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Plastikmüll - und jetzt?

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Begonnen von Typee, 06. Januar 2018, 21:51:11

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Typee

Drama, Leute, Drama:

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu-plastikmuell-101.html

Einfache Lösung: aufhören mit dem Aussortieren und einfach verbrennen. Das erspart den Müllverbrennungsanlagen eine Menge an Koks und Kohlenstaub zum Anheizen, und natürlich auch den Import von Holzpellets aus Kanada für den gleichen Zweck. Nota bene: das ist kein Witz. Der häusliche Restmüll ist durch die Sortiererei inzwischen so unbrennbar geworden, dass man ihm künstlich einheizen muss. Rechnet man den ersparten Treibstoffverbrauch für den absurden Transport leerer Joghurtbecher um die halbe Welt mit, könnte für die Ökobilanz ein schöner Erfolg daraus werden.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Sauropode

Damit wäre das ganze System der Mülltrennung für die Katz. Teilweise wird Plastikmüll auch hier geshreddert und als ,,Ersatzbrennstoff" verheizt.

Es dürfte auch weniger Fleecejacken und —pullover geben, denn die Einwegpfandflaschen wurden in China in solche umverarbeitet.

Typee

Jedenfalls das Geschäftsmodell des DSD steht auf der Kippe. Ansonsten:

Mülltrennung ist ja hinsichtlich bestimmter Stoffgruppen gar nicht dumm. Batterien, Halbleiter- und anderes Elektromaterial, Glas und regional auch Weißblech gehen sowieso andere Wege; Bauschutt, Holz, Papier ebenfalls. In die Lücke, die chinesische Lieferanten für Fleecetextil und Kunststoffgranulat zurücklassen, werden im Rahmen der üblichen Nachfrage andere Anbieter stoßen, und der nicht absetzbare Rest hilft, den Hausmüll abzufackeln. Dann wird der Fleecepulli bei KiK eben einen halben Euro teurer und der Anschaffungspreis für einen neuen Joghurtbecher um einen Cent. Gegen die Mehrkosten eines europäischen Standorts sind allemal die Frachtraten nach China zu verrechnen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

RainerO

Dass das getrennte Sammeln von Platikmüll nur bedingt sinnvoll ist, ist ja nichts Neues.
Wien z.B. sammelt nur mehr PET-Flaschen getrennt, das restliche Plastik kommt in den
Restmüll. Hauptgrund dürfte auch hier die Brennbarkeit des Restmülls sein.

Sauropode

Möglicherweise werden die PET-Flaschen aus Wien auch nach China geschippert?

ZitatJedenfalls das Geschäftsmodell des DSD steht auf der Kippe.

Eigentlich war das System nicht dazu gedacht, den Plastikmüll nach China zu schaffen. Dass auf dem Seeweg manches verloren geht, ist klar. Da wundert es nicht, dass die Meere vermüllen.

Habra

Plastikabfälle wurden (oder werden) nach China verkauft. Man erzielte Geld für die Plastikabfälle. Das (vermutlich vorgeschobene) Problem ist allerdings der Verschmutzungsgrad mancher Ware. Dagegen ist die Sortenreinheit der gelieferten Kunststoffe (Folienabfälle, Polyamide, PET etc.) eigentlich recht gut. Ich gehe davon aus, dass der Import für einige Zeit verboten wird, so dass die Verkaufspreise wieder fallen und dann langsam der Import wieder aufgenommen wird. Spätestens dann, wenn andere Länder feststellen werden, dass sich das Geschäft lohnen könnte. Es hängen zuviele Arbeitsplätze (gut, für die chinesische Führung irrelevant) und zu hohe Verluste (für manchen chinesischen Funktionär wegen des Nebenverdienstes sehr relevant) am Importverbot, nicht nur für Kunststoff, auch für Altpapier, Alttextilien, Schrotte etc.

Denn immerhin ist es billiger (eigentlich pervers) Menschen z.B. PET-Abfälle farblich sortieren zu lassen als Maschinen.

Übrigens werden sich die Verwender von Ersatzbrennstoffen aus Kunststoffen (Zementwerke, Heizwerke etc.) in Europa freuen, für Ersatzbrennstoffe kann jetzt mehr verlangt werden. Und ein Großteil wird auch wieder in MVAs landen, wo etwas zusätzlicher Heizwert benötigt wird.

Übrigens ist der Transport nach China der geringste Kostenaufwand. Ich gehe mal davon aus, dass der Transport ab Seehafen unter € 15,00/t kosten wird.

RainerO

Zitat von: Sauropode am 07. Januar 2018, 16:00:32
Möglicherweise werden die PET-Flaschen aus Wien auch nach China geschippert? ...
Nein, die werden in Wien von der MA48 im berühmten Rinterzelt sortiert und aufbereitet und
dann an (österreichische) Recyclingberiebe übergeben, die daraus wieder PET-Flaschen machen.

Sauropode

Zitat von: RainerO am 07. Januar 2018, 18:25:23
Zitat von: Sauropode am 07. Januar 2018, 16:00:32
Möglicherweise werden die PET-Flaschen aus Wien auch nach China geschippert? ...
Nein, die werden in Wien von der MA48 im berühmten Rinterzelt sortiert und aufbereitet und
dann an (österreichische) Recyclingberiebe übergeben, die daraus wieder PET-Flaschen machen.

So, wie es eigentlich gedacht war.

Schwuppdiwupp

Die "Plastifizierung" der Welt ist leider ein echtes Drama. :'(

Habe ich sehr schön in Marokko (wo die Plastiktüten durch den Wind bis weit in die Sahara getragen werden) und in Indonesien gesehen, wo der Plastikmüll z. B. die Bucht von Jakarta derart vermüllt, dass man über eine Stunde mit dem Schnellboot rausfahren muss, um nicht im Müll zu schnorcheln. :wut
Ach, was weiß denn ich ...

Yadgar

Hi(gh)!

Zitat von: Habra am 07. Januar 2018, 16:36:57
Denn immerhin ist es billiger (eigentlich pervers) Menschen z.B. PET-Abfälle farblich sortieren zu lassen als Maschinen.

...aber die Hartzer brauchen doch Aaabeit! Aaabeit, Aaabeit, Aaabeit, sonst kommen sie womöglich noch auf dumme Gedanken! Und für die Sozialpsychobetüddelungsindustrie ist das auch besser, wenn man massenhaft Leute Löcher ausheben und wieder zuschütten lässt!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
ENTEIGNET SPRINGER!

PeterPan

Ich sehe da wieder ein Hauch von Doppelmoral. Der Deutsche sortiert und hält alles sauber. Doch plötzlich erfährt man das ein Teil ins Ausland verkauft wird. Hieß es nicht wir nehmen den Müll aus Italien und verwerten/brennen den hier. Deutschland ist Recycling-Weltmeister.

Sauropode

Ich halte das für eine besonders perfide Form des Neokolonialismus. Es ist ja nicht nur der Plastikmüll, der nach China geht. Wir entsorgen auch tonnenweise Elektronikschrott, Alttextilien und andres Zeug nach Afrika und wer weiß, was noch alles. Aber wehe, ein Körnchen Feinstaub wagt es, hier herumzuschweben.

Habra

Zitat von: Sauropode am 12. Januar 2018, 10:39:45
Ich halte das für eine besonders perfide Form des Neokolonialismus. Es ist ja nicht nur der Plastikmüll, der nach China geht. Wir entsorgen auch tonnenweise Elektronikschrott, Alttextilien und andres Zeug nach Afrika und wer weiß, was noch alles. Aber wehe, ein Körnchen Feinstaub wagt es, hier herumzuschweben.

Der Plastikabfall (sofern einigermaßen sortenrein) wurde nicht gegen Bezahlung nach China geliefert, sondern der Abnehmer in China zahlt für den Kunststoff. Und da Arbeitskräfte in China billig und leider ohne Schutz sind, kann der Kunststoff noch händisch sortenrein nachsortiert werden.

Zitat von: Yadgar am 11. Januar 2018, 16:11:58
Hi(gh)!

...aber die Hartzer brauchen doch Aaabeit! Aaabeit, Aaabeit, Aaabeit, sonst kommen sie womöglich noch auf dumme Gedanken! Und für die Sozialpsychobetüddelungsindustrie ist das auch besser, wenn man massenhaft Leute Löcher ausheben und wieder zuschütten lässt!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Selbst sogenannte Eineurojobber wären für diese Arbeit viel teurer als die chinesischen Arbeitskräfte.  :schlaeger

Und zu den Exporten nach Afrika: Alttextilien aus Deutschland müssen (für die Sammelunternehmen: leider) in Deutschland sortiert werden (ins OECD-Ausland müssen diese ansonsten als Abfall mit hohen Kosten und zusätzlichen Bürgschaften notifiziert werden), nur sortierte Ware darf zur Weiterverwendung (also nicht als Abfall) nach Afrika versandt werden. Elektroschrott ist ebenfalls ein Problem: der darf nur zur Weiterverwendung (gegebenenfalls nach Reparatur) exportiert werden (aber es gibt zu wenig Kontrollen), richtige Recycler in Europa verarbeiten Elektroschrott in Europa, da wo auch viele Metalle zurückgewonnen werden und auch ein Markt für die Kunststoffe aus E-Schrott besteht. Altreifen werden ebenfalls nicht als Abfall exportiert, sondern zur Weiterverwendung. Auch hier fehlt es an Kontrollen durch sachkundige Behörden.

Und selbst Exporte von sogenannten Schlachtabfällen (Hühnerfüße [asiatische Länder], Schweinsfüße [Frankreich!] und was weiß ich noch) in tiefgefrorener Form werden in den Empfangsländern durchaus als Spezialität gewünscht. Allerdings sind Exporte von Hähnchenteilen in Länder ohne funktionierende Kühlkette meiner Ansicht nach nicht erlaubnisfähig.

Sauropode

Gerade der Export billiger Ware, eigentlich sind es ja Abfälle, nach Afrika führt vor Ort dazu, dass die lokalen Erzeuger das Nachsehen haben.

Habra

Zitat von: Sauropode am 12. Januar 2018, 20:25:36
Gerade der Export billiger Ware, eigentlich sind es ja Abfälle, nach Afrika führt vor Ort dazu, dass die lokalen Erzeuger das Nachsehen haben.

Bei diesen Exporten sollte auch meiner Meinung viel restriktiver kontrolliert werden. Aber es fehlt halt das qualifizierte Personal, die die Exporte überwachen. (Die Jungmitarbeiter in den Regierungspräsidien beschäftigen lieber Entsorgungsbetriebe mit der Einholung diverser Abfallstatistiken und ewigen Rückfragen wegen Jahresgewichtsdifferenzen zwischen In- und Output im Bereich von wenigen hundert Kilogramm.)  :wut

Und 95% der Abfallmakler fallen bei mir in die Kategorie, in die ich Heilpraktiker, Unternehmensberater und andere wenig qualifizierte Abzocker verorte.  $)