine sehr einseitige Sicht dar).

https://www.psiram.com/de/index.php/Antipsychiatrie

Besser als WP fasst es Spektrum zusammen:

ZitatAntipsychiatrie, gegen die Ausgrenzung und Hospitalisierung psychisch Kranker gerichtete radikale Bewegung Ende der 60er Jahre, wie dies in der traditionellen Psychiatrie üblich war (und ist). Ausgangspunkt dieser vor allem von R. D. Laing, Cooper, Szasz und Foucault initiierten Bewegung gegen die Anstaltsverwahrung war die Sicht, daß die Umwelt, und hier vor allem die Familie, die Agenten der Entfremdung, und die Gesellschaft die Ursachen psychischer Erkrankung seien. "Mental illness" sei ein Mythos, eine satanische Erfindung inhumaner, verbrecherischjer Agenten der Gesellschaft, um mißliebige Mitglieder zu etikettieren und auszustoßen. Krank sei die Gesellschaft, nicht der einzelne Leidende. Der einzelne sei völlig durch die Gesellschaft determiniert. So begann in der Kingsley Hall in London das zum Scheitern verurteilte Experiment einer therapeutischen Gemeinschaft, wo Hilfesuchende und Helfer ohne professionellen Anspruch sich zusammentaten, an einem ein Ort, wo man sich "verlieren" und eine "Reise nach innen", "in den Schoß aller Dinge", durch den Wahnsinn antreten könne, um in eine neue Freiheit zurükzukehren. Aus der Vielzahl antipsychiatrischer Bewegungen entwickelte sich schließlich das Konzept der gemeindenahen Psychiatrie.
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/antipsychiatrie/1124

Ein grundsätzlicher Artikel aus der Zeit, der das Problem gut zusammenfasst. Ich zitiere nur selektiv:
ZitatSzasz hielt Geisteskrankheiten für eine Art modernen Aberglauben: Ursprünglich hätten psychiatrische Diagnosen als "sprachliche Abkürzung" gedient, um bestimmte problematische Verhaltensweisen zusammenzufassen. Doch inzwischen sähen Kliniker die Störungen selbst für die Ursache des Problems an – für Szasz ein fataler Denkfehler. "Statt die Aufmerksamkeit auf miteinander in Konflikt stehende menschliche Bedürfnisse, Bestrebungen und Werte zu lenken, liefert der Begriff der Geisteskrankheit ein amoralisches und unpersönliches 'Ding' (...) als Erklärung für Lebensprobleme", schrieb der Wissenschaftler 1960 im American Psychologist und legte nach: "Wir sollten uns daran erinnern, dass es vor noch gar nicht so langer Zeit Teufel und Hexen waren, die für die Probleme des menschlichen Zusammenlebens verantwortlich gemacht wurden."

Trotz seiner fundamentalen Kritik an der psychiatrischen Diagnostik sah sich Szasz selbst nie als Antipsychiater: Einen kritischen Augenarzt nenne man ja auch kaum "Antiaugenarzt", meinte er. Obwohl Szasz' kämpferische  Texte bei einem breiten Publikum Anklang fanden, fiel er bei vielen seiner Mitstreiter bald in Ungnade: Er war 1969 Mitbegründer der "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte" – einer Untergruppierung der Scientology-Sekte, welche die Psychiatriekritik für ihre ganz eigenen Zwecke instrumentalisierte und auch heute noch in einigen deutschen Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-01/antipsychiatrie-psychiatrien-psychologie-patienten/komplettansicht

Der Verweis auf Scientology ist gut begründet, das sind alles außerwissenschaftliche Ansätze, die nur noch von Fanatikern vertreten werden (aber historisch durchaus eine gewisse Rechtfertigung haben). Als wäre das alles so einfach einzuordnen. Wundert mich kaum, das das auch auf Foucault zurückgeht und Sozialisten von dem "Ansatz" hellauf begeistert waren.

ZitatDas SPK betrachtete die kapitalistische Leistungsgesellschaft als Ursache psychischer Leiden. "Es darf keine therapeutische Tat geben, die nicht zuvor klar und eindeutig als revolutionäre Tat ausgewiesen worden ist", forderte Huber. Folgerichtig lasen die Patienten in seinen "Einzel- und Gruppenagitationen" Texte von Hegel und Marx und schulten sich in revolutionärem Denken. Ein kleiner Kreis experimentierte gar mit Schusswaffen und selbst gebauter Sprengtechnik.

Ähnlichkeiten mit anderen Veranstaltungen sind rein zufällig ::)

ZitatSeit 2013 findet in Deutschland jährlich die Mad-Pride-Parade statt – unter dem Motto "behindert und verrückt feiern".

ZitatDie Antipsychiatrie befindet sich in einer paradoxen Lage: Zwar sind ihre Thesen inzwischen sogar bei Menschen populär, die von der Bewegung noch nie gehört haben. Gleichzeitig spielen ihre radikalen und teils ungeschickten Aktionen in der Öffentlichkeit aber kaum eine Rolle.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 08:25:31Bis jetzt, wurde keine biologische Basis für Störungen wie Schizophrenie...
Echt? Wie kann es dann sein, dass das - sehr gut belegt - eine hohe Erblichkeit hat? Es gibt mittlerweile jede Menge Daten zur genetischen Begründung dieser Erkrankung.

ZitatHunderte von Forschenden in 45 Ländern haben dafür die DNA von 76.755 Menschen mit Schizophrenie sowie von 243.649 Menschen ohne Schizophrenie analysiert. Dafür haben sie eine genomweite Assoziationsstudie durchgeführt. Eine solche untersucht die Genome – die DNA-Baupläne des menschlichen Körpers – von tausenden Personen in Hinblick auf ein spezifisches Merkmal, zum Beispiel eine Krankheit. Ziel ist es, Korrelationen abzuleiten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchten nach Abschnitten auf der DNA, die in Verbindung mit Schizophrenie stehen, also mit der Anfälligkeit für diese Erkrankung ,,assoziiert" sind. Sie fanden in 287 verschiedenen Regionen des Genoms genetische Assoziationen zur Schizophrenie. Vorherige Studien zeigten bislang 100 Regionen auf. Durch die Verwendung moderner Analysemethoden innerhalb dieser Regionen entdeckten sie dann 120 spezifische Gene, die wahrscheinlich zu der psychischen Störung beitragen.
https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/die_biologie_der_schizophrenie_besser_verstehen/

So funktioniert nun mal Forschung und Wissenschaft: es ist längst nicht alles ge- und erklärt, aber man bewegt sich in die richtige Richtung. Kein Mensch kann heute sagen, dass wir alle Krankheiten in den Griff bekommen, aber so zu tun, als wäre Medizin eine statische Veranstaltung, geht an der Realität vorbei.

Zitat,,Unsere Erkenntnisse könnten nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente dienen." Vor allem könnten Genvarianten, die zu veränderten Aktivitäten von Synapsen, die den Botenstoff Glutamat nutzen, oder von Calciumkanälen führen, als Biomarker für die künftige Diagnose von Schizophrenie dienen oder ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen ermöglichen.

Solche Assoziationen mit Genen, die im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle spielen, sind besonders wichtig für die Entwicklung künftiger Behandlungsstrategien. In der neuen Studie konnte auch der bereits bekannte Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Gen für das Typ-2 dopaminerge Rezeptor-Protein (DRD2) bestätigt werden. ,,Alle derzeit vorhandenen anti-psychotischen Medikamente wirken vermutlich dadurch, dass sie DRD2 blockieren", erklärt Bertram Müller-Myhsok. ,,Seitdem dieser Mechanismus vor über 60 Jahren entdeckt worden ist, sind keine weiteren wirksamen anti-psychotischen Medikamente mehr entwickelt worden, die auf andere Moleküle abzielen."

Der Stillstand in der Medikamentenentwicklung beruht also größtenteils darauf, dass die krankheitsverursachenden Mechanismen bisher noch unbekannt sind. Folglich wäre die Erforschung der eigentlichen Ursachen der Schizophrenie ein entscheidender Schritt hin zu einer Optimierung von Therapie und Behandlungsergebnis.
https://www.mpg.de/8316066/gene-schizophrenie
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Endgegner

Zitat von: eLender am 07. April 2023, 19:47:50
Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 08:25:31Bis jetzt, wurde keine biologische Basis für Störungen wie Schizophrenie...
Echt? Wie kann es dann sein, dass das - sehr gut belegt - eine hohe Erblichkeit hat? Es gibt mittlerweile jede Menge Daten zur genetischen Begründung dieser Erkrankung.

ZitatHunderte von Forschenden in 45 Ländern haben dafür die DNA von 76.755 Menschen mit Schizophrenie sowie von 243.649 Menschen ohne Schizophrenie analysiert. Dafür haben sie eine genomweite Assoziationsstudie durchgeführt. Eine solche untersucht die Genome – die DNA-Baupläne des menschlichen Körpers – von tausenden Personen in Hinblick auf ein spezifisches Merkmal, zum Beispiel eine Krankheit. Ziel ist es, Korrelationen abzuleiten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchten nach Abschnitten auf der DNA, die in Verbindung mit Schizophrenie stehen, also mit der Anfälligkeit für diese Erkrankung ,,assoziiert" sind. Sie fanden in 287 verschiedenen Regionen des Genoms genetische Assoziationen zur Schizophrenie. Vorherige Studien zeigten bislang 100 Regionen auf. Durch die Verwendung moderner Analysemethoden innerhalb dieser Regionen entdeckten sie dann 120 spezifische Gene, die wahrscheinlich zu der psychischen Störung beitragen.
https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/die_biologie_der_schizophrenie_besser_verstehen/

So funktioniert nun mal Forschung und Wissenschaft: es ist längst nicht alles ge- und erklärt, aber man bewegt sich in die richtige Richtung. Kein Mensch kann heute sagen, dass wir alle Krankheiten in den Griff bekommen, aber so zu tun, als wäre Medizin eine statische Veranstaltung, geht an der Realität vorbei.

Zitat,,Unsere Erkenntnisse könnten nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente dienen." Vor allem könnten Genvarianten, die zu veränderten Aktivitäten von Synapsen, die den Botenstoff Glutamat nutzen, oder von Calciumkanälen führen, als Biomarker für die künftige Diagnose von Schizophrenie dienen oder ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen ermöglichen.

Solche Assoziationen mit Genen, die im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle spielen, sind besonders wichtig für die Entwicklung künftiger Behandlungsstrategien. In der neuen Studie konnte auch der bereits bekannte Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Gen für das Typ-2 dopaminerge Rezeptor-Protein (DRD2) bestätigt werden. ,,Alle derzeit vorhandenen anti-psychotischen Medikamente wirken vermutlich dadurch, dass sie DRD2 blockieren", erklärt Bertram Müller-Myhsok. ,,Seitdem dieser Mechanismus vor über 60 Jahren entdeckt worden ist, sind keine weiteren wirksamen anti-psychotischen Medikamente mehr entwickelt worden, die auf andere Moleküle abzielen."

Der Stillstand in der Medikamentenentwicklung beruht also größtenteils darauf, dass die krankheitsverursachenden Mechanismen bisher noch unbekannt sind. Folglich wäre die Erforschung der eigentlichen Ursachen der Schizophrenie ein entscheidender Schritt hin zu einer Optimierung von Therapie und Behandlungsergebnis.
https://www.mpg.de/8316066/gene-schizophrenie

Ja, ist toll wenn das was wird.
Ansonsten isses halt nur weitere Geldverschwendung wie frühere Forschung dieser Art.

https://www.theatlantic.com/science/archive/2019/05/waste-1000-studies/589684/

Endgegner

Zitat von: eLender am 07. April 2023, 19:47:50
Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 08:25:31Bis jetzt, wurde keine biologische Basis für Störungen wie Schizophrenie...
Echt? Wie kann es dann sein, dass das - sehr gut belegt - eine hohe Erblichkeit hat? Es gibt mittlerweile jede Menge Daten zur genetischen Begründung dieser Erkrankung.

ZitatHunderte von Forschenden in 45 Ländern haben dafür die DNA von 76.755 Menschen mit Schizophrenie sowie von 243.649 Menschen ohne Schizophrenie analysiert. Dafür haben sie eine genomweite Assoziationsstudie durchgeführt. Eine solche untersucht die Genome – die DNA-Baupläne des menschlichen Körpers – von tausenden Personen in Hinblick auf ein spezifisches Merkmal, zum Beispiel eine Krankheit. Ziel ist es, Korrelationen abzuleiten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchten nach Abschnitten auf der DNA, die in Verbindung mit Schizophrenie stehen, also mit der Anfälligkeit für diese Erkrankung ,,assoziiert" sind. Sie fanden in 287 verschiedenen Regionen des Genoms genetische Assoziationen zur Schizophrenie. Vorherige Studien zeigten bislang 100 Regionen auf. Durch die Verwendung moderner Analysemethoden innerhalb dieser Regionen entdeckten sie dann 120 spezifische Gene, die wahrscheinlich zu der psychischen Störung beitragen.
https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/die_biologie_der_schizophrenie_besser_verstehen/

So funktioniert nun mal Forschung und Wissenschaft: es ist längst nicht alles ge- und erklärt, aber man bewegt sich in die richtige Richtung. Kein Mensch kann heute sagen, dass wir alle Krankheiten in den Griff bekommen, aber so zu tun, als wäre Medizin eine statische Veranstaltung, geht an der Realität vorbei.

Zitat,,Unsere Erkenntnisse könnten nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente dienen." Vor allem könnten Genvarianten, die zu veränderten Aktivitäten von Synapsen, die den Botenstoff Glutamat nutzen, oder von Calciumkanälen führen, als Biomarker für die künftige Diagnose von Schizophrenie dienen oder ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen ermöglichen.

Solche Assoziationen mit Genen, die im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle spielen, sind besonders wichtig für die Entwicklung künftiger Behandlungsstrategien. In der neuen Studie konnte auch der bereits bekannte Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Gen für das Typ-2 dopaminerge Rezeptor-Protein (DRD2) bestätigt werden. ,,Alle derzeit vorhandenen anti-psychotischen Medikamente wirken vermutlich dadurch, dass sie DRD2 blockieren", erklärt Bertram Müller-Myhsok. ,,Seitdem dieser Mechanismus vor über 60 Jahren entdeckt worden ist, sind keine weiteren wirksamen anti-psychotischen Medikamente mehr entwickelt worden, die auf andere Moleküle abzielen."

Der Stillstand in der Medikamentenentwicklung beruht also größtenteils darauf, dass die krankheitsverursachenden Mechanismen bisher noch unbekannt sind. Folglich wäre die Erforschung der eigentlichen Ursachen der Schizophrenie ein entscheidender Schritt hin zu einer Optimierung von Therapie und Behandlungsergebnis.
https://www.mpg.de/8316066/gene-schizophrenie

Szasz und die Sozialisten haben in gewisser Weise recht. Wenn man psychische "Krankheiten" im evolutionären Kontext betrachtet, erkennt man eine Diskrepanz zwischen der modernen Welt und dem evolutionären Erbe des Menschen. Dies zeigt sich auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise der zunehmenden Fettleibigkeit in großen Teilen der Bevölkerung. Früher hätte Fettleibigkeit vermutlich einen Überlebensvorteil geboten, jedoch wird sie heutzutage als Krankheit eingestuft.

Ob nun unbedingt der Sozialismus uns das Heil bringt, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Peiresc

Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 20:55:20Ansonsten isses halt nur weitere Geldverschwendung wie frühere Forschung dieser Art.

https://www.theatlantic.com/science/archive/2019/05/waste-1000-studies/589684/

Mir fällt auf, dass Du gelegentlich Links bringst, die etwas zum Thema beitragen könnten, aber erfahren werden wir das nie, weil der Volltext nicht verfügbar ist. Es ensteht der Verdacht, dass Du selber nicht mehr als die Abstracts oder Überschriften kennst. Was sind denn die "nonexistent foundations", auf die sich Yong beruft? Und gesetzt den Fall, er hätte Recht: ist es nicht reichlich billig, hinterher zu sagen, "ich hab's ja gleich gewusst"?

Peiresc

Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 21:45:50Szasz und die Sozialisten haben in gewisser Weise recht.
Vergiss es.

Zitat von: Peiresc am 22. Januar 2018, 07:27:38Abschließend noch zum antipsychiatrischen Scheiß:
ZitatDer Schutz von Freiheit und Eigentum vor all jenen, die diese Werte mißachten oder zerstören, sollte die Aufgabe von Richtern, Strafkammern und Gefängniswärtern, nicht von Psychiatern, Psychologen und Sozialarbeitern sein.
- Thomas Szasz, Grausames Mitleid, S. 292

Endgegner

Zitat von: Peiresc am 07. April 2023, 21:46:01
Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 20:55:20Ansonsten isses halt nur weitere Geldverschwendung wie frühere Forschung dieser Art.

https://www.theatlantic.com/science/archive/2019/05/waste-1000-studies/589684/

Mir fällt auf, dass Du gelegentlich Links bringst, die etwas zum Thema beitragen könnten, aber erfahren werden wir das nie, weil der Volltext nicht verfügbar ist. Es ensteht der Verdacht, dass Du selber nicht mehr als die Abstracts oder Überschriften kennst. Was sind denn die "nonexistent foundations", auf die sich Yong beruft? Und gesetzt den Fall, er hätte Recht: ist es nicht reichlich billig, hinterher zu sagen, "ich hab's ja gleich gewusst"?


Wikipedia fasst die Debatte schön zusammen.

https://en.wikipedia.org/wiki/5-HTTLPR

eLender

Zitat von: Peiresc am 07. April 2023, 21:46:01weil der Volltext nicht verfügbar ist
Bittschön:

https://12ft.io/proxy?q=https%3A%2F%2Fwww.theatlantic.com%2Fscience%2Farchive%2F2019%2F05%2Fwaste-1000-studies%2F589684%2F

Und man muss schon den ganzen Text lesen, um das überhaupt einordnen zu können. Das ist eine Position, die nicht in der Form sicher nicht mehrheitsfähig ist. Es ist aber auch ein Beispiel, wie Forschung und Wissenschaft funktionieren. Man kann immer einem falschen Ansatz hinterherlaufen (ja, auch weil er vll. zu vielversprechedn klingt oder weil er gerade in "Mode" ist). Aber ganz so einfach ist es nicht. Auch ein "Mißerfolg" bzw. eine Nicht-Bestätigung ist ein Fortschritt: man weiß jetzt, dass der Zusammenhang nicht so einfach sein kann. Und man lernt weiter hinzu: man muss sich halt nur fragen, warum das so ist. Und es ist nicht so, dass das niemand tut. Ich zitieren mal aus dem Atlantic:

ZitatNor, he says, should his work be taken to mean that genes don't affect depression. They do, and with newer, bigger studies, researchers are finally working out which ones do. If anything, the sordid history of the candidate-gene approach propelled the development of better methods. "I feel like the field of psychiatric genetics felt really burned coming out of the candidate-gene era, and took strides to make sure it won't happen again." That includes sharing data openly, and setting standards for how large and powerful studies need to be.

Dorothy Bishop of the University of Oxford argues that institutions and funders that supported candidate-gene work in depression should also be asking themselves some hard questions. "They need to recognize that even those who think they are elite are not immune to poor reproducibility, which leads to a huge amount of waste," she says.

"We have got to set up a system, or develop a culture, that rewards people for actually trying to do it right," adds Keller. "Those who don't learn from the past are doomed to repeat it."

Wir irren uns empor, aber wer keine Fehler macht, kann auch nicht lernen. Dabei ist es auch nicht so, dass man total daneben liegt, die Forschung geht weiter, auch die methodischen Ansätze werden komplexer (der Artikel ist von 2019, die Entwicklung bleibt nicht stehen). In 2021 scheint man den Ansatz nicht verworfen zu haben, man sieht das nur etwas differenzierter (der erste Hinweis stammt aus 1996, in der Genomforschung ist das Steinzeit). Man kann mittlerweile auch epigenetische Einflüsse untersuchen.

ZitatTaken together, we provide further evidence that age at depression onset is associated with SLEs, personality and depression severity. However, we found no associations between age at onset and SLC6A4 methylation. The joint investigation of variables originating in biology, psychology and psychiatry could make an important contribution to understanding the development of depressive disorders by elucidating potential subtypes of depression.
https://bmcpsychiatry.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12888-021-03166-6
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 21:45:50Früher hätte Fettleibigkeit vermutlich einen Überlebensvorteil geboten, jedoch wird sie heutzutage als Krankheit eingestuft.
Nö, das ist heute noch das gleiche. Es gab nur damals keine so hohe Verfügbarkeit an kalorienreichen Lebensmitteln. Adipositas wäre auch in der Steinzeit ein Problem gewesen, nix Überlebensvorteil. Du machst es dir zu einfach, das sind gedankliche Kurzschlüsse, die nur aussehen wie Argumente.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Endgegner

Zitat von: eLender am 07. April 2023, 22:11:36
Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 21:45:50Früher hätte Fettleibigkeit vermutlich einen Überlebensvorteil geboten, jedoch wird sie heutzutage als Krankheit eingestuft.
Nö, das ist heute noch das gleiche. Es gab nur damals keine so hohe Verfügbarkeit an kalorienreichen Lebensmitteln. Adipositas wäre auch in der Steinzeit ein Problem gewesen, nix Überlebensvorteil. Du machst es dir zu einfach, das sind gedankliche Kurzschlüsse, die nur aussehen wie Argumente.

Der biologische Mechanismus zur Fetteinlagerung dient natürlich dazu, Hungerperioden zu überstehen. Ich rede auch nicht von Adipositas sondern von Fettleibigkeit.

eLender

Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 22:26:09Ich rede auch nicht von Adipositas sondern von Fettleibigkeit.
Ich korrigiere: "Ich rede auch nicht von Fettleibigkeit sondern von Fettleibigkeit." :crazy
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: eLender am 07. April 2023, 22:06:02Bittschön:
Thx. Aber das sind Scheinargumente. Mit der Frage, ob unser Antipsychiatrie-Artikel richtig ist, hat das nix zu tun. Er mag alt sein, aber ich sehe auch keine grundsätzlich neuen Entwicklungen.

Laing ist ein esoterischer Spinner, und Szasz ein Menschenfeind.

ZitatAngelockt zum Lesen und Besprechen dieses Buches [Thomas Szasz' »Grausames Mitleid«] wurde ich von dem in seiner Widersprüchlichkeit so wunderbar stimmigen Titel und von einem Autor, der – ebenso widersprüchlich und konsequent – seit Jahrzehnten die Antipsychiatrie mit fundierten Theorien versorgt, gleichzeitig aber niemanden unflätiger beschimpft als die legendären linken Vertreter eben dieser Bewegung, Laing und Cooper.

Abgestoßen hat mich bei der Lektüre von Seite zu Seite mehr das grausame Desinteresse an den »Unproduktiven«, die tiefe Verachtung, die badness (Schlechtigkeit) mit madness (Verrücktheit) gleichsetzt, und die brutale Konsequenz einer von allem Sozialen bereinigten purkapitalistischen Weltanschauung. In bezug auf die Psychiatrie basiert diese auf den »bekannten Grundtatsachen der Existenz, nämlich, dass manche Menschen arbeiten und andere nicht und dass das Geschäft der Psychiatrie darin besteht, Armenfürsorge (getarnt als medizinische Versorgung) an erwachsenen Abhängigen zu betreiben (deren Faulheit und Zügellosigkeit sich als Krankheit tarnt)«.
http://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/recht/szasz-rez.htm

eLender

Zitat von: Peiresc am 07. April 2023, 22:33:28Mit der Frage, ob unser Antipsychiatrie-Artikel richtig ist, hat das nix zu tun
So ist es, es sind Nebelkerzen. Unser Artikel ist solide, er könnte nur etwas ausgebaut und aktualisiert werden. Mögen die Autoren die Hinweise verwursten ;)
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Zitat von: Endgegner am 07. April 2023, 22:26:09Ich rede auch nicht von Adipositas sondern von Fettleibigkeit.
:rofl2