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Unser Bildungssystem

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Begonnen von Scipio, 27. April 2014, 21:47:06

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Scipio

Abend,

mich beschäftigt aktuell folgende Frage: Wie könnte man das deutsche Bildungssystem verbessern? Mit Blick auf PISA, wo wir ja nur Mittelfeld sind, scheint dies bitter nötig zu sein. Führt kein Weg an mehr Drill in der Schule vor bei oder gibt es noch einen anderen Weg ausser Strenge und Disziplin.  :police: Im asiatischen Raum scheint das ja üblich zu sein, wenn man den Berichten glauben darf.

Mich würde eure Meinung dazu sehr interessieren, ich sitze da aktuell zwischen den Stühlen.

MfG Scipio

Truhe

Kleinere Klassen (10-15 Schüler maximal) wären ein guter Startpunkt.

F. A. Mesmer

zu PISA, ( ich weiß schon, ich habe das hier auch schon als Argument angeführt)
aber:
die ergebnisse sind nur sehr bedingt aussagekräftig. und zwar aus folgenden gründen eigentlich garnicht:


  • unzulässiger vergleich von ganztagsschule und halbtagsschule
  • absolut unvergleichbare gewichtungen im lehrplan (mehr naturwissenschaften, oder mathe, oder geschichte, oder Erntezeit-Ferien...)
  • unvergleichbare wettbewerbsbedingungen in den schulsystemen - in japan z.B. in der regulären schule gar nicht, der langsamste bestimmt das tempo. mit der konsequenz, dass alle, die was werden sollen anschließend eine private nachmittagsschule besuchen und richtig büffeln.
  • absehbar gefakte probantenauswahl. randomisiert gibts nur bedingt. in bestimmten gesellschaften/staaten ist es wichtig, dass die besten teilnehmen und entsprechend bestens abschneiden, woanders ist das wurscht und entsprechnd bescheiden ist das abschneiden
  • sehr unterschiedliche bildungsziele - zielt das bildungssystem auf extern ablieferbare leistung, z.b. abfragbare testleistung oder auf persönliche entwicklung, neugierde und breites interesse am lernen, usw.

und da sind wir noch nicht bei der frage, welche bildung geeignet ist, demokratische strukturen zu befördern, so man solche überhaupt für erstrebenswert hält. gibt da ja auch einschränkende bis ablehnende haltungen...

Conina

Wieso ist es Quatsch, die Ergebnisse von Halbtags- und Gesamttagsschulen zu vergleichen?

Wichtig ist doch, was hinten rauskommt.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Robert

Zu allererst plädiere ich für einen Deutschunterricht, der die Lesen-, Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse wieder auf ein Niveau hebt, dass man sich nicht mehr fremdschämen muss.

Oder allgemein gesagt: In der Grundschule mehr Gewicht auf Kernkompetenzen legen, lesen, schreiben, Mathe, NaWi. Und die Trennung in die Verschiedenen Schulformen erst ab der 8. Klasse vornehmen. 

Gefährliche Bohnen

Gute Lehrer.
Ich kenne mich nicht genug mit dem Lehramtsstudium aus, um zu sagen, was man da besser machen könnte. Aber ich würde sagen, unangekündigtes Hospitieren im Unterricht wäre eine schöne Sache. Was die Lehrer an meiner Schule teilweise so für Unterricht gemacht haben, das geht auf keine Kuhhaut...

Die Erkenntnisse der Hattie-Studie decken sich im Großen und Ganzen recht gut mit meinen Erfahrungen: der Lehrer ist entscheidend - Methoden, Klassengröße etc. sind zweitrangig.

ZitatWas schadet:

Sitzenbleiben
übermäßiges Fernsehen
lange Sommerferien

Was nicht schadet, aber auch nicht hilft:

offener Unterricht
jahrgangsübergreifender Unterricht
Web-basiertes Lehren und Lernen

Was nur wenig hilft:

geringe Klassengröße
finanzielle Ausstattung
entdeckendes Lernen
Hausaufgaben

Was mehr hilft:

regelmäßige Leistungsüberprüfungen
vorschulische Fördermaßnahmen
lehrergeleiteter Unterricht
Zusatzangebote für starke Schüler

Was richtig hilft:

Lehrerfeedback
problemlösender Unterricht
fachspezifische Lehrerfortbildung
Programme zur Leseförderung
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

Robert

Ohja, Lehrer sind auch so ein Thema.

Truhe

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 27. April 2014, 22:54:55
der Lehrer ist entscheidend - Methoden, Klassengröße etc. sind zweitrangig.

Welche Chance hat ein guter Lehrer bei 30 Schülern noch?
Und wie viel Spaß und Motivation bleiben da?
Wie viel Zeit pro Schüler zum Erklären, Mitnehmen, Begeistern?

Gefährliche Bohnen

Zitat von: Truhe am 28. April 2014, 00:32:03
Zitat von: Gefährliche Bohnen am 27. April 2014, 22:54:55
der Lehrer ist entscheidend - Methoden, Klassengröße etc. sind zweitrangig.

Welche Chance hat ein guter Lehrer bei 30 Schülern noch?
Und wie viel Spaß und Motivation bleiben da?
Wie viel Zeit pro Schüler zum Erklären, Mitnehmen, Begeistern?

Zweitrangig heißt ja nicht völlig unwichtig, sondern eben nur zweitrangig. Ein guter Lehrer wird in einer großen Klasse immer noch mehr erreichen als ein schlechter in einer kleinen.

"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

gesine2

Zitatnicht mehr fremdschämen
Immer diese Selbstsucht, Robert, tststs ;-)

Meine üblichen Vorschläge zur Verbesserung sind schon alle gebracht worden...
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

MrSpock

Der Föderalismus ist auch noch so ein Thema. 16 unterschiedliche Bildungssysteme in Deutschland gehen aus meiner Sicht gar nicht. Es hört ja nicht zwangsweise nach der Schule auf. Ein Abitur in Bayern gilt als wertvoller wie eins in Bremen. 

Wenn man bedenkt, dass es nicht nur 16 Bundesländer mit individuellen Lehrplänen und Konzepten gibt, so kocht auch jede Gemeinde und jede Schule ihr eigenes Süppchen. Wie soll man da als Eltern den Überblick bekommen?

Klar ist, dass es unterschiedliche Konzepte geben muss, so wie es unterschiedliche Schüler gibt. Aber sie müssen aus meiner Sicht auf ein vertretbares Maß beschränkt sein. Die Kernkompetenzen wie Deutsch, Mathe und NTW müssen überall mit gleichen Lehrplänen behaftet sein. Die einzelnen Schwerpunkte wie Musik, Handwerk etc. können durchaus variieren.

Die Ausbildung der Lehrer ist auch optimierungsbedürftig. Klar ist auch, dass es ein Lehrer ein einer Hauptschule in Frankfurt-Rödelheim schwerer hat wie ein Lehrer an einem Gymnasium in der bayerischen Provinz. Darauf müssen die Lehrer vorbereitet werden.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Belbo

Zitat von: MrSpock am 28. April 2014, 08:00:09
Der Föderalismus ist auch noch so ein Thema. 16 unterschiedliche Bildungssysteme in Deutschland gehen aus meiner Sicht gar nicht. Es hört ja nicht zwangsweise nach der Schule auf. Ein Abitur in Bayern gilt als wertvoller wie eins in Bremen. 

Wenn man bedenkt, dass es nicht nur 16 Bundesländer mit individuellen Lehrplänen und Konzepten gibt, so kocht auch jede Gemeinde und jede Schule ihr eigenes Süppchen. Wie soll man da als Eltern den Überblick bekommen?

Klar ist, dass es unterschiedliche Konzepte geben muss, so wie es unterschiedliche Schüler gibt. Aber sie müssen aus meiner Sicht auf ein vertretbares Maß beschränkt sein. Die Kernkompetenzen wie Deutsch, Mathe und NTW müssen überall mit gleichen Lehrplänen behaftet sein. Die einzelnen Schwerpunkte wie Musik, Handwerk etc. können durchaus variieren.

Die Ausbildung der Lehrer ist auch optimierungsbedürftig. Klar ist auch, dass es ein Lehrer ein einer Hauptschule in Frankfurt-Rödelheim schwerer hat wie ein Lehrer an einem Gymnasium in der bayerischen Provinz. Darauf müssen die Lehrer vorbereitet werden.

+1, die Tendenz geht aber wohl eher dahin eine  immer grössere Indivilualisierung der Bildung als "Freiheit" zu verkaufen.

http://berlin.piratenpartei.de/2011/08/05/grundsatzprogramm-bildung/

ZitatIn einer freiheitlichen Gesellschaft braucht Bildung nicht allein Staatsaufgabe zu sein: Alternative Bildungseinrichtungen fördern nicht nur die Vielfalt, sondern lassen Menschen selbst Verantwortung für Bildung übernehmen. Der Erwerb von Abschlüssen muss unabhängig davon möglich sein, wie und wo gelernt wurde. Wir erkennen an, dass Bildung auch außerhalb von Institutionen erworben werden kann. Neben herkömmlich erworbenen Abschlüssen muss es alternative Möglichkeiten geben, Zugang zu jeder Art von weiterführender Bildung zu erlangen.

MrSpock

Zitat von: Belbo am 28. April 2014, 09:36:54

ZitatIn einer freiheitlichen Gesellschaft braucht Bildung nicht allein Staatsaufgabe zu sein: Alternative Bildungseinrichtungen fördern nicht nur die Vielfalt, sondern lassen Menschen selbst Verantwortung für Bildung übernehmen. Der Erwerb von Abschlüssen muss unabhängig davon möglich sein, wie und wo gelernt wurde. Wir erkennen an, dass Bildung auch außerhalb von Institutionen erworben werden kann. Neben herkömmlich erworbenen Abschlüssen muss es alternative Möglichkeiten geben, Zugang zu jeder Art von weiterführender Bildung zu erlangen.

Klar, ich lasse meinen 7 jährigen Sohn selbst Verantwortung für die Bildung übernehmen. Wenn dann die Pubertät noch kommt - viel Spaß!
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Belbo

Zitat von: MrSpock am 28. April 2014, 09:44:08
Zitat von: Belbo am 28. April 2014, 09:36:54

ZitatIn einer freiheitlichen Gesellschaft braucht Bildung nicht allein Staatsaufgabe zu sein: Alternative Bildungseinrichtungen fördern nicht nur die Vielfalt, sondern lassen Menschen selbst Verantwortung für Bildung übernehmen. Der Erwerb von Abschlüssen muss unabhängig davon möglich sein, wie und wo gelernt wurde. Wir erkennen an, dass Bildung auch außerhalb von Institutionen erworben werden kann. Neben herkömmlich erworbenen Abschlüssen muss es alternative Möglichkeiten geben, Zugang zu jeder Art von weiterführender Bildung zu erlangen.

Klar, ich lasse meinen 7 jährigen Sohn selbst Verantwortung für die Bildung übernehmen. Wenn dann die Pubertät noch kommt - viel Spaß!

Schul ihn doch bei den "zwölf Stämmen" ein, da ist schnell Schluss mit Pubertät und ähnlichem Teufelszeug.
http://www.sueddeutsche.de/bayern/glaubensgemeinschaft-zwoelf-staemme-sekten-aufstand-im-landtag-1.1870292

F. A. Mesmer

Zitat von: Conina am 27. April 2014, 22:42:27
Wieso ist es Quatsch, die Ergebnisse von Halbtags- und Gesamttagsschulen zu vergleichen?

Wichtig ist doch, was hinten rauskommt.
wissenstransfer ist kein produktionsprozess, schulen keine wissensfabriken und schüler keine kleinen wissensakkumulatoren.
unterschiedliche bildungssysteme zielen auf unterschiedliches auch mit der entscheidung für/gegen halbtagsschule oder ganztagsschule.

in deutschland ist ausgedehnter "nachhilfe"-unterricht nach der regulären schulzeit, privat organisiert, üblich, vergleichbar mit japan...
nebenbei finde ich es schwierig, die lernleistung zu messen, wenn einer 6 stunden mathe in der woche hat und ein anderer 12. und was hinten rauskommt kann echt schwanken und auf anderes ausstrahlen.