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Der Mollath-Prozess

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Begonnen von Plinius, 28. Juni 2014, 11:05:22

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sweeper

Zitat aus dem Beck-Blog:
ZitatSehr geehrter Herr Professor Henning Müller, nun wurde aus einem weiter oben von Ihnen (m.E. falsch) diagnostizierten Mollath-Effekt schon eine Hoffnung, dass sich ein entsprechender Effekt noch abzeichnen werde. Sie werden es erleben: Nichts, absolut nichts wird sich durch den Fall Mollath ändern, und zwar deshalb nicht, weil es gelungen ist, alle Kräfte, die Änderung wollen, so zu kanalisieren, dass sie unfähig sind, etwas zu bewegen.
Fettung von mir.
Die Illusion des Fremdbestimmten, "Gemachten"...  8)
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sweeper

http://www.sueddeutsche.de/bayern/mollath-prozess-umstrittener-richter-brixner-sagt-aus-1.2050593
ZitatBrixner gibt möglichen Fehler zu

Der Zeuge Brixner spricht laut, klingt harsch und bügelt Fragen, die ihm nicht angemessen erscheinen, mit einem Schulterzucken ab. Escher hält ihm Passagen aus dem Urteil von 2006 vor, darunter auch eine Stelle, die schon von einem rechtsmedizinischen Gutachter als "unlogisch" bezeichnet worden ist. Darin wird geschildert, dass Mollaths Exfrau erst bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt - und dann am Boden liegend getreten worden sei.  Der Gutachter hatte an einem früheren Prozesstag angemerkt, es sei höchst ungewöhnlich, dass eine bewusstlose Person mitbekomme, was mit ihr geschehe. An der Stelle gibt auch Brixner zu, dass diese Schilderung seltsam sei - und ihm womöglich ein Fehler unterlaufen sei. Er hätte den Urteilsentwurf genauer lesen müssen, normalerweise habe er bei solchen Dingen "immer Obacht gegeben". In dem Fall sei etwas durchgerutscht, da "ist's mir halt passiert." Andere Fehler kann Brixner jedoch nicht erkennen.

Dass die gesamte Hauptverhandlung nur vier Stunden gedauert habe? Das sage doch nichts über deren Qualität aus, sagt Brixner. Das Urteil habe schließlich sogar die Revision am Bundesgerichtshof überstanden. "Wenn ich, wie heute früh im Radio, höre, dass die ganze Hauptverhandlung schludrig gewesen sein soll, dann muss ich sagen, manche Presseberichte sind auch nicht besser."
Weiter oben habe ich zwei Studien zu Würgegriffen im Kampfsport gepostet.
Da wird als "normal" beobachtet, dass die durch den Würgegriff reflektorisch ausgelöste Synkope nur kurz andauert und der Gewürgte schnell zu sich kommt, aber etwas desorientiert wg leichter zentraler Hypoxie ist.
Demnach kann die Frau M. wegen einer Synkope (dazu reicht ein kurzer Druck an der richtigen Stelle) zu Boden gegangen sein und dann erwacht, als M. sie trat.
Bin gespannt, ob Eisenmenger morgen dazu was sagt. Aber die Rechtsmediziner denken leider auch nicht immer klinisch...
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sweeper

ZitatJörg Völkerling ‏@jv_joevoe 7 Min.

Der Eklat blieb aus: Nach gerademal 1,5 Stunden war die Befragung von Richter Otto B. im #Mollath-Verfahren beendet.
http://www.live.mittelbayerische.de/Event/Der_Fall_Mollath
Zitathttp://www.live.mittelbayerische.de/Event/Der_Fall_Mollath

..."Da muss ich sie leider enttäuschen, ich habe keine Erinnerungen daran. Das habe ich auch vor dem Untersuchungsausschuss gesagt." Er hat sich das Urteil zuvor geben lassen, es sage ihm nichts mehr. Nach mehreren hundert Verfahren sei das nur eines unter vielen. Durch das Publikum geht ein enttäuschtes Raunen, teils Spott, in den Zuschauerreihen ist fast kein Platz mehr frei. Die Vorsitzende mahnt zur Ruhe. "Ich hätte den Herrn Mollath nicht erkannt. Auch seine Frau nicht." Er habe ein schlechtes Personengeständnis. Notizen, die er über die Jahrzehnte anfertigte, habe er alle noch im Gericht vernichten lassen.

Es könne sein, dass ich etwas laut geworden und ihn angegangen bin. Zuschauer hätten berichtet, es sei furchtbar gewesen. Das habe er der Presse entnommen. "Was soll ich dazu sagen?" Ohne einen Beweisantrag sehe ich nicht ein, irgendetwas entgegenzunehmen.

Escher liest aus Brixners Urteil vor: "Das weiß ich nicht", sagt der Zeuge. "Kennen Sie den Mann der Petra M, den Martin M.?" - Brixner: "Ja, freilich kenn ich den. (...) Da brauche ich kein Geheimnis draus machen." Er habe Martin M. im Handballverein im Frühjahr 1982 trainiert, er sei Linkshänder geworden. Näheren Kontakt habe er nicht zu diesem Mann gehabt. So wie zu allen anderen Spielern. Es sei immer wieder vorgekommen, dass er Bekannte aus dem Sportverein im Gericht getroffen habe.

Mit Staunen habe er festgestellt, dass seine Protokollführerin dem Landtag erzählt hat, er habe mit Martin M. vor dem Prozess gesprochen. Er könne sich nicht daran erinnern. "Wenn ich zufällig jemanden am Flur treffe, was wird das für mich für ne Bedeutung haben?" So geht es minutenlang weiter, er weist alle Vorhalte und Vorwürfe von sich.

Dass Dr. Wörthmüller sich für befangen erklärt hat und er mit ihm darüber gesprochen hat? "Ich will das nicht in Abrede stellen. Das kann schon sein, aber mir sagt das gar nichts." Auch dass sich Mollath eine Plastiktüte über den Kopf gezogen habe, um sich umzubringen, fällt Brixner nichts ein. Dass der Sachverständige Eisenmenger bemerkt hat, dass der Tatablauf so nie gestimmt haben könnte. (Petra M. sei im bewusstlosen Zustand getreten worden): "Im Nachhinein muss ich sagen, als ich das gelesen habe, diesen Fehler hätte ich sehen müssen. Da brauche ich nicht nach Entschuldigungen zu suchen. (...) Es ist eben passiert, weshalb auch immer." Auch, dass seine Beisitzerin das Urteil nicht abgezeichnet hatte und in Urlaub fuhr. Ob die Verhandlung wirklich so schludrig geführt worden sei, bezweifelt Brixner. "Dem Bundesgerichtshof hat unser Urteil gereicht", so schlecht könne es daher nicht gewesen sein.
"Wenn ich manchen Pressebericht lese, muss ich hinterher auch sagen, das war schludrig."
Wie und warum der Vermerk "o.B. M. = Spinner" durch einen Finanzbeamten in die Akten gelangt sei, weiß er nicht.

Zu Mollaths Pflichtverteidiger, der während des Prozesses gar nicht mehr Pflichtverteidiger sein wollte, erklärt er: "Das kann schon sein. Das sieht man ja gerade in München. Die will auch ihre Pflichtverteidiger nicht mehr", sagt Brixner über das laufende NSU-Verfahren. Dass er seine Besitzerin absichtlich in den Urlaub geschickt haben soll: "Alles Verschwörungstheorien, die in den Köpfen von einigen Leuten herumschwirren." Es sei reiner Zufall gewesen, dass der Fall seiner Kammer zugewiesen worden ist. Seine Kammer habe aber wie jede andere am Landgericht Nürnberg-Fürth unter großem Druck gestanden.

Oberstaatsanwalt Meindl fragt: "Können wir davon ausgehen, wenn sie Fehler bemerkt hätten, dass Sie diese korrigiert hätten?" - Brixner: "Natürlich. Ich schicke doch kein Urteil an den BGH, bei dem ich damit rechnen muss, dass es auffliegt." Dass er zu seinem damaligen Schöffen Westenrieder gesagt haben soll "Dem schaut der Wahnsinn aus den Augen", will sich Brixner nicht äußern. Westenrieder hatte diese Aussage vor wenigen Tagen im Wiederaufnahmeverfahren ausgesagt. Brixner soll ihm das zu ihm noch vor der Beweisaufnahme gesagt haben. Denn das sei ein "Verstoß gegen das Beratungsgeheimnis."

Verteidiger Strate bohrt da nach: "Haben Sie sich so geäußert?" Brixner kann sich nicht erinnern: "Ich wüsste nicht, warum ich sowas gesagt haben sollte." Westenrieder habe der Presse ständig Dinge gesagt, die man so nicht zu erwarten hätte.

Brixner sagt, er habe kurz vor seinem 70. Geburtstag wiederholt Drohanrufe bekommen: "Du alte Drecksau, du sollst verrecken." Daher habe er seine Nummer ändern lassen.
Strate spricht ihn dann auf eine Aussage vor dem Untersuchungsausschuss an, nach der Brixner sagte, ein bekannter Hamburger Anwalt (Strate) unterstelle in einem 140-seitigen Pamphlet, das Schlimmste, was ein Richter tun könne. "Was meinten Sie mit Pamphlet?"- Brixner "Na, Ihren Wiederaufnahmeantrag." - "Woher hatten Sie den?" - Brixner: Ein befreundeter Anwalt habe ihn darauf hingewiesen, dass das im Internet stehe. Er habe den Antrag sogar dabei. Strate: "Mit so viel Ehre habe ich nicht gerechnet."

Nochmal zum Streit um den Pflichtverteidiger Mollaths, der sich massiv bedroht von seinem Mandanten gefühlt haben soll. Dazu sagt Brixner: "Da müssen schon andere Dinge geschehen, um einen Pflichtverteidiger zu entpflichten."

Mollath beginnt mit seiner Vernehmung: "Erst einmal mein Beileid zum Tod ihrer Frau..." - Lassen Sie das bitte (...) Ich brauche kein Mitleid von Ihnen." Mollath: "Ich wollte Sie fragen, die Verhandlung sollte von 9 Uhr bis möglichst Mittag beenden sein. Es ging um einen Paragraf 63, 20." Er habe kläglich bis zum Nachmittag um seine Haut gekämpft. Ob sowas immer so schnell ginge? - Brixner rechtfertigt sich: "Ich habe das Verfahren so terminiert wie andere auch." Mollath will wissen, ob er es richtig verstanden habe, dass Brixner vorhin einen Zustand beklagt habe, unter hohem Druck gestanden zu sein. Brixner: "Ich habe nur einen Zustand geschildert, wie er in der Bayerischen Justiz üblich ist." Ob in Nürnberg, Regensburg oder München - überall gebe es zu wenig Personal.

Wie er Schöffen aufgeklärt habe, fragt Gutachter Norbert Nedopil. Je nach Einzelfall, sagt Brixner dazu. "Es kann schon sein, dass ich gesagt habe, dass es um eine Unterbringung in der Forensik geht." Eine vorläufige Diagnose hätte er sicher nicht mitgeteilt.
Fettung von mir.
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Belbo

Unglaublich wie die Verteidigung es geschafft dem korrupten Rotarier die heuchlerische Fassade zu zerstören!

sweeper

Zitat von: Belbo am 17. Juli 2014, 15:44:45
Unglaublich wie die Verteidigung es geschafft dem korrupten Rotarier die heuchlerische Fassade zu zerstören!
Naja, etwas Furor muss er sich ja noch für Leipziger nächste Woche aufsparen.
Die psychiatrischen Sachverständigen sind doch die Hauptschuldigen, wie wir auch von Wolff/Garcia/Prem wissen.
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sweeper

Sehr aufmerksam beobachtet und detailreich:

http://mobil.morgenpost.de/politik/article130274764/Mollaths-aggressive-Generalabrechnung-vor-Gericht.html
Zitat... "Ich kann mich erinnern, dass Herr Mollath einen Brustbeutel mit einer Comicfigur um den Hals hatte. Ich dachte mir noch, dass das komisch ist für einen erwachsenen Menschen."...

...Wörthmüller schilderte im Zeugenstand die Begegnung mit Mollath als "skurril". "Er sagte nicht, wer er ist, und wollte mir auch nicht sagen, was er auf meinem Grundstück suchte." Der Nachbar war beunruhigt, fragte Wörthmüller später nach Mollath – und vor allem, ob der "was anstellen" würde? "Da habe ich ganz flapsig geantwortet, auffällig sei das Verhalten von Herrn Mollath schon." Ein Satz, den der Forensiker später bereuen sollte.

SCHLIESSLICH PLATZT DER ÄRGER AUS MOLLATH HERAUS

Wenige Wochen später nämlich traf der Psychiater wieder auf Mollath: Er wurde, mit Handschellen gefesselt, in die Psychiatrie Erlangen eingewiesen. Mollath behauptet auch heute noch beim Prozess in Regensburg, Wörthmüller hätte ihn "mit einem Lächeln und den Worten empfangen: ,Was hat man denn mit Ihnen gemacht?'"
Mollath kam dem Psychiater damals zwar "nicht aggressiv" vor. Doch er wollte mit ihm nicht über die ihm vorgeworfenen Straftaten, ja auch nicht über sein Leben prechen, sondern nur über den angeblichen Schwarzgeldskandal. Da erklärte sich Wörthmüller, auch weil er Mollath zuvor begegnet war, kurzerhand als befangen, empfahl aber einen anderen Gutachter, in dessen Forensik Mollath später siebeneinhalb Jahre verbrachte. "Das habe ich oft bereut", sagt der Zeuge heute.


Mollath tritt an diesem neunten Prozesstag, wie auch sein Anwalt Gerhard Strate, aggressiv auf. Mit hochrotem Kopf befragt er den Psychiater im Zeugenstand, immer wieder müssen Richterin Escher und Wörthmüllers Rechtsanwalt eingreifen. Schließlich platzt es aus Mollath heraus: "Haben Sie sich mal Gedanken gemacht, was es bedeutet, sieben Tage bei Ihnen zu sein, und was es bedeutet, siebeneinhalb Jahre in einem BKH (Bezirkskrankenhaus, d. Red.) gehalten zu werden?" Der Forensiker antwortet ruhig, aber merklich betroffen: "Ihre Geschichte finde ich sehr dramatisch und schlimm. Es ist tragisch, dass Menschen, die nicht mit uns kooperieren, es in der Psychiatrie schwer haben."...
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Belbo

........schon eigentlich was für den Blog...wie erfrischend.

pelacani

Noch einmal hierzu:

Zitat von: Pelacani am 16. Juli 2014, 20:26:11
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/artikel/mollath-gutachter-verteidigt-sich/1093450/mollath-gutachter-verteidigt-sich.html
ZitatGustl Mollath soll vor der Tat mehrmals bei ihm gewesen sein. Er habe stundenlang in seinem Büro gesessen. Mollath habe ihm erzählt, dass er sich unverstanden gefühlt habe, ihn die Scheidung belaste, und er sich an seiner Ex-Frau und ihrem neuen Lebensgefährten durch die Aufdeckung der Schwarzgeldgeschäfte rächen wolle.
Sehr erdgebunden und nachvollziehbar, d. h. zumindest im Beginn geradezu rational. Die Überhöhung ins Wahnhafte ist erst später hinzugetreten. Dies ist der ferne Kristallisationspunkt, die Kränkung, aus der heraus sich der Wahn entwickelt. Die Frage war bei der Besprechung des Pfäfflin-Gutachtens andeutungsweise aufgekommen.

Man vergleiche einmal Stil und Inhalt der 3 Briefe an Credit Suisse und HVB von August bis Dezember 2002. Sie sind diffus, aber noch geordnet; allerdings deutet sich im letzten Brief schon ein drohender Unterton an. In der Anzeige beim Generalstaatsanwalt vom 12.09.2003 aber ist er dann maßlos, die kann nun wirklich nicht mehr ernst genommen werden – vom Adressaten; vom Absender aber war sie total ernst gemeint.

Wenn es Wiederaufnahmeantrag der Staatsanwaltschaft (S. 89/243) heißt:
Zitat... was die Zeugin Petra M. anlässlich ihrer Aussage vor dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Berlin-Tiergarten am 15.05.2003 wie folgt umschrieben hatte (vgl. BI. 47/50 d. Strafakten):

"Er hat durch Denunziation dafür gesorgt, dass ich meine Arbeitsstelle verliere".

Diese Aussage war jedoch in dieser Formulierung nicht zutreffend. Nicht Herr Mollath hatte "durch Denunziation" dafür gesorgt, dass Petra M. ihre Arbeitsstelle verlor, sondern diese selbst durch ihr festgestelltes arbeitsvertragswidriges Verhalten, das aufgrund der Angaben Herrn Mollaths gegenüber ihrer Arbeitgeberin, der HypoVereinsbank, aufgedeckt wurde.
Dann ist auch die Aussage des Staatsanwalts in dieser Formulierung nicht zutreffend. Frau M. mag wegen ihres Fehlverhaltens die Arbeitsstelle verloren haben, aber es bleibt eine Denunziation. 

sweeper

Köstlich! - Mit sehr dezentem Humor:
Die Wörthmüller-Episode aus der Feder von Beate Lakotta

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/gustl-mollath-psychiater-sagte-im-prozess-in-regensburg-aus-a-981570.html
ZitatMollath schrieb von einem Deal-Angebot

Er habe schnell den Eindruck gehabt, er könne an diesen Patienten "nicht mit der nötigen Objektivität rangehen", sagt Michael W., und er habe ihm dies auch erklärt. Trotzdem habe er versucht, Mollath doch noch zur Kooperation zu bewegen. Man habe ja durchaus mit ihm reden können, über Autos zum Beispiel: "Er hat mir vorgeschlagen, dass ich mein Auto gegen einen günstigen Ferrari austauschen soll."

Er habe ihm vorgeschlagen, die Schwarzgeldgeschichte erst mal hintanzustellen. "Ich hab versucht, ihm klarzumachen, dass es kein großes Drama ist, hier mitzuarbeiten und dass es für ihn günstiger wäre", sagt der Arzt. Für ihn als Gutachter sei wichtig gewesen zu erfahren: "Wie hat er bisher gelebt, was kam dann hinzu und wie hat es sein Denken und seine Wahrnehmung verändert?"

Ein paar Sätze zur Lebensgeschichte, ein paar Sätze zu den Handgreiflichkeiten mit seiner Frau - wenn er zu solch einem Gespräch bereit sei, könne er schnell wieder nach Hause, habe er Mollath in Aussicht gestellt. Er habe ihm sogar ein Telefonbuch gegeben und vorgeschlagen, einen Anwalt anzurufen, mit dem er sich beraten könne. Aber Mollath habe schließlich gesagt, es sei ihm egal, welche Nachteile er in Kauf nehmen müsste. Sein wichtigstes Ziel sei es, diese Schwarzgeldgeschichten aufzuklären.

Bei Gustl Mollath kam das alles ganz anders an. Der Beisitzende Richter zitiert aus einer Beschwerde Mollaths an den Richter, der seine Einweisung zur Zwangsbegutachtung verfügt hatte: "Rechtsanwalt O. konnte von Dr. W. bewegt werden, Samstagmittag in die Klinik zu kommen, denn ich bestand auf einer Rechtsberatung, weil ich sonst nicht mit ihm über seinen Vorschlag verhandeln kann. Er schreibt ein für mich passendes Gutachten, dafür bleibt seine Beziehung zu den Schwarzgeldschiebern im Fall von Bernhard R. (was ich ihm kurz zuvor nachwies) unter uns.
Das ist die Quintessenz der "Wörthmüller-Episode" - sie hat beinahe Slapstick-Charakter: 
alles, was Wörthmüller seinem Patienten an Wohlgesonnenheit anträgt, verkehrt dieser aufgrund seines wahnhaften Misstrauens ins glatte Gegenteil.
ZitatWas der Arzt dazu sage? "Natürlich habe ich ihm kein günstiges Gutachten angeboten", so Michael W. Und was seine angebliche Beziehung zu Schwarzgeldkreisen betreffe: "Da sagt er, er hat mir was nachweisen können. Aber ich hab kein Schwarzgeld, auch kein Geld in der Schweiz. Was nachgewiesen ist: Ich wohne neben dem Herrn R. Aber der hat nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft, soweit ich weiß, auch nichts mit Schwarzgeld zu tun."

                                  :crazy :crazy :crazy
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pelacani

Zitat"Er hat mir vorgeschlagen, dass ich mein Auto gegen einen günstigen Ferrari austauschen soll."

Aha. Das also war der "Deal", den der standhafte Herr M (Gerechtigkeit oder Tod) abgelehnt habe. Nicht M., sondern W. hat abgelehnt. Nicht Gefälligkeitsgutachten von W. gegen Schweigen über den Schwarzgeldskandal, sondern günstiger Ferrari von M gegen Gebrauchtwagen.

Original Radio Erivan.

edit.
Im Text des Lakotta-Artikels ist auch ein Brief von Mollath an Amtsgerichtspräsident N. vom 23.09.04 verlinkt:
http://www.spiegel.de/media/media-34388.pdf

Bei Strate war ein sehr ähnlicher vom gleichen Tag in dem Konvolut "2003-2005-Mollath-Dokumente.pdf", das jetzt nicht mehr online ist. ("Gerechtigkeit oder Tod")

F. A. Mesmer

Zitat von: Pelacani am 17. Juli 2014, 20:21:57
Zitat"Er hat mir vorgeschlagen, dass ich mein Auto gegen einen günstigen Ferrari austauschen soll."

Aha. Das also war der "Deal", den der standhafte Herr M (Gerechtigkeit oder Tod) abgelehnt habe. Nicht M., sondern W. hat abgelehnt. Nicht Gefälligkeitsgutachten von W. gegen Schweigen über den Schwarzgeldskandal, sondern günstiger Ferrari von M gegen Gebrauchtwagen.

Original Radio Erivan.

edit.
Im Text des Lakotta-Artikels ist auch ein Brief von Mollath an Amtsgerichtspräsident Nehm vom 23.09.04 verlinkt:
http://www.spiegel.de/media/media-34388.pdf

Ich habe noch nicht geprüft, ob er bei Strate mit drin war, oder ob der neu ist.
Da sieht man mal, wie sehr der M in der Opferrolle war, dass er sich genötigt gefühlt hat, so einen Deal vorzuschlagen.  Der W ist aber auch diabolisch, vielleicht hat er den M hypnotisiert...  :rofl2

sweeper

Und die Schreibmaschine von Dr. h.c. Strate ist immer noch nicht flott  >:(
Oder die Rechtsreferendarin hat Urlaub?

http://strate.net/de/dokumentation/index.html

Jahaa, alles klar!!
ZitatLeonard Vincius sagte am 17. Juli 2014 um 22:53 :
...   — BTW: Es hat schon seinen Grund, wenn Dr. Strate die bisherigen Richteraussagen noch nicht online stellt ;-) —
Das hat ganz sicher seinen Grund.

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Belbo

....zur Dokumentation.

Zitatgabrielewolff
sagte am 18. Juli 2014 um 02:44 :
Selbstverständlich wird das Brixner-Urteil aufgehoben, da mögen Lapp, Lakotta und Daniel Müller in Stellvertretung von Sabine Rückert (die sich um Kröbers Ruf Sorgen zu machen scheint, der aber mit seinem polemischen Dr. Simmerl-Einstampfgutachten im Sinn der ihn beauftragenden Bayreuther Strafvollstreckungskammer für das Verfahren absolut bedeutungslos ist – soweit ich weiß, ist er nicht einmal geladen) noch so gegen Gustl Mollath polemisieren, wie sie wollen. Wie sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren – ich weiß es nicht. Ich bin Rechtsstaatlerin.

Nein, Dr. Leipziger muß sich jetzt schon allein verteidigen. Kröber wird ihm nicht beistehen. Und zwar vor erstmals kritischen Juristen, und, was ihn noch viel mehr beeindrucken wird, unter dem Blick und den Nachfragen von Prof. Nedopil. Nun sind die beiden gut bekannt miteinander, und so sollte man befürchten, daß Nedopil ihn schont. Ich bin aber nicht sicher, daß das passieren wird. Dr. Leipzigers Gutachten ist derartig unprofessionell, daß niemand, nicht einmal Kröber, es halten kann und konnte, ohne wissenschaftlich zu versagen. Vor einer bayerischen Strafvollstreckungskammer war das für Kröber ein Heimspiel, denn die wollte ja drinlassen entsprechend der bayerischen Sicherheitsdoktrin, der es um Wissenschaftlichkeit von Begründungen nicht geht. Auch Verfassungsgerichtsentscheidungen ignorieren Bayreuth und Bamberg gern, und das gilt bis heute. Ein Dr. Simmerl, der die absurde Leipziger-Diagnose von isolierter Wahnstörung, wahlweise Schizophrenie, strikt verneinte (zurecht), mußte in diesem System untergehen.

Ich denke mal, daß Dr. Leipziger vor der avisierten Vernehmung als Zeuge am 24.7.2014 Manschetten haben wird. Ebenfalls zurecht. Dieses Erlebnis eines Menschen, der ansonsten Autokrat eines rechtlich ungeregelten Gewaltverhältnisses, nämlich der forensischen Psychiatrie in Bayern ist, gönne ich ihm. Was seine Untergebenen sich so an Stellungnahmen zwischen Stasi und Küchenpsychologie zurechtpinseln, hat jedenfalls mit Wissenschaft nichts zu tun. Aber bislang hat es ja gereicht, die unterkomplexe StVK Bayreuth zu erfreuen, die sich vom OLG Bamberg beschützt weiß, das wiederum nur durch das BVerfG auf rechtsstaatlichen Kurs gebracht werden kann. Wenn auch nicht nachhaltig.

Es kann natürlich auch sein, daß Dr. Leipziger dieser zu erwartenden Schmach einer kontradiktorischen Zeugenvernehmung, die er nicht bestehen könnte und die für den 24.7.2014 vorgesehen ist, enthoben werden wird. Denn zuvor wird festgestellt werden, daß das Attest aus der Praxis der heutigen Schwägerin der Nebenklägerin keinen Wert hat (damals war sie die Lebensgefährtin des Bruders der Nebenklägerin). Es verwundert mich auch nicht, daß das weitere Gefäligkeits-Attest für eine Kur der Nebenklägerin angeblich nicht mehr aufgefunden wurde.

Ein Arzt, der gegenüber Krankenkassen abrechnet, obwohl er die Kassen-Zulassung nicht hat; ein Arzt, der vorgibt, bei seiner Mutter, Fachärztin für Allgemeinmedizin, zum Facharzt ausgebildet zu werden, obwohl seine Mutter in der Praxis gar nicht mehr tätig ist und er bereits als "Chef" fungiert, der wegen der Kenntnisse über die Illegalität seiner Praxis durch seine Sprechstundenhilfe erpreßbar ist. Ein Arzt, der Befunde verschweigt, weil sie nicht zum Thema "Häusliche Gewalt" passen. Ein Arzt, der Beate Lakotta schlicht anlügt, indem er ihr verklickert, das Attest erst im Juni 2002 ausgestellt zu haben, weil die armen geschlagenen Ehefrauen sich ja erst sehr spät trauen, ihre "Peiniger" anzuzeigen.

Es ist eine Katastrophe, zu welchen Fehlleistungen Ärzte in der Lage sind. Aber Prof. Eisenmenger wird es richten.

Der KFZ-Sachverständige Dr. Rauscher wird jede Illusion darüber zerstören, daß die von Petra Mollath, ihrem neuen Freund Martin M. und dessen Freund Rechtsanwalt Greger angestoßene "Sachbeschädigungsserie" auch nur irgendeinen Gehalt hat.

Danach wird es nur noch um die Beweisanträge der Verteidigung wegen der (selbstverständlichen) Steuerhinterziehungsbeihilfe der HVB gehen. Und da wird die Verteidigung einen schweren Stand haben, die durchzusetzen. Denn da ohnehin aus tatsächlichen Gründen freigesprochen werden muß, ein Anspruch auf Beweis der Unschuld aber nicht existiert, rechne ich damit, daß das Gericht die Beweisanträge ablehnt. Diese Ablehnung könnte revisionsrechtlich nicht angefochten werden, weil der Angeklagte ja durch die Aufhebung des Brixner-Urteils nebst Entschadigung nicht beschwert sei.

So meine Prognose.


pelacani

Die hat schon was Ekliges. Es ist zu 99,9% sicher, dass die KV die Tätigkeit des Arztes R genehmigt hat (unsicher hingegen ist, ob Frau W. diese Abkürzung wird auflösen können). Und wie Frau W. die gesamte Medizin aus der Ferne beherrscht, so kennt sie sich in der Weiterbildungsordnung aus. Selbst den hartgesottensten Skandalaufklärer sollte doch nachdenklich stimmen, dass Strate, dem sonst nichts zu unfein ist, die Reputation seiner Prozessgegner und -beobachter zu besudeln, auf diesem Punkt nicht herumgeritten ist. Und hätte der Staatsanwalt das nicht schon in seinem Wiederaufnahmeantrag erwähnt?

ZitatEin Arzt, der gegenüber Krankenkassen abrechnet
Pah. Kein Arzt rechnet "gegenüber Krankenkassen" ab, keiner.

Und wenn ich mir das offiziell herzliche Verhältnis Strate – Wolff ("Gruß an die echten Unterstützer!") so betrachte: wenn das so sein muss, dann werde ich wohl ,,Strafverteidiger" (bzw. "Wiederaufnahme-Spezialist") von der Wunschliste meiner Idealberufe streichen.

Im Übrigen bitte ich, mich mit Vollzitaten dieser ...schleuder zu verschonen.  >:( Oder wenigstens aus dem ernstgemeinten Thread in den weniger ernsten, den mit der Hofberichterstattung, zu verlagern.

sweeper

Wort des Tages:
Zitat@goalgetter32: Ohnehin ist durch Nedopil eine faire Prozessführung verhindert worden. #Mollath hat so viel zu sagen und verteidigt sich selbst am besten.
Keine Frage!
Er hat sich immer schon am liebsten selbst verteidigt.
Und Nedopil beeinflusst die Prozessführung klar zu Mollaths Ungunsten...  :stirn

Vielleicht sollte Herr Strate schon mal Plan B entwerfen:
Zitat@goalgetter32: Strategie auf "erwiesene Unschuld zu gehen" mag ich noch nicht erkennen. "Mangels Beweisen" hätte es keines 'Staranwalts' bedurft. #mollath
Für den Fall, dass Heidingsfelder Mollath den Floh ins Ohr setzt, er könne sich selbst doch viel besser verteidigen...
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Terry Pratchett