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Prism und Co

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Begonnen von Groucho, 23. Juli 2013, 12:06:08

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MrSpock

Zitat von: KranzFonz am 25. Juli 2013, 15:18:35
Zitat von: MrSpock am 25. Juli 2013, 13:51:39
Das ist ja die Crux an der Sache. In dem Moment, in dem ich als Nutzer online bin, hinterlasse ich Datenspuren, ob ich will oder nicht.

Nein, die Datenspur hinterlässt Du schon vorher. Es reicht, das Handy anzuschalten, um relevante Daten in die Umwelt zu pusten. Es reicht auch schon, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, um von einer Kamera erfasst zu werden. Wenn wir einigermassen so weiterleben wollen wie bisher, müssen wir uns also damit abfinden, dass Daten von uns ungewollt im Netz landen. Aber wir müssen uns nicht damit abfinden, dass Organisationen die Daten im großen Stil sammeln und zusammenfügen.

Zitat von: MrSpock am 25. Juli 2013, 13:51:39
Und ja, die Daten müssen geschützt werden. Aber Mißbrauch wird es immer geben. Also muss ich mir bewusst machen, das man jederzeit meine Daten missbrauchen kann. Selbst ein noch so strenges Datenschutzgesetz hält nicht von Missbrauch ab. Einzige Konsequenz: Entweder damit leben, also akzeptieren oder nur noch analog agieren. Unbefriedigend, aber ich fürcht im Moment nicht zu ändern. Oder hast Du eine andere Idee?

Um zum Kern zurück zu kommen: Natürlich kann jemand alle meine Daten erspähen, wenn er ausreichend Energie aufwendet. Der Datenschutzlevel wirkt sich dann nur darauf aus, wie viel Energie aufgewandt werden muss, um den Schutz zu knacken. Im Zweifel setzt man nach alter Sitte einen Detektiv auf mich an, um festzustellen, wo ich mich wo aufhalte und was ich so treibe. Damit habe ich auch kein Problem, denn ich behaupte mal, dass ich für solche Aktionen nicht interessant genug bin.

Der Punkt ist, dass die Überwachungsdaten von mir nur dann wertvoll sind, wenn man mir persönlich ans Leder will. Allgemein betrachtet sind die Daten praktisch wertlos; man kann nichts damit anfangen. Erst in der gleichartigen Massenspeicherung kommt der Nutzung zum Tragen. Erst wenn dieselbe Art von Daten von vielen Personen vorgehalten und miteinander verknüpft werden, hat man die Möglichkeiten, Profile zu entwickeln und die Menschen in Schubladen zu stecken. Die Vorratsdatenspeicherung in Verbindung mit moderner Technik, wie sie bspw. bei picasa eingesetzt wird, ist gefährlich, nicht die Überwachung einzelner Personen.

In der Tat, da müssen wir differenzieren: Wird ein Bewegungsprofil von mir erstellt, sobald ich mein Handy nur anschalte oder wird ein Bewegungsprofil erstellt, weil ich auf fb immer poste, wo ich mich gerade befinde. Im zweiten Fall würde ich sagen: Selber schuld! Im ersten Fall: Schweinerei!

Ich fürchte, wir haben ein wenig aneinander vorbeigeredet: Ich meinte den zweiten Fall und Du den ersten. Zumindest interpretiere ich das jetzt einfach mal so.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

The Doctrix

Sorry, wenn ich hier noch einen Punkt von vor 2 Tagen aufgreife - bin gerade im Urlaub und hatte in den letzten Tagen nur sporadisch und nicht immer stabil Netzzugang:

Das mit dem Scannen von eMails nach Schlüsselworten ist absoluter Mumpitz. Glaubt Ihr wirklich, Terroristen oder andere Kriminelle würden tatsächlich Begriffe wie "Bombe" oder "Anschlag" verwenden? Oder Ihre Mails mit "Imschallah!" beenden?

Die Geheimdienste scheinen das tatsächlich zu glauben. Nur leider sind die Täter nicht so doof. Da werden natürlich Umschreibungen verwendet. Das ist übrigens auch nicht neu. Ich habe mich vor ein paar Jahren mal mit einem LKA-Fanhder unterhalten, der mir vom ersten grossen Höhepunkt des Internet-Handels mit Drogen vor ca. 10 Jahren erzählte. Die Zeit, in der "Ecstasy-Pillen" auch tatsächlich als solche bezeichnet wurden, war nur extrem kurz. Später wechselten die Umschreibungen fast monatlich: zuerst noch eher Gossenslang wie "Teile" oder "Geräte", später dann blumigere Umschreibungen wie "Batterien", "Booster" oder "Power-ups" und schliesslich völlig abgedrehte Bezeichnungen wie "Beeren", "Steine", "Bacardi" oder gar "Gänseblümchen" (!). Da kommt kein eMail-Scanprogramm mehr hinterher.

Bei Terroristis & Co. wird das nicht anders sein.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Homeboy

Zitat von: general winter am 24. Juli 2013, 20:41:47
@Homeboy
Na dann mach schon mal deinen Koffer fertig. Die kommen ohne Voranmeldung. ;)
Weiter vorn hast du geschrieben, dass wegen Geheimdienstspähaktionen Kriege ausgelöst wurden. Kannst du da ein Beispiel nennen?

nicht ganz, ich schrieb:
Zitat von: Homeboy am 24. Juli 2013, 19:27:15
Völkerrechtlich ist Prism & Co. ein Skandal ersten Ranges, Kriege wurden wegen Geringerem ausgelöst.

Das ist etwas anderes, als was du daraus gemacht hast.
Konkret geht es mir um die Anlässe für Krieg, denn es geht hierbei wohl i.d.R. um vorgeschobene Gründe, die zur medialen Inszenierung taugen. (mehr dazu hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsgrund).

Ein konkretes Beispiel für einen absurden Kriegsgrund ist der "Fußballkrieg (auch 100-Stunden-Krieg) war ein militärischer Konflikt zwischen Honduras und El Salvador. Er brach am 14. Juli 1969 aus, nachdem es bei Ausschreitungen bei den Qualifikationsspielen zur Fußball-Weltmeisterschaft von 1970 der beiden Länder zu Todesopfern gekommen war." (http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fballkrieg)

Wer in Glashaus sitzt, hier die Position der USA zu "Hackerangriffen" http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_46904068/usa-wollen-hackerangriffe-zum-kriegsgrund-erklaeren.html

Von den frei erfundenen Kriegsgründen, wie Giftgas im Irak, ganz abgesehen.

Homeboy

Zitat von: The Doctor am 25. Juli 2013, 17:01:42
Sorry, wenn ich hier noch einen Punkt von vor 2 Tagen aufgreife - bin gerade im Urlaub und hatte in den letzten Tagen nur sporadisch und nicht immer stabil Netzzugang:

Das mit dem Scannen von eMails nach Schlüsselworten ist absoluter Mumpitz. Glaubt Ihr wirklich, Terroristen oder andere Kriminelle würden tatsächlich Begriffe wie "Bombe" oder "Anschlag" verwenden? Oder Ihre Mails mit "Imschallah!" beenden?

Die Geheimdienste scheinen das tatsächlich zu glauben. Nur leider sind die Täter nicht so doof. Da werden natürlich Umschreibungen verwendet. Das ist übrigens auch nicht neu. Ich habe mich vor ein paar Jahren mal mit einem LKA-Fanhder unterhalten, der mir vom ersten grossen Höhepunkt des Internet-Handels mit Drogen vor ca. 10 Jahren erzählte. Die Zeit, in der "Ecstasy-Pillen" auch tatsächlich als solche bezeichnet wurden, war nur extrem kurz. Später wechselten die Umschreibungen fast monatlich: zuerst noch eher Gossenslang wie "Teile" oder "Geräte", später dann blumigere Umschreibungen wie "Batterien", "Booster" oder "Power-ups" und schliesslich völlig abgedrehte Bezeichnungen wie "Beeren", "Steine", "Bacardi" oder gar "Gänseblümchen" (!). Da kommt kein eMail-Scanprogramm mehr hinterher.

Bei Terroristis & Co. wird das nicht anders sein.

ich stimme dir gerne zu, das macht aber diese Art der Überwachung, erstrecht die Überwchung aller, noch absurder.
Schaut man auf das Phänomen Totalüberwachung und stellt fest, dass die bösen Buben, die als "Grund" der Totalüberwachung genannt werden, regelmäßig Kommunikationsformen nutzen, die mit den Mitteln der Totalüberwachung nicht erfasst werden.
Das betrifft sowohl Vertreter des Organisierten Verbrechens (Mafia und Co), wie dubiose Sekten, fragwürdige Unternehmen und erstrecht politisch motivierte Gewalttäter, Terroristen, Freiheitskämpfer oder Patrioten...

Diejenigen, die dennoch voll erfasst werden, sind die unfähigsten der bösen Buben - das erleichtert den Richtigen die Suche nach ihresgleichen....
Von den Kleinkriminellen rede ich hier nicht, weil, wegen denen ist das bissi übertrieben.

Und natürlich die normale Bevölkerung, die wirklich nichts für nichts kann, nichts will, als in Ruhe und Frieden ihren Geschäften nachzugehen und bissi Glück zu haben/machen/finden.
Diejenigen, die also transparent sind, sind die Regierten, mehr oder minder angepassten, Massen. Wenn also diejenigen, wegen denen man das alles macht, damit nicht/kaum erfasst werden, und diejenigen, die man schützen will aber die volle Breitseite abbekommen, wissentlich und willentlich, dann fragt man sich schon, ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt für die Totalüberwachung, die aber denen, die überwacht werden sollen, besser nicht genannt werden, sondern eben ein Sündenbock.


The Doctrix

Zitat von: Homeboy am 25. Juli 2013, 17:59:49
Wenn also diejenigen, wegen denen man das alles macht, damit nicht/kaum erfasst werden, und diejenigen, die man schützen will aber die volle Breitseite abbekommen, wissentlich und willentlich, dann fragt man sich schon, ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt für die Totalüberwachung, die aber denen, die überwacht werden sollen, besser nicht genannt werden, sondern eben ein Sündenbock.

Genau das macht mir Angst.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

general winter

@The Doctor
Das die Gangster ihre geplanten Schandtaten im Netz ausposaunen kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich meine aber, dass das die NSA/BND...-Schlapphüte auch wissen. Was sie da in dem Datenwust genau suchen und ob sie es wirklich finden werden sie uns gewiss nicht erzählen.
@Homeboy
-Die geringeren Kriegsgründe sind hiermit akzeptiert.
-Zur Kriegsdrohung USA. Der große Aufreger bei Prism ist, wenn ich nicht alles falsch verstanden habe, dass sich Verbündete gegenseitig aushorchen. Mittlerweile wissen wir, dass das offenbar in gegenseitigem Einvernehmen und Hand in Hand geschieht. Daher sind keine Kriegshandlungen zwischen NATO-Staaten zu befürchten.
-Irak-Krieg. Hier wurden von der Politik Geheimdienstberichte erfunden oder verfälscht um zum Kriegsgrund zu kommen. Das ist m.E. schon seit ewigen Zeiten die gängigste Praxis um eine Aggression zu starten. Hat daher mit der Problematik
Prism nichts zu tun.
Im Zweifel für die Freiheit.

MrSpock

Hier kommt die ultimative Antwort auf die offenen Fragen:

http://de.webfail.com/a586f638849
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

Homeboy

Zitat von: The Doctor am 25. Juli 2013, 18:42:42
Zitat von: Homeboy am 25. Juli 2013, 17:59:49
Wenn also diejenigen, wegen denen man das alles macht, damit nicht/kaum erfasst werden, und diejenigen, die man schützen will aber die volle Breitseite abbekommen, wissentlich und willentlich, dann fragt man sich schon, ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt für die Totalüberwachung, die aber denen, die überwacht werden sollen, besser nicht genannt werden, sondern eben ein Sündenbock.

Genau das macht mir Angst.

Meiner Meinung nach ist genau das der Punkt, weswegen der Stasi-Vergleich nicht ganz von der Hand zuweisen ist. Und der Ansatz, die Stasi hätte nur ihre Bürger bespizelt, relativiert sich auch, wenn man den Gedanken vom Imperium übernimmt. Denn die USA sind eines, wie Rom, das Französische Empire oder das Britische Empire auch eines war. Und wir hier sind wahlweise Germanien, (europäische/deutsche) Kleinstaaten, das Osmanische Reich oder China - im wesentlichen nicht dauerhaft einzuverleiben, aber aus hegemonialer und ökonomischer Perspektive profitabel...

Geschichte bildet! Oder um es mit Mark Twain zu sagen:
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

Homeboy

Zitat von: general winter am 25. Juli 2013, 18:53:33
@The Doctor
Das die Gangster ihre geplanten Schandtaten im Netz ausposaunen kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich meine aber, dass das die NSA/BND...-Schlapphüte auch wissen. Was sie da in dem Datenwust genau suchen und ob sie es wirklich finden werden sie uns gewiss nicht erzählen.

@Homeboy
1) -Die geringeren Kriegsgründe sind hiermit akzeptiert.
2) -Zur Kriegsdrohung USA. Der große Aufreger bei Prism ist, wenn ich nicht alles falsch verstanden habe, dass sich Verbündete gegenseitig aushorchen. Mittlerweile wissen wir, dass das offenbar in gegenseitigem Einvernehmen und Hand in Hand geschieht. Daher sind keine Kriegshandlungen zwischen NATO-Staaten zu befürchten.
3) -Irak-Krieg. Hier wurden von der Politik Geheimdienstberichte erfunden oder verfälscht um zum Kriegsgrund zu kommen. Das ist m.E. schon seit ewigen Zeiten die gängigste Praxis um eine Aggression zu starten. Hat daher mit der Problematik
Prism nichts zu tun.

zu 1: gut

zu 2: naja, nicht ganz, denn dass auch ranghohe und ranghöchste Politiker überwacht werden/wurden hat dann sogar die kalt erwischt. Denn die dachte ja, nur der Pöbel würde überwacht und sie selbst nicht... Hier ist offensichtlich Klärungsbedarf, wie weit die Verträge gehen und wessen Interpretation die Kompetenzgrenzen im Sinne des Vertrags/der Verträge (?) besser beschreibt.
Wessen Interpretation sich aufgrund eigener Machtfülle und Gewaltpotenzial durchsetzt ist da fast schon ausgemacht.

Außerdem steht und fällt deine These von Krieg/Frieden zwischen NATO-Staaten mit der Definition von Krieg - wahrscheinlich denkst du an einen Krieg mit konventionellen Waffen. Fragen wir nach Wirtschaftskrieg, dann tobt der seit mindestens 20 Jahren
- mit Blick darauf, das der Kalte Krieg letztlich als Wirtschaftskrieg gewonnen bzw. verloren wurde, je nach Konfliktpartei, weil der Ostblock sich kaputtgerüstet hat und sich weitere Rüstung nicht mehr leisten konnte/wollte usw. ist der Krieg mit dem Geld nicht zu unterschätzen.
Seit einiger Zeit gibts mit dem Internet eine neue Dimension eines "Kriegs um Informationen" wie wir ihn jetzt auch mit Prism beobachten können, sicherlich nicht unerheblich usw.

Und schließlich wäre zu Fragen, ob ein Imperium (aktuell die USA) seine Vasallenstaaten überhaupt anders, als mit kriegsähnlichen Handlungen überhaupt Dominieren und in Abhängigkeit halten kann. Dass Vasallen kaum aus Liebe folgen ist bei dem über alle politischen Spektren hinweg salonfähigen und tiefgehenden Antiamerikanismus schwer zu leugnen. Bestenfalls wäre es die Ehrfurcht vor der militärischen Überlegenheit und die Konditionierung an die imperiale Kulturproduktion (zum Zweck der Selbstbeweihräucherung).

zu 3: man sollte meinen, dass willkürlich herbeifabulierte Gründe noch viel banaler/geringer seien, als tatsächliche Begebenheiten, die erstrecht  zum Vorwand taugen um als Kriegsanlass herzuhalten.


KranzFonz

Zitat von: MrSpock am 25. Juli 2013, 15:42:02
In der Tat, da müssen wir differenzieren: Wird ein Bewegungsprofil von mir erstellt, sobald ich mein Handy nur anschalte oder wird ein Bewegungsprofil erstellt, weil ich auf fb immer poste, wo ich mich gerade befinde. Im zweiten Fall würde ich sagen: Selber schuld! Im ersten Fall: Schweinerei!
Ich wäre da nicht so streng, ist aber auch nur meine persönliche Meinung. Klar, wenn ein User sein Leben auf Facebook verbringt, kann jeder sehen, was er wann wo und wie gemacht hat. Aber ist er sich der vollen Konsequenz hinsichtlich der Auswertung von Massendaten bewusst? Ich will dieser Person nicht ihre Selbstbestimmung nach einem öffentlichen Leben nehmen, aber nach meiner Meinung hat auch diese Person Schutz verdient soweit es nicht schadet und der Aufwand es zulässt.

Zitat von: MrSpock am 25. Juli 2013, 15:42:02
Ich fürchte, wir haben ein wenig aneinander vorbeigeredet: Ich meinte den zweiten Fall und Du den ersten. Zumindest interpretiere ich das jetzt einfach mal so.
Mir war klar, welchen Fall Du meinst. Was ich herausstellen wollte ist, dass man es nicht auf diesen Fall begrenzen kann. Wir wissen nicht, ob nur die "Selbst-Schuld-Fälle" betroffen sind oder ob die Datensammlung tiefer reicht. Wo will man auch hier die Grenze ziehen? Ist das Versenden von unverschlüsselten E-Mails oder privater Nachrichten auf Facebook fahrlässig? Wie weit muss der Schutz reichen, um nicht fahrlässig zu sein?

Zitat von: The Doctor am 25. Juli 2013, 18:42:42
Zitat von: Homeboy am 25. Juli 2013, 17:59:49
Wenn also diejenigen, wegen denen man das alles macht, damit nicht/kaum erfasst werden, und diejenigen, die man schützen will aber die volle Breitseite abbekommen, wissentlich und willentlich, dann fragt man sich schon, ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt für die Totalüberwachung, die aber denen, die überwacht werden sollen, besser nicht genannt werden, sondern eben ein Sündenbock.

Genau das macht mir Angst.

Volle Zustimmung. Ergänzend: Möglicherweise gibt es auch keine anderen Gründe. Wenn man die Daten aber erst einmal hat, kommt man vielleicht auf Ideen...

Krebskandidat

Zitat von: Homeboy am 25. Juli 2013, 17:59:49
Wenn also diejenigen, wegen denen man das alles macht, damit nicht/kaum erfasst werden, und diejenigen, die man schützen will aber die volle Breitseite abbekommen, wissentlich und willentlich, dann fragt man sich schon, ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt für die Totalüberwachung, die aber denen, die überwacht werden sollen, besser nicht genannt werden, sondern eben ein Sündenbock.

Denke ich nicht. Ich schätze, es ist so wie ich es damals bei meinem Wehrdienst gelernt habe. "Du kannst nicht alle Waffenverstecke/Bomben in einem Kfz finden. Wenn jemand etwas schmuggeln oder in die Luft jagen will, dann schafft er das auch. Aber du kannst zumindest die Dummen und Amateure aussieben."
Gut, dass die meisten "Bösen" i.d.R. ziemlich dämlich sind.  :P
"wenn gott nicht das universum und unsere physik gesetze geschaffen hat dann wie kann es sein dass wasser bei genau 0 Grad friert und bei genau 100 Grad kocht? Zufällig 2 runde zahlen, was wäre die wahrscheinlichkeit?"

Homeboy

Zitat von: Krebskandidat am 26. Juli 2013, 15:49:46
Zitat von: Homeboy am 25. Juli 2013, 17:59:49
Wenn also diejenigen, wegen denen man das alles macht, damit nicht/kaum erfasst werden, und diejenigen, die man schützen will aber die volle Breitseite abbekommen, wissentlich und willentlich, dann fragt man sich schon, ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt für die Totalüberwachung, die aber denen, die überwacht werden sollen, besser nicht genannt werden, sondern eben ein Sündenbock.

Denke ich nicht. Ich schätze, es ist so wie ich es damals bei meinem Wehrdienst gelernt habe. "Du kannst nicht alle Waffenverstecke/Bomben in einem Kfz finden. Wenn jemand etwas schmuggeln oder in die Luft jagen will, dann schafft er das auch. Aber du kannst zumindest die Dummen und Amateure aussieben."
Gut, dass die meisten "Bösen" i.d.R. ziemlich dämlich sind.  :P

Stimmt schon, und die Zivilgesellschaft mit ihren demokratischen Fundamenten um Rechtsstaatlichkeit, Datenschutz, das Verbot der Verfolgung Unschuldiger usw. das ist dann eben Kollateralschaden. Wie schade...

Wolleren

@Gesine: danke für die Gedächtnisauffrischung!

re Schlüsselwörter (Heroin! Al Qaida! Bombe!) suchen und auf dumme Ergebnisse hereinfallen:
Die Möglichkeiten von Stilometrie und automatischer computergestützer Textanalyse würde ich nicht unterschätzen. Dort, wie bei einigen anderen Fachgebieten, hat es mit dem exponentiellen Zuwachs an verfügbarer Computerzeit auch einen beachtenswerten Zuwachs an Algorithmen gegeben.
Die Zeiten, in denen manuelle Algorithmen auf Computer übertragen wurden, sind lange vorbei. Heute werden Methoden für die computergestützte Analyse entwickelt, die die Voraussetzung unglaublicher Rechenkapazitäten mit einbeziehen. Bspw. dürfte ein Algorithmus, dessen Zeitverbrauch linear mit der Anzahl der Daten steigt, überhaupt kein Problem mehr darstellen. Ein exponentieller Zuwachs der Laufzeit mit der Anzahl der Daten ist heute nicht mehr automatisch ein Todesstoß für einen Algorithmus.
Bei Vorliegen eines Verdachts sind außerdem die Metadaten der Kommunikation oft informativer als der Inhalt selbst.


re massenhafte Datenerhebung von Privatpersonen vs. Industriespionage:
Was ist das Ziel der NSA: Daten sammeln für einen unbestimmten in der Zukunft liegenden Zweck (oder dem Schutz vor Terror) oder Sicherung des Wirtschaftstandorts USA? Letzteres ist offensichtlich, daher baue ich konsensfähige NSA-Kritik darauf auf.


re dauerhafte Rasterfahndung:
Ich finde nichts Unethisches daran, öffentlich verfügbare Daten zu scannen. Letztlich tu ich das bereits, wenn ich einen google-Alert einrichte und das Schlüsselwort "Impfschaden" benutze. Das ist schon eher Journalismus als geheimdienstliche Tätigkeit.
Bei Daten, die nicht öffentlich sind, also in D dem Fernmeldegeheimnis unterliegen, ist das anders. Daten, die bspw. auf Facebook vorhanden und nicht komplett freigegeben sind, sind nicht öffentlich.

Geheimdienstliche Tätigkeit unterliegt nicht dem Zwang, Datenquellen illegal anzuzapfen.
Geheimdienstliche Datenanalyse sollte vielmehr andere Verknüpfungen der gesammelten Daten bedeuten als solche, die auch eine Bundespolizei bilden kann. Diese dauernde Rasterfahndung ist eigentlich eine Bankrotterklärung intelligenter geheimdienstlicher Arbeit. Nicht, dass es davon seit jeher viel gegeben hätte, vgl. Herbert Rosendorfers "Das Messingherz".

Dass die Verletzung des Fernmeldegeheimnis durch Geheimdienste und Providern irgendwo auf der Welt nicht vermeidbar ist, macht ihr Verhalten nicht ethischer, aber zeigt, dass man unabhängig von geltendem Recht und ethischen Erwägungen tatsächlich auch selbst verantwortlich ist für das, was an Daten über einen in der Welt so herumschwirrt.
Solange es keine Weltregierung mit nur einem Geheimdienst gibt, dessen Vorgehen unter Richtervorbehalt steht, und Firmen wie google, amazon, facebook etc. ganz brav sind, muss man als Person, die überall Datenspuren hinterlässt, sich wirklich selbst um seinen personal data footprint kümmern. In ct 16 / 2013 kann man sich gut über die technische Seite des footprints zu informieren.

Bloedmann

Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

MrSpock

Zitat von: Bloedmann am 30. Juli 2013, 22:43:23
Ankuggn!

Was mir fehlt ist die Darstellung der "anderen Seite", nämlich die Fahndungserfolge, die schlimmeres verhindert haben oder eine schwere Straftat aufgeklärt haben. Das sollte man auf jeden Fall noch in die Waagschale werfen, sonst wird das Ganze eine einseitige Story. Ansonsten finde ich das Video sehr gut gemacht!
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.