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Hebammen Haftpflicht Homöopathie

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Begonnen von Belbo, 27. Februar 2014, 12:03:04

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F. A. Mesmer

zum glück sind alle gesund, trotzdem, ich musste an mich halten.

forenschlaefer

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/hebammen-und-krankenkassen-verhandlungen-gescheitert-a-971388.html
ZitatNun soll eine Schiedsstelle eingeschaltet werden. Sollte es in den kommenden Wochen nicht doch noch eine Einigung geben, kommen auf die freiberuflichen Hebammen ab 1. Juli weiter steigende Haftpflichtprämien zu: Zahlten sie 2004 noch 1352 Euro für die Versicherung, werden es ab Juli 5091 Euro sein.

Haftpflichtausgleich und Honorarforderungen

Die Kassen hatten den Hebammen nach eigenen Angaben drei Lösungsmodelle präsentiert, um die steigenden Haftpflichtkosten auszugleichen. Die Hebammen hätten diese aber abgelehnt und die Verhandlungen über den Haftpflichtausgleich mit "allgemeinen Honorarforderungen" vermischt, kritisierten die Krankenkassen.

pelacani

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hausgeburt-hebamme-muss-wegen-totgeburt-in-haft-a-994865.html

In der Printausgabe Nr. 41, vom 6.10.14, S. 61ff, ist ein wesentlich ausführlicherer Bericht von Beate Lakotta enthalten. Die Verurteilung nach 59 Verhandlungstagen (geplant waren 8 ) wegen Totschlags, nicht etwa wegen fahrlässiger Tötung, wird nachvollziehbar. Über die Hebammen heißt es:

ZitatDer Prozess gegen Anna R. wirft ein verstörendes Licht auf einen Berufsstand, der es gerade noch verstand, eine Welle öffentlicher Sympathie zu erzeugen.
Der Beweisaufnahme zufolge hat Anna R. über Gretas Eltern und wohl auch andere Familien großes Leid gebracht, indem sie alle Richtlinien missachtete. Von den Hebammen, die im Gericht an jedem Verhandlungstag Solidarität mit Anna R. bekunden, hört man dazu kein kritisches Wort. Bei ihnen fließen Tränen des Mitgefühls, nicht wenn betroffene Eltern aussagen, sondern wenn Anna R. spricht. Die Anna hat alles richtig gemacht, so sehen sie es. Eine Hebamme rechtfertigt als Zeugin das unbedingte Festhalten an der Hausgeburt: Kinder die nicht vaginal geboren würden, hätten geringere Lebenschancen.
Hebammen betreiben eine Spendenaktion für die Angeklagte. Die Erhöhung der Berufshaftpflicht, den ,,Hexenprozess" gegen Anna R., all dies sehen sie als Teil des Feldzugs der Schulmedizin gegen das Recht der Frau auf die freie Wahl des Geburtsorts. Ein Flugblatt informiert über das angebliche Ziel des Verfahrens: die Kriminalisierung der Hausgeburtshilfe. ,,Wir stehen vor Gericht", beginnt es. Wir, die Hausgeburtshebammen.
In Deutschland arbeiten rund 21000 Hebammen, nur etwa 3300 leisten freiberuflich Geburtshilfe. Um die 600 haben sich auf Hausgeburten spezialisiert. Die seien genauso sicher wie Klinikgeburten, sagen sie. Zum Nachweis führen sie ein freiwilliges Melderegister. Anna R.s Totgeburten aus dem Jahr 2008 fehlen darin.
Die Klinikgeburt, behauptet etwa der Fachverband für Hausgeburtshilfe auf seiner Website, berge ,,bei gesunden Frauen bisher nicht bekannte Risiken". Tatsächlich jedoch endet jede sechste Hausgeburt im Krankenwagen oder in einer Klinik, weil es zu kritischen Situationen kommt. Dann müssen es die Schulmediziner richten.

F. A. Mesmer

natürlich sind schulmediziner männer. frauen, die schulmedizinerinnen sind, sind keine richtigen frauen... und wir alle wissen ja, das die hebammen das alte hexenwissen der frauen tradieren... deswegen ja auch ein "Hexenprozess"

lass' es mal 2 bis 5 jahre ruhen und dann wird es heißen, eine unschuldige hebamme wurde auf wunsch der patriachalen krankenhaus-/ärztelobby/mafia eingeknastet...

für meinen geschmack kommt im oberen artikel das wort "Schulmedizin" bissi oft vor.

pelacani

Noch ein Einblick in die hebammischen Wissenschaften (dies ist sicherlich mainstream):

ZitatAktuelle Studienlage zur Wirkung von Akupunktur und Akupressur sub partu
Irmi Waldner, Hebamme, Graz
[die hebamme 2013, S. 246ff]

[...] Dabei stellen Wehen einen ,,rhythmisch verstärkten Qi-Fluss" (1) in energetischen Leitbahnen dar, die mit der Gebärmutter verbunden sind. Die Geburt soll einen Zeitrahmen von 24 Stunden nicht überschreiten, wobei viel Qi und Blut verloren geht – die Blutmenge sollte jedoch nicht mehr als 200 ml sein (1).
Wieviel Milliliter Qi verloren gehen dürfen, bevor es gefährlich wird, das sagt sie nicht.

ZitatLaserakupunktur: Die Stimulation erfolgt über Laserstrahlen an den Akupunkturpunkten. Für analgetische Wirkungen ist diese Methode nicht geeignet,
Klar. Wie tief soll denn das Licht in den Körper eindringen, und welche Effekte über eine punktförmige Erwärmung/Verbrennung hinaus soll das Licht haben?
Zitatweil sie nicht so stark wie die Nadelakupunktur ist.
Ach so.

Aber kommen wir zur Sache. Die Reviews werden erwähnt:
ZitatWährend Cho, Lee und Ernst (5) keine Evidenz für die Anwendung von Akupunktur/Akupressur zur Wehenschmerzlinderung sehen, leiten Smith et al. (32) für Akupunktur und Akupressur das Potenzial ab, Schmerz und medikamentöse Schmerzmittel zu reduzieren und eine höhere Zufriedenheit im Schmerzmanagement zu erreichen. Dabei wird der Review von Smith et al. jedoch in methodologischer Hinsicht am höchsten eingestuft.
Alles andere hätte auch verwundert (natürlich konnte bei dem begrenzten zur Verfügung stehenden Raum nicht noch erklärt werden, warum Smith et al methodologisch höherwertig gewesen sind).

Beim Fazit ist man dennoch ein wenig vorsichtig:
ZitatLässt sich Schmerzlinderung durch Akupunktur nachweisen?
Eine eindeutige Beantwortung dieser Frage ist nach dem derzeitigen Forschungsstand nicht möglich.
Im Fettdruck kommt aber dann noch nachgeschoben:
ZitatBei der Berücksichtigung aller vorhandenen Studien gibt es jedoch mehrheitlich und stark verallgemeinernd Hinweise dafür,
● dass Akupunktur und Akupressur dazu beitragen können [...]
[rot eingefärbt durch mich, "aller" Studien bedeutet: auch aller unkontrollierten und sonstwie unbrauchbaren.]

Und dies ist der Punkt:
ZitatFür Hebammen sind komplementäre Methoden geeignete Werkzeuge, da sie grundsätzlich auch eigenständig, unabhängig von ärztlichen Anweisungen, durchgeführt werden können.

Groucho

Zitat von: Pelacani am 11. November 2014, 22:37:43
Und dies ist der Punkt:
ZitatFür Hebammen sind komplementäre Methoden geeignete Werkzeuge, da sie grundsätzlich auch eigenständig, unabhängig von ärztlichen Anweisungen, durchgeführt werden können.

Also nicht das wohl der Gebärenden steht im Vordergrund, sondern ob sie eine Methode anwenden dürfen. Eine ethische Haltung, die stark an die Homöopathen ohne Schamgrenzen erinnert.

gesine2

Zitat
ZitatFür analgetische Wirkungen ist diese Methode nicht geeignet
Klar. Wie tief soll denn das Licht in den Körper eindringen, und welche Effekte über eine punktförmige Erwärmung/Verbrennung hinaus soll das Licht haben?
"Wie tief?" Durch.
"welche Effekte?" Tod. Und da dann kein Schmerz mehr empfunden wird, ist die zitat-zitierte Verneinung widerlegt.

Hier ein Beispiel für den neuen OP-Tisch, noch ohne Verkleidung, Plüsch und Räucherkerzen-Halter. Und das ist nur ne Demo mit 1KW Dauerstrich, da ist deutlich mehr drin.

_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

pelacani

Zitat von: Groucho am 11. November 2014, 22:47:56
Zitat von: Pelacani am 11. November 2014, 22:37:43
Und dies ist der Punkt:
ZitatFür Hebammen sind komplementäre Methoden geeignete Werkzeuge, da sie grundsätzlich auch eigenständig, unabhängig von ärztlichen Anweisungen, durchgeführt werden können.
Also nicht das wohl der Gebärenden steht im Vordergrund, sondern ob sie eine Methode anwenden dürfen. Eine ethische Haltung, die stark an die Homöopathen ohne Schamgrenzen erinnert.
Ich muss zugeben, dass ich durch meine Zitatauswahl ein wenig akzentuiert habe. Aber ich denke schon, dass dies der Kernsatz ist.

pelacani


Typee

Zitat von: Pelacani am 12. November 2014, 15:33:29
Zitat von: Groucho am 11. November 2014, 22:47:56
Zitat von: Pelacani am 11. November 2014, 22:37:43
Und dies ist der Punkt:
ZitatFür Hebammen sind komplementäre Methoden geeignete Werkzeuge, da sie grundsätzlich auch eigenständig, unabhängig von ärztlichen Anweisungen, durchgeführt werden können.
Also nicht das wohl der Gebärenden steht im Vordergrund, sondern ob sie eine Methode anwenden dürfen. Eine ethische Haltung, die stark an die Homöopathen ohne Schamgrenzen erinnert.
Ich muss zugeben, dass ich durch meine Zitatauswahl ein wenig akzentuiert habe. Aber ich denke schon, dass dies der Kernsatz ist.

Der Satz war vielleicht gut gemeint, aber er ist decouvrierend und ein Eigentor. Gemeint war vermutlich: mit diesem Krimskrams können wir etwas tun, ohne erst den Herrn Doktor abwarten zu müssen. Die gute Absicht enthält aber als Prämisse den Glauben an nutzlosen Krimskrams: magisches Denken. Und dafür verlangen die ein Haftungsprivileg.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

pelacani

Der Gesetzesentwurf unter schwerem Beschuss:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/168960/Haftpflicht-Zwei-Klassen-Haftung-in-der-Geburtshilfe
ZitatDie Gleichbehandlung durch den Staat ist ein fundamentaler Grundsatz unserer Rechtsordnung. Wie ist es zu erklären, dass der Belegarzt in der Geburtshilfe seine – ebenfalls immense und weiter steigende – Haftpflichtprämie von 50 000 Euro oder mehr ohne Erleichterungen tragen soll, wohingegen bei den freiberuflichen Hebammen der Regress ausgeschlossen wird?
...
Allerdings würde die Zahl der Hebammen, die insbesondere Haus- und Geburtshausgeburtshilfe leisten, mit einer weiteren Erhöhung der Haftpflichtprämien deutlich zurückgehen. Ob dies aber einen Qualitätsverlust für die geburtshilfliche Versorgung insgesamt bedeutet, ist höchst fraglich.

Zitat von: Pelacani am 11. Oktober 2014, 21:48:39
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hausgeburt-hebamme-muss-wegen-totgeburt-in-haft-a-994865.html
In der Printausgabe Nr. 41, vom 6.10.14, S. 61ff
Zitat
In Deutschland arbeiten rund 21000 Hebammen, nur etwa 3300 leisten freiberuflich Geburtshilfe. Um die 600 haben sich auf Hausgeburten spezialisiert. Die seien genauso sicher wie Klinikgeburten, sagen sie.

ZitatZwei aussagekräftige Analysen aus dem Jahr 2014 aus den USA von 13,9 Millionen Geburten ergaben ein um den Faktor 3,9 erhöhtes Risiko eines neonatalen Todesfalls (innerhalb von vier Wochen nach der Geburt) bei einer Hausgeburt gegenüber einer Klinikgeburt (7). Bei Erstgraviden oder Übertragung lag das Risiko 6,8-fach beziehungsweise 6,7-fach höher. Auch neurologische Auffälligkeiten und/oder zerebrale Krampfanfälle als Parameter einer Hirnschädigung waren bei einer Hausgeburt 3,8-fach im Vergleich zur Geburt im Krankenhaus, bei einer Erstgebärenden sogar um den Faktor 6,3 [erhöht].
http://www.aerzteblatt.de/archiv/168960/Haftpflicht-Zwei-Klassen-Haftung-in-der-Geburtshilfe

duester

Sorry, OT und vollkommen unangemessen natürlich, aber

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 06:17:49
Geburtshausgeburtshilfe ]

;D ;D ;D Müsste es nicht vielleicht präziser "Geburtshaushausgeburtshilfe" heißen? Die "Hausgeburt" als Abgrenzung zur Klinikgeburt und das "Geburtshaus" als Ort der Hausgeburt?

Und jetzt OnTopic: Hat jemand zufällig den Spiegel-Kommentar (ich glaube es war im Spiegel ...) zur Hand, in dem sich die Kommentatorin darauf versteigt, dass eine Einschränkung der Hausgeburt fundamentale Frauenrechte untergräbt, zu denen ja immerhin die "Wahlfreiheit" gehört? Als Mitglied der "kritischen Demographie" (Frau, über 30, höherer Bildungsabschluss - wenn ich in eine Arztpraxis komme, hat der "Naturheilkundler" fette Dollarzeichen in den Augen), möchte ich es hier mal ganz deutlich sagen: Süße, es gibt kein Recht auf Dummheit, Rationalität wurde uns nicht von der patriachalischen Herrschaftsstruktur aufgezwungen und nein, den Verstand ausschalten ist keine Emanzipation.

ajki

Unter anderem die Süddeutsche berichtet von einer Einigung:

Streit um Versicherungen vorerst beigelegt

Ausgleichszahlungen als Wundentupfer etc.

Aber die freien Hebammenschaften sind immer noch, schon wieder oder qua Mentalität dauer-empört:

Zitat"Nicht hinnehmbar" nennt Martina Klenk, Präsidentin des DHV, den Beschluss. Das Recht von Frauen, den Geburtsort frei zu wählen, werde unterlaufen und von der Entscheidung des Arztes abhängig gemacht. Als einen "unhaltbaren Zustand" bezeichnet auch der Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) die Regelung. Beide Verbände behalten sich daher vor, gegen den Schiedsspruch vorzugehen.
every time you make a typo, the errorists win

Typee

Zitat von: ajki am 30. September 2015, 15:11:56
Unter anderem die Süddeutsche berichtet von einer Einigung:

Streit um Versicherungen vorerst beigelegt

Ausgleichszahlungen als Wundentupfer etc.

Aber die freien Hebammenschaften sind immer noch, schon wieder oder qua Mentalität dauer-empört:

Zitat"Nicht hinnehmbar" nennt Martina Klenk, Präsidentin des DHV, den Beschluss. Das Recht von Frauen, den Geburtsort frei zu wählen, werde unterlaufen und von der Entscheidung des Arztes abhängig gemacht. Als einen "unhaltbaren Zustand" bezeichnet auch der Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) die Regelung. Beide Verbände behalten sich daher vor, gegen den Schiedsspruch vorzugehen.

Nur das das mal ganz klar ist: das hier soll "nicht hinnehmbar" sein:

ZitatBei einem Riss der Gebärmutter, unterschiedlichen Blutgruppen bei Mutter und Kind oder bestehendem Diabetes müssen Hebammen die Mütter an einen Arzt verweisen. Wird der Geburtstermin um drei Tage überschritten, ist eine Hausgeburt möglich, wenn es zuvor eine ärztliche Untersuchung gab.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

MrSpock

Sind damit nur Hausgeburten abgedeckt oder auch Wald- und Wiesengeburten? Die kommen ja auch wieder in Mode.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.