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Erhöhte Jod-131-Werte

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Begonnen von ZKLP, 12. März 2017, 15:45:40

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ZKLP

Neulich ging durch die Medien, dass in Europa erhöhte Jod-131-Werte gemessen wurden, z.B.:
https://www.welt.de/vermischtes/article162280594/Radioaktivitaet-ueber-Europa-woher-kommt-das-Jod-131.html
Zitat,,Eine mögliche Quelle ist zurzeit nicht bekannt", sagte ein Sprecherin des BfS der ,,Welt". Unklar sei auch, ob es eine oder mehrere Quellen gebe. Das Bundesamt schätze diese erhöhten Werte für Deutschland aber nicht als ungewöhnlich ein. Bei stabilen Wetterlagen mit wenig Wind beobachte man dies häufiger. ,,Einen Unfall können wir ausschließen", sagte sie. Woher die ionisierende Strahlung komme, lasse sich nicht rekonstruieren.

Das war damals schon ein Thema bei den VTlern, vor allem weil "ganz zufällig" zu der Zeit die USA ein Messflugzeug nach Europa geschickt haben soll.

Ich habe das damals nicht weiter verfolgt.
Jetzt übernehmen aber diverse C-Medien in recht alarmistischer/trutherischer Weise die Interpretation einer norwegischen NGO, z.B.:

https://www.heise.de/tp/features/Beinaheunfall-in-Norwegen-3648067.html
ZitatAm 3. März veröffentlichte die norwegische NGO Bellona einen Bericht über einen Störfall im Forschungsreaktor Halden nahe der Grenze zu Schweden. Er ereignete sich bereits am 24. Oktober 2016, wurde von einer Handvoll englischsprachiger Medien gemeldet und alsbald wieder vergessen.

[...]

Bellona klärt nun darüber auf, dass dieser Störfall ziemlich bedenklich gewesen sei. Er habe sich beim Hantieren des Personals mit beschädigten Brennelementen ereignet. Über das Belüftungssystem dieses in einer Bergkammer errichteten, unterirdischen Forschungsreaktors sei Radioaktivität freigesetzt worden. Am nächsten Tag habe die norwegische Atomaufsicht verfügt, die Abgabe in die Außenluft zu sperren. Dadurch hätten sich weitere ernsthafte Probleme an dem Reaktor ergeben, nämlich eine Unterbrechung der Kühlwasser-Zirkulation, Temperaturfluktuationen und ein Ansteigen des Neutronenflusses im Core mit der Gefahr einer Bildung von Wasserstoffblasen.

[...]

Angesichts dieser "sehr speziellen Situation" habe die Atomaufsicht dann doch eingewilligt, das Belüftungssystem wieder einzuschalten, auch wenn dadurch weiter Radioaktivität in die Umwelt geblasen wurde. Damit dürfte auch das Geheimnis der Strahlenwolke gelüftet und ihre Herkunft gefunden worden sein.

http://www.oekonews.at/?mdoc_id=1112909
ZitatEs bedeutete, dass das IFE Temperaturschwankungen im Reaktorgefäß entdeckt hatte, was auf einen erhöhten Neutronenfluss im Kern hindeutet und damit die Gefahr der Wasserstoffbildung. Bellona merkt dazu an, dass es eine Wasserstoffbildung im Reaktorkern war, die im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushimazu einer Reihe von Explosionen führte.
[...]
Europa hat anscheinend nochmals Glück gehabt. Weitere größere, darunter auch entsprechend ältere Reaktoren sind in Europa noch immer am Laufen. Ein schockierendes Wissen.


Hat sich damit wer näher befasst? Kommt mir ein wenig komisch vor, dass das Iod-131, das ein Forschungsreaktor im Oktober ausgeblasen haben soll, erst im Januar gemessen wurde. Und dann noch einmal anderthalb Monate vergehen, bis die Ursache öffentlich bekannt wird. Halbwertszeit von Jod-131 ist übrigens 8 Tage.  :skeptisch:


Groucho

Zitat von: ZKLP am 12. März 2017, 15:45:40
Hat sich damit wer näher befasst?

Nein, weil:

Zitat
Kommt mir ein wenig komisch vor, dass das Iod-131, das ein Forschungsreaktor im Oktober ausgeblasen haben soll, erst im Januar gemessen wurde. Und dann noch einmal anderthalb Monate vergehen, bis die Ursache öffentlich bekannt wird. Halbwertszeit von Jod-131 ist übrigens 8 Tage:skeptisch:

genau deswegen.

Gamma

Weil es vergleichsweise schnell zerfällt, ist die Frage nach Herkunft und Ursache uninteressant? Das verstehe, wer will.

Peiresc

Zitat von: Gamma am 13. März 2017, 07:53:24
Weil es vergleichsweise schnell zerfällt, ist die Frage nach Herkunft und Ursache uninteressant? Das verstehe, wer will.

Was meinst Du mit "interessant"? Dass der WELT-Artikel nur dazu da ist, die Bevölkerung nicht zu beunruhigen/die Atomindustrie zu decken?
Zitat,,Eine mögliche Quelle ist zurzeit nicht bekannt", sagte ein Sprecherin des BfS der ,,Welt". Unklar sei auch, ob es eine oder mehrere Quellen gebe. Das Bundesamt schätze diese erhöhten Werte für Deutschland aber nicht als ungewöhnlich ein. Bei stabilen Wetterlagen mit wenig Wind beobachte man dies häufiger. ,,Einen Unfall können wir ausschließen", sagte sie. Woher die ionisierende Strahlung komme, lasse sich nicht rekonstruieren.
[...]
Die Situation erinnert an einen Fall vor knapp fünf Jahren. Auch damals war über Europa, zunächst in Tschechien, ein leicht erhöhter Wert von Jod-131 gemessen worden. Letztlich soll das Pharmaunternehmen Institute of Isotopes in Budapest dafür verantwortlich gewesen sein. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte damals bestätigt, dass bei dem Hersteller von nuklearmedizinischen Substanzen Jod-131 freigesetzt worden sei, das zur Schilddrüsenbehandlung hergestellt wurde.

Gamma

Nein, Spekulationen über den Zweck von Welt-Artikeln meine ich nicht, sondern physikalische Neugier. Da ist ein meßbares Phänomen, und ich wäre auf die Ursache neugierig. Wenn mittels Meßwerten und Wetterdaten nicht die Trajektorie des Jods zurückgerechnet werden und so der Ursprung eingegrenzt werden kann, finde ich das ein bißchen enttäuschend. Dann sollte man die Überwachungssysteme verbessern.

Groucho

Zitat von: Gamma am 13. März 2017, 12:20:37
Nein, Spekulationen über den Zweck von Welt-Artikeln meine ich nicht, sondern physikalische Neugier. Da ist ein meßbares Phänomen, und ich wäre auf die Ursache neugierig. Wenn mittels Meßwerten und Wetterdaten nicht die Trajektorie des Jods zurückgerechnet werden und so der Ursprung eingegrenzt werden kann, finde ich das ein bißchen enttäuschend. Dann sollte man die Überwachungssysteme verbessern.

Ich habe mich damit wie gesagt, nicht damit befasst. Gibt es irgendwo die Originaldaten? Wie groß sind die Abweichungen? Sind die überhaupt bemerkenswert? Oder sind die Überwachungssysteme nicht vielleicht bereits so gut, dass sonst sowas gar nicht auffällig wäre?

Gamma

Manche Meßdaten sind auch öffentlich abrufbar. Z.B. in http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/selector/index.xhtml siehst Du die Spitze, um die es geht, am 5. Januar. Von größerem Nutzen wäre eine geografische Übersicht vieler Meßstellen mit Zeitpunkt und Stärke des zugehörigen Ereignisses. Ich weiß nicht, ob und wo es so was (öffentlich zugänglich) gibt.

C12

Zitat von: Gamma am 13. März 2017, 14:06:17
Von größerem Nutzen wäre eine geografische Übersicht vieler Meßstellen mit Zeitpunkt und Stärke des zugehörigen Ereignisses. Ich weiß nicht, ob und wo es so was (öffentlich zugänglich) gibt.
http://www.imis.bfs.de/geozg

ZKLP


Gamma

Sorry, ich hatte mich auf eine andere Meßstelle (Bremgarten) bezogen. Wir sehen, wie wichtig es ist, hier auf mehr Daten zu schauen.

Wenn das, was man in Bremgarten an 5.1. sieht, in Karlsruhe gar nicht auftaucht, auch nicht ein paar Tage vorher oder nachher, muß es eine lokale Ursache haben. Ich frage mich auch, wie die enorme Bandbreite z.B. in Karlsruhe von etwa 2.0 bis 4.0 zustandekommt und was die Maxima im Februar hervorgebracht hat. Es gibt doch bestimmt jemanden an der LUBW, der sich der Deutung dieser Meßwerte liefert. Das stelle ich mir als eine interessante Detektivarbeit vor.

Gamma

Zitat von: C12 am 13. März 2017, 16:56:46
Zitat von: Gamma am 13. März 2017, 14:06:17
Von größerem Nutzen wäre eine geografische Übersicht vieler Meßstellen mit Zeitpunkt und Stärke des zugehörigen Ereignisses. Ich weiß nicht, ob und wo es so was (öffentlich zugänglich) gibt.
http://www.imis.bfs.de/geozg
Danke, so was habe ich mir vorgestellt, das ist schon ziemlich gut. Jetzt noch ein Schieberegler für die Zeit und die Möglichkeit, das als Film auszugeben.

Omikronn

Zitat von: Gamma am 14. März 2017, 09:45:41
Sorry, ich hatte mich auf eine andere Meßstelle (Bremgarten) bezogen. Wir sehen, wie wichtig es ist, hier auf mehr Daten zu schauen.

Wenn das, was man in Bremgarten an 5.1. sieht, in Karlsruhe gar nicht auftaucht, auch nicht ein paar Tage vorher oder nachher, muß es eine lokale Ursache haben. Ich frage mich auch, wie die enorme Bandbreite z.B. in Karlsruhe von etwa 2.0 bis 4.0 zustandekommt und was die Maxima im Februar hervorgebracht hat. Es gibt doch bestimmt jemanden an der LUBW, der sich der Deutung dieser Meßwerte liefert. Das stelle ich mir als eine interessante Detektivarbeit vor.
Hmmm, bist du dir sicher dass das nicht einfach nur eine Art Artefakt ist das du siehst ?, oder etwas das nur in dieser Tabelle und in dieser Ansicht so aussieht? Bei den Daten die ich abrufen kann ist jedenfalls nichts auffälliges zu sehen...

Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Groucho

Zitat von: Gamma am 14. März 2017, 09:45:41
Sorry, ich hatte mich auf eine andere Meßstelle (Bremgarten) bezogen. Wir sehen, wie wichtig es ist, hier auf mehr Daten zu schauen.

Wenn das, was man in Bremgarten an 5.1. sieht, in Karlsruhe gar nicht auftaucht, auch nicht ein paar Tage vorher oder nachher, muß es eine lokale Ursache haben. Ich frage mich auch, wie die enorme Bandbreite z.B. in Karlsruhe von etwa 2.0 bis 4.0 zustandekommt und was die Maxima im Februar hervorgebracht hat. Es gibt doch bestimmt jemanden an der LUBW, der sich der Deutung dieser Meßwerte liefert. Das stelle ich mir als eine interessante Detektivarbeit vor.

Hm. ich vermute (ohne größere Ahnung), dass Omikronn recht hat, und das halt streut. Und dann ist das wie bei Wasserpegeln: Ab einem bestimmten Wert wird das meldepflichtig und schwupps wird es gibt es eine öffentliche Wahnehmung, ohne, dass das irgendwie besonders gefährlich wäre. Im Gegensatz zum Wasserstand geht es aber um "Atom", damit lässt sich eine Schlagzeile konstruieren. So stelle ich mir das gerade vor.

Omikronn

Zitat von: Groucho am 14. März 2017, 12:10:50
Zitat von: Gamma am 14. März 2017, 09:45:41
Sorry, ich hatte mich auf eine andere Meßstelle (Bremgarten) bezogen. Wir sehen, wie wichtig es ist, hier auf mehr Daten zu schauen.

Wenn das, was man in Bremgarten an 5.1. sieht, in Karlsruhe gar nicht auftaucht, auch nicht ein paar Tage vorher oder nachher, muß es eine lokale Ursache haben. Ich frage mich auch, wie die enorme Bandbreite z.B. in Karlsruhe von etwa 2.0 bis 4.0 zustandekommt und was die Maxima im Februar hervorgebracht hat. Es gibt doch bestimmt jemanden an der LUBW, der sich der Deutung dieser Meßwerte liefert. Das stelle ich mir als eine interessante Detektivarbeit vor.

Hm. ich vermute (ohne größere Ahnung), dass Omikronn recht hat, und das halt streut. Und dann ist das wie bei Wasserpegeln: Ab einem bestimmten Wert wird das meldepflichtig und schwupps wird es gibt es eine öffentliche Wahnehmung, ohne, dass das irgendwie besonders gefährlich wäre. Im Gegensatz zum Wasserstand geht es aber um "Atom", damit lässt sich eine Schlagzeile konstruieren. So stelle ich mir das gerade vor.
+1, Zwei Dumme, ein Gedanke  ;D  ;D
Groucho hat gerade ziemlich schön Formuliert was mir bei dieser Geschichte durch den Kopf ging.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Typee

ZitatSo stelle ich mir das gerade vor.

Klingt plausibel. Und es erinnert mich an etwas ganz anderes.

Es gibt einen uralten Streit, wie man die Oberflächenqualität von Spiegeln angeben sollte. Es konkurrieren unter anderem die Kriterien P-V (peak to valley) und RMS (root mean square). Der P-V-Wert gibt an, wie groß der Abstand der höchsten Erhebung von der tiefsten Senke der Spiegeloberfläche ist. Der RMS-Wert ist des quadratische Mittel aller Abweichungen auf einer einigermaßen repräsentativen Fläche. Das interessante, auch im Zusammenhang hier, ist folgendes: Ein Spiegel kann einen verheerend schlechten P-V haben und trotzdem hervorragend abbilden, wenn die Ausreißer über einer sonst glatten Oberfläche nicht zahlreich sind. Besser jedenfalls, als ein insgesamt rauer Spiegel, der mit seinen gemittelten Sägezähnen jeweils gerade so unter definierten Toleranzschwellen durchschlüpft.

Zurück zum Topic:
Die Frage, in welcher Umgebung ich lieber wohnen würde, ist damit aber noch lange nicht beantwortet, denn hier kommt noch ein Problem dazu, das wir anderswo schon mal angesprochen haben: hat das Strahlungsrisiko eine absolute untere Grenze, gibt es eine Schädlichkeitsschwelle oder nicht? In dem einen Fall könnte eine P-V-Betrachtung sinnvoller sein, in dem anderen eine RMS-Betrachtung.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)